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hingen im Hauptausschuß darauf aufmerksam gemacht, daß über Ziffern beschlossen werde, die längst überschritten und deswegen nicht nur überholt, sondern auch positiv falsch seien. Im Vorjahr ist der Etat rechtzeitig fertig geworden; auch in diesem Jahre wird dies voraussichtlich der Fall sein. Aber was nützt das alles, wenn der Reichstag sich n i ch t u m die Nachprüfung seiner Beschlüsse kümmert? Der Haushaltsausschuß hat jüngst die Haushaltsord- nung durch verschiedene Beschlüsse verschärft. So hat er im besonderen festgelegt, daß über planmäßige Ausgaben un- verzüglich dem Haushaltsausfchuß� mitzuteilen sind. Aber was nützt das olles, wenn dann' die Haushaltsrechnungen vom Rechnungsausschuß erst nach Iahren flüchtig nachge- prüft werden? Es erscheint als dringende Aufgabe des Reichstages, daß er seine Rechte wahrnimmt. Der Rechnungsausschutz hat s ch l e u n i g st und gründlich die Haushaltsrech- nungen von 1924 und 1925 zu prüfen. Darüber hinaus ist aber den Ministerialverwaltungen vorzuschreiben, daß sie die Abrechnung des Haushaltsjahres 1926 bis zu einem, so- fort zu bestimmenden und erträglich naheliegenden Termin leisten. Der Rechnungshof ist dazu anzuhalten, daß er end- lich aufhört, nachzuprüfen, ob ein Beamter auf Dienstreise mittags 11 Uhr 58 oder 12 Uhr 2 gefahren ist, der Rech- nungshof ist nichts anderes als eine leerlaufende Mühle, wenn er nicht die Haushaltsrechnungen in ihren wich- ti asten Teilen und größeren Posten so rasch prüft, daß seine Ergebnisie im Reichstag eine praktische Aus- Wirkung finden. Der Rechnungshof soll keine historische Kommission sein, und der Rechnungsausschuß des Reichs- tages hat die Aufgabe, das Etatsrecht ordentlich zu wahren. Seine bisherige Haltung läuft nicht nur auf eine Duldung, sondern praktisch auf eine Billigung der Zerstörung des Bud- oetrechtes durch das Reichswehrministerium und die Ministerialbureaukratie hinaus.

Schon wieüer einVerrdf! Die Sozialdemokrat-« im Landtag gegen kommu» nistische Mißtrauensantragc. Unter ohrenbetäubendem Gebrüll der Kommunisten haben gestern unsere Genossen den kommunistischen Mißtrauens- antrag gegen den Wohlfahrtsminister H i r t s i e f e r abge- lehnt. Rur 47 Stimmen wurden für ihn abgegeben, 224 gegen ihn, während sich 33 Abgeordnete enthielten. So hätten denn die Sozialdemokraten wieder einmal die gute Sache in diesem Falle die Sache der Ladeninhaber, deren sich die Kom- munisten jetzt mit weltrevolutionärem Elan annehmen scheußlich verraten. Der Fall ist typisch. Der Landtag hat mit 80 Stimmen Mehrheit g e ge n die Sozialdemokraten die Aushebung der Hirtsieser-Berordnung abgelehnt. Eine Mehrheit gegen die Verordnung war also nicht da, eine gegen ihren Urheber nur dann, wenn Anhänger der Verordnung aus taktischen Gründen einen Ministersturz und eine Regierungskrise herbei- führten. Hätten die Sozialdemokraten ein solches Spiel er- möglicht, dann hätten sie nun und nimmer Hirtstefer gestürzt, der ganz vergnügt wiedergekommen wäre, wohl aber die so- Ajaldemokratischen Minister Braun und G r z e s i n s k i. Ob damit den von den Kommunisten so stürmisch geliebten Ladeninhabern geholfen gewesen wäre? Hätten die Sozialdemokraten im Landtag so gehandelt. wie es Moskau wollte, so hätten alle vernünftigen Leute sie wegen ihrer Dummheit ausgelacht. Da ist es schon besser, wieder mal von den Moskauern alsVerräter" verschrien zu werden. Sintemal man das ja schon gewohnt ist! Ebenso wie das Mißtrauensvotum gegen Hirtsiefer ver- fiel auch das gegen den Kultusminister Becker der Ableh- nung. Näheres darüber ist in unserem Landtagsbericht nach- zulesen.

Wege zur Persönlichkeit. konzerkumschau von Kurt Singer . Durch die Pause in den philharmonischen Konzerten ist«ine kleine Nervosität im Publikum entstanden. Wer es in dieser Zeit ver- steht, sich und ein Werk groß zu zeigen, der hat vielleicht für immer festen Fuß in Berlin gefaßt. Ich denke jetzt nicht so sehr an den handwerklich so tüchtigen, in der Heiligkeit Brucknerischer Sinfonik aufgehenden Werner Wolfs, als an den Wiesbadener Kapell- meister Karl S ch u r i ch t. Bor Iahren machte er von sich reden, als er die IV. MaHlersche Sinfonie aufführte. In seiner Heimat scheint er, wie es so oft bei Propheten einer großen Sache geschieht, nicht so hochgeschätzt zu werden, wie es diese außerordentliche Per- sönlichkeit verdient. Aber vielleicht stumpft sich das Interesse an so markanten Musikern sin wenig ab, wenn sie jahraus, jahrein 50 Konzerte mit abwechslungsreichem Programm dirigieren. Was Schuricht uns in Berlin jetzt zeigt, war würdig, unter den Groß- taten der Interpretationskunst aufgezählt zu werden. Deren gibt es in der Saison keine zehn. Er durchlebte, durchwirkte, baute und formte die II. MaHlersche Sinfonie mit einer Eindringlichkeit, Sorg- fall und Intensität, wie sie hierzulande nicht mehr häufig ist. Ich habe selbst die Philharmoniker lange nicht so hinreißend und be- geistert spielen hören. Nehmt welchen Teil dieser vielzüngigen Auferstehungssinfonie ihr wölk, das Werk stand in der ganzen Wucht seines Angriffs, in der schwebenden Melodik seines Wiener. tums, in der hindämmernden Mystik seiner Solo- und Chorsätze, in der ganzen lebendigen Kompliziertheit seiner Propertionen gerade, tief atmend, nawrhaft, riesenhaft vor uns. Nicht das kleinste Kol- kül. das neben den Wunsch und den dynamischen Ausdruckswillen des Meisters träfe. Aber Beleuchtungen. Uebergänge von so glück- licher Normung, Klangbewegungen von so schöner Transporenz. daß die Vielheit der Einfälle sich zu einer vollendeten Einheit ballke durch das Medium einer ganz starken Perfönlichkest. Das will sagen: wir hörten das Werk in seinem Urwillen, in seinem Urlicht, in seiner objektiven Währung, dennoch ober Zeile für Zeile ge- sehen, innerlich gehört, durchfühlt von einem Subjekt, das dem Lebensprozeß von Sinfonie und Schöpfer ganz nahe gekommen ist. Die Aufführung war die beste, packendste, das Werk erhöhendst«, die ich je hörte. Auferstehung in doppeltem Wortsinn. Das groß« Wunder einer Interpretation, die schöpferisch wird. Ein Erlebnis von stärkstem Tiefgang und, hoffentlich, von Dauer. Dieser Karl Schuricht begleitete auch Lubka Kolejsa mit einem Kleinorch.ster der Philharmoniker. Auch sie ein« Persönlich- keit. Mischung aus männlicher Energie und weiblicher Gefühls- wärme, mit einem seltsam klingenden Anschlag und dem Sinn für Linie, der keine Berschnprkelungen duldet, sondern direkt auf die Sache selber zusteuert. Das Haydnsche Klavierkonzert in D-Dur uurde im ersten Satz zembalohaft hcrauspointiert, im Tempo ge- sungen, im Schlußsatz leidenschaftlich dahingetanzt. Ein feuriges Musikantenherz steckte die Hörer an.

fluch Ehrharöt erhält Pension! Auf Grund einer Entscheidung des Reichswehr - Ministeriums. Bei der Reichstagsberatung des Haushalts für Verfor- gungs- und Ruhegehälter ist neben dem Fall Lüttwitz auch der Fall Ehrhardt besprochen worden. Der Abgeordnete L o i b l von der Bayerischen Volkspartei erklärte in seiner Rede, wenn im Gegensatz zu Lüttwitz Kapitän Ehrhardt noch keine Pensionsansprüche gestellt habe, so liege das daran, daß er gar nichts von seiner Berechtigung dazu wußte. Entgegen dieser Darstellung teilt derDemokratische Zeitungsdienst" mit, daß dem Kappistenführer Ehrhardt vom Reiche eine Pension gezahlt wird. Die Behauptung, daß Ehrhardt keine Ansprüche gestellt habe, kann sich nur auf die'Nachzahlungen, die der General von Lüttwitz gefordert hat, beziehen. Im übrigen ist Ehrhardt auf diese Nach- Zahlungen erst in den letzten Tagen aufmerksam geworden, und es ist nicht ausgeschlossen, daß er auch in dieser Hinsicht inzwischen bei dem zuständigen Versorgungsamt Ansprüche gestellt hat. Diese Nachzahlungen sind aber nebensächlich im Hinblick auf die fortlaufende Pension, die Ehrhardt erhält. Diese Pension ist ihm bereits im Jahre 1921 durch eine Entscheidung des Reichswehrministeriums zugesprochen. Das heißt ein Jahr nach dem Kapp-Putsch und zu einer Zeit, als Ehrhardt flüchtig war und noch unter Anklage des Hochverrats stand. Die Auszahlung der Pensionen ruhte dann bis zum Jahre 1925, dem Jahre, in dem Ehrhardt amnestiert wurde. Das Reichsarbeitsministerium ist an dieser Angelegenheit nicht be- teiligt gewesen, da die Bearbeitung der Offizierspensionen erst im Jahre 1923 vom Reichsarbeitsministerium übernommen wurde. Auch auf die Pensionszahlung an den Kapitän Ehrhardt trifft die Feststellung des demokratischen Reichstagsabgeord- neten Ziegler zu, der erklärte, daß gegenüber dem Rechts- empfinden' des Volkes in diesen Fällen der Gedanke einer Spezialgesetzgebung ernstlich geprüft werden müsse.

Nlietssieigerung am 1. flpril und 1. Oktober. Um je 10 Prozent der Friedensmiete. WTB. veröffentlicht folgende amtliche Mitteilung: Durch das Gesetz über den Geldentwertungsausgleich bei be- bauten Grundstücken vom 1. Juni 1926 war die gesetzliche Miete bis zum 31. Mörz 1927 auf 199 Proz. der Friedensmiete begrenzt. Nach § 3 dieses Gesetzes setzt die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrats die Mindesthöhe der gesetzlichen Miete im Reiche einheit- lich fest. In Anwendung dieser Bestimmung hat das Reichskabinett in seiner heutigen Sitzung dem Entwurf einer Verordnung zuge- stimmt, wonach die gesetzliche Miete vom I. April 1927 um 19 Proz. und vom 1. Oktober 1927 um weitere 19 Proz. erhöht wird. Die Derordnung geht sofort dem Reichsrat zu. Die hier angekündigte Erhöhung der Mieten kommt nicht unerwartet. Sie ist von der Regierung schon seit längerer Zeit angekündigt worden. Die Arbeiterschaft und noch mehr die große Zahl der Erwerbslosen, die größtenteils schon seit langem ohne Arbeit und Verdienst sind, werden diese neue Erschwerung ihrer Lebenshaltung nur dann hinnehmen können, wenn ihnen in erhöhten Löhnen und Unter- stützungssätzen ein Ausgleich dafür geboten wird. Diesen Aus- gleich zu erkämpfen, darauf wird die organisierte Arbeiter- schaft ihre Kraft in der nächsten Zeit konzentrieren müssen.

Westarp, der Stolze, und hoehsch, der Höfliche. Westarp ver- weigerte demSoir" ein Interview. Er will sich nicht ausfragen lassen, solange ein französischer Soldat auf deutschem Boden steht. Der Mann vomSoir" ging dann zu Hoetzsch. Der ließ sich aus- fragen. Westarp ist ein deutscher Mann. Was ist nun ober Hoetzsch?

Der ganz junge, blonde Günther R a t h k e hat alles dazu, um einmal ein Großer zu werden. Musikalisch und energisch, voller Stileefühl, andächtig und besessen. Zwar wischt und hetzt er zuweilen auf dem Flügel, doch kann das Debutantensieber sein. Der An- schlagpflege, besonders im Forte, sollte Aufmerksamkeit gewidmet werden, ebenso dem Pedal. Aber dieser junge Mensch ist schon einer, der etwas zu sagen Hot, der etwas werden wird. Er spielle Bach, Schumann, Busoni . Gertruds H e p p ist im Beginn einer Laufbahn als Lied- sängerin. Für ihren Beruf bringt sie eine schlanke Sopranstimme von Reiz und technischer Gepflegtheit mit. Nicht alles ist gleich. mäßig, weder im Vortrag, noch in der Registrierung. Eine Gruppe Brahmsscher Mädchenlieder zeigt den ersten Weg nach oben an. Hier trifft die jugendliche Debütantin Wesenhaftes. Für die schönen, getragenen� schwerblütigenGesänge an Gott " von Josef Haas schien die Stimm« zu hell, zu unmossiv, der Atem noch zu knapp, das Pathos nicht ungekünstelt. Gertrud« H e p p, sympathisch im Auftreten und geschmackvoll im Vortrag, erzielte, von Lindemann präch''g begleitet, sehr freundlichen Beifall. Frederic L a m o n d beweist auch im zweiten Konzert, was nicht mehr zu beweisen ist: daß er zu den Auserkorenen gehört, die das Klavier meistern. Im Beethoven-Spiel(Waldsteinsonate) dem besten d'Albert verwandt, fesselt die Intensität seines Nacherlebens so sehr, daß sogar eine gewisse Steisigkoit des linken Armes achtlos ertragen wird.______ Tragik des Geistes. Der große Europäer Georg Brandes ist gestorben, 83 Jahre alt. Während das Alter seinen Körper beugte. verloren sein Hirn, sein Geist nichts von ihren Fähigkeiten. Biel - leicht blieb feine Art zu denken auf einem Punkte stehen, den wir heute zum Teil als überholt empfinden. Aber die Schärfe und die Klarheit seines Denkens und seines Stiles blieben unvermindert. Was er schrieb, erzwang sich Beachtung, obwohl er seine bedeutend- sten Werke in rascher Folge erst schrieb, als er bereits zum Greise wurde. Gewiß, es gibt Menschen genug, bei denen mit den Haaren auch der Geist ergraut. Dies aber sind in erster Linie nur Wesen mit engstem geistigen Horizont, bei denen mit dem Beruf, wenn sie ihn schließlich aufgeben müssen, auch der Geist erlischt. Aber Brandes bildet seinerseits nichts weniger als eine Ausnahme, und er mußte sterben, bevor er neue Pläne ausführen konnte. So bleibt die Tat­sache, daß der Leib des Menschen nach kurzer Jugend langsam zu verfallen beginnt, während das komplizierteste und undurchdring- lichste seiner Organe seine Fähigkeiten unaufhaltsam weiter auszu- dehnen imstande ist. Wohl sehen wir, wie auch der Körper sportmäßig zu besonderen Leistungen herangestcigert werden kann, und doch schon nach wenigen Iahren muß jeder derWellmeister", selbst noch jung, seinen Titel an Jüngere abgeben. Der Gelehrte, der Denker, der Er- finder aber wächst und wächst Jahr um Jahr mit seinem Hirn. Tiefer und tiefer dringt er in das Gebiet seines Forschens und Denkens ein ober wenn er nun endlich glaubt, sich an Aufgaben wenden zu dürfen, deren Schwierigkeiten ihn bisher schreckten, dann hält Saturn ihm die Sanduhr vor. Unter dem mächtig entwickelten Geist bricht die morsche Stütze des Körpers zusammen, und der Stift entfällt der Hand.

Erziehung zur Republik . Anirrnonarchischc Aufklärung in der..Kreuz- zeitung ". Wir fühlen uns oerpflichtet, eine Ehrenerklärung abzugeben Wir hatten bisher den Berdacht gehegt, die Deutschnationalen meinten es mll ihrem Eid auf die Republik und Schwarzrotgold nicht recht ernst. Mit welchem Eifer sie aber daran gehen, ihre Anhänger in republikanischem Sinn aufzuklären, zeigt ein Feuilleton der Kreuzzeitung " über dieHofnarren der preußischen Könige" von Lisbeth Dill. Da wird die Geschichte des Professors G u n d- l i n g erzählt, den Friedrich Wilhelm I. zu seinem Hofnarren ge- macht hatte: Er wurde Oberzeremonienmeister und bekam dazu einen lächerlichen Anzug aus feuerrotem Samt, reichgeftickter Weste und einer mächtigen Lockenperücke aus weißen Ziegenhaaren, gewal- tige Straußenfedern baumelten ihm von dem riesigen Hut, eine Karikatur eines Zeremoniemcisters. Der König lieh Gundling malen als Lehrer von Affen und Hafen, er wurde zum präsi- denken der Akademie der Wissenschaften ernannt,alle Gelehrten sind Salbader und Narren", er wurde Geheimer Finanzrat. Alle Posten, die der König lächerlich machen wollte� bekam Gund- ling. Dieser trug seine Würden stolz. Gundling betrank sich jeden Abend; man fand ihn nach den Festen vor dem ischloß sinnlos berauscht in Gräben liegend. Für das wüsteTabak- k o l l e g i u m bildete er die Zielscheibe blutigster Witze. In Wusterhausen kom Gundling einmal über die Schloßbrücke ge- schwankt, wurde von Grenadieren gepackt und in das kalte Eis- wasser geworfen, wobei er fast ertrunken wäre, während der König am Fenster stand und sich halbtot lachte über die Todesangst seines hofnarre». Als Gundling gestorben war, wurde er in einem Weinfaß zu Grabe gebracht, und sein Begräbnis, zu dem die Offizier« der Pots- damer Garnison befohlen waren, gestaltete sich zu einer ollgemeinen Volksbelustigung. Gundlings Nachfolger war Morgenstern: Er blieb bis zum Tode des Königs im Dienst. Der König hatte sich so an sein Borlesen gewöhnt, daß er ohne das Gcplapver sofort einschlief. Hörte der Vorleser auf, erwachte der König so- fort, griff zur Hundepeitsche und trieb den Vorleser zu neuem Lesen sreundlichsl an. Ganz neu werden unseren Lesern diese Geschichten nicht sein. Im.Vorwärts" waren sie ja schon vor Jahrzehnten zu lesen. Der Kreuzzeitung " gaben sie damals frellich nur Anlaß, Predigten über die verderbte Zeit zu halten, in der solche Verunglimpfungen alles dessen, was einem guten Preußen heilig sei, ungeahndet blieben. Und jetzt beginnt dieKreuzzeitung " selber ihren Lesern zu erzählen, was Preußen an seinen Königen gehabt hat. Wir nehmen an, daß der ausgezeichnete Aufsatz über Friedrich Wilhelm I. nur den Anfang einer Serie bildet, die mit Wilhelm II. schließen wird. Oder sollle am Ende der so ausschlußreiche Artikel nur aus Versehen in die Spalten des Blattes gelangt sein, daß trotz des deutschnationalen Eides auf die Republik noch immer an seinem Kopf den Wahlspruch trägt:Mit Gott für König und Baterland"?

ver flrbeitspkan öes Re?chsta?s. Verabschiedung des Etats am 1. April. Der Aeltestenrat des Reichstags beschloß am Mittwoch, die im September dieses Jahres in Rio de Janeiro stattfindende I n- ternationale Handelskonferenz durch den Reichstag beschicken zu lassen. Weiter beschloß er, von dem bestehenden Woh- nungsausschuß einen besonderen Siedlungsausschuß für die l a n d- wirtschaftlichen Fragen abzuzweigen. In der nächsten Zell wird die Etatsberatung im Plenum in folgender Reihenfolge fortgeführt werden: Arbellsministerium. Wirtschaftsministcrium, Ernährungsministerium, Auswärtiges Ministerium . Die Etats- b e r a t u n g soll auf jeden Fall zum verfassungsmäßigen Termin am 1. April fertiggestellt werden. Sobald der Haushalts- ausschuh mit den Vorberellungen der Etatsberatungen für das Plenum fertig fein wird, beabsichtigt der Präsident, erforderlichen- falls die Sitzungen in der Weife auszudehnen, daß vormittags von 19 bis 1 Uhr und nachmittags von 3 bis 6 oder 7 Uhr getagt wird.

Geist und Körper, zwei ungleiche Kräfte im selben Joch, un- gleich alternd, ein tragisches Paar. Er zeigt die Ucbermacht des Geistes, denn über den toten Brandes hinaus wirken seine Werke, und die Untermacht des Körpers, den unsere Zivilisation immer weiter zermürbt. Geist und Körper, aufs engste verbunden und doch durch eine unbegreifliche Kluft getrennt... Rip. Ein Film vom Segeln. Die Schönheiten des Segessports im Film festzuhalten und sie vor all denen auszuschütten, die sie selten selbst und meist nur von ferne genießen, war ein vortrefflicher Ge- danke. Eine gute Brise mit strasfgcspannter Leinwand und Gischt vor dem Bug das wirkt nervenerfrischend auch für den Zuschauer. So folgten denn die Besucher derUrania " mit Entzücken dem Licbt- spiel vom Fahrtenseaeln.Luv und Lee" und begleiteten die Reise der SpitzgattiachtWelle" von Hamburg durch den Nordostseekanal zur Kieler Woche , und weiter nach Dänemark , Schweden und Nor - wegen. Die Aufnahmen vom schwankenden Segelboot aus sind eine Musterleistung. Besonders die Regattabilder, die uns die über Stag gehenden Renner aus nächster Näh« zeigen, sind außerordentlich reizvoll. Kopenhagen , Göteborg und kleinere Häfen werden an­gelaufen; markant erhebt sich die schwedische Felsenküste im Gegensatz etwa zur lieblichen Eckernförder Bucht . Aufkommende Segelschiffe werden in vollem Schmuck der Segel aufgenommen. Zum Schluß grüßt Helgoland. Schiffahrt ist not", sagt der Film. Jawohl, auch für die Binnenländer, denn Seeluft macht frei. Bestrahlung stillender vlütter. Wie der Amerikanischen Medi- zinifchen Gesellschaft von Dr. A'.fred A. Heß mitgeteilt worden ist, haben von ihm gemeinsam mit W. Weinstock und Elisabeth Scherman unternommene Versuche ergeben, daß die antirachitischen Sud- stanzen der menschlichen Milch bei Bestrahlung der stillenden Mütter mit ullraoiolettem Licht zunehmen. Es erwies sich, daß die Be- strahlung nicht nur dos Kind vor der Rachitts schützt, sondern auch den Ernährungszustand der Mutter ausrechterhält. Weitere Versuche sind noch im Gange. Ein neues verfahren zur Vergasung pflanzlicher Stoffe. Dem Wiener Chemiker Polich ist es gelungen, ein neues Verfahren aus- zuarbeiten, durch das beliebige Stoffe pflanzlichen Ursprungs ohne jede Vorbehandlung vergast werden können. Die gewonnenen Kraft- gase eignen sich für den Betrieb aller Arten von Gas-, Benzin- und Oelmotoren. Die Anwendung der neuen Gase erfordert keine konstruktiven Aenderungen, sondern lediglich den Ersatz des vor- Sajers durch einen neuen Generator und ein«.Umstellung der >ündung._

Der Schuhvndand deutscher Schrlftskeller bat in seiner m deutlichen Haudwer! ammlung, die am 20. Februar in Berlin stattfand, den Fall!c>e»h liquidiert und folgenden Do, stand gewnblt: t. Vorl. Valter von Molo, 2. Dorf. Wilhelm Segcler, t. Schiiflf. Tr. Karl Federn , 2. schrifif. Daul Gutmann, I. Echadm.«Ilfred Wirre, 2. Schatz-n. Dr. Leo Zeitlin : Beisitzer: Erich Baron . Robert Breuer. Frau Dr. Jacker. Dr. Manch Jacob», Dr. Werner Mahrhol,. GeschästSs. Direktor Dr. A. Eloefler. Arbeiter Sultur-Sorlell Groh-Leilin. Am 27., nnchm..Vh Uhr, findet im grotzen Saal der Philharmonie, Bernburger Straße, das 3. Arbeiter-Stnsonie-Konzcrt slatk. Ad alt Coot, der fn Pari» lebende Wiener Architekt, hält am 25. in der KunstauSslellung.Der Sturm'. Potsdamer Slr. I34a, eine» Vortrag: Zwischen Eharteston« und Black Lotto«." Beginn 8 Uhr.