Nr. 92«44.�ahrgaag
2. Seilage öes Vorwärts
Donnerstag, 24. Februar 1927
Das Drama im fernen Osten. Der Zusammenstoß zweier Wirtschaftssysteme.
Die Ursachen der dauernden Wirren in China werden allgemein als politische angesehen. Allein es unterliegt keinem Zweifel, daß auch ein umfassender Wechsel der politischen Machthaber der allgemeinen Unrast nicht dauernd Herr werden und sie bannen könnte, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ihre Ursachen durch die wirtschaftlichen Verhältnisse bedingt sind. Die alles andere beherrschende Totsache ist die grenzenlose Armut der arbeitenden Klassen. Der Verdienst ist in Nordchina nur wenig höher als in Indien , doch ist das Klima weit ungünstiger, und folglich sind die Lebenskosten höher. Bei etwa 80 Proz. der Bevölkerung reicht das Einkommen nicht für die aller- notwendigsten Bedürsnisse. Die allen Grundlagen chinesischer Wirtschaft. Der geradezu hoffnungslos erscheinende politische Wirrwarr in China ist zum großen Teil eine Folge des Zusammenprallens zweier Wirtschaftsordnungen— der Industrie des Abend- landes und der auf der einfachen Handarbeit be- ruhenden Wirtschaftsform oes Orients. Die Folgen sind um so verheerender, als die Chinesen bis vor kurzem im Dun- kein tappten und gar nicht ahnten, was in Wirklichkeit vorging. Sie wendeten ihre ganze Aufmerksamkeit papiernen Berfa I s u n g s bestimmungen zu und machten nicht die geringsten An- slrengungen, die wirklichen Probleme zu lösen. Auch die in China interessierten Ausländer beschäftigen sich nur mit den äußeren Er- scheiirungen und müssen daher eine Enttäuschung nach der anderen crlebeir Auch das Beispiel Japans genügte nicht, obwohl Japan cs osrsianden hatte, aus der Volkswirtschaft des Abendlandes die Einrichtungen zu übernehmen, die dos Allgemeinwohl er- forderte. Lunge Generationen hindurch war die Volkswirtschaft Chinas vollkomnien im Gleichgewicht, ging sie ihren ruhigen Gang in aus- gefahrenen Gleisen. Jedes Dorf war nahezu Selbstversorger, und niehrere, zu einem Bezirk zusammengefaßt, bildeten eine wirt- ichaftliche Einheit, die alle benötigten Güter erzeugte. Transport- kosten für Nahrungsmittel oder Waren belasteten die Wirtschaft fast gar nicht, da eben jedes Dorf einen in sich abgeschlossenen Wirt- schaftsbezirk bildete. Den wenigen verbleibenden Bedürfnissen half der Handwerker am Ort ab. Er arbeitete für Kunden, die er per- sünlich kannte, und wußte ihre Bestellungen im voraus. Er brauchte nicht auf fernen Märkten zu verkaufen, wo Nachfrage und Preise schwankten— aus Gründen schwankten, von denen er nichts oer- stand. Das Fehlen der Landstraßen wirkte für ihn wie ein Schutzzoll, beschützte ihn vor dem Wettbewerb anderer Dörfer. Jede Familie hatte ihr bescheidenes Auskommen, und war das Leben auch mühselig genug, so doch nicht unglücklich. Maschinen kannte man nicht: alles wurde mit Menschen- und Tierkraft verrichtet. Die Invasion der Fabrikwaren und Maschinen. Dieser einfachen Wirtschaftsordnung wird nun der Wettbewerb billiger Waren aufgezwungen, die von der moderneu Industrie in verschwenderischer Fülle hergestellt werden, dank ihres wunderbaren Maschinenwesens, das von Dampf, Oel, Elektrizität, von allen Natur- kräften getrieben, wird und es einem Arbeiter ermöglicht, mehr Waren herzustellen, als früher Hunderte von Händen. Mit Hufe von Eisenbahn . Dampfschiffen und Kraftwagen überfluten diese Waren die Ortschaften zu einem Preise, bei dem der einheimische .iiandwerker verhungert. Er muß den Erwerb ausgeben und vermehrt nun die Zahl der schon überfüllten Landbevölkerung. So gerät die ursprüngliche Wirtschaftsordnung außer Rand und Band. Wie schon vor einem Jahrhundert beim Aufkommen der Ma- schine die Bevölkerung in England sich gegen sie zur Wehr setzte und in ihrem Unverstand die Fabrikeinrichtungen zertrümmerte, so erkonnten auch die Massen in China den Anbruch einer neuen Zeit zuweilen besser als ihre Herrscher. Und in der Furcht, sie würden ihr Brot, ihren Reis verlieren, wiegelten Schiffer und Schieblarrenleute die große Oesfentlich'cit so auf, daß die Regierung sich gezwungen sah, die erste Eisenbahn in Schanghai wieder aufzureißen und die Lokomotiven in den Fluß zu werfen. Und ebenso machten die menschlichen Lasttiere, die da die Dschunken durch die Stromschnellen des oberen Pangtse zogen, heftige Angriffe auf die Dampfer, die sie ersetzten Dieser Widerstand gegen die wirtschaslliche Entwicklung ist natür- lich ebenso aussichtslos, und die Kräfte reiben sich ebenso zwecklos auf, wie damals im Abendlande beim Aufkommen der Maschine. Dem Handwerk aus priinitioer Stufe ist das Urteil gesprochen. Einige Zweige sind unrettbar zum Aussterben verurteilt. Wollen sie deren Schicksal nicht teilen, so sind die anderen gezwungen, sich den neuen Verhältnissen anzupassen und eine gewisse fortschrittliche Ent
wicklung durchzumachen, indem sie sich vollkommenerer Werkzeuge und zum Teil auch der Maschine bedienan. Nur unter dieser Be- dingung gesingt es ihnen auf die Dauer, chre Lebensmöglichkeit zu behalten. Die Handarbeit, die Heimarbeit kann natürlich«rst recht nicht mit der maschinellen Gütererzeugung in Wettbewerb treten. Die Handi�nnerei kämpft in China längst um ihr Dasein, und die Handwebe.., wird nur aufrecht erhalten durch den Import von Maschinengarn aus Indien , Japan und anderen Ländern. So zeigt sich denn hier, wie die alte Wirtschaftsform Chinasdem internationalen maschinellen Erzeugungsprozeß die Hand reichen muß, um sich vor dem sofortigen Absterben zu retten. Teuerung und Hungersnot: Europas Geschenke. Nun aber ist die heutige internationale Weltwirtschaft ein Teufel, der sein Opfer mit Haut und Haaren verschlingt, sobald es ihm erst einmal den kleinen Finger reicht. Nicht nur überschwemmen Europa und Amerika den chinesischen Markt mit billigen Waren und nehmen dem einheimischen Handwerker den Erwerb, sondern sie züchtigen ihn auch noch aus andere Weise. Die Heere der eisernen Sklaven, die Maschinen, sind ungeheuer gefräßig, und die Industrieländer sind gezwungen, in allen Teilen der Well große Mengen Rohstoffe zusammenzuholen. So nehmen sie dem chinesischen Handwerker auch noch das Rohmaterial, treiben mindestens dessen Preis in die Höhe. In der Tat, China , einst die einzige Quelle für Seiden- w a re n. führt heute Roh setde in großen Mengen aus. Weiter brauchen die Industrieländer für chre arbeitenden Heere Nah- rungs- und Genußmittel, die sie gleichfalls aus unent- wickelten Ländern wie China beziehen. Das bedeutet wiederum ein Steigen der Preise für Nahrungsmittel, so daß nicht nur der Handarbeiter arbeitslos wird, sondern die gesamte Bevölkerung Teuerung und Hungersnot preisgegeben wird. So steht denn der chinesische Handarbeiter von allen Seiten seine Existenzgrundlagen zerstört; es gibt für ihn kein Entrinnen. Alle Umstände entwickeln sich zu seinen Ungunsten, und nirgends bietet sich Aussicht auf Besserung. Er wird zur Berzweiflung ge- trieben— ein Opfer wirtschaftlicher Triebkräfte, die in ihrem Kreis- lauf unbarmherzig und unentrinnbar sind wie ein Naturgesetz. Die große Bewegung Gandhis in Indien entsprang den gleichen Verhällnissen. Gerade als die Handarbeiter dem oer- nichtenden Wettbewerb des Abendlandes gegenüberstanden, gingen die Preise für ihr benötigtes Rohmaterial infolge der Nachfrage für die Ausfuhr in die Höhe. Gandhi überschaute die Sachlage und suchte dem Uebel zu steuern durch Boykott aller maschinenmäßig her- gestellten Artikel, gleichviel ob sie in Indien oder sonstwo erzeugt wurden. Das Mißlingen seines Planes war natürlich unvermeid- lich. Für den Handarbeiter gibt es eben keine Möglichkeit, mit der maschinellen Gütererzeugung in Wettbewerb zu treten. Die chinesische Zukunft. Auch im Abendlande brachte das allmählicke Vordringen der Industrie Elend unter den Handarbeitern mll sich, das sich bis zu Aufständen und Zerstörung von Maschinen auswuchs. Mit der Zeit aber wurde das alte Wirtschaftssystem durch ein neues ersetzt. Dieser Prozeß geht nun in China vor sich, und zwar in größeren Ausmaßen, denn es handell sich um vierhundert Millionen, um e i n Viertel der ganzen Menschheit, und die beiden Wirt- schaftsformcn prallen unvermittelter aufeinander. Die Entwicklung Chinas ist für Europa und Amerika von höchster Wichtigkeit nicht nur durch die Zahl der Bewohner, sondern nicht minder durch die Größe seiner Rohstofflager. Diese Lorräte an Kohlen, Eisen, Edelmetallen, Kali und anderen Bodenschätzen zählen zu den wichtigsten und wertvollsten der ganzen Well und sind kaum in Angriff genommen. Alle diese Umstände werden China in absehbarer Zeit zu einen ebenso wichtigen Faktor der Weltpolitik machen wie Rußland und die englisch- amerikanischeJnteressengemeinschaft. Biete Kenner des Landes rechnen damit, daß China sich well schneller über euro- päische Maße hinaus entwickeln wird, als man in Europa annimmt, und zwar vermöge der unermeßlichen wirtschaftlichen Vorräte und der allen Kullur, deren Ringen nach neuzeitlichen Formen sich nicht mehr zurückdämmen läßt. Die große chinesische Mauer. die bis zu Anfang dieses Jahrhunderts das Reich der Mitte von der Außenwell abschloß, ist dem Zellaller des Radio und des Flugzeugs nicht mehr gewachsen, und eine Radiostation aus einem Turme neben dieser Mauer ist ein Sinnbild des Triumphes der neuen Zeit über die erstarrte Kullur des allen China . Dieser neuen Zeit in China zum Siege zu verhelfen, aber zum Nutzen des chinesischen Volkes, nicht zu dem seiner internationalen Ausbeuter, muß auch der Wille der europäisch-amerikanischen Arbeiterschaft sein.
Sozialer Ersinöerscbutz. Eine unzulängliche Patentgesetzreforn». Nach Artikel 1S8 der Verfassung unserer Republik Deutsches Reich genießt der Erfinder deuSchutz und die Fürsorge des Reichs. Leider ist dieser„Schutz" auch heute noch absolut plutokratisch; der Schutz und die Fürsorge durch das Reich gehen an dem mittellosen Erfinder heute ebenso vorbei wie der Patent- schütz durch das Gesetz von 1877. Nach dessen noch jetzt gültigen Bestimmungen muh für jedes Patent an das Reich jährlich eine Patentgebühr gezahlt werden, die heute für 18 Jcchre insgefanll 7065 M. betrögt. Die Nichtzahlung einer Jahresgebühr führt zum B e r l u st des Patentschutzes. Großindustrielle, die solche Gebühr kaum schmerzt, zahlen sie und blei- den dadurch im Besitze ihres Patentschutzes. Aber Klein, und Mlltclindustnelle, Forscher, Gelehrte und Unbegllterte sind zur Zah- lung jener Staatsgebühr unfähig. Ihr Patent oerfällt frühzeitig und ihre Erfindung wird Freibeute. Alle Versuche zur Beseitigung dieser Nechtswidrigkeit stießen auf den Widerstand der Großindustrie, welche die in den vielen, jährlicb verfrüht oerfallenden Potenten steckende Freibeme nicht fahren lassen will, zum Unterschied von der amerikanischen Großindustrie, die sich von jeher zu dem 17jährigen, von keinerlei sonstiger Zahlung abhängigen Patentschutz bekennt, der nur 145 M.(jetzt 165 M.) kostet und nie frühzeitig Freibeute wird. Zwar lenkte die Kriegs- und Nachkriegszell mit ihren größeren Sorgen von der sielen Schädigung der Unbegüterten durch da» herrschende Patentgebührensystem ab. Jetzt aber find nach Angabe des Reichsministers der Justiz gewisse Patentgesetzänderungcn un- erläßlich. Doch die Patentgebührensätze bleiben u n b e rü h r t, well, wie der Minister sagt, wegen der angeblich schwierigen Lage der In- dustrie derartig einschneidende Aenderungen kaum angebracht sind. So wird die Beseitigung der seit 50 Jahren bestehenden Vergewaltigung der unbegüterten Erfinder leider wieder Aufgabe einer kommenden.' dem Einflüsse der patentschutzfeindlichen Groß- industrie nicht erliegenden Regierung sein. Die heutigen Reformen laufen hauptsächlich hinaus auf Bestimmungen über die Vorbildung derjenigen patentamtlichen Beamten, die als Richter entscheiden, ob eine Erfindung patentfähig
ist, ob sie dem Aninelder oder berells einem anderen Patentinhaber oder der Oeffentlichkeit gehört. Von diesen den Streit über das Mein und Dein im Potentwesen entscheidenden Patentrichtern wird künftig dieselbe Vorbildung gefordert, wie von den Patentanwällen, um dadurch dem Staate eine Gewähr für einwandfreie Recht- sprechung zu bieten. Sodann wird eine Milderung jener patent- gesetzlichen Bestimmung erstreht, nach der ein fünf Jahre lang be- stehendes Patent nicht mehr vernichtet werden darf, auch wenn es rechtswidrig erteill wurde und als„Wegelagererpatent" den Fach- mann in der Benutzung von Gegenständen hindert, die ihm schon vor der Patenterteilung bekannt waren. Vergeblich ist dieser seit 86 Jahren bestehende Mißbrauch von Männern wie Werner von Siemens , Bol�e bekämpft worden. Jetzt endlich wird er um ein Deut gemildert, indem die Unvernichtbarkeit nur für solche Patente gelten soll, von denen amtlich der Oeffenilichkeit durch eine Bekanntmachung der bevorstehende Ablauf der sünfjährigen Bernicht- barkeitsfrist mitgeteilt worden ist. Die Halbheit dieser Maßregel zeigt sich darin, daß niemand voraussagen kann, ob er m vier, sechs oder zwölf Jahren Anlaß haben wird, die Rechtsgültigkell eines Patents nachzuprüfen und zu bekämpfen. Entsteht solcher Anlaß zur Nachprüfung erst In sechs Jahren, so versagt die jetzt geplante Milderung, und der Inhaber des ..Wegelagererpatents" bleibt Triumphator. Auch gegen dieses Krebs- geschwür am deutschen Wirtschoftskörper wird wegen der angeblich schwierigen Lage der Industrie nur zaudernd vorgegangen. G. Neumann, Patentanwalt.
Amerikanischer und deutscher Automobikbau. Die amerikanische Automobilindustrie ist der deutschen nicht zu- letzt deshalb überlegen, well sie die Automobllteilfabrikation in größtem Ausmaße konzentriert hat. So gab es im Jahre 1023 rund 2120 Betriebe, die sich mit der Herstellung von Automobilen beschäftigten. Die Anzahl der Betriebe hat sich nach einer für das Jahr 1925 vorliegenden Statistik, die soeben oerösfenllicht worden ist, auf 1350 verringert. Interessant ist nun die Auswirkung der Konzentrotion, die ge- eignet ist, falsch« Anschauungen in Deutschland richtigzustellen. Die
in den Jahren 1023 bis 1025 vollzogene Umstellung führte zu sol- genden Ergebnissen: 1923 1925 Zunahme Materialkosten einschl. Heizmaterial(in 1000£olL) in 0/0 und elektrisch» Krasl.... 564 107 857 889 52,1 Wertzuwach» durch den Berarbei« tungHprozeß....... 449 005 854 087 45,7 Gesonnwert der Pioduktion...1 018 112 1511976 49,2 Gesamibelrag der Lohnzablungen. 253 140 370 660 46,4 Kopfzahl der beschäftigten Arbeiter 163 530 226 950 88,5 Wichtig für den ganzen Prozeh ist die Steigerung des Gesamt- wertes der Produktion, die rund 50 Proz. ausmacht, und des Wert- Zuwachses mit 45,7 Proz. Diese Leistungen wurden erreicht mit um 46,4 Proz. gestiegenen Lohnzahlungen, während die Zahl der be- schöftiaten Arbeiter um 38,5 Proz. stieg. Mit der umfangreichen Konzentration hat die Steigerung der Ärbeiterzahl im großen und ganzen Schritt gehalten, und zwar steigerte sich die Anzahl der beschäftigten Arbeiter, wie die Zahl der Fabriken zurückging, so daß hier eine Art Gesetzmäßigkeit vorzuliegen scheint. Ermöglicht wird die ganze Entwicklung natürlich durch den größeren Absatz. der auf der zunehmenden Billigkeit der Produkte beruht, während gerade in Deutschland die Teilfabrikation immer noch das Auto verteuert. Der Güterverkehr in Detiischland. Nach der letzten Reichsbahnstatistit hat die steigende Tendenz der Gllterwagengestellung angehalten, wenn die Steigerung in der Woche zum 12. Februar wie in den beiden vorher- gegangenen Wochen auch wieder nur sehr gering war. Im arbells- täglichen Durchschnitt wurden 200 000 Wagen mehr gestellt als in der Vorwoche. Tabellarische Ucbersicht seit November. (Die Angaben verstehen sich in 1000 Stück.) Woche wöchentlich 1926 1925 1926 1925 31. 10.— 6. 11. 900,3 822.2 160,0 187,0 7. 11.— 13. 11. 943,2 806.7 157.2 134,6 14. 11.— 20. 11. 848,4 716,6 169,7 143,3 21. 11.— 27. 11. 039,5 793,4 156,6 132,2 28. 11.— 4. 12. 907,2 731,4 151,2 122,0 5.12—11.12. 881,0 702,4 146,8 117.1 13. 12.— 18. 12. 872.4 717,1 145,4 119,5 19. 12.— 25. 12. 662,3 454,6 132,5 113,6 26.12— 1. 1. 602,0 500,2 120,4 100,0
2. 1.— 8. 1. 9. 1.-15. I. 16. 1— 22. 1. 23. 1.— 29. 1. 30. 1.— 5. 2. 6. 2.— 12. 2.
1927 721,3 778,1 790,3 793,4 795,8 802,9
1926 602,2 644,1 633.0 667,0 668.4 669,8
1927 120,2 129,7 131,7 132,2 132,6 133,8
1926 100,3 107,4 105,5 111,2 111,4 111,6
Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, daß m sich bei den Steigerungen der letzten Wochen um s a i s o n mäßige, keines- falls um konsunkturell« Besserungen Handell. Auf einem an sich höheren Niveau läuft die Kurve der Wagengestellung im Vergleich mit dem Vorjahr sell Anfang Januar fast absolut parallel.
Dos End« d» Devisengesetzgebung. Durch«ine demnächst erscheinende Verordnung werden die noch gellenden Bestimmungen der Deoisengesetzgebung aufgehoben. Cs handelt sich vor allem um die Vorschriften, noch denen der Handel mit Devisen besonderen, staatlich zugelassenen Geldinstituten, den sogenannten Devisenbanken und Wechselstuben, vorbehalten ist. Die seinerzeit zum Währung s- schütz erlassenen Vorschriften erscheinen heute ü b e r s l ü s s i g. Das Zammeru üb» die hohen Steuern, die die deutschen Privatbanken zu zahlen haben, erfährt durch einen Vergleich mit der Bank Guyerzeller A.-G. in Zürich eine interessante Beleuchtung. Die Bank Guyerzeller hat nach ihrem jetzt vorliegen- den Geschäftsbericht für das Jahr 1926 im vergangenen Jahr rund 184 500 Franken Steuern bezahlt bei einem Gesamtrohertrag von 1225 000 Franken. Der Anteil der Steuerleistung an dem Roh ertrag der Schweizerischen Bank beträgt also 15,02 Prozent. Da in dem Chor der deutschen Unternehmer auch die deutschen Großbanken fleißig gegen die unerträglichen Steuerlasten zu Felde ziehen, haben wir den Steueranteil der Berliner Handelsgesellschaft und der Mitteldeutsche» Kreditbank, die kürzlich ihren �Abschluß bekanntgaben, mit der Stcuerbclastung der Schweizer Bank oer-- glichen. Dabei ergibt sich für die Berliner Handels-Gesellschast ein Anteil von 15,22 Proz., also nur ganz wenig mehr als bei der Schweizer Bank, bei der Mitteldeutschen Kreditbank ober ein Anteil von nur 12,05 Proz, also um nolle drei Prozent weniger als bei der Schweizer Kollegin. Das Beispiel zeigt, daß keinerlei Anlaß zu Klagen besteht, und daß man die Unkenntnis der Oeffenllichkeit nur ausnutzt, um im Trüben zu fischen. Gewinne aus der Berliner Wasserversorgung. Die C h a r- lottenburger Wasser- und Jndustriewerke A.-G., die neben den Städtischen Wasserwerken bekanntlich noch einen erheb- lichen Teil von Groß-Berlin und Umgebung mit Wasser versorgt (oder nicht versorgt, wie die seinerzeit von den Charlottenburger Werken verschuldete Wossernot zeigte), hat im Geschäftsjahr 1925/26 wieder erhebliche Gewinne erzielt. Der durch die zahlreichen Reu- bauten erheblich gesteigerte Neuanschluß von Konsumenten hat zu einer Steigerung"des Rohgewinns von 9,44 auf 10,53 Mil- lionen, also von mehr als einer Million Mark, geführt. Da trotzdem die Betriebskosten der Werke von 1,43 auf 1,36' Millionen zurück- gegonge» sind und die übrigen Kosten nicht entsprechend stiegen. ergab ssch die Steigerung des Reingewinns von 3,78 a u f 4.35 M i l li o n e n, aus dem die Charlottenburger Wasser- werke A.-G. auf ihr OO-Millionenkapital statt wie im Vorjahr 6 Proz. für 1925/26 eine Dividende von 7 Proz. verteilt. Es ist wahrschein- lich, daß eine noch höhere Dividende hätte zur Berteilung gelangen können, wenn nicht ein erheblicher Teil der in größerem Umfange vorgenommenen Ausbauten der Schöpfwerk« und des Leitungs- systems aus den Betriebseinnahmen bezahlt worden wäre. Immer- hin ist in der Bilanz eine Bankschuld von 2,80 Millionen neu auf- getreten. Auf der anderen Selle wurden einige Wertpapiere v e r- kauft, die zur vorübergehenden Anlage flüssiger Mittel beschafst worden waren. Im Geschäftsbericht wird gesagt, daß die Zahl der Neuanschlüsse im vergangenen Jabre eine nie erreichte Ziffer aufwies, was auch für das neue Geschäftsjahr gilt, wie in der kürz- lichen Generalversammlung mstgeteill wurde. Sehr viel sozialer Geist scheint in den Charlottenburger Wasser- und Jndustriewerke», an denen bekanntlich die Dessauer Gasgesellschaft erheblich beteiligt ist, nicht zu herrschen, da die Verwaltung einem in der General- Versammlung gestellten Antrage, wie in der Vorkriegszeit für die 160töpfige Belegschaft einen Pensionsfond zu schaffen, mit Fleiß auszuweichen bemüht war. Der fchwcrifche Zündholzlrust auch Herr in Bolivien . Wie aus Bolivien gemeldet wird, hat die dortige Regierung die vom schwe- dischen Zündholztrust eingereichten Borschläge für die U e b e r- nähme desZndholzmonopols in Bolivien akzeptiert. Sie werden in der Form eines Gesetzes demnächst dem dortigen Parka- ment vorgelegt und mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden.