BetyeMNgs freihat, bis sie nicht jenen Höhepunkt der Cnt- Wicklung erreicht hat, der die Sozialisierung ermöglicht. In seiner heutigen Phase braucht somit der Faschis- mus ein„beglücktes 58 o l f Beileibe kein Boll, das sich selbst regiert, wohl aber ein solches, das sich von einer Elite beglücken läßt. Dieser Aufgabe, für die schon Konfuzius die Formel aufgestellt hat:„Alles für das Volk, nichts durch das Volk", sollen nun die Korporationen dienen, die selbst keine Macht darstellen, aben eine Art Röhrennetz bilden, das die soziale Gerechtigkeit von oben verteilt. Bei den bekannten Annäherungsversuchen an die Konföderation der Arbeit sind den führenden Gewerkschaftern ganz formelle Ver- sprecht, ngen gemacht worden, daß sich der Faschismus in immer höherem Maße in den Dienst der Arbeiterinteresien stellen werde. Als ersten entscheidenden Schritt hat man die allgemeine Amnestie in Aussickt gestellt, die sich nicht nur auf alle Verschickten ausdehnen soll, sondern auch auf jene Emigrierten, gegen die kein Strafverfahren anhängig ist, außer dem der rechtswidrigen Ueberfchreitung der Grenze. Weiter läßt Mussolini unter den ihm halbwegs zugäng- lichen Männern der Opposition sondieren, um zu erfahren, was denn dag Volk wünscht und braucht. Zum Harun al Raschid taugt der italienische Premierminister nicht, weil die Anast vor Attentaten seine ganze Psychologie be- herrscht. Ein unter die Massen gehender Mussolini ist etwas absolut Unvorstellbares. Der Diktator muß also aus zweiter Hand erfahren, wie die Arbeiter und deren frühere Führer über fein korporatives Experiment denken. In jener nicht ganz unbedeutenden Schicht, in der man antifaschistisch ist, ohne darum Mussolini ganz abzulehnen, ist die Ausfassung verbreitet, daß der Ministerpräsident selbst zum großen Teil im unklaren sei über die wahre Lage und die wahre Stim- mung im Lande.„Wenn Mussolini das wüßte, würde er es nicht dulden," hört man oft ausrufen, auch von Leuten, die in gutem Glauben sind. Diesen Diktator, dem seine böse Umgebuno die Wahrheit vorenthält, halten wir für eine Legende. Daß man dem LandeeinIfüreinU macht, unterliegt keinem Zweifel. Die Frage ist nur, ob Mussolini unter den Betrogenen oder unter den Betrügern einzuordnen ist. Weiß er, daß die Zahl der A r b e i t s l o f e n In Italien heute 800 000 übersteigt, obwohl die offiziellen Statistiken nur von 100 000 sprechen? Weiß er, daß bei der Versorgung Italiens mit auswärtigem Kapital eine gewisse Finanzgruppe so sehr bevorzugt wird, daß man geradezu von einem Mo° nopol sprechen kann? Um seine Reserven an Menschen und an natürlichem Reichtum in Wert zu setzen, brauche Italien heute aus- wärtiges Kapital-, es braucht es dringend, denn seine Bevölkerungsdichte, deren Ueberfluten sich die anderen Länder mehr und mehr verschließen, zwinat zu intensiverer In- dustrialisierung, bei Straf« der Verelendung. Es fehlt auch keineswegs an Angebot aus dem Auslande. Zur Fmanzie- rung großer industrieller Anlagen und zur Versorgung einiger Großstädte mit Kapital sind vorteilhafte Anerbietungen von nordameritanischen Finanzgruppen gemacht worden. Sobald man aber vor dem Abschluß steht, so erhebt der Finanz- minister V o l p i Einspruch, jedesmal, wenn der norv« amerikanische Geldgeber nicht zur Gruppe Morgan gehört! Ist es zu verwundern, wenn unter diesen Umständen das Gerücht umgeht, Bolpi bekäme Prootsionen von der von ihm begünstigten Gruppe Morgan? Man denke sich in die Lage eines Landes hinein, für das der auswärtige Kredit im wahrsten Wortsinn Lebensfrage ist, und das für diesen Kredit dem eigenen Finanzminister eine Tantieme entrichten muß! Wenn die Milch der Dolksbeglückung schon von den Leuten der Regierung selbst so rationell abgesahnt wird, darf man sich nicht wundern, wenn schließlich etwas recht Mageres und Wässeriges zur Verteilung gelangt. Und wie denkt sich Mussolini die„Versöhnung mit dem Volke" bei den heutigen Iustizverhältnissen? Glaubt er wirk-
sich, daß die Wiedereinführung der Höchstpreise für Lebens- mittel, die im vollen Gange ist, und die Einstellung der Exmittierungen das Volk zufriedenstellen werden? Nach 18 Tagen hat man vor den Assisen von Forli einen Totschläger verurteilt, weil der Totgeschlagene ein Faschist war, aber die Prozesse für die Verwüstungen nach dem letzten Attentat— Verwüstungen, die nun schon 4 Monate zurückliegen— sind nochimmernicht erfolgt. Glaubt man im Ernst, daß irgendein Volk im zwanzigsten Jahrhundert sich mit den heutigen Rechtsverhältnissen Italiens abfinden kann? Es gehört eben doch mehr zur Volksbeglückung, als das Bedürfnis der herrschenden Älique nach einem beglückten 58olke. Heute quillt die Unzufriedenheit aus allen Poren! Im demokratischen Regime können die Regierenden den Massen wenigstens sagen: ihr habt euch selbst die c-uppe versalzen. Wie kann aber die allmächtige und all- gegenwärtige Diktatur die Massen mit der Salzlauge ver- söhnen, die man ihnen als Suppe vorsetzt?
Stresemanns Bericht. Die Genfer Tagung vor dem Auswärtigen AuSfchust. Im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages erstattete heute vormittag Reichsaußenminister Dr. Stresemann über die letzte Tagprtg des Völkerbundrates Bericht. Nach ihm sprachen H o e tz s ch lDnat.) und B r« i t s ch e i d(Soz.), worauf der Minister erwiderte. Es folgten Reden von K a a s(Z.) und Rheinbaben(D. Vp.). Die Beratung wurde dann auf morgen vormittag vertagt.
Elfäffer und deutschnationale. Eine deutliche Abfuhr des Antouomisten an Westarp und Genoffen. Seitdem die Autonom! st enbewegung im Elsaß größeren Umfang angenommen hat, sind die D e u t s ch n a t i o- n a l e n bemüht gewesen, durch demonstrative Sympathiebeteuerungen ihre Solidarität mit dieser Richtung zu bekunden. Diesem Feldzug setzte Graf Westarp durch seine Frankfurter Rede die Krone auf, die in den Genfer Togen so viel erwähnt wurde. Di« elsässischen Autonomisten haben diese deutschnationale Auf- dringlichkeit als eine Erschwerung ihrer Bestrebungen empfunden. Nach der jüngsten Westarp-Rede hat ihr Organ„Der E l s ä s s e r" einen offenen Bries an Westarp und zugleich an Stresemann gerichtet, in dem ausdrücklich erklärt wird, daß die Einwohner Elsaß-Lothrtngens einmütig jede deutsch « Einmischung in ihre Lngelezenheüen zurückweisen. Die elsaß -lothringischen Fragen seien«ine innersranzäsische Angelegenheit. Gerade die deutschen Konservativen und Mtionalisten hätten in der Zeit, als das Elsaß zum Deutschen Reich gehörte, nur stoß und Verachtung für die heiligsten Rechte des Elsasser- volles gezeigt. Das einzige, was ihnen jetzt zukomme fei: Schweigen und sich vergessen lassen!
Kultur-Reaktlon. Prozeß gegen die Nackttultur-Vewegnng. Ei« Reih« von Gesetzen und Gesetzentwürfen—»ir erinnern an das famos« Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz und Schund und an das Gesetz über den Schutz der Jugend bei Lustbarkeiten usw.— schaffen der geistigen, der künstlerischen und der gewerblichen Tätigkeit schwere Hemmungen. Sie wollen unter dem Vorwande des Schutzes und der Bewahrung der Jugendlichen das kulturelle Leben des ganzen Volkes in Bahnen hinein- drängen, die von einem erheblichen Teile des Volkes als über- lebt empfunden iverden und bewußt schon längst verlassen wurden. In dieser Hinsicht erscheint als besonders lehrreich ein Prozeß, der feit einer Reihe von Monaten gegen den Verlag Robert Laurer schwebt, und dessen Berufungsverhandlung im vergangenen Monat vor der Strafkammer in Lüneburg stattsand. Verlag- und Schrift- leiter wurden wegen einer Reihe von Bildern in der Zeitschrist
„Lachendes Leben" und in dem Buche„Den Freien die West" z» je 420 M. Geldstrafe verurteilt. Die Bilder zeigte« Freilichtauf- nahmen von nackten Menschen, die der Nacktkultur anhängen. Es ging und es geht hier wieder einmal um den Begriff der „Unzüchtigteit". Wohl mögen einige der Bilder als kitschig emp- sunden werden, aber derartige Entgleisungen sind eine Frage des Geschmacks und in den„besten" Familienblättern zu finden. Die Frage der unzüchtigen Wirkung ist aber eine Frage der Phantasie des Beschauers, und die setzt wohl Halbverhüllung In verderbliche Schwingungen, der unbesangen nackte Leib nicht. Dem Reinen ist alles rein! Wer auch nur einigermaßen in der Racktkulturbewegung zu Haufe ist, weih, daß weder sie noch Licht- aufnahmen aus ihr mit künstlerischen Maßen gemessen werden dürfen. Die Racktkulturdewegung hat mit Kunst gar n i ch t s zu tun. Sie ist eine aus sittlichem Bedürfen erstandene Erneue- rungsbewegung und will lediglich die Raturverbundenheit des Menschen dartun. Die alte Sehnsucht Rousseaus in modernem Gewands! Me immer in solchen Prozessen verdient der Hintergrund die größte Beachtung. Den in Hinsicht auf Zahl und Bedeutung geradezu erdrückenden Sachverständigen der itzerteidigung (Dr. D o n d y, Privatdozent für Erziehungswissenschaft an der Ham- burger Universität, Direktor H e l l m a n n vom Hamburger Jugend- amt, Landgerichtsrat Dr. B a h l e. Vorsitzender des Reichsverbandes für Freikörperkultur) hatte die StaatsanwaUfchaft nur einen Sachverständigen entgegengestellt, und dieser eine— eigentümlich zufällig!— ist der Hauptkonservator am Nationalmuseum in München . Prof Dr. Lilll Während Prof. Lill gar nicht einmal Erlaubnis zur Aussage einholen mußte, wurde die G e- nehmigung zur Aussoge dem Sachverständigen der Per- teidigung, dem Direktor Held der Stadt, und Zllolksbibliothek in München , verweigert! Ausgerechnet aus Bayern und ausgerechnet ein Konservator, ein Kunstfachverständiger größter Einseitigkeit mußte die„Unzüchtig- keit" der Bilder aus einer ihm weltfremden Bewegung vor Gericht bescheinigen und gegen sein Gutachten war vor dem Lüne- burger Gericht nicht anzukommen. Mit diesem Prozeß glaubt die alle Westanschauung ein Erempel statuieren zu können und der Nackt- kulturbewegung als den Ausfluß einer neuen Weltanschauung einen entscheidenden Schlag zu versetzen.„Do« also sst Schmutz und Schund!", so soll es heißen,„das gefährdet die sittliche Reinheit der Jugend. Fercat!" Die kulturellen Entwicklung soll aus der der alten Weltanschauung selbst In ihren Hochburgen mehr und mehr gefährlich werdenden Richtung gedrängt und der biederen Tradition in sozialer und dogmatischer Hinficht wieder zugetrieben werden. Immer wieder wird gegen sittlich« Erneuerung das berüchtigte, schwammige„Durch- schnittsempftnden des Volkes" ins Treffen geführt werden und zur Verdammung und Derdammlung zu Schmutz und Schund wird immer wieder ein Konservator frisch lebendiges Leben konservieren wollen., Darum auch hat der Fall ein über die Nächstbeteiligten weit hinausgehendes Interesse und sollte als Schulbeispiel für die kommend« Auswirkung der Schmutz- und Lustbarkeilsgesetzgebung, die auf dem Umwege über die„nicht genügend geschützte Jugend" die Freiheit kulturellen Wirkens aufs stärkste bedroht, gewertet und beachtet werden.
Lettland ist keine Gperationsbafts." Zeeleu über den Bertrag mit Rußland . Riga , 17. März.(Mtb.) Wie die„Rigasche Rundschau" aus Libau berichtet, hat Außenminister Zeelen dort in einer sozial- demokratischen Versammlung sich eingehend über den lSertrag mit Rußland geäußert. Cr erklärte. Lettland habe mit dem ljeutigen Rußland sieben Jahre in Frieden gelebt. Ob dasselbe mit einem monarchistischen Rußland möglich gewesen wäre, sei sehr die Frage. Jedenfalls sei Lettland in höchstem Maße an der Echaltung des Frieden» interessiert, denn ein Krieg biete ihm so gut wie gar keine Chancen. Solange die jetzige Regierung am Ruder bleibe, werde Lettland nicht zum Angriffs- selb gegen Ruhland werden.
Ein Schulmäöchenörama. Das Schulmädchendrama„Toni" von Frau Gina Kaus . das gestern dl«„Ka m m e r s p i e!«" einem etwa, befremdeten istubli- tum vorspielten, wäre vor 30 Jahnen ein« Tot gewesen. 1891 hat Frank Wedekinds„Frühlings-Erwachen" die Spießer der deutschen Monarchie aus ihrer satten Ruhe gescheucht.„Toni" ist dos weibliche Gegen- stück zu Frank Wedekind » vornehmlich männlicher Kindertragödie. Frau GIna Kaus behandelt mit unbedenklichem Fneimut die seeli- schen Stürme der Schuimädchen. die zur Zeit der geschlechtlichen Entwicklung iy ihnen rumoren, und verrät dabei Beobachtungsgabe, Gestaltungsvermögen und natürlichen Humor. In„Tonl" haben fünf Schulkomeradirmen einen Pakt geschlossen, nach dem sie kein Geheimnis haben und alles miteinander beraten wollen, was ihre jungen Seelen berührt. Das gibt eine gute Gelegenheit, in dos auf- gewühlte Innere des iSockflschs einen Blick zu werfen und die oer- schiedenen Trmperameni« zu beleuchten. Am elgenwilllgsten von den Fünfen gebärdet sich Toni. In ihr gehen die größten Erschütterungen vor sich. Warum? Irgendetwas Großes will sie tun. Sie weiß nur nicht was. Da begegnet ihr das erste Erlebnis in Gestalt des möblierten Herrn Andreas, der in ihr die Züge des jungen Napoleon annimmt. Natürlich wird sie alsbald sein Opfer, ist über die Erfüllung ihrer weiblichen Bestimmung glücklich und unglücklich zugleich, bis— nach Frau Glna Kaus' Meinung— das wirklich Große Tassache wird. Sie vertraut sich ihrem idealen Jugend- cespirlen Michael an. und der gibt dem Drama dl« entscheidende Schlußwendung. Indem er dem Zinnnerherrn den Revolver vor die Ras« hält und damit zum Verzicht auf die Liebelei zwingt. Toni, die— wie man hört— in Wahrheit den Andreas seelisch bezwungen hat und damit die Größe ihrer Persönlichkeit empfindet, geht nun- mehr sofrt in die Hände ihre, Jugendfreundes über. Dies« durchaus imheroische Wendung sst erstaunlich und rückt das Dmma in bedenk- sich» Röhe des Kitsche», ebenso wie die völlig unnötige Komplizierung de» Themas durch eine Derquickung mit dem Problem der lesbsschen Liebe, die Frau Kcws auch noch in da» Stück verwoben hat. Es ist zu begrüßen, wenn«ine sicherlich dichterisch und dramatisch begabte Frau die Geheimnisse der jungen weiblichen Seele entblättert, aber m„Toni" ist eine Wesensverwandtschaft mit den unausgcgorencn Pubertätsdramen längster Dichterlinge, wie sie der bekannte Lhermon an» Tageslicht zerrt, unverkennbar. . Di« zehn Bilder de, Schulmädchendrama» ziehen die Zuschauer i�ihren Bann. Zu verdanken ist das auch der umstchtigen Regie des Heinz Hilpert , der für schnellen Szenenwechsel und eine ganz vortreffliche Besetzung gesorgt hotte. Für die Titelrolle bringt Sonst Naiver eine gute Mischung zwischen weiblicher Hingabe, spröder Herbheit und kindlichem Trotz mit. Grete Mosheim «nt. zückt wieder durch Jugsndfrisch« und Natürlichkeit. Toni van E y ck spielt rührend ein überdefcheiden«, Mädchen, und«in« desser« Der- treter in der düsteren kesbischen Bertha als Sybill Rares kann man
sich nicht denken. Von den männlichen Darstellern fallen Lothar M ü t h« l und Mathias W i e m a n n nach der Plus-, Hadrian M. Netto noch der Minusseite auf. Ernst Degner,
Ein Abend der Europäischen Tribüne. Die neugegrllndete Aer- einlgung, deren Ehrenausschuh sehr bekannte deutsche Autoren an- gehören, hatte zu einer Veranstaltung im Herrenhaus eingeladen, die das europäische Weltbild in der Darstellung berufener Redner formen sollte. Die Leiterin, Mary Schneider -Broillard, betonte in ihrer Ansprach«, daß der moderne Mensch an der Grenz- scheid« einer neuen Epoche stünde, und daß es Ausgab« der Geistigen sei, dieser zur Dollendung zu verhelfen. Der erste Redner des Abends, Arnold Zweig , suchte zu beweisen, daß die Irrtümer des Vorkriegseuropas unser aller Irrtümer gewesen seien. Unsere Bildung, hervorgegangen aus der großen klassischen Tradition, habe zu sehr dem rein Aesthctischen gehuldigt. Ein verhängnisvoller Glaube fei es gewesen, daß Humanität über den staatlichen Bedingt- heiten und jenseit» von Politik und Oekonomie existieren könne. Die deutsche Dichtung von 1900 bis zum Kriege habe zwar sormal ausgezeichnete Dichter wie Rilke , Hosfmannsthal, George hervor- gebracht, aber abgesehen von dem fragmentarischen Roman„Ema- nuel Quint" kein Werk von allgemein menschlicher Größe. Wichtiger als die Hingabe an belanglosen individuellen Schmerzen sel die Der- senkung in die Seele des kleinen Mannes aus der Linlenstraße oder Reinickendorf . Ihm folgte als Redner Gustav Wyneken , der über das deutsche Element Im neuen geistigen Europa sich oerbreitete. Seine fein formuliert», von philosophischer Erkenntnis getragen« Red« gipfelt« in d«r allzu skeptisch zugespitzten Folgerung, daß da» Leben nur ein Spiel über einem Abgrund sei. Aufgabe der Be> rusenen, unter denen er Beethoven hervorhob, sei«s, diesem Spiel den Zug ins Erhaben« zu geben. Roch dieser sich allzu sehr ins Ideologisch« und Aesthetisierende verlierenden Formulierung sprachen Hans Jacob über das romanische und R. H. Bender über das angelsächsische Element im neuen geistigen Europa , während Elias H u r w i c z sich bemühte, ftir das»bolschewistische Rußland Verständnis zu erwecken. So lobenswert dos Bestreben ist, eine geistige europäische Ein- hell zu schassen, so wenig kann dies durch eine allzu«inseitige, rein auf das künstlerifch-geistige Schaffen gerichtete Betrachtungsweise geschehen. Es erscheint nicht bloß wichtig, den Mann aus der Linien- straße, wie Zweig das will, dichterisch zu erfassen oder mit Wyneken sich auf philosophiscbe Höhen zu begeben, sondern an den politischen und ökonomischen Grundlagen der Berständlgung zu arbeiten. Es war an diesem Abend viel zu viel von ästhetischen Dingen und viel zu wenig von sozialen dl« Red«. Vielleicht wird die sehr begrüßens- wert« Vereinigung da» Versäumt« später nachholen. P. G. Die Mode des Ilnechlen. Es gab eine Zeit, da es eine Dame, die etwas auf sich hielt, mit Entrüstung von sich gewiesen hätte. etwas Unechtes an sich ,vi tragen. So wenig wie sie sich mit falschen Juwelen oder künstlichen Blumen schmückte, so wenig wollte sie überhaupt von Mitteln wissen, die etwa« in ihrer Erscheinung vortäuschten. Ein» Frau, die heut« eine solch« Ansicht vertreten wollte, würde für»hoffnungslos altmodisch" erklärt werden. G«.
rade das Unechte gilt als elegant und modern, und man geht darin so weit, daß man dos Künstliche geradezu betont und sich gar keine Mühe mehr gibt, wenigstens den Anschein des Natürlichen zu er- wecken. Am auffälligsten ist es bei der heutigen Art des Schmin- kens. Wenn eine Dame, früher etwas Rot auflegte, so wallte sie damit ihrem Teint etwas aufhelfen und„Roseuwangcn" hervor- zaubern oder den Lippen eine möglichst natürliche Röte verleihen. Heutzutage sind die Farben, die auf Mund und ZVangen gelegt werden, so aufdringlich grell, daß sie dem Gesicht etwas Maske,:- hafte» verleihen und nicht mehr wie ein« zart« Andeutung der Natur, sondern wie eine bewußt» Aufforderung wirken. Die Perlen und Diamanten de» modernen Schmucks sind so riesig, daß sie ganz unmöglich echt sein können. Man belädt sich mit falschen Edelsteinett, deren bunter Glanz die Imitation verrät, und trägt Perlenketten, die Hunderttausend« tosten würden, wenn sie echt wären. Die goldenen oder silbernen Perücken, die farbigen Frisuren, die zur Abend- toiletie über den Bubikopf getragen werden, sind eine Verhöhnung jede? natürlichen Haarschmucks und sollen gerade durch ihre un- wirkliche Phantasie ausallen. Daß man Kunstseide trägt, gehört zu den Selbstverständlichkeiten, und viel« Frauen ziehen die Kunstseide vor. weil sie besser aussieht und länger bält. Auch bei den Pelzen sieht man gar nicht mehr auf Echtheit, sondern die billigsten Felle werden gern getragen, wenn sie nur wie Zobel und Hermelin aus- seben. Der kein« Zeit hat, um sich der echten Sonnenstrahlen zu erfreuen, der läßt sich mit künstlicher Höhensonne bestrahlen, und Erfrischung, die man früher in der Erholung im Freien suchte, wird letzt durch Massage und all« möglichen Mittel gewonnen. So re- ! liert der„Ersatz die Mode, und die Damen sind stolz darauf, daß ie sich immer weiter von der»banalen Natürlichkeit" entfernen. Raynals Dank. Anläßlich der zweihundertsten Aufführung des „Srabn, als des unbekannten Soldaten hat Paul R a y n a l dem Drei-Masken-Derlag folgende» Telegramm zuge- schickt: „Ich erlaube mir. Ihnen mit diesen Worten meinen aufrichtigste» und freundschaftlichsten Dank auszudrücken. Ein solches Ergebnis ist sowohl Ihren glänzenden Neaisseuren und Schauspielern, die sich in aufopferndster Weise für das Werk eingesetzt haben und jede Nuance herauszuheben vermochten, al» auch der Presse, die mit einer vor- bildlichen Loyalität die Unvoreingcnommenhcit und künstlerisch« Empfänglichkeit des deutschen Publikums bewiesen haben, zu ver- danken. Nehmen Sie bitte den herzlichsten Gruß Ihres sraitzösisiften Freundes entgegen und seien Sie versichert, daß Ihr Baterland ihm soeben die größte Ehre bezeigt hat, die ihm im Leben jemals erwiesen wurde."
«arkl, Rcrnaa.vle Blnffer*. ber jnern im»Verttär»* erschien, n eht. nachdem er den Slofs für einen erlolgielchen flilm abgegeben bat. auch ür die Bllbne bearbeliei worden, und zwar von dem Leningrader Regisseur Krascheninnikov, der das Stück demnächst zur ilufsührung bringen wird. Ver Verknus evsslfcker Skaoksjvwcleu begann unter grotzem Andrang am Mittwoch in London . Der Ändrang war so groß, datz nur ein Teil de< Publikum» Zutritt finden konnte. Der Berk-us fei bandelt iich nur um einen Teil) brachte einen Selamterlö« von LOböl Pfund. Der de- kannte Polarstern�tamant . der über<l Karat wiegt, wurde«it 11 800 Pfund verlaust.