Sonntag27. Zebruor 1927Äus öer ffijlm-AVeltSeiiageöes vorwärtsDie Filme öer Woche.,vie Mutter.'(Phöbus-Palast.)Diese Woche gehört den Russen: drei groß« russische Film«kamen beinahe glelchzeitig in Berlin heraus. Das Ereignis war..Die Mutter" in der Regie von dem bisher unbekannten W. P u-d o w k r n. Was die Eingeweihten schon wußten, hat sich bekräftigt:der„Potemtin" war kein Zufallstreffer, sondern ein Film aus derReihe vieler, wenn auch vielleicht der erste unter ihnen..DieMutter" sst nicht von der Geschlossenheit und stählernen Durch-schlagskraft wie der Potemtin, aber sie ist wie jener größte Film-kunst, wie jener ein Film auch für Männer, eine ernste, auf-peitschende,� erschütternde Sache. Unsere älteren Leser erinnern sichnn(Sortis Roman.Die Mutter", der hier im.Vorwärts" zuerstim Jahre 1907 erschien und Gorki in der Berliner Arbeiterschaftdurch dieses sein größte» Werk populär machte. Sie erinnern sichan das fein« Gewebe der Gespräch« mit ihren charakteristischenStimmen, an dieses herrliche Erwachen einer proletarischen Mutterzum sozialistischen Gedanken und ihr tatkräftiges Eingreifen in dasSchicksal ihres Sohnes und seiner Klasse. Der Film greift robustdas äußere Gerippe heraus und geht beherzt zur Tat über, steigertalles, bringt alles zum Glühen. Er gestaltet dieses Schicksal einesjungen Arbeiters aus dem Rußland vor 1905 mit Streikunruhen,Kämpfen mit Streikbrechern und dem Militär. Einkerkerung, Flucht,Befreiung und Untergang, immer mit dem Chor der Masse alstypisches Schicksal der zum Klassenbewußtsein erwachenden russischenArbeiierschaft. Die Mittel des Regisseurs find wesentlich impressio-nistifch, überall gibt er kleine Ausschnitt«. Momentbtlder, die irgendeinen Zug aus Leben und Natur illustrieren, fei es die Pfütze oderdas aus einer Leiche sickernd« Blut. Die Natur ist als sinfonisch«Untermalung herangezogen: sie ist das Symbol der großen geistigenUmwälzung, die in der Masse vor sich geht. Der Aufbruch desWintereises, der schließlich zum Eisgang führt, ist mit größter Vir-tuosität dargestellt, er ist die starke Melodie, die aus den Begeben-betten heraustlingt. Wie inuner in den russischen Filmen, ist dieMasse Mttspieler und manchmal Hauptfpisler. Ein« unübersehbareFülle interessanter Typen und origineller Einzelfiguren ist aus ihrherausgehoben. Auch bei der Gegenpartei der Kapitalisten, derStreikbrecher, den Bertretern der Justiz und des Militärs, wird mithöchster Individualisierung verfahren. Kein« gröblichen Karikaturen,die Tendenz wirkt sich in den Dingen selber aus. Unerschöpflich istder Regisseur in Einzelheiten. Voll energischen Rhythmus kommtder Druck und Drang der Massen, aber ebenso auch der wilde An-griff der Kosaken auf die unbewaffneten Demonstranten zum Aus-der Druck und Drang der Massen, aber ebenso auch der wilde An-grifs der Kosaken aus die unbewaffneten Demonstranten zum Aus-druck. In der Darstellung der Mutter W. Baranowftajatritt uns ein« große Künstlerin entgegen, die das Erwachen aus derDumpfheit mtt psychologischem Tiefblick veranschaulicht. Immerdurchleuchteter wird dieses Anllitz, immer energischer straffen sich dieZüge, immer inniger oerwächst sie mtt dem Sohn und seinen Zielen,und zum Schluß reckt sie sich empor, als die Verkörperung derRevolte selbst, die die zu Boden gesunkene Fahne stolz emporhättund mit ihr im Arme den Tod erleidet. D.„Streit.'(TauenhieaPalast.)Man zahlt chungerlöhne, die Arbeitszeit wird ständig verlängert,Fabrikbesitzer und Meister behandeln die Arbeiter wie hergelaufenenPöbel. Man beginnt zu streiken. Ueberoll in der Fabrik, wo sich derArbeiter unbeobachtet glaubt, wird konspiriett. Der Streik gcliugl,aber der Trust hat mehr Geld als die Arbeiter, er kann aushalten.Die Aktionäre feiern opulente Feste, während die Arbeiter hungern.Ihre Forderungen: achtstündige Arbettszeit und dreißigprozentigeLohnerhöhung werden verworfen. Doch der Streik dauert auch derFabrikleitung zu lange, sie kann gegen die Arbeiter nicht einschreiten,da sich diese ruhig verhatten. Darum werden durch Lockspitzel Vaga-Kunden engagiert, die Feuer an das Fabrikgebäude legen. Und dieFeuerwehr versucht nicht, den Brand zu löschen, sondern richtet dieSchläuche gegen die Arbetter, und dann kommen die Kosaken, spießenKinder und Frauen aus, und Infanterie schießt aus die waffenlosenArbeiter. Damit endet der Film. S. E i s e n st e i n, der Schöpserdes„Potemkin", ist sein Regisseur. Hier ist ein tastender Ansang,ein erster Versuch, der Film entstand vor dem.Potemtin", aberberetts im.Streik" zeigt sich Eisenstein als großer Regisseur. DieHandlung ist nicht gestrafft und löst' sich manchmal in Einzelheitenauf, es fehlt die einheitliche Komposition, die ungeheure dramatischeSteigerung des.Potemkin", aber Szenen sind vorhanden, die reinlegielechnijch kaum übettroffen werden können. Der Film hat zweiHöhepunkte: der Ausbruch des Streiks und der Angriff der Kosaken.Hier ist ein mitteißendes Tempo, hier zeigt Eisenstein sein virtuosesKönnen In der Gliederung und Ballung der Massen. Dazwischenläßt die Spannung nach, aber mögen diese Szenen den Ablauf derHandlung unnötig dehnen, sie sind schauspielerisch restlos ausgedeutet.Ein einziges Bild gibt die ganze Situation, etwa der verlasseneFabrikkorridor, die Sonne scheint aus zerrissene Papiere, ein« Katzewäscht sich, über dem Ganzen ruht stiller Friede. Ganz kurze Szenen,die Gegensätzliches bringen, find miteinander oerknüpft. Meisterhaftist Eisenstein in der Behandlung der schauspielerischen Leistung, diebesten Traditionen des russischen Theaters, das die KunstStanislawskys adelte, leben in ihm. Kein Schauspieler tritt aus demRahmen heraus und singt virtuos feine Arie, eine Geschlossenheit desEnfemblespiels, eine Wahrheit der Darstellung sind hier erreicht, wiesie der deutsche oder der amerikanische Film nicht zu bieten vermögen.Vor allem aber lebt in diesen Szenen ein grandioses, anklägerischesPathos. Man spi«ll hier nicht, man erlebt, man durchglüht denStoff._ F. S.„Meine Tante- Deine Tante.'(Ufa.palasi am Zoo.)Was wäre das deutsche Filmlustspiel ohne Henny PortenlSeit Jahren erfreut sie uns in jeder neuen Roll« und behäll immerden gleichen Charme, die gleiche ansteckend« Fröhlichkett und feineSchelmerei. Hat sie schon immer die Verkleidung und die Doppel-rolle geliebt, so findet sie diesmal kein Ende in dem Kostüm- undRollenwechsel, und jedem neuen Kostüm und jeder neuen Rolle ge-wimtt sie eigene neue Reize ab. Wie in der„Kammermusik" kannsie ihren Gatten nicht begleiten, als dieser zu seinem reichen undschrulligen Onkel fährt, denn dieser ist«in Weiberfeind und duldetin seinem Schloß keine Frau. Er weiß auch nicht, daß sei» Neffe,ein junger Musiker, verheiratet ist, er hat ja die tollen Szenen nichtgesehen, denen wir beiwohnten, als die jungen Leute zusammen miteinem dritten als Musikclowns im Variete austraten. Robert Lieb--mann und Hans Wilhelm haben ein nettes Milieu geschaffen, in demder fahrende Musiker— als solche kommt die jung« Frau— sein«Streich« und Tollheiten aufführen kann. Zuerst tritt er natürlich inder Küche auf als Straßensänger, wird dann aber vom Schloßherrnzu feinem musikalischen Abend zugezogen, weil ihr dafür bestimmterMann inzwischen den Wirkungen des Weins erlegen ist. Schließlichmuß sie ihr Geschlecht offenbaren und fmdet nun Gelegenheit, indem ihr zugewiesenen Zimmer sich als Ahnsrou zu verkleiden undnächtlicherweile tollen Spuk im Schloß zu treiben. Der alle Herrverliebt sich natürlich in sie, und sie, nunmehr wieder Frau, treibtden Spaß so weit, daß sie daraus«ingeht, aber zuguterletzt bekommtder alt« Herr doch ein Einsehen und tritt sie seinem Reffen ab, dersich nunmehr als längst verheirateter Gatte präsentieren darf. Inder„Kammermusik" war ein ganz ähnliches Thema angeschlagen, aberes wurde.mit größerer Feinheit durchgeführt, diesmal sind die Spaße,wenn sie auch nie die Grenze des guten Geschmacks überschreiten.doch etwas gröber und grotesker. Aber dafür entschädigt auch diePorten in den verschiedensten Rollen durch ihr unvergleichlich Wechsel-reiches Mienenspiel: bald ist sie Clown, bald Negerin, dann einfahrender Sänger, und ein« mit allem Raffinement gekleidet« Rokoko-dam«, hierauf wieder Gattin und Verliebte und so fort. KarlFroelich hat wie immer mit größter Anschmiegsamkeit passendeGelegenheiten für Henny Porten geschaffen, aber auch den übrigenDarstellern Raum zur Entfallung gewahrt. Köstlich ist vor allemArtur Roberts als schrullenhafter Schlohherr. Er stellt«inKabinettstück eines in den Beinen schon wackligen, ober sonst höchstsoignierten Aristokraten von einem fabelhasten Etepetet« hin. Alscharmanter Gatte wirkt Angelo Ferrari; vortrefflich paffen sichLeopold o. Ledebour, Wilhelm B e n d o w, Hugo D ö b l i nund Alice Torning in den Rahmen ein.D.„Matrofen-Regimeat Nr. 17.'(Mozartfaal.)Dieser Russenfilm fällt etwas aus der Art des Gewohnten. Vor-ginge vor, während und nach der Revolution spielen zwar auch hm-ein. treten sogar teilweise in den Vordergrund, inachen dann aberRaum für ein« Auseinandersetzung zwischen Mann und Weib,zwischen dem Matrosen Guljawin und dem Weibsteusel Ljolka.Roch einmal zieht das Bild des Krieges mit seinen Verwüstungenvorüber, dann kommen die großen Demonstrationen in Petersburgfür den Frieden, die Kämpfe mit den regiening streuen Truppenund der Sieg der Revolution. An all diesem ist der Matrose Gulja-win Teilnehmer. Mit großem Geschick ha: der Regisseur LeoS ch ä f s e r einen Mann aus der Masse gewählt, der ganze Streckenin ihr untertaucht, aber dann wieder hervortritt und uns mit seinenindividuellen Schicksalen erfüllt. Besonders gelungen sind die Szenenmit seiner Liebsten, die Köchin in einem Bürgerhaus« ist und ihnaufnimmt. Aber der große Strom der Zell treibt chn weiter. Gul-jawin tritt mit seinen Matrosen den Marsch aus Jnner-Rußlcrndnach Sewastopol an. Die Abenteuer dieses Marsches sind derweitere Inhalt des Films, der rücksichtslos das nicht immerstubenreine Auftreten der Revolutionär« schildert. Guljawin istRegimentskommandeur geworden, dessen eigentliche Seele der kühleStrojesf ist. Guljawin, groß, triebhaft, vorübergehend seinen Launenergeben, fällt in die Stricke des Kosakeniveibteufels Ljolka, die dieFührerin marodierender Kosaken ist. Wunderbar ist die Szene,wie sie ihn verführt. In Ihrer Wildheit und Ungezügeltheil wirdsie zum ausläsenden Element in der Truppe. Erst als sie seinenFreund Strojesf erschossen hat, ermannt sich Guljawin und läßt siemit ihren Anhängern niederstrecken und setzt dann an der Spitzeseiner Truppe seinen Dorinarsch fort. Rührend ist es, wie er vorden Seinen niederkniet und den eigenen Kopf anbiete: für seineSchwachheiten. Emen Treffer Hot der Film gemacht mit der Dar-stellerin der Ljolka. Die Podlesnaja ergibt eine ausgezeichneteMischung einer kraftvollen und verwegenen Persönlichkeit, die dochdes weiblichen Reizes nicht entbehrt. Den großen ungeschlachten,weichen und dann doch wieder tatkräftigen und mutigen MatrosenGuljawin, gekbissermaßen ein Ebenbild des russischen Volkes, ver-körpert mit großer Echtheit Nikolai S a l t y k o w. r.„Erinnerungen einer Nonne.'�Emelka-Palast.)Diese Erinnerungen werden in einen Film gefaßt, der«in guterMilieuschilderer ist und dessen Handlung aus dem Milieu empor-wächst. Für den Zuschauer, der noch nicht alles Nachdenken verlorenhat, wird er zum Ankläger gegen tausend Brutalitäten der jetzigenWeltordnung, zum Protest gegen das Gesetz des Männerrechts.Eigentlich gegen ihren Willen nimmt der Referendar sich die kleineVerkäuferin aus dem Warenhaus. Und dann kommt's, wie es sooft kommt; als sie meint, er müsse sie jetzt doch heiraten, bietet er ihrGeld. Er macht Karriere, und sie wird durch gewisse Paragrapheilins Gefängnis gebracht. Ihre Eltern sterben, sie überleben dieSchande nicht. Ihre Vorstrafe zerstört ihr ganzes Leben, selbst ihrspäteres Ehe- und Muttevglück. Die Welt verstößt sie, als Nonnesucht sie Zuflucht vor ollem Erdenleid. Doch noch einmal wird allerSchmerz in ihr wach, sie pflegt den Regierungsrat Müller, denselben,der sie, als er noch Referendar war, ins Unglück gebracht hat. SeinLeben liegt in ihrer Hand, doch sie gibt die richtige Tropfenanzahl derMedizin.Der Regisseur Arthur Bergen ist äußerst geschickt in seinenGegenüberstellungen. Es Ist ihm ernst um fern Werk, er arbeitet An-klagen heraus und keine Effekthaschereien. Imogene RobertsonKelle die Hauptrolle. In ihrer lichten Blondheit war sie nett alsüchternes Wareuhausmädel, wahr auf ihrem ganzen Leidenswegund abgeklärt als Ranne._ e.b.„Die lustige Witwe.'(Gloria-Palast.)Di« Amerikaner machen stellenweise au« der Lehärschen Ope-rette eine rührende Kleinmädchengeschichte. Sie können nicht oftgenug zeigen, wie sehr sich die Hanna Giesinger um ihren unge.treuen Prinzen Danilo grämt. Sie geben darin schon ein Zuvielan Großaufnahmen von verweinten Augen. Uebcrhaupt haben siediesmal die Neigung, die Handlung bis' in die kleinsten Details zuZergliedern. Lubitsch macht in Amerika Schule. Aber seine Rach-ahmer verstehen mcht immer maßzuhalten. Der kammerspielartigeCharakter stvird hier zu weit getrieben. Der Film findet kein Ende.Dabei überwiegen nicht dekorative Nebenhandlungen. Alles, wasaus dem geheimnisvollen Land Pontevcdrinien vorgeführt wird,soll Milieu schaffen. Der Regisseur zeigt hier blendenden Witz.Die Soldaten und Offiziere sehen aus, als ob sie auf einem Bilder-bogen standen. Aber in einer anderen Beziehung ist der Film un-konzentriert. Gaben früher die Amerikaner nur die Höhepunkteeiner Handlung, so falten sie jetzt das Geschehen liebevoll undstundenlang auseinander. Abgesehen von den üblichen Sentimentalitäten ist der Film leicht und graziös gearbeitet. Alles wird niitunbetonter Ironie behandelt. Eine ausgezeichnete Darstellungunterstützt den Regisseur in seinem Bemühen. Roy d' A r t y alsThronfolger Kyrill streift die Karikatur. John Gilbert alsPrinz Danilo ist ein glänzender Tänzer und versteht auch, ernst-hafte Gesichter glaubhaft aufzusetzen. Am besten Mae M u r r a yals Trägerin der Hauptrolle. Glaubt man ihr auch weniger diegroße Weltdame, so ist sie überzeugend als kleine ausgelassene undsentimentale Tänzerin. Im ganzen ein Film, der guten Geschmackund solid« Arbeit zeigt. F. S.„Die?osel öer verbotenen küsse.'(AT. Lurfürstendamm.)- Dieser Film ist in seincr Wesensart schon seit langem üderholl.A. Schirokauer schrieb ein Manuskript, nach dem auf Küssen Zwangs-ehe fleht. Folglich wird so lange geküßt, bis die richtigen Pärchensich gefunden haben. Das könnte in Buxtehude oder in Posemuckcl"') gehen, ober man reiste nach Jamaika und läßt die„Hand-in landschaftlich schönen Gegenden spielen. Da jedoch zuKüssen weder Urwaldschlingpflanzen, noch Katarakte, noch Elefanten-Herden nötig sind, stören diese an und für sich beachtenswerten Begleiterscheinungen direkt. Sie unterbrechen die Handlung, siehenimen sie teilweise, und das leichte Beschwingtsein, das zu diesemexotischen Lustspiel unbedingt nötig wäre, kommt nicht auf.. DerMensch stellt sich eben zu wichtigtuerisch in diese Landschaft. Die willanders behandelt sein, die ist wahrhaftig etwas mehr als Staffage.Die Erfassung einer solchen Landschaft überlasse man den Leiternvon Expeditionsfilmen; einen solchen Spielfilm aber drehe ma» inder Halle bei einer sich stets gleichbleibenden guten Beleuchtung. Inder freien Natur fetzt die Sonne die Darsteller oft nicht in das besteLicht. Georg Jacob» führte die kostspielige Regie, er wandte vielunnütz« Mühe und viel unnützen Schweiß an seine Arbeit. ElgaBrink war einst wunderbar, wenn sie getretene, verängstigteMenschenkinder spielle, jetzt hat sie sich zur Weltdame gemauser:.Sie murd« elegant, und man durfte mutmaßen, sie würde groß.Georg Alexander hatte die Lacher aus seiner Seite. Dabei spielteaber mehr die Verkleidung als Negerweib eine Rolle, als es dietausend Teufel taten, die in dem Mienenspiel und in den Bewegungeneines Georg Alexander stecken. e. b.„Mnalöo-Rinalöini.'(Primus-Palast.)Man müßt« eigentlich annchnien, daß wir über die filmischeKinderlektüre schon ein wenig hinausgewachsen sind. Und dieatemraubenden Sprünge des Herrn A l b e r t i n i, der ja auf demGebiete der Filmartistik lange schon seinen Namen lzat, haben durchdas verbreitete Wissen vom Wesen der Trickaufnahmen stark anInteresse verloren. Natürlich gibt es immer noch Menschen, diehalsbrecherische Akrobatik mit angenehmem Gruseln über sich er-gehen lassen. Die ganze f)andlung— wenn man in dem wüstenChaos von Diebstählen. Schlägereien und Verhaftungsszenen überhaupt von einer solchen reden darf— ist einzig und allein auf denkörperlichen Gcschicklichkeitsproben Riiialdinis aufgebaut, die er zurGenüge und Zufriedenheit aller löst. Der heimtückische Nebenbuhler kriegt seinen Dcnkzetel, die süße Braut wird frisch erobert,ein entwendeter Familienschmuck zur Stelle geschafft und vervoll-ständigt und somit der Gerechtigkeit auf allen Gebieten Genüge ge-ton. Filme solcher Art ließ man sich noch vor dem Kriege zuweilengefallen. Aber im Laufe der Zeit hat sich durch technische undkünstlerische Vervollkommnung schon weit Besseres gebildet, als eshier geboten wurde. Die Darsteller, neben Albertini, die ja eigent-lich nur als Staffage dienten, konnten weiter nichts verderben. K.Eröffnung öes Merceöes-Palastes.Umgeben von kleinen Kinos, in denen angejahrte Tom-Mix-Filme lausen und andere aufregende Abenteuerlichkeiten der Prärie,erhebt sich in der Hermannstraße der Mercedes- Palast. DasTheater faßt 30(10 Personen und schlägt damit sämtliche Ver-liner Rekorde. DI« Preis« der Plätze bewegen sich zwischen60 Pfennig und 1,S0 Ma-rk. Das Thealer selbst enthältkeine Ränge, sondern nur Parkettplätze und an denSeiten und an der Rückwand intim gehaltene Logen. Trotzder Größe wirkt der Raum nicht ausdringlich, im Gegenteil, manglaubt in einem kleinen Theater zu sitzen. Verdecki« Deckenbeleuchtung erhellt den gewaltigen Raum in allen Farbübergängen, vomdunklen Rot bis zu strahlend weißem Licht. Das Theater ist vor-läusig nicht als Erstaufführungsbühne gedacht. Zur Eröffnungspielle man beide Teile der„Frau ohne Namen". Nebensächlichesist gestrichen worden, der Film, der in seiner ursprünglichen Fassungsehr ins Brette ging, gewinnt dadurch an Komprimieriheit derHandlung. Die Revue„Auf in den Mercedes" ist recht witzig undunterhalten�», wenn auch die Zusammenstellung der Bilder etwaswahllos geschieht. Ob Bendow und Morgan auch späterhin auf-treten werden, erscheint allerdings fraglich. Theater wie auch Dar-bietungen halten Niveau.Warum aber beginnt die Direktion ihre Tätigkeit mit einemStreit mit dem Musikcrverband? Der Mercedes-Palaft ist in einerArbeiter st adt errichtet und kann nicht mtt dem Premieren-Publikum aus dem Westen rechnen. Der organisierte Arbeiter, undnur mit ihm ist in Neukölln zu rechnen, wird aber kaum ein Theaterbesuchen wollen, das sich über die gewerkschaftlichen Organisationenhinwegsetzt. In diesem Punkte sind die Neuköllner empfindlich.ürcUWelle ve 11bei\IT RHBERL1N+ MARKGRAFENSTR. 28