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Am Grabe Beethovens.

Bittür ftrettenber Naturgewaften, alles hatte er durchmessen, alles erfaßt. Der nach ihm fommt, wird nicht fortsetzen, er wird an

Am 29. März, nachmittags 3 Uhr, war Beethovens Leichen. fangen müssen, denn sein Vorgänger hörte nur auf, wo die Kunst

begängnis. Schon Stunden vorher hatte sich eine ungeheure Menschenmenge vor dem Trauerhause versammelt, es sollen 20 000 gewesen sein. Im Hofe umftanden die besonders geladenen Gäfte den Sarg, alle mit beflorten Fackeln und Blumensträußen am Arm. Die Sänger stimmten das von ihm tomponierte Miserere" an. Ernst und heer schollen die Töne dieser herrlichen Komposition in die stillen Lüfte. Nach Beendigung des Gesanges nahmen die Sänger den Sarg auf ihre Schultern, um ihn bis zur Kirche zu

tragen. Acht Kapellmeister trugen die Zipfel des Bahrtuches. Auf beiden Seiten gingen Fackelträger, unter denen Schubert, Grill­ parzer und Bauernfeld genannt seien. Dazu ertönte Beethovens Trauermarsch aus Op. 26. In der Kirche wurde nach der Ein­fegnung das ,, Libera nos Domine" 16stimmig a cappella gesungen. Der Sarg wurde dann auf einem mit vier Pferden bespannten Leichenwagen nach dem Währinger Friedhof geführt. Auch hier hatte sich eine große Baltsmenge angejammelt, um Beethoven die letzte Ehre zu erweisen. Da auf dem Friedhofe nicht gesprochen werden durfte, hielt Hofschauspieler Anschütz vor dem Tore die von Grillparzer verfaßte Gedächtnisrede, welche die Zuhörer tief ergriff. Dann ging es zur eigentlichen Grabstätte. Bevor das Grab zu­geworfen wurde, sentte man noch einige Lorbeerfränze auf den Sarg. Gesungen und gesprochen wurde dann nicht mehr, aber jeder schien den Ernst des Augenblicks tief zu fühlen und durch die ganze große Boltsmasse 30g es wie ein Wehen von Ehrfurcht und Trauer". In Schuberts Freundeskreis" lesen wir noch: Nach beendeter Feier fanden sich die näheren Freunde in einem Lokal am Neuen Markt zusammen. Auf den, den wir jetzt begraben haben!" sprach Schubert beim ersten Glas. Und beim zweiten: Auf den, der der nächste sein

wird!"

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Gedächtnisworte Grillparzers.

Grillparzers Gedächtnisrede, die auch heute noch ihre volle Be Deutung hat, lautete:

der

Indem wir hier am Grabe dieses Verblichenen stehen, sind wir gleichsam die Repräsentanten einer ganzen Nation, trauernd über den Fall der einen hochgefeierten Hälfte dessen, was uns übrig blieb von dem dahingeschiedenen Glanz heimischer Kunst, vaterländischer Geistesblüte. Noch lebt zwar und möge er lange leben! Held des Sanges in deutscher Sprache und Zunge; aber der letzte Meister des tönenden Liedes, der Tonfunst holder Mund, der Erbe und Erweiterer von Händel und Bachs, von Haydn und Mozarts unsterblichem Ruhme hat ausgelebt, und wir stehen weinend an den zerrissenen Saiten des verflungenen Spiels.

Des verflungenen Spiels! Laßt mich ihn so nennen! Denn ein Rünstler war er, und was er war, war er nur durch die Kunst. Des Lebens Stacheln hatten tief ihn verwundet, und wie der Schiff brüchige das Ufer umflammert, so floh er in deinen Arm, o du des Guten und Wahren gleichherrliche Schmester, des Leides Trösterin, von oben stammende Kunst! Fest hielt er an dir, und selbst als die Pforte geschlossen war, durch die du eingetreten bei ihm, als er blind geworden war für deine Züge, durch sein taubes Ohr, trug er noch immer dein Bild im Herzen, und als er starb, lag's noch auf seiner Brust.

Ein Künstler war er, und wer steht auf neben ihm? Wie der

Behemoth die Meere durchstürmt, so durchschlug er die Grenzen feiner Kunst. Bom Girren der Taube bis zum Rollen des Donners, von der spizfindigsten Bermebung eigensinniger Kunstmittel bis zu dem furchtbaren Punkt, wo das Gebildete übergeht in die regellose

aufhört.

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Adelaide und Leonore! Feier der Helden von Vittoria und des Meßopfers demütiges Lied! Kinder ihr der drei- und viergeteilten Stimmen! Brausende Sinfonie:" Freude, schöner Götterfunken", du Schwanengesang! Muse des Liedes und des Saitenspiels: stellt euch rings um sein Grab und bestreut's mit Lorbeeren!

Ein Künstler war er, aber auch ein Mensch, Mensch in jedem, im höchsten Sinn. Weil er von der Welt sich abschloß, nannten sie ihn feindselig, und weil er der Empfindung aus dem Wege ging, gefühllos. Ach, wer sich hart weiß, der flieht nicht! Die feinsten Spizen sind es, die am leichtesten sich abstumpfen und biegen oder brechen!

Das Uebermaß der Empfindung weicht der Empfindung aus! Er floh die Welt, weil er in dem ganzen Bereich seines liebenden Gemüts feine Waffe fand, sich ihr zu widersetzen. Er entzog sich den Menschen, nachdem er ihnen alles gegeben und nichts dafür empfangen hatte. Er blieb einfam, weil er fein zweites Ich fand. Aber bis an sein Grab bewahrte er ein menschliches Herz allen Menschen, ein väterliches den Seinen, Gut und Blut der ganzen Menschen, ein väterliches den Seinen, Gut und Blut der ganzen Welt.

So war er, so starb er, so wird er leben für alle Zeiten!

Thr aber, die ihr unserem Geleite gefolgt bis hierher, gebietet eurem Schmerz! Nicht verloren habt ihr ihn, ihr habt ihn ge­wonnen. Kein Lebendiger tritt in die Hallen der Unsterblichkeit ein. Der Leib muß fallen, dann erft öffnen sich ihre Pforten. Den ihr betrauert, er steht von nun an unter den Großen aller Zeiten, un­antastbar für immer. Drum fehrt nach Hause, betrübt, aber ge= faßt! Und wenn euch je im Leben, wie der kommende Sturm, die Gewalt seiner Schöpfungen übermannt, wenn euer Entzücken dahin strömt in der Mitte eines jetzt noch ungeborenen Geschlechts, so er­innert euch dieser Stunde und denkt: wir waren dabei, als sie ihn begruben, und als er starb, haben wir gemeint!"

Wie Beethoven komponierte.

Beethovens Art des Schaffens wird uns vielfach als der geniale Rausch des Künstlers geschildert, dessen Augen im schönen Wahn Empfindungen ganz unmittelbar in Töne umjeßte, der Typus des sinn rollen", und zweifellos ist dieser Meister, der seine innersten romantischen Schöpfers, der aus der Tiefe des unbewußten die stärksten Antriebe erhält. Aber auch Beethoven hat nicht aus dem Nichts" gestaltet, sondern er besaß eine bestimmte Arbeitsmethode, an der er tonsequent festhielt. Benn wir die Zeugnisse lejen, die Wolther Nohl in dem Kapitel Beethoven als Komponist" feines inhaltsreichen, foeben in zweiter Auflage erschienenen Buches ,, Ludwig Dan Beethoven als Mensch und Musiker im täglichen Leben" ge­sammelt hat, so finden wir, daß Beethoven ein sehr fleißiger Arbeiter mar, der vom ersten Lichtstrahl an sich dem Schaffen hingab. Der bekannte Dichter und Musiker Bocci, der einmal mit ihm zu­fammen in einem Zimmer schlief, wunderte sich über den unruhigen Geist, der sich sofort beim Anbruch des Tages erhob, wie wenn ihn die Attorde im Osten" zum Schaffen riefen. Die Ideen tamen dem leidenschaftlichen Naturfreund am reichsten auf Spazier gängen und Wanderungen; aber auch am Gasthaustisch und während Skizzenbuch, das er stets bei sich führte, festhielt. Ich trage solch Der Unterhaltung tauchten ihm Einfälle auf, die er sofort in dem ein Heft immer bei mir," sagte er einmal zu dem jungen Breu ning, und fommt mir ein Gedante, so notiere ich ihn sogleich. Ich stehe selbst des Nachts auf, wenn mir etwas einfällt, da ich

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ben Gebanten fonft vergeffen möchte." Schuberts Freumb, ber Schriftsteller Braun von Braunthal , der den Meister in einem Gast haus beim Glase Bier beobachtete, jah, wie Beethoven , aus einer langen Pfeife rauchend, ab und zu ein Heft aus der Herzenstasche nahm und mit halbgeschlossenen Augen hineinschrieb. Er fragte Schubert, was Beethoven da wohl mache, und erhielt die Antwort: ,, Er fomponiert!" Aber er schreibt ja Borte und teine Noten, meinte er run, worauf ihm Schubert erwiderte: Das ist so seine Art; er bezeichnet sich gewöhnlich mit Worten den Ideengang für dieses oder jenes Tonstüd und setzt höchstens einige Noten da­zwischen." Beethoven arbeitete stets an mehreren Kompofitionen zugleich, und die Stizzenbücher dienten ihm dazu, alles, was ihm einfiel, für spätere Verwendung festzuhalten. Aus den noch erhalte­erst nach langer Zeit benuzte, vielfach umänderte, anderes über­nen Notizheften tann man feststellen, wie er manche Eintragungen haupt nie verwendete. Die unendliche Fruchtbarkeit seiner Phantasie ließ ihm überall Motive zuströmen, so daß er sich ihrer manchmal faum ermehren konnte. Als er bei einem Bäckermeister in Baden wohnte, wird erzählt, daß dieser, wenn Beethoven die Wohnung verließ, überall auf dem Fußboden mit Noten beschriebene Zettel fand, die er aufhob und an Verehrer des Meisters verkaufte.

Ueber die Verarbeitung seiner Ideen hat sich Beethoven einmal zusammenhängend zu dem späteren Hoftapellmeister Schlösser ge­äußert: Ich trage meine Gedanken lange, oft sehr lange mit mir herum, ehe ich sie niederschreibe. Dabei bleibt mir mein Gedächtnis so treu, daß ich sicher bin, ein Thema, das ich einmal erfaßt habe, selbst nach Jahren nicht zu vergessen. Ich verändere manches, per­werfe und versuche aufs neue so lange, bis ich damit zufrieden bin; dann beginnt in meinem Kopf die Verarbeitung. in die Breite, in die Enge, Höhe und Tiefe, und da ich mir bewußt bin, was ich will, so verläßt mich die zugrundeliegende Idee memáls; fie steigt, sie mächst empor, ich höre und sehe das Bild in seiner ganzen Aus­dehnung wie in einem Gusse vor meinem Geiste stehend, und es bleibt mir nur die Arbeit des Niederschreibens, die rasch von statten

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geht, je nachdem ich die Zeit erübrige, meil ich zuweilen mehreres zugleich in Arbeit nehme, aber sicher bin, feines mit dem anderen zu verwirren. Sie werden mich fragen, woher ich meine Jbeen nehme? unmittelbar, ich könnte sie mit Händen greifen, in der freien Natur, Das vermag ich mit Zuversicht nicht zu fagen; fie tommen ungerufen, im Walde, in der Stille der Nacht, am frühen Morgen, angeregt durch Stimmungen, die sich bei dem Dichter in Worte, bei mir in Töne umfezen, flingen, brausen, stürmen, bis sie endlich in Noten por mir stehen. Dieser von inneren Stimmen aufgewühlte Meister ist uns oft geschildert worden. Er stand um Mitternacht auf und erschredte seine Nachbarn mit den träftigsten Aftorden, mit Boltern, Singen usw." erzählt Czerny. Seine Stimme war beim Singen ganz abscheulich. Wenn er in Partitur schrieb aus feinen Stizzen, Holz. Während des Schreibens stieß er fortwährend ein un­stand er früh auf und ließ sich nicht stören," berichtet sein Famulus artikuliertes Heulen aus und stampfte mit den Füßen." Anton Schindler , der viele Jahre um ihn war, schreibt: Beim Waschen heulte er die ganze Stala auf und abwärts, brummte zur Ab­wechslung; bald durchschritt er mit rollenden Augen das Zimmer, notierte einiges und sehte dann das Begießen mit Wasser und das Heulen fort. Der schwedische Dichter Atterbom fand ihn beim Rom. ponieren in höchst sonderbarer Stellung: An der uns gegenüber. liegenden Band, an welcher tollossale, mit Rohle rastrierte Papier­bogen flebten, stand, den Rüden uns zugewandt, Beethoven mie! Es mochten ihm an dem heißen Sommertag die Kleider zu unbequem geworden sein; so hatte er sie abgelegt und schrieb, nur mit einem furzen Hemd angetan, mit rotem Stift flüchtige Noten an die Wand. Dann trat er vor und zurüd, taftierte mohl auch und schlug auf seinem faitenlosen Klavier einige Taften an." Beethoven mar beim Schaffen oft selbst zu Tränen gerührt; unermüdlich ar sine linea," schrieb er Ende 1826 an feinen Freund Wegeler. Ich beitete er bis in seine letzten Tage. Es heißt bei mir: Nulla dies hoffe, noch einige große Werke zur Welt zu bringen, und dann wie ein altes Rind irgendwo unter guten Menschen meine irdische Bansf bahn zu beschließen."

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