Beweisaufnahme wegen 2andfriedensbruch gegen vier Angeklagte sechs Monate, gegen zwei weitere sieben Monate Gefängnis; gegen einen der Angeklagten wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt 100 Mart Geldstrafe, gegen einen Jugendlichen Verwarnung und für den Rest der Angeklagten Freispruch. Das Gericht verurteilte einen Angeklagten namens Meyer zu vier Monaten Gefängnis, einen zweiten namens Majewski zu drei Monaten, zwei weitere namens Keßler und Baumann zu 200 Mart Geldstrafe, die übrigen wurden freigesprochen. Man kann wohl sagen, daß die jungen Leute noch mit einem blauen Auge davongekommen sind.
„ Meine Farben sind Schwarzweißrot."
Ein deutschnationales Häuschen Unglück. Am 16. Oktober v. J. machte sich ein Besucher der Boli zei- Ausstellung, der Uhrmacher Grudta durch anhaltende, immer wüfter werdende Bemerkungen unliebsam bemerkbar. Er schimpfte in bezug auf die Fahnen über die Feßen, die da überall herunterhängen und meinte ,,, schließlich hätte eine Polizei- Ausstellung
doch nichts mit Bolitik zu tun. Verschiedene Ausstellungsbesucher zierend, daß man ihn ganz einfach durch einen Polizeibeamten feftſtellen ließ, wobei er seine Beschimpfungen der Reichs farben fortsette und dem Beamten zurief: Ich habe eine andere Fahne, meine Farben find Schwarzweißrot, gottlob, ich bin beutsch national!"
ein
Begen Beschimpfung der republikanischen Farben an getlagt, hatte sich der Bramarbas Gericht in Dor zitterndes Häuschen Unglüd verwandelt, das un willkürlich Mitleid einflößte. Mit gebrochener, taum vernehmbarer Stimme beteuerte er immer wieder, er hätte bloß die grelle Drapierung am Eingang in gelb und violett gemeint, die feinen Augen meh getan habe, er wäre politisch gänzlich unbeteiligt und bestreite entschieden, derart verlegende Aeußerungen getan zu haben. Die jammervolle psychische Verfassung des Angeklagten verschaffte ihm beim Gerichte eine mildere Beurteilung seines Bergehens. In Anbetracht seiner schlechten finanziellen Lage und seiner bisherigen Unbescholtenheit im Berein mit einer offensichtlichen nervösen Ueberreiztheit wurde er zu einer Woche Gefängnis mit zwei jähriger Bewährungsfrist verurteilt. Dieser Urteilsspruch rief eine geradezu dramatische Szene hervor. Der Angeflagte fließ, als er das Wort Gefängnis hörte, einen Schrei aus und plumpste wie ein Sad zu Boden. Daraufhin wurde er mit Baffer gelabt und mühsam wieder aufgerichtet.
Ein Ehepaar von einem Auto gerädert.
Unsicherheit auf den Bürgersteigen.
Ein schwerer Straßemunfall, dem ein greises Ehepaar zum Opfer fiel, ereignete fich gestern nachmittag gegen 4 Uhr an der Ecke Kaiserallee und Fröaufstraße zu Wilmersdorf . Eine dritte Person wurde durch herumfliegende Glassplitter erheblich verlezt.
Die
Die Kaiferallee fuhr in ziemlich scharfem Tempo ein Geschäftskraftwagen mit Ballonbereifung hinauf. Vor dem Hause Kaiſerallee 110 plaze plötzlich ein Vorderreifen, so daß der Führer die Gewalt über die Steuerung verlor. Der Kraftwagen prallte mit großer Gewalt gegen einen Baum und wurde auf den Bürgersteig geschleudert. Der Vorfall spielte sich mit so großer Schnelligkeit ab, daß ein greises Ehepaar, das in diesem Augenblick die Unfallstelle passierte, sich nicht mehr in Sicherheit bringen konnte und unter die Räder des Wagens geriet. Verunglückten, ein 74jähriger Baurat Otto Hoffmann , der am Friedrich- Wilhelm- Platz 11 zu Friedenau wohnt und deffen gleichaltrige Gattin Anna, die bei dem schönen Wetter einen Spaziergang machten, wurden in schwerverlettem 3uit an de von Polizeibeamten und Straßenpassanten, die sich sofort stande um die alten Leute bemühten, geborgen. Ein Arzt wurde hinzugerufen, unter beffen Händen aber Hoffmann an den Folgen seiner das Bein war ihm über dem Knie förmlich abgerissen an der Unfallstelle starb. Frau H., die sich gleichfalls schwere Verlegungen zugezogen hatte, murde durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das Schöneberger Krankenhaus gebracht. Auch bei ihr war ärztliche Hilfe bereits vergebens, fie starb furze Zeit nach der Einlieferung. Die Leiche des Mannes wurde beschlagnahmt und nach der Halle in Schöneberg gebracht. Erheblich, aber nicht lebensgefährlich, murde der 20jährige Mitfahrer Paul M. aus der Fürstenberger Straße 11, der auf dem Führersiz des Unglückswagens saß, durch herumfliegende Glassplitter verletzt. Er erhielt auf der nächsten Rettungsstelle erste Hilfe.
schweren Verlegung
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Merkwürdigerweise mehren sich in der letzten Zeit die Unglücksfälle, bei denen Passanten auf dem Bürgersteig durch Autos verlegt werden. Bielleicht wird es doch nötig, die Fahr geschwindigkeit der Autos herabzusetzen. Ein ganz unmöglicher 3ust and ist es, daß die Autos noch immer das Recht haben, sich an Straßenbahn- und Autobushaltestellen zwischen Bublifum und Straßenbahn zu schieben und die Menschen in schwere Gefahr zu bringen.
Neue Zwischenfälle im Autofchieberprozeß.
In dem seit dem 25. Jamuar vor dem Erweiterten Schöffengericht Mitte zur Berhandlung stehenden großen Autoschie. bungsprozeß Heinz v. Lehn und Genossen spielte eine nicht unwesentliche Rolle einer der Hauptangeklagten, der Autohänd Ier Otto Witt, dem die Beteiligung an einer ganzen Reihe von Autoschiebungen zur Laft gelegt wird. Gestern fonnte das Gericht aber erst nach zweimonatiger Berhandlungsdauer die Betamtschaft des Angeklagten machen. Bitt war vom ersten Tage der Verhand lung ab ausgeblieben. Und trotzdem es befannt war, daß er in Berlin war und ein offenes Autogeschäft betreibt, fonnte man seiner nicht habhaft werden. Vor einigen Tagen be gegnete einer der anderen Angeklagten, der Autohändler Pfeil, dem Witt zufällig am Potsdamer Platz und erfuhr von diesem in einem furzen Gespräch, daß er über alle Borgänge in Moabit genau unterrichtet sei, da ein Freund als Zuhörer den Berhandlungen regelmäßig beiwohne und ihm nach Schluß der Sigungen am Potsdamer Plaz Bericht erstatte. Pfeil hatte ein Interesse daran, Witt vor Gericht gegenübergestellt zu werden, da er den Löwenanteil an den ihm zur Laft gelegten Autofchiebungen auf Witt schob. Er machte daher dem Gericht von seinen Wahrnehmungen Mitteilung, Mit einem Haftbefehl des Gerichtes ließ Staatsanwaltschaftsrat Dr. Ziegel Witt auf dem Potsdamer Play, als er sich wieder mit seinem Berbindungsmann an dem verabredeten Ort am Potsdamer Platz traf, durch Kriminalbeamte verhaften. Gestern endlich stand Witt als Angeklagter vor Gericht und wurde zu den ihn betreffenden Anklagepunkten vernommen. Er lehnte jebe Verantwortung ab, meil er seit 1924 megen Geistesschwäche entmündigt sei. Noch ein weiter Mitangeklagter wird nachträglich in den nächsten Tagen in diesem Riesenprozeß vor Gericht erscheinen, und zwar der flüchtige Bantier Löwenthal, der mit Hilfe einer Wintelbank zur Finanzierung" der Autogeschäfte Zahlungsanweisungen ausgestellt hatte. Löwenthal war rechtzeitig ins Ausland gegangen, ist aber bor turzem in Butareft festgenommen worden. Durch diese Zwischenfälle ist der Schluß der Beweisaufnahme, der vom Gericht schon in dieser Woche vorgesehen war, um eine weitere Woche hinausgezögert
morden.
Die Ordner der Proletarischen Feierffunden treffen sich zum Drdnerdienst am fommenden Sonntag zu den Jugendweihen um 9 und 12 Uhr im Großen Schauspielhaus pünktlich 48 Uhr( Bühnen eingang).
Ruhiger Verlauf der Demonstrationen.
80 Teilnehmer bei den Nationalsozialisten.
Bu gestern abend hatte die Gauführung des Roten Frontfämpferbundes zu einer Brotesttundgebung gegen die Bluttat auf dem Bahnhof Lichterfelde - Ost nach dem Kranoldplay in Lichterfelde aufgerufen. Nicht nur die Anhänger des RFB., sondern auch zahlreiche andere, die über die Bluttat von Lichterfelde - Ost empört waren, hatten sich der Kundgebung angeschlossen. Bon 7 Uhr abends ab sammelten sich auf dem Marktplag beim Bahnhof Steglig die Teilnehmer, die Banner mit Inschriften, wie: Rache für Lichter felde- Ost usw. mit sich führten. Um 8 Uhr fegte sich der Zug in Bewegung. Der Marsch durch die Billenviertel von Steglitz und Lichter felde vollzog fich ohne Zwischenfälle. Gegen 10 Uhr traf der De monstrationszug auf dem Kranoldplag ein. Polizei war in aus. giebigem Maße aufgeboten; fie verhielt sich im allgemeinen durchaus zurückhaltend und torreft, wenn auch das Kommando vielleicht gut täte, feine Berittenen über die Meisterung der Pferde noch etwas genauer unterweisen zu lassen. In den Zügen selbst wurde durchaus Disziplin gewahrt.
Auch die Reden hielten fich diesmal in ziemlich gemäßigten Grenzen. Doch muß mit aller Entschiedenheit gegen die Unterſtellung des Hauptrebners Berwahrung eingelegt werden, als ob der preußische Innenminister im Landtag erklärt hätte, daß schuld an den traurigen Vorfällen auf dem Bahnhof Lichterfelde - Dft die Kommunisten und nicht etwa die Hakenkreuzler hätten. Im Gegenteil, Ge nosse Grzesinsti fagte mit aller Deutlichteit, daß es fich bei dem Vorgehen der Hafentreuglerum Rowdy. und Straßenräubertum aehandelt hätte. Der Ab marsch vollzog sich ohne 3 wischenfälle. Bis wett in die Anmarschstraßen des Kranoloplages hinein standen die Lastkraftwagen ber Schupe.
Die Nationalsozialisten veranstalteten gestern abend in Tempelhof in Graffes Festfälen eine Rundgebung, die polizeilich start geschüßt war und vollkommen ruhig verlief. Die National sozialisten trafen um 8 Uhr am Bahnhof Tempelhof ein und wurden dort von der Polizei in Empfang genommen und zum Lofal be gleitet. In Graffels Festfälen waren ungefähr 80 Berfonen versammelt. Die Polizei hatte sieben 2astautos Schupo in der Nähe aufgestellt und die Zugangsstraßen zu den Festfälen zeit weise abgesperrt, um Ansammlungen zu verhindern. Der Abtransport der Nationalsozialisten vollzog fich gleichfalls ruhig. Sämtliche Nationalsozialisten waren ohne uniform er schienen.
Verhaftung zum Fall Hammermeister.
In der Mordsache des Kassenboten Bernhard Hammer. meister aus Potsdam ist gestern ein Arbeiter R. aus Bots. dam der Staatsanwaltschaft vorgeführt worden. K. wurde bereits vor einiger Zeit festgenommen, mußte aber dann wieder auf freien Fuß gesetzt werden, da ihm der Mord an Hammerstein nicht nachgewiesen werden fonnte. In der Zwischenzeit haben sich nun aber die Verdachtsmomente gegen ihn verdichtet; er machte fich durch große Geldausgaben verdächtig, faufte sich u. a. einen Mufitapparat für 80 M. und gab bei einer nächtlichen Autofahrt etwa 50 m. aus. Gleichzeitig fleidete er sich vom Kopf bis zum Fuß neu ein. Ueber den Erwerb des Geldes fann er sich aber nicht genügend ausweifen. Er behauptet, das Geld bei Rennmetten gewonnen zu haben. Diese Behauptung stellte sich jedoch als unwahr heraus. Allerdings hat er des öfteren bei Wetten fleinere Beträge erhoben, aber nie größere. Bei seiner Festnahme fand man noch 70 Mart in 3ehnmartscheinen vor. Außerdem wurde festgestellt, daß R. ein Bekannter Hammermeisters ist und über dessen Tun und Laffen stets unterrichtet war. Die meitere Untersuchung muß mun ergeben, ob der Verdacht gegen R. gerecht. fertigt ist.
Arbeitslose Jugend.
gaben erwachsen daraus für Staat, Schule und Elternhaus? Aus gehend von der psychologischen Entwicklung des Jugendlichen, schilberte sie zunächst die ihm aus der Arbeitslosigkeit erwachsenden fittlichen und geistigen Gefahren. Sie forderte aus erziehlichen, fozialen und wirtschaftlichen Gründen ein längeres Verbleiben des Jugendlichen in der betreuenden und bildenden Fürsorge der Schule. In der am Nachmittag stattfindenden Gesamtvorstandssigung von Vertretermnen des RDV. aus allen Teilen des Reiches wurde eine in diesem Sinne gehaltene Entschließung gefaßt.
Mittelstandsfürsorge nach ,, altem" Rezept.
Die Verbündeten Vereine für Mittelstandsfürsorge veranstalten zurzeit in den Räumen des Zoologischen Gartens eine Ausstellung unter der Devise Die Frau unserer Zeit". Unwillkürlich denkt man bei Nennung dieses Titels an einen Ueberblick weiblichen Schaffens hinsichtlich der zahlreichen erweiterten oder neugeschaffenen Betätigungsgebiete der Frau von heute. Man erwartet also ein Rapitel des Fortschrittes in fultureller, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung. Dem ist mun leider nicht so, sondern es handelt sich in diesem Falle um den Begriff Dame", in der heutigen Sprache ausgedrückt alſo um die Frau von„ gestern" mit ihrem benbriefen Recht auf alle Annehmlichkeiten des Lebens. Die Ausstellung ist in der Hauptsache eine Angelegenheit größtmöglicher Lurusentfaltung auf dem Gebiete weiblicher Bekleidungsindustrie, und die großen Modefirmen haben ihre tostbarsten Erzeugnisse zur Schau gestellt, um all den verwöhnten Gemütern gerecht zu werden. In der Zeit der Ausstellung finden auch allerhand Vorträge und Beranstaltungen hausfraulichen, modischen und gesellschaftlichen Chas rafters statt. Man macht eben in Wohltätigkeit". Der allenfalls verbleibende Ueberschuß ist einem Künstler- Alters- und Erholungsheim und anderen Einrichtungen der Mittelstandsfürsorge zum Bohle der„ Enterbten des Glückes" zugedacht.
Eine Sonntagsfahrt nach Rahnsdorf .
Man fährt nicht alle Tage von Lichterfelde nach Rahnsdorf , muß aber in der Tat alle jene bedauern, die gezwungen find, solche und ähnliche Fahrten, bei denen verschiedene Verkehrsmittel tombiniert werden müssen, zu machen. Es war an einem Sonntag. Da die Berliner Eisenbahndirektion die Fahrplanbüchlein für 10 Pf. ausverkaufen läßt, ohne neue zu beschaffen, geht man also auf gut Glück zum Bahnhof, weil man annimmt, daß ein so start benutztes Berkehrsmittel wie die Wannseebahn , die zum größten Teil in Großberliner Gebiet fährt, auch Berliner Berkehr aufweist. Gefehlt! Die Wannseebahn betommt es fertig, Sonntags von früh bis zum Mittag alle halbe Stunde einen 3ug fahren zu lassen. Bor 25 Jahren war das wahrscheinlich auf der Wannseebahn auch nicht viel schlimmer. Der Anschluß an die Untergrundbahn in Berlin flappt. Es ist 8.45 Uhr. Um 9.02 Uhr geht der Zug vom Alexanderplah nach Rahnsdorf . Man wird ihn erreichen. Um Spittelmarkt aber heißt es: Alles aussteigen! Das Bähnchen fährt nicht weiter. Warum? Ja, wer das wüßte. Natürlich ist der Anschluß am Alexanderplatz hin, und man muß 10 Minuten warten. Auf diese Weise hat man wenigstens die Möglichkeit, sich auch mal die Borhalle zu dem Stadt und Borortbahnsteig Alexanderplay anzusehen. Sie sieht miserabel und höchst unfauber aus. Und wie wenn die Bahnverwaltung das wüßte und sich dessen schämte, läßt sie, um den jammervollen Zustand zu verbergen, in dem auch am Tage dämmerigen Raum so wenig wie möglich Licht brennen. Daß der Schaltervorraum viel zu flein ist, sei auch noch bemerkt. Diese Fahrt in einem Wagen 3. Klasse ist eine Strafe für den Reisenden und eine Unehre für die Reichsbahn. Man glaubt, man fährt über Schienen, die aufgerauht sind wie ein Reibeisen. Entweder sind die Schienen nichts wert oder der Wagen. Vermutlich sind alle beide nichts wert. Wie lange mögen beide, Schienen und Wagen, nicht erneuert worden sein? Endlich, gegen zehn, ist man in Rahnsdorf . Die ganze Strecke, Lichterfelde- Alexanderplatz- Rahnsdorf, ist etwa 35 Kilometer lang. Der Bummelzug braucht dafür 50 Minuten. In Groß- Berlin dauert es nahezu zwei Stunden. Nun die Fahrtfosten: Wannseebahn 20 Bf., Untergrundbahn 20 Bf., nach Rahnsdorf 30 Pf., 3 u jammen 70 Bf. Und das für eine Fahrt im Stadtgebiet von Berlin . Ein bißchen billiger kommt man
weg, wenn man über Schöneberg und Südring nach Rummelsburg fährt, aber man ristiert, in Rummelsburg teinen Sizplatz zu be tommen, und die Beförderung auf dem Südring macht der Posttutschenzeit alle Ehre. Vollkommen unbegreiflich ist es auch, warum der Zug auf den Stationen Schlesischer Bahnhof , Rummelsburg und Friedrichshagen so lange Aufenthalt nimmt, daß die Reisenden Man tann sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob die Reichsauf die Bermutung fommen, es sei ein Maschinendefekt entstanden. fich jeder notwendigen Berbesserung enthält. Den Nachteil hat das Publikum. Als Fremder aber eilt man, entsetzt ob solcher Berkehrsrückständigkeit in einer Weltstadt, von dannen.
Der Reichsverband Deutscher Boltsschullehre rinnen veranstaltete am Sonntag im Festsaal des ehemaligen Herrenhauses eine Kundgebung unter dem Motto: Arbeitslose Jugend- Deutschlands Gefahr. Jugendhilfe- Deine Aufgabe. Nach einer furzen Begrüßung durch die 1. Vorsitzende, Frau von Rulesca, sprach zuerst Frau Dr. Gaebel, Regierungsrat im Arbeitsministerium, zu dem Thema: Der Arbeitsmarkt und die Schulentlassenen. Sie wies zunächst auf die große Verschiedenartigfeit des Arbeitsmatttes für die Jugendlichen je nach den lokalen Berhältnissen in den einzelnen Teilen des Reiches hin. Obwohl auf der einen Seite diese noch billigen Arbeitskräfte von Handel, Induftrie und Gewerbe gern eingestellt werden, fehlen auf der anderen alle Gelegenheiten, die große Zahl der Schulentlassenen in Lehrbahn im Hinblick auf die tommende Elettrisierung und Arbeitsstellen unterzubringen. 150000 fuchende Mäd. chen fanden beispielsweise nur 49000 offene Lehrstellen. Dann ging Dr. Gaebel auf die gesetzlichen Bestimmungen ein, die die Grundlagen für die verschiedenartigen Fürsorgemaßnahmen an den erwerbslosen Jugendlichen bilden. Sie zeigte, daß die Einrich tungen, wie sie in Berlin , München , Frankfurt , Düsseldorf usw. bestehen, doch rein örtlicher Natur find, und bedauerte, daß sie in zahl reichen Orten ganz fehlen. Die auf reichste Erfahrung beruhenden Schilderungen gaben allen Zuhörern vielseitige Anregung und Einblick in die bestehenden Berhältnisse. Als Bertreterin der Volks. schullehrerinnen sprach Frau Baader zu dem Thema: Welche Auf
Funkwinkel.
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Kann man den Amerikaner Taylor als den Begründer der psychotechnischen Arbeitsprüfung bezeichnen, so ist dieses System heute weit über die Grundlagen feines Entdeders hinausgewachsen. Taylor berücksichtigt allein die Bergliederung des Arbeitsprozesses in der Zeit, ohne Rücksicht auf den Kräfteverbrauch zu nehmen. Gerade hierauf, also auf statischen und dynamischen Momenten liegt heute der Hauptatzent. Hinzu kommen noch Weltanschauungsdinge, die entweder fördernd oder hemmend die Arbeit beeinflussen. All diefes erläutert Prof. Dr. Moede in seinem Vortrag Swedmäßige Arbeitsgestaltung". Aber merkwürdig berührt es, wenn er fordert, daß der moderne Lohn- oder Akkordarbeiter mit seiner Arbeit auch seelisch verwachjen soll. Wie tann im Amerita des Fordismus zum Beispiel ein Arbeiter, der täglich viele tausend Male mur einen einzigen Handgriff auszuüben hat, au feiner Arbeit irgendwelche Beziehungen haben? Bietisten, die jede Arbeit als heilig und gottgefällig betrachten, find heute glücklicherweise selten geworden. Dr. Kurt Zaret beendet mit Graf Hermann Keyserling seine Bortragsreihe Denter der Gegenwart. Rüdblidend fann man feststellen, daß diese Vorträge aus der Froschperspektive des literarischen Kaffeehauses gehalten worden sind. Die Auswahl, die sich außer Max Weber auf Denter beschränkt, die weder für Philosophie noch für Literatur repräsentatio sind, ist vollkommen unzureichend. Scheler, Spengler und Keyserling vermitteln überhaupt kein Bild von dem Denten der Gegenwart. Sie sind Romantiker, die in vergangenen Zeiten beffere Figur gemacht hätten. Bei dem anmaßenden Titel tönnte man verlangen, daß der Bortragende die Philosophie und das Geistesleben der Gegenwart in Deutschland und im Auslande fennt und nicht reklametüchtige Geister als Repräsentanten des gegenwärtigen Dentens bezeichnet. Die pokalen Formgebilde der Musit behandelt Dr. Kurt Singer . Wie immer spricht er sehr flar und einfach. Er verbinder zwanglos mufitästhetische Untersuchungen mit historischen Tatsachen und geht ausführlich auf bie tulturelle Bedeutung des Meffechorgefanges ein. Am Abend Beetbopens gmont Musik und Rezitationen von Karl Ebert Somohl über Seid. ter infler als auch über Ebert ist hier bereits ausführlich anläßlich der Egmont- Sendung gefprochen worden. f. 6.
Beethoven Feier. Aufführung ber Missa solemnis am 26. und 28. März, abends 7, Uhr, im Saalbau Friedrichshain. Karten zum Preise bon 50 Pf. find im Bildungsausschuß, Lindenstr. 3, 2. Hof III, Bimmer 8, zu haben.
Sarrajani- Schluß fchon Sonntag! Sirkus Sarrasani am Raiserdamm schließt sein Berliner Gastspiel bereits am Sonntag, dem 27. März, nicht, wie ursprünglich angegeben, am 29. März. Diese Entscheidung ist endgültig und unwiderruflich. Es finden also nur noch 4 Abendborstellungen ftatt fomie Nachmittagsvorstellungen am Sonnabend und Sonntag 3 Uhr ( Stinder halbe Breise).
Urteil gegen die Sommerfelder Raubmörder
15 und 10 Jahre Zuchthaus.
Guben , 24. März. Bor dem hiesigen Schwurgericht wurde heute gegen die Sommerfelder Raubmörder, den 19jährigen Glaser Friedrich Liebrenz und den 18jährigen Handlungsgehilfen urt Sommer, verhandelt, die beschuldigt find, in der Nacht vom 30. Jum 31 Januar d. 3. die Eheleute Zschentte in Sommerfeld nach vorheriger Beraubung getötet zu haben. Die Angeklagten wurden wegen fchweren Raubes in Tateinheit mit Tötung zu folgenden Strafen verurteilt: der 18jährige Kurf Sommer zu 15 Jahren Zuchthaus und der 19jährige Friedrich Liebren3 30 10 Jahren Zuchthaus ; gegen beide Angeklagte wurde auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren erkannt.
Die Revision Spruch's verworfen.
Der zweite Straffenat des Reichsgerichts in Leipzig beschäftigte sich am Dienstag mit der Revision des Angestellten Johannes Spruch, der wegen des Raubüberfalles auf ein Juwelengeschäft am 25. September 1926 in der Tauenienstraße vom Schöffengericht am 17. November zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust und wegen unerlaubten Waffenbefizes zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt worden war. Gegen die Berurteilung wegen unerlaubten Waffenbefizes hatte Spruch Re vision eingelegt, die aber vom Straffenat verworfen wurde.
Briefkasten der Redaktion.
3. 3. 5. 1. 50 139 000. 2. 2 804 400... 26.$. Fuchs, 57, Ziethen traße 6.
Nachdr. verb.). Meift start bewaltt, mit etwas Regennelgung, ziemlich fübl. Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienfiftelle für Berilu und Umgegend Für Deutschland : An Nordosten ziemlich falt, bei lichen Binden. Mittel deutschland etwas fühler, Beitdeutschland febr mild bei südlichen Winden, Niederschläge vorwiegend in Mittel- und Bestdeutſchland.