Kanonen kosgegangen, und den Chinesen wurde jedoch damit das Gefühl ihrer Unfreiheit im eigenen Lande besonders nach- drücklich vor Augen geführt. Der Tag der Einnahme Kantons durch die Nationalarmee, einer der großen geschichtlichen Tage des chinesischen Volkes, wird auf ewige Zeit mit dem Ein- greifen ausländischer imperialistischer Bajonett verknüpft und damit Großbritannien in einen stärkeren Antagonismus gegen die siegreiche Einigungs- und Nationalbewegung Chinas gebracht fein, als aus rein sachlichen Gründen gerecht- fertigt wäre. Selbst wenn die weitere Eroberung und Durch- dringung Chinas durch Kuomingtang ohne kriegsähnliche Verwicklung zwischen England und China vor sich gehen sollte (und es ist wahrscheinlich, daß eine derartige äußerste Zu- spitzung vermieden wird), so genügt dock) schon das bisher Ge- schehene, um Großbritanniens wahre, einzige, das ist w i r t» schaftliche Interessen im fernen Osten, dauernd zu schädigen. Die Schiffe und Truppen sind entsandt worden, um das Leben und insbesondere das Eigentum der britischen Staatsbürger zu schützen. Selbst wenn es ihnen gelungen sein sollte, einige Warenlager und Fabriken vor Plünderung und Zerstörung zu bewahren, so steht doch ein solcher Gewinn im umgekehrten Verhältnis zum dauernden Schaden— und in einem argen Mißverhältnis zu den Millionenkosten der Expedition selbst. Man kann Warenlager vor Zerstörung schützen. Aber man kann im China von 1927 nicht mehr Auf- träge und Warenbestellungen nach dem Muster 1810 erzwin- gen. China hat heute. Im Gegensatz zu damals, eine öffent- liche Meinung. Wie das Beispiel Honkong beweist, hat China heute genug Selbstbewußtsein, um auf politische Bedrückung mit wirtschaftlichem Boykott zu antworten. Der anglo-chinesische Handel Hongkongs ist dank der Selbstwehr der Chinesen auf einen Bruchteil seines einstigen Umfangs herabgesunken. Das mußte London zur Warnung dienen: was sich gestern in Honkong ereignete, spielt sich heule für den gesamten englisch -chinesilchsn Handel im Großen ob. Die Truppensendungen nach Schanghai sind geeignet, diese Episode zu verewigen und die britischen Wirtschaftsintercffen dauernd zu schädigen. Wieder einmal haben sich nicht die nationalen Hitzköpfe. die Dvwning Street in dies militaristische Abenteuer verstrickt haben, sondern die Vertreter der Arbeiterklasse als die wirk- lichen Sachwalter nationaler Interessen erwiesen. Denn ihre, als landesverraterisch und utopisch bezeichnete Politik der Nichteinmischung, der Zurückziehung der Truppen und des freiwilligen Verzichtes auf unhaltbar gewordene Sonderrechte bedeutet nicht nur den Frieden, sondern auch„Wi r t s ch a f t", während die bewaffnete Faust der Konservativen zwar Wirt- fchaftsgebäude schützen mag, aber die psychologischen Grundlagen zukünftiger Wirtschaftsbeziehungen unter- höhlt. Die Landesverräter und Utopisten haben sich auch hier wieder einmal als die kühleren Realisten, die besseren Rechner und die wirklichen Patrioten erwiesen.
Der Grönungsruf für üen Interviewer. Hergt und feine Koalition. Der„Lokal-Anzeiger" veröffentlicht eine Unterredung eines seiner Mitarbeiter mit dem deutschnationalen Reichs- justizminister H e r g t. Aus den sonst recht belanglosen Ausführungen verdienen ein paar Sätze, festgehalten zu werden: Heißsporne gibt es in allen Lagern, und sie stellen wertvolle politische Energien dar. Man kann ihnen niclü den Mund ver- bieten, lind das wird niemand wollen. Aber nicht von ihnen darf der Ton bestimmi werden, der zwischen den Parteien der Koalition herrscht; und verlangen kann man auch von ihnen, daß sie auf die K a m p f e e g e m e i n s ch a s t, in der jede Koali- tionspartei mit der anderen steht, politisch Rücksicht nehmen. Wie gesagt, das bedingt in keiner Weise die Ausgabe irgendeiner grundsäglichcn Ueberzeugung, aber es setzt voraus, daß man das(Bcmeinsaine und die Achtung vor der Uebcr- zeug n ng der anderen voran st ellt.
Die kleine Gegenwart. Von Hans B ki ß in a n n. Wir, die wir in diesem Jahrhundertanfange leben und die wir schlafen werden in vierzig Jahren, wir dreißig-, vierzig-, fünfzig- und siebzigjährigen Künstler, Dichter und Komponisten, Schauspieler, wir alle, die wir für und von der Begeisterung leben, wir möchten es nicht länger hören und müssen es doch überall erhorchen. Wo wir sitzen, od im Kreis« der Familie oder der Freunde, ob wir uns unterhalten im Theaterfoyer, ob wlr auf diesen blicken oder jenen, überall steht hinter Tagesgespräch, hinter Charleston, Augen- blickspolitik, Reise-, Damen-, Moden-, Arzt-, Schulthema und elnein oder zwei anderen Gesprächsstoffen die große Klage, die seufzend vorgebrachte, mit tiefernster Miene hergesagte: „Ja, ja, wir leben immer noch im Epigonenzeitalter, uns fehlen die großen Künstler." Das ist es, wohin sich jeder Dummkopf rettet: nach Goethe und Schiller, nach den Romantikern in Malerei und Literatur, noch Beethoven und Schubert, nach der achtzehnten Jahrhundertwende und Wagner ist es angeblich mit uns mis. Was soll man sagen! Beileibe keine Namen! Ich denke an unsere großen Erzähler. Ich sage: unsere, aber ich meine nicht die deutschen, denn unser sein heißt der Menschheit gehören. Würde man nicht Ihre Namen profanieren, wollte man sie nennen, um zu beweisen, daß die Gegenwart nicht gering ist? Ich sehe vor mir einen Kranz von Schaffern aus Kunstgebieten aller Art. Bewundern wir nicht ohne Einschränkung höchstes Können auf der Bühne, im Film, in der Musik, in Komposition, in Formung von Ton und Stein, in Farbe und Form? O über dieses billige Geschwätz von dem kleinen Zeitalter! Und ihr, die ihr uns herabdrücken möchtet, sagt ehrlich: wären wir wirklich die Schwächlinge, die Unbegabten, die Unvollendeten, die Kleinen, für die ihr uns halten wolltet, fühlt ihr nicht der Zeiten Trotz, der in uns hämmert, der über olles Borhergegongen« triumphiert, der uns groß machte, heraushöbe aus lächerlicher Keringhcit! Deshalb ist es so: weil wir Kinder sind einer großen Zeit menschlichen Bulkanentums, Neusrdner des Anfanges einer ent- geistigten und wieder werdenden Menschheit, Wächter an Toren, durch die ein Festzug braust, ein Troß des Unglücks und des Sieges; weil wir Herolde und Berkünder sind von neuen Ahnungen und kommendem Erschaffen. Wer hat die Stirn, uns zu elligem Heroorbringen zu zwingen? Wer ertrotzt uns Werk«, die sich verfrühen würden? Wer will Natur meistern, die olles reifen läßt zu ihrer Zeit, und wer zählt Jahr« überhaupt? Und wenn ihr, die ihr diese Zeit verkleinert und euch selbst damit herabsetzt— wenn ihr einwendet, warum wir denn überhaupt
Anstand, Rücksichtnahme, Achtung vor der Ueberzeugung des anderen, das sind die Forderungen, die der deutschnatio- nale Minister seinem journalistischen Freund vorträgt. Jetzt, wo die Deutschnationalen in der Regierung sitzen, brauchen sie solche Tugenden. Hergts Forderungen wurden entgegen- genommen von einem Journalisten, der nur allzu oft das ätzende Gift persönlicher Hetze und Herabsetzung gegen anders- gesinnte Politiker gespritzt hat. Es ist Herr I. W. H a r n i s ch. Ist es nun Zufall, daß Hergt gerade diesen Mann zum Mittler seiner Auffassungen macht, oder wollte wirklich seinen Inter- viewcrn einen Ordnungsruf erteilen?
Was ist antibolschewistisch! Eine Klarstellung durch die„Rote Frahne." Bei der Debatte über den Reichswehretat beschäftigte sich Genosse K ü n st l e r mit den Arbeitsverhältnissen bei den Zeugämtern. Er trug«inen besonders krassen Fall aus Spandau vor. Die Ber- waltung des Zeugamts Spandau hatte die feit langen Iahren beschäftigten Arbeiter gekündigt mit der Begründung, sie seien eifrige K o m m u n i st c n. Die Betroffenen klagten wegen unbilliger Härte auf Weiterbeschäftigung oder Entschädigung. Dos Gewerbe- gericht verurteilt« das Zeugamt zur Weilerbeschäftigung oder Zahlung einer Entschädigung von zusammen 2119 M. Die Der- waltung des Zeugamts zahlt lieber Entschädigung, als daß sie die Arbeiter weiterbeschäftigt. Genosse K ü n st l e r zeigt« ähnliche Fälle. Er geißelte dos arbeiterfeindlich« Verhalten der Zeugämter. Er nahm sich der Arbeiterinteressen an. In der„Roten Fahne" lieft man: „Nachdem F r a n z K ü n st l e r von der SPD. feine bekannten antibolschewistischen Tiraden vom Stapel gelassen hatte— er sollte zu den Zeugämtern sprechen— wurde die Sitzung auf Mittwoch vertagt." Was ist also antibolschewistisch nach dem Sprachgebrauch der „Roten Fahne"? Antibolschewistisch ist es, sich der Arbeiterinteressen anzunehmen!_
Sozialöemokratie und Sparer. Antrag für höhere Aufwertung persönlicher Ffordcrungen. Zur Ergänzung der Regierungsvorlage zur Aufwertungsfrage stellten die Sozialdemokraten im Rechtsausschuß des Reichs- tags einen Antrag, der für die künftige Gestaltung des Aufwertungs- rechts von grundlegender Bedeutung und zugleich ein Prüsstein für dos Gerechtigkeitsgefühl des Reichstags ist. Der Antrag besagt, daß eine höhere oder geringere Aufwertung der persönlichen Forderung nach allgemeinen Vorschriften unter Abweichung von dem normalen Höchstsatz zulässig ist, wenn es mit Rücksicht auf die Wirtschaftslage der beiden Bertragsteile zur Abwendung einer groben Unbilligkeit unabweisbar erscheint. Die höher« Auf- wertung soll jedoch aui S0 Prozent des Goldmarkbetrags begrenzt werden, die geringere nicht unter den Satz von 15 Prozent, den das Gesetz schon vorsieht, heruntergehen. Zur Begründung dieses Antrags führte der Abg. Keil(Soz.) aus: Das Ziel müsse sein, dos Unrecht, das bei der bestgeregelten Auf- wertung entwerteter Forderungen immer übrigbleib«, auf das kleinste Mindestmaß zu reduzieren. Deshalb müsse in den Fällen, in denen der Schuldner eine ungerechtfertigte starke Bereicherung erfahren habe, dem verarmten Gläubiger mehr gewährt werden, als dos Gesetz vorsehe. Das gerade seien die Fälle, die die Gemüter in Erregung versetzten, in denen der ehemals wohl- habende Gläubiger alles verloren habe zugunsten eines Schuldners, der aus der Inflation mit großem Gewinn hervor- gegangen sei und nun ein luxuriöses Leben führe. Der Antrag be- schränke sich auf die persönlichen Forderungen, berühre also die Hypothek nicht, taste folglich den öffentlichen Glauben des Grund- buchs nicht an, belaste die Grundbuchverwaltung nicht und stoße auf keinerlei juristische Schwierigkeiten. Da die höhere Aufwertung der persönlichen Forderung nur dann geschehen solle, wenn es mit Rück- ficht auf die Wirtschasislage beider Lertragsteile zur Abwendung'
noch schrieben, komponierten, malten, meißelten, wo doch Größeres in Erwartung steht— dann müssen wir die Natur anrufen, die auch Jahre zeigt mit kleinen, wenn auch süßen Früchten, mit Moiblüten ohne Ernte, weil Reif die Blüten fraß. Ihr, die ihr nichts anderes tut als Rückschau halten— eure Kinder werden erkennen, woran ihr schon jetzt verzweifelt, und sie werden lächeln ob eurer Eile, sie werden die Anmaßung verhöhnen, den Anspruch verspotten, auf Lebenshühcn wandeln zu wollen und nie in Tälern. Berachtcn, das ist der leichteste Teil im Leben. Lieben ist schwer, und das Schwerst« ist das Warten, dos Harren auf die Bollendung, das Bertrauenhaben in die Zukunft. Wo leben die undankbaren Seelen? In Menschen, die mit Stäben und Regeln messen. Wo sind die dankbaren, die seligen Wesen, an denen wir uns wärmen? Das sind die, die sich selbst nicht fortwerfen und die da werden. Nicht sein! Werden, werden! Das ist«in Spruch, den wir euch sagen, euch die ihr diese Gegenwart verachtet. Denn dieser Zeiten Zukunft ist größer als alle Vergangenheit.
Neue öeutjche Slumeanamen. Di« lieblichen Kinder Floras heben jetzt ihre bunten Köpfchen wieder aus den jungen Beeten und beglücken uns mit ihrer Schöichcit und mit ihrem Duft. Schon die Namen dieser Früblingskinder tlingerr uns wie eine frohe Botschaft im Ohr, wenn wir der Schnee- glöckchen, Maßliebchen, Leberblümchen usw. gedenken. Aber viele dieser Bluinennamen verraten uns nichts von dem Reiz der Träger. denn sie stammen aus fernen Landen, erzählen dem Wissenden von der Geschichte der Pflanze, berühren aber die lneisten Blumenlieb- Haber fremdartig. Wer weiß, daß Primel ein lateinisches Wort ist und den„Erstling des Frühlings' bedeutet? Wer kennt gleich die Herkunft der Namen Tulpe, Narzisse, Malwe, Rommkol usw.? Besonders bei den zahllosen neuen Züchtungen ist der Name viel- soch nur eine Art„Fabritmarte", die eine bestimmte Sone vor der Verwechslung mit einer anderen schützen soll. Es find künstlich« Namen, die mit Wesen und Sinn der Blume nichts zu tun haben. häufig die Namen der Züchter oder Huldigungen an ihnen belannts Personen. Wir sollten uns bei der Taufe der Blumen— so hebt Hans Hilger in einem Aufsatz der„Gartenschönhcit" hervor— viel mehr, als es geschieht, mit der Namengebung vertraut machen, die die wichtigsten deutschen Blumennamen geschasfeii. Auch hier ist ja meist nicht die geheimnisvolle Volksseele am Werk gewesen, sondern die voetische Bildkraft einzelner. Man benannte die Blumen nach ihrer äußeren Gestalt, wie Königskerze, Glockenblume. Schleier- kraut, Nitterjporn, Fingerhut , Storchschnabel, oder nach dem Stand- ort, wie Kornblume, der Blütezeit, wie Maiglöckchen, nach aus- sallenden Eigenschaften, wie FeUblatt. Steinbrech. Immergrün. Ost spielen auch sagenhafte und legendäre Beziehungen eine Rolle, sa beim Vergißmeinnicht, bei Männertreu, Frauenflachs. Frauenschuh, Engelsüß. beim Stiefmütterchen und der Nixblume, bei der Passionsblume� Aronsstab und Salomonssiegel, In neuester Zeit hat nun
einer groben Unbilligkeit unabweisbar erschein«, sei auch keine Störung des Wirtschaftslebens von der Durch- führung des Antrags zu befürchten. Auf Wunsch der Vertreter der Regierungsparteien wurde die Beratung des Antrags zurückgestellt. Reichsjnstizministcr Dr. H e r g t, der gleichfalls diesen Wunsch vertrat, gab jedoch schon zu verstehen. daß die Regierung den Antrag ablehnen werde.
Der Kaufpreis. Das Schulgesetz soll durchgepeitscht werde«. Der Entwurf für das neue R c i ch s s ch u 1 g e s e tz soll dem Reichstag gleich nach den Osterferien vorgelegt werden. Roch vor dem Beginn der Sommerferien soll das Gesetz im Plenum verabschiedet werden. Zuständiger Ressortminister ist Herr v. K e u d e l l, aber federführend Ministerialrat P e l e n g a r, also das Zentrum. Der Preis für die Teilnahme des Zentrums am Bürger- block soll mit Beschleunigung gezahlt werden.
„Tag"'- Schwindel. Von Seipel und Zaleski gebrandmarkt. Die Gesandschaft der Republik Oesterreich teilt mit: Gegenüber den im Berliner „T a g" vom 20. März unter dem Titel„Zaleski intrigiert in Wien " enthaltenen Behauptungen stellt das österreichische Bundeskanzleramt fest, daß diese Behauptungen in keiner Weise den Tatjachen entsprechen. Während des kurzen Ausentholtss des polnischen Außenministers in Wien hat nur eine einzige, und zwar vor Zeugen geführt« Aussprache zwischen Minister Zaleski und Bundeskanzler Dr. Seipel stattgefunden. Was der„Tag" über den Inhalt dieser Auesprache mitteilt, ist glatt erfunden. Insbesondere ist keinerlei Versuch gemacht worden, den Bundeskanzler zu irgendwelcher Intervention zugunsten polnischer Ansprüche beim deutschen Reichskanzler zu veranlassen. Ein ebensolches Dementi gibt das polnische Außen» Ministerium aus. » Wie sehr muß der Schwindel des Hugenbergblattes in Wien empört haben, daß die Seipelsche B ü r g e r b l o ck r e g i c ru n g so scharf gegen diese Pressemethoden vorgeht!
völkische Verleumder. Fünf Monate Gefängnis wegen Hirtfiefer-Veleidigung. Der erst vor kurzem wegen Beleidigung des Genossen K u t t n e r (Soz.) zu zwei Monaten Gefängnis verurteilte verantwortliche Re- dakteur des völkischen Skandalblättchens„Das freie Wort" Dr. Karl Arnold wurde dieser Tage wiederum in einem Beleidigungsprozeß, den der preußische Wohlfahrtsmtnister Hirt- s i e f e r gegen ihn angestrengt halle, zu fünf Monaten Ge- s ä n g n i s verurtellt. Der Tatbestand der schweren Beleidigung wurde erblickt in einem im Vorjahre veröffenllichten Artikel, der sich stützte aus die verleumderischen Bekundungen des berells moralisch gerichteten völkischen Landtagsabgeordneten Forstmeister S i e s e l e r. Der Staatsanwalt hob hervor, daß der Redakteur des„Freien Wortes" den Minister nicht nur persönlich aufs schwerste beleidigt, sondern ihn auch in seiner amtlichen Ehre a u s s tiefst« g e- kränkt habe. Der Angeklagte ließ durch seinen Verteidiger, wie immer in solchen Fällen, erklären, daß er b e d a u r e, den Minister zum Gegenstand seiner Angriffe gemacht zu haben, eine Beleidigung habe ihm völlig ferngelegen. In der Urteilsbegründung wurde gesagt, daß unter Berücksichtigung der Schwere der Beleidigungen eine empfindliche Freiheitsstrafe eintreten müßte. Unter keinen Um- ständen könne man zulassen, daß hochstehende Personen erst ver- unglimpjt würden und nachher die Beleidigung zurückgenommen werde.
der bekonnte Pflanzenzüchter Karl Förster mit glücklicher Phan- taste prächtige neue Benennungen gefunden. So taisste er einige Chrysanthemen: Sonne, Goldschopf, Rehauge, Nebclrose, Herbstbrotat. Auch neucingetührten Arten gab er gute deutsch « Namen: Sonnen- braut, Blaukissen. Sannenhut. Psitzer nannte einige Gladiolen: Feuergarbe, Rotkäppchen, Liebesseucr, Golddrossel. Solche Namen vermitteln eine unmittelbare Anschauung, wie sie sonst die Gärtner nur mühsam in den Beschreibungen ihrer Sortenlisten zuwege bringen._ Das Derlagswefen in der Sowjetunion . Die„Prawdo" vom 29. März bringt interessante Angaben über das Verlagswesen in der Sowjetunion . Insgesamt zählt man in der Sowjellimon 3658 Verlagsunternehinungen. Obgleich die übergroße Mehrzahl dieser Verlageemstalteu staatliche Umcrnehmungen sind, unterliegen sie keiner allgemeinen Leitung. Jedes Ressorr hat seinen eigenen Verlag, manche Ressorts haben sogar mehrere. Diese Verlagsanstalten konkurrieren miteinander, indem sie dieselben Bücher herausgeben. Das Buch von Rosa Luxemburg „Einführung in die National- Oekonomie" wurde von zwei Verlagsanstalten herausgegeben. Das Buch von Ford„Heute und morgen" ist in drei verschledenen Ver- lagen erschienen usw. Infolge diejer Mißwirtschaft häufen sich in den staatlichen Verlagen immer größer« Büchervorräte an, die keinen Absatz finden. Um die daraus entstehenden Verluste einiger- maßen zu decken, schlagen die Verlage auf den Selbstkostenpreis 259 bis 399 Proz. auf. Die angesammelten Lagerbestände ver. schleudern sie in der Regel mit großen Verlusten, weit unter dem Selbstkostenpreis. Die Auswahl der erscheinenden Bücher entspricht bei weitem nicht den an sie zu stellenden Anforderungen, selbst nicht denen der Kommunisten. Die Erhebungen, die über die Jugendliteratur im Jahre 1924/25 und im Jahre 1925/26 angestellt wurden, haben gezeigt, daß 40 Proz. der Bücher auf die Popularisierung der Könige, Prinzen usw. entfallen, und daß mir 18 Proz. alz nützliche Bücher betrachtet werden können.
Kichard Sctauft wohlavs. Gcrüchle. die von einem Schlaganla? Richard Strauk Witzen wollen und ibren Urkpirma augenscheinlich In Wien haben, enlivrechen nicht den Tatsachen Richard Strauk befindet si» wir- zeit in Königsberg , wo er am Dienstag abend ein Konzert dirigiert hat. Er befindet sich wohlauf. vi« Erstaufführung der Opereste.Drei ntm* l leine lNädel»» im.Theater am Nollendoisplah- ist auf Sonnabend verlegt worden. Bereis» für Freitag gelöste Karten werden an der Katze umgetauscht. va» große«esamtgostspiel der Valace-Reov«„VI« la femmo!"(„Hoch die Frau"! Im T beater im Adinb alSpalast beginnt am Freitaa. E» ist da» erstemal in der Tbeatergelchtchte. dag»ine große Pmiler Revue mit iämllichcn Star» und Tanzattraltionen, den Originallollümen und De- loratlonen nach Berlin kommt. Alle Dialoge und Sketche werden in deutscher Sprach« vorgetragen. coli«»olenbanm-Schwarz Ilekt beute abend sm Harmonium'aal fSllg- litzer Straße 35) au» dem Manuskript Reue» von S. v. Schal», Br. Schönlank, A. Silbergleit, M. Kyber und Steian Zweig. Umbau de» neuen Leipziger Thealer» Ter Rat der Stadt Leipzig das den Stadtverordneten eine Vorlage zugeben lassen,»ach der ein Umbau de» neuen Theater», das als Opernhaus dient, vorgesehen ist. Ter Umbau (ott 4,8 Millionen Mark losten.