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Abendausgabe

Nr. 83 44. Jahrgang Ausgabe B Nr. 41

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreife find in der Morgenausgabe angegeben Rebattion: Sm. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292- 297 Tel.- Abreffe: Sozialdemokrat Berlin  

Vorwärts

SW

Berliner Volksblaff

10 Pfennig

Freitag

18. Februar 1927

Berlag und Anzeigenabteilung: Geschäftszeit 8 bis 5 Uhr Berleger: Borwärts- Berlag GmbH. Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3 297 Fernsprecher: Donhoff 292

Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Das Manifest der Internationale.

Gegen Kriegsgefahr und Reaktion.

Die Erefutive der Sozialistischen Arbeiter- Internationale hat am Schluß ihrer Pariser Tagung folgendes Manifest be­schloffen:

Arbeiter, Sozialisten aller Länder!

Die imperialistische Politik der Mächte hat neuerlich in allen Erdteilen Kriegsgefahren hervorgerufen. Die imperialistischen Großmächte, an ihrer Spitze Groß britannien, schicken immer mehr

Kriegsschiffe und Truppen nach China  ;

Er hat Albanien   in seine Kolonie verwandelt. Er sucht unter seiner Führung Ungarn  , Rumänien  , Bulgarien  gegen Jugoslawien   zu vereinigen. Die letzten feudalen Re­gierungen Europas  , die Regierungen der albanischen Begs, der madjarischen Magnaten, der rumänischen Bojaren scharen sich um den italienischen Faschismus, der seinerseits unter dem Schuge der Banken von London   und New York   steht. Jugo­flawien rüstet fieberhaft zur Abwehr. Auf dem Balkan   droht sich die Situation von 1914 zu wiederholen!

Unter dem Schuße der britischen konservativen Regierung und des italienischen Faschismus hat die

ungarische Reaktion

treh der Oppofition der gewählten Mitglieder der gefeßgebenden Ber­fanimlung Indiens   werden indische Soldaten, Unterworfene gegen Unterworfene, nach China   geschickt. Andererseits enthalten sich, während Großbritannien   Verhandlungen über die Re­alle demokratischen Kräfte im Lande niedergeworfen, hat fie fich vision der ungleichen Berträge eingeleitet hat, die anderen Groß- über die Entwaffnungsklauseln des Vertrages von Trianon dreift über die Entwaffnungsflaufeln des Vertrages von Trianon dreift mächte, auf ihre Gelegenheit lauernd, jeder Antwort auf die Forde- hinwegsegen, die 1921 übernommenen internationalen Verpflichtun­rungen der chinesischen Revolution. Internationales Kapital unter- gen, die der Restauration der Habsburger   im Wege ſtützt die Generale der Ronterrevolution in China  . Reaktionäre find, frech mißachten können. Jetzt bietet sie dem intalienischen Fa: Kräfte wollen die chinesische Revolution als Vorwand gebrauchen, um schismus Gut und Blut der ungarischen Bauern als Preis für die die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion   abzubrechen. Zustimmung zur Restauration Habsburgs   an. Aber die Wiederein­Aus dem Bürgerkriege in China   drohen Ereignisse hervorzugehen, die fegung der Habsburger   in Ungarn   würde die ungarischen Bajonette ben Frieden der Welt gefährden können. in den Dienst der monarchistischen Konterrevolution in den Nachbar­Keiner Armeen, feiner Floffen bedarf es, um das Leben und republiken stellen, alle Nachbarstaaten Ungarns   mit der Gefahr des den Handel der Fremden in China   zu befchüßen. Die Fremden ungarischen Revanche und Restaurationsfrieges bebrohen! merden ficher fein, sobald nicht mehr fremde Unterdrückung den Haß des chinesischen Boltes hervorrufen wird.

Bereinigt darum, Arbeiter, Sozialisten aller Länder, eure Stimme mit der Stimme der britischen   Arbeiterpartei, die darum fämpft, China   seine Stellung unter den sich selbst regierenden Nationen zu erringen!

Unterstüßt nach Kräften die nationale und demo= fratische Befreiungsbewegung des chinesischen Boltes als Voraussetzung der Befreiung des Proletariats! Fordert überall:

Rüdberufung der fremden Truppen und Kriegsschiffe! neingeschränkte Souveränität für das chinesische Volk!. Aufhebung aller ungleichen Verträge! Aufhebung der Konzeffionen und der Erterritorialitätsprivilegien! Anabhängigkeit des chinesischen 3oll- und Poftcegimes! Bie im fernen Often, so bedroht auch in Amerita der Imperialis

mus den Frieden.

In Merito

strebt eine Arbeiter und Bauernregierung danach, die natürlichen Reichtümer des Landes von der Ausbeutung durch frembe Kapitalisten zu befreien und den Boden den Boltsmaffen zu übergeben. Der ameritanische Rapitalismus, ber gestern noch von dem Selbstbestimmungsrecht der Völker deklamiert hat, stellt sich heute, nach dem merikanischen Erdöl lüstern, dem Be­freiungskampf des merikanischen Boltes entgegen und organisiert Aufruhrbewegungen gegen die meritanische Arbeiterregierung. Zu gleich greift er mit Waffengewalt in die inneren Kämpfe der mittel­amerikanischen Republiken ein. Protestiert, Arbeiter, Sozialisten aller Länder, mit allen sozialistischen   und progreffiven Kräften der Bereinigten Staaten gegen den amerikanischen   Imperialismus, der mit Strömen von Blut seine Herrschaft über das Erdöl erkaufen will! Fordert überall das Selbstbestimmungsrecht für das merikanische Bolt! Aber auch in Europa   drohen dem Frieden neue Gefahren. Der italienische Faschismus.

der das italienische Proletariat aller Mittel des Widerstandes gegen die kapitalistische Ausbeutung beraubt hat, der die besten Männer der italienischen Demokratie teils in das Eril vertrieben hat, teils in seinen Deportationsorten elend zugrunde gehen läßt,

deffen terroristisches Regime alle Schreden des ruffischen Zarismus der Vortriegszeit bei weitem übertrifft, fucht durch gewaltsame äußere Eroberungen seine Gewaltherrschaft im Innern zu rechtfertigen.

Hangtschau vor dem Fall.

Zerfall der Generalsarmee.

London  , 18. Februar.  ( WTB.) Der Berichterstatter der Daily Mail" in Schanghai   berichtet vom Donnerstag abend: Die Besetzung Hangtschaus durch die Kantonesen wird in den nächsten Stunden erwartet. Die Berteidigungsarmee hat ihre militärischen Aus. rüstungsgegenstände und Borräte vergangene Nacht zurückgenommen und sich selbst längs der Bahnlinie nach Schanghai   zurück­gezogen. Marschali Sun vermag anscheinend noch immer unter feinen Leuten Disziplin zu halten, und es bestehen feine Anzeichen, daß der Rückzug zu einer regellojen Flucht ausgeartet ist. Der Rüd­schlag der Nordtruppen troß der Tatsache, daß Sun eine Streitmacht von 80 000 Mann besaß, d. h. mehr als breimal soviel wie die Kanto­nesen, und überdies Truppen pon größerer Körperfraft, wird auf die Streitig feiten feiner Untergebenen und den Mangel an Zusammenarbeit bei den militärischen Operationen und die Unzufriedenheit der Soldaten über das Ausbleiben des Soldes zurückgeführt. Die Kantonesen haben wie gewöhnlich Ein­heit, Zielbewußtsein und strategische Geschicklichkeit bewiesen.

Im Gegensatz zu dieser abschwächenden Meldung aus englischer Quelle behaupten andere Nachrichten, daß die Niederlage der Generals. armee in eine Katastrophe ausgeartet fet. Der Fall Shanghais   mird nunmehr als sicher angesehen. In Schanghai   selbst scheint es zu größeren Unruhen noch nicht gekommen zu sein.

Angesichts dieser Gefahren für den Frieden und die Freiheit der Völker ist es Pflicht der Arbeiter und Sozialisten aller Länder, alle Kräfte gegen den italienischen Faschismus und seine Bafallen, gegen die Reaktion in Ungarn, in Rumänien  , in Bulgarien   zu kon­zentrieren.

Indiens   Sklavenheere.

In den Teegärten des Himalaja  . Bon Franz Josef Furtwängler  .

Darjeeling, 4. Januar 1927. Der Weg zu den Teegärten des Darjeeling- Bezirkes ist eine der reizvollsten Touren auf dem Wege durch Indien  . An Ort und Stelle dagegen ist leider nichts Erfreuliches zu sehen, noch in Erfahrung zu bringen. Da dieser Teil un­ferer Nachforschungen schon etwas abseits von dem liegt, was für die Veröffentlichung unserer speziellen Textilenquete vor­behalten ist, so soll hier in Kürze das Wesentliche berichtet werden.

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Die Provinz Bengalen  , zu der Darjeeling gehört, hat nach der Provinz Assam die ausgedehntesten Teeplan­tagen Britisch- Indiens mit wahrscheinlich über einer Biertel million Plantagenarbeitern. Assam  , die wichtigste Teepro­vinz, zählt eine volle Million Plantagenfulis" beiden Ge­schlechts, schlechts, die arbeitenden Kinder nicht mitgerechnet. in deren Arbeitsverhältnissen sich in der Zeit von siebzig Es wird faum eine zweite Industrie in der Welt geben, Jahren so wenig geändert hat, wie in diesen traurigen Gefilden der Leergewinnung. War der Lohn der Kulis fünf Rupien( 7% Mart  ) pro Monat im Jahre 1860, so hat er bis 1922 in Affam die Höhe von knapp sieben Rupien im Durchschnitt( alle Ueberstunden, Akkordverdienste usw. ein geschlossen) erreicht. Mit dieser statistischen Ermittlung deckt sich so ziemlich, was wir in Darjeeling über die dortigen Plantagenlöhne in Erfahrung gebracht haben, nämlich ein Tagelohn von vier Annas( 16 Annas 1 Rupie). Bon einer Verbesserung der Löhne im Verlauf der 66 Jahre kann ins dessen nicht die Rede sein, denn der Preis für die fast aus fchließliche Nahrung der Kulis, den Reis, hat Reis gibt der Ruli bis auf wenige Groschen- feinen sich in der gleichen Zeit mehr als verdoppelt. Und für diesen ganzen Monatslohn aus. Seine Kleider", Lumpen, die er bis zur Berfaserung auf dem Leibe trägt, kann er höchst selten erneuern, so daß sie in seinen Ausgaben wenig ins Gewicht fallen. Was die Wohnung betrifft, so tritt hier allerdings zu dem Lohne der Kulis noch eine besondere Bergünsti hören, fostenlos. Wir hatten Gelegenheit, diese Räume zu gung: sie wohnen in den Lehmhütten, die zur Plantage ge= sehen. Sie find weder schlechter noch besser als die erbärm Fordert, daß die demokratischen Regierungen vom Bölterlichen Chawls" in der Industrie zu Bombay  . Ein weiteres bunde   verlangen, daß er diesen neuen Kriegsgefahren fraft Privileg eines großen Teiles der Kulis besteht in der Ueber­poll entgegenwirfe! laffung eines Stückchens Reis oder Gartenland von einem Biertel bis zu einem halben ,, Acre" zur Bebauung in der Freizeit.

Denunziert überall die Verbrechen des italienischen Faschismus! Befämpft die Politik der imperialistischen Regierungen, die, im In­tereffe ihrer Kombinationen einmal in rabien, ein anderes Mal in Abessinien und um die Unterstützung der italienischen Re­gierung für ihre imperialistische Politik in China   zu gewinnen, die Demofratie an den dom Blute des italienischen Bro­Ietariats triefenden, neues Blutvergießen im ganzen Südosten Europas   vorbereitenden Faschismus verraten!

Ungarn   1921 übernommenen Berpflichtungen die Restauration Besteht überall darauf, daß die Regierungen auf Grund der von der Habsburger   nicht zulassen.

Wie eine anffedende Seuche verbreitet sich der Faschismus in Europa  .

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für die jungen Staaten, die zwischen Deutschland   und Rußland   liegen, Die Ereignisse in Litauen   zeigen die Gefahr. Die Gefahren werden durch das neuerliche Scheitern der polnisch deutschen   Handelsvertragsverhandlungen noch vergrößert. Auch in diesem Teil Europas   wachsen die Gefahren für Länder, gegen den weißen Terror in Litauen  ! Vereinigt eure Stimme den Frieden und die Freiheit. Protestiert, Arbeiter, Sozialisten aller liften für die Herstellung friedlicher wirtschaftlicher und politischer mit denen der deutschen   Sozialdemokratie und der polnischen Sozia­Beziehungen zwischen Deutschland   und Polen  !

Imperialismus und Faschismus, eng verbunden, bedrohen überall den Frieden der Welt. Der Kampf um die Freiheit verknüpft sich mit dem Kampf um den Frieben. Als Vorfämpferin der Mensch heit muß die Arbeiterklasse den Völkern die Freiheit, der Menschheit den Frieden erkämpfen.

Nieder mit den Kriegsrüffungen!

Nieder mit dem beutegierigen Imperialismus! Mieder mit der faschistischen Gewaltherrschaft! Es lebe der internationale Sozialismus!

Die Exekutive der S. A. I.

Ratlofigkeit im britischen   Kabinett. Condon, 18. Februar.  ( BTB.) Die Sondersizung des Kabinetts gestern abend im Unterhaus dauerte über zwei Stunden. Es ver­lautet, daß die Minister die Lage in China   prüften. Es verlautet, daß teine sensationelle Aenderung in der chinesischen Politit der Reglerung erwartet werden könne.

Jangsze

Kiang

Jang tschou

Nanking

Hang- tschou

Jentschou

Kiu- tschou

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Mündungen SCHANG- HAI

Hang- tachou Bal

Schau- hsing

CHIN.3

MEER

Schanghai und Umgebung.

173 68

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In bezug auf die Arbeitszeit herrscht weitgehende stunden macht jede auch nur annähernd eratte Angabe un Willfür des Arbeitgebers, und die Häufigkeit der Ueber möglich. Wir sahen die Kulis bei der Arbeit des Jätens und Umpflanzens der Stauden. Inmitten der Plantagen, die je die dazugehörige Fabrik, in welcher der Tee präpariert und weils mehrere, oft viele hunderte Arbeiter beschäftigen, liegt Besuches leider still, denn die Saison der Ernte und Ver­verpackt wird. Die Fabrikanlagen lagen zur Zeit unseres padung liegt in den Monaten April bis November. Deshalb befagt auch unsere Erkundigung, daß die Kulis gegenwärtig von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags arbeiten, sehr wenig und nichts allgemein zu Wertendes. Die Arbeiter in den Teefabriken, die nur ein Zwanzigstel der Plantagen­arbeiter ausmachen, unterstehen der Fabrikgesetzgebung und Fabrifinspektion der Form nach, denn der erste Betriebs­leiter, mit dem wir sprachen, gab offen zu, in seinem langen Leben noch kein Wesen gesehen zu haben, das man Fabrik inspektor nennt. Die zwanzigfach größere Masse der eigent lichen Plantagenarbeiter aber steht überhaupt nicht im land­üblichen industriellen Arbeitsverhältnis, sondern unter den strafrechtlichen Bestimmungen des Workmens Breach of Contract Act"( Arbeiter- Kontrattbruch- Gesezes) vom Jahre langer und schwerer 3 wangsarbeit bestraft, was um so 1859. Der Kuli, der sein Arbeitsverhältnis aufgibt, wird mit grausamer ist, als viele grausamer ist, als viele wohl die weitaus meisten der Arbeiter von berufsmäßigen Werbern unter falschen Vor gaben in Massen aus den verschiedenen Teilen Indiens   her­geholt werden, noch schlimmer dadurch, daß der Kuli, einmal herangelockt, seinen Treibern auf Gedeih und Verderb, ja oft buchstäblich auf Leben und Tod, ausgeliefert ist. Denn in den Bereich der Plantagen dringt so leicht fein Neugieriger und der Plantagenleiter ist in seinem Reiche ein unum­schränkter Herrscher, der auf alle seine Kritiker pfeift, wohl wissend, daß die Regierung sich hütet, es mit der mächtigen ,, Teaplanters- Association" zu verderben.

Früher hatten die Teeherren sogar das unangetastete Recht" der privaten Verhaftung und Ein= ferferung ihrer Kulis. Jetzt ist dies ,, ungesetzlich" und wird deshalb von ihnen in ungesetzlicher Weise fortgesetzt. So wurde vor mohl noch nicht zu langer Zeit ein vierzehn Jahre altes Mädchen ohne Berhandlung oder Berurteilung siebzehn Tage lang eingeferfert. Diese Fälle mögen hundert­fach oder tausendfach sein: sie dringen begreiflicherweise selten in die Außenwelt. Bor furzem behandelte die indische Bresse einen standalösen Prozeß wegen eines zu Tode miß­handelten Teefulis, in dem der Täter freigesprochen wurde. Diese Prozesse würden sich häufen, wenn mit den Aussagen entflohener Kulis vor Gericht etwas anzufangen märe. Aber die Schwierigkeit ist hier wie in ganz Indien  dieselbe. Die proletarischen Analphabeten dieses Landes­