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Das Reichsbanner ehrt die Märzgefallenen. Rörperschaften vertreten. aus den Reihen der ehemaligen Kriegsflieger, wie der Berfehrs.

Der Fact: lzug zum Friedrichshain  .

Reben vielen Rameraden Ungewitters| Beziehungen zu thr wieder aufzunehmen. Der Bebrohte, nunmehr gewarnt, padte schnell zu und ließ fie festnehmen. Das sonderbare Verhalten der rasenden Frau ließ nunmehr aber zweifel an ihrer zurechnungsfähigkeit auftauchen, so daß sie zunächst einmal zur Untersuchung ihres Geisteszustandes einer Irrenanstalt über­wiesen worden ist.

er

piloten und Sportflieger, fah man auch Bertreter des Reichswehr  ministeriums, bes Reichsverkehrsministeriums, der Deut Lufthansa und anderer Behörden und Organi. fationen. Bastor Anor hielt die Trauerrede, in der die wertvollen Eigenschaften des Berunglückten als Mensch, Familien­vater und seine Tätigkeit in Dienste der Luftfahrt hervorhob. Wäh rend in den Lüften Flugzeuge mit Trauerwimpeln dem toten Piloten zu Ehren ihre Kreise über dem Friedhof zogen, wurde der Sarg zur Gruft geleitet.

Die Berliner   Arbeiter haben die Toten aus den Freiheitsschen fämpfen 1848 nicht vergessen! Zu Tausenden umfäumten sie mit ihren Frauen die Zugangsstraßen zum Märzgefallenenfriedhof, als der Zug der Jugend und des Reichsbanners fich formierte. Bis hinein in die Nebenstraßen mußte die Bolizei umfangreiche Ab­sperrungen vornehmen, um den Anmarsch der Züge des Reichs banners und der Jugen die Taufende in fichy vereinigten, zum Märzgefallenenfriedhof zu ermöglichen.

Der Friedhof war umfäumt mit einem Spalier von Reichs­bannerfameraden, und an jedem Grabe stand ein Reichsbanner­mann mit einer Fadel. Der Kranzschmud auf dem Friedhof hatte fich in den Nachmittagsstunden um hunderte von Kranz­Spenden vermehrt. Fast jede Grabstelle trägt Blumenschmud. lleberall findet man Kranzipenden der Gewerkschaften und Bar­teien. Um 7 Uhr marschierte die Jugend in endlos langem Buge mit Hunderten von wehenden roten Fahnen am Friedhof der März gefallenen vorbei. Unterwegs wurde der Zug der Jugend von den tie Bege umfäumenden Arbeitern herzlich begrüßt. Genoffe 2ud wig Diederich richtete am Friedhofstor anfeuernde Worte an die Jugend. Cine Deputation legte dann an den Gräbern einen Kranz nieder. Dann ertönten Trommelwirbel. Die Züge bes Reichsbanners rüdten an. Der Weg durch den Friedrichshain   zum Friedhof war eingefaßt von Fackelträgern des Reichsbanners. Durch das flammende Spalier marschierten die Kreisvereine unter den Klängen eines Trauermarfches mit gesenkten Fahnen an den Grã­bern der Märzgefallenen vorbei. Es war der Borbeimarsch der jungen Freiheitsarmee an den Opfern der Freiheitsfämpfe von 1848. Es war eine Ehrung der Opfer von 1848 und zugleich eine Mahnung, nicht zu erlahmen im Kampf für die Ausgestaltung und Festigung der Republik  .

Das Abendgymnasium.

Eine begrüßenswerte Einrichtung. Jimmer mehr wird bedauerlicherweise fast jede Berufsausübung an Berechtigungen gefnüpft. Seit einigen Jahren war es Männern und Frauen mit Volksschulbildung möglich, in mehrjährigen Kursen, die Genosse Karsen in Berlin   leitete, bis zur Reifeprüfung vor­gebildet zu werden. Der Unterricht fand an Vormittagen statt. Zur Beschaffung eines Existenzminimumas wies man den Besuchern der

Kurse eine Halbtagsbeschäftigung zu.

Jezt wird in Berlin   ein Abendgymnasium geplant. Der Leiter, Professor Dr. Peter Silbermann, hat seine Anregun gen aus den Bereinigten Staaten empfangen, wo er sich längere Zeit zum Studium des höheren Unterrichtsmejens aufhielt. Borerst ist das Berliner   Abendgymnasium als Privatschule gedacht. Es soll jedoch in enger Verbindung mit den Behörden stehen. In den Bor­stand des zu seiner Förderung gegründeten gemeinnügigen Bereins tritt fagungsgemäß sowohl die Stadt Berlin   als auch das preußische Unterrichtsministerium und das Provinzialschultollégium Stadtschulrat Nydahl hat die Räume des Luisenstädtischen Lyzeums, Berlin   24, Biegelstr. 12, dafür in Aussicht genommen. Der Unterricht wird voraussichtlich 10 ML. für das Semester betragen. Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerperbände haben sich zum Zell  bereiterklärt, die neue Bildungsstätte zu fördern. Der Lehrplan des neuen Berliner   Abendgymnasiums mird wahrscheinlich der der Auf bauschule im Sinne der Deutschen   Oberschule und knüpft fo unmittel bar an die Bolksschule an. Die Schule beginnt mit der Obertertia und führt so in 5 Jahren zur Reifeprüfung. Im Herbst sollen zwei Obertertien und evtl. eine Oberfefunda eröffnet werden. Es be­steht die Möglichkeit, je nach der Reife auch in eine der oberen Klaffen einzutreten. Bir dürfen hoffen, daß die Feststellung ber Reife nicht von der Beibringung von Bengriffen abhängig gemacht mirb. Die Lehrfächer find Deutsch  , Geschichte, Erbfunde, Mathe mathil, Biologie, Physil, Chemie, Englisch   als erste Fremdsprache, die in Obertertia beginnt und Latein oder Französisch von Unter. fetunda ab. Der Unterricht wird in den Abendstunden von 7-10 Uhr erteilt. Es ist erfreulich, daß jedes Schema vermieden werden soll. So werden die Schüler nicht laffenweise versezt, sondern rüden nach Fächern auf. Bielleicht wird es auch möglich sein, den einen oder anderen in einem Fach überhaupt zu dispensieren, der dann in der freien Zeit selbständig arbeiten fann. Auch muß es diesen erwachsenen Schülern gestattet sein, sich auf bestimmte Ge biete stärker zu fonzentrieren, wodurch allein bei der Fülle der Fächer eine wissenschaftliche Borbildung ermöglicht wird. Biel­leicht wird sich herausstellen, daß bei weitem nicht alle Schüler, die nur Volksschulbildung haben, fünf Jahre zur Vorbildung brauchen, besonders da die Anzahl der Wochenstunden taum geringer ist als in der höheren Schule, wenn man die technischen und Religionsstunden abrechnet. Glücklich ist auch der Gedanke, daß die 12 Wochen Ferien etwa so verteilt werden, daß immer nach einem Rurfus nan 8 Wochen eine Ferienwoche tritt, in ber die Schüler sich in die geistige Arbeit vertiefen fönnen. Der hier zu­grundeliegende Gedanke sollte weiter ausgebaut werden: Die Schüler des Abendgymnaftums müssen in geistiger Ruhe zu ihrem eigenen Wesen finden, aus diesem gestalten und dadurch immer neue Kraft zur Arbeit schöpfen. Das Wochende sollte ihnen deshalb Ge­legenheit geben, in der Natur die Einheit von Körper und Geist zu [ püren. Denn gerade die Besucher des Abendgymnasiums, die tags. über ihrer Erwerbsarbeit nachgehen, dann noch 3 Stunden während vieler Jahre geistig zu arbeiten, müffen sich felbft finden, um nicht zu verfümmern. Sie müssen sich zu biologisch gesunden Menschen entwideln und nicht zu einem pecbildeten Gelehrtentypus, menn fie für das Proletariat wegweisend werden sollen. Dieses Ziel wird aber die neue Schule nur erreichen können, wenn sie geeignete Lehrkräfte gewinnt.

Zunächst haben nur vorbereifende Besprechungen stattgefunden. Erst dann, wenn die Finanzierung für Jahre gesichert ist, wird die städtische Verwaltung mitwirken. Die Eröffnung fann frühestens im Herbst erwartet werden.

Die minderwertige Kaffenbrille.

Lange Zelt war die sogenannte Raffenbrille" das Schred­gefpenft aller Krantenversicherten. Durch die unabläffige Arbeit der Krantentassenvorstände ist es jedoch ge lungen, dem Rassenpatienten endlich die hochwertigen halbe muschelgläser zugänglich zu machen. Da die Optiker diese Gläser vielfach nicht zu erschwinglichen Breifen liefern mollten, gingen die Kaffen dazu über, die Brillen selbst abzugeben. Darob große Entrüstung bei den Optikern und der optischen Industrie! Was von dem Entrüstungsgefchrei zu halten ist, zeigt ein Erperiment der Allgemeinen Ortstrantenfasse Nürnberg. Die Raffe ließ auf Rezept eines Augenarztes dieselbe Brille bei 22 ver­schiedenen Fachoptifern beforgen und fandte die Brillen der Tech nischen Hochschule in München   zur Prüfung ein. Dabei ergab sich, daß von den 22 Brillen insgesamt 13 Brillen, alfo mehr als die Hälfte, bei weitem nicht der Berordnung entsprachen, dem Patienten also nichts hätten nügen fönnen. Wenn die Kaffe im Interesse ihrer Mitglieder die Brillenversorgung selbst in die Hand nimmt, fo ift das eine Schädigung mittelständlerischer Erwerbsintereffen". Es handelt sich ja auch nur" um Kaffenpatienten. Ungewitters leste Fahrt.

Auf dem Friedhof an der Heerstraße wurde am geftrigen Freitagnachmittag der bei einem Brobeflug in Staaten tödlich verunglückte Chefpilot der Albatros- Werte, urt Ungewitter, zur letzten Ruhe geleitet. Groß war die Schar derer, die dem so jäh aus dem Leben Geriffenen die legte Ehre erwiesen; die Frieb hafstapelle, in der der von Blumen bedeckte Sarg aufgebahrt war, fonnte die Zahl der Erschienenen nicht faffen. Die deutsche   Luft fahrt war burch Abordnungen der verschiedenen Verbände und

Moabit  !

Eine peinliche Geschichte ohne Verteidiger.

Ein typischer, ein sehr lehrreicher Fall. Der Richter hat die Atten studiert, sich von ihnen den Fall erzählen lassen. Es gibt nun aber nichts Trodeneres, Steiferes und beshalb Gefährlicheres als 2tten. Maffin beschrieben mit Behauptungen, die wie Keulen­schläge mirten, Beweisen, die sich als gefährliche Bomben aufführen, es vermag fich ihren gewissermaßen mit Trompetenstößen aufge brungenen Einflüfterungen niemand zu entziehen. Auch milde Richter nicht. Und dieser Richter also, der durchaus nicht den Eindrud er wedt, daß er besonders darauf ausgeht, alle Kleinen zu hängen, hat fich von ben Aften derart gefangen nehmen lassen, daß er die Schuld bes Angeflaglen für feststehend, für bewiesen erachtet, ihn auffordert zu gestehen, daß er in der Boruntersuchung gelogen und noch früher unterschlagen, betrogen und mer weiß noch was alles verbrochen hat, noch bevor der Angeklagte den Mund aufmacht, um überhaupt etwas zu sagen. Ja, aus der Befürchtung heraus, der Unhold fönnte bas sagen, was er früher gefagt hat, vergißt er beinahe ihn den Mund aufmachen zu laffen! Und in der Lat  . Seine Be fürchtung ist nur zu begründet. Der Angeflagte streitet furz und bündig alles ab, bestreitet, daß er gelogen hat, bestreitet, daß er 1400 Mart, einfaffierte Gelder, unterschlagen hat, bestreitet, daß er sonst irgend etwas getan, was er nicht hätte tun sollen. Faft bestreitet er, daß er so heißt, wie er heißt. Alles ist doch so einfach. Er ist mitinhaber ber Riesgrube gewesen. Wie, Mitinhaber find Sie gewesen?" lächelt der Richter allwissend und schwingt die Aften, die bemeifen, bis aufs i- Tüpfelchen beweisen, daß er An­in dem ein Mann einem anderen Manne die Ausbeutung der Kries. gestellter der Kiesgrube war. Ein Bertrag wird vorgelesen, grube überträgt. Der Name des Angeklagten steht darunter. Weder als der eine Mann, noch als der andere Mann, sondern als dritter Mann zusammen mit einem vierten Mann. Is 3eugen. Er

ift also weder Bächter noch Inhaber der Grube. Sondern nur Beuge, baß ein anderer Inhaber einem anderen Bächter die Aus­beutung übertragen hat.

,, Auf dem ursprünglichen Vertrag stand ich nicht als Zeuge. Die Grube gehörte uns allen. Bir bildeten alle eine G. m. b. H. Der erste Mann, der zweite Mann, der vierte Mann und ich."

Sie wollen also behaupten, daß der Bertrag gefälscht ist?" Ja!"

Aber, o Jammer, da liegt ein Aftenstüd, in dem er selbst be­ſtätigt, daß er nur Angestellter, aber nicht Inhaber der Riesgrube sei. Ferner liegt da ein Aftenstüd, das troden erzählt, daß der Ange­flagte in einem Prozeß der Kiesgrube gegen einen Runden be. eidet hat, daß er nur Angestellter fei! Welch Dilemmal Sat er heute die Wahrheit gefagt, hat er damals einen Meineib geleistet. Hat er damals feinen meineid geleistet, fo steht er heute als hart­nädiget, unnerbefferlicher Lügner ba.

3met Zeugen fagen aus. Für den einen, dem Bächter ist er der Schurte, ber bas Gelb unterschlagen, der ihn immer hintergangen und betrogen hat. Der andere, das ist der vierte Mann, der auch auf dem Bertrag stand, läßt durchbliden, daß noch eine Möglichkeit be­stünde, daß er fein Schurte ist, obwohl auch er fagt, daß er bas Geld unterschlagen hat. Aber er fagt auch, daß fie ursprünglich eigentlich alle Inhaber gemefen feien aber. Und in diesem Aber" liegt das Typische, das Lehrreiche, liegt die Tragödie diefes Falles. Zwei Menschen behaupten, daß sie eigentlich" Inhaber der Riesgrube waren. Die Aften behaupten das Gegenteil, feft und über­zeugend, baß der Angeklagte bestraft wird. Aber fehr milde bestraft wird, ja in seinem eigenen Interesse bestraft werden

muß

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wenn er nicht wegen meineid mit dem Zuchthaus Bekanntschaft machen will

Es war fein Berteidiger da, der Angeklagte fonnte fich nicht ungeschickter verteidigen, als er es tat, und niemand war so neugierig sich zu erkundigen, was in dem Aber" des Zeugen lag, wieso es tam, daß die eigentlichen" Inhaber zu Angestellten des grabiert wurden, wieso es fam, baß der Angeklagte immer wieder behauptete, baß er mitinhaber fei, obwohl er sich ja dadurch eigentlich eines Meineides schuldig machte... Liebe und Revolver.

Mit dem Revolver in der Hand wollte die Hausangestellte Agnes Smuda ihren einstigen Liebhaber ur Liebe 3 mingen". Bum zweiten Male ist sie gegen den Ungetreuen mit ber Waffe vorgegangen. Bor etwa 14 Lagen hatte sie sich vor bem Schwurgericht III wegen versuchten Mordes zu verant­roorten. Sie hatte den Ingenieur Paul Schipte im Flur seiner Billa   in Reinickendorf   erwartet und ihn durch einen Bauch chuß verletzt. Das in der Mitte der vierziger Jahre stehende Mädchen hatte den Ingenieur tennengelernt, als er Strohwitwer mar. Nach der Rückkehr feiner Ehefrau wollte er die Beziehungen lösen. Sie aber verfolgte den einstigen Liebhaber weiter. In ihrer ut fam es zu dem blutigen Auftritt. Die Angeflagte hatte aber insofern Glüd, als das Schmurgericht nicht versuchten Mord, wofür der Staatsanwalt 3 Jahre 3uchihaus gefordert hatte, sondern nur fahrlässige törperverlegung annahm und sie zu 3 Monaten Gefängnis verurteilte. Rechtsanwalt Dr. Mendel war es gelungen, ihre Haftentlassung durchzusehen. Staum befand sich die Smuda in Freiheit, als sie sich einen neuen Revolver taufte und mit der Waffe in der Hand ihrem einstigen Liebhaber entgegentrat. Mit Gewalt wollte fie ihn zwingen, die

Funkwinkel,

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Adele Schreiber   beschäftigte sich in ihrem Zyklus Bahn­brechende Frauen" nicht nur mit solchen, die bereits all­gemein bekannt sind, sondern sie verwandelte eine ganze Reihe wenig befannter Namen in lebendige Begriffe. Auch von Emily Hob. hoose, der der letzte Bortrag galt, werden bis dahin viele Funk­hörer faum etwas gemußt haben. Die Vortragende schilderte ein­bringlich das mutige Wirken dieser Engländerin, die von den Buren­friegen bis zu ihrem Tode im Juni 1926 unabläffig troß aller An­feinbungen und Berspottungen gegen Krieg und Kriegsgreuel fämpfte. Unter dem Titel 3ufall oder Befet" gab Re gierungsrat Dr. Berner Beifer eine Einführung in die Soziologie. Erkenntnis des Gefeßmäßigen in dem sogenannten Zu fall" ist ungeheuer wichtig, weil nur dadurch eine Sorrettur dieses Bufalls" möglich ist, Heilung des Uebels, nicht von der Ober­fläche her, sondern von der Wurzel. Der Abend brachte Berthold Brechts Lustspiel Mann ist mann", das auf der Sende bühne seine Berliner   Uraufführung erlebte. Als Sendespiel war es geschickt bearbeitet. Die Art, nuusitalisch untermalte Hör­bilder mit tnappen Untertiteln zu bieten, dürfte sich überhaupt für die Senbebühne als das Geeignetfte erweisen. Unter den Sprechern des Abends zeichnete sich Helene Weigel  , Frieda Richard  , Ernst legal   aus. Tes.

PPY

Der Todesfall in der Gitschiner Straße.

Völlige Aufklärung.

Das Städtische Nachrichtenamt verbreitet folgende Nachricht: Die gestern von einem Abendblatt gegebene Darstellung der Angehörigen über den Todesfall des Frl. Martha Kranert im Krantenhaus Gitschiner Straße ift, wie bie eingehenden Bernehmun gen ergeben haben, in den entscheidenden Puntien unrichtig. Frl. A. mußte genau, daß fie an einer Syphilis litt, und daß die jür sie bestimmten Einspritzungen Salvarsaneinspritzungen waren. Sie hat der Schwester gegenüber bereits im Januar ausdrücklich erklärt, daß sie über die Salvarsaneinfprigungen sehr froh wäre, dabei hat sie das Wort Salvarsan" selbst gebraucht. Als an einem Tage bis gegen Mittag die fällige Einspritzung noch nicht vorgenommen war, verlangte sie ausdrüdlich nach dem Arzt, den fie barum bat. Sie hat ferner der Schwester gegenüber den Wunsch ausgesprochen, im Krankenhaus zu bleiben und nicht in ein Leicht­frankenhaus verlegt zu werden, damit die Salvarsaneinspritzungen fortgesetzt werden könnten, weil sie fürchtete, die Salvarsantur würde in einem Leichtfrankenhaus nicht vorgenommen. Sie wollte außer­dem vom Arzt, wie sie der Schwester fagte, Angaben haben, wie viel Salvarsan sie erhalten hätte, damit sie nach ihrer Entlassung beim Kaffenarzt sich weiter mit Salvarsan behandeln laffen tönnic. Sie wußte auch genau, daß mit einigen Spritzen die Kur nicht abgemacht wäre, sondern daß sie die Kur wiederholen müſſe.

Die Ermittlungen haben, wie zusammenfaffend zu bemerken ist, als feststehendes Ergebnis gezeitigt:

1. Frl K. hat sich niemals gegen die Bornahme der Ein­fprigungen gefträubt, sondern sogar danach verlangt.

2. Frl K. wußte genau, daß das verwandte Mittel Salvarfan war und war sogar darüber unterrichtet, daß Kuren bei Syphilis  wiederholt werden müssen.

Die Frage, warum Frl. K. nicht auf eine Station für Ge schlechtstrante verlegt worden ist, ist dahin zu beantworten, daß auf Geschlechtsfrankenstationen nur Personen verlegt werden, deren Krankheit sich im ansteckenden Stadium befindet. Die dem hinzu gezogenen Facharzt und dem behandelnden Arzt in den Mund ge

legten Aeußerungen find von ihnen niemals getan worden.

Das Krankenhaus im Grünen". Sanatorium Birkenwerder   als Hilfskrankenhaus der Stadt.

Das Sanatorium Birkenwerber, bas im Privatbesitz ift, aber( wie im Borwärts" schon gemeldet wurde) jezt von der Stadt Berlin   zur Unterbringung ihrer Kranten mitbenugt wird, ist bereits ziemlich voll belegt. Die Anstalt murde auf Einladung des Hauptgefundheitsamtes der Stadt am Frei­tag von Mitgliedern der städtischen Gesundheitsdeputation und von Bertretern der Presse besichtigt.

Brofeffor Hoffmann, Direttor im Hauptgesundheitsamt, gab den Gästen einige Erläuterungen über den Zweck der Anstalt. Die Stadt hat in diefem seit längerer Zeit bestehenden und gut eingerich teten Sanatorium 100 Betten gemietet, meil die Bettennot der städtischen Anstalten sich immer fühlbarer gemacht hatte und rasche Abhilfe forderte. Sie will darin Beichttrante unterbrin gen, die nicht an anstecenden Krankheiten leiden, auch Genesende, die noch der Schonung bedürfen. Die von Bewohnern Birkenwerders geäußerte Befürchtung, daß die Anstalt zu einem Krankenhaus für Schwer Lungenfrante gemacht werden soll, ist unbegründet, und un nötig war die Verwahrung, die der an der Besichtigung teilnehmende Gemeindevorsteher von Birkenwerder   gegen eine elma bestehende Absicht dieser Art einlegen zu sollen meinte. Der Name ,, Kranten. haus   im Grünen", den Professor Hoffmann dem Sanatorium gab, scheint uns bei der günstigen Lage an schönem und ausgedehntent Riefernwald sehr treffend. Nervöse werden hier Ruhe und Wald.  luft finden, die als wertvolle Unterstützung der Heilbehandlung dienen werden. Die Anstalt liegt etwa eine Biertelstunde von der Eisenbahn­haltestelle Birkenwerder   entfernt, so daß sie von Genesenden zu Fuß erreicht werden kann. Für Krante soll, wie Sanitätsrat Dr. Frant, der Direttor des städtischen Rettungswesens, mitteilte, ein Irons. port mit Automilomnibus eingerichtet werden. Bei der Besichtigung der Anstalt fanden unter anderem die reichlich vor handenen Bandelhallen die Bewunderung der Gäſte. Mutter und Kind in den Tod.

Eine Familientragödie ereignete sich gestern nachmittag in dem Hause Flensburger Straße 5 zu Moabit  . In Abwesenheit ihres Mannes öffnete die 31jährige Frau Gertrud Neuen. borf sämtliche Gas hähne in ihrer Wohnung und erwartete zusammen mit ihrem neunjährigen Sohn Werner den Tod.

Der Ehemann, der Maschinenmeister Gustav Neuendorf, tehrte nachmittags gegen 4 Uhr vom Dienst heim. Als er die Woh­mungstür auffchloß, tam ihm starter Gasgeruch entgegen. Als er das Schlafzimmer betrat, fand er in den Betten liegend seine Frau und seinen Sohn in dem völlig mit Gas gefüllten Raum leblos vor. Er benachrichtigte sofort die Feuerwehr, die nach furzer Zeit eintraf und Wiederbelebungsversuche mit Sauerstoff anstellte, die

ohne Erfolg blieben. Beide Leichen wurden beschlagnahmt und milienamiftigteiten zu suchen sein. dem Schauhaus zugeführt. Der Grund zu der Tat dürfte in Fa

Eine Zeichen- und Handarbeitsausstellung veranstaltet am 19., 20. und 21. März die 149. Schule, Bergmannstraße 28/29. Jnnerhalb Dieser Ausstellung werden auch net arbeiten einer 8. Ralie gezeigt. Die Ausstellung soll teine Schau von Höchstleistungen bes Beichen und Handarbeitsunterrichts darstellen. Die Schule will durch Diese Ausstellung nur zeigen, zu welchen Ergebnissen der gesamte Zeichen und Handarbeitsunterricht in diesem Schuljahr auf allen Stufen gekommen ist. Die Ausstellung ist im Zeichenfaal ber 149. Schule bei freiem Eintritt geöffnet, und zwar Sonnabend, den 19. März, von 5-8 Uhr; Sonntag, den 20. März, von 2-5 Uhr; Montag, den 21. März, von 2-7 Uhr. Die Eröffnungsfeier ist am 19. März, pünktlich 5% Uhr.

Freireliciöse Gemeinde. Sonntag vormittags 11 Ubr. Tappelallee 15, Bortrag des Herrn E. Himmel: Beethoven  . Zur Borführung gelangt die

Sinfonia eroica. Gäste willfommen.

( Machdr. verb.). Treden und meint heiter, am Tage mäkig warm, Nacht Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berfin und Umgegend Für Deutschland  : Nur in Westdeutschland starte Bewölkung und strichweise Niederschläge, fonft Fo: tbestand des trockenen Hochdrudwetters.

froitgefahr.

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Forman

einfachstes mittel gegen Schnupfen wirkt frappant!