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Nr. 142 44. Jahrgang
3. Beilage öes vorwärts
Freitag, 25. März 1927
Die ruPsthe Agrarrevolution. DaS ungelöste Agrarproblem.- Die Klassenbildung aus dem Lande.
Die ökonomische Folge der Agrarrevolution in Rußland   ist die fast gänzliche Liquidierung der größeren und mittleren landwirt- schaftlichen Betriebe. F a st 3 9 P r o z. der landwirtschaftlichen Produktion befinden sich jetzt in Händen von ungesähr 22 Millionen kleinerer Bauernwirtschaften. Die Produktiv- genofsenschaften(Kolchosen�) und landwirtschaftlichen Sowjetbetriebe (Sowchosen') spielen in Mrklichkeit eine ganz unbedeutende Rolle. Die Erhöhung des Landfonds auf Kosten der Enteignung des größe- rsn und mittleren Grundbesitzes ist zweifellos der landarmen Bauern- fchast zugute gekommen. Aber es unterliegt schon jetzt keinem Zweifel mehr, daß die Vergrößerung des bäuerlichen Landbesitzes an sich nicht imstande ist, das Agrarprogramm in Rußland   infolge des rapid steigenden ländlichen Bevölkerungszuwachses(zirka 1900 009 im Jahr) zu lösen. Das Agrarproblem und die Gefahren'der wirtfchaftspoliM. Vor der Revolution setzte die Bauernschaft alle ihre Hoffnungen auf neue Landanteile. Jetzt ist auch dies» Quelle abgesehen von der Abwanderung nach Sibirien  , wo insgesamt 9 Millionen Deßja- tinen SiedlungÄand vorhanden sind versiegt. Es tritt immer deutlicher zutage, daß ein wirklicher Aufschwung der Landwirtschaft nur auf dem Wege der Intensivierung erfolgen kann, was jedoch einen bedeutenden Kapitalzustrom nach dem flachen Lande einerseits und die Hebung des städtischen Marktes für den erhöhten Absatz der landwirtschaftlichen Produkte andererseits erfordern würde. Aber beide Probleme stehen in unmittelbarem Zusammen- hang mit den Fragen der allgemeinen Wirtschasts- Politik der Sowjetregierung. Das System der durchgängigen Nationalisierung der Industrie und der Monopolisierung des Innen- und Außenhandels führen einerseits zu einerPreisschere', die eine versteckte, ununterbrochene Enteignung der Bauern- schaft bedeutet und die Kapitalbildung im Dorfe verhindert, und andererseits zu einer Hemmung des industriellen Fortschritts und zu einer langsameren Entwicklung des Absatzmarktes für landwirtschaftliche Produkte. Unter diesen Umständen ist die Stadt nicht imstande, die Ueberschüsse der Landbevölkerung, die die Bauernwirtschast schwer belasten, aufzu- nehmen. Aber es ist zu erwarten, daß nach der Liquidierung der Dikta- tur und der kommunistischen   Versuchspolitik Rußland   einen neuen Aufschwung in kapitalistischen Formen erleben wird und die ökonomischen Folgen der Agrarrevolution in ihrem vollen Aus- maße zutage treten werden: die Millionen bäuerlicher Eigenwtrt- schiften, die allmählich zu den intensivsten Formen des Ackerbaues übergehen, werden einen gewaltigen inneren Markt schaffen eine breite Basis für die industrielle Entwicklung des Landes. Das Ende der Feudalitöl Arme und reiche Bauern. Nicht minder bedeutend sind die sozialen Folgen der Agrar- reoolution. Die soziale Umschichtung hat im Dorfe tiefere Wurzel geschlagen als in der Stadt, wo wir vor kommunistischen  Versuchen stehen, deren Mißlingen keinem Zweifel unterliegt. Dje Abschaffung, der Bourgeoisie.in einem rückständigen, für dt« sozio» listische Umwälzung noch nicht reisen Lande dürste wahrscheinlich einen vorübergehenden Charakter behalten. Anders verhält es sich mit der Abschaffung des Gutsherrn st andes auf dem flachen Lande. Seine Liquidation bfldet« eine geschichtliche Forderung der bürgerlichen Entwicklung in Rußland  . Sie war durch den Gang der Agrarrevolution vorbestimmt, die auf die Ver- nichtung der Ueberreste des Feudalismus gerichtet war. Die Guts« besitzerklass« ist als solche für alle Zeiten erledigt. Es gibt kein« Macht auf der Welt, die der Bauernschaft das durch die Revo- lution eroberte Land entreißen könnte, um es den Gutsbesitzern zurückzuerstatten. In den 10 Iahren der Revolution sind auch durchgreifende Ver- änderungen in den Reihen der Bauernschaft selbst vorgegangen. Als erste Folge der Agrarrevolution ist die gänzliche Nivellierung der Bauernschaft zu betrachten. Di« Differenzierung der Bauern- schaft, die noch vor der Revolution begonnen hatte, machte einer vollkommenen Nivellierung Platz, die zu einer Verminderung der Produktivkraft der Bauernwirtschaften führte. Aber der sozial« Differenzierungsprozeß, der infolge der gewaltsamen Landumteilung und der Politik des Kriegskommunismus einen vorübergehenden Stillstand erfuhr, macht« unter dem Einfluß der neuen Wirtschasts- poiitit rasche Fortschritte. Schon jetzt ist die Bauernschaft, ihrer Zusammensetzung nach, bei weitem nicht gleichartig. Mit der Entwicklung des Privathandels und insbesondere der Ver- Wandlung der Ernährung» st euer in eine Geld st euer wurde die Differenzierung der Bauernschaft unvermeidlich. Der Uebergang von den kriegskommunistischen Formen der Naturalwirt- schaft zu den kapitalistischen   hat eine einschneidende Wirkung auf die Landwirtschast ausgeübt. Folgende Tobelle gibt eine Uebersicht(in Prozenten) über die Gruppierung der Bauernschaft nach den Saat- flächen, laut Angaben der in 25 Gouvernements stattgefundenen Erhebungen: 1922 1923 1924 1926 Ohne Saatfläche.... 6.9 6.3 4.8 4.2 Proz. Mit ein.Saatfläcke b.2 Deßjat. 46 0 40.7 86.6 33.0, Von 2 biS 6 Deßjatinen. 40,3 44,0 46.7 49,4, Von 6 bis 10 Deßjatinen. 5,6 7,8 9,0 10,2, Mit mehr als 10 Deßjat.. 1.2 2.2 2.S 3.3, Den höchsten Zuwachs hat demnach die Gruppe mit einer Anbau- fläche von mehr als 10 Deßjatinen erfahren, die im Berhältnis zum Jahre 1922 auf fast das Dreifache, und die Gruppe mit 6 bis 10 Deß- jatinen, die fast aus das Doppelte gestiegen ist. wachsende Bedeutung der oberen Bauernschicht. Die wirtschaftliche Bedeutung der oberen Bauernschicht kommt dann zum Ausdruck, daß sie di« Hauptrolle im Ge- treideabsatz und im Ankauf von industriellen Er- Zeugnissen spielt: nach den amtlichen Angaben liefern 14 Proz. der Bauernschaften insgesamt 60 Proz. der für den Markt bestimmten Getreidemenge. Trog der demagogischen Verfolgungen, die speziell gegen dieseDorfausbeuter'(Kulaki) gerichtet sind, ist die Sowjetregierung gezwungen, sich nach dieser wohlhabenden Schicht der Bauernschaft zu orientieren, die als Steuerzahler, als Lieferanten des Exportaetreides und als Käufer der Erzeugnisse der nationalisierten Industrie in erster Reibe in Betracht kommt. Die Gruppierung der Bauernwirtschaften nach der Größe des Landbesitzes, des Diehstandes, der Zahl der Konsumenten und der Arbeitsfähigen im Jahre 1924/25 ist aus folgender Tabelle zu er- sehen(in Millionen): Mit einer Anbaufläche 48 8 15 Mehr bis 4 Deßs. Deßj. Deßj. alS 15 Wirtschaften..... 6,2 9,8 8,0 0,8 Konsumenten(Seelen'). 27,2 47,9 18,2 6,9 Arbeit- fähige..... 11,9 19,9 7,2 2,7 Gesamter Viehestand.« 8,7 17,2 7,8 3,5 Arbeitsvieh..... 2,9 7,0 3,6 1,7 Besteuerte» Land.», 13.8 53,9 31,0 19,2 Anbaufläche..... Oft 334 IM
Demnach gehören weniger als einem Fünftel der Ge- famtheit der Wirtschaften(jede mit mehr als 8 Deßjatinen) 43,1 Proz. des gesamten Landes, 30,4 Proz. des gesamten Viehbestandes und 34,9 Proz. des gesamten Arbeitsviehes. Wenn sich an einem Pol, trotz aller Hindernisse, eine mächtige Schicht der bemittelten Vauern- schaft bilden wird, die Lohnarbeiter einstellen und Boden pachten, so wird sich am anderen Pol eine Klaffe der ländlichen Proletarier und Halbproletarier bilden. Nach den amt- lichen Angaben beträgt gegenwärtig die Zahl der Land- arbeiter ZZ-j Millionen. In Wirklichkeit ist jedoch die Zahl der Landarbeiter bedeutend höher, da in den meisten Fällen auch die Bauern ohne Land Und ohne Pserd, die insgesamt 30 bis 40 Proz. zählen, den Landarbeitern hinzugerechnet werden müssen. Die soziale Differenzierung der Bauernschaft wurde, wie immer in Ruß- tand, durch die Familienteiluiigen einerseits und das Ausscheiden der ertremen Flügel aus der Landwirtschaft andererseits verschleiert. Die Dorfbourgeoiste geht zum Handel und der Kleinindustrie über, das Dorfproletariat zieht nach den Städten und bildet dort eine ungeheure Reservearmee der Industrie, die zurzeit über 1)4 Millionen Köpfe zählt. Unter diesen Bedingungen beschleunigt sich der Prozeß der sozialen Disferenzie- rung nicht nur unter der Bauernschaft, sondern auch im ganzen Die bäuerliche Umschichtung in Arme und Reiche bildet einen ungeheuer wichtigen Faktor nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer Beziehung. Die Volschcwlsten werden sich wohl bemühen, solange es ihnen möglich sein wird, den spon- tauen Prozeß der sozialen Umschichtung der 100 Millionen starken Bauernbevölterung zu regeln und eine Bauerngruppe gegen die andere auszuspielen. Die Idee des Privateigentums, die in schroffem Gegensatz zu den Grundsätzen der bolschewistischen Wirtschostspolitik steht, dringt jedoch immer tiefer in die Reihen der Bauernschaft ein. Umsonst ist die Müh«, ein Bündnis zwischen der Dorfarmut und den Mittelschichten zum Kampf gegen die wohl- habenden Bauern, die sogenanntenDorfausbeutcr'(Kulaki), ins Leben zu rufen. Die Mittelschichten und dieDorfausbeuter' sind durcPdas Privateigentum und das privatwirtschaftliche Interesse zu eng miteinander verbunden. Sie sind nur verschiedene Bruchteile der neuentstandenen und in der Revolution zur Entfaltung gekommenen, von den feudalen Fesseln befrelken Dorsbourgeoisie, die einen Zusammenschluß mit der ihr oerwandten neuen städti- scheu Bourgeoisie anstrebt. Das nachrevolutionäre russische Dorf bildet zurzeft infolge seiner ökonomischen und kulturellen Rückständigkeit keineswegs eine Basis für den Aufbau des Sozialismus, wie es die Bolschewistcn glauben, sondern lediglich eine Basis für den Kapitalismus. Dieser bürgerliche Charakter der sogenanntenSozialisierung de« Bodens' wird für Rußland   die größten politischen Folgen nach sich ziehen. Leider haben die Bolschewisten durch ihre antidemo- kratische Politik, durch ihr Verhalten gegenüber der Bauernschaft, das Möglichste getan, um die HundertmAivNenarmee der Bauernschaft aus einem politischen Verbündeten des russischen Proletariats, aus einem natürlichen Stützpunkt der Demokratie in einen ver- mutlichen Stützpunkt des bürgerlichen Bonapartismus zu verwandeln, der in den Reihen der kommunistischen   Partei selbst im Entstehen begriffen ist. p. g.
Handel gegen Verbraucher. Die Kohlenhändler gegen den direkten Bezug und gegen die Genossenschaften. Die Kohlenhändler planen einen neuen Vorstoß, um gesetzliche Bestimmungen des Kohlemvirtschaftsgesetzes, die zum Schutze der Verbraucher getroffen wurden, unwirksam zu machen. Der§ 64 der Ausführungsbestimmungen zum Kohlenwirt- schaftsgesetz bestimmt nämlich, daß die Syndikate jedem Verbraucher beim Bezug mindestens einer Wagenladung Brennstoff zu einem Borzugspreis zu liesern haben. Die Belieferung erfolgt durch den Handel. Der Zweck der Bestimmung, von der insbesondere während der Sommermonate Gebrauch gemacht werden soll, ist offenkundig der, die wirtschaftlichen Borteile des Kohleneinkaufs im Großen nicht nur dem Handel zugute kommen zu lassen, sondern es auch den Verbrauchern zu ermöglichen, in gemein- s a m e m Einkauf die Kohle billiger zu beziehen als durch den normalen Kleinhandel. Der Kohlenhandel beantragt nun, dies« Vor- schrift außer Kraft zu setz«, derart, daß er den verbilligten Waggon- bezug nur solchen Verbrauchern zugestehen will, die fünfzehn Tonnen Brennstoffe(200 Zentner!) für sich selbst verbrauchen. Ueber diesen Antrag soll am 2. April im Reichskohlenrat die Eni- scheidung fallen, nachdem schon früher ein ähnlicher Antrag abge- lehnt worden ist, Es ist wohl ein einzigartiger Fall, wo der Handel dem Verbraucher derartige Beschränkungen in der Freiheit des Einkaufs kraft Gesetzes auferlegen will. Man will den gemein- samen Bezug durch mehrere Käufer unmöglich machen. Aber ganz abgesehen davon, daß praktisch die dazu notwendige Kontrolle in vielen Fällen gar nicht durchzuführen wäre und vom Handel selbst wahrscheinlich umgangen werden würde, ist es geradezu eine Herausforderung der Verbraucher, wenn man ihnen die wenigen Möglichkeiten eines wirtschaftlich vorteilhaften Bezuges von Kohle nehmen möchte, während der Hausbesitzer und der In- haber von Luxusvillen weiter ihre Kohle billiger bekommen sollen. Das Vorgehen des Kohlenhandels liegt übrigens auch in der Linie einer Reihe von anderen Schritten, die die Ausschaltung des Verbraucherschutzes bezwecken. Vor allem will man die l ä st i g e Konkurrenz der Genossenschaften im Kohlenhandel be- fettigen. Diese sind neben wenigen anderen gemeinnützigen Ver- sorgungsunternehmen nämlich noch die einzigen Verteilungsbetriebe, die das Händlermonopol bedrohen. Es gibt kaum«inen anderen Gewerbezweig, in dem der Zwischenhandel so straff geregelt ist wie der der Kohle. Gelänge es den Händlern, noch die wenigen Hemmungen zu beseitigen, die der Ausübung ihrer Monopolmacht im Wege stehen, so müßte sich der Verbraucher beliebig hohe Handelszuschläge gefallen lassen. Den Mehrpreis würde aber in der Hauptsach« die arbeitende Bevölkerung tragen, die auf den Kleinbezug angewiesen ist die Luxuswohnungen mit Zentralheizung, Warmwasserversorgung usw. haben ja«inen ver- hältnismähig geringen Kohlenbedqrf, der außerdem von der Haus- Verwaltung im großen eingekauft wird. Aus diesem Grunde muß die Arbeiterschaft gegen die Bestrebungen der Händler rechtzeitig lkiusxruch«heben,__.
Der Kohlenhandel verdankt seine starke Stellung einem Gesetz, das der Durchführung der Gemeinwirtschaft dienen soll. Es sieht ausdrücklich den Schutz der Verbraucher in den genannten Be- stimmungen vor. Ihn besettigen, hieße also, das gemeinwirtschaftlich gedachte Gesetz zum privaten Vorteil kleiner Händlergruppen in«in Gesetz zur Sicherung von Monopolrenten umzuwandeln. Wir zweifeln, daß selbst ein Minister des Bürgerblocks, der durch sein Einspruchsrecht jederzeit die Möglichkeit hat, Beschlüsse des Kohlenrats zu durchkreuzen, sich dazu hergeben würde, dem Gewinn- streben des Händlertums derartigen Vorschub zu leisten.
Lanübunü, tzanüwerk unö tzanöel. Der Reichslandbund gibt die Genossenschaften preis. Kürzlich wurde gemeldet, daß der Reichslandbund eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Reichsoerband des deutschen Handwerks eingegangen sei zu Durchführung gemeinsamer wirt- schaftspolitische Ziele. Ueber den Inhalt des Abkommens schwiegen sich die Beteiligten aus. Das war umso auffallender, als bekanntlich der Reichslandbund früher immer dem Handwerk feind- selig gegenübergestanden und sich oft genug über die hohen Preise beschwert hat. die den Landwirten für Handwerkerarbeiten abverlangt würden. Dieser Hinweis gehörte zu dem Material, mit dem die Agrarier die Notlage der Landwirtschaft zu begründen suchten. Und dann da» Bündnis? Jetzt wird der Inhalt des Abkommens zwischen den feindlichen Brüdern bekannt. Die Pressestelle des Handwerkerverbandes erklärt nämlich, der Anlaß zu dem Abkommen sei letzten Endes die Kon- kurrenz gewesen, die dem Handwerk durch die landwirt- schaftlichen Genossenschaften gemacht wurde. Man hatte zunächst oersucht, die hierdurch entstandenen Streitigkeiten durch eine zentrale Schiedsstelle zu bereinigen. Dieser Versuch ist gescheitert, dagegen hat sich der Versuch örtlicher Verhandlungen von Fall zu Fall als aussichtsreicher erwiesen. Für solche örtlichen Ver» Handlungen kommen in erster Linie die L a n d b ü n d e in Frage. Daraus erklärt sich, wie die genannte Pressestelle mitteilt, daß sich der Reichsverband zunächst an den Reichslandbund gewendet hat, um mit diesem zu einem Abkommen über eine wirtschasts- politische Verständigung zu kommen. Mit dem Deutschen  Bauernbund und den Christlichen   Bauernvereinen sind gleiche Verhandlungen eingeleitet worden mit dem Ziele, allmählich alle im Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft beteiligten Ver- tretungen in ein wirtschaftlich-sriedliches Abkommen mit dem Hand- werk einzubeziehen. Mit anderen Worten: der Landbund gibt» um sich die Hilfe des Handwerks bei seiner Schutzzollpolitik zu sichern, die landwirtschaftlichen Genossenschaften preis. In dem Kämpfe, den da« Handwerk zusammen mit anderen Berufsgruppen durch die Wirtschaftspartei und ähnliche Freunde gegen die Genossenschaften führen läßt, tritt der Landbund auf die Seite der Genossen- schaftsfeind«. Das wird noch offenkundiger durch die Mitteilung des Hand- Werkerverbandes, wonach dieser auch die Hauptgemein- schaft des deutschen   Einzelhandels zu einem Bündnis. gegen die Genossenschaften gewinnen will. Noch vor wenigen Wochen konnte man im Landbund viel von einem Kampfe gegen das Handelskopital lesen. Jetzt gehen Land- bund, Handwerk und Handel in eine Front, um die erst kürzlich so hoch gepriesene enge Verbin du ng zwischen Er- zeuger und Verbraucher zu verhindern! Gelingt der Anschlag, so werden wieder die Bauern darunter zu leiden haben, denen die Genossenschaften das wichtigste Mittel Wirtschaft- licher S e l b st h i l f e sind. Ob die Bauernschaft diese Gefahren erkennt? Das Papier öer Reichsbahn. Man schreibt uns: Von Rationaliiierungssreude erfüllt, las ich dieBestimmungen über die bei der deutschen Reichsbahn zu verwendenden P a p> e r j o r t e n". Boll Sympathie für die Reichsbahnverwal- tung griff ich, in Erwartung weiterer Genüsse, zu dem von dieser Stelle herausgegebenenArchiv für das Eisenbahnwesen". In dem allerneuesten dicken Band(März April 1927) entdeckte ich einen Aufsatz überDie Güterbewegung auf deutschen Eisenbahnen in den Jahren 1913, 1922, 1923 und 1924" ein Tchema, das längst über- holt ist, da die Zahlen für 1925 schon vor Wochen vom Statistiscken Reichsamt veröffentlicht sind. Enttäuscht streichle ich das schöne glatte Papier, das sich allerdings für diese archäologische Zeitschrist gut eignet. Zurück zu der wöchentlichen, ebenfalls amtlichen Reichsbahn  ', der Quelle meiner ersten Papiersreuden. Noch herbere Enttäuschungenl Die Reichsbahn- Ausgaben für De- z e m b e r sind heute noch(Mitte März) nicht bekannt, und die summarischen Gllteroerkehrszahlen reichen nur bis Dezember. Und dies im Augenblick, wo in der Oeffentlichkeit um Reichsbahn   und Kanäle, um die Finanzen der Reichsbahn, um den Verkehrsstat der Regierung gekämpft wird! Nein, die Papierwirtschaft der
Reichsbahn ist noch nicht rationalisiert.
Karlellierung der Dasaltinduslrie. Die hauptsächlichsten Werke der deutschen   Basaltindustrie haben sich nach scharfen Konkurrenz- kämpfen nunmehr in einem straffen Verbände organisiert. Mit Wir- tung ob 1. April wird die Basaltindustrie auf dem Markt geschlossen auftreten, und zwar sowohl für die Regelung d e r P r e i s e wie für die Kontingentierung der Produktion. Die Pro- duktion wird in Quoten aufgeteilt, und zwar ist das größte deutsche Wert, die Basaltwerke A.-G. in Linz   a. Rhein  (Aktienkapital 24 Mil- lionen) mit 21 Prozent beteiligt. Auf die Dolerttwerke in Köln   und auf die Ciserfelder Steinwerke im Siegerland   entfallen je 13 Proz. Die deutschen   Konsumenten, zp denen in der Hauptsache die K o m- m u n e n gehören, werden also bald einem starken Verbände von fast monopolistischer Wirkung gegenüberstehen, der nur durch die Aus- landskonkurrenz etwas in Schach   gehalten wird. 15.5 Millionen Mark zur Urbarmachung siaatUcher Moore. Dem Landtag wirb demnächst ein Gesetzentwurf zugehen über die Be- reitstelwng von Staatsmitteln zur Urbarmachung von staatlichen Mooren in den Regierungsbezirken Königsberg   und Gum- binnen, und zwar wird von dem Staatsministerium ein Betrag von 15,5 Millionen Mark zur Urbarmachung her staatlichen Moore in den genannten Regierungsbezirken zur Verfügung gestellt. Die Mittel sollen aus dem Wege des Kredites beschafft werden. Die Kultivierung der Moore verfolgt, wie in der Begründung zum Gesetzentwurf ausgeführt wird, außer der Steigerung der landwirt  - schaftlichen Produktion auch die Zwecke der Siedlung: insbesondere sollen die vorhandenen Moosbruchkolonate auf ein« selbständige Slckernahrung gebracht werden. Zur Berbesserung der Verkehrsverhältnisse ist ferner der Vau von zwei Brücken vorgesehen. Ferner werden für den Ankaus bzw. den Neubau von Gebäuden iur Unterbringung von Beamten, Angestellten und Arbeitern sowie für die Beschaffung der erforderlichen Kraftgeräte und Gespannkräste 500000 Mffrk erfordert ch sein,,