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vokation. Cr kündigte ein« solche Verschlechterung des Alters- uersicherungsgesetzes an. daß er annahm, die Sozialdemo- traten würden die Beratungen des Unterausschusses sprengen müssen. Das Gesetz soll erst in Kraft treten, wenn die Z a h l der Arbeitslosen, die jetzt eine Viertelmillion über- "eigt, unier 100 000 herunteraegangen und die Wirtschaft wieder normal ,.in würde. Sofort, nämlich schon am 1. Juli, soll nur die Altersversicherung der Arbeitslosen in Kraft treten, sie soll aber darin bestehen, daß die alten Arbeitslosen eine Altersrente bekommen, die um ein Drittel niedriger fein soll als ihre Arbeitslosenunterstützung gegenwärtig ist. Die Sozialdemokraten blieben auch bei dieser Provokation ruhig. Sie brandmarkten sie vor aller Oeffentlichkeit, erklärten aber, den Kampf im Unterausschuß sachlich zu führen und dort, da es die Christlichsozialen so wünschen, im Wahlkampf vor der ganzen Oeffentlichkeit über alle strittigen Punkte zu beraten und abzustimmen. Nun holte Seipel zum äußersten Streich aus: ohne jede gesetzliche Berechtigung ließ er durch ausgesuchte christlich- soziale Wehrmänner das Arsenal besetzen, um dort nach Waffen zu suchen. Er hoffte einerseits die Arbeiter zu Un- Vorsichtigkeiten zu provozieren und andererseits das Bürger- tum mit den erbeuteten Waffen des Republikanischen Schutz- bundes gegen die Arbeiter aufreizen zu können. Der feine Plan ist mißglückt. Wohl bemächtigte sich der Arbeiter über die gesetzlose Willkür des militärischen Einbruchs . in den großen Industriebetrieb große Empöruna, aber sie erkannten die Absicht der Provokation und verschoben die Abrechnung auf später, und oie alten Waffenbestandteile, die die Einbrecher dort fanden, konnten nicht als Argumente gegen dieRoten " verwendet werden, da sie ihnen gar nicht gehörten. So sind alle Provokationen, alle feinen Pläne, die Seipel iür die Wählt cwegung ersinnen hatte, zunichte geworden. Eins aoer ist geblieben: dieParoledesAntimarxis- ni u s, unter der er die Wahlen vornehmen wollte. In diesem Waqlkampf stehen einander wirklich zwei geschlossene Schlacht- froulen gegenüber: die Armee des Kapitalismus, in der das ganze Ausbeuterrum vereinigt ist, und die Armee des ar- bebenden Volkes, die Arbeiter und Angestellten, die Land- arbe»tcr und Kleinbauern und die kleinen Leute, die ohne Obdach wären, wenn die Gegner siegen und den Mieterschutz beseitigen würden. Es ist uns nicht bange, wie die Wahlen ausgehen werocn. Einer der Ihren. ' Tie Rechtspresse und der Fall Jürgens. Die Presse der Rechten hat entdeckt, daß im deutschen Juftizwesen erschütternde Mißstände vorhanden sind. Wie eine Offenbarung ist es über sie gekommen, daß das Unter- fuchungsverfahrcn dringend der Reform bedarf. Sie hat plötzlich gesehen, daß menschliche Tragödien aus der mittel- alterlichen Rückständigkeit unseres Iustizverfahrens hervor- wachsen können. Nun empört sie sich. Zwei Beispiele. DieDeutsche Tageszeitung" schreibt: Als Ende voriger Woche das Ehepaar Jürgens ohne Rücksicht aus den Urteilsspruch mit beinah« brüster Beschleunigung aus der Jhaft entlassen wurde, da wußte man, daß das Gericht s«i n Urteil über die Angeklagten und über den Oberstaatsanwalt Jordan bereits gefällt hatte.... Gerade weil man ein unerschütterliches Vertrauen zur Vorzug- iichkeit unserer Rechtspslege hat, konnte man sich nicht denken, daß Angeschuldigte Monat für Monat in Haft sitzen müssen, ohne daß zwingende Gründe für ihre Schuld sprechen." .Und derL o k a l- A n z e i g e r": Em Mensch hat u m s o n st ein Jahr seines Lebens, seiner Freiheit beraubt, seiner Ehre beraubt, im De- sängniskäfig verbringen müssen....

Die Politik See vierzehnjährigen. Von Dr. R u d. Z w e tz. Di« olle Forderung, die man jetzt in der Zeit der Einschulung allabendlich in Ellernversammlungen hört, allmorgcndlich in der Zei- timg liest:.steine Politik in der Schulel" oder noch vielsagender: Heraus mit der Politik aus der Schule!" sie mutet mich fast an wie die Zeirtrumsforderung:Das Elternrecht muß gewahrt bleibenl" Denn ebenso wie dieChristliche Bolkspartei" dieses Elternrecht und feine Ausübung liebevoll in eigene Regie nimmt, sind die Kämpfer für eine Schule ohne Politik bereit, diese Schule ihrer Geschichis- auffassung, ihren sozialen und ökonomischen Ideologien zu unter- wersen. Demgegenüber kann mcht oft genug betont werden, daß die Schule, die jetzt noch alsweltliche" das Kampfziel der freien Schul- bewegung bildet, die Erziehungsstätte aller Kinder, unserer g e» samten Jugend werden soll. Sie wird nicht da» Sammelbecken der Konfessionslosen bleiben dürfen, wozu sie der Widerstand der kon- sessioncllen Kreise heute macht. In threm Programm ist es klar aus- gesprochen: Jeder ist willkommen, der bereit ist, seine religiöse Unter- weisung außerhalb der Schule zu empfangen. Wie gut das möglich ist, zeigk die Praxis unserer jüdischen Mitbürger, die ihre Kinder säst aiisnahniLlos simultanen Schulen anvertrauen. Was diese Vermischung konfessioneller und konfessionsloser Jugend und damit doch auch bürgerlicher und proletarischer Menschen pädagogisch bedeuten kann, lehrt ein Blick auf die Stellen, wo sich Erziehungsgemeinschaften dieser Art bereits gebildet haben. Aber auch die ganz normale Schulklasse, die sich aus dissidentijchen und kon­fessionellen Kreisen sammelt, kann zu sener Freiheit und Selbständig- keit des Denken» führen oder es wenigstens versuchen, die uns allen vorschwebt. Doch sie muh den Mut haben, die politischen Probleme der Gegenwart, soweit sie den Schülern zu Hause und draußen ans der Straße nahekommen, auch offen zu besprechen. Sie hat die P s l i ch t dazu, wenn die Zungen(oder Mädchen) danach vcr- langen. Dann erst töten wir die Phrase, de? die Menschen so leicht ver- fallen, wenn sie inimer nur im eigenen Kreise, unter sich bleiben. Dann erst erwacht bei der Kritik der anderen das eigen« Nachdenken, dann erst prüft jeder die eigene Ausfasiuitg. Und wie sehr hat der proletarische Jug-ndliche diese Prüfung, dieses Nachdenken, die Fähig- keit zu dieser Art Kritik nötig! Ausgesperrt von den Bildungswegm der bürgerlichen Menschen, muß er j« tz t mühsam b e g i n n e n. sich mit den Bildungsmitteln dieser bürgerlichen Kultur fortzuhelfen. Ich habe seit vier Iahren diesen Bildungswcg einer solchen bunt gemtsästen Schar verfolgt. Ich bin keinem Problem ausgewichen, da» aus diesem Kreise heraus angeregt wurde, und wenn es an- iangs anch recht bescheidene und primitive Ansätze blieben, so sind wir jetzt im Kreise der nun Vierzehnjährigen zu einer jachlichen

Es klasft die Frage, wie esmöglichwar, daß Jürgens ein Jahr in Untersuchungshaft zubringen tonnte. Es klasft die Frage, wie man dieses Jahr abgesprochener Ehre, wie man alles andere um die Person deV Angeklagten gutmachen, zurechtstellen wird." Sollen wir nicht mit Genugtuung verzeichnen, daß die Rechtspresse endlich entdeckt, daß in der deutschen Justiz nicht alles in Ordnung ist? Nein! Denn ihre Empörung im Falle Jürgens gehört ebensogut zu dem Sristem unserer Justiz wie chr Schweigen in anderen Fällen. Es ist nicht das beleidigte Rcchtsgefühl der gerechten Menschen, das aus ihrer Empö- rung spricht. Ihr Rcchtsgefühl empört sich, weil die Maschine einen der ihren erfaßt Hai es schweigt, wenn ein Mensch in die Räder kommt, der nicht zu ihrer Klasse gehört. Ihre Empörung und ihr Schweigen: es ist die notwendige Begleit- erscheinnng zur Klassenjustiz. ,Das Gericht hat fein Urteil über den Oberstaatsanwalt gesprochen." Empörung über ungerechte Anklage. Wo war die Empörung über ungerechte Anklage im Falle L o e b in Thüringen ? Wo die öffentliche Verurteilung jenes Staats- anwalts F l o e l, der aus politischen Motiven, beeinflußt von der Regierung des Ordnungsblocks, an der Anklage des Mein- eids festhielt, obwohl sein Vorgesetzter die Anklage fiir unge- recht hielt? Dieser Staatsanwalt hat gegenüber dem Ober- staatsanwalts Frieders mit List opreriert, um«inen politi- schen Gegner mit der Waffe der Justiz zu vernichten. Seine Manipulationen waren unwürdig und unsauber. Wo war die Empörung der Rechtspresse über diesen Iustizskandal? Aber dieser Oberstaatsanwalt Jordan, die Zielscheibe der Angriffe der Rechtspresse! Er hat die Maschine, die grau- same mittelalterliche Maschine in Bewegung gesetzt gegen Jürgens, den Landgerichtsdirektor so als ob es sich um einen armen Schächer, einen von jenen vielen Namenlosen, ohne Rang und Titel gehandelt hätte, die all- jährlich erfaßt und zermahlen werden. Dieser merkwürdige Mann aus der Provinz hat ernst gemacht mit demohne A n f e h en der Person". Aber es war kein Nomenloser, den er erfaßte, es war ein Landgerichtsdirektor, es war Jürgens. Er hätte hundertmal die Methode gegen Namen- lose anwenden können, die er im Falle Jürgens geübt hat, und niemand, niemand hätte Kenntnis erlangt von Tra- gödien, die sie in sich begreift. Daß die Rechtspresse sich empört, weil er einen der Ihren erfaßt hat das ist eine graufam-höhnende Illustration zu demohne Ansehen der Person"! Der Staatsanwalt Jordan wird verurteilt, weil er gegen Jürgens nach dem Satze ge- handelt hat: gleiches Recht für alle. Die Frage klasft: Wie war es möglich, daß Jürgens un- schuldig in Untersuchungshaft gehalten wurde? Hundert- tausendmal klafft diese Frage, ohne daß die Rechtspresse sie stellt. Sie klafft im Falle des kleinen Mannes, der hilflos in die Räder der Iustizmaschine kommt, sie klafste im Falle H a a s wie im Falle H ö f l e. Höste starb in der Untersuchungshaft, einsam, ver- lassen, hilflos, unter Umständen, die schweren Verdacht hervor- gerufen haben. Und niemand hat sich in der Rechtspresse er- hoben gegen das grausame System, als dessen Opfer er fiel! Aber dieser Jürgens ist einer der Ihren. Die Maschine hat ihn blind erfaßt und gerädert, dieselbe Maschine, die im tmlle L o e b, im Falle Höfle bewußt zum Zwecke der politischen Hetze, zur Vernichtung politischer Gegner in Be- wegung gesetzt worden ist. Wem gilt die Empörung der Rechtspresse? Gilt sie jenem Mißbrauch der Maschine zu politischen Zwecken gegen Männer der Linken? Gilt sie dem mittelalterlichen System unseres Untersuchungsversahrens? Sie gilt der Tatsache, daß die Maschine ausnahmsweise«in- mal einen der Ihren ergriff. Aber sind die vielen Tausende, die sie unschuldig foltert, nicht auch Menschen, Menschen mit Anspruch auf Freiheit, auf Ehre, auf Recht? Muß man Landgerichtsdirektor fein, um öffentlichen Schutz gegen Iuftizunrecht zu finden? Ist man Freiwild, wenn man nicht zu den Kreisen mit Namen und Titeln gehört?

Diskussion aller großen außen- und innenpolitischen Zusammenhänge, zum Verständnis der gegensätzlichen Ausfassungen und zur persön- lichen Achtung des Gegners gekommen, die der politische Kamps ver- langt, soll der Ertrag die Opser lohnen. All dos ist iin Rahmen de, jetzt gellenden Rechts ohne Drill möglich. Es fordert vom Leiter nur, daß er sich stets helfend auf die Seite der verteidigungsschwächsten Minderheit stellt, ohne doch hinterher seine eigene Meinung zu ver- schweigen, wenn er danach gefragt wird. Erst wenn man alledem ausweicht, werden die polstischen Strebungcn zum Gift und zur Gefahr. Taufendföllig ist heute noch die Verhetzung in Hörsälen und auf Kanzeln, in Montagsandochtcn und Geschichtsstundeii. Nicht auf das bloße Pochen auf Artikel IIa der Reichsversasiung. nicht durch Protest und Kamps allein über­winden wir die Bildungsrcaktion der schwarzen und der schwarz- weißroten Verbündeten, sondern durch das lebendige Beispiel, das auch den Gegner den noch nicht ganz taubstummblinden wenig- stens entwaffnet. So helfen wir unsere weltliche Notschule schon jetzt auszubauen zur Lebensgemeinschaftsschule unseres ganzen Belkes.

Demokratie eine Krankheit? Welch wunderliche Folgen dos Jahr 18�6 in den gelehrten Köpfen damaliger Epoche gehabt dat. zeigt die Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde eines gewissen Grodek. Unier dem Titel.,O« rnorbo dernoeratico, nova insaniae forma" (Die demokratische Krankheit eine neue Form des Wahnsinns") be- handelt diese Schrift ausführlich Sympthome, Ursachen, Beginn und Verlauf der Dcinokratenkrankheit, wobei aber auch Kanonen und Bajonette erwähnt werden. Die Dissertation wurde von der Berliner Fakultät angenommen, und es ist bezeichnend für den Geist damaliger Zeit, daß Grodek zur öfefMkichen Verteidigung seiner Thesen zugelasien wurde. In der Aula der Berliner Universität bezeichnete Grodek am 12. März 18S0 die Demokratie als eine neue Form des Wahnsinns. Grodek selbst wurde nach dreistündiger Verteidigung seiner Dissertation der Doktor. würde würdig erachtet und soll später Arzt in einer Kaltwasserheil- anstatt Thüringens gewesen sein. Die ältere Literatur ist voll von ähnlich verrückten pseudoWissen- schoftlichen Produkten, die auch dazu gedient haben, die Würden des Doktorhutes zu verschaffen. Man sieht daraus, wieviel die Hoch- achtung vor dem Doktor und anderen Titeln wert ist, die auch heute noch grassiert. Das allgemeine Niveau der Doktorarbeiten ist natür- lich erheblich gestiegen. Aber ist dos ein Grund, jemand deswegen. well er mit 23 Jahren einmal eine Arbeit gemacht hat, zeitlebens Herr Doktor" zu titulieren? In der Republik sollte man endlich damit Schluß machen. Als Fachbezeichnung für die Tier-, Zahn- und anderen Merzte freilich wird der Doktor unentbehrlich bleiben, selbst für den Fall, daß ein Arzt was ja nicht unbedingt nötig ist keine bOO 700 M. für den Dokwr übrig gehabt hat. Müller und Schulze. In einem längeren Aufsatz überNamen" in derFraiiksurter Zeitung" berichtet Dr. W. Borgius-Lichterfelde, daß in Deutschland die Müller, Schulze und Schmidt zusammen etwa 2'/.' Millionen ausmachen". Rechnet man dazu noch die Meier und Hossinann, Cohn und Levi usw., so wird man annehmen können,

Paul ttathaa| An der Schwelle des biblischen Alters am 25. April hätte er seinen 70. Geburtstag gefeiert ist Genosse Dr. Paul Nathan heute vormittag einem Schlaganfall erlegen, der ihn am letzten Donnerstag auf das Krankenbett geworfen �hatte. Er war in Berlin als Sohn einer wohlhabenden burger- lichen Familie geboren, hatte hier und in Paris archäologische und literarische Studien getrieben und war von dem überalen Führer Eduard Laster für die Politik entdeckt worden. Durch ihn kam er in den Kreis Ludwig Vambergers, wo er Theodor Barth keimenlernte, mit dem ihn bis zu dessen Tode engste Freundschaft verband. In derNation", der ausgezeichneten linksliberalen Zeitschrift Theodors Barths, trat er als hervorragender Schriftsteller in Erscheinung. In der Stadtverordnetenversammlung stand er gleich- falls links vomKommunalfreisinn", er bildete dort mit Hugo P r e u ß und anderen diesozialsortschrittliche Gruppe". Mit den Führern der lozialdemokratischen Fraktion, Genossen Paul Singer und später Hugo H e i m a n n, hielt er freund- schaftliche Verbindung. Mit besonderem Eiser nahm er sich der unterdrückten Juden im europäischen Osten an: seine Tätigkeit für sie führte ihn auf Reisen nach Rußland und Pa- lästina. Niemals aber verlor er den Blick dafür, daß der Kampf gegen den Antisemitismus, den er in der Stoecker- Hannnerstein-Zeit begonnen hatte, nur ein Teil des großen Freiheitskampfes war, der alle Verfolgten und Unterdrückten miteinander verband. So fand schließlich der hochgesinnte Mann nach der Revolution den Weg zu? Sozialdemokratie. Die großen positiven Leistungen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft für den Ausbau des demokratischen Staatswesens brachten ihn zu der Ueberzcu- gung, daß sich alle Kräfte, die für den Fortschritt der Mensch- heit kämpften, in diesem Lager vereinigen müssen. Er gehör, e der Partei, zu der er sich erst mit weißen Haaren durchgerun- gen hatte, mit ganzem Herzen an, nur seine große Bescheiden- heit, die ihn stets ausgezeichnet hatte, hinderte ihn an stärke- rem Hervortreten. DemVorwärts" aber hat er gern und oft feine glänzende Feder zur Verfügung gestellt. Daneben setzte er feine philantropische Tätigkeit fort und wirkte auch im Oesterreichisch-Deutschcn Volksbund, dessen Vorstand er ange- hörte, für den Anschlußgedanken. Daß dieser Unermüdliche, den die Begeisterung für olles Graß« stets jung gehalten hatte, nun so rasch aus dem Leben gerissen wurde, erfüllt alle, die ihn kannten, mit herbem Schmerz. Mit ihm verbindet sich für uns ein Gefühl der stolzen Genugtuung darüber, daß dieser durch Eigenschaften des Geistes wie des Charakters gleich aus- gezeichnete Mann in den letzten Iahren seines Lebens ganz der unsere gewesen ist._

Zusammenstoße im wilms-prozeß. Beeinflussung der Zeugen? Konflikt um Schulz. Im Fememordprozeß Wilms kam es heute gleich zu Beginn der Verhandlung zu einer bezeichnenden Auseinandersetzung. R.-A. Sack sragr den als Zeugen erschienenen Nachtschutzbeamten Gasiorowsti, ob nicht der Name der Name des Oberleutnants S ch u l z bei gewissen Unternehmungen auch mißbraucht wurde. Der Zeuge schwdigt. Dr. Sack: Sie müssen hier dia Wahrheit sagen, Herr Zeuge. Vor s.: Ich schließe mich dieser INahming an, denn mir ist inzwischen m'.lgckelil morden, daß aus eine Anzahl Zeugen in bllsestec und gröbster Welse eingewlrkk worden ist, besonders durch den Zeugen THIeme. Der Zeug« T h i e m s erhebt sich und erklärt dazu: Ich habe auf keinen anderen Zeugen cingewirlt, ich habe mich lediglich in kameradschastlicher Weise mit alten Bekamiten unterhalten. Ucb-r den Prozeh selbst habe ich nur mit Dr. Sack gesprochen. Vors.: Sie sollen zu anderen Leulen gesagt haben, daß man vor aller» Dingen hier in der Verhandlung fest zusammenhalten mfifsc. R.-A. Dr. Sack: Herr Gasiorowsti, soweit ich im Bilde bin, hat sich nach der Verurteilung des Kapitäns Tillesien eine Anzahl Leute zu- soinmengcfunden, die Tillessen befreien wollten. Der Führer dieser Leuie ist nach Kottbus gefahren und hat dem dortigen Führer

daß annähernd ein balbes Dutzend Millionen Men- schen sich a u f«in Dutzend Namen beschränkt. Mit Recht sagt Dr. Borgius:Bei solche» Verhältnissen verliert der Name jeden Sinn und Zweck: das sind nicht mehr Personennamen, dos sind völkernamen, Gattungsbezeichnungen." Den Trägern solcher Aller- weltsnamen erwachsen auf Schritt und Tritt Umtannehmlichkrttn dadurch, nicht weniger den Behörden: bei der Postbestellung, bei Ein- wohnermcldeämtern, Steuerlisten, Wählerlisten usw. Die ständig wachsende Kalanntät bedürfe dringend einer Abstellung. Borgius schlägt vor, es sollten zunächst die Müller, Schulze und Schmidt veranlaßt werden, ihrem Massennamen(was viele heut ia schon tun), durchweg einen zweiten unterscheidenden Zunamen hinzuzufügen, der binnen festzusetzender Frist vom Standesamt lostenlos«ingetragen und dadurch offiziell und erblich werden sollte. Gleichzeitig solle man für den Urnamcn bestimmte ossizielle Ablllrzungen einführen, so daß ein Max Müller künstig etwa firmierte: Max Ml. Fornow, ein Hans Schulz: Hans Sz. Diebold, ein Karl Schmidt: Karl Sm. Fabri usw. Im münd­lichen Verkehr werden dann die neuenZunamen" allmählich ganz an Sielle der alten Urnamen oder der als Zwischenstadium dienenden Doppclnamen treten, während die offiziellen Abkürzungen in Schrift und Druck erhalle» blieben, um die Kontinuität zu wahren, Fo- miliensorschungen zu erleichtern usw. Es würde das nur derselbe Vorgang fein, wie die Umbenennung der alte» jüdischen Namen unter Joseph II. und Hardenberg oder wie im Mittelalter da» Eni- stehen unserer heuligen Familiennamen durch unterscheidende Zu- sätze zu den ursprünglich alleinigen heutigen Bornamen." Allmäh.ich wäre die Maßnahme dann auch auf die Meier. Hoffmann und sonstigen Allerweltsnomen auszudehnen. Es wäre interessant zu wissen, wie die Träger solcher Massennamen selbst über thr Geschick und den gemachten Vorschlag denken. Elve deutsche Expedition nach der Rord-Mandschurel. Der deutsche Erforscher Ostlibets, Walter Stötzner, beabsichtigt, jetzt mit einer neuen Expedition den noch völlig unbekannten Norden der Mandschurei zu erforschen. Es handelt sich um das Gebiet des Hslung Kiang, das sich in einer Breite von 400 Kilometer und einer Lang« von 1000 Kilometer an der nördlichsten Peripherie des chinesischen Reiches erstreckt. Stötzner, der in erster Linie tier- und völlerkundlich arbeiten will, wird von dem Leipziger Geographen Dr. Hans Maier und dem Oberpräparator Waller Frllsch aus Dresden begleitet. Zusammenarbeit der Rundfualgcsellschaslev. Am 18. März wird in Wien die Kommission für geistige, künstlerische und soziale Zusammen- arbeit der Rundfunkgesellschaften zusammentreten. Diese Kommission dem Spczialausschuß der Union Internationale de Radiophonie an­gegliedert, in der alle Rundfunkgesellschaften vereinigt sind. Als wichtigster Punkt steht auf der Tagesordnung der Programm- austausch und die Uebertragung der Programme unter den der Union angehörenden europäischen Gesellschaften, ferner insbesondere das Verhältnis der Sendegesellschasten zu den Künstlern und Autoren.

Di« Preußische Sloal»blbgokhet Heran leitet aiti Anlaß bcS.fflrftH- schaftSabend« der Presse", der dort am 17. März ftattsindet»nd auf den, Mlniilcrialdirektor Kacslner über.Volksbildung und Menschensormung" spricht, eine kleine Ausstellung auS der Geschichte der Presse.