Kauftraft der Mittelschichten abhängt, dieser Feldzug würde jozusagen uferlos fein, wenn nicht gleichzeitig damit der Kampf um die Berkürzung der Arbeitszeit verbunden wäre.
Arbeiten und dienen!
Die Parole des Reichsministers Wilhelm Koch . Wir haben geglaubt, den Deutschnationalen, ihrem neuen Es ist eine Heuchelei jondergleichen der Unternehmer, Berkehrsminister Wilhelm Koch und dem gesamten Besiz wenn sie behaupten, daß sie ohne eine verlängerte Arbeitsbürgerblod einen Dienst zu erweisen, als wir die Parole zeit nicht auskommen könnten. Während der ersten Jahre Koch s an die deutschnationalen Stahlhelm Arbeiter: 21 r Stahlheim- Arbeiter: ,, 21= nach dem Kriege war der Achtstundentag in Deutschland all beiten und dienen!" auch wirklich den breiten Argemeingültiges Geseg. Kein Unternehmer ist damals an dem beitermassen zur Kenntnis brachten. Achtstundentag zugrunde gegangen, obwohl die allgemeine Wirtschaftslage Deutschlands eine viel schlechtere mar als heute und obwohl die Unternehmungen damals technisch bei weitem nicht auf der Höhe waren. In den ernsthaft in Betracht kommenden Konkurrenzländern ist der Aichistundentag die allgemeine Regel. Nur in Deutschland soll es nach Meinung der Unternehmer nicht möglich sein, den Achtstundentag durchzuführen.
Die Regierung hat sich so sehr auf die Seite der Unternehmer gestellt, daß sie in der Arbeitszeit Schiedssprüche für verbindlich erklärt oder durch ihre nachgeordneten Schlich tungsinstanzen erklären läßt, die den Acht stundentag glatt aufheben und es in das Belieben des Unter nehmers stellen, Ueberstunden anzuordnen, ohne daß den Behörden oder den Vertretern der Arbeiterschaft der Nachweis erbracht zu werden braucht, daß die Verlängerung der Arbeitszeit notwendig ist. Damit wird nicht nur praktisch in Deutschland der Neunstundentag oder der Zehnstundentag eingeführt, es wird der Arbeiterschaft einfach unmöglich gemacht, von den ihr verfassungsmäßig zustehenden Rechten einen wirksamen Gebrauch zu machen.
Der Bundesausschuß des ADGB . hat dazu klipp und flar erklärt, daß dieser Mißbrauch des Schlichtungsverfahrens von den Gewerkschaften nicht länger ertragen werden fann. Er hat besonders in dem konkreten Falle der Leipziger Metallarbeiter und der Androhung der Aussperrung der gesamten Metallarbeiter Sachsens angefündigt, daß er sich neue Beschlüffe vorbehält, falls der Kampf größere Ausdehnung annehmen sollte.
In seiner Entschließung zum Entwurf des Arbeitsschutz gefeges hat der Bundesausschuß nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Regelung der Arbeitszeit nicht Zwangsschiedssprüchen unterworfen werden darf. Wenn die Arbeitszeit gefeilich festgelegt ist, dann darf eine Abweichung davon nur im Einverständnis beider Parteien vereinbart werden. Andernfalls ist jebe gesetzliche Regelung nur toter Buchstabe.
Wenn die Gewerkschaften es auf sich haben nehmen müssen, das schwere Problem der deutschen Wirtschaftskrise zu einer Lösung zu bringen, weil die Unternehmer, statt die Krife zu bekämpfen, sie durch ihre furzsichtige Lohn- und Arbeitszeitpolitif noch verschärfen und weil die Regierung die Unternehmer in ihrer Haltung noch bestärkt, dann müssen die Gewerkschaften es sich aber ganz energisch verbitten, daß man ihren Kampf durch Zwangsschiedssprüche einfach zu inhibieren versucht.
Heute aber erfahren wir durch die deutschnationale Parteiforrespondenz( TDN3.), daß es sich um eine nieber trächtige älfchung des Borwärts"" handle. Die ,, un glaublich freche Art der Fälschung" verrate unsere grimme Bein" über die große Versammlung der Gelben und Stahlhelmer. In Wirklichkeit habe Herr Koch nicht vom Dienen", sondern vom Berdienen" gesprochen. Die Weglaffung der Vorfilbe bedeute eine besondere Infamie und so meiter.
Auch vom Gesichtspunkte der Sozialdemokratie mußte diese Regierung begrüßt werden, da ja die für die Arbeiter fo wichtigen Refforts von Ministern befeßt find, welche auch Roalitionsgenoffen der preußischen Regierung sind.
Arbeiten und dienen
Reichstagsabgeordneter bewohnt, eine jährliche Entschädigung, die auf 25 000 M. angegeben wird. Der Pflicht, für die Teilnahme an wenigen Eigungen jährlich diefe 25 000 M. zu erheben, will fich Herr von Stauffenberg nicht entziehen. Es fragt sich nur, was die mürttembergische Bauernschaft zu diesem Pflichtbewußtsein sagt.
Die gesamte Kleinbauernschaft, die ihre sauer aufgebrachten Hagelversicherungsprämien der genannten Gesellschaft zuführt, wird es aber auch interessieren, daß neben dem Freiherrn v. Stauffenberg noch 12 Großgrundbesiger mit den gleichen Be3ügen im Aufsichtsrat sitzen. Darunter befinden sich 5 Rittergutsbesizer, 1 Majoratsherr, mehrere Defonomieräte, aber nicht ein einziger schaffender Bauer.
Vanderveldes„ Einmischung".
Zägliche Rundschau" und Deutsche Tageszeitung" mit ihm unzufrieden.
"
-
Geständnis machen: Wir haben den betreffenden Satz aus Angesichts so zerschmetternder Vorwürfe müssen wir ein Banderpeldes Worte der Sorge um den Rechtsfurs in Deutsch der Rede Kochs vorsichtshalber aus einem so deutschnational wie auch der Deutschen Tageszeitung" hervorgerufen. Besonders land haben den Protest fomohl der„ Täglichen Rundschau zuverläffigen Blatt wie dem Reichsboten" entbas erstgenannie Blatt, das noch immer im Ausland- man weiß nommen, der über die Kundgebung einen feitenlangen Be- nicht, ob zu Recht oder Unrecht als das Sprachrohr des Ausricht mit großen fetten Schlagzeilen veröffentlichte. Dort wärtigen Amts und namentlich Dr. Stresemanns gilt, wendet sich hieß es schrift und buchstabengetreu: gegen die angebliche Einmischung in die inneren Verhältnisse Deutschlands ". Die Tägliche Rundschau" führt Banderveldes Sprache auf die Denunziationen" der deutschen Sozialdemokratie zurück. Mit dieser plumpen und gehäffigen Ausrede wird man aber doch nicht die Tatsachen aus der Welt schaffen können, daß die Deutschnationalen bisher jede Verständigungspolitik bekämpft haben, einschließlich der Locarno - Berträge und des Eintritts Deutschlands in den Bölkerbund. Das ist eine Tatsache, deren Bedeutung fich die Reichsregierung so sehr bewußt ist, daß gerabe Dr. Strefe mann fich wiederholt bemüht hat, in Interviews für ausländische Blätter zu verfichern, daß durch den Eintritt der Deutschnationalenin das Reichsfabinett fich nichts an der deutschen Außenpolitik ändern würde. Wenn es den Staatsmännern des Auslandes ver mehrt fein follte, sich für diese Frage zu interessieren, dann wären auch diese an das Ausland gerichteten Versicherungen des Reichs außenministers überflüssig gewefen. Durch seine Interviews an die „ Times" usw. hat Stresemann vielmehr anerkannt, daß das Ausland berechtigt ist, fich über diese immerhin nicht unwichtige Trage den Kopf zu zerbrechen.
ist zunächst das, was die deutsche Arbeitnehmerschaft braucht. Die Regierung ist sich darüber ganz klar, daß insbesondere der wirtfchaftliche Aufschwung der Vergangenheit nur möglich war burch die enge Zusammenarbeit von Arbeitgeberschaft und Arbeitnehmerschaft,
weil der deutsche Aufstieg nur möglich ist durch die Einigfeit, menn fein Stand bevorzugt wird. Beriprechungen find schon viele gemacht, gehalten sind wenige. Diefe Reichsregie rung verspricht nichts weiter als ihre Pflicht u tun!
lich und vollkommen finngemäß, daß die deutsche ArbeiterWo steckt nun die Fälschung? Steht da nicht ganz deutlich und vollkommen finngemäß, daß die deutsche Arbeitergreiflich, daß man dies harte Wort, das über dem Bürgerblock schaft„ arbeiten und dienen" foll? Es ist ja beEs ist ja begreiflich, daß man dies harte Wort, das über dem Bürgerblod Schweben bleiben wird, jetzt als Fälschung" bezeichnen möchte. Aber wenn ichon gefälscht wurde, dann müßten sich Herr Koch und seine Freunde an den ihnen geistesverwandten Reichsboten" menden, nicht aber an den„ Borwärts"!
Der stolze Ritter von Stauffenberg hat mit der Die Gewerkschaften sind gegen den Widerstand der de- und wehmütigen Umdeutung seiner im Meinungsaustausch mit Unternehmer und der öffentlichen Gewalten entstanden und dem Staatspräsidenten Bazille losgelassenen Schimpfepistel über in fchweren Kämpfen gewachsen. Sie werden auch gegen die das 3entrum die Erklärung verbunden, daß er es ablehne, bie Zwangsschiedssprüche sich zur Wehr zu setzen wiffen. Sie ihm von den Zentrumsbauern übertragenen Chren werden aber, wenn die Schlichtungsbehörden auf dem beamter bei wirlschaftlichen Unternehmungen und Organisationen tretenen Beg fortschreiten, gezwungen fein, zu Mitteln zu niederzulegen. Er hat diese Erklärung damit begründet, baß sich greifen, bie nicht nur das gesamte Schlichtungsverfahren in Gus feinen Aemtern nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten Gefahr bringen könnten. ergeben, denen er sich nicht entziehen werde.
Die Gewerkschaften rufen die gesamte Arbeiterschaft auf, zusammenzustehen und den Sieg zu sichern, indem sie die Gemerffchaftsorganisationen fo start macht, daß sie alle Widerstände überwinden fönnen. Die Beschlüsse des Bundes. ausschusses des ADGB . find ein Alarmruf, der gleicherweise für die Regierung, für die Unternehmer und für die Arbeiterflasse felbft gift.
Widerlegung des Sozialismus.
Bon Hans Bauer.
Die Maryismustöter sind wieder mal heftig am Werke. Emjig fickert es aus ihrer Feder. Die Widerlegungen türmen fich. Die Nachweise, daß erstens der Margismus seit langem tot ist, daß es zweitens mit ihm unwiderruflich zu Ende geht und daß drittens feine neuerlichen Erfolge der Logik der Dinge widersprechen, die flutschen nur so daher. Der Denkerschweiß tropft. Die Gehirne dampfen. Ja, fragt man da verwundert, wieso machen sie es sich so schwer, die Herren Kritiker, die nationalökonomischen Phänomene? Da stellen sie dicke Thesen auf, polten Mary auseinander und rüden mit schwerstem Wissensgeschüß an. Das ist ja alles ganz hübsch, aber warum denn in die Ferne der prinzipiellen Auseinander segungen schmeisen, wenn das Gute des handgreiflichen Beispiels so nahe liegt!
3u Meerane im Sachfenland lebt ein schlichtes Mädchen nemens Marie Drardorf, eine einfache Hausangestellte, die von einem in Amerika verstorbenen Onkel plötzlich 20 Millionen geerbt hat. Greifen wir sie aus der Fülle ihrer Klassengenoffinnen heraus und prüfen wir ihren Fall auf die Wahrheit oft vorgebrachter Behauptungen hin. Da wird etwa in proletarischen Unterhaltungen oft über schlechte Behandlung und üble Nachrede geklagt, die die Herrschaften ihren Dienstboten angedeihen lassen. Davon kann im tonkreten Fall der Marie Draydorf nicht die geringste Rede sein. Ihre Herrschaft spricht nur im allerbesten Sinn über sie, nennt sie ein arbeitsames, fleißiges, tüchtiges Mädchen" und ist keineswegs gesonnen, irgend ctwas auf sie fommen zu lassen. Die Herrschaft lebt in bestem Einvernehmen mit ihrer Untergebenen, ist durchaus willens, sie als Familienmitglied zu betrachten, und es liegt nur an thr, wenn sie mit ihrer Herrschaft nicht tauschen will. Aber auch andere Kreise, denen die sozialistische Heze gern die Betätigung hochmütigen Raftengeiftes gegen niedere soziale Schichten unterstellt, haben ihre Borurteilslosigkeit im besten Lidyte gezeigt. Offiziere, Grafen , Rittergutsbefizer find fich nicht zu gut für das schlichte Mädchen aus dem Bolke. Alle lleberheblichkeit liegt ihnen weltenfern. Sie nahen sich ihr ohne alle Hoffart und ohne törichten Standesdünkel, verschmähen es nicht, um ihre Hand anzuhalten, und ihre Korrespondenz mit ihr ist ganz auf den Tonfall der Gleichgestelltheit geftimmt. Welch eine erfreuliche Berleugnung sozialer Abstände! muß man angesichts solcher Tatsachen ausrufen. Fürwahr, die gute Gesellschaft ist nicht so, wie der Ruf, der ihr nachgeht Man sieht es ja, baß fie gaz nicht daran denkt, sich on niederem Herkommen zu stoßen, daß sie durchaus geneigt ist, auch im Dienstboten den Mitmenschen zu achten, und daß ihre Herzensneigungen spielend den Bildungszwischenraum und selbst die Blutunterschiede zu überbrücken vermögen.
Ueberhaupt ist ja die Welt viel besser, als marristischer Bessi mismus fic hinzustellen beliebt. Der Marie Drardorf ist es früher
0
Diese Begründung ist nicht von ungefähr; denn dem Ritterguis befizer Freiherrn v. Stauffenberg fließen aus seinen Ehrenamtern" fehr ansehnliche Einnahmen zu. So ist er& B. auf Grund des z. Bertrauens der Zentrumsbauern Mitglied des Deut. schen Aufsichtsrates der Norddeutschen Hagelversicherungsgesellschaft. Als solcher erhält er neben einer eleganten freien Wohnung im Gebäude dieser Gesellschaft in Berlin , die er als
nicht gut gegangen, und sie hat häufig geglaubt, böse Worte und böse Taten sich zu Herzen nehmen zu müssen. Jetzt stellt es sich nun glücklicherweise heraus, daß alles, was ihr je angetan wurde, gar nicht böse gemeint gemesen ist, und daß im Gegenteil alle ihr im Herzinnern mit größtem Wohlwollen begegneten und sich Menschen seit je eine innige Zuneigung zu ihr empfunden haben, ihr im Herzinnern mit größtem Wohlwollen begegneten und sich eigentlich immer nur den Kopf darüber zermartert haben, wie sie einem armen Dienstmädchen etwas Liebes erweisen tönnten.
Es ergibt sich des ferneren aus biefem lehrreichen Fall, daß in der bürgerlichen Gesellschaft auch der Wermste keineswegs zu versagen braucht. Seiner Hoffnungslosigkeit permag fie mit dem Hin weis auf die Möglichkeit zu begegnen, daß auch für ihn unter Um ständen in Amerika einst ein Millionenonkel stirbt, und ihre sittliche Forderung leitet sie aus der Erwägung her, daß es fa nie aus gemacht ist, ob der, dem man die Menschenwürde jetzt zertritt, nicht später einmal zum Krösus avanciert.
„ Der Zarewitsch im Deutschen Künstlertheater.
zipiell manches und dies zu bemerken: Wenn wir zur Operette gehen, Zu dieser beifällig aufgenommenen Operette Lehárs ist prin wollen wir in Laune tommen, wollen lachen, tänzerisch gestimmt werden, Trübsal entlassen. Im Barewitsch" lacht man nicht, wird man feine Sorge los, bleibt man ernst gestimmt. Das tommt, weil durch Tauber das musikalische Niveau gehoben und gegen den Operettengeift in Oper gemacht wird. Der Zarensohn, abgeschlossen von der Welt, lernt in der eingeschmuggelten Tänzerin Sonja„ das" Weib kennen, liebt sie, verweigert dem Zaren, der ihn mit einer Brinzessin vermählen will, den Gehorsam, wird von der opferwilligen Sonja freigegeben, zum Baren ausgerufen. Das ist ein Stoff für die Romanschriftstellerin 3 a polst a gewesen, wird aber nie ein Operettenstoff, zu dem die Staatsaftion gemacht wird( von Jenbach und Reichert). Der Lakai allein( Heidemann) hat zudem wirt liche Operettenstimmung und verbreitet sie. Iauber fingt ver führerisch gut, in den besten Variationen der opernmäßigen Ueberlegtheit, etwas eitel, aber intelligent. Seinen Hauptschlager Wilft du" fäufelt, fingt, fchmettert, falfettiert er fünfmal. Das ist eine Terrorisierung der Majorität des Publikums durch eine auch sonst aufdringliche elegante Claque. Im übrigen ist Tauber überhaupt der Herr des Hauses, der das Theater im Theater inszeniert, Beifall fommandiert, ben Komponisten begrüßt und ruft, Lob austeilt auch für die anderen. Dieser wertvolle Künstler sollte Stimmen gegen. über, die ihn um eine kleine Zurüdhaltung bitten, fein Tauber bleiben. Rita Georg spielte mif Herzlichkeit, durch die eine gesunde Natur brang; das Groteste scheint ihr gut zu fiegen, wenigftens im Natur brang: das Groteste scheint ihr gut zu liegen, wenigstens im Tänzerischen. Selbst der kitsch wurde von ihr vornehm gemacht. Ein tommendes Talent. Lehár hat komponiert, was ihm por gelegt wurde, also mehr Sentimentalität und Rührung als Lachen und Freude. Alles höchst fein, flingend, gut erfunden, apart in den russischen Tanzszenen und dem weichen Volkslied. Dem lustigen Baar Heidemann Anders aber hätte er mehr zu tun geben müssen. Es wäre heiterer geworden. K. S.
4
Nun hat sich Bandervelde durch die Beteuerungen Stresemanns, daß die Deutscationalen nunmehr ganz andere Leute geworden feien, nicht ganz überzeugen lassen. Er bleibt steptisch. Das ist sein gutes Recht. Er spricht es aus. Das ist seine Pflicht. Denn es wäre dem deutschen Bolle damit nicht gedient, wenn die Staatsmänner des Auslands innerlich dem Rechtskurs in Deutschland mißtrauten und dementsprechend handelten, aber es der Deffentlichteit verschwiegen. Das waren die unehrlichen Methoden der alten Diplomatie aller Bänder und diese diplomatischen Trabitionen, die ein gut Teil Schuld am Ausbruch des Weltkrieges tragen, müffen ausgerottet werden.
Auch wir sind gegen eine Einmischung", die sich darin äußert, daß eine Regierung durch irgendwelche Druckmittel das innerpolitische Selbstbestimmungsrecht
eines anderen Bolfes beeinträchtigt. Das ist aber im Laufe der Krise von feiner Seite geschehen. Aber nach dem die freie Entscheidung der Barteten gefallen ist, ist es das gute Recht und die Pflicht der auslän difchen Staatsmänner, offen auszusprechen, was sie darüber benfen. Das gleiche Recht nehmen auch mir in Anspruch gegenüber dem Auslande. Gelegt 3. B. den Fall, daß morgen in Bolen die faschistischen, extrem- teuffdfeindlichen Elemente unter Führung von Dmowsti und Trampeanffi pöllig die Oberhand über die gemäßigten Richtungen gewinnen würden, dann wäre es Recht und Bilicht Dr. Stresemanns, von der Tribüne des Reichstages aus, auf die Gefahren einer solchen Wendung für die 3ukunft der deutsch - polnischen Beziehungen eindringlichst aufmert. fam zu machen. Das wäre dann ebensowenig eine Einmischung" wie die letzte Rede Banderveldes.
Die Herzegowina als Erdbebenherd. Das gewaltige Erdbeben in der Herzegowina ist für den Geologen teine Leberraschung, denn die Herzegowina befindet sich in der Nähe des gewaltigsten Risses, der in Europa die Erde durchzieht. Die Bulfanwelt Italiens und Siziliens ist ein Beugnis dafür, daß erst nach der Kreidezeit fich hier Land gebildet hat, das noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Die Alpenkette, die sich hier anschließt, ist seit dieser Zeit von Erbbeben aller Art bedroht, da die Erbe unausgesezt bestrebt ist, ben Riß an dieser Stelle zu tilgen. Die Herzegowina ist besonders durch ihre Neigung zu Erdbeben ausgezeichnet. Hier bebt der Boden sehr häufig, wenn es auch nicht immer zu Katastrophen tommt, wie in den letzten Tagen, wo die Bewegung einen größeren Ilmfang angenommen hat. Auch die ganzen benachbarten Gebiete sind als Erdbebenherbe umfangreicher Art anzusehen. Bemerkenswert ist auch der Zeitpunkt, an dem dieses Erdbeben erfolgte, nämlich der günstige Jahreszeit. Profeffor Merejan in Basel hatte schon vor Winter. Erfahrungsmäßig ist der Winter eine den Erdbeben sehr 70 Jahren nachgewiesen, daß. die Erberschütterungen im Winter weit öfter auftreten als im Sommer. In der Alpenregion, wo es feine feuerfpeienden Berge gibt, ist der Unterschied zwischen den im Winter und den im Sommer verspürten Bodenofzillationen erheblich; ist doch fonstatiert worden, daß vom Dezember bis März dreimal soviel Erdstöße vorgekommen sind, wie vom Mai bis zum August. Ueber die Beziehungen, welche Jahreszeit und Erdbebenhäufigkeit verbinden, find die Gründe nicht befanni. Ebensowenig weiß man näheres darüber, welchen Einfluß der Mond und die Gonne auf Erdbeben haben, obwohl man in diesem Erdbeben eine Fortsetzung der Katastrophen sehen kann, die auf den Einfluß der Sonnenstecken zurückzuführen sind.
Der ruffische Dichter S. Juschkewitsch ist am 12. Februar in Im Jahre 1870 in Odessa Baris einem Herzschlag erlegen. geboren, trat er in der Mitte der neunziger Jahre, mit Gorfi, Andrejew und anderen in der literarischen Arena auf. Seine No. rellen und Dramen spiegeln zum größten Teil das Leben, die Not und den Kampf um die Cristenz der russischen Juden, insbesondere der jüdischen Armut, wider. Zahlreiche Werke von Juschkewitsch find in europäische Sprachen übersetzt worden. In deutscher Ueberfegung sind besonders bekannt geworden Leo Dren" und" Epifaben.( Einige feiner Erzählungen erschienen aud) im„ Borwärts".) Juschkewitsch hatte auch mit seinen Dramen beträchtlichen Erfolg.
Ehrung des 80jährigen Prof. Bücher. Zum 80. Geburtstag des Brej. Bücher gingen in Leipzig von überather Glüdwunschtelegramme ein. ebrere deutliche Universitäten haben aus Anlaß des Jubiläumstages Prot. Bücher die Doltorwürde ehrenhalber verliehen.
Konzertchronit Sonntag abend 8 1br, lonzertiert im Blüthner Saal bes Berliner Sinfonie Drchester unter Mitwirtung des Berliner Aerzte Chors. Dirigent: Kurt Singer . Programm u. a. Mozart : Requiem .
Prof. Lessings Vortrag über Antlit und barafter", der Hier gestern angezeigt wurde, findet erft Mittwoch, den 23. Februar, im Schubertsaal, Bülowsir. statt.
„ Südleefitsch( Made in Germany). Unter diesem Titel findet am 26. in den Räumen der Vereinigten Staatsidhulen, Hardenbergstr. 38, das diesjährige große Kostümfest der Studierenden tatt. Kartenverkauf täglich von 11-5 Uhr nachmittags, Hardenbergstr. 33.