über die hier Beschwerde geführt wird, früher oder später die Auf-| hebung des Handelsabkommens, deffen Bestimmungen so offenfundig verlegt worden sind und sogar die Lösung der gewohnten diplomatischen Beziehungen unvermeidlich machen muß."
Die Verschärfung der englisch - russischen Gegensäge, die in der Note der englischen Regierung ihren Ausdruck findet, darf auch, non den Völkern, die verhältnismäßig, weit vom Schuß" sind, nicht als eine für sie gleichgültige Sache betrachtet werden. Denn, wenn es auch Unsinn ist, von einem dicht bevorftehenden Kriege zu sprechen, da beide Staaten tausend Gründe haben, ihn zu vermeiden, so muß doch schon die entfernte Möglichkeit eines in absehbarer Zeit zu erwartenden Busammenstoßes zwischen ihnen für die gesamte Weltpolitik schwerwiegende Folgen haben. Folgen, die sich auch bei uns in Deutschland fühlbar machen werden.
Deutschland muß seiner geographischen wie seiner politifchen Lage nach bestrebt sein, sowohl mit England als auch mit Rußland gute Beziehungen zu unterhalten. Darum fann es in feinem Fall seine Aufgabe sein, einen der beiden Gegner gegen den anderen zu hehen oder in seinen Angriffen zu ermutigen. Es hat im Gegenteil alles Interesse daran, daß die Gegenfäße wieder ausgeglichen werden und daß insbesondere eine politische und diplomatische Auf rüttelung des europäischen Ostens unterbleibt, die für Deutschland als Nachbarland die schlimmsten Folgen haben tönnte.
Deutschland fann fich also weder an England noth an Rußland anfchließen, wenn es nicht in Gefahr geraten will, für fremde Interessen mißbraucht zu werden. Desto deutlicher stellt sich die Notwendigkeit heraus, mit Frantreich eine viel engere Fühlungnahme herzustellen, als sie zurzeit besteht. Deutschland und Frankreich stellen, wo sie vereint auftreten, eine Macht dar, die überall ihrer Stimme Gehör verschaffen und wirksam ihre Intereffen verteidigen fann. Vor allem haben sie vereint die Macht, den Frieden des europäischen Kontinents gegen alle Eventualitäten sicher zuftellen.
Eine irgendwie leidenschaftliche Teilnahme für England und feine fonservative Regierung ist in Deutschland nirgends zutage getreten. Die Anenten Chamberlains", von denen die kommunistische Bresse Deutschlands voll ist. find ein ähnliches Phantasieprodukt wie die Spione und Goldautos vom August 1914. Anderseits ist die Neigung, einseitig gegen England zugunsten Rußlands Partei zu ergreifen, in Deutschland nur auf enge Streise beschränkt. Diese Kreise sehen in Rußland gegenüber dem tapitalistischen England mit Unrecht die Bertörperung des fozialistischen" Prinzips. Sie übersehen dabei, daß der ruffische Sozialismus" von äußerst zweifelhafter Art ist so daß die Arbeiter im konservativ regierten England heute immer noch bedeutend freier und beffer leben als im bolfchemistisch regierten Rußland und daß der englisch - russische Gegensaß viel älter ist als die ruffische Revolution.
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Den durch den englischen Imperialismus unterbrüdten Bölkern gehören unsere Sympathien. Aber daß wir uns zu ihrer Befreiung in einen neuen Weltkrieg stürzen, werden sie wohl selber nicht verlangen. Für uns. Das heißt für Deutschland , bleibt also nichts als der feste Entschluß zur Neutralität und die Sicherung diefer Neutralität durch Rusammenschluß mit Gleichgesinnten. So tommt man
die liberalen begrüßen es dagegen, daß Chamberlain den extremen Forderungen des scharfmacherischen Flügels in der Baldwin- Regierung nicht nachgegeben habe.
Das Arbeiterblatt Daily Herald" bezweifelt die Klugheit dieses Schrittes, der lediglich die zwecklose und gefährliche Methode der gegenseitigen Beschuldigungen fort. feze. Er erinnert daran, daß England und Rußland zu Macdonalds Regierungszeiten verständig untereinander verkehrten und meint, daß auch englische Kabinettsmitglieder wie Churchill , Birkenhead und Johnson- Hicks sowjetfeindliche Reden gehalten hätten.
Wieder preisgegeben...
Aber von wem?
Liebe und Haß der Grenzer" nennt ein wortstarfer Ostpreuße , der zu jedem Satz, den er schreibt, mindestens einen Franzosen und einen Polen verschlingt, einen Aufsatz, aus dem nach der Deutschen Zeitung" die„ Seele des deutschen Mannes" spricht. Und er beginnt feine blutrünftigen Tiraden mit diesen refignierten Feststellungen:
„ Es ist doch also eingetroffen, was wir Ostpreußen immer befürchtet haben. Wieder sind wir preisgegeben worden. Zweiund zwanzig fogenannte Feftungswerte sollen dem Erdboden gleich
gemacht werden."
Leider vergißt der biedere Ostpreuße , uns anzugeben, von wem denn seine Landsleute preisgegeben" worden sind. Es war das Kabinett des Bürgerblods, das am 31. Januar der Bereinigung der Ostfestungsfragen zugestimmt hat. Und als dann, in jenen peinlichen Geburtsstunden der schwarzblauen Allianz, die Deutschnationalen sich in bekanntem Heroismus um die Verantwor tung brüden wollten, wurde durch WTB. offiziell festgestellt, daß das Kabinett ein mütig beschlossen hat, die Verantwortung für die Instruktionen an General von Bawels zu übernehmen". Ja, die armen Ostpreußen ! Schnöde preisgegeben von den Großfiegelbewahrern der deutschen Seele, den schwarzweißroten Erbpächtern des wahren und unverfälschten Patriotismus!
Republikanischer Straftarif.
Völkischer Ueberfall auf Reichsbanner= 20-30 mt.
Wie erinnerlich, wurde das Reichsbanner SchwarzRot Gold Schneidemühl auf dem Nachhausewege von der Fahnenweihe Krojante am 5. September 1926 am dortigen Bahnhof überfallen. Es wurden mehrere faust große Steine in den marschierenden Zug geworfen. Am Dienstag, dem 22. Februar, nechte, die ohne Zweifel von einigen Hintermännern zu dieser fand die Gerichtsverhandlung statt. Die drei Angeklagten waren Tat veranlaßt wurden. Sie gaben die Tat ohne Umschweife zu. Der Staatsanwalt brachte zum Ausdruck, daß die Tat als außerordentlich roh und brutal bezeichnet werden muß, ließ jedoch mildernde lim stände walten, da die Angeklagten bisher unbestraft waren und ihr geistiges Niveau zur Austragung politischer Kämpfe außer einen 25 m. Geldstrafe. Der Gerichtshof meinte, daß eine Sprengung ordentlich tief steht. Er beantragte für zwei Angeflagte 50 M., für tommt, da die Angeklagten hierzu nicht in der Lage waren. des Zuges, wie ursprünglich angenommen wurde, nicht in Frage
Es erhielten zwei Angeklagte 30 M. und ein Angeflagtet 20 M. Geldstrafe. Die Tragung der Koften des Verfahrens wurde den Berurteilten auferlegt. Frage: Wie wäre es in solchem Falle Reichsbannerleuten ergangen?
Völkischer Krach.
Soldatenmißhandlung.
Ein ,, minder schwerer" Fall- 1 Monat strenger Arrest.
Stuttgart , 24. februar.( Eigener Drahtbericht.) Der Unteroffizier er mann Funt vom Reiterregiment 18 in Cannstatt hatte einen Musiker mit dem Putzen seiner Stiefel beauftragt, da er feinen eigenen Buzzer hatte. Eines Tages gab er ihm wieder zwei Baar Rettstiefel. Der Musiker machte ihn darauf aufmerksam, daß ihm die Schuhwichse ausgegangen sei. Aber das berührte den Unteroffizier nicht. Als er die Stiefel nicht nach einiger Zeit geputzt zurückerhielt, ohrfeigte er den Musiker und warf ihn an die Wand, so daß dieser die Flucht ergreifen mußte. Am Abend jezte Funk die Mißhandlungen fort, ließ den Musiker stillstehen, schlug ihn mehrmals ins Gesicht und auf den Kopf, daß er taumelte, an einen Raften fiel und die Brille verlor. Dann stieß er ihn mehrmals mit den Füßen ins Gesäß und ohrfeigte ihn derart, daß er an einem Dhr blutete. Der Musiker war infolge der Mißhandlungen einige Tage dienstunfähig.
Eine Gerichtsverhandlung vor dem Schöffengericht Stuttgart II bestätigte diese Vorgänge. Der Staatsanwalt beantragte gegen Funt unter Bersagung mildernder Umstände zwei Monate 15 Tage Gefängnis. Das Urteil des Gerichts lautete nur auf einen Monat strengen Arrest, weil es den Fall feltsamerweise als ,, minder. schwer" ansah.
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Diaz liefert sein eigenes Land aus. Protektoratsangebot an die Bereinigten Staaten.
Paris , 24. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Der Petit Barisien" meldet aus Washington , daß die gegenwärtige fonfervative Regierung von Nicaragua der amerikanischen Regierung einen Vertrag angeboten hat, nach welchem Amerika vierzehn Jahre lang das Protettorat über Nicaragua übernehmen folle. Nicaragua hätte dem Vertrag zufolge tein Recht mehr, mit einem anderen Lande irgendeinen Vertrag handelspolitischer oder politischer Art einzugehen, ohne die Zustimmung der Vereinigten Staaten einzuholen. Die Vereinigten Staaten würden ebenfalls einen Präsidenten für die finanzielle Leitung von Nicaragua ernennen, der ein Betorecht über alle öffentlichen Ausgaben ausüben tönne.
Kellogg soll durch Houghton ersetzt werden. Paris , 24. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Aus Washington wird gemeldet, daß aller Boraussicht nach der Staatssekretär Kellog zurücktreten wird. Seine Stellung sei durch die Ereignisse der gegenwärtige amerikanische Botschafter in London , Houghton in Nicaragua und Merito erschüttert. Als Nachfolger fomme
in Betracht.
Weitere englische Truppentransporte nach Schanghai .
Hongkong , 24. Februar.( Reuter.) Die englischen Transportfchiffe Megantic und Karmala werden Hongtong nicht anlaufen, sondern direkt nach Shanghai gehen. Das Transportschiff Karmala wird in Schanghai lediglich Tants landen und mit den Truppen nach Hongkong zurückkehren.
eben wieder auf die Formel zurüd: Deutschland uno Straffer tritt aus der völkischen Reichstagsfraktion aus. Die chinesische Handelstammer und die Bereinigung der
Die Aufnahme der Note in England. Chamberlains Note wird von der gesamten englischen Bresse allgemein gebilligt, mit Ausnahme der„ Daily Mail", die fie nicht scharf genug findet. Dieses Blatt wirft Chamberlain Rückgratiofigkeit und Schlappheit vor, weil fie„ eine Gesell schaft von Banditen so behandle, als ob es eine ehrenhafte Regierung wäre". Alle anderen Blätter, sowohl die konservativen wie
Der nationalsozialistische Abgeordnete Strasser hat, wie wir hören, seinen Austritt aus der Fraktion der völti fchen Arbeitsgemeinschaft erflärt mit der Begründung, daß er sich durch den Artikel des Abg. v. Ramin im Deutschen Tageblatt" vom 17. d. M. wegen der darin enthaltenen Behauptungen über das Verhältnis von Hitler zur Großindustrie persönlich verlegt fühle. Durch diesen Austritt verliert die völkische Fraf tion zunächst die Fraftionsstarte.
man zum erstenmal beobachtet, daß hier dieselben Augen auf die
Allgemeine Empörung über den Maffenmörder Lipaotschen Condon, 24. Februar. ( WTB.) Der Sonderberichterstatter der „ Chikago Tribune" in Schanghai meldet unter dem 23. Februar: Banfiers und andere öffentliche Körperschaften in Schanghai haben öffentlich gegen das bru ale Borgehen des Kommandanten von Shanghai Lipaoffchen protestiert. Dieser habe insgesamt über 60 Arbeiter und Studentenführer hinrichten lassen, darunter einen zehnjährigen Knaben(!). Infolge der Entrüstung der Bevölkerung sind die zur Schau gestellten abgeschlagenen Köpfe entfernt worden, auch die öffentlichen Hinrichtungen wurden eingestellt, es heißt jedoch, daß die Hinrichtungen hinter der Mauer des militärischen Hauptquartiers fortgesetzt würden.
Spieler um den grünen Tisch. grünen, ſechsunddreißigfach besliferten und geldepflasterten Liſche Schauspielhaus iſt jest bie Stätte, an der Brof. Hört fein
Die Filmregisseure lügen. Die Herrlichkeit der Côte d'Azur mit ihren tiefen, blauen Buchten, farbstrogenden Ufern, gewaltigen Feflen, können sie zwar nicht gut umfälschen, aber wie sie uns die Spieler von Monte- Carlo auf der weißen Leinwand sehen lassen, das ist ganz falsch. Man zeigt uns Fanatiker, die außer Spielen und unter Balmen wandeln überhaupt nichts tun. Man zeigt uns Leute, die wenn der große Coup nicht geglückt ist, sich eine Kugel durch den Kopf jagen. Nein, die Spieler von Monte- Carlo , wenig stens die nach dem Kriege, sind völlig anders; und wenn hin und mieder der stumme Zuschauer einen Schuß übers Meer hallen und zwischen den Felsen schallen hört, dann stammt der gewiß von einem jener waderen Taubenmarder der obersten Gesellschaft; 75 000 Franken sind in diesem Jahre allein für den Preis von Monaco ausgefeßt, der Eintritt zu diesem Fest" loftet 600 Franken,
und so geht das alle Tage.
Was aber in dem unschönen Zuckergußkafino um die großen Tische der weiten Säle sigt, nie ein Wort spricht, niemals lächelt und 100 Franken mit derselben etwas verbissenen Geste auf den Tisch wirft wie 1000 und 12 000, indes die Roulette fich so eifrig dreht wie das tibetanische Gebetsrad- das stammt aus deiner nächsten Um gebung. Vielleicht nicht gerade aus deinem Milieu: denn„ Arbeltern, Studenten und Leuten, die nicht in unabhängiger Stellung" find, ist der auch für den Nichtspieler ziemlich teuer zu bezahlende Eintritt nach Artikel 3 des Spielregelements verboten. Arbeiter und Studenten haben an der Riviera nichts zu suchen. Arbeiter und Studenten sollten Kümmelblättchen spielen. Bevor man die Spielfäle betreten darf, muß man sich denn auch einer forgfältigen Kontrolle der Papiere unterziehen. ,, Rien ne va plus."
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" Faites votre jeu, messieurs." An dem montecarlinischen Tanz ums goldene Kalb beteiligen fich, bewehrt mit einem fleinen Notizblod voller geheimnisvoller, Gewinn und Berluft buchender Ziffern, Beichen und selbst graphi. scher Darstellungen, Fabritbefizer, wirkliche und falsche Geheimräte, Merzte, Richter und überhaupt lauter brave Leute, meistens Bertreter gutbürgerlicher Berufe. Man kann ihnen ruhig im Dunkeln begegnen, feiner wird einem was tun. Die Spielleidenschaft wohnt in jedem Menschen, gleichgültig, ob er in Oberfrohna geboren wurde ober in Philadelphia , und niemand wird es dem teine 20 000 Seelen zählenden Riesenreich Monaco weiter verübeln, daß es sich diese Eigenart für seinen Steuerbeutel zumuze macht; denn Monaften Jelber ift der Zutritt zu ihrem Rasino nicht gestattet- so sorgt der Fürst, auch eine wichtige Persönlichkeit, väterlich für seine Landesfinder.
Das Moralische fängt also noch nicht beim Staatlichen und Prinzipielen an, sondern eigentlich erst in jener Setunde, in der
gieren, die den Arbeiter unerweichlich hart ansehen, wenn er Lohnerhöhung fordert, die den Schwachen verlegen, wenn er Hilfe sucht, den Erniedrigten beleidigen. Hier hocken Menschen, die den Untergebenen treten, treten, treten. Sage nicht einer, daß man sich in der Beurteilung von Gesichtern zu leicht täuschen kann! Außer Herrn Ten Holt in Magdeburg weiß zwar niemand, wie ein Mörder aussieht, aber so den rechten ekelhaften Kerl erkennt man doch. Die Frauen, die hier figen, und es figen ihrer fast mehr hier als Männer, fie find, auch wenn sie jetzt fein Wort reden, bestimmt eifrige Klatsch basen, gräßliche Schwiegermütter und feifende Vorgesezte ihrer Hausangestellten. Gute Frauen sehen ganz anders aus, und, inter. effant genug, schön ist von denen, die an der langen Sizung_um den heiligen Tisch teilnahmen, feine. Die paar Schönen im Saal fizen auf den ledernen Fensterbänken als Zuschauer, bliden hinaus auf Balmen und Meer oder arbeiten im Spiegelglanz und Schweiß des eigenen Angesichts mit Lippenstift und Buderquaste.
Man kann gewiß nicht die in der Welt vorhandene Ethik fäubers lich pfund- und dütenweise auf die verschiebenen Gesellschaftsklassen und Betätigungssphären verteilen, und Schufte gibt es, bei Gott, Die Anständigen efelt es, von morgens um zehn bis nachts um überall. Aber das kann man heute in Monte- Carlo doch feststellen: zwölf am Spieltisch zu sitzen, zu setzen, zu zählen, zu wechseln, zu gewinnen und zu verlieren. Wenn auch der große englische und amerikanische Babanquefpieler, dem die Säle von Monte- Carlo vor allem ein Sportrevier find, gelegentlich auftaucht, der Typ dieser Hallen ist der schwerreiche, aber unfultivierte Kleinbürger, der internationale Raffte und Neureich. Monte- Carlo ist sein Tempel. Monte- Carlo ist sein Triumph oder Untergang auf je 6 Monate. Das Geld für die Rückreise liegt separiert im Portefölch.
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Der Dichter Ernst Toller , der ein ausgezeichneter Interpret feiner Werte ist, fand bei seinem Vortragsabend im Bluthner Saal eine zahlreiche Zuhörerschar, die er gleich in den Bann feiner Perfönlichkeit zog. Noch immer umfreist sein Schaffen das Erlebnis der Revolution. Stark und eindringlich, prophetenhaft mahnend, in feiner Rede„ Die deutsche Revolution". In seinen„ Dramatischen Szenen Berlin 1919" freilich gelingt es ihm nur selten, ben Glutodem jener Wochen einzufangen. Seine Russischen Reisebilder" find plastisch gefchout, mit fühlendem Herzen etlebt, aber doch auch kritisch betrachtet. Der schürfende Geist des Dichters spürt maffenpinho logische Probleme auf. Ein fleines Kabinettitüd war seine Beshrei bung einer im Moskauer Satirischen Theater gespielten Komödie, die in wundervoller Selbstperfiflage die revolutionäre Namengebung eines roten Weltbürgers durch einen Abgeordneten der Fabrik mit anschließender heimlicher Taufe durch den Popen wiedergibt. Seine Geschichten, teils derber Humor, teils zugespizte Erzählung, fanden viel Beifall. Am Schluß des intereffanten Abends las Toller noch einige Gedichte aus seinem Schwalbenbuch". B. Sch.
Staatsoper(„ Der Barbier von Sevilla "). Das Repertoire für das Lindenhaus vorbereitet. Dieses Haus kommt dem Geist der fomischen und der Spieloper durch Intimität und Wärme entgegen. Wenn Birchman nun gar auf der Bühne noch Ver
fleinerungen schafft, freundliche und anheimeinde Zimmer mit verfürzenden Umrahmungen stellt, so bekommt das Spiel in Roffinis führung, die Stimmung verursachte, ausgezeichnet, indem er das Barbier" etwas puppenhaft Luftiges. Szell leitete die AufBuffoelement derb, das Koloraturhafte zart anfaßte und wiedergab. Karl auß fang fich langfam ein, spielte aber dann den Grafen mit Gelentigkeit, der bei größerer Routine auch der Gelenkigkeit des gutklingenden Tenors folgen wird. Ueberaus komisch der Bartholo Don Heinrich Schu 13, der neue Nüancen der vornehmen Klaffe zu den altgewohnten Scherzen fügte. Im Schöngefang brillierte Figaro ist. Gitta Alpar , jung und gewandt, bescheiden und Schlusnus , der nach Temperament und seelischer Artung fein doch luftig, wird mit ihrem etwas gefesselten Sopran der Rosine zwar noch nicht ganz gerecht, aber es ist ein Suchen nach Leichtigkeit, nach der Sicherheit der höchsten Koloraturen da. Und solche Sängerin bleibt auch im Beginn ihrer Entwicklung ein Gewinn. Viel Spaß machten dem Publikum die wie Orgelpfeifen aufgezogenen Soldaten. R. S.
Die diesjährige Große Berliner Kunstausstellung. Die in diesem stellung findet in der Zeit vom 30. April bis 30. September im Jahre zum ersten Male vom Kartell der vereinigten Verbände bildender Künstler Berlins veranstaltete Große Berliner KunstausLandesausstellungsgebäude gleichzeitig mit der Juryfreien Kunstschau, aber von dieser getrennt, statt. Die Ausstellungskommiffion, deren Vorsitzender der Maler Eugen Spiro ist, gehören an: die Maler Erich Feyerabend, Rob. Stübner, Ernst Fritsch , Augusta v. Bißemiß, Prof. Ludw. Dettmann, Otto Antoine , Wolf Röhricht , Oskar Nerlinger , Otto Möller , Hans Bremer , Hanna Mehls und Franz Martin Lünstroth; die Graphiker Hans Bastanier und Hans Steiner; die Bildhauer William Wauer , Oswald Herzog , Prof. Walter Hauschild , Prof. Artur Lewin- Funde, Prof. Aug. Kraus; die Architekten Hugo Häring , Ludwig Hilberseimer und Prof. Heinr. Teffenow. Die Anmeldung der Kunstwerte ist vom 15. März bis 1. April. Ausstellerpapiere von der Geschäftsstelle im Landesausstellungsgebäude( Hansa 222), die vom 1. März an geöffnet ist.
Mitgliederwahl in der Akademie der Künste. Der Kultusminister
hat die Neuwahl von Mitgliedern in der preußischen Akademie der Rünfte bestätigt. Es find gewählt worden: von der Sektion für die bildenden Künste der Graphifer Hans Meid in Berlin , der Maler Bien. Baul Schmitt henner in Stuttgart und der Graphiker Karl Walser in Zürich , die Architekten Peter Behrens in Bernhard Bantot in Stuttgart . Bon der Sektion für Musik wurden gewählt: Arnold Schönberg in Berlin , Baul Hindemith in Frankfurt a. M. und Leos Janacek in Prag . In der Sektion für Dichtkunst find Neuwahlen nicht vorgenommen, da erst im Oktober 1926 eine Wahl von Mitgliedern erfolgt ist, die für das Jahr 1927 gilt.
Staatliche Kunfibibliothet, Prinz- Albrecht- Str. 7a Un ber Vortragsreige Beltstädte" spricht am 28. Prof. E. A. Brindmann- Stoln über London .