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seinen Artikel nur aus aus verleumderischer Absicht ge schrieben habe, um den politischen Gegner herabzusetzen. Bon seinen Behauptungen fei auch nicht das geringste erwiesen, der ganze Ar­titel beruhe nur auf Mutmaßungen. Kuttner, der als Neben­fläger zugelassen war und in einer glänzenden Beweisführung das Skandalblättchen an den Pranger stellte, wurde die Publikations­befugnis des Urteils in der Essener Presse zugesprochen.

find. Das widerfinnliche Lottericsystem der Anleiheablösung| fächlichen Vorkommnisse und warf dem Angeklagten vor, daß er soll unverändert fortbestehen. Den Industriefönigen an der Ruhr konnten 700 Millionen gespendet werden, die Besitzer alter Industrieobligationen aber gehen leer aus oder werden mit Bettelpfennigen abgespeist. Die Bersicherungsgesellschaften blühen und gedeihen, die Altver­ficherten aber sollen weiter hungern. Die Sparkassengläubiger jollen mit Brofamen abgefunden oder völlig abgewiesen wer­den. Die Deutschnationalen sind nach ihrem Eintritt in die Regierung fogar schon von ihrem Rentnerversorgungsantrag abgerückt. Das Verlangen der Sozialdemokratie nach rascher Erledigung dieses Antrags beantwortete der deutschnationale Redner mit der Erklärung, fie müßten sich erst mit den übri­gen Regierungsparteien besprechen. Wenn im Reichshaushalt Ueberschüsse erzielt würden, müsse zugunsten der Rentner ,, etwas geschehen".

So ähnlich ging es auch vor zwei Jahren, als die Deutschnationalen das erstemal der Regie­rung angehörten. Sie wehrten sich mit allen Kräften gegen die Annahme ihrer eigenen Anträge und verleugneten alles, was sie wenige Wochen vorher ihren Wählern versprochen hatten. Eine Aussprache über das große Unrecht. wird aber den Parteien des Bürgerblocks nicht erspart bleiben. Berhindern sie dann die Milderung der schlimmsten Härten, so werden schließlich die Wähler ihr Urteil zu fällen haben.

Um den Finanzausgleich. Uneinigkeit der Regierungsparteien. Der Steuerausschuß des Reichstages sollte am Freitag mit der Beratung der Uebergangsregelung zum Finanzaus gleich beginnen. Da aber trotz wochenlanger Besprechungen die Regierungsparteien unter sich immer noch nicht einig geworden find, wurde auf Vorschlag des Abg. Dr. Brüning( 3.) die Be­ratung bis zum Wiederbeginn der Reichstagsarbeiten am 9. März vertagt.

Beschimpfung der Republik   vor Gericht.

300 Mart Geldstrafe.

Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte unter dem Vorsitz des Amtsgerichtsrat Burkert hatten sich gestern der Schauspieler und winter wegen Beschimpfung der Republik   zu verantworten. Schriftsteller Josef Franz Gärtner und der Verlagsangestellte Mag

Berleger am 10. September 1926 im ehemaligen Herrenhaufe, die Anlaß zu dem Prozeß gab eine Proteftfungebung linksgerichteter dem Gesezeritwurf zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz und Schund galt. Auf dieser Kundgebung sprach auch Gärtner  . Nachdem dem Gefeßentwurf zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz und er eine Reihe von Monarchisten aufgezählt hatte, die ungeftraft für sich das Recht in Anspruch genommen hatten, gegen die Republik   zu fomplottieren, fagte er u. a.: Ich möchte sie aufrufen zum Rampf gegen alle meineidigen Beamten der Republik   und gegen alle mein­eidigen Behörden der deutschen Republik." Und weiter hieß es: Bum Kampf möchte ich Sie auffordern gegen diese erbärmliche deutsche Republik  , weil fie feine Republik   mehr ist, sondern nur noch eine republikanische Monarchie." Diese Rede wurde dann zusammen mit allen anderen Reden dieser Rundgebung von der Vereinigung lintsgerichteter Berleger unter der Berantwortung Don Mar Wintlers herausgegeben. Die Broschüre trug die Ueberschrift: Weg mit dem Schmutz- und Schundgesetz." In den ersten beiden oben angeführten Sägen er­In den ersten beiden oben angeführten Sägen er blickte aber die Staatsanwaltschaft ein Bergehen gegen§ 8 3iffer 1 des Gefeßes zum Schutze der Republik  .

Um die drohende Mietenerhöhung zum 1. April 1927 zu ver­hindern, beantragte Abg. Keil( Soz.) die sofortige Beratung des Das Gericht verurteilte megen der Bezeichnung er bärm fozialdemokratischen Antrags auf Berlängerung des Sperrliche deutsche Republit Gärtner zu 300 m. Geldstrafe gefeges um ein Jahr, damit die Reichsregierung noch vor der und Winkler zu 100 m. Geldstrafe. Bertagung des Reichstags aufgefordert werden könne, ihre dem Reichsrat zugegangene Berordnung zurückzuziehen. Es wurde be­schlossen, den fozialdemokratischen Antrag am Sonnabend zu be­raten.

Im vergangenen Jahre sind die Vorausleistungen der Kraft­fahrzeugbefizer für außergewöhnliche Wegeabnutzung durch einen Buschlag von 25 Prozent ersetzt worden. Eine Berordnung der Reichsregierung fchlägt die Berlängerung dieses Zuschlags bis zum 31. März 1928 vor. Der Ausschuß stinimte dem zu,

Ein verurteilter Verleumder.

Zwei Monate Gefängnis für einen völkischen Nebakteur.

Effen, 25. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Das in Essen   er­scheinende Freie Wort" hatte den früheren Vorwärtsredakteur Gen. Rutiner in einem Artikel, erschienen im Juli 1926, mit un­erhörten Verleumdungen angegriffen. So hatte das Skandal­blättchen u. a. behauptet, Kuttner habe während der Kämpfe um Verdun   eine große Angst gezeigt, er habe in Berlin   bei den repo­lutionären Aufständen 1919 im Hinterhaus des Vorwärts" einen Arbeiter erschossen und sei bei einer Dortmunder   Berfamm­lung von den eigenen Parteigenossen aus dem Saale gewiefen worden. Wegen diefer Berkeumbungen stand der Schriftleiter des Freien Bortes", Dr. Karl Arnold  , am Freitag, dem 25. Februar, vor dem Effener Schöffengericht, das den völkischen Berleumder nach längerer Verhandlung wegen seiner unwahren Behauptungen zu zwei Monaten Gefängnis ohne Bewährungsfrist Deurteille.

Der Staatsanwalt ging in schärfster Weise gegen den An­getlagten vor. Er sprach von einer gänzlichen Entstellung der tat

Durchbruch zum Schlaraffenland

Von Alfred Fritsche.

Es handelt sich um einen Jüngling aus Rieberpöbel, einer Stadt, die nirgends anders als in.Sachsen   liegen fann. Und es fann nicht anders sein, als daß auch der Jüngling aus Sachfen stammt,

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Oben, an der Wassertante, walzte er herum. Aroch des nachts den Bauern in die Scheunen, und am Tage malte er Bilderchen, Manchmal fauften ihm die herumlungernben Sommerfrischler, die ihm beim Molen über die Schulter fugten, ein paar Bilder ab. Für ein paar Groschen. Weil es doch so romantisch war, von einem walzenden Jüngling, der Bilder malte beinahe wie ein Rünstler ein Andenfen mitzunehmen. Dazu so billig. 6. Eines Tages traf ihn ein Berliner   Mädel, das ebenfalls unter­wegs" war. Ganz allein. So was gibt es. Das war die Meta, die meistens einen Stich" hat, aber zeitweise von Bernunft bedrückt wird. Und der Jüngling aus Niederpöbel hatte Glück. Meta war, als fie ihn traj, geradezu mit Bernunft gesegnet und erkannte das Genie der sächsischen Seele, die fich in dem Jüngling herrlich offen­barte: er fonnte gut malen und war ein großer Tölpel.

Meta( jie ist im Nebenberuf Säuglingsschwester) fuhr nach Berlin   und schickte dem Findling, der in einem Fischerdorf schon auf das Fahrgeld wartete, einen diden Brief. Eines Tages war der Jüngling da. Lang, groß, schmal, ausgehungert. Die Haare reichten ihm bis auf die Schultern, und um sein Rinn flimmerten goldene Härchen. Dazu hatte er noch sehr dünne Beine, aber hübsche rote Backen und glänzende blaue Augen.

Meta rief uns alle zusammen. In ihrer Bude bestaunten wir ihn. Dann fällten wir einstimmig das Urteil: Artur so hieß er ist ein großer Tölpel und wird ein großer Maler werben. Ein Bett in einer Kammer war bald für ihn beschafft. Auch Arbeit. Für den Anfang. Mit der Schippe in der Hand buddelte er in Berlin   an der Untergrundbahn herum. Mit seinen Kollegen fam er gut aus, wenn sie auch nicht wußten, mit wem sie es eigent lich zu tun hatten. Komischer Kert, der nachts malte und am Tage an der Untergrundbahn herumbuddelte die Proleten witterten nichts in ihrem Bruder. Es ging aber. Ein Sachse ist nie ver­Toren.

Eines Tages schmiß er den Spaien hin. Das brachte ihm wohl etwas Geld ein, aber versaute ihm die Finger. Und er war ein Maler. linglaublich, mas er malte, und wie er hungerte. Denn im Laufe der Zeit verfor sich mancher Freund nur ein paar blieben, und die hatten auch nichts. Also lebte Artur von dem Selbstbewußtsein, bas er als Sachse und als Maier hatte. Sonst Selbstbewußtlein, bas er als Sachfe und als Maler hatte. Sonst aber as er Brot und Zucker. Monate, Monate, Monaie. Und qualmte: Zigaretten und blauen Zukunftsdunst. Eines Tages flappte es: wir hatten ihn zu bekannten Malern hingeschickt und hin gefchubst; denn ehe er allein die Treppen hinaufging... Ais

Der Fall Machan.

Der Bremer Senat   verteidigt die Sittenpolizei.

Barlament wurde am Freitag die sozialdemokratische Bremen  , 25. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Im Bremer  Interpellation über den Fall Lisbeth Rolmat Machan beantwortet. Die Antwort brachte nahezu nichts, was nicht schon längst in der Deffentlichkeit bekannt gewesen ist. Sie stützt sich aus schließlich auf die Angaben der Polizei, die in diesem Fall in erster Linie Beschuldigte ist. Die Angaben in dem Buch der Mutter über die Erfahrungen, die die Tochter bei ihrem ersten Zusammentreffen mit der Sittenpolizei gemacht hat, werden bestritten; es habe ich nicht feststellen laffen, daß Beamte mit dem Mädchen solche Gespräche geführt haben, wie sie in dem Buche behauptet werden. Aber das Mädchen habe zugegeben, mit zwei Herren ver­fehrt und von einem nachher Geldgeschente angenommen zu haben.

Ueber den Gang der Dinge nach dem Tode des Mädchens er flärt die Antwort des Senats, die Kriminalpolizei habe von dem angeblichen Tagebuch der Elisabeth Kolomat im November 1923 zuerst Kenntnis erhalten. Die Angaben über die Polizei hätten fich bei deren Nachpriifung als falsch erwiesen. Als dann das Buch erschienen sei, habe die Kriminalpolizei nochmals eine eingehende Prüfung vorgenommen. Hierbei habe sich ergeben, daß das Mädchen häufiger Verkehr gegen Entgelt gehabt habe, und auch die Mutter sei dringend der Ruppetei in bezug auf ihre Tochter verdächtig geworden. Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin Boruntersuchung gegen Frau Kolmat eingeleitet und Haft befehl erlassen.

er wiederfam, hatte er frohe Botschaft: er erhielt in einer berühm ten Malerschule eine Freistelle. Und dort malte er: Blumen, Töpfe, Tiere, schöne Frauen und starke Manner, Seine Lehrer waren von ihm begeistert. Wir auch. Wir schleppten Stullen zu ihm hin. Freß und male!" war die Parole. Monate, Monate, Monate hin durch. Er malte, radierte, schnitt Bilder in Linoleum und Holz. Und gestern sagte er mir: Ein bekannter Berlag hat ihm vier große Bilder abgekauft. Zwei andere Berleger verhandelten mit ihm. Das war gestern früh. Er schrie vor Jubel und war dann ver­schwunden. In eine Fischbackstube hinein, von deren Eristenz man schon eine Querstraße vorher etwas roch. Und abends saß er noch da. Vor dem sechsten Fischtotelett. Er genoß fie im Zeit­lupentempo für Monate, Monate, Monate, die hinter ihm lagen und noch vor ihm sein werden. Dann gingen wir los und tranfen irgendwo roten Wein. Neben Artur saß ein Mädel. Er hatte eine Freudin! Er, der, als er von der Wasserfante fair, wie ein Esel por den Mädchen stand. Und hätte es doch gar nicht nötig gehabt. Aber jetzt ist er ein Kerl, der ein mildes, feines, blondes Mädel hat. Solch ein Kerl ist er. Und ein richtiger Maler, Schon zur Hälfte. Wartet, der ganze steht bald vor euch!

Spät nach Mitternacht gingen wir auf seine Bude. Dort zählten wir sein Geld. Sein Geld! Dann drehten wir das Grammo phon an und ließen es spielen: So leben wir, so leben wir, so leben wir alle Tage..."

Denn Artur wird gehen und kaufen, was er sich jetzt nicht pumpen braucht: Petroleum  , Margarine, Käfe, Farbe, Leinwand, Linoleum und Holz. Und seine Miete für die vergangenen Monate fann er auch bezahlen.

Das ist eines Broleten Durchbruch zum Schlaraffenland.

Der gefchundene Eros. Der Amerikaner, natürlich der hundert­prozentige und nicht etwa ein Bindestrichamerikaner, ist auch in puncto Liebe fühl bis an die Herzfpize. Die Folge davon ist natür­lich, daß er, um überhaupt einigermaßen in Liebesschwung zu fommen, fleiner Simulation bedarf, die der Europäer leichter ver missen fann. Die Theaterdirektoren von New Yort wissen das, und fie pflegen dort eine Muse, die reichlich leicht geschürzt ist. Aber nichtsdestoweniger fann man ihnen kaum den Vorwurf machen, daß fie vielleicht mehr wie andere Theaterdirektoren auch auf eine gewisse Lüfternheit des Publikums spekulieren. Die Polizei in Amerifa scheint aber bei ihren New Yorfer Theaterdirektoren einen bedauer: lichen Mangel der Einschätzung für das, was man den ,, moralischen" Amerikanern bieten fann, feststellen zu müssen. Am 12. Februar d. 3 wurde den Direktoren dreier größerer Theater in New York   die überraschende Mitteilung gemacht, daß man nach Schluß der Vor stellung 41 Mitglieder der Bühne furzerhand verhaften würde. Ferner wurden die Stücke, die zur Verhaftung geführt hatten, verboten Auf den Einspruch der Theaterdirektoren hin gelang es zwar, das gefällt worden ist, aber damit war die Sache auch noch nicht erledigt. Berbot solange aufzuheben, bis eine gerichtliche Entscheidung darüber zunächst hat man sich einen der Dichter und 7 Schauspieler, die an dem Stück ,, virgin man" beteiligt waren, vorgefnöpft und sie wegen

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Siedlungsland aus dem Meere.

Preußen gewährt 5 Millionen Kredit für Land gewinnung. Heranziehung zahlreicher Erwerbs­loser.

Das preußische Staatsministerium hat dem Staatsrat einen Gesezentwurf über die Bereitstellung von Staatsmitteln für Land­gewinnungsarbeiten an der Nordseeküste in den Regierungsbezirken Schleswig   und Aurich   überwiesen, wonach dem Staats­ministerium ein Betrag von 5 Millionen Mart für den genannten Zweck zur Verfügung gestellt werden soll. Der Finanzminister wird ermächtigt, die Mittel im Wege des Kredits zu be­schaffen.

Diese neue Kreditgewährung lenkt wieder einmal die öffentliche Aufmerksamkeit auf den zähen Kampf, den der Mensch mit dem Meere um das Land führt. An der schleswig  - Holsteinischen und an der oftfriesischen Küste, wo der preußische Staat, das Recht auf das durch die Zurückdrängung des Meeres gewonnene Land( An­Erfolge dieser Aufgabe widmen. Jahrzehntelange systematische Ar­Landungsrecht") hat, fann fich die Staatsregierung mit besonderem insgesamt 3250 Heftar Reuland ermöglicht. Sobald beiten haben an der schleswigschen Westlüfte die Erschließung von die dem Meere abgerungenen Moorländereien hoch und groß genug. find, werden fie mit einem De ich umgeben, um sie so der dauern­den Kultur zu erhalten.

Der Wert des gewonnenen Landes erreicht eine Höhe von 1000 bis 1500 M. für das Heftar im unbedeichten, und von 4000 bis 5000 m. für das Heftar im bebeichten Zustande. Die Land­gewinnungsarbeiten. tragen wesentlich zur Bermehrung ber landwirtschaftlichen Erzeugung bei und sollen es er­möglichen, zahlreiche neue lebensfähige Siedlungen zu schaffen. Ferner sicher die Anlagen in besonders wirksamer Beise die Küste und damit altes hochwertiges Kulturland vor den zer­störenden Angriffen der Fluten, so daß dadurch wesentlich an Kosten für den dem Staat obliegenden Küstenschutz gespart wird.

Die Landgewinnungsarbeiten sind, solange die wirtschaftlichen ungünstigen Verhältnisse andauern, noch dadurch besonders be deutungsvoll, baß fie in den Frühlings- und Borsommermonaten die Beschäftigung zahlreicher Erwerbsloser ge statten, die später in der Ernte Aufnahme bei der Landwirtschaft finden. Die erforderlichen Arbeiten, die bei günstigem Better bis in den Winter hinein fortgesetzt werden, tragen auch nach Beendi­gung der Hauptarbeiten in der Landwirtschaft wesentlich zur Linderung der sozialen Notlage der Arbeiter schaft in der Marsch und in den dahinter liegenden Dörfern während der ungünstigen Jahreszeit bei.

Litauen   fordert Wilna  .

Auch in der Regierungserklärung.

Riga  , 25. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Der litauische Sejm trat am Freitag zum erstenmal nach dem Staatsstreich wieder zusammen. Ministerpräsident Woldemaras versicherte in der Regierungserflärung. alle Litauer feien fich darin einig, daß Litauen   ein unabhängiger Staat mit Wilna   als Haupt­stadt sein müsse; eine engere Berbindung mit einer Großmacht fönne nicht in Frage kommen. Das Berhältnis zu Polen   fei durch das Memelablommen besser geworden. Litauen   werde nichts von seinen Rechten ohne schärfsten Kampf aufgeben und vor allem merde Rußland niemals zulassen, daß die Karte Osteuropa  auf Roften Litauens   geändert werde. Diejenigen Großmächte stünden Litauen   am nächsten, bie es fr feinen Bemühungen um Wilna   unfers stüßten. Woldemaras sprad) meiter die Bermutung aus, daß Polen  einen neuen Ausgang zur Ostsee   suche, weil es seit dem Abschluß des Locarnovertrages mit ber Möglichkeit eines Berluftes des Korridors und der Stapt Danzig redyne.

der im Herbst 1914 Paris   erfolgreich verteidigte. Die meisten Nicht Gallicus, jondern Gallieni heißt der französische   General, Leser wiffen es noch), aber unser Gegerfobold hat es schon vergessen.

Korrumpierung und Untergrabung der Sittlichkeit der Jugend unter Antlage gestellt. Dasselbe Stüd ist unter einem anderen Titel in London   eine ganze Weile vollkommen unbeanstandet aufgeführt worden. Das Merkwürdigste an der Sache war, daß der ameri­fanische Richter als Sachverständigen einen Bolizeiwachtmeister hatte, hatte, um dort das vorgeschriebene Mergernis zu nehmen. Der An­ den   man extra zur Aufführung des Stückes in das Theater geschickt ftoß bestand darin, wie sich der Wachtmeifter ausdrückte, die Heldin habe ,, häufig versucht, den Helden zu küssen". Der Bolizist mit dem normalen Bürgerinftintt" und der hauchzarte Eros zufammen auf einer Photographie, das wäre ein Anblid für Götter.

Der Reford des verfiegelfen Romanschriftstellers. Amerifa wird will demnächst in Paris   einen Reford aufstellen, der feinesgleichen Dor Reid verblassen! Denn ein belgischer Journalist, George Sim, schließen lassen und dort binnen 40 Stunden einen Roman zu 15 000 suchen wird. Er will sich in einem geräumigen Glasfaften ein­Beilen schreiben. Damit niemand: Schwindel! rufen fann, ist es bem p. t. Bublifum überlaffen, das Thema felbst zu stellen. Kollege Sim ist zu allem fähig: er wird sowohl die blutige Hand auf der Kirch hofsmauer, die Berlobung auf dem Meeresgrund oder ein anderes wie immer geartetes Thema dichterisch behandeln, das ihm überreicht wird, bevor der Notar vor Zeugen den Glaskasten versiegelt. Befagter Monsieur Sim ist überhaupt ein Mordsterl, ungeachtet seiner vier­undzwanzig Jahre. Er betreibt seine Schriftstellerei mit Hochdrud, oder will es etwa nichts heißen, daß dieser fleißige Autor fünf Duzend Liebes- und Abenteuerromane und mehr als tausend Kurzgeschichten produziert hat? Er ist überhaupt fürs Refordaufstellen; feine Romane mißt er, fozusagen, nach Kilometern, und er rühmt sich, daß er in einer Stunde vierhundert Schreibmaschinenzeilen liefern fann. Herr Sim scheint berufen, einst der Patron aller jener Journalisten zu werden, denen die Figigkeit alles ist.

Eine Autochauffee über New York  . Der Berkehr in der New Yorker Innenstadt, der die menschlichen Bedale zum sichersten und schnellsten Fortbewegungsmittel erhoben hat, wirft Probleme auf, die der üblichen Berkehrsregelung spotten. Man will sie jetzt lösen durch die Herstellung eines neuen Verkehrsweges in fieben Meter Höhe über der Stadt, der für den Autoverkehr reserviert bleiben foll. Diese Autostraße in der Luft soll rund 6% Kilometer lang und etwa 30 meter breit sein und vom neu gebauten Hudsontunnel am Ufer des Hudson entlang bis zur 72ften Straße führen. Als Baumaterial sollen Stahl und Eisenbeton dienen. Die Brette diefes Luftmeges ermöglicht. sechs Wagenschlangen die Passage nebeneinander. Die pier mittleren Reihen sollen dem Schnellverkehr mit über 50 Stun benfilometern vorbehalten bleiben. Langsamere Wagen müssen die äußeren Streifen benüßen. Kreuzungspunkte find nicht projettiert, dagegen eine Anzahl breiter Auffahrten zur Luftstraße.

Nach den Berechnungen der Verfehrstechniker Bönnen über jeder der vier Schnellverfehrslinien stündlich rund 1000 Autos verkehren, über jede der äußeren Linien 500. Das macht zusammen eine Stun denbeförderung von 5000 Autos aus, übertrifft also die gegenwärtige Kapazität der New Yorker Hauptverkehrsstraße, der Fifth Avenue  , um das Doppelte.

Die Verwirklichung des gigantischen Planes soll nur etwa 25 Millionen Dollar fosten, ist demnach für amerikanische   Begriffe billig und gesichert.