Preußen in öer öffentlichen wirtjchast. Elektrizitätswerke nnd Gasfernversorgung.
Im Hauptausschuß des Preußischen Landtags ergriff am Dienstag bei der Vorberatung des Haushalts der Handels- und Gewerbcverwaltung der Hondelsminister Dr. Schreiber das Wort und führte aus: Die staatlichen Elektrizitäts- Unternehmungen haben im vergangenen Jahre eine befriedi- gendc Entwicklung genommen. Die Zunahme des Stromabsatzes erklärt sich aus neuen Anschlüssen, aber auch aus der Besserung der K o n j u n k t u r. Die Angriffe, die von gewissen Seiten gegen eine Verquickung der Ausübung des H o h e t t s r e ch t s mit den Geschäftsinteressen der staatlichen Elektrizitatswtrtschaft erhoben worden sind, find unberechtigt Die Verbindung zwischen dem Großkraftwert Hannover und dem Gerstheimer Werk der Ver- einigten Elektrizitätswerke Westfalen, die Anlaß zu den Erörterungen gegeben hat, ist für viele große Unternehmungen von großem Inter- esse und liegt auch zweifellos im öffentlichen Interesse. Neben den Fragen der Elektrizitätswirtschaft erhält das Problem der Ferngasversorgung immer mehr Bedeutung. Es handelt sich jetzt darum, die überschüssigen Kokereigase, die im Jahre 1926 mehr betragen haben als der gesamt« deutsche Gasverbrauch, in wirtschaftlicher Weise zu verwenden. Während der Leitung des in den Kokereien gewonnenen Gases auf sek>r weite Entfernungen wesentliifte technische Schwierigkeiten kaum entgegenstehen, wiro es noch der Klärung folgender Fragen bedürfen: Wirtschaftlichkeit der Zu- sammenarbcit der Erzeuger mit oen kommunalen Interessenten, der Beteiligung der verschiedenen Erzeugungs- gebiete, der Ueberwindung der Schwierigkeiten, die sich etwa aus dem Widerstand einzelner Interessenten ergeben. Erst nach dieser Klärung kann die Angelegenheit im großen in Angriff genominen werden. In jedem Falle werden die Fehler oermieden werden müssen, die in der Clektrizitätswirtschaft gemacht worden sind, und aus denen sich vielfach Kampf statt vernünftiger Zusammen- arbeit ergeben hat. Das Luftverkehrswescn hat im Jahre 1926 wesentlich« Fortschritte gemacht. Die Gesamtkilometerleistung ist von 4949 Mil- lionen im Jahre 192S auf 6141 Millionen gestiegen. Die Passagier- besörderung hat um 59,3 Proz., die Fracht- und Gepäckbeförderung um 115 Proz. und die Postbeförderung um 86,4 Proz. zugenommen. Zum ersten Male ist in diesem Jahre auch ein erheblicher Winter- flugdienst von immerhin 49 Proz. des Sommeroertehrs durch- geführt worden. Es ist zu hoffen, daß im lausenden Jahre die wichtige Flugverbindung nach dem fernen Osten regelmäßig aufge- nommcn werden kann. Für die deutsche Wirtschaft war das Jahr 1926 ein Jahr der Konsolidierung und allgemeinen Kräftigung. Bei der außerordent- lich hohen Zahl der Erwerbslosen, die wir gegenwärtig noch haben, ist zu bedenken, daß im vorigen Jahre um die gleiche Zeit neben den Vollerwerbslosen noch ein etwa ebenso großer Teil von Kurzarbeitern vorbanden war; die Zahl der Kurzarbeiter ist jedoch zurzeit ganz wesentlich niedriger als damals. Im vorigen
Frühjahr hatten die geschäftlichen Zusammenbrüche das Vielfache der normalen Vorkriegszeit erreicht. Zurzeit ist die Zahl der Kon- kurse bereits seil Wochen wesentlich niedrieger als In der vorkriegs. zeit, obwohl die Zahl der Firmen ini ganzen erheblich größer ist als damals. Die Kreditverhältnisse haben sich ebenfalls nicht unerheblich verbessert. Die deutsche Wirtschast hatte in den letzten Jahren darunter zu leiden, daß die Aufnahmefähigkeit des inneren Marktes infolge der großen Erwerbslosigkeit in starkem Maße litt. Mit dem Rückgang der Erwerbslosenzisser wird sicher auch eine Hebung des inneren Marktes eintreten. Die beste Anregung hierfür dürfte eine möglichst großzügige Belebung des Laumarktes bringen. Zu den Fragen der Sozialpolitik ist mitzuteilen, daß gegenwärtig ein« ganze Reihe wichtiger Gesetzesvorschläge in der Vorbereitung und Durchführung begriffen sind. Das Arbeitsgerichts- gesetz tritt am 1. Juli in Kraft. Bei der Erledigung der Arbeits- lofenversichcrung ist es wahrscheinlich, daß auch die Fragen der Arbeitsnachweise und der Berufsberatung zur Entscheidung kommen. Wo» die Arbeitszeilsrage anbelangt, so stebt die preußische Regierung aus dem Standpunkt, daß der Achtstundentag als der Normalarbeitstag wieder stärker betont werden muß. Die wirtschaftlich notwendige Mehrarbeit wird dadurch keineswegs ausgeschlossen. Ueberraschend ist es, daß der Entwurf der Reichs- regierung Zuschläge für die behördlich geregelte Mehrarbeit in Höhe von 25 Proz. nur für Arbeiter vorsieht; es wird notwendig sein, die Zuschläge auch den Angestellten, also allen Arbeit- nehmern, zu gewähren. In der Debatte wandte sich Abg. Oslerrolh tSoz.) gegen eine
zu rosige Ausfassung hinsichtlich des Standes der deutschen Wirt- schaft. Voraussetzung für eine gesunde Wirtschast seien gesunde Handelsverträge. Gegen die Angriffe auf die wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand stellte er fest, daß die bergbauliche Betätigung des preußischen Staates historisch geworden sei. Gerade im Interesse der Grenzprovinzen sei die wirtschaftliche Betätigung des Staates außerordentlich wohltätig gewesen. Ein neues Gebiet sei lediglich die Elektrowirtscbaft. Hier sei der Staat verpflichtet, im Interesse der wirtschaftlich zurückge- bliebenen Gebiete Wirtschast zu treiben. Nötig sei allerdings ein« neue organisatsrifche Ueberdachung der Elektrowirtschast unter Ein- beziehung der Konsumenten. Was die Kanalbauten angehe, so werde immer noch nach alten Rezepten gearbeitet. Im Zeltalter der Gasfernversorgung, der Kohlenverflüssigung usw. müßten auch Verkehrsprobleme ein anderes Gesicht erhalten. Die binnenwirtschaftlichen Kanalprojekte bedürften noch dringend einer Nachprüfung. Di» im Reichstag vorliegenden sozialpolitischen Eni- würfe bclriedigen meine Freunde bei weitem nicht. Notwendig sei die Einschaltung der Arbeiter und Angestellten in die Berufs- k a m m e r n, schon damit sie auch die Kehrseite kennen lernten.
Zuckersüße Hrüöerchen. Tas Geld Hitlers und der— andern! Im völkischen Lager geht es so erbaulich zu, wie es zu allen Zeiten bei den Antisemiten Mode war. Nachdem Revent- low der Graefe-Partci den Rücken gekehrt und sich unter das Kommando Hitlers gestellt hatte, schrieb der Noch-Graef -Mann Jürgen v. Ramin das schöne Wort: „Ich sehe den Grafen Reventlow schon Arm in Arm mit den Sönnern Herrn hillers aus der Großindustrie, die er hoffentlich , bald kennen und schätzen lernen wird, soziale Revolution machen." Darob geriet der Adjutant Hitlers , der Abg. Strasser, in heiligen Zorn und kanzelte den Ramin im„Völkischen Be- obachter" also ab: „Diese unmotivierten und in keiner Weise van unserer Seite herausgeforderten Angriffe gegen die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei und meinen Führer Adolf Hiller empfinde ich als eine infame, und wie Hern v. Ramin wohl bewußt sein muß, völlig grundlose Verdächtigung, wie sie in dieser Form bisher nur in jüdischen und anderen gegnerischen Blättern erhoben wurde." Als Antwort darauf veröffentlicht Namin folgenden Offenen Brief an Gregor Strasser , den Schild- knappen Hitlers: „Sie veröffentlichen in Ihrem Reoolverblatte einen Brief an mich, weil ich behauptet habe, Herr Hitler habe großwdustrielle Gönner. Ihr wüstes Schimpfen im Schutze der Parlaments- nschen Immunität kennzeichnet Sie ausreichend. Sie dürfen von mir nicht die gleichen Manieren erwarten. Selbstoerständ- lich kann ich meine Behauptungen beweisen. Ich habe sogar mil Herrn Hiller und solchen Gönnern an einem Tische gesessen. Ich will Ihnen nunmehr Anlaß zu einem neuen Tobsuchtsanfall geben. Als Herr Hitler noch der„Trommler" war und keine Karikatur Mussolinis, hat er von einem bekannter Berliner Poliliker nicht nur Geld bekommen, sondern sich in dessen Bureau auch ünslruk- lionen geholt. Ich bemerke, daß diese angenehme Auseinandersetzung, die ich nach Bedarf fortzusetzen bereit bin, lediglich dadurch veranlaßt wurde, daß der Graf zu Reventlow ous den Beziehungen von Führern der Freiheilsbewegung zu Großgrundbesitzern Rückschlüsse übelster Art auf unsere politisch« und gesinnungs- mäßige Einstellung zieht." Diese„Reiniger Deutschlands" sind wirklich Goldes wert. Sie wettern gegen jüdischen Mammonismus und werfen sich gegenseitig vor, von wem sie ihr« industriellen oder agrarischen Subsidien beziehen. Zuckersüße Brüderchen, in der Tat!
hochverräterischer� Suchhanüel. Vor neuen Kommunistenverurteilungen des ReichSgerichtS. Am 3. März findet vor dem Reichsgericht in Leipzig ein Prozeß gegen den Buchhändler Franz Pfaffenfchläger aus Frank- f u r t a. M. statt. Der Angeklagte ist ebenfalls des Hochverrats wegen Verbreitung bestimmter Schriften beschuldigt, die inzwischen beschlagnahmt worden sind. Es handelt sich dabei u. a. auch um einen„Arbeiterkalender 1926" und um die Schrift„Ter Kampf um die Gewerkschaftseinheit und die deutsche Arbeitertlosse".
Vernehmung �ugenülicher in Strafsachen. Mehr Schonung jugendlicher Zeugen nnd Beschuldigter. Aus einer Allgemeinen Verfügung de» preußischen Justiz- Ministers wird mitpeteilt: Die Bernehmung der jugendlichen Zeugen und Beschuldigten erfordert Berständis für das Seelenleben der Jugend- lichen und«in besonderes Maß von Geschicklichkeit und Takt. Im vorbereitenden Versahren soll der Staatsanwast den Jugendlichen grundsätzlich selbst vernehmen; an Orten, an denen bei der Pollzei
„Die Gefangene" von Bourdet, Reinhardts letzter Erfolg in der Komödie, ist nun in den Kammerspielen wieder einge- zogen. In der alten Besetzung bewährt das Werk sich auch hier. Die Thimig meistert die schwere Rolle der„Gefangenen" wie am ersten Tage. In ihrem Spiel gibt es keinen toten Augenblick. Sie hat drei Akte hindurch eigentlich stets dasselbe zu tun: unglücklich zu seilt. Sie muß es im ersten Akt mit einem ungeheuren Aufwand von Gefühlen ebenso wie im zweiten und dritten. Und doch jjält sie die Zuschauer immer im Banne dieser Gefühl«, dieser Erschütte- rungen, auch dort, wo man die Ursach« dafür noch nicht kennt. Denn dieser zitternde, leidende, verquälte Mensq, der sich nach Zärtlichkeit sehnt und an dieser Sehnsucht zugrunde geht, ist nicht Bourdets Botschaftertochter Irene, von irgend einer talentierten Schauspielerin verkörpert, sondern es ist die Thimig selber. Ueber ihrer Darstellung vergißt man, daß das Werk«in geschickt gemachte», sogar psychologisch ganz gut fundiertes, aber doch nur recht durchschnittliches französisches Gesellschastsstück ist. Ernst Deutsch ließ leider in seiner Rolle als Gegenspieler der Thimig etwas von Routine fühlbar werden. Man merkt bisweilen, daß er witzig oder geistreich fein will, daß er die Wirkung einer bestimmten Geste, einer bestimmten Tongebung oft erprobt hat. Es wäre bedauerlich, wenn anderes als die In- disposition eines Abends ihn zu solchen Fehlgriffen in seiner Dar- stellung verführt hätte. Die entzückende Grete Mosheim , TheodorLoos, Nora Gregor erweckten Premierenstimmung. Tes. Warnung vor dem Schauspielerberus. Mit Rücksicht auf die außerordentliche Not, die innerhalb des Schauspielerberufes herrscht, haben sich die beiden maßgebenden Mihnenovganisationen, der Deutsche Bühnenverein und die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger entschlossen, eine War- nung vor dem Zulauf zum Theater zu erlassend Sie weisen darauf hin, daß die Bühnen infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage gezwungen sind, sich bei der Anstellung des künftlersschen Personals die äußersten Einschränkungen aufzuerlegen. Nur ganz außer- gewöhnliche Begabungen haben in der heutigen Zeit Aussicht, beim Theater einen Platz zu finden und ihn zu behaupten. In einer gemeinsamen Tarisausschußsitzung haben die beiden Verbände bc« schlössen, paritätische Prüfungsausschüsse einzu- richten und den Bühnenleitungen zu empfehlen, nur solche Anwärter einzustellen, die von Prüfungsausschüssen für berufen anerkannt worden sind. Die keuschen Studenten von Löwen. Als in Löwen der Film „Wege zu Kraft und Schönheit" aufgeführt wurde, prote- stierten die katholischen Studenten der Löwener Universitär gegen diese Aufführung. Sie versammelicn sich vor dem Kino und forder- ten unter lauten Protestrufen, daß dieser„unmoralische Film" sofort abgesetzt werden sollt«. Die Polizei zerstreute die 490 Demonstranten und nahm einige Verhaftungen vor. Der Universitätsrektor hat jede Intervention zugunsten der Verhafteten abgelehnt.— Bravo !
Inge Frank veranflallet am S„ 11'/, Uhr, eine Tan,»at>nee in der Komödie. Hermann 0br>st. der bekamite Kunstgewerbler und Plaitiker, ist, «4 Jahre alt, in München gestorben. Er war der Begründer d« Münchener.Verewigten Werkstätten für Kimst im Handwerk'.
auf diesem Gebiete besonders geschulte Beamte oder Veamtinneu zur Verfügung stehen, soll sich die Staatsanwaltschaft bei solchen Vernehmungen ihrer Unterstützung bedienen oder ihnen, falls sie hinreichend erprobt sind, Vernehmungen ganz überlassen. Die Ver- nehmung jugendlicher Zeugen und Beschuldigten, um die das Amts- gericht ersucht wird, ist, soweit das Ersuchen ausdrücklich an das Jugendgericht gerichtet wird, durch die Geschäftsverteilung dem Jugendrichter zuzuweisen. Mehrmalige Vernehmungen Jugendlicher vor der Hauptvethandlung sind möglichst zu vermeiden. Besonderes Gewicht ist darauf zu legen, daß olle Umstände, die für die Beurteilung der Glaubwürdigkeit eines wichtigen jugend- lichen Zeugen von Bedeutung sind, durch Befragung der Eltern, der Lehrer usw. möglichst frühzeitig festgestellt werden. In zweifelhaften Fällen kann es sich im Borverfahren wie in der Haupwerhandlung zur Klarstellung der seelischen Eigenart eines Iugendllchen empfehlen, zu seiner Bernehmung einen Sachverständigen hinzuziehen, der über besonder« Kenntnisse und Erfahrungen in der Seelenkunde Jugendlicher ver- fügt. Jugendliche, die als Zeugen geladen find, sollen möglichst bald nach chrer Meldung vernommen werden. Wo dieses nicht möglich ist, soll Vorsorge getroffen werden, daß die geladenen Jugendlichen die Wartezeit in besonderen Räumen, getrennt von Erwachsenen, nötigenfalls unter geeigneter Obhut verbrin- gen können. Nach Beendgiung seiner Bernehmung soll der Jugend- liche alsbald entlassen oder wenigstens au« dem Sitzungssaal wieder entfernt werden. Insbesondere muß bei Versahren, die Verbrechen oder Vergehen gegen die Sittlichkeit zum Gegenstand haben, darauf geachtet werden, daß die jugendlichen Zeugen nicht durch die Ber. Handlung sittlich gefährdet werden.— Jugendliche im Sinne dieser Verfügung sind Personen, die das 16. Lebensjahr nicht voll- endet haben.
Republitanistker Straftarif. Beleidigung Strezcmanus wegen Locarno = 3 Monate Vor einigen Wochen wurde der Hofbesitzer Klaus Schulz freigesprochen, obwohl er in öffentlicher Red« behauptet hatte:„Den Versailler Friedensvertrag haben Lum- Pen, die vom internationalen Gold bestochen worden find, unterschrieben." Die sechs Monate Gefängnis, die diesem wackeren Völkischen wegen Beschimpfung der früheren Minister Hermann Müller und Bell in der ersten Berhandlung zu- gesprochen worden waren, wurden von der Berufungsinstanz in Stade durch einen Freispruch rückgängig gemacht. Jetzt hat sich ein ganz ähnlicher Prozeß abgespielt: Das Große Schösfeiigericht in Erfurt oerurteilte wegen össent- licher schwerer Beleidigung des Außenministers Dr. Stresemann den Gutsbesitzer Hugo Graes« aus Walschleben bei Erfurt zu drei Monaten Gefängnis.(Beantragt waren fünf Monate.) In einer sozialdemokratischen Volksversammlung gelegentlich des Volksentscheides über die Fürstenabfindung vom 12. Inui 1926 hatte Graes « als Diskussionsredner geäußert, deutsche Minister hätten sich vom internationalen Judentum bestechen, Villen und Schlösser schenken lassen und das deutsche Volt verraten. Aufgefordert, Namen zu nennen, hatte Graes « vom L o e a r n o- Berrat gesprochen und den Namen Sfresemann genannt. Klaus Schulz und Hugo Graes« haben beide nur ausgesprochen, was in der völkischen und in der deutschnationalen Presse unzählige Male geschrieben worden war. ohne daß sich immer Staatsonwälic und Richter gefunden hätten, die dafür Interesse auf. bringen konnten. Schulz, verfolgt wegen Beschimpfung eines früheren Zen» trumsmini st ers und eines Sozialdemokraten, tonnt« sich herausreden, feine Ausreden wurden anerkannt. Graefe, oerfolgt wegen Beschimpfung des Boltspartei- . l e r s Stresemann, erhält drei Monate Gesängms. Freilich weiß man nicht, ob das Berufungsgericht diese Strafe nicht auch wieder aufheben wird. Denn bei der heutigen Justiz weiß niemand, woran er heute ist und morgen sein wird.
Die Krise in Mecklenburg . Wirtschaftspartei als Zünglein an der Wage. Schwerin , 1. März.(Eigener Drahlbericht.) Am Dienstag be- gaim im mecklenburgischen Landtag die zweite Lesung des Staats- Haushaltsplanes für 1927/28. Die Beratungen sind insofern von be- soliderem Interesse, als mit ihrem Anschluß«ine Entscheidung über die Existenz der gegenwärtigen Regierung herbeigeführt werden wird; denn im Hauptausschuß ist der Haushaltsplan mit allen gegen die Stimmen der Demokraten und Sozialdemokraten abgelehnt worden. Die Kommunsten und Wirtschafteparteiler stimm- ten mit den Deutschnationalien, der Volkspartei und den Völkischen gegen den Etat. Dle Wlrtschastsparteller bilden bei der heute zu erwartenden Entscheidung das Zünglein an der Wage. Es ist möglich, daß sie die im Hauptausschuh eingenommene Stellung nach einigen Konzessionen durch die Regierung ändern. In diesem Falle würde die Regierung bei vollzähliger Anwesenheit der Abge- ordneten mit 26 gegen 24 Stimmen au» dem Kampf hervorgehen. ßortsetfung öer Debatte über Groß-tzamburg Homburg . 1. März.(WTB.) Die Abgeordneten der Bürger- schaft Leuteritz, Böhm« und Platen haben als Vertreter der Koalitionsparteien der Hamburger Regierung an den Senat die nachstehende Anfrage gerichtet: „Welche Stellung nimmt der Senat zu der durch die Rede des preußischen Ministerpräsidenten über die Groß- Hamburg-Frage geschaffene Sachlage?" Der Senat wird diese Frage wahrscheinlich in der Bürgerschafts- sitzung vom 9. März beantworten.
Tfchangtsolin gegen Wupeifu. Ehemals Verbündete bekämpfen einander. Pari», 1. März.(MTB.) Wie die Agentur Indopacifique aus Peking berichtet, umzingeln im Honan -Gebiet die Mukde:.-Truppen Tfchangtschau, das von Wupeifu mit 59 999 Man» verteidigt werde. Die Truppen Wupeisus, die anfänglich die große Brücke über den Gelben Fluß sprengen wollten, verzichteten darauf ange- ficht» der energischen Hallung der Brückenwache. Schanghai . 1. März.(Reuter.) General M e n g t s ch a n g y a ch, einer der sührenden Generale Tuns, der diesem bereits früher viele Schwierigkeiten bereitet hat, ist heute morgen mit seinem Stabe desertiert, weil er sich weigerte, an der Seite der Schantungtruppen zu kämpfen. Er hatte eine Division befehligt und es ist noch nicht bekannt, welche Haltung die führerlosen Mannschaften einnehmen werden. Man befürchtet, daß dieser Abfall weitere ernste Mißhelligteiten zwischen den ver- bündeten Truppen in Sungkiang erwarten lasse. Die englischen öergwerkskataftrophen. 31 Tote und Bermisttc. London . 1. März.(WTB.) Zu den beiden Bergwerks-Kaka- strophen wird ergänzend gemeldet: Es wird befllrchiel. daß mehr als sechzig Menschen umgekommen sind. Die erste Katastrophe ereignete sich ungefähr um 1 Uhr früh im Marine-Bergwerk, einer der größten Gruben der Ebbw vale-Gefellschast in Monmonlhshire. die normalerweise nngesähr 1790 Bergleute unter Tage beschäftigt. Ungefähr 1202 Bergleute waren an der Arbeit, als eine Explosion erfolgte. Die Mehrzahl von ihnen konnte flch an die Oberfläche retten, andere aber waren so tief in der Grube kätig, daß ein Entrinnen unmöglich war. Die Toten und Vermißten zählen 51/ Das Unglück in Noltlnghamfhire erfolgt« in Bilsthorpe bei Mansfleld um ungefähr 3 Uhr morgens. Da» Platzen eines Wasserrohrs verursachte den Zusammenbruch eines Gerüstes, aus dem eiue Anzahl von Bergleutco mit Absenkungsarbeiten beschäftigt war. Da, Gerüst stürzte aus den Grund des Schachtes, ungefähr 2S0 gard tief, und 14 Mann ertranken.(Siehe auch t Beilage.)