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wie war es in Stettin ? Bekundungen von Hafenarbeitern über die Sowjet-Granaten.

Genosse Franz Künstler, dessen Unterredung mit deutschen Arbeitern aus der Gistgasfabri! in Trozt großes Aufsehen erregte, hat nun auch mit Stettiner Hafen- a r b e i t e r n gesprochen, die über die Löschung der russischen Munitionssendung aus eigenen Beobachtungen Bescheid wissen. Er schildert im Folgenden sein Gespräch mit einem Funktionär der Stettiner Hasenarbeiter: Frage: Wie habt Ihr zuerst von den Munitionstronsporten aus Rußland erfahren? Antwort: Zm Oktober 1926 hörten wir, daß in Cavelwisch, an der Einmündung des Dammschen Sees in die Oder, zwei Schiffe ausgeladen würden von Arbeitern, die gegen das Arbeitsregnlativ der Hafenarbeiter verstießen. Frage: Was ist dos für- ein Arbeitsregulativ? Antwort: Wir haben als Hafenarbeiter den Achtstundentag, darum empörte es uns, daß beim Ausladen der Schiffe in Cavelwisch Ueber stunden gemacht würden. Wir hörten auch, daß die Ar- bester seit drei Wochen aus den Schissen einquartiert waren und täglich 40 ÖL verdienten. Frage: Wie hoch ist denn sonst Euer Arbeitsverdienst? Antwort: Der Tariflohn beträgt 7,59 M. bzw. 7,95 M. pro Tag und kann durch Ueberstunden normalerweise höchstens auf 15 M. gesteigert werden. 49 M. täglich ist ganz ungeheuer. Zahlreiche Kollegen find arbeitslos, und dies« Arbeiter in Cavelwisch haben in drei Wochen 499 bis 599 M. verdient. Frage: Griff Euer Betriebsrat nicht ein? Antwort: Doch, der Betriebsrot erkundigte sich bei dem Stauer Hippler, Kroutmarkt 7.(Stauer ist eine Art Zwischenmeister. Der Verf.) Hippler besorgte als Stauer für die Firma Hautz u. Schmidt das Ausladen der Granaten. Hippler antwortete, daß das Regierungssache sei und daß er schweigen müsse. Frage: Hat sich Euer Betriebsrat dabei beruhigt? Antwort: Rein! Am 2. Oktober beschloß der Betriebsrat, nach- zuforschen, wo» in Cavelwisch los sei. Der Kommunist holz vom Roten Frontkämpserbund, ein Mitglied des Betriebsrates, sagte in dieser Sitzung:»Zch weih schon, was im Hasen lo» ist." Frage: Waren noch andere Kommuni st en bei dieser Be- triebsratssitzung anwesend? Antwort: Ja: es waren anwesend Holz vom Roten Front- kämpferbund und die Kommuni st en Lübke und Schwel- l« n t h i n. Frage: Und was war das Ergebnis der Nachforschungen in Cavelwisch? Antwort: Der Kollege Franz Lübke. einer der kommunistischen Betriebsräte, erzählle jedem, der es wissen wollte, er Hab« in Cavel- wisch zwei Dampfer liegen sehen mit einer Reichswehrwache in Uniform an Bord, die keinen Unbefugten heraufließ. Auch hätte er einen Leichter mit Kisten und Säcken und einem Reichswehr. foldaten an Bord stromaufwärts in der Richtung nach Stettin fahren sehen. Aber in der kommunistischen»Volksmacht" hat Lübke nichts darüber geschrieben. Frage: Ist Lübke auf dem Dampfer gewesen? Antwort: Nein, er sagte, man habe ihn nicht hinaufge- lassen. Frag«: Wa» geschah wester? Antwort: Am Sonntag, den 17. Oktober, war unsere Monats- Versammlung. Da wurde eingehend über Cavelwisch gesprochen. Die Kollegen waren empört über die Verstöße gegen das Arbeits- regulativ, wo so viele Arbeitslose im Hafen waren. Es wurde ein Beschluß gefaßt, die fünf Derbandskollegen. die in Cavelwisch gearbeitet hatten, zur nächsten Betriebsrotssitzung zu laden. Sie sollten Rechenschaft ablegen, ob nach dem Arbeitsregnlativ gelöscht worden sei. Frage: Was haben die Leute ausgesagt? Antwort: Gar nichts; denn der Obmann des Betriebsrats, der Kommunist Schwellenthin, hintertrieb die La- düng der fürf Derbandskollegen. Er wußte warum.

2 rage: Wo ist die Munition hingekommen? utwort: Sie ist nach Stettin geschafft worden und dann in Güterwagen verladen worden Die Eisenbahnwagen hatten Laus- zeltet nach dem Sennelager und anderen Orlen. Nach dieser Unterredung, so fährt Genosse Künstler fort, habe ich es mir nicht nehmen lassen, nunmehr auch mit einem der Arbeiter zu sprechen, die das Ausladen besorg: haben: Frage: Wie war euer Lohn beim Ausladen der Munitton in Cavelwisch? Antwort: Der Lohn betrug 49 Mark täglich. Wir waren während des Ausladens auf den Schiffen einquartiert. Frage:' Was hobt ihr ausgeladen? Antwort: Der..Artushof" war nicht voll geladen. Er hat 2999 Tonnen Laderaum und wir haben zwei Ladungen von je 250 Tonnen Granaten vom Kaliber 7.7 Zentimeter auf den Segler John Brinkmann " umgeladen, der nach kiel ging. Ein« solche Granate wiegt etwa 15 Pfund.(Das waren also etwa 66 990 Granaten allein für kiel ! Anmerkung der Redaltion.) Frage: Wieviel Granaten wurden in Stettin ausgeladen? Antwort: Etwa 3999 Tonnen Artilleriemunitioa(asso minde- stens 359 999 Granaten! Aemerkung der Redaktion). Frage: Habt ihr erfahren, wo die Munition hingekommen ist? Antwort: Die Granaten wurden mit Zündern, Kartuschen und Röhrenpulver in Kisten und Säcken aus Kähne und Leichter geladen, die dann zumSchwarzen Meer " an der Silberwies« am Stettiner Hafen gefahren sind. Frage: Woran saht ihr denn, daß es Granaten waren? Antwort: Wir haben Bruch gemacht, wie das so üblich ist. Die Geheimniskrämerei kam uns so lächerlich vor. Man sagte uns. das wäre Rundeisen, aber es waren Granaten. Na, die sind ja-auch rund. Frage: Was habt ihr euch dabei gedacht? Antwort: Na. daß das sicher«in« Sache ist, die das Licht zu scheuen hat. Frage: Wie war das Ausladen organisiert? Antwort: In jedem Sang fünf Mann, zwei Gänge täglich. Frage: Welche Firma besorgte das Ausladen? Antwort: Die Firma Hautz u. Schmidt, die dabei ein Riesen- geld oerdiente. Frage: Wo ist die genaue Stelle, an der ihr denArtushos" ausgeladen habt? Antwort: Der»Artushof" lag am 25. September 1926 am Boll- werk 21 der Reederei der Stettiner Dampfertompagnie. Das fft die Reederei, der der.Artushos" gehört. Frage: Habt ihr festgestellt, woher die Dampfer kamen? Antwort: Natürlich haben wir uns sehr dafür interessiert, aus welchem Hasen die Ladung stammte..Artushos" kam direkt von Leningrad . Frage: Woher wißt ihr dos? Antwort: Bon den Seeleuten, die uns das erzählt haben. Frage: Ist das auch richtig? Antwort: Ja, alle Seeleute des»Artushos" haben uns das erzählt. Wir haben doch wochenlang aus dem Schifs geschlafen und waren immerzu mit den Seeleuten zusammen. Wenn man so lange zusammen fft, erfährt man doch, wo die Schiffe herkommen. Frage: War die kommunistisch« Hafenzelle von der Sache informiert? Antwort: Ja, der kommunistisch« Betriebsrat Lübke hat doch vor dem Dampfer gestanden: schließlich wurde allgemein am Hasen davon gesprochen. Frage: Sind diese.Kommunisten" noch bei ihrer Partei ge- blieben, obwohl sie doch den schändlichen Verrat aus allernächster Näh« beobachtet haben? Antwort: Ja. sie wollen eben Betriebsräte bleiben. Soweit die Mitteilungen des Gen. K ü n st l e r. Nun möge dieRote Fahne" im Chor mit derPommerfchen Tagespost" weiter hinausschreien, daß alles nur Schwindel fei!

Aber man kann flA kaum vorstellen, daß dies« drei lleberreste der früheren Zeit jemals genügend Leben wieder bekommen werden, um ein erschöpftes oder erschüttertes Italien neu auf- zubauen. Der Faschismus hält jede geistige Entwicklung auf, er er- mordet oder vertreibt jeden fähigen Kopf aus dem Lande und zerstört die letzten Reste unabhängigen Denkens an den Uni- verfitäien. Dabei alarmiert fein militärisch-es Auf- treten jede fremde Macht, mit der er in Berührung kommt. Bpld reizt er mit Tirol die Deutschen bis zur Grenze des Erträglichen: bald bedroht er gewalttätig Frankreich , bald kommen die Türken oder Südslawen an die Reche. Dennoch ist kein europäisches Land so wenig in der Lage, einen mo- dornen Krieg zu führen wie Italien : es hat weder Wolle, noch �5tahl, noch chemische Industrie. Seine Bevölkerung wächst hemmungslos: �ür eine Geburtenkontrolle darf keine Propa- ganda gemacht werden. Unter der scheinbar glänzenden Ober- fläche sammeln sich Millionen von geistig und demnächst auch physisch unterernähreten Massen an. Britisches und anderes ausländisches Kapital mag vorläufig Heizstoff und Rohmate- rialien genug ins Land bringen. Man hört zurzeit viel von Italiens wirtschaftlicher Ausdehnung. Aber die intelligente Arbeiterschaft Mittel, und Westeuropas wird sich die Dum- pingausfuhr der italienischen Schwitzarbeit nicht ohne Pro- test gefallen lassen. Die Aussichten des Faschismus stellen sich mir ungefähr so dar: die patriotische, romantische, ja großartige Faschistenpartei wird das Land weiter in der Hand behalten, aber es ist nicht zu vermeiden, daß sie mehr und mehr die Dienerin aus- und inländischen Kapitals wird, mehr und mehr muß Italiew sich ausverkaufen lassen, bis es zu einem Lande ausgebeuteter Arbeiter und Bauern wird. Italien ist jetzt das kranke Land Europas , ein Patient im Fieber, mit einem geröteten Gesicht, das der Gesundheit ähnlich ist, noch immer zu plötzlichen Heftigkeiten imstande, aber einer dauernden Anstrengung unfähig. Mit Italien geht es zu Ende. Italien ist kein Faktor fortschrittlicher Entwicklung mehr. Italien hat alle seine Europäer ermordet oder ver- trieben. Alles Mögliche mag mit diesem tranken Italien ge- schehen. Seine glühenden Backen, heißen Augen und hohen Temperaturen werden demnächst sogar Italien selbst nicht mehr täuschen. Italien mag in einen Krieg taumeln oder genügend soziales Elend entwickeln, um eine Revolution her- vorzubringen. Oder eines dieser Ereignisse mag auf das an- dere folgen. Krieg und Revolution mögen ihre Wirkungen weit erstrecken. Aber auf diese Art wird Italien auch zur Gefahr für die Menschheit. Es hört auf, in der Welt eine bedeutende Rolle zu spielen. Für andere Länder bedeutet jetzt Mussolini Ita- lien. Es mag eines Tages nichts als fein elender Ueberrest sein. Italien ist doch etwas mehr als eine Halbinsel unter faschistischer Tyrannei. Die Intelligenz und die Tatkraft Italiens sind nun in der ganzen Welt zerstreut. Wer vermag die Kenntnisse und die Anregungen ermessen, die die Welt den freien Geistern und feinen Köpfen verdanken wird, die der Eisenstock des Faschismus aus Italien vertrieb? Welche Zahl von Männern waren einst fromme Söhne Italiens , die es nun lernen, der ganzen Menschheit zu dienen.

Der Domänenetat. Beratung i« Preußischen Landtag . In der fortgesetzten allgemeinen Aussprache zur Zwesten Lesung des Domänenetats, die um 12 Uhr begann, hob Abg. Dr. Saufhold (Dnat.) hervor, daß allein im letzten Jahre 44 Domänenpächter oder mehr als 6 Prozent von den Domänenpachten aus Not herunter- gegangen find. Abg. Dr. Graß(Z.) wünscht, daß die Domänenverwaltung im Interesse des sozialen Ausgleichs mehr als bisher ihr Land in kleinen Parzellen abgebe.

Traum gegen Morgen. Von Lola Landau . Der bekannte Schriftsteller Berthold 1. brach um 12 Uhr nachts heimlich von der Abendgesellschaft auf. In der Garderobe klang ihm noch das Stimmengewirr wie Bogelschwatzen nach, das helle Auf- lachen einer Frau, ein Papageienschrei, hackte schmerzhaft in seinem Kopf. Schon auf der Treppe, während er beim Hinabsteigen in den Aermel seines Mantels fuhr, überzählle er wie ein Kassierer seine Tageskasse den Gewinn dieses Abends. Er rafft« das schmeichelnde Lob eines Krstikers über sein Werk, den Halbmond einer gleißenden Schuller. den geistreichen Satz eines Greises, das Blaugrün eines Kleides schnell zusammen, und ja auch noch dieses, das verheißende Lächeln einer Frau, das vielleicht in den finsteren Gang eines Aben- teuers führt«. War dies alles, wirklich? Alles! Zu wenig! Es war «in verlorener Abend wie so viele gewesen. Er krümmte die Hand wie einen hohlen Becher und streckte dann langsam die Finger wieder aus, als ließe er etwas fallen. Auf der Straße atmete er tief die laue Luft ein. Es roch nach Regen. Di« nassen Straßen glänzten schwarz, und aus den Steinen schielle ihn hämisch das Licht der Laternen an. Mit seinen halb- geschlossenen übermüdeten Augen sah er die schwebenden Ballons der Bogenlampen zittern und wie Raketen flüchtig im Himmel zer- springen. Di« Scheinwerfer der Automobile ringellen sich eine Sekunde in glühenden Schlangen auf und verzuckten. Di« Häuser / standen starr, die hellen Fenster gähnten wie goldene offene Höhlen,- hinter denen nur ein trügerischer Schein glimmt«. Wie war er dieser Stadt überdrüssig, so müde wie seines ganzen Lebens, das ihm fest Monaten kein« Empfindungen oder Erschütterungen mehr schenken konnte! Ein« seltsame. Lähmung hatte sein Schaffen ergriffen. Jeden Morgen setzte er sein neues Buch zusammen, Sag an Satz, wie ein Mosaik, bunt« Worte, rot«, grüne, blaue Steine, aus denen noch nie das Bild des Lebens strahlte. Es war ein Rätselspiel, das ihn bis zur Verzweiflung peinigte. In seinem Zimmer riß er das Fenster auf. Es hatte wieder zu regnen begonnen, ein feuchter Dunst schlug hinein und senkte sich auf die Möbel. Der Ermattete legte sich sogleich nieder. Im Munde wälzte er noch bis zur Besinnungslosigkeit einen ungeformtcn Satz seines Buches, den er vor sich bin flüsterte und schlief endlich mit einem klebrigen Geschmack auf der Zunge ein. Lange lag er dunips und reglos wie ein Toter. Erst gegen Morgen ergriff ihn ein wunder- borer Traum: Er erblickte einen kleinen Garten mit einer Reihe schwarzer, frisch umgebrochener Beete. Aus einem Springbrunnen mit rosa gesprenkellen Steinen lief ein Strahl Wasser mit lachendem Gluckien. Die Beete waren schmal und kurz geschnitten wie Kinderbeete, ja sie selbst mit der locker gekräuselten Erde sahen aus wie Kinder, die in der Früh««m der Mutter frisch gekämmt und zurecht gemacht find.

Hinter der abgeschrägten Mauer des Gartens ragte ein Kirchturm hoch: die Uhr mst dem großen goldenen Zifferblatt leuchtete in der Morgensonne. Und da begann sie auch schon zu schlagen, die Viertel- schläg« mst hellen hohen Glockentönen, und zauberhaft, bei dem Schlage de» ersten Viertels fuhren grüne Spitzen aus den schwarzen Beeten hervor; bei dem Ton des zweiten Viertels streckten sich die Gräser wie zart« grüne Eidechsen aus, beim dritten Viertel schössen sie ein Stück in die Luft, sie wuchsen sichtbar, und beim letzten Viertel waren alle Beete mit einem überströmenden Grün von Gräsern besät. Und dann, nach einem kurzen Atemholen begann die Kirchturmuhr mit tiefen hallenden Schlägen siebenmal zu tönen. Das Rauschen eines starken Windstoßes floß durch das Gras, und unter der unsäglichen Musik des summenden Getöns erzitterte die geliebkoste Erde. Bei dem siebenten Schlag erwachte der Träumer. Cr fuhr hoch, seine Hände krallten sich suchend in die Luft. Wo jemals, in welcher Stadt, in welchem Lande, wann jemals, war er in seinem Leben in diesem stillen kleinen Garten gewesen? Er mußte sich entsinnen: denn mit dem ersten Zuge wollte er hinstürzen, um den Frieden dieses heiligen kleinen Platzes an sich zu pressen und ihn nie wieder los- zulassen. Da erkannte er in einem Schauder: Diesen Garten gab es für ihn nicht in der Well. Die schnurgeraden, schwarzen Beete, der Brunnen, der Kirchturn, mit der strahlenden Uhr waren ein Bild aus einem alten Kinderbuche, das er längst vergessen glaubte. Dieser Garten lebte nicht in der Wirklichkest, und doch begriff er in einem glücklichen- Schrecken: Immer wieder tonnte er diesen Garten be- treten. Er war in die Kindheit, in die Schöpfung selber zurück- getaucht. Er hatte das Ohr lauschend an die Erde gelegt und die Gräser wachsen sehen. All« klein« Qual der Eitelkeit, aller Ehrgeiz fiel von ihm ab. Was lag denn an ihm? Was lag endlich daran, ob ein Buch, ein Menschenwert mehr oder weniger vollendet wurde. wenn dieses Ungeheure sich immer wieder erfüllte und aus den schwarzen kindlichen Beeten das grün« Wunder hochsprang, das tanzende Leben selbst! Als er an das Fenster trat, unter dem im Morgen die heisere Stadt vor Hast und Ehrgeiz brüllte, die Automobile wie tolle Hunde zu ihm aufbellten, hatte er beide Augen voll von Frühling.

klosischer Schund und Schmutz. Ob man auch einmal die Bibel als ein die Sitttichkcit gefährdendes Buch verbieten wird? Ein auf- rechtes, morolisäies Gemüt, das selbst vor Thronen nicht wankt. mußte sich dazu entschließen, denn einige Anekdoten, die Emauuel bin G o rjf o n im Rahinen einer Veranstaltung des p a z i f i st i- s ch e n Etudentenbundes im Leslingmuseum daraus vorlas, sind mindestens Eist für jeden Sittluhkeitsfetischistcn. Dabei ist die Novelle von Loth und von Noah aus dem ersten Buch Mose von einer volkstümlichen Derbheit. Was soll man aber zum»Hohen Lied" Salonions sogen, das übrigens bin Gorion nicht vorlas. Hoffentlich kennt es der deutsche Innenminister. Hic Rhodos, hic salta! Selbst Lutian, der geistreich«, griechische Spötter und Moral-

skepttker. kommt nicht ganz gegen die Bibel auf. und auch eine indische Novell «, durch Alter und Tradition geheiligt, bewegt sich in ziemlich harmlosen Bahnen. Aber aus dos Kamasutrom, dos Liebesbreoier der ollen Inder, könnte die Behörde ihre Aufmerk- samkett richten. Daß ernsthafte, mittelällerliche Schriststeller, in Be- Ziehung auf Obszönitäten unerreicht sind, kann als Binsenwahrheit angesehen werden, und die Renaissance leistete ebenfalls Erstaun- liches. Hier endete d'e Vorlesung bin Gorions, die sich etwas difposstionslos abwickelte. Wollte Gorion den Beweis antreten, daß ernste Bücher, die heute im Geruch der Heiligkett stehen, eigentlich unter dos Schmutzgesetz fallen, so hätte er unter anderem nicht einige Stellen aus Wolframs»Parzifal" übersehen dürfen, wollte er aber nur daraushinweisen, wie selbstverständlich man früher zu diesen Dingen stand, dann dürfte er Aretino oder Poggio nicht vergessen. Trotzdem ein« dankenswerte Veranstaltung, die von einem freien und spottenden Geist beseell war. F. S. vuchgemelnschoflen auch in Amprika. Das Vorbild der deuffchen Buchgemeinschaften hat jetzt' auch in Amerika Nachahmung gefunden. Als erste derartige Organisation entstand der Book-os-che-Month Club, der in kurzer Zeit 49 999 Mitglieder sammeln konnte. An seiner Spitz« stehen fünf bekannte Literaturkritiker, die jeden Monat unter der neuen Produktton dos Buch auswählen, das ihnen tos beste scheint, und es an die Mitglieder verbreiten. Während dieser Club eine eigen« Verlegertätigkeit nicht ausübt, hat eine zweite Organisation, die Literary Guild, ssch einen Verlag angegliedert. Sie gibt ebenfalls monatlich ein neues Buch hermis, das sie unter den ihr eingereichten Maimskripten auswähll. Dieses Buch kommt dann gleichzeitig in den Buchhandel, die Mitglieder der Guild erhalten es jedoch etwa zum halben Preis. Die Ifafioualgalerle eröffnet am 22. im Obergeschoh ifirrt alten HauleS eine AuSltellung von Berken Otto von Faber« du Faur.<Ae.- mälde, Agnaikllc und Zeichnungen de« Künstler«, der von 1829 bi« 1901 lebte, find dort zusammengestellt. «undgedimg zur deuls-tev hoch'chvlpolltik. Am 22.. abend« 7>/. Nbr. sprechen in östentlicher Kundgebung in der Aula. Kochstr. 1.5. LandtagZabgeordneter Prof. Dr. Heinrich Waentig- Halle. Prot. Dr. Theodor L e s l i n a- Hannooer, Reichztag«abgeordiietcr Ernst Limmer, Prof. Dr. B> l h e i m D e st p b a'l und Prof. Paul O e st r c i ch zu den Themen:»Die deutsche Hockschulc, wie sie war. wie sie ist und wie sie sein sollte-,»Die deutsche Jugend und die akademische Freiheit'. »Der deutsche Akademiker und die deutsche Zuknust". Pros. vr. Theador Lesfing-hannover spricht am 24. abend« 8 Ubr im <?.ciang«iaai de« Sophienivz-um« Wcinmeislerstr. 18/17 über da« Thema Barum bin ick, Sozialist?' im Kreise de« Bundes srcicr saz. Jugend. Gäste willtommen Adelheid INanostoett veranstaltet ihren diesjährigen Vortragsabend am 22. im»Grünen«aal', Kölhener Straße Sb. Zum Bortrag gelangen Balladen und neue Lyrik. vi« Sludenlenschast der Hochschule für Musik veranstaltet am 24. in sämtlichen Festräumen de« Bcinbaule«Rbeingcld' einen Maskenball unter der Dmie.ZI r k u S im Rdeitiavld", dessen Reinertrag für die UnterstützungSkasse ihrer bedürstigen Studierenden bestimmt ist. Karten » M. S. /Künstler und Studierende M. Z..) im Ballbureau: Hochschule jür Rufik, vote& Beck,«adewe und Netz.