2. Beilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt. Ur. 217. Dienstag, den 17. September 1895. 12. Jahrg. der Nroninz Brandenburg 189S. Im Saale des Vereins Berliner Kaufleute, der durch rothen Flagaenschmuck ein recht anheimelndes Aussehen gewonnen hatte, trat der Parteitag für die Provinz Brandenburg am Vormittage des lö. September zusammen. Der Sängerchor der Berliner „Typographia" begrüßte die Delegirten mit dem überall gern gehörten„Morgenzuruf" und dem„Bruderlied". Im Namen der Agitationskommission eröffnete A n t r i ck- Berlin die Ver- Handlungen. Er hob in seinen einleitenden Worten hervor, daß die Konserenz berufen sei, auch ihrerseits zu der in der Partei jetzt vielfach ventilirten Frage des Agrarprogramms Stellung zu nehmen und erinnerte an die Ereignisse der letzten Zeit, welche eine Aera der stärksten Verfolgungen wiederum in Aussicht stellen. Das Bureau wurde gebildet aus S a l o m o n- Wrietzen und Thierbach- Berlin als Vorsitzende, Pohlitz- Berlin und Helfinger- Luckenwalde als Schriftführer. Die vorgelegte provisorische Tagesordnung wurde mit der Abänderung genehmigt, daß der Punkt„Presse" noch hinzugefügt wurde.(Später wurde die Lokalfrage auch noch eingeschaltet.) Die Mandats- prüfungs-Kommission setzte sich zusammen aus: K ü n e ck e- Oder- berg, Galle - Berlin , Thomas- Rixdorf, F r i s ch b i e r- Wittenberge und K r a s e m a n n- Neu-Ruppin. Von den Ge- Nossen aus Drossen war ein Begrüßungsschreiben eingelaufen. Erster Punkt der Tagesordnung ist: Rechenschafts- bericht der Agitationskommission. Hierzu nahm A n t r i ck das Wort. Der Redner verweist auf den vorliegenden gedruckten Kassenbericht, der das Wachsthum der Bewegung wiederspiegelt. Die Beschlüsse der vorjährigen Konferenz gingen darauf hinaus, die durch die Wahlsiege errungene Position zu befestigen. Die Gegner waren auch nicht müßig und legten der Kommission vielfach Hindernisse in den Weg, welche die Ursache sind, daß die Kommission nicht in dem Maße arbeite» konnte, wie sie es gern wünschte. f eichen ist die große Auslage des andbote". Ter Redner bespricht Agitation sich im einzelnen gestaltet hat. dem Gesetzentwurf betr. Regelung der Verhältnisse der Binnen- schiffer herauskam, gab Gelegenheit, mit der Agitation unter dieser erzkonservativen Bevölkerungsschicht vorzugehen. Ein Erfolg ist unbestreitbar. In den Versammlungen haben die Schiffer vielfach anerkannt, daß die Sozialdemokratie ihr bester Anwalt gewesen ist. Leider muß die Kommission den Vorwurf gegen einzelne Kreise erheben, daß dieselben in der Unterstützung dieser Bewegung zu wenig Energie gezeigt haben; hoffentlich wird das in dem kommenden Winter wieder gut gemacht werden. Ter Plan, ein allgemeines Fluglatt herauszugeben, wurde fallen gclaffen, da dasselbe zu spät gekommen wäre. Man konnte nicht voraussehen, daß die Verabschiedung der Gesetzentwürfe, welche darin behandelt werden sollten, im Reichslage so lange auf sich warten ließ. An Material für die Haus- agitation hat es ohnehin nicht gefehlt. Außer den von der Kommission versandten Broschüren und Flug blättern haben die Berliner Kreise, vor allen der sechste, die Agitation unterstützt durch Verausgabung von Literatur und durch pekuniäre Beihilfe. Die Hindernisse in der Agitation sind zu einem großen Theil aus die manchmal geradezu wunderbare Gesetzesunkenntniß einzelner behördlicher Organe zurückzuführen. Der Redner meint, daß wir als Staatsbürger das Recht hätten zu verlangen, daß zur Ueberwachung der Versamm- lungen nur Leute kommandirt werden, welche mit den Gesetzen Bescheid wiffen.(Beifall.) Zu beklagen sei, daß ein großer Theil der in Berlin arbeitenden Bauhandwerker aus der Provinz ihre Pflichten gegenüber der Partei ganz vernachlässigen, sie be- kümmern sich um die Agitation an ihren Wohnorten nicht im ge- ringsten. Das müsse besser werden. Der Redner spricht auch den Wunsch aus, daß die Berliner Kreise bei Besetzung der Kommission mehr darauf Rücksicht nehmen, daß die Mitglieder nicht so oft wechseln, da sonst ein erfolgreiches Arbeiten unmög- lich gemacht wird.— Antrick legt alsdann den Kassenbericht vor. Die Einnahme setzt sich aus folgenden Posten zusammen: Aus den Berliner Wahlkreisen 3330 M. Einnahme vom Kalender Ein sehr erfreuliches Kalenders„Märkischer nunmehr, wie die Daß die Regierung mit BeuePtes allein Mirlilames Gesetz zum Schutz des Baudmerks. i. In den Nummern 201 und 202 haben wir unsern Lesern den neue» Handwerkergesctz-Entwurf mitgetheilt und bereits gezeigt, daß dieser Entwurf, der ja im wesentlichen aus Zwangs- innuug und verschämten Befähigungsnachiveis hinausläuft, den Handwerkern nichts nutzen kann. Denn das Handwerk leidet nicht an einer verfehlten Gesetzgebung, die man beliebig ändern kann, sondern weil es von der wirthschaftlichen Entwickelung überholt ist. Will man ihm also wirklich helfen und an dem Wollen der Regierung zweifeln wir nicht—, so schaffe man alle anderen Errungenschaften, wie Maschinenwesen und Eisenbahnen, einfach ab und schraube unsere Kultur um ein halbes Jahrtausend zurück; dann wird das Handwerk auch wieder eine» goldenen Boden haben. Da wir als sekundäres offizielles Organ dem überlastete» „Sieichs-Anzeiger" schon so manche Publikation haben abnehmen müssen, haben wir auch diesmal geglaubt, der armen Regierung hilfreich beispringen zu sollen. Wir haben daher alte vergilbte Zunstrollen aus dem 14. und 15. Jahrhundert ausgegraben, sie sein säuberlich abgestaubt und bringen sie nun als neuestes und einzig wirksames Heilmittel für alle Schäden dem Handwerk dar. Leider waren wir durch die verfehlte Kulturentwicklung der letzten vier Jahrhunderte genöthigt, einzelne Einfügungen zu machen; doch beziehen sich diese nur auf die Ausmerzung ver- sehlter moderner Institutionen. Alles übrige ist meistens wörtlich den alten Handwerkergerechtsamen entnommen. Im Namen Gottes. Dies ist die Gerechtsame, als sie die Meister und Obmänner(Obermeister) des...... Handwerks beschlossen gehalten und gefunden haben, deren Artikel zu halten ein jeder schwören soll bei seines Handwerks Gebräuchen. Es sollen zusammenkommen die Meister und Obmänner alle Jahre in be» ersten acht Tagen und diese Gerechtigkeit von Wort zu Wort überlesen, aus daß sie wissen sich danach zu richten. l. Artikuln, so die Meister betreffen. K 1. Die.... Innung soll haben..... Obmänner; die sollen danach sehen bei ihrem Eide , daß sie wohl Obacht geben, bei aller ihrer Rechtlichkeit nach allem ihrem Vermögen, daß die Bräuche gewahrt werden, und daß sie niemand übersehen aus keinerlei Gunst oder Freundschaft. Z 2. Die Obmänner versammeln das Amt(die gesammte Meisterschaft) in den Morgensprachen(Jnnungsversammlungeu) auf de» Trinkstuben; und so jemand etwas hätte zu schaffen mit einem anderen Meister oder einem Gesellen, so bringe er es vor die Obmänner, daß sie das Recht finden. s 3. Es dürfen der Meister dieses Handwerks, deren jetzt.... sind, nie mehr sein denn jetzt. s 4. Da eine Veränderung in der Volkszahl der Städte 1158,50 M.(im Vorjahre 145 M.), diverse Einnahmen 157,80 M. Mit dem alten Bestand von 813,58 M. ist die G e s a m m t- einnähme somit 5500,33 M. Unter Ausgaben befinden sich folgende Posten: Herstellungskosten des Kalenders 2100,85 M., Broschüren ec. 1236,55 M. Agitation unter den Polen 350 M. Agitationsunterstützungen 84,40 M., für Referenten und Be- schickung von Kreiskonferenzen 406,70 M., Gerichtskosten und Strafen 6l,4S M., Porto und Depeschen 29,40 M. Die Ge sammtausgabe beträgt 5290,55 M., sodaß am 1. September ein Bestand von 219,93 M. vorhanden war. Der Redner giebt zum Schluß noch eine statistische Aufstellung der in der Provinz bestehenden Vereine sozialdemokratischer Tendenz. Wahlvereine, Diskutirklubs rc. bestehen 34; Arbeiter- Bildungsvereine 26(außer Berlin ), Versammlungen fanden statt 341(61 Referenten sind von der Kommission entsandt worden), darunter am 13. März 13 und zur Maifeier ca. 50. Kreis- konferenzen fanden im letzten Jahre 23 statt. Vor Eintritt in den folgende» Punkt der Tagest Ordnung erstattete die Mandats- Prüfungskommission ihren Bericht. Es sind s ä m m t l i ch e Kreise vertreten.(Bravo !) Außerdem sind von den polnischen Genossen zwei �Delegirte erschienen. Die Zahl der letzteren beträgt 63(im Vorzahre 58), welche sich auf die einzelnen Kreise folgendermaßen vertheilen: West-Priegnitz 2, Ost-Priegnitz 1, Ruppin-Templin 3, Prenzlait- Angermünde 3, Ost- Havelland 3, West- Havelland 3, Zauch- Belzig 3, Teltow - Beeskow 3, Nieder- Barnim 3, Ober- Barnim 3, Frankfurt -Lebus 2, Königsberg 3, Landsberg 3, Stern- berg 1, Züllichau- Krossen I, Guben-Lübbe» 1, Sora»-Forst 2, Kottbus-Spremderg 2, Kalau-Luckau 2, Arnswalde -Friedeberg 1, außerdem aus den Berliner Kreisen 15 Delegirte anwesend sind. Die Redakteure der Provinzialblätter und die Abgeordneten der Landkreise sind gleichfalls erschienen. Erster Redner in der Diskussion über de» Rechenschafts- bericht ist der Vertreter der Polen , Genosse Berfns. Er erinnert daran, daß ca. 200 000 polnische Arbeiter in der Provinz Brandenburg beschäftigt sind, welche das Unternehmerthum wegen ihrer Bedürfnißlosigkeit ständig gegen die einheimischen Arbeiter ausspielt. Durch die Hilfe der Agitationskommission ist es ermöglicht worden, die Ausklärung in weite Kreise der polnisch sprechenden Bevölkerung hineinzutragen. Zu den früher bestehenden zwei Organisationen der polnischen Sozialdemokraten sind in diesem Jahre vier weitere, in Weißensee, Rixdorf, Spandau und Frankfurt a. O. hinzugekommen. Der Redner bittet, darauf hinzuwirken, daß alle Zuschriften, betreffend die Agitation unter den Polen , an die Adresse der Redaktion der „Gazeta Robotnicza" Andreasstr. 78a. gerichtet werden und empfahl folgende Resolution zur Annahme: In anbetracht, daß von Jahr zu Jahr größere Massen polnischer Proletarier gezwungen sind, ihre Heimath zu verlaffen und in ihrer geradezu grenzenlosen Bedürfnißlosigkeit ihre Arbeitskrast für den minimalsten Lohn den Fabrikanten anzubieten, wodurch den deutschen Arbeitern immer größere Hindernisse für die Durchführung ihrer Forderungen in den Weg gelegt werden, sieht sich die Parteikonferenz veranlaßt, in der Provinz Brandenburg eine durchgreifende Agitation unter diesen Aermstcn der Armen zu fördern, um dieselben zum Anschluß an eine Arbeiterorganisation zu veranlassen. F r i s ch b i e r- Wittenberge schneidet die Referentenfrage a». In Wilsnack hat man ein Lokal erhalten unter der Bedingung, daß ein Abgeordneter sprechen sollte. Als stattdessen ein anderer Redner geschickt wurde, hat der Wirth den Saal zurückgezogen. In Havelberg ist gleichfalls durch die Nachlässigkeit eines gieserenten die Bewegung erheblich geschädigt worden. Schmidt- Sonnenburg erhebt ähnliche Klagen. Die Referenten sollten, wenn sie verhindert sind, ihr Versprechen ein- zulösen, wenigstens Stellvertreter senden.(Zustimmung.) Die Provinz braucht die Referenten nöthiger wie Berlin . D immick weist nach, daß die Vorwürfe, so berechtigt sie sonst sind, die Kommission nicht treffen. Man könne nicht Ab- geordnete auf Lager halten. Die Genossen sollten endlich mit dieser Vorliebe für die titulirten Referenten aufräumen.(Beifall.) Köster- Schöneberg befürwortet die Agitation unter den Schiffern; auch die Ziegelarbeiter solle man nicht vergessen. Er drückt seine Zufriedenheit mit dem Rechenschaftsbericht aus. schwere Verschiebungen im Handwerk zur Folge hat, so wird hiermit das Wachsen oder Abnehmen der Städte untersagt. Z 5, So jemand der Innung nicht angehört, darf er das Handwerk nicht treiben, er werde denn gescholten(d. h. für ehr- los erklärt). § 6. Die Bönhasen und Pfuscher(alle nicht den Innungen angehörigen Meister) sollen nirgendwo in denen Städten ge- litten werden, fondern aufgesucht, gejagt, gestrast und der Stadt verwiesen werden; auch sollen ihre Arbeiten, so bei ihnen vorgefunden werden, weggenommen und vernichtet werden. § 7. Es soll niemand de» betreffenden Rohstoff(also Leder beim Schuster, Holz beim Böttcher) kaufen, es wäre denn aus den Messen und dem Markte der Stadt. Wer es aber thäte, der soll es theilen mit dem Amt und soll es besser»(Strafe zahlen) mit 4 Mark 75 Pfennige und% Tonne Bier. § 8. Da Eisenbahnen, Post, Tclegraphie, Schifffahrt u. s. w., wie allgemein zugegeben, auf das Handwerk von schädlichem Ein- fluffe sind, als indem sie nicht nur das Fortziehen erleichtern, sondern auch die Konkurrenz ermöglichen und den 3iohstoffbezug des einzelnen derKontroleder Obmänner entziehen, soist ihreAbschaffung dringend geboten. Das Eisenbahnterrain, dasjetzt keinenNutzen trägt, wird mit Getreide bebaut, als wodurch es der heimischen Land- wirthschaft ermöglicht wird, unseren Brotbedarf selbst zu decke» und Deutschland auch hierin vom Auslande abzuschließen. § 9. Ein jeglicher Meister darf nicht mehr als eine Werk- stätte halte», sondern er soll nirgendwo sitzen und arbeiten als in seinem Hause. 8 10. Jeder Meister darf nicht mehr als 1 oder 2 Gesellen halten und dazu einen Lehrjungen; da hierdurch Fabriken un« möglich gemacht sind, so erübrigt sich eine besondere Gesetzgebung hierüber. 8 II. Es soll ein jegliches Stück so und so lang sein, so und so breit oder groß, den und den Umfang haben, den und den Preis haben, so und so hergestellt sein. Wäre es nicht so, wird er es besser» mit 2 Mark 85 Pfennige für jegliches Stück und dem Amte 1 Tonne Bier. § 12. Kein Meister soll mehr aushängen noch setzen vor seine Thür als 3 oder 4 Stück jeder Waare. Wäre es doch, daß jemand mehr aushängte oder ausstellte, so soll er für jedes Stück 6 Mark 50 Pfennige zahlen und dem Amt 1 Tonne Bier. 8 13. Es soll(fast) nur auf Bestellung gearbeitet werden; da Maschinenverwendung hiermit unmöglich gemacht ist, so ist die Abschaffung und Vernichtung der Maschinen von selbst geboten. 8 14. Es soll niemand an einen Kaufmann noch Wieder- Verkäufer Waaren verkaufen noch bereiten bei drei Mark Silbers. Weil hierdurch die großen Geschäfte und Bazare von selbst ein- gehen müssen, so bedarf es ihretwegen keiner besonderen Ver- ordnung. 8 15. Fremde Waaren dürfen nicht in die Stadt gebracht werden; wäre es aber doch, so sollen die Obmänner sie prüfen und verwerfen, so sie dieselben nicht richtig befinden. G e r i s ch stellt die von dem Redner aus Wittenberge be- rührte Angelegenheit bezüglich seiner Person dahin richtig, daß ihn keine Schuld trifft, wenn eine Versammlung vereitelt wurde. K o n r a d- Straßburg bemerkt, daß die Genossen in. Prenzlau ein ganzes halbes Jahr lang korrespondirt haben, ohne daß sie den gewünschten Referenten bekamen. In seinem Schlußwort berührt Antrick die erhobenen Vor- würfe. Wenn man so nach Abgeordneten versessen sei, wäre das beste Mittel, man wähle sich einen solchen für s�den Kreis. (Heiterkeit.) Diese Reklamesucht bei der Agitation müsse man sich mit der Zeit abgewöhnen.— Die Resolution BersuL wurde ein- stimmig a n g e n o m in e n. Der Referent für den folgenden Punkt: Agraryrogramm, ist Reichstags - Abgeordneter G e r i s ch. Gegen das Vorjahr ist ein bedeutender Umschwung in der Presse und der Partei über- Haupt eingetreten, sagt der Redner. Heute krasse Negation, während danials unter dem Eindrucke des soeben veröffentlichten Landprogramms der französischen Genossen ernsthoste Leute bereit gewesen wären, viel nach dieser Richtung hin zu bewilligen. Die Redewendung, daß man erst die alten Agitationshefte ver- brennen müßte, ehe man Landagitation beginnt, sei total falsch. Der größte Theil der Kreise stellt sich jetzt auf den Standpunkt, daß sie kein neues Programm wollen, sondern nur mit den alten Heften Agitation treiben möchten. Die Branden - burgischen Kreise— wo alle Betriebsarten in der Landwirth« schaft vertreten sind,— haben sich gänzlich ablehnend dem Pro- gramm gegenüber verhalten. Der Redner geht im weiteren darauf ein, daß die Theorie: in der Landwrcthschaft sei der Kleinbetrieb rentabler, unrichtig ist. Mit demselben Recht könnte man aus der Ausdehnung der Hausindustrie(in der Kon- fektion z. B.) dasselbe folgern. Nach einer Würdigung der einzelnen Punkte kommt der Redner zu dem Schluß, daß das vorgelegte Zlgrar» Programm unannehmbar ist; auch der von der„Sächsischen Arbeiter- Zeitung" veröffentlichte Entwurf ist nicht verwendbar. Er ist dafür, daß den einzelnen L a n d e s t h e i l e n u n d Provinzen die Regelung der Landagitation selbst überlassen bleiben muß.— Es tritt hierauf die Mittagspause ein. Um 2l/z Uhr nachmittags werden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Das neue Bureau setzt sich zusammen aus Thomas- Rixdorf, F r i s ch b i e r- Wittenberge. Kopp- Friedrichsbcrg und Kaiser- Landsberg aM. Zum Punkt Agrarfrage sind drei(ablehnende) Anträge von den Kreisen Berlin II., Berlin Vl. und Nieder-Barnim eingelaufen, die mit zur Debatte gestellt werden. Kiesel- Berlin begründet die vom VI. Berliner Wahlkreise eingereichte Resolution, indem er darauf hinweist, welche großen Erfolge in der Provinz mit dem allen Programm schon er» zielt sind. Schwereke- Deetz bespricht in eingehender und sachkundiger Weise die Lage der ländlichen Arbeiter und kommt zu dem Endurtheil, daß der angepriesene„Bauernschutz" im Effekt daraus hinauslausen würde, das Elend der Kleinen aus dem Lande zu verewigen.(Sehr richtig.) Von K r a s e m a n n- Neu-Ruppin wurde die Nothwendigkeit freier ärztlicher Hilfeleistung und Medizin aus dem Lande be- sprochen. Der Redner möchte, daß die Agrarkommission weiter bestehen bleibt und Material sammelt. Dagegen wandte sich Abg. Stadthagen. Er vertrat die (weiter unten folgenden) Anträge des Kreises Niederbarnim . Seiner Meinung nach würde die Agitation durch das Bestehen einer Kommission nur gelähmt. Jeder solle selber arbeiten, dann käme etwas Ersprießliches heraus. Die Hindernisse in der Agitation zu beseitigen sei die denkbar beste Landagitation. Hansen- Berlin II vertheidigte die von ihm gestellte Resolution. Man solle nicht grundsätzlich alles ablehnen, da voraussichtlich dieselbe Frage doch immer wiederkehren werde. Festhalten solle man nur, daß die Arbeiter und nicht die Bauern in betracht kämen. L ö w y- Frankfurt ist für die Anträge Stadthagen . Türke- Guben nimmt einen streng ablehnenden Standpunkt bezüglich des Bauernschutzes ein. Die Arbeiter auf dem Lande in der Provinz Brandenburg seien schon halb und halb unser. 8 16. Es soll niemand eine Waare aus der Stadt noch ans dem Hause senden, die Obmänner hätten sie denn gesehen, ob sie auch wandelbar(fehlerhaft) sei. 8 17. Die Obmänner sollen das Amt,(alle Werkstätten) jede Woche besehn; bei welchem ein wandelbar Werk gefunden wird, der soll für jegliches Stück 2 Mark 25 Psennige zahlen und bessern dem Anne 1 Tonne Bier. 8 13. Wenn der Obmann kommt das Werk zu besehen, wäre da jemand, der ein Stück verhehlte, oder verachtete den Obmann mit Worten oder gar mit Werken, der soll es bessern mit drei Mark Silber und dem Amte 1 Tonne Bier. u. s. w. u. s. w. II. Artikuln, das Meisterwerden be treffen d.�H 8 1. Es soll im allgemeinen niemand Meister werden in unserem Amt, er sei denn eines Meisters Sohn oder er heirate in das Amt. 8 2. Eine Frau, deren Mann stirbt, soll sich verändern binnen Jahrestage. Geschieht es nicht, so soll sie kommen vor das Amt und' bitten um Aufschub. Wäre sie zu all, einen Mann zu nehmen, so mag sie Wittwe bleiben und einen Knecht halten; wäre sie jung oder heiratet sie aus dem Amt heraus, so wird sie aus dem Amte ausgestoßen. K 3. Wer eine Wittwe nimmt ans unserem Handwerk, dem soll das Amt zustehen ohne jegliche Heischnng des Handwerks. 8 4. Hat ein Meister aus unserem Amt eine Tochter, die er einem Gesellen giebt aus unserem Handwerk, dem Gesellen soll es zustehen ohne jegliche Heischung des Amtes. 8 5. Welcher Meister in unserem Handwerk einen Sohn hat, der sein Amt kann, dem soll es zustehen ohne jegliche Heischung des Amtes. 8 6. Wer sonsten seiner selbst(selbständiger Meister) werden will in unserem Handwerk, der soll ein unbescholtener (nicht sozialdemokratischer) braver Mann sein, er sei jung oder alt; er soll zuvor gewandert sein zwei Jahre und er soll Briefe bringen, daß er von seinen Meistern geschieden in Billig- keit und nicht mit Unfrieden. Dann soll er die Meisterschaft in die Morgensprache fordern und sich lassen einschreiben. Darauf soll er dienen Jahr und Tag in unserem Amt bei einem biedern Mann, damit das Amt wisse, wie sein Benehmen und Handeln sei. 8 7. Und wenn das Jahr herumgekommen ist, dann soll er vor dem Amt drei Meisterstücke machen, nämlich.... Machet er diese drei Stücke nicht zur Genüge, so soll er es bessern den Obmännern mit 6 Mark 50 Pfennige für jeglich Stück und soll noch ein Jahr dienen, und dann das Meisterstück noch einmal machen. � 8 3. Und wenn er Meister wird, so soll er haben 104 Mark Silber ungeborat sonder Arglist, und das soll er nachweisen mit zween braven Zeugen vor den Obmännern und die sollen darauf entscheiden; darauf soll er dem Amte geben 1 Tonne Bier, 2 Schinken und 1 Braten.
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