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Nr. 94 44. Jahrgang

2. HeiZage öes Vorwärts

5reitaa, 2S. Jebruar 1927

Eine neue Aktion zur Exportförderung. Deutsch -Runmmsches 5500 Millionen-Geschäft.

Wie der rumänischen Presse zu entnehmen ist, verhcindelk eine Gruppe deutscher Großbanken mit bestimmten, der rumä- Nischen Regierung nahestehenden Kreisen über den Abschluß einer 200-Millionen- Anleihe für Rumänien . Unter den Dorausseßungen, daß entsprechende Sicherungen für das Geschäft geboten werden, ist in absehbarer Zeit der endgültige Abschluß dieser Anleihe zu erwarten. Die Sicherungen dürften einesteils durch die Art der Anle Hegewährung selbst geschaffen werden, andcrnteils werden sie in gewissen Garantien bestehen, die das Deutsche Reich übernimmt. Zunächst sollen 40 Millionen der Anleihesumme in Berlin selbstltehen* bleiben. Mit ch'lfe dieses Fonds soll, durch entsprechende Maßnahmen am Devisenmarkt, die S t a b i l i s i e- r�ung der rumänischen Währung aufrechterhalten werden. Für diesen Teilberrag besteht also volle Sicherheit. Die übrigen tSO Millionen der Anleihe sollen dazu dienen, deutsche Warenlieferungen an Rumänien zu finanzieren. In erster Linie denkt man wohl an Lieferung von Eisen- bahn Material, sowohl für Neubauten als auch für Repora- turen. Das rumänische Eisenbahnsystem ist nämlich stark ausbau- bedürftig und noch seit der Kriegszeit erheblich heruntevgewirt- fchaftet. Weiter sollen die Arbeiten zur Elektrifizierung des Landes, Stromregulierungen an der unteren Donau . Straßen- und 'Hasen bauten, alsoöffentliche Arbeiten" verschiedener Art, aus diesen Kreditmitteln finanziert werden. Das Re i ch wird sich dazu bereit- erklären, für diese Warenlieferungen und Aufträge gegenüber den deutschen Unternehmern gewisse Garantien zu übernehmen Ausfallbürgschaften für Nichtbezahlung also, ähnlich der sogenannten ZOO-Millionen-Exportgaraniie für deutsche Lieferungen an Sowjet- rußland. Außerdem ist geplant, die deutschen Reparationszahlungen an Rumänien für mehrere Jahre hinaus als Garantie für die Rück- Zahlung des Anleihekredits festzulegen. Dank dieser verschiedenen Sicherungen, die jedenfalls noch durch weitere Garantien an'die kreditgebenden deutschen Banken ergänzt werden sollen, werden diese in den Stand gesetzt, dein rumänischen Staat die Anleihe zu dem ganz außerordentlich niedrigen Zinssatz von ö Proz. zu geben. Da normalerweise Rh- mänien an anderer Stelle sicherlich einen Zinssatz von 8 bis g Proz. zahlen müßte, bedeutet diese durch die Garantie des Reichs er- möglichte Zinsverbilligung von 3 oder 4 Proz. einen glatten finanziellen Vorteil in Höhe von rund 6 bis 8 Millionen Mark pro Jahr für den rumänischen Staat. Die Frage, warum man deutscherseits Rumänien «in solches .Geschenk" macht, ist wohl dahin zu beantworten, daß durch diese indirekte ZJergütung, die nur dank des Bestehens der Reichs- g a r a n t I« n(wenn auch ohne größere direkte finanzielle Opfer der Reichs k a s s e) möglich ist, eine alteSchuld" des Reiches an die rumänische Regierung abgetragen werden soll. Deutschland hatte während der Okkupation von Rumänien im Weltkrieg durch die Bukarcstcr Banca Gssterala rumänische /Lei, Raten au-gegeben. HAe Roten mußte Rumänien , um.seme Währung. zu schützen, nach Kriegsende einläsen. Rumänien ' verlangt nun bis auf den heutigen Tag, und zwar unter dem Druck der..öffentlichen Meinung", eine besondere Emschädigung für diese Notenangelegenheit sowie noch für einige andere Kriegslasten, und zwar' ü b e r die jährlichen Repa- rationszahlungeo hinaus. Dagegen steht die deutsche Regierung aus dem Standpunkt, daß durch den Dawes-Dertrag alle deutschen Wiedergutmochungsoerpslichtungen einheitlich geregelt

sind, so daß besondere Entlchädigungen nicht in Frage koinmen. Der unfruchtbare Streit über diese Punkte, der vor zwei Jahren beinahe schon zu einemWirtschaftskrieg" zwischen beiden Staaten geführt hätte, soll durch die geplante Regelung, deren Grundzüge wir eben geschildert haben, endgültig beigelegt werden. Gleichzeitig werden jedenfalls verschiedene deutsche Forderungen endgültig geregelt, die sich auf die rechtliche Gleichstellung der Deut- schen in Rumänien und auf die Regelung der rumänischen Vorkriegs- Anleiheschulden(Wiederaufnahme des Zinsendienftes für die in deutscher Hand befindlichen Stücke) beziehen. Der größte Vorteil, den die deutsche Wirtschaft aus der Anleihegewährung an Rumänien ziehen kann, ist natürlich, daß dann auf Jahre hinaus und laufend deutsche Industrielieferungen großen Stils nach dem rumänischen Markt stattfinden können, der vor dem Kriege ganz überwiegend(zu etwa 70 Proz.) von Deutsch - land her versorgt wurde, der aber seit Kriegsende jahrelang fast völlig verschlossen war. Da Rumänien in den Besitz erheblicher Kapitalmittel kommt, seine natürlichen Hilfsquellen damit besser er- schließen kann und obendrein noch einen politischen Gewinn erzielt. mag es wohl alsehrliches" Geschäft gelten, an dem beide Partner gleichen Nutzen haben. Das wird auch von der gesamten ru- n i sch en Presse, die bisher zum Teil stark deutschfeindlich war, gern zugegeben. Wenn dies AtjleihcgeschSft zustande kommt, wird es wieder ein- mal hoffentlich vcr�ssen das unsere Unternehmer nicht! der Staat sein, die viel bekämpfte und geschmähteöffentliche Hand", die den Abschluß der Exportgeschäste an Rumänien über- Haupt erst ermöglicht, und die Gewähr für den glatten Verlauf des Geschäfts gibt. Ohne die Macht, die vorbereitende Tätigkeit und die finanziellen Opfer des Reichs ist ein nennenswerter Export nach Rumänien heute nicht durchzuführen. Die Sache hat aber auch ein Aber. Wir konstatieren gern, daß das Reich lebhaft bemüht ist, den Export durch mannigfache Hilfsmittel zu fördern, um damit die Beschäfttgungsmöglichkeiten zu erhöhen und die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Soweit es sich darum handelt, durch politische Inter- vention irgendwelche Hindernisse für den deutschen Export weg- zuräumen, ist das sicher gut und schön. Anders liegen die Dinge da, wo das Reich sich finanziell engagiert, um durch Ver- billigungsaktionen der verschiedensten Art den Absatz deutsch « Ware im Ausland zu erleichtern. Unter dem Deckmantel derproduktiven Erwerbslosensürsorge" darf keine neue Hochflut völlig unkontrollier- barer Subventionen für einzelne Jndustriegruppen und-firmen begonnen werden Die deutsche Industrie ist, nach der erfolgreich durchgeführten Rationalisierung, heute im Ausland voll weit- bewerbsfähig(bis auf solche Waren, deren Rohstoffe durch deutsche Zölle k ü n st l ich verteuert werden!) wenn sie die Preise nach den gesenkten Kosten bemißt. Sie würde nach einem«nt- sprechenden Preisabbau auch auf dem Inlandsmarkt neue große. Absatzmöglichkeiten finden, Darum ist es durchaus- frag- wickdig. warum das. Reich finanzielle' Opfer bringen- soll, um die heutige Ueberschußprodüttlon auf die Auslandsmärkte hinaws- z u p u m p e n und die inländische Kartellpolitik der Preishochhaltung damit noch zu unterstützen. Ein derartiges Verfahren hat keine Be» rechtigung mehr. Es wird deshalb bei der parlamentarischen Behandlung des Rumänieu-Gefchäfts, die erfolgen muß. nachdrücklich auf die Wahrung der volkswirtschaftlichen gegenüber den p r i v a t wirtschaftlichen Interessen zu achten sein.

Der Stand üer Zernoaspläne. Bon der Tagung der Gas- und Wasscrfaeijmänncr. Am 21.' und 22. Februar fand in München die außer- ordentliche Tagung des Vereins deutscher Gas- und Wasier- fachmänner statt, deren Houptgegenstand das Problem der Fern- gasoerforgung war, und zwar in der Form jener Vorschläge, die von der Aktiengesellschaft für Kohlcoerwenung Esten von der deut- schen Oessentlichkeit in den letzten Wochen lechenschaftlich diskutiert worden sind. Auf dieser Tagung wurden Erklärungen ab- gegeben, die für den gegenwärtigen Stand der Frage außerordentlich symptomatisch sind. W-ie schon länger bekannt, hatte die A.-G. für Kohleverwertung Esten für diese Tagung der Gas- und Wasterfachmänner fest zu- gesagt, daß sie als Diskussionsgrundlage eine ausführliche Denkschrift über das Problem und über ihre Absichten im besonderen vorlegen werde. Äie Diskussion dieser Denkschrift sollte denn auch der Hauptgegenstand der Tagung sein. Der Vorsitzende sah sich aber zu der Erklärung genötigt, daß die versprochene Denkschrift der Kohleverwertungs-A-G. Essen nicht eingetroffen sei und er bemerkte weiter, daß es durchaus zweifelhaft fei, ob sie je eintreffen werde. Dr. Vogler, der gesagt Hab«, daßinit einer halben Flasche Sekt im Leibe" die Frage der Zechensernver- sorgung sich tm Laufe von zwel Monaten leicht regeln lassen werde. habe sich g e i r r t. Die Kommissionen, die bisher verhandelt hätten (worunter zweifellos die von der Wirtschaftlichen Vereinigung Deut- scher Gaswerke' einerseits und den Vertretern der A.-G. für Kohle- Verwertung andererseits gebildete Kommission zu verstehen ist) seien zwanglose Kommissionen gewesen! ihre Verhandlungen schlössen für die deutschen Gaswerke keinerlei Verbindlichkeit in sich. Die letzte Entscheidung über die ganze Frage liege bei den Städten, die im Besitz der Gaswerke seien. Bisher liege keiner einzigen Stadt in Deutschland ein konkreter Vor- schlag der A-G. für Kohleverwenung in Essen vor, auch sei naturgemäß auch noch kein«euer Lieferungsvertrag mit den Ruhr- zechen geschlossen. Dies« Mitteilungen aus der Tagung des Vereins deutscher Gas- und Wasserfachmänner, der entscheidenden Organisation der deutschen Gastechnit, werden ihre alarmierende Wirkung auf die Oeffentlich- keit über den gegenwärtigen Stand der Zechenplän« sicher nicht ver- fehlen. Es hat durchaus den Anschein, daß die A.-G. für Kohle- Verwertung und damit das Zechenkapital an der Ruhr nicht mehr darauf hofft, einen Ueberras.chungssieg zck erzielen, wie er zweifellos beabsichtigt war. Immerhin ist es wahrscheinlich, daß man nicht auf die Durchführung der Pläne überhaupt verzichtet. fondern sich nur aus längere Sicht eingestellt hat. Di« in München enthüllte Sachlage wird aber von erheblicher Bedeutung sein istr die demnächst ftattiindenden großen Tagungen der deutschen Städte(am 25. Februar Deutscher Städtetag. am

26. Preußischer Städtetag. am 8. und S. März der Reichsstädte­bund), die sich ebenfalls mit den Fragen der Zechenfernversorgung zu beschäftigen haben werden. Preisschere und Preisabbau in Nußkanö. Erfolgloser Kampf um die Preissenkung. Eine der ernstesten Schwierigkeiten der russischen Wirtschafts- führung besteht in der Beseitigung derSchere" zwischen den Preisen der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und den Preisen der von den Bauern gekauften Jndustrieprodukte. Der Absatz für die russische Produktion, die stark erhöht wurde, dankst der Erfolg des In- dustrialisicrungsprogramms. hängt davon ab. Trotz aller Anstren- gungen hotte die Preiskampagne bisher keinen Erfolg. In seiner letzten Red« aus der Leningrader Parteikonferenz führte Bucharin aus, daß dt« Mittel für die Industrialisierung in erster Reihe mit Hilfe der Preispolitik aufgetrieben werden. Aber diese Quelle werde wohl bald versiegen. Die anormale Lage der Rohstosfoersorgung droht mit neuen Schwierigkeiten.Wir haben bereits die äußerste Grenze des wirtschaftlichen Drucks auf die Bauernschaft erreicht: es ist gefährlich, diese Grenze zu über­schreiten." Mit noch größerer Deutlichkeit hat der Bolkskom» missar für Handel. M i k o j a n, dieses brennende Problem in einer besonderen Konferenz über den Preisabbau, erörtert. (Prawda" Nr. 26.) Er hat im besonderen die große politische Bedeutung des Preisproblems unterstrichen. Ueber ein halbes Jahr stehe bereits das Problem des Preisabbaus auf der Tagesordnung. aber der Erfolg ist bis heute noch ausgeblieben. Bom 1. Mai bis zum 1. Januar sind die Preise für industriell« Erzeugnisse stabil geblieben, während die landwirtschaftlichen Preise um 12 Proz. herabgesetzt worden sind. Di« Preisscherc" klafft immer weiter auseinander. Das gegenwärtige Mißverhältnis zwischen den Preisen für industrielle und landwirtschaftlich« Erzeugnisse führt un- aufhaltbar zu einer verhängnisvollen Verringerung der Rohstoffbofe für den weiteren industriellen Aufbau. Nach den Angaben Mikojans sind die Preise Im vorigen Jahre durchschnittlich um 10 Proz. g e- st i e g e n, was«ine Verringerung des Arbeitslohns um 10 Proz. bedeutet. Er hat u. a. darauf hingewiesen, daß der mono- polistische Charakter der industriellen und genossenschasllichen Organi­sationen mit großen Gefahren verbunden sei. Es sollen deshalb Maßnahmen ergriffen werden, um einen Preisabbau-um mindestens 10 Proz. im Lauf« der nächsten zwei bis drei Monate herbeizuführen. Es sei die höchste Zeit, der Profitjagd ein Ende zu machen, die letztlich auf der Herab- setzung der Lebenshaltung der werktätigen Massen beruhe. In Ergänzung dieser Mitteilung wird eine Verordnung be- könnt, wonach am IS. Februar d. I. die Lieferpreise für Baum- Wollstoffe um S Proz., für Tritotagenartikel um S bis SO Proz.. für Leiuenwaren um S Proz., für elektrische Birnen u m 21 b i s 44 P r o z. für Farben um 10 Proz. herab­gesetzt werden. Um den vorgesehenen Preisabbau in d« Tat durchzufübren. ist das Volkskommissariat für Handel beauftragt worden, für den staallichen Handel und du: Genosfensch asten einen

Hoch st Prozentsatz des Reingewinns festzustellen. Das Privattapitol, das zurzeit noch über zirka 22 Proz. de» gesamten Warenumsatzes und über zirka 40 Proz. des Detailhandels verfügt, soll der staatlichen Regelung unterworfen werden, um es auf diese Weise allmählich durch rein ökonomische Mittel(wie in der Entschließung besonders hervorgehoben wird), sowohl aus der Industrie, als aus dem Handel gänzlich auszuschalten. Diese Be- Handlung des Prioatkapitals, wie sie von derPrawda" vom IS Februar gemeldet wird, steht allerdings in scharfem Wider­spruch mit den bisherigen Bersuchen, das Privat. kapital dem russischen Wiederaufbau d i« n st b o r zu machen.

Die Janmu-ttinsäfee der deutsche« Konsumvereine. Für die Beutteilung der Entwicklung der deutschen Konsum- vereine ist der Januar ein Monat, dessen Umsätze nicht ohne weiteres mit denen des Dezember verglichen werden dürfen. Der De- zember ist auch für die Konsumgenossenschaften der Klanzmonat des Jahres, weil dieWeihnachtseinkäufeunddieSiloester- Versorgung den Umsatz außergewöhnlich steigern. Dennoch sind auch die Umsatzziffern des Monats Januar, wenn man sie. wie es allein berechtigt ist, mit dem Monat November und den ent- sprechenden Monaten des Vorjahres oergleicht, für die im Zcntralverbond deutscher Konsumgenossenschaften zusammenge- schlosienen Bereine ein bedeutsamer Erfolg. Wie vom Zentralverband berichtet wird, gingen in den 57 periodisch meldenden Konsumgenossenschaften mit ihren 1 334 2Z1 Mitgliedern(mehr als die Hälfte der Gesamtmitgliedschaft) der Wochendurchschnitts umsatz pro Mitglied zwar von 6,87 M. im Monat Dezember auf SM M zurück. Gegenüber dem Monat November jedoch, mit dem die Umsätze verglichen werden müssen, liegt noch«ine Steigerung von 13 Pfennig pro Kops vor, was für den Monat Januar, dem natürlich durch die Dezcmbereinkäufe stark vorgegriffen ist, eine sehr schöne Steigerung bedeutet. Vergleicht man aber den Ianuarumsatz pro Kopf von 1927 mit demsenigen von 1926, so ergibt sich«ine Steigerung von nicht weniger als 1.S1 M. pro Kopf oder 34,6 Prozent. Diese Steigerung ist noch erheblich größer als diejenige des Dezember 1926 im Ver­gleich mit dem Dezember 192S, die nur 28,2 Proz. betrug. Der' h ö ch st e durchschnittlich« Wochenumsatz wurde im Verbände s ä ch st- scher Konsumverein« erzielt, wo er 7,66 M. betrug. Ihm folgt der Verband nordwe st deutscher Konsumvereine mit 7,22 M., während der niedrigste Wochenumsatz pro Kopf im Berband südw« st deutscher Konsumvereine mit 3,72 M. zu ver- zeichnen war. Di« Umsatzsumm« war in der Woche nach Neujahr mit 8,49 Millionen am niedrigsten und in der dritten Januarwoche mit 9,81 Millionen am höchsten. Wenn man vom Monat Dezember 1926, also dem Weihnachtsmonat absieht, ist in der ganzen Zeit feit der Stabilisierung ein ununterbrochener Aufstieg der Wochenumsätze pro Kopf zu verzeichnen, ein Zeichen, wie außer- ordentlich groß die Schlagkraft der Konsumvereine war und ist.

Die kapikalerhöhuvgeu. im ZNanneimonn-konzern. In der Generalversammlung begründete die Verwaltung die Erhöhung des Aktienkapitals um 4,8 Millionen mit dem Ankauf der Firma Gebr. Meer in München-Gladbach und mit der Jnteressenahme an der British Mannesmann Tube-Compagme zu verstärken. Die Firma Gebr. Meer sei erworben worden, damit die Geftllschpft eine eigene Fabrik zur Verfügung habe, in der sie technische Ver- besserungen sür ihre Walzwerke und jcmstige technische Hllfs- mittel ausprobieren könne, bevor sie gegen den Wsslen der Gesell- schaff allgemeine Verbreitung fänden. Welter wurde ein« Er- höhung des Stammkapitals um 20 Millionen be- schlössen: dies« Kapitalien sollen zum Ausbau des Wertes H u ck i n» gen dienen, zur Errichtung eigener Hochofenanlagen und der Ver- Besserung der Stahlwerksanlagen. Am Rhein lsab« die Gesellschaft sehr ausgedehme Besitzungen in die Hand bekommen. Die Gesell- schaft besitze auch einen Hasen und hoffe, die Anlagen, die dort er- richtet werden, Ende 1928 in Betrieb nehmen zu können. Eine weitere Erhöhung um 20 Millionen Mark 7prozentiger Vorzugs­aktien soll dazu dienen, den Einfluß der Verwaltung gegenüber Dritten zu befestigen. Der Geschäftsgang bei dem Unter- nehmen ist nach Mitteilung der Verwaltung gut, so daß die Ver- tetlung einer Dividende etfolgen wird. Die Sanierung bei Daimler-Venz. Die seit einigen Monaten. mit der Firma Benz fusionierten Daimlerwerke gehören, wie die Ufa und manche andere Großfirma, zu jenen Interessengebie- txn der Deutschen Bank, die nicht ohne deren Schuld not- leidend geworden sind. Die inzwischen vorgenommene Fusion mit Benz, die gebesserte Automobilkonjunktur, die gesunkenen Zins- sätze und die erheblichen Rationalisierungssortschritte in den ver- einigten Werten haben jetzt scheinbar den Zeitpunkt reifen lassen, um die endgültige Sanierung der Werke vorzunehmen. Wie aus der A u f s i ch t s r a t s f i tz u n g der Daimler-Benz-Gesellschast mit- geteilt wird sind die im Dezember vorigen Jahres noch auf 26 Mil- lionen bezifferten Bankschulden inzwischen aus 22 Millionen gesenkt worden. Von den damals auf über Iii- Millionen geschätzten laufenden und Steuerschulden heißt es, daß ihr heutiger Stand durch flüssige Mittel um rund 23 Proz. überdeckt sei, ohne daß dabei das im Dezember vorigen Jahres auf SS Millionen Mark bewertete Warenlager zur Deckung herangezogen werden muß. Nach den Beschlüssen des Aufstchtsrats sollen die Bankschulden zum größten TeU durch eine hypothekarische Anleihe von 20 Millionen Mark(sechsprozentig und in 2S Iahren zu tilgen) abgelöst werden. Außerdem soll zur Ablösung der Restschutd und zur Verstärkung der Betriebsmittel(völliger Ausbau der Serienfabrikation neuer Typen) das heutige Aktienkapital von 36 Millionen Mark um 14 aus SO Millionen Mark erhöht noerdcn. Die 20-Millionen-Anleihe soll von einem von der Deutschen Bank geführten Konsortium voll, aus der Kapital- erhöhung sollen von demselben Konsortium S Millionen Mark Aktien übernommen werden. Ueber das vergangene Geschäfts'ahr wird mitgeteilt, daß es keine Verluste bringen werde, doch berechtige der gegenwärtige hohe Auftragsbestand zu der Erwartung, daß das i a u f e n d e Jahr die Gesellschaft erstarken lassen werde, falls die in den letzten Monaten eingetretene günstige Entwicklung der Auto- mobilindustrie anhält. Getreidezölle und Sozialdemokratie. Auch in Oesterreich ist gegenwärtig ein Kamps um höhere Getreidezölle im Gange. Der sozialdemokratische Ab geordnete Otto Bauer legte im Nationalrot die Stellungnahme der österreichischen Sozialdemo- kratie dahin sest, daß eine Zollerhöhung die Kündigung von Handelsverträgen begünstigen müsse, was durch die folgende Einschränkung des industriellen Exports die Arbeits- losigteit verschärfen müsse. Demgegenüber empfahl er die Gewährung von Prämien für inländisches Vieh-, was die inländische Viehmast anregen und die Konsumenten weni- per b o l a st o n würde. An Stelle der erhöhten Getreide- und Mehbölle empfahl er weiter die Aufhebung der Warenumsatzsteuer auf Mehl und Mehlprodukte. Die bayerische 7S-lNIllionen-AnleIhe überzeichnet. Wie gemeldet wird, bedeutet auch die Zeichnung aus die sechsprozentige bayerische Staatsanleihe im Gesamtbetrag von 75 Millionen Mark einen vollen Erfolg. Der Erfolg ist ausreichend, um auf die sage- nannten ireien Zeichnungen nur 6 8 Prozent des ge zeich- neten Betrages zuzuteilen.