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Die Abwürgung der ManöatskommWon. Und die.Helferrolle Ttresemanns. lluf der jetzigen Genfer   Rotstagung hat ein Kampf ein End« gefunden, den die Mandatskommission des Völkerbundes um die Rechte der Mandatsvölker geführt hatte. Dieser Kampf hat mit ihrer Niederlage geendet. Die Mandatskommission hatte In ihre Geschäftsordnung das Recht der Mandatsvölker aufgenommen, vor ihr zu erscheinen und sich mündlich über die Verwaltung der Mandatsregierungen zu b« schweren. Die durchaus nicht nur aus überwältigend reformfreudigen Kolonialpolitikern zusammengesetzte Kommission hatte gefunden, daß das schriftliche Petitionsrecht nicht ausreiche. Sie hott« es für recht und billig gehalten, daß nicht nur die beteiligten Mandatsregierungen, sondern eben auch Vertreter der Mandate bevölkerung vor ihr erscheinen und ihre Auffassungen sollten dar» legen dürfen. Jedes andere Verfahren wäre eine grobe Ungerech- tigkcit, denn wenn nur die Regierungen vor der Mandatskommission auftreten und sich rechtfertigen dürfen, und die Bevölkerungen dürfen das nicht, so haben die Regierungen von vornherein ein Uebergewichr. gegen das selbst die begründetsten Beschwerden der Mandarsbevölkerungen nicht aufkommen können. Di« Mündlich keit des P e t i t i o n s r e ch t s sollte«in Grundrecht der Mandatsbevölkerungen«erden.* Der au» den Regierungen zusammengesetzt« Völkerbundsrat störte die Pläne der von ihm eingesetzten Mandatskommission solange nicht, als es zur praktischen Anwendung dieses Grundrechte» nicht kam. Der erste Vorstoß gegen da» Recht der Mandatsvölker auf Gehör kam von Frankreich  : er verhinderte mit Mühe, daß syrische Vertreter über die militaristischen Ausschreitungen der fran zöstschen Verwaltung des Mandates Syrien   gehört wurden. Den entscheidenden Vorstoß jedoch unternahmen die britischen   Dominien. Namentlich Australien   drängte aus Beseitigung des mündlichen Klagerechtes der ihm unterstellten Mandatsvölker. Di« englisch  « konservative Regierung gab diesem Druck nach: sie machte sich zum Sprecher der australischen Wünsche: gerade in den kritischen Mo menten vor der Reichskonferenz tat sie das, um den Dominien wieder einmal so recht vor Augen zu führen, wie nützlich die Lon doner Regierung ihnen sogar im Völkerbunde sei. So opferte England den wichtig st«n Teil des demokratischen Mandatsgidankens im Interesse de» Zusammen Haltes des Imperiums. Auf sein Betreiben beschloß der Rot, die Regierungen, die Mandate vertreten, um Auskunft dar. über zu ersuchen, ob sie dos mündliche Petitionsrecht»für zweck. mäßig" halten. Man kann sich denken, wie die Antworten aus- gefallen find: Mit Ausnahme Belgiens  , das sich für ein beschränktes Recht auf Gehör einsetzte, lehnten die anderen Mandatsmächte es vollständig ab: die Autorität der Regierungen würde leiden. Es fei schon genug, daß die Mandatsvölker sich über ihre Regierungen sollten überhaupt beschweren dürfen. Es dürfe ihnen unmöglich dos Recht zugestanden werden, ihre eigenen Regierungen vor der Kommission zur Rechenschaft zu ziehen! Daraufhin hat also der Rat beschlossen, dos Recht auf Gehör der Mandatsvölker zu be> feitigen. Die Autorität der Regierungen hat über die Demokratie der Kolonialvölker gesiegt. Ist dos das klare Ergebnis des Rotsbeschlusses, so ist die Rolle nicht weniger klar, die die deutsch  « Regierung dabei gespiest hat. E» fft nicht bekannt geworden, daß sie auch nur den geringsten Widerstand gegen die Denaturierung des Mandatsgedankens g« leistet hat. Ja, es ist nicht einmal wenigstens das bekannt'geworden. daß sie sich für die Mondotsbevölkerungen gegen die anderen Re gierungen eingesetzt hat, um den Verzicht daraus im diplomatischen Spiel in Genf   auszuwerten! So befangen ist die Stresemann- Keudell-Regierung in der Solidarität der Imperialisten gegen die Kolonialvölker! Um so weniger natürlich ist sie auf den Gedanken gekommen, die koloniale Demokratie um ihrer selbst willen zu fördern. Dos regierende Deutschland   hat«in« Gelegen- heit verpaßt, in der Welt der erwachenden Völker moralische Eroberungen zu machen!_ das �olz aus dem Schweinewagen. Im.Bayerischen Kurier", dem Blatt der ganz blauweißen bayerischen   Belang«, finden wir. demViehhändler" nacherzählt, eine nette Geschichl« über die Sprünge, die der Amtsschimmel im Lande der bayerischen Eigenart' vollführte: Eiche vergangenen Jahres war der Export von geschlachteten Schweinen so oroh, daß die vorhandenen Kühlwoggons nicht mehr ausreichten. Die jugoilowifchen Exportfirmen begegneten diesem Mangel dadurch, daß sie gewöhnliche Güterwaggon» durch Einbau primitiver chängeoorrichtungen zubehelfs- mäßigen Schweinetranspor! wagen" umwandelten. Dies« Hängeoor» richtungen bestanden aus Rundhölzern. Merkanthölzern usw. und hatten nur den Zweck, daß die Schweine in den Waggon.gehängt" uerden konnten. Eine ganze Reih« solcher Schweinetransportwaggons ging nach erfolgter Entladung noch Jugoslawien   zurück. Die behelfsmäßige Einrichtung blieb hierbei in den Daagon». Anstatt nun dies« Leer. Waggons dorthin zu dirigeren, wo sie immer wieder benötigt wur. den. wie z. B. Maribpr(Marburg  ), kam von der jugoslawischen Eisenbahndirektion an dte Süterstation München-Süd eine Weisung, wonach die Rückleitung der behelfsmäßig ausgerüsteten Waggons nicht mehr gestattet fei, vielmehr die Waggons nur nach Entfernung der behelfsmäßigen Holzgeltclle nach Iueo» flawien zurück dürfen.<!!) Und so kam es, daß in München  seinerzeit von den Waggons die cholzhängceinrichtung heraus- genommen, in Jugoslawien   ein» andere Einrichtung wieder hinein» gemacht wurde! Ader da, ist ja schließlich»in» Angelegenheit, die in der chauptsach» die Jugoslawen betrisst. In München   nahm man ordnungsgemäß die Hölzer heraus, weil das cholz. als Brennholz verwendet«ine gewisse Entschädigung für den Zeitverlust us«. bedeutete. Es dauerte aber nicht lange, da erschien das Zollamt auf dem Plan: Da».cholz" muß entweder an den Absender des Waggon» zurückgehen oder aber es mutz ver- zollt werden. Da es sogar.bearbeitet" labgekantet usw.) war. sei der Zollsatz für..bearbeitete»" Auslandsholz zu entrichten! Nach- den, die Hölzer auch noch.grün" waren, hätte sich der Zoll so hoch belaufen, daß da» Brennholz unter Berücksichtigung der Arbeit für ZNeinmachen usw nnndssten» nochmal so teuer ge- kommen wäre als zugerichtetes Brennholz im freien Handel. Es blieb also nichts anderes übrig, als dos.bearbeitete Auslandsholz' nach Jugoslawien   zurückzuschicken. vorher wurde ober noch der Versuch unternommen, dem Zoll- amte da» Hol, zum Besten einer Wohlsabrtsanstalt usw. k o st e n k o s zu überlassen. Nachdem dies in Deutschland   aber nur dann gestattet ist. wenn dt« War« vorher verzollt wurde ging das Holz endgültig nach Jugoslawien zurück!! Ader damit ist der Zovf erst geflochten die schön« Schleife kommt erst. GTin Jahr und ein Monat später kommt durch die Skation Mün-ben-Süd ein« Nacht raasforderung in Höbe von zirka 15 M.. die der bezahlen muß. der dos Hol, zurückgeschickt hat.... Die Sacks mit dem Holz hatte sich näm'ich so«ntwick-lt: Der Adrellat des Ho'zes in Jugoslawien   hohe die Annahm« der Sendung verweigert, weil die auf derselben lastenden Frachtsvesen jedenfalls den Wert des Holze, überstiegen. Das Holz wurde in Iugo- flawien versteigert. Ver Erlös gefügt« nicht zur Abdeckung der angefallenen Frachtspesen. Daher mußte nach IS Monaten der Münchener   Absender jirta 15 TO. für Frachtspesen nachbezahlen!
Filmkritiker unö Zilminserate. Eine unzulässige Doppelrolle.
Bor dem Amtsgericht Berlin-Mitte kam gestern ein« inter  - «ssante Privatklag« zur Perhandlung. Beklagter war der frühere Redakteur derLichtbildbühne" Dr. Mendel, Kläger   der Redakteur der Zeitschrift.Der Film" Feige. Am 28. Dezember vorigen Jahres erschien in derLichtbild- bühne" ein Artikel, der der ZeitschristDer Film" vorwarf, daß sie den Hella-Moja-FUmDie Straß« des Dcrgessens" aus dem Grund schlecht besprochen habe, weil ihr Inserate ver- weigert worden waren. Der Artit«l enthielt auch sonst«ine große An, zahl von beleidigenden Ausfällen gegen den Redakteur der ZeitschriftDer Film", Herrn Feige. Dieser reichte daraus die Priootklaae ein. In der Gerichtsverhandlung gelang es dem Dr. Mendel zwar nicht, den Wahrheitsbeweis zu führen: er konnte jedoch feststellen, daß Herr Feige tatsächlich, obgleich Filmkritiker, an den Filminseraten materiell be- teiligt war: der Beklagte mußt« dies selbst zugeben. Don be- sonderein Interesse waren aber die Gutachten der Sa-bverständigen: des Ehefredalteurs derBossischen Zeitung". GeorgBernhard, de» Vertreters des Reichsverbandes der Fachpresi«, Dr. Pa p e, und des Filmkritiker» des Scherl-Verlags A r o s Georg Bernhard er» tlärte mit oller Entschiedenheit, daß«ine finanzielle Beteiligung des Filmkritikers in Inseraten unter ollen Umständen höchst bedenk- lich sei, ebenso auch eine finanzielle Beteiligung de- Kritikers an den Inseraten. Es müsse unter allen Umständen hier eine reine Schei- dung bestehen. Im gleichen Sinn« äußert« sich auch Pap«. Da-
gegen erNörte Herr Lras vom Scherl-Verlag, daß er selbst a l s Filmkritiker gewiss« Tantiemen von Film- In- lernten beziehe. Aus die Annahme der Inserate selbst habe er jedoch nach der ganzen Organisation im Scherl-Derlag absolut keinen Einfluß. Di« Verteidigung des Dr. Mendels erklärte, daß dieser bereits feit 2st Jahren in der Filmbewegung steh« und strts für die Standesehre der Filmjournalisten«ingetreten sei. Er habe auch in diesem Fall nur in Wahrnehinung berechtigter Interessen gehandelt. Daher stehe ihm der H WZ zur Seit«. Der Vertreter des Nebenklägers war dagegen der Ansicht, daß allein Konkurrenzrückstchten den Artikel oeranlaßt hätten. Dos Gericht verurteilte Dr. Mendel zu einer Gelds! rase von gl) Mark. In der Begründung führt« der Richter aus. daß die Beweisaufnahme die völlig unzulässige Vermi- schung der Inseratenakquisilion mit der Redak- teurarbeit ergeben hoben, serner auch die Tatsach«, daß der Kläger Feig« sich gelegentlich dahin geäußert habe, daß eine Film- kritik von der Inszenierung abhängig gemacht würde. Es sei jedoch nicht der Nachweis gelungen, daß die schlechte Besprechung des Hella- Moja-Films von der Aufgabe eines Inserats bestimmt worden sei. Deshalb sei der Beklagt« zu bestrafen. Di« Streitigkeiten zwischen derLichtbühne" und der Zeitschrift Der Film" mögen für die Oefsentlichkeit von geringem Interesse sein Von um so größerem Interesse erscheine dagegen die prinz:- piell« Frag« der finanziellen Beteiligung von Filmkritikern an den Filininseraten.
Fürgens und die Versicherung. Diehochbegabte" Stargarder Polizei. Frau Jürgens, die heute scheinbar recht frisch den Saal betrat und sich lebhafter als sonst mit ihren Verteidigern und Aerzten unterhielt, erlitt nach kaum viertelstündiger Verhandlung wieder einen Ohnmachtsonfall, von dem sie sich ober bald wieder erholt«. Die Verhandlung brachte zunächst wieder die Gutachten der Sachverständigen für Hundesragen hinsichllich des Verhaltens des Iürgens'schen Hundes im Kolberger Einbruchssall. Die Sachoer- sländigeii sahen in dem Verhalten des Hundes keinen Widerspruch in der Annahme, daß tatsächlich fremde Personen die Tat verübt haben. Jürgens bemerkte hierzu erregt, daß er als Jurist und als Kynologe seit einem Jahr um diese Feststellung gekämpft habe, die jetzt von den Sachverständigen getroffen worden sei. Dann wurde der Versicherungskommissar Arndt aus Stargard   vernommen, durch den das Ehepaar Jürgens zunächst«ine sogenannte Heimschutzoer- sichening in Höhe von 12 000 TO. aboeschlosfen hatte, und zwar, wie der Zeuge betont«, hauptsächlich auf Zureden der Frau IiKgens. Ferner schloß Frau Jürgens vor der Kolberger Reife eine Reife- gepäckversicherung ab, ebenfalls in Höhe von 12 000 TO., wovon oOOO TO. auf Schmuck- und Goldsachen entfielen. Für den von Kolberg   gemeldeten Schaden wurden von der Versicherung 8150 TO. als Entschädigung gezahlt. Dorf.  : Haben Sie die Empfindung gehabt, daß hier überversichert worden war? Zeuge: Nein. Vors.: Ist aus beschleunigten Abschluß der Versicherung gedrängt worden? Zeuge: Die Einbruchsdiebsrohlversicherung sollte inner- halb drei Tagen in Kraft treten, was ich aber zunächst nicht zusagen konnte. Bei der Einbruchsdiebstahlversicherung mußt« ein beson- deres Verzeichnis der Schmucksachen überreicht«erden. Sie wurde dann am 12. Dezember(am Tage des Einbruchs), am Tag« der ersten Prämienzahlung beigebracht. Jürgens: Ich Hab« aus schnellen Abschluß der Versicherung gedrängt, weil ich erstens den Vrond ge- habt hatte, zweitens den versuchten Einbruch, drittens den Droh- brief, und schließlich wollte ich am 13. Dezember nach Leipzig   fahren, wo ich als Zeuge in der Sache Hahnfeld geladen war, weil ich also meine Frau allein in der Wohnung lassen muhte. Dazu kam die Nachricht, daß ich in Berlin  , wohin ich ab 1. Januar versetzt war, zunächst keine Wohnung erhalten könnte. Außerdem hatte mir der Zeuge zugesagt, daß die im Verzeichnis ausgeführien Schmucksachen noch besonders nachoerfichert«erden sollten. Ich leg« aus die Feststellung besonderen Wert wegen verschiedenen Be- merkungen, die die kriminell so hoch begabte Star- qarder Polizei und auch der Herr Oberstaatsanwalt in dieser Richtung gemacht haben. Zeuge: Das ist richtig. Jürgen»(sehr erregt): Der Stargarder Polizei war nämlich in meinner Wohnung nicht genug kaputt gemocht und deshalb hatte der Herr Oberstaatsanwalt an meine Angestellten die Frage gerichtet, ob die Gemälde am 12. Dezember abends noch in der Wohnung waren. Alles war an diesem Abend voll versichert, nur das nicht. wasge stöhlen worden ist,� nämlick die Perlen- kette und die sonstigen Schmucksachen. Seit einem Jahr kämpfe ich
Krankevhaus-Kinweihung in Luckenwalde  . Die nah« Industriestadt Luckenwalde hatte am Sonntag den 8 März, ihren großen Tag. Unter Beteiligung der Regienmgs- und Verwaltungsorgane sowie von Aerzten und Pflegepersonal wurden die Krankenhauserwelierunxsbautcn eingeweiht. Damrt ist ein Bau der Benutzung übergeben, wie ihn wohl in gleich zweck- mäßiger Weise keine Mittelstadt von ähnlichem Ausmaße wie Luckenwolde aufweisen kann. Das 1919/20 aufgestellte Baupro- qramm tonnte bis 1922 nur teilweise au-gesuhrt werden, aber die Ueberfüllung des Krankenhauses zwang die Stadtverwaltung im vorigen Jahre, die Erweiterungsbauten zu beginnen und in zehn Monaten zu vollenden. Das Krankenhaus ha» heute 200 Bellen und»in Bejamtpersonal von 70 Personen: das Pslegepersonal um- aßt 32 Personen: an der Spitze der Aerzteschar steht Sanltälsrat Dr. Kiesel. Was dem Bau seine Bedeutung verleiht, ist die muster- güllig« Art, wie olle modernen Errungenschaften der medizinischen und hygienischen Technik zur Anwendung kommen. Wir zählen hier auf: Keine Kohlenheizung, sondern Dampfzusührung vom Schlacht- hos her, die Heizen, Kochen»nd Waschen bewirkt. Statt der Klingeln Lichtslanal«. Eine geburtshilflich« Station ist eingerichtet und die Kinderstation mit Glaswänden verschen. Ein entzückendes Kinder. Ipielzimmer, vom Licht durchflutet. Besondere Sorgsalt ist der Tuberkuloseabteilring gewidmet: sehr interessant«in Apparat, der automatisch die Reinigung der Gläser mit dem Auswurf der Kranken bewirkt. An allen Betten ein Radioapparat: Heiterkeil der Seele ist halbe Heilung. Roch zu erwähnen ist die Röntgenabtei- lung und die pathologische Station, die wissenschaftlicher Forschung dient. Das Verdienst, die Ausgestaltung großzügig durchgeführt und den ganzen Krankenhausbetrieb nicht nur mit Licht und Luft, fon- den, auch mit sozialem Geist erfüllt zu haben, gebührt unserem Genosten, Stadtrot Dr. Solomon, dem als»ädiilchen Dezernenten die Schlüffel de» Baues übergeben wurden. Ansprachen der Herren Brennecke Fiädt. Bauamt), Lappe kMagtstrat) und Dr. Solomon kDezernent) klärten die zahlreich Erschienenen über das bereits Erreichte und noch zu Erstrebend« auf. Ein Rundgang durch die von heller Sonne durchleuchteten Räum« schloß sich den Vorträgen an. Da».rote" Luckenwalde   hat mit diesem Lau gezeigt, was sozial» Fürsorge auch mit beschränkten Mitteln zu erreichen vermag.
Eine öffentlich« Mieterversammlung in Hermsdorf   findet am Donnerstag, dem 10. März, abends 8 Uhr, im Lokal Lau ck, Berliner Straße  , statt. Tagesordnung: Kampf dem Mie». wucher! Für Mieterschutz und ein soziales Miet- recht. Referent Ernst Rüben.
Der höfliche Einbrecher. Und eine entfchlofsene Arn». Durch die Entschlossenheit einer Frau wurde gestern abend«in entsprungener Zuchthäusler wieder eingefangen Als eine Frau au, der Vaerwaldstraße, deren Wohnung an der Ecke der Urban- straß« im Erdgeschoß liegt, gegen 7 Uhr von einem Auegong heim- kehrte, begegnete ihr aus dem Flur«in fremder Mann im Pelzmantel, der ihr überhöflich wiederholt einen gute» Abend bot. Sie wunderte sich darüber, weil sie den Mann nie gesehen hatte. Als sie ihre Dohnung betrat, bemerkt« sie, daß ein Einbrecher sie besucht hatte und nahm sofort an, daß derhöfliche" Mann sie bestohlen hatte. Mit dem RufeHaltet den Dieb!" setzt« sie dem Verdächtigen, der noch nicht weit weg war, eiligst nach Junge Männer aus der Gegend schlössen sich der Verfolgung an. Da werf der Mann ein Paket weg, zog auch den Pelz aus und ließ ihn im Stich, um besser lausen zu können. Am Urdonhasen ging er in ein Haus hinein, das zwei Ausgänge hat. Die Verfolger kannten aber das Haus auch, eilten um die Eck», singen den Flüchtigen ab und brachten ihn nach der Wach». Das«eggeworfene Paket enthielt Wäsche und Silberzeug der Frau, der Pelzmantel war der ihren Mannes. Auf der Wache tobte der Festgenommene, schlug eiao Fensterscheibe ein und versuchte zu entfliehen. Als ihm des nicke gelang, beguemte er sich endlich seinen Namen anzugeben. Er nannte sich Inelia. Aus dem Polizeipräsidium spielte er weiter de» wilden Mann. Die Kriminalpolizei stellt« sest, daß es ein« Famili» des ungewöhnlichen Nomens Inelia tatsächlich gibt. Frau Inelia war nicht wenig erstaunt, daß ihr Mann bei einem Einbruch fest- genommen sein sollte. Aus dem Polizeipräsidium erkannt« sie denn auch sofort, daß der verhaftete gar nicht ihr Mann war. Dieser versuchte trotzdem sein« Rolle weiter zu-spielen, wurde aber vom Erkennungsdienst entlarvt als ein 29 Jahre alter Elektromontenr A l f r e d R« i ch, der im November v. I. aus dem Zuchthaus in Ohlau  , wo er noch ein Jahr zu verbüßen hotte, entwichen war. Die Zy»rdmtNssen der Kriegsbeschädigten. Der Reichsbund der Kriegsbeschadiglen und Hinterbliebenen halle die Kriegsopser am Sonntag, den 0. März 1927, zu einer großen Kundgebung im Walhalla-T Hemer aufgerufen. Der Bunder. vochtzende Ehristoph Psändner sprach überdas gelretene Recht der Kviegsopfer". Auf Grund feiner Ausfichrungen wurde joiqende Entschließung einstimmig anxenommen:Die am 28. März 19�7 im Walhalla-Theater verfammekten Kriegsopfer haben mit Entrüstung davon Kenntnis genommen, daß die Reichsregierring schon im vori- gen Jahre fast ZsO Millionen Mark bei derversorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbli«-- benen eingespart und gleichzeitig für ander« Zwecke aus­gegeben hat Trotz der Entschließung des Reichstages vom 1. Juli 1926, nach der die Reicheregierunp beauftragt war. in jeder Weise die erforderlichen Mibel für die Aufbesserung der Versorgung frei- zumachen, ist der überschüssige Betrag Im Voranschlag 1927 ganz ge- strichen. Dieses geschieht zu einer Zeit, in der das Relchsversor- gungsgericht dem Hochverräter Lüttwitz  «ine Pension von 18 000 Mark sährlich zuspricht, während Tausenhe von wirklichen Kriegsopfern Hunger leiden»nd für die Heilbehandlimq der Hinterbliebenen sowie tür die Erziehung der Kriegerkinder nicht ausreichend geforet ist. Mit oller Entschiedenheit weisen die Ver- sammelten den Ausspruch de» Abgeordneten L o i b l im Reichstags zurück, daß der Reichsbund erst durch Flugblätter Unruhe in de» Rnhen der Kriegeopier getragen Hobe. Die Versammelten ersuchen den Bundesvorstand des Reichsbundrs, alles einzusetzen, damit für die Versorgung»nd für die Siedlung sofort die notwendigen Mittel zur Versorgung gestellt«erden. Vom Reichs­tage fordern die Verfamrneüen. daß endlich den Worten die Taten folgen. Dem Kameraden R o ß m a n n spricht die Versammlung ihren Dank für sein« parlamentarische Arbeit au». Neue Erdbebenkatastrophe in Japan  , G roste Verloste an Menschenleben. Ein starker, drei Mimiken anhaltender Erdstoß wurde gestern abend in Nageya.kyot», Osaka vud Kode wahrgenommen. Der Erdbebenherd soll sich In Tajina befinden, wo der Eidstoß an, stärksten war. Ein« genau« Angabe des angertchtelen Sachschadens liegt noch nicht vor: er ist ofsenbar nicht schwer. Dnrch den Erdstoß wurde in den Segenben Kyoto   und Osaka   die elektrische Stramoer- sorgung unterbrochen. DI« Einwohner flüchteten aus die Straßen. London  , 8. März.(TU.) Nach Berichten aus Japan   zeigt sich, daß der Umfang der neuen Erdbebenkatastrophe weit größer und die angerichteten Schäden weit bedeutender sind, als zunächst ange- nommen wurde. In H n? o s brach ein« Spinnerei zusammen »nd begrub ein« groß« Anzahl von jungen Mädchen unter ihren Trümmern. Neun von ihnen wurden getötet, 23 verwundet. Auch die berühmt« Amorube-Eisenbahnübersührung ist eingestürzt. In Zentralsapan wurde» unzählige Häufer und Brücken beschädigt. Die Zaht der Toten in Osaka   wird aus mindesten» 100 gesetzt. Eine große Anzahl von Personen, darunter auch Ausländer, wurde« ver­letzt. Zahlreiche Brände sind ausgebrochen.<0 Häuser sind zer- stört worden, gn anderen Teilen des Ertbebengebietes stehen ganze Städte in Flammen. Mehrere Dörfer sind dem Erdboden gleich- gemacht worden. Kode, wo sich eine bedeutende ausländische Nieder- lassung befindet, wurde schwer erschüttert und von vielen kleineren Brünen heimgesucht.