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Genosse Severing spricht im Landtag.

Abrechnung mit der Volkspartei.

In der Donnerstagsigung des Landtages wurde nach debatte. lofer   Annahme einiger fleinerer Borlagen die Generaldebatte über den Innen etat fortgesetzt.

Innenminister Grzesinski  :

Herr Baeder hat wieder die Fälle Biting und Olympia  behandelt. Ich bin nicht schuld daran, daß der Staatsgerichtshof noch nicht geurteilt hat, aber ich würde in ähnlichen Fällen wieder genau so handeln. Beim angeblichen Gegensatz zwischen Preußen und dem Reich sehen die Herren von der Rechten Gespenster. Wenn der Reichsminister und der preußische Minister des Innern sich im Rahmen ihrer Zuständigkeit halten, tann es gar feine Konflitie geben. Nur müssen sich die Herren der Rechten nicht einbilden, daß wir in Preußen, weil sie in der Reichsregierung fihen, Berfonal politik nach ihren Wünschen machen. Den Zahn lassen Sie sich mal ziehen.( Heiterkeit und Sehr gut! links.) In Preußen geht alles weiter seinen Weg zur Gestigung der Republit im Dienste des Boltes.( Sehr gut! links.) Die ungeheure Mehrheit des preußischen Boltes sieht nur in der Republit Recht, Ruhe und Ordnung ver­bürgt.( Lachen rechts!) Den Herren Deutschnationalen hätte die Klugheit verbieten follen, diese Heiterkeit an den Tag zu legen. ( Sehr gut! fints.)

Die preußliche Schuhpolizei rüftet nicht zum Kampf gegen die Reichsmehr. Die preußische Schutzpolizei ist lediglich Erefufiv­organ der preußischen Republit, und ich habe feinen Anlaß, anzunehmen, daß die Reichswehr   sich gegen die Republik   ge­brauchen laffen wird.

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Leider haben irrige Erwartungen der Behrverbände in diefer Beziehung den guten Ruf der Reichswehr   geschädigt. Die Theorie, daß Staat und Staatsform nicht das gleiche feien, hätten die Konservativen von 1913 ficher nicht vertreten. Im Genensaz zu Ihnen üben wir weitestgehende Toleranz. Aber Polizeioffiziere und politische Beamte müssen als besonders hervorragende Träger der Staatsautorität eine lebendige staatsbejahende Ein stellung zum Staat haben. Beim Landrat Rosenstiel in Antiam habe ich das eben vermißt. Weiter muß der politische Beamte das Geschick besiken, mit der Bevölkerung gut auszutommen, er darf nicht, wie der Regierungspräfident Stölzel in Rassel mit dem ganzen Provinziallandtag in Konflikt geraten.

Im übrigen steht die Republik   und ihre Einrichtungen fest. und wir ersehen weit und breit nicht die geringste Gefahr eines Umsturz­versuches.( Sehr wahr! links.) In der Frage der Verwaltungss reform hat Herr von Richter mit der Ueberheblichkeit, die sein wichtigstes politisches Handwerkszeug ist( Sehr gut! lints.), mir fede Kompetenz abgesprochen. Warum hat er denn als Finanzminister von 1921 bis 1924 die Verwaltungsreform nicht durchgeführt, da er doch Mitchef der allgemeinen Verwaltung war? Ich werde keine Arbeit in Angriff nehmen, die feine Aussicht auf Erfolg bietet.

Ich werde zunächst den Beamtennachwuchs reformieren und hoffe, in absehbarer Zeit die einheitliche Ausbildung der Gerichts­und Verwaltungsreferendare herbeiführen und auf diesem Wege zu einer besseren Auswahl des Nachwuchses für die Verwaltung gelangen zu fönnen.( Bravo  ! linfs.)

Abg. Kilian( Komm.): Die innere Berwaltung Preußens bes meist am besten die Schädlichkeit jeder Koalitionspolitik für die Arbeiterklasse. Die Reaktion wird überall begünstigt, Kommunisten werden vielfach nicht bestätigt, und die Aufsicht über Städte und Gemeinden wird im reaftionören Geiste geführt.

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Die Wahrheit über den Küstriner Butsch.

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Der Fall Kendell.

insbesondere einer ausdrücklichen Anweisung der vorgesezten Dienst.| Damit gebe ich meine Politik der Großen Roalition nicht behörde.( Minister Grezinffi überreicht dem Redner einen Zettel. preis. Aber ich habe bemerkt, daß die Deutsche   Bottspartei für ein -Unruhe rechts. Zurufe: Bestellte Arbeit!) Ich werde Ihnen zu politisches Zusammenarbeiten um fo zugänglicher ist, je mehr man Ihrer Beruhigung das geheime Dossier des Herrn Innenministers fie entbehren fann.( Große allgemeine Heiterfeit.) Vielleicht lernt vorlesen. Es lautet: Reichsfangler marg hat sich berichtigt! die Boltspartei wenigstens in den nächsten beiden Jahren etwas ( Schallende Heiterkeit links.) In der Tat hat Herr Marr in der dazu. Im Reichsfabinett find Sie doch bereits an die Germania  " erklärt, er habe nicht die Absicht gehabt, die Bc Band gedrückt, daß Sie quietschen. Im Reich baben amten anzugreifen, die Kapp Widerstand geleistet hätten. Aber Sie doch die leitenden Bosten rein nach dem Parteimitgliedsbuch damit ist nichts gebessert. ohne jede Rücksicht auf fachliche Tätigkeit vergeben; ich erinnere nur an den Reichsverfehrsminister.( 2bg. Stendel: Ein glänzender Fachmann!) Ach, Sie meinen wohl Herrn Dr. Krobne? ( Große Heiterkeit. Zuruf bei der D. Bp.: Herrn Koch- Düsseldorf. fönnen Sie uns doch nicht zum Borwurf machen!( Erneute Heiterkeit!)

Meuterei bleibt Meuterei, auch wenn sie ein General begeht. Und Hochoerrat bleibt Hochverrat, auch wenn der stellvertre fende Regierungspräsident den Landrat von Reudell dazu auf­fordert.( Stürmische Zustimmung links und in der Mitte!) Die fogenannte Gehorsamspflicht spielt ja auch in den eme mordprozessen eine Rolle. Herr von Senden hat erft in diesen Tagen wieder ausgesagt, wenn ein Befehl vorliege, fönne man Berräter auch umbringen. Demgegenüber muß die preu­Bische Regierung allen Beamten Klarmachen, daß eine Verlegung des Diensteides durch keine Anweisung eines Borgesetzten gededt wird. Das war die Auffassung, die im Jahre 1920 für Preußen ber Abg. erotb, für das Zentrum im Reiche die Abgeordneten Trimborn und Buriage ausgesprochen haben. Ich glaube, darin ist sich auch heute die ganze Zentrumsfraktion einig.( Sehr wahr! im Zentrum.)

Im allgemeinen find die Klagen über die Personal­politik immer spärlicher geworden. Um etwas Neues vorzuiragen, hat Herr Ba e der gestern wieder die alten Storch­geschichten aufgewärmt.( Heiterfeit.- Gemeint ist der sozialdemokra fische Landrat Storch!) Er wollte wohl den Grundsay aufstellen: trickst du meinen Rosenstiel, zwid' ich deinen Storch.( Große Heiter. feit.) Herr Baeder hat dem neuen Innenminister meinen Erlaß pon 1923 norgehalten, der den Beamten Achtung auch vor der alien fchwarzweißroten Fahne vorschreibt. Er hat gesagt, das hätten mir die Deutschnationalen hoch angerechnet. Leider habe ich als Minister nichts davon gemerkt.( Heiterkeit.) In jener Zeit der Seperatisten und der Bedrohung des Ostens wollte ich den Flaggenstreit mildern. Wenn jetzt die Deutschnationalen Achtung vor den Symbolen der Republit geschworen haben, tann diefes Biel lecht erreicht werden. ( 3uruf bei den Komm.: Unverbesserlicher Optimist!) Ohne einen gewissen Optimismus, Herr Killan, soll man es heutzutage sogar in der Kommunistischen Partei nicht aushalten können.( Schallende Heiterfeit.)

Zwischen dem preußischen Innenminifter und dem Reichsinnen­minister haben ernsthafte Reibungen niemals bestanden. Herr Dr. Jaenide ist in die preußische Staatsverwaltung übernommen worden auf ausdrücklichen Wunsch des Auswärtigen Amtes mit Kenntnis des Reichspräsidenten Hindenburg.  ( Hört, hört!) Bereits im Jahre 1920 hat Reichsinnenminister Dr. Koch erklärt, daß er mit dem preußischen Innenminister harmonisch zujammen arbeite.( 3uruf rechts: Natürlich Roch!) Ich hätte mich fogar mit Ihnen vertragen, Herr von Richter, wenn Sie Reichsinnenminister gewesen wären, es ging ja auch mit Herrn Schiefe. Gewisse Reis bungen bestehen zwischen den beiden Finanzministern, auch wenn sie Reinhold und Höpfer- Aschoff heißen. Selbst der preußische Wohl fahrts. und der Reichsarbeitsminister geraten manchmal in einen Gegensaz, aber mit den Parteigegenfäßen hat das nichts zu tun. Eine solche Infongruenz besteht auch zwischen Reichswehr  und politischer Bolizei. Sie wird folange bestehen, als die Reichswehr   staatsgefährliche Eigenmächtigteiten einzelner Offiziere nicht energisch zurüdweist. Der Schleter über die Fememorde ist ja lebt gelüftet, ich fann also fprechen.

Bei den Dingen in Küffrin und Spandau   handelte es sich nicht um Arbeitskommandos, sondern um die planmäßige Bor­bereifung eines Putsches.

wehrminifterium unberücksichtigt blieben, habe ich mich an den Da im Sommer 1923 meine Borstellungen dagegen beim Reichs Reichspräsidenten Ebert gewandt, und dieser hat dem Auflösung der zusammengezogenen Truppen zu forgen. Reichswehrministerium die Auflage gemacht, für schnelle

Aba. Riedel( Dem.): Die Deutschnationalen fordern Gesinnungs.  freiheit für alle. Aber wo ein fozialdemokratischer Beamter oder aar Minister figt, wird er angegriffen. Sie fordern Dufbfamfeit. Aber jeder republikanische Beamte wird bontottiert. Sie tlagen über Bergewaltigung. Aber noch sind die deutschnationalen Be­amten in der Berwaltung in der Mehrheit. Hingegen finden es die Deutschnationalen ganz in der Ordnung, wenn ein republi­kanisches Gericht die Republik   zur Zahlung einer hohen Pension Herrn Baeder als Monarchisten bekannt. Aber wo ist ihr an Hochverräter swingt. Die Deutschnationalen haben sich durch Monarch? Herr Baeder will die Rechtmäßigkeit der Berfassung ..eigentlich nicht ganz" bejahen. Danach fann er beliebig bejahen oder verneinen Aber die Hauptsache bleibt: das Junter. regiment ist in Preußen ein für allemal unwider­ruflich vorbei. Die Weimarer Koalition wird dafür sorgen, daß in Zukunft in Preußen nicht der Adel der Geburt, sondern der Adel des Geistes und der Arbeit regiert.( Bravo  ! links.) Das Staatsministerium ist mit der Sache niemals Abg. Schön( Bp.): Das alte Regime war nicht unduldsam. befaßt worden, alle einschlägigen Anordnungen habe ich allein ge Scheidemann   ist doch schon in der Kaiserzeit Staatssekretär getroffen. worden.( Lachen lints.) In den Gemeinden herrscht ungeheure Mißwirtschaft. Die Hausbefizer werden an den Bettelstab gebracht.

Abg. Severing( Soz.):

Zunächst ein Wort zur Berwaltungsreform. Bere gleicht man die Erklärungen der politischen Parteien mit den bisher in dieser Frage erzielten Erfolgen, so fann einem speiübel werden. Seit sieben Jahren hat die Regierung Barlage um Borlage aus gearbeitet, zustandegekommen ist nichts. Im Jahre 1924 habe ich im Landtag eine fleine Verwaltungsreform vorge schlagen, weil wir schon im Hinblid auf Hannover   und das beseite Rheinland- Westfalen vorsichtig fein mußten. Auch diese Borlage ist infolge der Auflösung des Landtages unerledigt geblieben. Bom Jahre 1925 an hat dann auch die Deutsche   Boltspar. fei alle Versuche zur Verwaltungsreform zunichte machen helfen. ( Buruf bei der Volkspartei: Wir waren ja draußen!) Ja, Sie hatten sich selbst vor die Türe gestellt.( Große Heiterfeit.) Aber die So zialdemokratie im Reichstag versteht unter fachlicher Oppo­fition etwas anderes, als die Methode, die die Deutsche   Bolts­partei hier im Jahre 1925 eingeschlagen hat.( Sehr gut! links.) Nach ben wiederholten Erflärungen bes 3entrums zur Verwaltungs reform muß mein Amtsnachfolger eine gewiffe Reserve üben. Die Berge Makulatur im Ministerium des Innern schrecken. Bis zum Ende dieser Legislaturperiode fommt doch nichts zustande, was wirklich den Namen Berwaltungsreform verdient.

Aber die schwere finanzielle Belastung wird im Reich, in den Einzelstaaten und Gemeinden den Ruf nach einer gründlichen Berwaltungsreform nicht verftummen lassen. Jedenfalls wäre es uns sehr lieb, wenn die Zusammensetzung des nächsten Landtages dem Staatsministerium einen fräftigen Auf trieb gäbe.( Abg. Ladendorff: Also auflösen!) Da ich nicht mehr in der Regierung size, bin ich nicht verpflichtet, Ihre Frage zu beant morten. Aber ich darf Ihnen verraten, daß ich an unsere Er folge bei den nächsten Wahlen dachte.( Heiterkeit und Bravo  ! links.)

Zur Berfonaffrage haben die Deutschnationalen gestern er Plären lassen, daß es selbstverständliche Pflicht der Beamten sei, die Verfassung und den Staat zu schüßen.( Buruf rechts: Haben wir immer gesagt.) Aber nein, im Jahre 1920 haben Sie mir die bittersten Vorwürfe gemacht, weil ich die Kapp Rebelten aus dem Staatsdienst entfernt habe.( Sehr wahr! lints.) Indeffen, wie gefagt, man muß dem lieben Gott für alles danten.( Große Heiter feit.) Die deutschnationale Ertlärung war also ein Fortschritt. Ich gönne Herrn von Reubell   gern, daß er, gemäß feiner Erklärung vom 11. Februar, das Amt des Reichs­innenministers bis zum natürlichen Ablauf der Lebenszeit diefes Reichstages führt. Aber ich muß doch Einspruch erheben gegen die Berteidigung, die der hochverehrte Reichstanzler Mart dem frü heren Landrat von Steubell hat zuteil merden laffen. Marg hat Dabei gejagt, ein Beamter müsse in erster Reihe gehorchen,

Von einer Amnestie ist dabei nie auch nur mit einer Silbe geredet worden.( Bebh. hört, hört! links.) Nur einmal hat Oberft von Bod mich gebeten, dem Abzug entwaffneter Mann­fchaften feine Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Das fonnfe ich gern bewilligen.

Zwei Tage nach dem Küftriner Putsch hat das Reichswehr­minifteriura mir erklärt, ich hätte die Sache doch richtig gesehen, und hat mir gedankt, daß durch mein Eingreifen größerer Schaden abgewendet worden ist.( Große Bewegung.) Die Infongruenz zwischen Reichswehrministerium und preu­Bifcher Polizei hat sich durch minderwertige Bertrauens­perfonen der Reichswehr   verschärft.

Oberleutnant Budzynski hatte sich mir im Winter 1923 als Spikel gegen die Reichswehr   angeboten. Wenige Monate später bekleidete er einen wichtigen Vertrauenspoften in der Reichs. wehr. Aber derartige Fälle haben sich mehr als einmal ereignet. ( Hört, hört!)

In der Debatte hat mich besonders schmerzlich der Ton berührt, den Herr non Richter gegen die Sozialdemokratie und ihren Minister angeschlagen hat. Aus alter Kollegialität will ich ihm eine gute Lehre geben: Man soll nie freiwillig politische Abstinenz üben; man soll sich nie freiwillig aus der Regierung hinausmanövrieren. Denn nicht mal ordentlich ausschimpfen.( Große Heiterfeit. Zuruf rechts: wenn man freiwillig ausscheidet, tann man nachher seinen Aerger Wie die Sozialdemokratie im Reiche!) Ich bin nicht Pharifäer Sozialdemokratie im Reiche war zur Großen Koalition bereit, und genug, um zu behaupten, daß mur andere Fehler machen. Aber die gescheitert ist diese am Widerstand der Bolkspartei. Die Inster burger Rede des Herrn Shola mar feine Entgleisung sondern ein Programm.( Sehr wahr! links.) Ueber den Irrtum, daß das Zentrum zur neuen Regierungstoalition im Reiche gedrängt hätte, mag Kollege Schwering nach mir Herrn von Richter auf flären.( Heiterkeit.) Jedenfalls hatte Herr von Richter feinen Grund, so anmaßend und herablaffend zu sprechen.( Sehr gut! links.) Er fat ja gerade jo, als ob er das nächstemal den preußischen Minister des Innern aussuchen würde. Da kann ich ihm einen alten Vorwurf zurücgeben, den er mir oft gemacht hat: als Staatsminister muß man staatspolitischer sprechen.( Heiterfeit und Sehr gut! links.) Die Forderung des Bürgerblods für Preußen ist nicht staats­männisch. Ausschaltung der Sozialdemokratie auf der ganzen Cinie bedeutet nicht die Herbeiführung des Sicherheitsfaktors, den wir für die fünftige Entwicklung Deutschlands   und Preußens By brauchen.( Lebhafte Zustimmung bei den Soz.) 1 Glauben Sie doch nicht, daß die Sozialdemokratie in alle Ewigkeit den Brügelfnaben abgeben wird. Am 13. August 1923 hat mich ein hervorragender Bertreter der Deutschen Boltspartei beschworen, wir sollten zur Liquidation des Cuno- Kabinetts in die Reichsregierung bereinkommen. Dazu brauchte man die Sozial demokratie. Aber als der Karren wieder flott war, fuchte man sich andere Pferde. Ein wenig mehr Linie, ein wenig mehr gerade Linie, meine Herren von der Boltspartei. Darauf femmt es an.( Lebhafte Buftimmung fints.) Wir hoffen im nächsten Reichstag und Landtag jo start zu werden, daß wir die Ratschläge der Deutschen Bolts partei fünftig ganz entbehren tönnen.( Große Heiterfeit links.)

Herr von Richter sprach von dem Fehler des alten Systems, weite Boltskreise von der Verwaltung auszuschließen. Wer hat sich denn bemüht, diese Torheit, die mit schuid war am Zusammenbruch Don 1918, wieder gutzumachen? Bir oder Sie?( Sehr gut! Tints.) Wenn es 1923 nicht zum Zusammenbruch kam, dann deshalb, weil alle Volksteile an der Verwaltung mitarbeiteten und am Staat mit interessiert waren. Bei der jüngsten Erörterung des Etats des Reichs­minifteriums des Innern ist die Frage der Rückkehr des ehe. maligen Raisers gestreift worden.

Ich habe seinerzeit die Erlaubnis zur Rüctehr für den Kron­prinzen befürwortet, nachdem er versprochen hatte, in Deutsch­ land   lediglich als Privatmann zu leben. Aber seine Anwesen­heit hat doch zahlreiche monarchistische Demonstrationen herbei­geführt. Diefe Beunruhigung der öffentlichen Meinung darf nicht gesteigert werden durch eine Rüdkehr des früheren Kaisers. Das ist nicht nur eine deutsche, sondern wegen des Schußes der Ruhe und Sicherheit auch eine preußische Frage. Der Prozeß der Ston. folidierung von Staat und Wirtschaft darf nicht durch Blöglichkeiten unterbrochen werden. Der Wiederaufbau Deutschlands   und Breußens Staates sein, ober er wird nicht sein. Darum bitte ich die preußische Staatsregierung, mindestens zurzeit der Rückkehr des früheren Kaifers den schärfsten Widerspruch entgegenzusetzen.( Lebhafter Beifall bel ben Soz.)

Vorher Finanzausgleich. Die Weiterberatung wird auf Freitag mittag 12 Uhr vertagt.

Die Nankinger Weißen befreit. Expeditionsmatrosen getötet.

Shanghai  , 24. März.( WEB.) Die letzten drahtlosen Mel dungen aus Nanking bejagen, daß der britische Kreuzer Emerald und zwel amerikanische Zerstörer Mannschaften landeten, benen es gelungen ist, die auf den Hügel geflüchteten Fremden zu befreien. Dabei wurden mehrere matrosen, darunter auch Amerikaner, getötet oder verwundet.

Washington  , 24. März.( Associated Pres.) Nach einem beim Marinedepartement eingegangenen Bericht des Admirals Williams find in Nanking eine Anzahl Amerikaner ge­föfet und verwundet worden. In dem Bericht heißt es, es sei zu befürchten, daß die Gesamtverluste beträchtlich find.

Admiral Hough berichtet, daß 155 Amerikaner sich noch in Nan­ting befinden und daß ihr Sidial ungemis fei. Auf dem britischen Kreuzer Emerald" berieten die amerikanischen   und briti de fchen Bertreter mit höheren chinesischen Beamten, die auf den Kreuzer gebracht wurden, nachdem eine Anzahl amerikanischer und anderer ausländischer Staatsangehöriger den Kugeln der Chinejen zum Opfer gefallen waren; hierbei wurden die chinesischen Behördenvertreter nachdrücklichst aufgefordert, für den fofortigen Schuß von Leben und Eigentum der Ausländer in Nanking   zu forgen. Auch werde verlangt, daß& antoner Befehls.

haber noch vor 11 2hr abends an Bord des Eme­rald" kommen, um über die Ausschreitungen ihrer Iruppen Erklärungen abzugeben, und daß alle Aus länder bis morgen vormittag 10 Uhr unter militärischer Bedeckung zum Bund(?) geleitet und dort freigelaffen werden.

Der Anfang des Nanking- Zwischenfalls. Schanghai  , 24. März.( Reuter.) Undisziplinierte Schantung truppen haben Nanking geplündert, wobei auch das britische Kon julat ausgeraubt wurde. Das amerikanische   Konsulat wurde von dem Personal geräumt, das sich auf einen Hügel flüchtete, wo sich sämtliche Ausländer zusammengefunden haben.( Auf diese Bor gänge bezieht sich anscheinend das gemeldete Eingreifen englischer und amerikanischer Streitfräfte in Nanking.)

Verhandlungen Peking- Kanton.

Defing, 24. März.( WIB. nach Information" Paris  .) uf Anregung 2iangtfchenis. der den Zunamen Buddah des Reichtums" trägt, und als fommender chinesischer Ministerpräsident angesehen wird, haben die Führer der Nordarmee von Befing eine bordnung zur Südarmee gesandt, um einen Waffen­stilstand zu schließen und eine Verständigung herbeizu führen.

Ein britischer Strafzug.

Ebenso

die berüchtigten Biraten der Biasbucht wurde infolge der Hongkong  , 24. März.( Reuter.) Die englische Expedition gegen Beraubung des Dampfers Hopfang am Dienstag ausgeführt. Die Seeftreitkräfte bestanden aus zwei Kreuzern, einem Minensucher und weiteres Blutvergießen zwei Dörfer auf der Insel waitschau einem Flugzeugmutterschiff. Das Ziel der Erpedition war, ohne zu zerstören, die Schlupfwinkel der Piraten darstellten, und die in der Bucht liegenden Dschunten zu verfenten. Die fandenden Matrosen fanden die Dörfer verlassen. Die Einwohner hatten sich hinter Bäumen versteckt. Man gab ihnen die Möglich feit, ihre Habseligkeiten zusammenzuraffen, worauf das Dorf durch Feuer und Sprengmittel zerstört wurde. wurden 15 bis 20 Dschunten vernichtet. Bei Hoitschau fanden die die Landungsabteilungen ebenfalls die Einwohner geflohen und die Häuser sämtlich verlassen. 3wei Weiler mit 40 Säu jern wurden durch Feuer zerstört, ebenso ein größeres Dorf von 60 Häusern. Als die Gebäude in Flammen standen, waren verschiedentlich Explosionen vernehmbar, die mit Sicherheit von Munitionsvorräten verursacht waren. Re. ligiösen 3weden dienende Gebäude find nicht beschädigt worden. 27 Fischerdschunten und eine Anzahl fleinerer Fahrzeuge, die bei Soitschau gefunden wurden, wurden versenkt. Während der ganzen Unternehmung waren Aeroplane   in der Luft, um die Streif abteilungen zu decken, die zur Umzingelung der Dörfer ausgefandt waren. Die benachbarten Hügel waren dicht besetzt mit Chinesen, die den Fortgang der Operationen beobachteten. Der Rauch der meist aus Matten bestehenden brennenden Gebäude, her meilen. weit sichtbar war, bildete eine heilsame Belehrung für bie ganzen benachbarten Bezirke. Berlegungen oder Todesfälle find auf teiner Seite zu verzeichnen. Die Expedition war von Poli giften aus Hongtong   begleitet, die erklärende Handzettel verteilten.