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des Reichshaushalts für das Ministerium des Innern.( Hört, hört!) Sur Bekämpfung der Streits( Technische Nothilfe) sind Millionen Mart angefeßt, für das Reichsgesundheits. amt nur 1,4 Millionen Mart.  ( Hört, hört!)

Lelder ist unser Drängen, für Studentenhäuser 1 Million ein­zufezen, von den bürgerlichen Parteien nicht berücksichtigt worden. Wenn man die 2% Millionen Mart für die Technische Nothilfe ffreichen und sie für Studentenhäuser und Erziehungsbeihilfen an befähigte Arbeiter ausgeben würde, wäre ein gutes Wert getan.

Auch die Sorge für das Grenzlanddeutschtum und das Auslandsdeutschtum findet unsere Unterstügung. Jeden Mißbrauch solcher Fonds aber zur Störung unserer Außenpolitik lehnen wir ab. Für bedenklich halten wir, daß an den höheren Schulen Vereine des Deutschtums im Auslande gegründet merden. Bei dem Geiste, der leider noch immer viele Lehrer­follegien beherrscht, ift die Gefahr eines politischen Mißbrauchs der Kinder gegeben. Reichsminister Dr. Külz ist vor einem Jahre niit einem großen Programm vor das Haus getreten. Berwirte licht ist außer dem Sund- und Smuggefeß nichts.( Ge lächter.) Herr v. Reubell   aber zeichnet sich durch eine allzu große Bescheidenheit aus. Sein Programm ist vollkommen nichtsfagend. Freilich hat er nun wiederholt schon Beteuerungen seiner republikanischen Treue abgelegt. Nur merkt man noch nicht einmal einen Ansatz von Tat. Bir fordern von ihm und der Reichsregierung schleunige Stellungnahme zum Ablauf des Repu bliffchußgefeßes am 1. Juli d. J. Die Zeit drängt. Die Republit muß dem ehemaligen Kaifer auch nach dem 1. Juli die Rüdfehr unmöglich machen, weniger aus Gründen der Staatssicher­heit, sondern aus denen der Staatsmoral. Wilhelm II.   hat nichts umgelernt, Bird Herr v. Keudell seinem Reichskommiffar für öffent­liche Ordnung auch anweisen, seine deutschnationalen Gefinungsge. noffen zu überwachen, die als konservative erneut die Lojung Mit Gott für König und Baterland, und mit Gott für Kaiser und Reich" ausgegeben haben? Herr v. Keudell ist auch Beamten minister. Im Hauptausschuß hat er erklärt, daß er ebenso, wie er mit allen zu Gebote stehenden Mitteln für den Schuß und das An­sehen der Verfassung eintrete, dieselbe Entschlossenheit auch von den

Beamten erwarte.

Diefer flaren Formulierung fieht das zweideutige Gerede feines deutschnationalen Fraktionsfreundes Dr. Berndt gegenüber, der da jagt, daß Staatsbejchung nicht dasselbe sei, wie Bejahung der Staatsform. Von dem Beamten fönne nicht verlangt werden, daß er die Staatsform bejahe.

Das ist ein unwürdiges Spiel mit Worten zur Ber wirrung der Beamtenschaft. Ein Beamter ist nie ganz Privat­mann. Die Republik   muß einen anderen Beamtentyp entwideln als der privilegierte Staat der Monarchie. Kommando geist, Kaftenstolz und Abgeschloffenheit des höheren Beamtentums passen nicht mehr in diese Zeit, die die Beamten als Diener des Boltsstaates sehen will. Wir kommen nie zu einem Boltsstaate, wenn bie Beamten sich als Diener des Obrigkeitsstaates fühlen.

Der Haushaltsausschuß hat einige unserer Anträge angenommen, die den republikanischen Unterricht in der Schule der Ausbreitung und der republikanischen Symbole und der Beranffalinng würdiger Berfaffungsfeiern dienen wollen. Es ist bezeichnend, daß die deutschnationale Regierungspartei gegen diese Anträge geftimmt hat. Das von allen Reichsinnenministern der letzten Jahre angekündigte Ausführungsgefeß zum Ariitel 48, dem Dittaturparagraphen der Reichsverfaijung, liegt noch immer nicht vor. Wenn Herr v. Reudell schweigt, solle Dr. Külz reben, der ja missen muß, welche Borbereitungen getroffen sind. Wir verlangen dies Aus­führungsgefeh. Aber wir wollen die Lehren des Jahres 1923 nubbar gemacht wissen. Einen militärischen Ausnahme­zustand darf es nicht mehr geben. Die Sonderrechte der Länder müssen möglichst eingeengt werden. Die ganze Berant­wortung muß bei der Reichsregierung liegen. Als Erefutive darf nur die Polizei herangezogen werden. Selbst wenn in feltenften Musnahmefällen militärische Hilfe für notwendig erachtet wird, darf das Militär nur unter der Leitung von Zivilbeauftragten handeln. Militärischer Ausnahmezustand und selbständiges militärisches Ein­greifen vertragen fich nicht mit dem demokratischen Grundgesetz der Verfassung. Die Frage des Reichsfonforbais

bewegt große Teile des Bolkes. Wir beurteilen diese schwierige Angelegenheit durchaus mit dem Respekt, den die große fulturelle Weltmacht des Batitans verdient. Wir bedauern aber, aus innen

Feiertägliche Musik.

Konzertumschau von Kurt Singer  .

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Löbes Genesung.

Der Reichstagspräsident kehrt in seine Wohnung zurück.

Nach der schweren Operation, der Genosse 23be am 24. Fe. bruar fich unterziehen mußte, hat sein Befinden sich langsam aber beständig gebessert. Gestern nachmittag konnte er endlich die Klinik verlassen und wieder seine Wohnung an der Friedrich- Ebert- Straße auffuchen.

Noch freilich bedarf er längerer Zeit der Erholung, um wieder in den vollen Besiz feiner Kräfte zu gelangen. Aber wir hoffen, daß der Tag nicht mehr fern ist, an dem er feines Amtes im Reichstag  wieder walten fann.

und außenpolitischen Gründen, daß das Reich sich die Führung der Berhandlungen mit dem Heiligen Stuhl anscheinend schon ein Kontordat erreicht, das wir für verfassungswidrig ganz aus der Hand nehmen läßt. In Bayern   hat der Batifan halten. In Preußen sollen die Verhandlungen sehr weit ge­diehen sein. Das sind neue Hindernisse gegen ein ein heitliches Reichsrecht. Gerade aus den protestantischen Teilen der jetzigen Regierungsfoalition fommen leidenschaftliche, zinn Teil höhnische und respektlose Angriffe gegen das Konkordat. Ein mir liegendes beutschnational- protestantisches lug blatt ist auf den Vers von Goethe abgestimmt:

vor

Jst Konforbat und Kirchenpían Nicht glücklich durchgeführt?

Sa, fangt einmal mit Rom   nur an,

So seid ihr angeführt!"

Wir fordern eine Erklärung vom Regierungstische zur Konkordatsfrage. Es ist bekannt, daß wir eine Trennung zwischen Kirche und Staat anstreben, wie sie zu allen Zeiten gerade aus Gründen religiöser Reinheit von vielen Gläubigen gefordert verfassung und teine Preisgabe von Staatsrechten. worden ist. Jedenfalls wollen wir peinliche Beachtung der Reichs­

Ungelöst ist noch immer das bayerische Problem. Obwohl die Bayern   alle ihre Friedensfreuden wieder haben, Bod. bier, Starfbier, Märzenbier, Oktoberfest und Fasching, find mindestens die bayerischen Monarchisten noch immer recht ungemütlich. Der bayerischen   Regierung scheint es unangenehm zu sein, daß sich die Reichsverfassung als Blatt Papier   zwischen fie und ihr Bolf schiebt. Immer wieder wird gegen den Geist dieser Berfaffung verstoßen. Der Kommunistischen Partei jede, auch jede gefeßliche Betätigung verboten. Die Regierung in Regensburg   verbietet Berufsschülern bis zu 18 Jahren die Mitglied­schaft in der Arbeiterjugend, die zu den von der Reichs­regierung anerkannten Reichsspizenverbänden gehört. Dagegen wird die monarchistische Propaganda gestützt und unterstützt. Unter den Augen der bayerischen   Regierung feiert das Nach richtenblatt des bayerischen   Heimat- und Königsbundes im Oftober dieses Jahres Bayerns   rechtmäßige Königin" und wünscht, sie bald als Königin und Landesmutter walten zu sehen. ( Hört, hört!) Diese bayerische   Monarchistensehnsucht wirft grotest, wenn man sich erinnert, daß gerade die bayerische Regierung am 25. Oftober 1918 die erste deutsche Regierung war, die den Sturz des Kaijers aus außenpolitischen Rücksichten gefordert hat.

Der bayerische   Ministerpräsident irrt, wenn er am 15. Dezember 1925 fagte: Letzten Endes hat allein das bayerische Volk darüber zu entscheiden, welche Staatsform es haben will." Nach Artikel 17 der Reichsverfaffung muß jedes Land eine freiftaatliche Verfassung haben.

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Auch die Titelverleihung ist ein Berstoß gegen die Ver­fassung. Man scheint in Bayern   das Weihnachtsfest zu einer Feier für politische Kinder machen zu wollen. Die bayerische Regierung sollte am Weihnachtsabend, wenn sie hundertweise Gewerbe, Defo nomie- und Pharmazieräte ernennt, austimmen lassen: Ihr Kinder lein fommet, o fommet doch all. Auch ein Zentrumsblatt, die Kölnische Boltszeitung", wendet sich gegen Titel und Orden, weil diese bösen Unmillen erregen müßten. Der Reichs innenminister hat von den banerischen Dentichriften, die gegen die Reichsregierung gerichtet sind, im Haushaltsausschuß gesagt, daß die darin enthaltene Fülle von beachtenswerten Anregungen von den zuständigen Refforts geprüft werden. Das ist ein gefährliches Wort. Diese bayerischen Denk­schriften bestreiten die Rechtsgültigkeit der Reichsverfassung, in dem

fann, ist der gesangliche Effeft geadelt in meltlicher Tegtdurchdrin gung, geläutert in liturgischem Ernst, beschwingt durch italienisches Temperament und legten Endes von einer unerhörten, ergreifenden Wirkung durch die Klarheit und das transparenie Leuchten des vo­falen Sates. Das ist der Vorzug eines Meisters, der weder Rasse noch fünstlerische Herkunft verleugnet und dennoch unter dem er fütternden Erlebnis des Schmerzes als fünstlerisch Reifer fich reli­giöser Macht unterwirft. Liefste Empfindung strahlt diese echte Berdi- Bartitur aus. Ohne Zwiespalt einen sich, ergänzen und ver binden sich begleitendes und selbständiges Orchester, Psalmodie und lyrischer Einfall, dramatisch vorwärts gepeitschte Vision und feierlich gedämpfte Reflexion. Der große Effett, einst bei Verdi das Ziel feines Schaffens, ist hier zum Mittler geworden zwischen wechsel­vollem Einfall eines Genius und einheitlichem Miterleben eines Buhörers.

Dieses Werf klingt uns jedesmal wie ganz neu. Im Elias" ausdrucksvollen Chor zu Gehör brachte, find Längen und Gleich Don Mendelssohn, den Georg Schumann   mit seinem höchst Striche täten gut. Die Köstlichkeit einiger Sopran- und Bazarien aber ist unerschütterlich geblieben. Das Gefühl eines liederartigen Gebildes wie Es ist genug" trägt jo start, daß man überhaupt nur eine Borstellung von der Schönheit des Stückes hat, niemals aber die Empfindung, daß die Darstellung an die Grenze der Vollendung gekommen wäre. Immerhin dürfen Albert Fischer und Emmy Don Stetten, somie Dor allem Thoenissen mit ihrem lieblichen, finnlich gefärbten Sopran als berufene Bertreter ihrer Partien angesprochen werden. Auch die fleineren Partien sind solistisch gut befezt, und in ihrer Arie Sei still dem Herrn" tonnie Paula Berner Jensen Geschmack und musikalische Kultur verraten.

Frau Neusiger

Die Musit ist in Rußland   zu einem großen und entscheiden­den Faftor der Bolfserziehung geworden. Wir fönnen viel baraus lernen. Alle Engherzigteit verschwindet dort unter dem Gefühl jener Berantwortlichkeit, die dem Bolt das beste an musikalischen Werten vermitteln will, eineriet, ob es zum politischen System paßt, oder nicht. Was kulturelle Bedeutung hat, was mesenhaft mit Boltskunst zutun hat, das findet in Moskau   und Leningrad   wärmste Förderung. In diesem Sinn arbeitet erzieherisch auch das Mostauer Staats= fonservatorium, das in diefen Tagen sein 60jähriges Be­fiehen feiert. An der Spize des Jubiläumsausschusses steht der Volkskommiffar Lunatscharfti, Aud) wir wollen nicht verfehlen, über die Grenzen hinweg bem mustergültig geleiteten Institut, das so viel zur Veredlung des Geschmacks und noch mehr für die Stäre tung des fünstlerischen Bewußtjeins im Bolt getan hat, unfere Glückwünsche zu senden. Ich glaube nicht, daß in Rußland   die Armäßigkeiten der Faktur, die einen sanft veralteten Eindruck machen. beiterchöre in Kirchen fingen, glaube aber auch nicht, daß sich ein prinzipieller Streit darüber erheben tönnte, ob große musikalische Berke, die tertlich oder nach ihrer Zweckbedeutung mit der Kirche zu tun haben, einfach aus dem Schatz der Mufitwerte ausradiert werden. Die Mufit, auch wenn fie in einer Messe zu uns spricht, hat so viel Macht aus ihrem eigenen Charakter heraus, daß sie die rein liturgischen Empfindungen gar nicht auffommen läßt. So ist es auch nur richtig, daß man Bach in seinen Kantaten dem Bolk vor­führt. Im musikalischen Ausdrud geht der Sinn für den Tert oft ganz verloren. Auch den deutschen   Arbeiter- Sänger- Chören darf es nicht zum Borwurf gemacht werden, wenn fie allmählich von Len­benz und Volksgefangen weg zur Pflege älterer, porklassischer Werte schreiten, die ab und zu einmal firelid gebacht maren. Sie zu umgehen, hieße verkennen, daß ein paar Jahrhunderte überhaupt nur von der Kirchenmusit fünstlerisch genährt wurden. Gewiß soll es nicht zu einer Gewohnheit führen, aber ein Messensaz, ein Choral ober ähnliches stört die feierliche Stimmung auch in einem Arbeiter. fonzert nicht. Dies alles sei gesagt im Anschluß an ein Konzert des Männergesangvereins Namenios". Er mufizierte unter der straffen und geschmackvollen Zeitung des jungen Chor leiters Schumann sehr ausdrucksvoll. Geistliche und weltliche Lieber standen auf dem Programm. Besonders feierlich flangen die einander recht ähnlichen Beethoven- Gesänge Gott   in der Natur" und Opferlied". Der Organist Briebe und andere Inftru­mentalisten unterbrachen das Programm durch solistische Vorträge. Eine sehr schöne, wenn auch wohl faum gewollte Beethoven  Ehrung war die Aufführung des Requiems von Verbi   durch Rittel. Verdi hat in dieser Totemmeffe, die er einst für seinen Freund Alessandro Manzoni   tomponiert hat, nicht ganz und nicht liberall den Alda- Komponisten, den Kenner und Dolmetsch des finn lichen Effetts vergeffen lassen. Im Recordare- Duett der zwei So­prane tönt die theatralische Rantilene, und in dem füßen Largo des Lacrimosa bestärken die Wiederholungen des fanglichen Themas, das Busammenschreiten zweier und mehr Stimmen, das Hineinwerfen funkopierter schluchzender Töne und Vorschläge mur das gefährlich Eingängige der Mufit Außerhalb dieser Partien aber, denen nur cin charaktervoller Ausdruck des Sängers jede Theatralit nehmen

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Die Auslese der solistischen Abende war, von dem Meistergeiger Hubermann und dem längst affreditierten, feinen Ruf immer mieber bewährenden Bruno Eisner abgesehen, nicht groß. Der Bufall bescherte uns Begegnungen mit fast lauter Mittelmäßigkeiten. Friz Dettmann fdjeint auf einer absteigenden Linie zu sein. Was er da an Bearbeitungen alter Italiener vorführte, mar weber im Stil noch in der etwas nonchalanten Art der Borführung preifens wert. Gertrud Bamberger ist ein junges, temperamentvolles, auch begabtes Geschöpf, das mit einer Ruhe fondergleichen Fehler macht. Ihr Gesamtspiel ist monoton und unerlebt, die Technik und Griffsicherheit noch unabgeschlossen. Theresa Dichn Slott? o verdient lobend genannt zu werden, weil sie eine starte Empfindung mit einer Modulationsfähigkeit des Klaviertons verbindet. In Be gleitung des Geigers Alexander Betschnitoff tritt sie unter sehr weiser Abgrenzung des Wesentlichen vom Unwesentlichen deutlich als stärkere Kroft hervor. Betfchnifoff felbft ist in den langen Jahren feiner Abwesenheit von Berlin   als Künstler nicht gewachsen. Sein Ton hat Riffe bekommen und seine Technit zeuat nicht mehr von der alten fulminanten Sicherheit. Aber vielleicht ist das ein lebergang zur absoluten Reife, die mir in Erinnerung an den großen Künstler gern noch erleben möchten.

In der Nafionalgalerie mird Dr. B. Daun, Dezernent jur Kunst im Polizeipräsidium, am 20. vorm. 10 br über die dortigen Meister werte ber modernen Malerei Bortrag halten.

fie das Berhältnis Bayerns   zum Reich auf die Fürstenverträge des Jahres 1871 zurüdführen wollen. Das Ziel dieser Denkschriften ist Schwächung der Reichsgemalt, Wiedererstehung der Bundesstaaten, Schaffung einer ersten Kammer, Aufhebung des demokratischen Grundcharakters der Verfassung.

Diefe verfaffungsfeindlichen Berstöße Bayerns   darf der Ber­Seine Pflicht ist, sie zu faffungsminister nicht begrüßen. bekämpfen.

Der Staatspräsident von Württemberg   hat Herrn Mussolini   als Ideal gefeiert. Ideal gefeiert. Der Ministerpräsident Bayerns   hatte die Kühnheit, bayerische Kommunalbeamte, die im Geiste der Reichsverfassung für die Entwicklung zum Einheitsstaat eintreten, als gemeine Landesverräter zu beschimpfen. Wir ver­longen durch einen Antrag, daß die Reichsregierung die Meinungs­freiheit der Beamten auch in Bayern   schütt Jede Verwal tungsreform wird in Aeußerlichkeiten steden bleiben, solange wir achtzehnfache Zentralverwaltungen in Deutschland   haben. Der Sentrumsredner hat im Haushaltsausschuß mein stürmisches Tempo gerügt. Ich halte es mit Goethe:

Die Zeit zum Handeln jedesmal verpassen, Nennt ihr: die Dinge sich entwideln lassen, Was hat sich denn entwickelt, sagt mir ant, Daß man zur rechten Stunde nicht getan?" Belch eine Reichsgliederung! Dem Lande Preußen mit 38 Millionen Einwohnern stehen die Dorfftaaten Waldeck   mit 57 000 und Schaumburg- Lippe   mit 11 000 Einwohnern gegenüber. Die Rheinprovinz   mit 7 Millionen. Einwohnern ist volfreicher als 12 deutsche   Länder mit Parlamenten und Ministern zusammen.( Hört, hört!) Nämlich: Waldeck  . beide Lippe, Lübeck  , Bremen  , Anhalt, Braunschweig  , Oldenburg  , Medlenburg- Schwerin, Hamburg  , Hessen   und Thüringen  . In Berlin   refidieren nach dem legten Gotha   28 Diplomaten deutscher   Länder. In München   untere hält sowohl Preußen wie das Reich eine Gesandtschaft. Bayern   hat Gesandtschaften in Berlin   und Stuttgart   und beim päpstlichen Stuhle. Auch Sachsen   und Württemberg   unterhalten noch Gesandt. fchaften   in Berlin   und München  .

Welch eine Berwirrung! Das Reich fommt mit 493 Abgeord­neten aus, die Länder brauchen 2069 Abgeordnete. Das Reich hat 11 Minister, die Länder haben 63. Der Reichstag   foftet 6,6 millionen Mart, die Länderparlamente ausschließlich der Provinziallandtage 10,5 millionen.( Hört, hört!)

In Deutschland   sind seit dem Umsturz rund 100 Regierungen ver braucht worden davon 14 Reichsregierungen. Das alles ruft doch nach einer Rationalisierung der Gesezgebung der Berwaltung. Es ist ein Spott auf das politische Genie Bis mards, wenn man ihn immer als Kronzeugen für diese Art Föde ralismus" anführt. Er würde heute ganz anders handeln, nachdem der Widerstand der Dynastien gebrochen ist. Wirtschaftspolitisch, verfassungspolitisch, fulturpolitisch, finanzpolitisch, verfehrspolitisch, außenpolitisch bedürfen wir der Einheit des Reiches. Es ist anfinational zu verlangen, daß die deutsche Landfarte so bleiben soll, wie sie von Napoleon   aus Gründen franzöfifcher Politif gezeichnet ist und wie fie durch verhängnisvolle deutsche   Bürgerkriege gefchaffen wurde. Wir danken der großen Bolfsbewegung des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold, daß fie den republikanischen Gedanken zum groß­deutschen Gedanken ausgeweitet und auch in die Herzen der deutschen  Arbeiter gebracht hat. Eine deutschnationale Interpellation be­hauptet, das Reichsbanner treibe Borübungen zu Schlachten gegen die Reichsmehr. Ich versage es mir, auf diesen lächerlichen Unsinn auch nur ein Wort zu verschwenden. Ausgabe des Reichsbanners ist nicht der Kampf gegen Organe des Verfassungsstaates.

Das Reichsbanner betreibt die Wehrhaftmachung der deutschen  Republikaner   gegen die inneren und äußeren Feinde der deutschen   Republit.

Nachdem die letzte große Partei des Reichstages sich zur Republik befemt, sollte man nicht mehr soviel von dem Schußze der Staats!!! form reden. Nicht die Staatsform, der Staatsinhalt ist das entscheidende. Erobern wir unsere Republit für soziale Gedanken und soziale Arbeit. Schon Karl Marr   hat als Lehrer der Revolution von 1848 verfündet, daß eine Damofratie fich nicht auf die Staatsfinanzen beschränken dürfe. Damit be gnügen sich die Boltsmassen nicht, und fie tun recht daran. Die Republit darf nicht ein Klassenstaat bleiben. Unsere Bolfsgenossen fordern nicht ein republikanisches Klassenregiment, sondern einen demokratischen und sozialen Wohlfahrtsstaat. Und so gilt unsere Arbeit, ob wir auf den Regierungsbänken sizzen oder in der Oppofition fämpfen, immer dem einen Ziel: Ein Deutschland  ,

Siebenbürgische Volkskunstausstellung.

Unterricht wurde die vom Zentralinstitut für Erziehung und Im Saale des 3entralinstituts für Erziehung und Unterricht und dem Deutschen Kulturamt in Rumänien   veranstaltete Siebenbürgische Boltskunftausstellung durch den Kultusmini­ster Beder eröffnet. In seiner Begrüßungsansprache führte der Minister u. a. aus, das Zeniralinftitut sei durch seine Auslandsab teilung mit Siebenbürgen  , durch eine Studienreise im Sommer des verflossenen Jahres in enge Arbeitsbeziehung getreten. Der Leiter der Etudienfahrt sei dabei auf die reiche Boltstultur Siebenbürgens  aufmerksam geworden und habe den Blan gefaßt, jeine Ertenntniffe weiteren Kreisen fruchtbar zu machen. Vor allem habe das Zentral inftitut an die Jugend der Berliner   Schulen gedacht. Ihnen sollte zu flarer Borstellung gebracht werden, wie in einem Lande noch der innige Zusammenhang zwischen Kunstschöpfung und natürlichem Ge­Kunstwert so organisch in das Volfsleben hineingestellt und mit allen staltungsdrang des naiven Boltsgemüts vorhanden ist, wie das Aeußerungen des Alltagslebens innigft verwachsen ist. Die Aus stellung gebe als Ergänzung auch einige Proben des siebenbürgi­fchen zeitgenössischen Kunstschaffens auf dem Gebiete der Literatur, der Malerei und der Musit. Möge die Ausstellung als ein Symbol für den Willen der beteiligten Bölker erscheinen, sich mittels der Kunst über die Landesgrenzen ergänzend zu verbinden.

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Hierauf nahm Dr. Jicus als Vertreter des rumänischen Kulturvereins Aftra das Wort zu einer Ansprache, in der er aus. führte, es sei ein schöner und edler Gedante, wenigstens einen fleinen Teil jener Erzeugnisse von Boitsfunft und Gewerbetätigkeit, die dem transilvanischen Bolte, den Deutschen  , Ungarn   und Rumänen, eigen find, in einer übersichtlichen Sammlung zu ver einigen und in der deutschen   Reichshauptstadt auszustellen. So dann hielt Professor Dr. Cjati, der Leiter des Deutschen Kultur. amtes in Rumänien  , den Festvortrag. Siebenbürgen   sei von jeher ein Land gewesen, in dem verschiedene Bölfer in unmittelbarer Nachbarschaft miteinander lebten. Die fiebenbürgische Volfsfultur und damit ihr finnfälliger Ausdrud, die Bolkskunst, sei ein Ergebnis des Hineingestelltseins in die geschichtlichen Auseinandersehungen zwischen Oft und West. In Bertretung des verhinderten Dr. Stresemann sprach darauf Gesandter Freytag, der auf die reichen Schäge Siebenbürgens   hinwies, das durch die Arbeit der Menschen wohlhabend geworden sei, die dort seit Jahrhunderten gefiedelt und ihr Erbe treu bewahrt und weiterentwickelt hätten. Die Ausstellung möge völkerverbindend und völkerversöhnend wirken. An die Ansprachen schloß sich ein Rundgang durch die Aus­stellung, die Stickereien, Bebereien, Holzmalereien, Keramik, Gold schmiedearbeiten und andere Schöpfungen der verschiedenen sieben bürgischen Stämme zeigt.

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Jafob Schaffner spricht auf dem Werfel Abend des Verbanbes deutscher Erzähler am 20., abends 8 Ubr, im Reichstage, einfübrende Borte, Franz Werfel   lieft aus der Novelle Der Tod des Kleinbürgers". Bereinigung für Kunfipflege. Am 28., 8 Uhr, findet in der Aula des Lhzeums in Charlottenburg  , Scharrenstr. 25, ein Lichtbildvortrag des Malers Friedrich Beuermann, Eine anderung von Barten 1rchen über den Ortler nach dem Gardasee   und Benedig ftatt. Dazu eine Schuhplattlgruppe des Deutsch   Dester­reichischen Alpenvereins. Gäste willkommen.