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Rechtsstandpunkt wird Deutschland der Schaffung einer Inter» nationalen Eisenbahnschutztruppe zustimmen, jeooch nicht in der vorgesehenen überflüssigen Höhe von 800 Mann und nur, wenn ihre Tätigkeit eng umschrieben ist. Vor allem wird aber als Gegenleistung eine saardeutsche Mehrheit in der Regierungskommission durch persönliche Veränderungen gefordert werden müssen. Ein offizieller Schritt in der Räumungsfrag« ist auf dieser Tagung nicht zu erwarten. Von unterrichteter deutscher Seite wird erklärt, daß man sich den Zeitpunkt vor- behalte, an dem man von dem Artikel 431, d. h. von der Forderung der Räumung als Erfüllung des Friedensver- träges Gebrauch machen werde. Man kann wohl daraus schließen, daß die deutsche Delegation den jetzigen Zeitpunkt für ungünstig hält. Gleichzeitig wird besonders eifrig betont, daß jene Verschlechterung der Verhandlungsatmosphäre keineswegs auf die Bildung der R e ch t s r e g i e r u n g zu- rückzuführen sei, denn sie sei bereits vor der Dezemberkrise eingetreten, und zwar als Folge des Feldzuges der fran- zösischen Nationalisten gegen Briand wegen seiner zu großen Nachgiebigkeit auf der letzten Ratstagung in der Frage der Zurückziehung der Militärkontrolle. Selbst wenn das wahr wäre, so würde damit die Tatsache nicht aus der Welt geschafft sein, daß der Eintritt der Deutschnatio- n a l e n i n die Regierung den französischen Ratio- nalisten einen willkommenen Vorwand bot, ihren Feldzug gegen die frühere Rheinlandräumung und damit gegen Briand ungeheuer zu verstärken; und daß dieser Eintritt gleichzeitig die Verständigungsaktion in Frankreich schwächte. Denn man konnte von Briand nicht erwarten, daß er sich vor aller Welt dafür verbürge, daß der Friedenswille der Westarp-Partei plötzlich unbedingtes Vertrauen verdiene. Dahin geht die Verantwortung Stresemanns; und es ist in der Tat besser, daß er den offiziellen deutschen Räumungs- schritt etwas aufschiebe, als daß er ihn jetzt unternehme und sich einer peinlichen und schädlichen Ablehnung aussetze.

Der Thüringer (drünungsblock in Not. Klare Absage der Demokraten. Weimar . 7. März.(Eigener Drahtbericht.) Die Demokraten hatten, wie gemeldet, dem Unterhändler Baum von Landbund mit- geteilt, daß sie keine Rechtsregierung wählen würden. Baum erwiderte darauf, er beabsichtige gar keine Rechtsregierung, sondern eine Regierung der Mitte zu bilden, die sich allerdings auf die Parteien von den Nationalsozialisten bi» zu den Demokraten stützen soll«. Dieses durchsichtige Spiel mit politischen Begriffen, das der bisherigen Ordnungsregierung eine auch noch durch die Demokraten gestützte weitere Existenz ermög- licht hätte, hat die Demokratische Partei am Montag früh in einem Schreiben an Baum klar und deutlich abgelehnt. Sie erklärt, daß eine Regierung der Mitte, die sich auf die Rechtsparteien stützen müßte, eben eine Rechtsregierung fei, da ihr von anderer Seite keine Stimmen zufallen würden. Die Absicht der Demokraten auf eine wirkliche Regierung der Mihe, die sich natürlich auch auf die Parteien der Mitte stützen müßte, würde durch die bisherigen Vorschläge Baums zunichte. Für die von den Demokraten beab- sichtigte Koalition der Mitte stünden sie allerdings auch noch heute zu Verhandlungen bereit. Die Mißwirtstbast in Gera bleibt. Ein abgelehnter Volksentscheid. Gera ,?. würz.(Eigener Drahtbericht.) Der Versuch der So- zialdemokratie, die reaktionäre Rathausmehrheit und damit die finanzielle Mißwirtschaft im Stadtkreis Gera durch einen Appell an das Volk zu beseitigen, ist an der Passivität großer Kreise der Geraer Wählerschaft gescheitert. Bei dem Volksent- scheid, der gestern stattfand, wurden insgesamt 28 429 Stimmen ab- gegeben, davon mit3a* 23 733 und mitNein* 3697, ungültig

999 Stimmen. Der Volksentscheid hätte zu seinem Gelingen 27 933 Stimmen erfordert;, die Neubildung des Stadtparlaments ist somit abgelehnt._ Völtisther Terror. Ueberfall auf eine Versammlung 1 Toter, 3 Verletzte. Koblenz, ?. März.(Eigener Drahlberichl.) Nn N a st ä t i e n bei St. Goarshausen kam es am Sonnlag nachmittag zu einem b l u. tlgenTerroraklder Nationalsozialisten. In einer Horde stürz. ten sie in eine Bürgeroersammlung, wobei es zu einer schweren Schlägerei kam. Durch einen Schuß wurde ein Einwohner in die Stirn getroffen und sofort gelötet. Drei Beamte der Landjägerei wurden schwer verletzt. Die Nallonal- sozialislen flohen nach dem Gewaltakt aus zwei Lastautos, wurden aber an der Koblenzer Stadtgrenze durch die Polizei gestellt und ver- Haftel. Unter ihnen befanden sich der bekannle Dr. Lay, serner ein Dr. Friedrich Hans aus Wiesdorf und ein Ernst Boenuecke au» Schlebusch sowie eine Reihe anderer bekannter Ralioualisten aus der Kölner Gegend. Die verhafteten wurden am Montag morgen dem Richter vorgeführ Verfahren gegen Kolling und tzoffmann. Vor dem Diszipliuarseuat in Naumburg . Die Disziplinarverhandlungen gegen die Magdeburger RichterKölling und hoffmann begannen heute, Montag, vor dem Disziplinarsenat in Naumburg . Kalling ist beschuldigt, in der Presse Erklärungen veröffentlicht zu haben, in denen er gegen ander« Slaaksbchorden und Ihre Beamten Vorwürfe erhoben Hot. deren Richtigkeit zu erweisen er nicht in der Lage ist. Auch der von Hoffmann entworfene, aber von Kalling unterschriebene Brief an den Polizeipräsidenten in Magdeburg spielt in den Beschuldigungen eine Rolle. Schließlich wird Kölling noch vor- geworfen, die Pflicht der Amtsverschwiegenheit verletzt zu hoben. Aehnliche Vorwürfe werden gegen Hoffmann erhoben. Das Verfahren ist geheirr. Der Etat öer Reichspost. Beratungen im Haushaltsausschuß. 3n der Montagssitzung des Ausschusses für den Reichshaushall stand der Haushalt der Deutschen Reichspost zur Beratung. Seit vor mehreren Jahren die Deutsche Reichspost zu einer selbstän- digen Gesellschaft umgewandell wurde, unterliegen die Einzelheiten des Etats nicht mehr der Beschlußfassung durch den Reichstag , son- dern sie werden festgesetzt durch den Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost. Mit dem Reichshaushalt hing der Etat der Deutschen Reichspost nur noch durch zwei Posten zusammen, durch das Gehalt des M i n i st e r s und den Beitrag, den die Deutsche Reichspost aus ihren Ueberschüssen an die Reichskasie ab- zuführen hat. Letztere Summe ist für das kommende Rechnungs- jähr 1927, unter der Voraussetzung, daß sich die allgemeine Wirt- schaftslage wieder wesentlich hebt, und daß sich die Einnahmen der Deutschen Reichspost entsprechend entwickeln, wieder wie im Vor- jähre auf 79 Millionen Mark festgesetzt. An diesen beiden Positionen hat die Etatskritik im Haushalts- ausschuß anzuknüpfen. Um nun aber für die Verhandlungen im Ausschuß genaue Unterlagen zu bieten, hafte sich der frühere Reichs- postminister Stingl im vorigen Jahre bereiterklärt, dem Haushalts- ausschuß den vom Verwoltungsrat festgesetzten Etat zugänglich zu machen. Auch für die diesjährige Beratung ist der Etat 1927 dem Haushaltsausschuß zugestellt worden. Aus diesem Etat ergibt sich, daß die Gesamteinnahmen der Deutschen Reichs- post auf 1799 Millionen(gegen 1766 Millionen 1926) ver- anschlagt werden. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus den Ein- nahmen für Briefbeförderung, Poftscheckoerkehr, Telegraphie, Fern- sprechwesen, Funkwesen, vermischte Einnahmen(Veräußerung, Mieten usw.); wie aus der Endsumme hervorgeht, werden die Ein- nahmen höher seit dem Vorjahre veranschlagt. Nur der Post. scheckverkehr(45 Millionen gegen 52 Millionen im Vorjahr) und die Telegraphie(94 Millionen gegen 99 Millionen im Vorjahr) weisen einen Rückgang auf. Eine sehr erhebliche Stei- gerung zeigt sich beim Funkwesen.

Unter den Ausgaben nehmen die persönlichen Kostet» naturgemäß die erst« Stellung ein. Es entfallen auf den Ver­waltungsrat der Deutschen Rcichspost 60 000 M. (1926 50 000 M.), auf Besoldung. Vergütung und Löhn« der Beamten, Angestellten und Lohnempfänger(außer Telegraphiearbeitcrn) 853 Millionen(842 Millionen), auf Entschädi- gungen an Angehörige der Deutschen Reichspost 23 Millionen (23 Millionen), auf Unterstützungen und Beiträge zu Wohlfahrt?- einrichtungen 32 Millionen(25 Millionen), auf Zahlungen an Wartegsldempfänger sowie an ehemalige Reichspoftbedienteste 195 Millionen(188 Millionen). Die Uebersicht über den Personal st and bei der Deutschen Rcichspost zeigt am 1. April einen Stellenstand von 2 31 718 (gegen 223 931 am 1. Aprll 1926). Hierzu kommen außerplanmäßige Beamte am 1. Januar 1927 28 117(gegen 40 151 1926) sowie Beamte im Vorbereitungsdienst am 1. Januar 1927 auf 431 (3250 am 1. Januar 1926). Die Beratung wurde eingeleitet durch den neuen Reichspost- minister Schätze!, der eine längere Darstellung der Verkehrs- und Wirtschaftslage der deutschen Reichspost gab, deren wichtigsten Einzelheiten durch frühere Veröffentlichungen bereits bekannt sind.

Hegen Sie Arbeiter scbast! VereinAntimarxistische Einheitsfront ". Um einem dringenden Bedürfnisse abzuhelfen, hat sich in W i e n ein Verein.Antimarxistische Einheitsfront* aufgetan. Die rot« Mehrheit im Wiener Stadtparlament macht gewissen Schichten des Wiener Bürgertums Kummer und Sorge, und in ge- meinsamer Front soll bei den kommenden Wahlen in Wien ebenso wie in den Bundesländern der rote Einfluß gebrochen werden. Alte abgedroschene Phrasen über die marxistische Lehre werden wieder. holt; es ist das öd« Lied, das wir schon so oft vernommen hoben. Interessant aber ist, daß von den zwölf Unterzeichnern des Auf- rufes nicht weniger als sieben Kommerzialräte sind, was unserem deutschen Kommerzienrat entspricht. Wir wissen also, woher der Wind weht! Wir hatten in Deutschland vorm Kriege den Liebertschen Reichs- oerband gegen die Sozialdemokratie, und er hat uns nur gc- nützt und nicht geschadet. Wir sind der Ueberzeugung, daß unsere österreichischen Genossen auch mit dera n t i m a r x i st i- schen Einheitssront* fertig werden.

Kommunistische Enttäuschung. Mastendemonstration ohne Masten. Essen. 7. März.(Eigener Drahtbericht.) Die schon fest Wochen als Abschlußveranstaltung des Parteitages der KPD . mit den größten Plakaten angekündigte Sonntagsdemonstration der Kommunisten ist ein R e i n f a l l geworden. Von den herbei- gerufenen Massen aus Rheinland und Westfalen waren nur etwa 11 000 Personen erschienen, wovon noch«in gutes Drittel Frauen und Kinder waren, die demgewaltigen Massenaufmarsch der KPD.* wirklich nicht das Gepräge einer revolutionären Veranstaltung gaben. Der Reinfall ist um so schlimmer, als die Thälmann -Partei schon seit Tagen in der kommunistischen Presse ein Aufgebot von mindestens 50 000 Demonstranten ankündigte. Zwischenfälle irgend- welcher Art haben sich nicht ereignet.

Ehina zieht Englanü nicht vor üen Rat. Gens, 7. März.(WTB.) Das chinesisch« Ratsmitglied Tschaoschintschu gab heute der Press« die Erklärung ab, daß er nicht beabsichtige, die chinesische Frag« vor dem Rat zur Sprache zu bringen. Er brachte dabei in Erinnerung, daß die chinesische Regierung sich vorbehalten hat, auf das englische Memorandum an das Völkerbundssekretariat zu antworten; er Hab« bis zur Stunde noch keine Weisungen aus Peking erhalten. Chinas Haltung, so fügte er hinzu, sei versöhnlich und seine Ansprüche seien durchaus legitim, da es nichts anderes oerlange, als die Anerkennung und Achtung seiner Souveränität und seiner terri- torialen Unverletzlichkeit.

Ver wünscht sich ein kinö! Bücher, Zeitschriften und Zeitungen haben ihr« Schicksal«. Nicht unmöglich, daß dieser Artikel einen Leser findet, der gerade im Begriff ist, ein Kind zu adoptieren. 3a, warum soll er nicht? Ob mit dem Mantel der Nächstenliebe hier nur eigener unfruchtbarer Acker zugedeckt werden soll, oder ob anderes geplant ist, tut nichts zur Sache, die hier vorgeschlagen werden soll. Der Vorschlag hat sein Vorbild. Der PariserOuotidien* läßt sich aus London melden, daß dort eine reich« kinderlose Ehe sich auf hübsche Art zur großen Familie erweitern möchte. Von sechs Na- tionen, die Mitglied des Völkerbundes sind, will man sich je ein Waisenkind ausbitten, um es zu adoptieren: ein englisches,«in fran- zösisches, ein italienisches, ein spanisches, ein polnisches und ein schwe- disches. Jetzt wollen wir mal nicht beleidigt sein, daß keine Schwarz- rotgoldina mit dabei ist. Wir wissen nicht, ob da Zufall oder ein besonderer Adoptiosinn waltet, wir wissen nur, daß das europäische Engländerpaar doch ziemlich international zu denken und zu fühlen fcheint. Lernen wir! Wer bei uns keine Kinder, wohl aber Sehn- sucht nach ihnen und Geld hat, sollte gleichfalls international odop- treren. Es muß ja nicht gleich sechsfach auf einmal fein, und die Garantien, die man sich für den Zuwachs wünscht, lassen sich ( wenn sie sich lassen: kluge Kenner der Vererbungslehre denken anders darüber!) durch die internationalen Frauenoryaniscktionen usw. auch ganz gut im Ausland verschaffen. Stellen Sie sich vor: eines Tages erzählt man seinen Kindern zwischen Pudding und Gemüse, dein Vaterland ist Belgien , deins die Schweiz , deins Rußland und um deins entscheiden augenblicklich die Gase; ja und dann sagen die Kinder nichts weiter, als daß sie das noch gar nicht gewußt haben, daß sie jetzt aber Ball spielen müßten, nach dem Abendessen könnte man ihnen ja schließlich noch mehr davon erzählen Wann adoptieren Sie eigentlich international? Erich Gottgetreu . Grchoöoxe Religion auf öer öühne. Die Bedürfnisfraae. Die Stücke des Iesuitenzöglings, Ipäteren Hosdichters und Pfaffen Calderon sind vor 300 Iahren geschrieben und haben, wie die Aufführung derAndacht zum Kreuze* im Staatlichen Schauspielhaus am Sonn- abend bewies, inzwisä)«n so viel Staub und Moder angesetzt, daß sie auch in funkelnagelneuer Bearbeitung nur zu künstlichem Schein- dasein erweckt werden könrnn. Das ist der Unterschied gegen die ebenso alten Shakespeareschen Dramen, die in der bestimmt nicht mehr zeitgemäßen Schlegel-Tieckschen Uebersetzung höchst blutoolles Leben atmen. Der Stoff des Schauspiels nnt den vielfälftgen kirchlichen Wun- dern interessiert außer vielleicht den Literarhistoriker keinen Men»

schen. Die Krönung bildet einer Nonne Himmelfahrt. Im Augen- blick der höchsten Gefahr umftammert sie ein Kreuz und fliegt damit in die Höhe, was den anwelenden Priester zu dem Ausruf veran- laßt:Welch ein Wunder!* Ich kann mir vorstellen, daß der kindlich religiöse Stoff mit inniger Empfindung behandelt werden kann. Bei Calderon gestaltet sich alles trotz der Wunderzsichen als aufgepappte Aeüßerlich- keit. Was gehen ausgeklügelte Phontasmagorien, pathetisch hinaus- geschmetterte kirchliche Dogmen selbst heutige gläubige Katholiken an? Es sst verständlich, wenn die Romantiker für Calderon schwär- men, wenn Fr. Schlegel ihn sogar über Shakespeare stellt. Aber wozu sich Otto Zosf die Mühe macht, das Schauspiel neu zu be- arbeiten, ist unbegreiflich. Die schwärmerische Atmosphäre der Ro- mantit und des Mysteriums ist vorüber. Heute leben wir in einer verdammt wirklichen Zeit. Die Bearbeitung. Im Stil hat er sich unter Beibehal- tung der alten Trochäen und mit starken Kürzungen dem primitiven Stoff angepaßt, sie wirken ober nicht andächtig, sondern kindlich. Verdienstvoll bleibt es, daß Zoff die gezogenen Tiraden Calderons frisch und munter zusammenstreicht. Die Gemütsbewegung, die von den hüpfenden Trochäen ausgeht, ist dennoch trostlose Langeweile. Die Inszenierung. Der hochmodernen Diktion ent- spricht keineswegs Jürgen Fehlings Regie. Cesar Kleins Bühnenbilder sind altmodisch, und die Darsteller agieren hoch- klassisch. Carl Ebert als Eusebio ist kein feuriger, sondern ein deklamierender Liebhaber. In der zur Schau getragenen Würde wirkt er um 20 Jahre zu alt. Zum Ausgleich faßt K a y ß l e r den Vater Eurft'on um 20 Jahre zu jugendlich auf und übernimmt sich überdies im Stimmaufwand. Gerda Müller, der die zarte Rolls der Julia zugefallen war, fehlt der Schmelz weiblicher Hingab«. Ihre Herbheit macht sogar ihren Schmerz und ihr Aufbegehren unglaub- Haft. Den versöhnenden Eindruck, den Jakob Tiedtke und Ar- tur Kraußneck hinterlassen, zerstört auch noch die Himmel- fahrtsszeye, wie sie sich Febling ausgedacht hat. Wenn das Kreuz an soliden Drähten in die Soffiten entschwebt und zu dieser Ävo- theose Harmoniumsklänge schwellen, so ist das Kicntopp ältester Sorte._ Ernst Segne r. Schönlanks Frühlingsmysterium* in der Volksbühne. In einer Mittagsveranstaltung der Volksbühne erlebte am Sonntag das ChorwerkF r ü h l i n g s m v st e r i u m* von Bruno Schön- l a n k seine Uraufführung, lieber die Dichtung ist an dieser Stelle bereits geschrieben worden. Einige Bemerkungen seien hinzugefügt. Die Chöre vermitteln den stärksten Eindruck, während die Verse, die die Solisten sprechen, in ihrer Wirkung zurücktreten, sie sind durchaus lyrisch empfunden, gleiten weich dahin, während der Chor rhythmisch gebunden ist und sich stellenweise zu starkem Ausdruck steigert. Vielleicht hätte die Regie durch Kürzungen konzentrieren können. Immer wieder beweist Schönlank seine große Begabung im Rhythmischen, er gerät aber manchmal in die Gefahr, ein dra- matisches Chorwerk zu sehr auf das lyrische Element zu stellen. Heinz Tiessen schrieb die Musik, die in einigen Kinderchören zarte und innige Melodien gab. Virtuos der Aufbau einer großen .-eeppelle-Szene. Aber diese Musik unterstreicht noch die Lyrik der Dichtung, während sie kaum dramatische Akzente setzt, und zerhehnt in mancher Szene hie Handlung. AlbertFlorath. der Regisseur,

hüllte unbegreiflicherweise die Bühne unentwegt in schweres, lasten- des Dunkel, gönnte dem Frühling höchstens einen Scheinwerfer- strahl. Diese Beleuchtung betont zu stark das Gebundensein der Menschen, einige Szenen tragen jedoch anderen Charakter. Am stärksten war die Szene mit dem Tode. M ü t h e l als Frühling und F e r- dinand Horts Tod boten sprachlich ausgezeichnete Leistungen waren leider recht phantasielos kostümiert. Der Chor der prole- tarischen Feierstunde bot ein« im Rhythmischen außerordentliche Leistung. t. »Wie einst Im Wal. * Man hat sich an den Herrlichkeiten der Revue soft gesehen. Darum hat dasGroße Schauspiel- haus* eine Ruhepause verordnet und inzwischen Bernauer- Schanzers Berliner PosseWie einst im Mai* wieder aus- gegraben. Natürlich ist das Generationsstück mit auf. und abstei- ee,ü>en Lebenslinien modisch frisiert. Zu den Kostüm- und Mieleu- reizen von 1845, 1865(Krinoline) und 1890(Que de Paris und Cancan) tritt als Schlußbild der Zauber von heu:« mit der Auf. nähme von russischen Volkschören und Nachtigalimrtatoren und Jazzmusik. Kollos bekannten SchlagernDas war in Schöneberg *, Die Männer sind alle Verbrecher* gesellen sich überall als Revue- Nachbleibsel Girls- und Kinderballetts. Für den Farbenrausch sorgt Ernst Stern , dem ein Kroll-Ball mit den bauschigen Krinolinen und«in bei offenem Vorhang sich drehender Krollgarlen mit seinen Lauben im Glanz der Sterne und der Beleuchtungseffekt« außer. ordentlich stimmungsvoll gelingt. Die Rollen bieten den Darstellern reiche Möglichkeiten, spielen sie doch dieselben Personen in drei ver- schiedenen Lebensstufen und dann aufs neue verjungt in ihren En- kein, di« sich endlich kriegen. Alfred Braun war Fritz Jüter» bog, der vom Schlosserlehrling zum geadelten Fabrikherrn aufsteigt. Camilla Spiro, die Tochter aus dem Adelshause, hat gesell- schaftlich zu sinken, stieg aber in ihrer Leistung: als Großmutter war sie bezaubernd, als Enkelin entzückend. In einer Variation seiner Blödian« sah B e n d o w Ast und Neu zugleich. Paul West er- meier gab dem Lebegreis Methusalem eine wahrhaft groteske Gestaltung, nicht minder charakteristisch zeichnete Margaret« Kupfer die südamerikanische Angostura. Die zahlreichen Kräfte, die sonst mit am Werke waren, mögen sich mit dem Gesamklob be- gnügen: es war alles sehr schön und reichlich. r. 3m vere>« für Vlvkfche» Kunstgewerbe spricht am 9. im Hörsaale deZ alten Kunitgewerbe-Museums. Prinz-kllbrech'-Stratze 7a, Dr. W. A n d r a e, Kustos an den Staatlichen Museen Berlin , über .Kunst und Kunstgewerbe in Asiur und Babylon' snach eigenen Ausgrabungen), mit Lichtbiidern. Beginn 8 Uhr abends. Ein- trittfrei. Fränze Rolost und C. L. Achaz werden aus Einladung der Volksbühne E. D. am tl., abends 8 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses (Eingang Königftrahe) aus Werken MacleodS, Knut HamiunS und HanS SiemienS vorleicn. Einlaßkarten zum Preise»an 0,10 3W. m den Karlen- verlausSstelleu der BoikSbühne. Nu« Ausstellung von Beelhoven-Bildern au» aller und neuer Zeil hat die Kunsthandlung H. Sagert u. Co., Potsdamer Ztr. 122 L, eröffnet. Da, Telly-de-Kheid-Bali ett wird vom S. ab einige Rachtvorftellungen im Kleinen Theater veranstalten. Die Porstellung«« deginnen«m ZI Uhr. Eellh de Rheidt tritt persönlich aus.