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Unterhaltung unö ÄVissen

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Wo ist öer Scheuerkoööer her! Von Stefan Lipinski. Bevor wir uns mit der Frage beschäftigen, wo er her ist, müssen wir es uns schon des besseren Verständnisses wegen gefallen lassen, Pvei Erklärungen entgegenzunehmen, die aber beide sehr kurz und bündig fem sollen, Also Scheuerkodder ist in Ostelbien die Bezeichnung für Auf- Wischlappen. 5>u der zweiten Erklärung muß ich allerdings schon ein weniz weiter ausholen. Fn den deutsch - polnischen Sprachgebieten herrschte vor dern iege eine künstlich geschafiene gegenseitige Feindschaft, die sich unter anderem durch gegenseitige wirtschaftliche Boykottierung be- merkbar machte und in manchen kleinen Landstädten, wo einer den andern genau kennt, sehr scharf durchgeführt wurde. Die Leid-! tragenden waren besonders die Geschäftsleute und Handwerker in beiden Lagern, die aber, wollten sie nicht der allgemeinen Nicht- achtung versallen und als lleberläufer und Verräter gelten, keine Viien? verziehen dursten. Wie viele ovn chnen gingen dabei wirt- ichaftltch zugrunde oder mußten, wenn sie bestehen wollten, eine Ge- finnung heucheln, die sie vielfach gar nicht besaßen. Nachdem durch diese Erläuterungen der Rahmen für unsere Er- Zahlung in aller Eile gezimmert ist, wollen wir nun daran gehen, das Bild selbst zu zeichnen. Bei Nastemskis war Geburtstagsfeier. Sie waren ein reichgewordencs Bäckermeistcrehepaar, das sich in dem Kreisstädtchen zur Ruhe gesetzt hatte. Eben hatte man Abendbrot gegessen und Frau Nastemski war Vit ihrer Busenfreundin, der Kauimannsgattin Zapierek, deren Mann das Schnittwarengcschäst am Markt hatte, zu einem vertraulichen fiaissch in der Küche verschwunden, als letztere auch schon wieder in das Wohnzimmer hereingerauscht kam mit einem Gesicht, aus dem man den ganzen Schmerz der Welt hätte herauslesen können. Zwar die Männer merkten das gor nicht, denn sie saßen in einer Ecke des Zimmers in blaue Tabakwolken gehüllt und spielten Karten. Und wenn sie was gemerkt hätten, dann würde sich auch iciner was draus gemacht haben, denn sie kannten schon die ,Za- pleceksche" und wußten, daß die sich niemals glücklicher fühlte, als wenn sie etwas gesunden hatte, woran sie Anstoß nehmen konnte, Ganz anders die Frauen, die Strümpfe strickend und Decken bakelnd an dem Sosatisch herum saßen und denen gerade der Ge> sxrochsstosf ausgegangen war, Ihr in solchen Dingen unfehlbarer l?nstinlt sagt ihnen sofort, daß ein Skandal im Entstehen war, der Raftemsk,'? betreffen würde und wie gierige Habichte schössen ihre Blicke aus die Pani Zapiecek, die aber gar nicht daran dachte, sich , etwa wie eine scheue Taube zu benehmen und vor den Habichten zu iliehen. Da Pani Nastemski noch nicht da war, benutzte sie schnell die Gelegenheit und teilte der aufmerksam das Ohr hinhaltenden Nachbarin das Geheimnis, das fürchterlich«, mit: Nastemski's kaufen beim Kaufmann Drescher," vr.... Jawohl, beim Kaufmann Drescher. Eben habe ich einen Scheuerkodder in der Küche gesehen mit roten Streifen, den nur .Kaufmann Drescher führt. Mein Mann hat solch« mit blauen Streifen, und sonst hat hier in der ganzen Stadt kein Mensch solche ' Sachen zum Rerkaus." Aber da? ist ja ganz unmöglich, so was haben sie doch früher n cht gemocht." Gehen Sie in die Küche und sehen Sie sich das an. lieber einen Eimer da hängt der Lappen und morgen früh können sie sich davon überzeugen, daß Kaufmann Drescher dieselben Lappen in seinem Schaufenster hat." Sie tuschelien, sie flüsterten, ihre Mienen wurden immer«m- pörter und entsetzter und als mit einem Male Pani Nastemfka ins Zimmer trat, fuhr olles auseinander. Einige setzten sich bolzengerode bin und guckten die Decke an, als wenn dort die interessanteste Laud- schaft wäre, auf der anstatt der Fliegen lauter Kühe spazieren gingen. Andere begann mst einem Eifer und einer Gcjchwindigteit an ihrer Handarbeit herum zusticheln, daß man gar nichts mehr von ihren Händen zu sehen bekam, sondern nur noch ein blitzschnell sich um sich selbst bewegendes Knäuel von Fingern, Wolle und glitzernden .Radeln. Das sonderbarste ober war, daß die Domen unter allen möglichen Borwänden einzeln oder zu zweien verschwanden und dann jedesmal noch um einige Grad steifer und zurückhaltender wiederkamen, denn sie alle mußten leider die traurige Tatsache fest- stellen, daß wirklich-und wahrhaftig in der Küche ein rotgestreifter Scheuerkodder lag. Er war etwas naß und lag deswegen aus- gebreitet auf einem Eimer so, als ob er da hingehörte. Es war ein Skandal und die Pani Kwokowfka, die besonders zart besaitet war und als letzte wieder ins Zimmer trat, konnte ein halblautesPfui, wie abscheulich" nicht unterdrücken. Nun wars aber genug. Josef", trompetete Pani Nastemska, die mst wachsendem Er- staunen das sonderbar« Benehmen ihrer Gäste beobachtet hatte und mit hochrotem Kopf, wie ein ausgepusteter Blasebalg dasaß. Josef, das Kartenspielen hört jetzt auf. unsere Gäste wollen nach Hause." Diesen Ton kannte Pan Josef Nastemski zu genau, um auch nur einen Moment zu zögern. Er wußte, dos bedeutete nicht Sturm, sondern Orkan. Ohn- sich zu besinnen, warf er mitten im Spiel die Karten hin und eilt« hinaus, um nach Siasia, dem sünfzehniährigcn Dienstmädchen zu rufen, damit sie den Gästen beim Anziehen Hessen kamst«. Das war-in eigenartiger Aufbruch, den wir aber nicht weiter schildern wollen, sondern es dem Leser überlassen, sich ihn aus- zumalen Es muß jedoch der Genauigkeit halber noch erwähnt werden, daß der Schnsttwarenhändler Pan Zapiecek den zweitgrößten Aerger nach Hause trug. Den ganzen Abend war er während des Spiels vom Pech verfolgt und jetzt endlich hatte sich das Blättlein gewendet. Er wußte auch gleich, wem er den plötzlichen Abbruch zu verdanken hotte, denn er kannte doch seine Frau. Was mochte die nur wieder eingerührt haben. Na warte Freundchen, laß uns erst nach Hause kommen. Nun folgten unangenehme Tage und Wochen für Pan Nastemski und Frau. Immer weniger Bekonnte grüßten und sprachen mst ihnen. Immer mehr wurden sie isoliert, ohne daß sie erfahren konnten, warum dieses geschah Bis endlich Pan Zapiecek ein mensch- liches Erbarmen für seinen Freund fühlte und ihn auf die Spur brachte. Wo war der Scheuerkodder her." Eine eingehende Untersuchung, die nun sofort durchgeführt wurde, ergab, daß tatsächlich Stasia den Scheuerkodder vom Kauf-

mann Drescher geholt hatte, weil sie zu faul gewesen war, den etwas weiteren Weg bis zum Kaufmann Zapiecek zu laufen, und sich so einfach gedacht hatte,Scheuerkodder" istScheuerkodder". Versteht sich, daß es nicht so einfach war, die Schuldige zu diesem Geständnis zu bringen. Nein, sie stritt auf Tod und Leben, bis man Pan Zapiecek herbeiholte, der ihr ins Gesicht sagte, daß er gar keine rotgestreiftcn zu verkaufen habe. Unter der Lost dieser Beweise und nachdem ihr die große Sünde des Lügens eindringlich vorgehalten wurde, brach Stasta dann doch heulend zusammen und bekannte ihre Untat. Run wurde ein Ehrengericht einberufen, welches, wie Pan Nastemski schon erfahren hatte, ihn zwar wieder für einen Ehren- mann erklären, aber ihm doch immerhin einen Tadel ausspreche» sollte, schon mit Rücksicht darauf, daß die Deutschen in dem Städtchen triumphierten und in dem olle zwei Tage erscheinendenGeneral-

.Beredsamkeit scheint seine starke Seite nicht zu sein." O dacht Beredter als er konnte man wohl kaum über das Wichtigste schweigen!"

anzeiger" ein entsprechender Leitartikel erschienen war. mit der fetten Ueberschrift:Der Zusammenbruch der Polen ." Mein Gott, man war dach in einer Kleinstadt und konnte, be- sonders wenn man In solch wichtiger Sache interessiert war. sich mit Leichtigkeit über die Meinung des einzelnen informier««. Der zu erwartend« Tadel wunnte Pan Nastemski. Nun kam ihm aber einer zu Hilfe, der hier in dieser Geschichte überhaupt noch nicht erwähnt ist. Gott Amor. Natürlich," ruft da der erbittert« Leser höhnisch dazwischen, Liebe und Schmalz, Gott erholl'»-"? So sehr ich diese Erbitterung verstehen kann, muß ich aber doch schließlich, wen» ich bei der Wahrheit bleiben will,' alles so erzählen, wie es sich zugetragen hat. Also der Verkäufer de» Herrn Drescher und Nastemskis einzige Tochter liebten sich. Wehe, wenn das jemand außer ihnen gemerkt hätte, denn er war doch Deutscher und sie Polin. Nun wußten sie beide natürlich genau so von dem Kummer ihres Papas, wie es die ganze Stadt wußte. Der Verkäufer wußte aber noch etwas mehr. Er wußte nämlich, daß sein Chef den Posten rotgestreifte Scheuerkodder außerordentlich billig von einer polnischen Engros- firma aus Danzig gekaust hatte. Dort war der Scheuerkodder her. Mit Hilfe dieses Geheimnisses hoffte der Jüngling die Evern seiner Braut, welch« mit diesem Plan durchaus einverstanden war, für sich zu gewinnen. « In der Ehrenratssitzung wurde Pan Nastemski, al» er nachwies, wo der Scheuerkodder in Wirklichkeit her war, glänzend freige- sprachen. Der polnische Teil der Stadtbevölkerung triumphiert«, Kaufmann Drescher dagegen wurde von seinen Stanmesg«nassen boykottiert und imGeneralanzeiger" erschien unter der Ueberschrift Niedergang der deutschen Sitten" ein langer Artikel. Bei Nastemski» wurde Verlobung gefeiert, denn der Kaufmann Drescher hatte seinen jungen Mann" hinausgeschmissen, der jetzt ol» Märtyrer für die polnische Sache mit ossenen Armen aufgenommen wurde. Aber nicht lang« dauerte die Freud «, denn der Drescher war ein Fuchs und hatte es herausgebracht, daß die Danziger polnische Firma die Scheuerkodder aus Lodz von einem deutschen Fabrikanten bezogen hatte. Dort war der Scheuerkodder her. Darauf große Wut und Empörung bei den Polen und imGe- neralonzeiger" erschien diesmal ein Artikel mst der Ueberschrift: Polnische Gewissenlosigkeit". Jetzt fuhr Pan Nastemski noch Lodz , um Erkundigungen emzu- ziehen und kam mit der Feststellung zurück, daß in der betreffenden Fabrik in der Mehrzahl polnische Arbeiter beschäftigt wurden. Da aber die Deutschen wie die Polen diesem Resultat ungescihr mit derselben Fassung wie dasKind vor dem Dreck" gegenüber- standen und. kurz gesogt, nichts darntt anzufangen wußten, be schlössen beide Parteien(das heißt jede für sich natürlich), zum Aus- gangspunkt zurückzukehren. Nach wie vor kauften sie ihr« Scheuerkodder und ander« Ding« der Deutschen beim Deutschen und der Pole beim Poleck und hüteten sich für die Zukunft vor weiteren Nachforschungen.

Nächtlicher Besuch. (Ein Erlebnis aus den Kapp-Tagen.) Bon polizeioberst a. D. Haas E. Lange. In der Nacht vom IS. zum 16. März 1920 war ich in Wismar . Gegen 12 Uhr tlinaelte«s stark in meiner Wohnung. Mein« Frau, die noch auf war, trat auf den Balkon und sah an der Haustür einen Mann stehen der ihr zurief, er müsse unbedingt in die Woh- nung, den Oberst Longe in einer äußerst wichtigen Sache sprechen. Seinen Nomen wollt« er nicht nennen. Nach kurzem Zögern ließ meine Frau den nächtlichen Besucher, der ihr völlig unbekannt war, herein, erklärte ihm, daß ich nicht da sei, er könne ja aber auch ihr mitteilen, worum es sich handele. Der Fremde schien zu bezweifeln, ob ich wirklich obweiend war. In etwa einer Stunde würde ein Reichswehrtomnuindo eintrefsen. um mich iestzunehmen. Sollte ich doch in der Wohnung sein, könne er nur d' ingendst raten, mich auf der Stelle zu entfernen. Meine

veiloge des vorwärts

Frau dankte dem edlen Manne, der, ungenannt, sich wieder empfahl. Es schlug eins, und kurz darauf hörte man schwere Stiesel über das Straßenpflaster poltern. Halt vor meiner Tür. Dröhnend« Schläge dagegen. Meine Frau öffnete. Ein Leutnant und mehrere Unteroffiziere, die richtigen Gesichter, drängten an ihr vorbei die Treppe hinauf in die Wohnung. Wo ich sei? Befehl von der Brigade mich zu verhaften.Nicht da? Dann müssen wir«in« Durchsuchung vornehmen." Alles bewußt brutal vorgebracht und wesentlich unterschieden von dem, was meine Frau bisher im Um- gang mit Offizieren gewohnt war. Die Wohnung wurde durch- stöbert. Die Schlafzimmer meiner erwachsenen Töchter peinlichst durchsucht. Mein« Frau, empört über die Art und Weise, warf dem Leut- nant ins Gesicht: Bor einem Jahr erst habe sie in Saarbrücken . wo man gerade mit den deutschen Offiziersfamilien nicht allzu sanft umgegangen wäre, mehrere Haussuchungen durch französische Ossi- ziere über sich ergehen lassen müssen. So brutal wie jetzt, sei es dabei nie hergegangen. Die Antwort des Herrn Leutnants verdient wörtlich aufge.zeichnet zu werden:Seien Sie froh, wenn Ihnen nicht noch ganz etwas anderes passiert." Man hatte also den richtigen Mann ausgesucht. Hoffentlich ziert er nicht heute noch die Reichswehr . Aber die Liebesmüh war umsonst. Ich war wirklich nicht da, und die Helden mußten ihre Gewehrläusc kalt wieder in die Kaserne zurückbringen. Noch drei Wochen das Nachspiel. Kapp war lange schon in Schweden , Lüttipitz entwari Pensionsgesuche und Ehrhardt umgirrte die Prinzessin Hohenlohe, da erhielt ich den Auftrag, ein Spitzel- bureau auszunehmen, dos einer von Lettows Helfern, der General- stabshauptmann o. Specht in Schwerin , eingerichtet hatte. Der Leiter dieses Bureaus war ein Kapitänleutnant a. D. Liedtke. Der Schlag gelang. Herrn Liedtke war dos natürlich sehr unangenehm, und am NactMittag fand er sich in meiner Wohnung ein und barmte um gut Wetter. Ob es denn gar nicht ginge, daß die Sache nicht an die große Glocke käme. Ich bedauerte, das hinge nicht von inir ob. Er ließ aber nicht locker: schließlich habe er mir doch ein- mal einen ganz außerordentlich großen Dienst erwiesen. Nanu, Sie mir? Ich kenne Sic doch gar nicht."Das wohl," meinte der Herr Kapitän,aber wenn Sic Ihre Frau Gemahlin hereinrufen, Sie wird mich erkennen." Ich rief, und siehe da, es stellte sich heraus, Herr Liedtke war jener nächtliche Besucher und edle Warner. Mein Erstaunen war groß, und ich erlaubte mir die Frage, was ihn, der im Dienste des Generals v. Lettaw stand, eigentlich zu soviel Edelmut veranlaßt habe. In Gegenwort meiner Frau erfolgte wortwörtlich diese Ant- wort:Die Brigade hatte so Ungeheuerliches mtt Ihnen vor. Dos wallte ich verhüten." In der Tot hatte es sich aber gar nicht um Edelmut gehandelt. sondern um ein ganz abgefeimtes Bubenstück. Nicht warnen wollte mich der edle Ritter, sondern aus der Wohnung herauslocken. Ich hatte längst schon feststellen können, daß.zu jener nächtlichen Stunde, als Herr Liedtke sich bei meiner Frau einfand, das Straßenviertel rings um mein« Wohnung herum von Reichswehrposten besetzt war. Wäre ich also zu Hause gewesen und der Warnung gefolgt, würde ich unter allen Umständen den bereitgestellten Häschern in die Arme gelaufen sein. Was auch der Zweck der Uebung fein sollt«. Mm, hätte später sagen können: Schssn festgenommen, als er im Begriff war, zu fliehen... Wie erklärlich also der Fluchtversuch, als dann die Gewehre krachten... So sehr herzlich verabschiedete ich Herrn 'Liedtke bei seinem zweiten Besuche nicht. In einer Beleidigungsklage, die nach Jahr und Tag der General v. Lettow in Halle gegen den SPD. -Redakteur Kasparek angestrengt hatte, konnte ich als Zeuge mit Genehmigung meiner vorgesetzten Behörde folgendes Schriftstück vorlegen: Reichswehrbrigadekommando 9 Abtlg. la/III Nr. 980 Schwerin, 15. März 1920. Haftbefehl. Auf Grund des Erlasses usw. wird gegen den Rittmeister R. Görries(von der Sicherhettspolizei) die Hast angeordnet, weil sie in Abwendung einer Gefahr für die Sicherheit des Reiches erforderlich ist. Gegen diesen Haftbefehl steht dem Berhasteten das Rechts- mittel der Beschwerde beim Reichsmilitörgericht zu. Gründe: Berhetzung, außerdem, weil er dringend verdächtig, an feindlichen Handlungen gegen die Reichswehr teilgenommen zu hoben. Der Militärbefehlshaber: gez.: Lettow, Generalmajor. Sturmschule Roßbach. Wurde in dem Augenblick verhostet, als er gerode seine Woh- nung verlassen wollte. Fluchtversuch auf Anruf, halt, Hände hoch. Verhaftender Offizier hatte Versager in seiner Pistole." Also davon hing es ab, ob man noch in die Lage kam, gegen die Berhaftung das Rechtsmittel der Beschwerde«inzulegen, daß die Patrone tn der Pistole versagte, vielleicht auch der verhaftende Offizier ausnahmsweise mal«ine gutmütige Regung hatte. Immer- hin: dann mußte er sich mit einem Versager rechtfertigen. Auch der Nachfolger dos Generals v. Lettow oder vielmehr dessen neuernannter Generalstabsofsizier v. C. konnte sich von dem bewährten Kapitänleutnant Liedtke so schnell nicht trennen. Erst als ich persönlich beim Reichswehrminsster Geßler vorstellig wurde, ver- schwand Liedtke aus Schwerin . Aber wo mag er jetzt seinenLaden" wieder aufgeschlagen haben?

wie Edgar Allan Poe den Atlanttschen Ozean überfliegen keß. Pinedo» Flug über den Atlanttschen Ozean gibt demPetit Journal" Veranlassung, an einenOzeanflug" vom Jahre 1838 zu erinnern. Damals lagen die Dinge so, daß Amerika eines schönen Tages der festen Ueberzeugung war, der Atlantische Ozean sei soeben über- flogen worden. Es war nur ein Traum, aber ein Traum, der dem genialen Kopfe eine» außerordentlichen Mannes entsprungen und so geschicktaufgemocht" war, daß alle ihn für lautere Wahrheit hielten. In derNew Port Sun" war plötzlich mit sensationeller Ueberschrift die Nachricht erschienen, daß ein Lenkballon,Victoria " geheißen, in England ausgesttegen sei und noch fünfundsechzigstündiger Luftfahrt die Sullivaninsel erreicht habe. Ein Berichterstatter des Blattes, der sich zufällig auf der Insel befunden haben sollte, gab über den Ballon, über die Passagiere und über die Fahrt und die Landung so genau«, so wahrscheinlich klingende Einzelheiten, daß niemand an der Wahrheit der Schilderung zweifelte. Die Meldung erfüllte die gesamten Vereinigten Staaten mit hoher Begeisterung, aber schon am nächsten Morgen war der Begeifterungsrausch vor­über, denn die Wahrheit war über Nacht an den Tag gekommen: auf der Sullivaninsel war auch nicht die Spur ein«? Ballons zu finden; die ganze Geschichte war eine Mystifikation, eine sette Ente mit mächtigen Flügeln, und olle Weli lochte darüber. Der Autor des Scherzes war Edgar Allan Poe , der große amerikanisch: Dichter, der kurz vorher in� die Redaktion derNew Park Sun" eingetreten war und dort mit einem Meisterstreich debütieren wollte Aber Schriftsteller, die Phantastisches schildem, sind schon mehr als einmal Propheten gewesen man denke nur an Iule» Derne , und Poe hat damals nur vorausgesehen, was heute die ganze W:lt sieht und glauben darf, ohne eine Enttäuschung befürchten zu müssen.