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Abg. Dietrich- Baden( Dem.) wendet sich gegen die Uebertrag barkeit von Etatstiteln. Der provisorische Finanzausgleich hätte nicht um zwei Jahre verlängert werden dürfen. Es fäme jezt darauf an, die Produktionstraft Deutschlands zu steigern, die bescheidenen Summen, die zu diesem Zwecke für Gewerbe und Landwirtschaft in den Etat eingesetzt worden seien, ließen von einem solchen Willen nichts erkennen.

Es scheine, als ob die großen Konzerne den entscheidenden Ein­fluß auf die weitere Entwidlung nehmen sollen. In der Landwirtschaft wissen wir, daß die kleinen Bauern den Verbrauch des Volkes in der Hauptsache decken könnten, wenn man sie in der notwendigen Weise unterstützen würde. Davon merke man aber ebensowenig wie von einer Unterstützung der Hand merter. Diese beiden Schichten müßten erhalten werden, damit die Herrschaft der großen Konzerne nicht übermächtig werde. Große Sorge mache auch die Frage der Handelsverträge, die in ganz Europa vom höheren Gesichtspunkte aus behandelt werden müßte. Hier müßten wir aus provisorischen Regelungen zu Dauer­zuständen tommen. Der Redner sagt dann, daß er sich

über die Erklärung Stresemanns zum Konkordat gefreut habe, weil man glauben konnte, daß die Deutsche Bolkspartei sich auf ihre liberalen Erinnerungen besonnen habe. Diese Freude sei aber nur von furzer Dauer gewesen, denn Stresemann habe nachträglich gesagt, seine Stellungnahme decke sich mit der Erklärung, die die Reichsregierung zur Konkordatsfrage abgegeben habe. Wie steht nun die Deutsche Volkspartei eigentlich zu dieser Frage? Man fönne fich den Widerspruch in den Ausführungen nur so erklären, daß er nicht als Staatsmann, sondern als Parteitaktiker gesprochen

habe.

Abg. Dr. Bredt( W. Bg.) entnimmt aus der

Tatsache, daß die Regierungsparteien sich an dieser Debatte gar nicht beteiligen,

baß bei ihnen die Absicht bestehe, alle Abänderungsanträge niederzustimmen. An sämtlichen Etats fönnten Abstriche vorgenommen werden, nicht nur am Reichswehretat, und dann fönne man wohl Ersparnisse in Höhe von 1 Milliarde erzielen. Die jetzige Steuerleistung tönne vom deutschen Volke nicht mehr getragen werden, daher würden die Steuerrückstände wohl nicht mehr einkommen. Wenn wir den Etat so wie bisher aufstellen und dadurch den Glauben erweden, daß wir uns so hohe Ausgaben gestatten könnten, dann Jei an eine Revision des Dames- Plans nicht zu denken.

Abg. Graf v. Revenflow( Nat.- Soz.), der als letzter Redner zu Worte fommt, schließt seine Ausführungen damit, daß der Blauener Prozeß Stresemann und Litwin in unlösbarer Berbindung erscheinen lasse. Stresemanns Verbleiben im Umt sei ein Standal, er müsse zurücktreten, denn er sei eine Schande für das deutsche Wolf. Damit schließt die allgemeine Besprechung zur dritten Lesung des In ber Ginzelberatung werden die Haushalte bes Reichs­präsidenten und des Reichstags ohne Aussprache angenommen. Beim Etat des Reichskanzlers erhebt Abg. Torgler( Komm.) Korruptionsbeschuldigungen gegen die Reichszentrale für Heimat dienst und ihre Berlags- und Lichtbildfilialen.

Abg. Dr. Adolf Braun Franken ( Soz.) charakterisiert diese Be­hauptungen als leichtfertig und unbewiesen; fie feien auch fachlich un begründet.

Der Etat wird genehmigt, es folgt die Beratung über das Reichs­außenministerium.

Minister Stresemann ist zunächst nicht anwesend. Im Laufe dieser Beratung, die mit einer Rede des Kommunisten Stöder beginnt, wird Genosse Breitscheid das Wort nehmen.

Bet den einzelnen Etats hat in der dritten Lesung jede Partei nur eine Biertelstunde Redezeit.

Gegen 2 Uhr hatte Stöder seine Rede beendet. Da der Außenminister immer noch nicht erschienen war, beantragte Genoffe Hermann Müller , das

Erscheinen des Außenministers

zu fordern und die Sigung bis zu seinem Erscheinen zu unterbrechen. Ein Ministerialdirektor des Außenministeriums erklärte, Stresemann sei in einer wichtigen Sizung und dürfte bald erscheinen. Bize präsident Effer leitete nicht eine Abstimmung über den Antrag Müller ein, sondern stellte lediglich fest, daß gegen den Antrag ein Widerspruch nicht erhoben werde und unterbrach die Gigung.

Eine deutliche und viel bemerkte Demonstration gegen die Nichtachtung des Reichstags, die sich Herr Stresemann geglaubt hat erlauben zu dürfen!

Die Balkan - Verhandlungen beginnen. Südslawien wünscht die Revision des Albanienvertrages. Belgrad , 5. April. ( WTB.) Das Minifterium des Aeußern gibt bekannt: Italien hat nunmehr offiziell seine Zustimmung zu direkten Verhandlungen notifiziert. Als Verhand­lungsgrundlage dürfte die Verbindung der Revision des Ber­trages von Tirana mit der Ratifikation der Konvention von Nettuno dienen.

Aus der Umgebung der drei flowenischen Minister verlautet, daß bei den Berhandlungen auch die Frage der flowenischen und froafischen Minderheiten in Italien aufgerollt werden wird.

Graf Bethlen ist in Rom , um einen Freundschafts- und Schieds­vertrag zwischen Ungarn und Italien zu unterzeichnen.

Italien hat in Belgrad ausdrüdlich erklärt, der italienisch ungarische Garantiepaft sei gegen niemand gerichtet, sondern strift im Geifte aller Völkerbundspakte gehalten.

Britenflucht auch aus Nordchina. Schanghai , 5. April. ( WTB.) Die britischen und amerikanischen Einwohner von Ralgan haben sich nach Tientsin begeben, wohin auch britische und amerikanische Frauen aus Tfinanfu unter­wegs sind. Die Abreise ausländischer Frauen und Kinder aus

Peting dauert an.

Nach einer Meldung der Bossischen Zeitung" hat sich die ,, Bolksarmee" des christlichen Generals Fengjustang von Westen gegen Befing in Bewegung gefeßt, dem sich von Süden her die Kantontruppen zu nähern streben.

Auf jeden getöteten Fremben kommen 100 getötete Chinesen.

Shanghai , 5. April. ( Reuter.) Der Außenminister der Ran­tonregierung Eugen Tschen erklärt, der vorläufige Bericht der Unter. fuchungskommission für die Vorfälle in Nanking zeige, daß kein Rantonese an den Ausschreitungen teilgenommen habe, diese vielmehr reaktionären Elementen zuzuschreiben seien, welche Nach. zügler der Nordtruppen und Mordgesindel, das die Uniform von gefangenen Rantonesen trug, anstifteten, Gebäude von Ausländern zu plündern und diese selbst anzugreifen. Die Erklärung bringt das Bedauern über die Ermordung von etwa sechs Ausländern zum Ausdruck und hebt hervor, daß auf jeden von Chinesen ge töteten Fremben 100 Chinesen tommen, die durch die Beschießung der Engländer und Amerikaner getötet oder verwundet arurden. Lichen weist darauf hin, daß die Ordnung in Ranting nach der Ankunft des Führers der Kantontruppen am Nachmittag des 24. März vollkommen wiederhergestellt worden sei,

Drei Wochen Einheitstarif.

Ueberall Verkehrszunahme.- Wünsche nach Umsteige- Fahrkartenblocks.

Seit der Einführung des Einheitstarifs am 15. März ist zwar noch nicht genügend Zeit verflossen, um von den städtischen Verkehrs. verfehrstechnischen Erfolg dieser grundlegenden Umstellung zu er­unternehmungen ein endgültiges Urteil über den wirtschaftlichen und warten. Bei der Beurteilung spielt außerdem die Tatsache eine große Rolle, daß die Jahreszeiten von jeher Verschiebungen zwischen den einzelnen Verkehrsunternehmungen zur Folge gehabt haben. Sind Straßenbahn und Omnibus Unternehmungen, die im Sommer ihren höchsten Verkehr haben, während umgekehrt die Untergrundbahn im Winter den größten Verkehr aufweist. Zwischen dem Tag des höchsten Berkehrs und des geringsten Verkehrs im Sommer find Schwankun­gen um 10 Proz. nicht selten. Der neue Tarif wurde aber in einem Augenblick eingeführt, wo ungewöhnlich warmes Frühlingswetter einsetzte. Außerdem baut sich der neue Tarif auch auf einer sehr viel stärkeren Ausdehnung des Abonnentenverkehrs auf. Eine solche Um stellung erfordert beim Publifum erfahrungsgemäß 3eit. Die Fahr­preiserhöhung bei der Straßenbahn bringt ferner, namentlich im Anfang, eine gewisse Abwanderung, stellenweise sogar einen Rückgang des Verkehrs, der sich aber allmählich wieder ausgleicht. Aus all diesen Gründen halten die Gesellschaften natürlich mit ihrem Urteil noch zurück. Trotzdem läßt sich heute schon in großen Zügen über

sehen, daß der neue Tarif ein voller Erfolg geworden ist. Alle Be­fürchtungen, die von ängstlichen Gemütern bei Einführung des Tarifs geäußert wurden, sind nicht in Erfüllung gegangen. Es hat an feiner Stelle ernsthafte Schwierigkeiten gegeben. Das Publikum hat sich an die neuen Verhältnisse gewöhnt und bewiesen, daß auch die all­gemeine Verkehrsdisziplin stetig Fortschritte macht.

Der wirtschaftliche Nutzen.

neuen Linien in der gediegensten Ausführung zur Einführung ge­langen. Bei ihrer Konstruktion werden alle Erfahrungen, die bisher im Betrieb gemacht worden sind, verwandt werden. Die Türen werden zweiteilig gebaut, später mit automatischem Tür­wesentlich verbessert. Für die alten Wagen befinden sich inzwischen verschluß versehen. Beleuchtung und Inneneinrichtung werden die Polsterungen ebenfalls in Arbeit. Die Hochbahn rechnet damit, sie spätestens Ende Mai einbauen zu können. Es werden dabei die Raucherwagen in der bisherigen Ausstattung der zweiten Klaffe mit roter Farbe hergerichtet, die Nichtraucher mit einer neuen graublauen Stoffpolsterung versehen. Eine wesentliche Vereinfachung des Be­triebes wird die in Aussicht stehende Fertigstellung der sogenannten Bossimeterdruckmaschinen bedeuten, die die Fahrkarten mit Tag und Stunde sofort bedrucken und sie automatisch entwerten. Der Bubli fumsverfehr wird dadurch wesentlich beschleunigt. Die Konstruktions­versuche für eine entsprechende handliche tragbare Druckmaschine für die Schaffner der Straßenbahn und des Omnibus find noch nicht end­gültig zum Abschluß gekommen. Aber auch diese Frage wird bald gelöst sein. Damit fällt das zeitraubende und umständliche Lochen der Fahrkarten fort. Bei der ABOAG. ist der Bau von 220 neuen Wagen in vollem Gange. In wenigen Monaten werden die alten Omnibuswagen mit offenem Verdeck und rückwärtigem Eingang ver­schwunden sein. Für die Unterbringung der neuen Wagen wird ein neuer Bahnhof in Treptow in der Größe der Automobilhalle in der Helmholzstraße entstehen.

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Bom Hochbahnpersonal gehen uns berechtigte I a= gen über die Ungeduld und Nervosität der Fahr gäste an den Schaltern zu. Das Personal hat sich naturgemäß an die Neuerungen, die die Einführung des Einheitstarifs mit sich brachten, auch erst gewöhnen müssen, und wenn das Personal all die nervösen und aufgeregten Fragen des fahrenden Publikums mit derselben Nervosität hätte beantworten wollen, so wären die Konflikte an den Fohrkartenschaltern nicht abgerissen. Die Fahr­fartenausgeberinnen haben gegen früher einen ganz wesentlich it ärteren Ausgabeverfehr zu bewältigen. Obwohl noch Fahrkartenblocks verkauft werden, für die allerdings die Umsteige­möglichkeit nicht besteht, ergießt sich jezt der ganze Strom der Fahr­gäfte an die Fahrkartenschalter, und die Ausgeberin hat neben der Aushändigung die Fahrscheine auch noch das Lochen derselben zu verrichten. Wenn eine Verkäuferin an einem Tage bis zu 1500 Fahrscheine je viermal zu lochen hat, wobei die Stundenlochung so ziemlich bei jedem Schein einzeln gemacht werden muß, so kann man Bild halb follte auch bie Ungebulb der Fahrgäste am Schalter aufhören, wenn es mal nicht nach Wunsch schnell genug geht, denn eine Fahr­fartenausgeberin hat auch nur zwei Hände. Gewöhnlich sind die Leute am ungeduldigsten, die nicht etwa pünktlich auf einer Ar­beitsstelle zu sein brauchen, sondern die mit ihrem Hündchen unter dem Arm die Fünf- Uhr- Tees oder die Warenhäuser besuchen wollen, während die Fahrkartenausgeberin vielleicht schon sechs, ja fieben Stunden am Schalter gesessen hat.

Wirtschaftlich läßt sich heute schon übersehen, daß die Erwar tungen auf den Ertrag bei der Einführung des neuen Tarifs teine Enttäuschung erleiden werden. Die Einnahmefteigerun­gen gehen fogar jetzt schon etwas über die ursprünglich aufgeftell ten Schäzungen hinaus. Wenn man den Verkehrsunternehmungen dann genügend Spielraum läßt, wird es möglich sein, auch ent­sprechende Gelder in die Erweiterungsbauten hinein­zusteden, an deren Projektierung inzwischen gearbeitet wird. In teressant ist aber vor allen Dingen, daß von der Berechtigung zum Umsteigen beim Publikum in fteigendem Maße Gebrauch gemacht wird. Schon nach den heutigen Zählungen der Gesellschaften be grundbahn zur Straßenbahn und umgerehrt bie Umsteigemöglich feit. Am aufälligsten ist die außerordentliche Zunahme des Omni­busverkehrs, deffen Einnahmen um fast die Hälfte täglich gestiegen find. Hier mußten alle Wagen, die überhaupt zur Verfügung stehen, in Betrieb genommen werden, während, wie vorausgesehen mar, bei der Straßenbahn eine geringe Abwanderung zu kleinen Einschränkungen auf einzelnen Linien des Betriebs geführt hat. Alles in allem glauben die Verkehrsgesellschaften, daß ihre Erwar­tung, die sie an die Tarifreform gefnüpft haben, voll in Erfüllung gehen werden. Sie werden infolgedessen auch in der Lage sein, mit Energie am weiteren Ausbau des Berliner Verkehrsnetzes zu

arbeiten.

Weitere Berbefferungen.

Inzwischen wird von den Unternehmungen, mit Hochdrud an der Beseitigung der noch vorhandenen technischen Mängel gearbeitet. Da für kommt in erster Linie die Hoch- und Untergrundbahn in Frage. Auf ihrem Neß wird auf die Dauer die stärkste Vermeh. rung des Verkehrs eintreten. Jezt ist sie nur scheinbar noch nicht so starf in Erscheinung getreten, weil das wärmere Wetter die Unter­grundbahn sowieso benachteiligt. Für die neue Winterfaifon find aber nicht weniger als 160 neue Wagen bereits in Bestellung gegeben. Diese neuen Wagen werden sowohl bei der alten Stammstrede der Hochbahn wie bei der Nordsüdbahn und den jetzt im Bau befindlichen

Mauereinsturz in Lichtenberg .

Zwei Arbeiter verschüttet.

In der Ruschestraße zu Lichtenberg stürzte heute früh gegen 148 Uhr eine etwa vier Meter lange und ebenso hohe Mauer ein. 3wei Arbeiter der Reichspoft wurden hierbei verschüttet und mußten von der Feuerwehr geborgen werden.

In der Ruschestraße werden gegenwärtig Posttabelgruben aus­geschachtet. Vor dem Grundstück Nr. 3 führt der Schacht unmittelbar an einer etwa vier Meter langen Mauer, der massiven Rückseite eines Schuppens, entlang. Bei den Schachtarbeiten wurden vermutlich die Fundamente untergraben, so daß die viele Zentner schwere Mauer unter lautem Krach plöglich einstürzte. Zwei Arbeiter fonnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen und wurden verschüttet. Die Feuerwehr wurde benachrichtigt, die auf den Alarm Menschenleben in Gefahr" unter Leitung des Ober­brandirettors& empp und des Baurats ohfen nach wenigen Minuten an der Unfallstelle erschien. Mit Art und Spaten mußten die Verschütteten aus ihrer bedrohlichen Lage heraus gearbeitet werden. Der 20 jährige Arbeiter Arthur B. aus der Kronprinzenstraße la zu Lichtenberg mußte mit erheblichen Berlegungen in das naheliedende Hubertus- Krankenhaus ein geliefert werden, während der Arbeiter Georg M. nach Anlegung von Notverbänden durch die Feuerwehr in seine Wohnung gebracht werden konnte.

Ein folgenschwerer Betriebsunfall ereignete fich heute früh in einer Montagehalle der Eisen gießerei Jach mann in der Spandauer Straße zu Wittenau . Infolge Ketten bruchs stürzte ein in beträchtlicher Höhe an einem Kran schweben. des 22 3eniner schweres Gußstüd in die Tiefe und traf den 38jährigen Former Friz Klohn aus der Bahnhofstraße zu Hermsdorf. Der Berunglückte. der fchwere Kopf, Bruft und Beinverlegungen davontrug, wurde in das Dominitus­stift übergeführt, wo er sehr bedenklich daniederliegt. Verhaftung eines Aktenschiebers.

Eine versuchte Attenbeseitigung beschäftigt die Kriminalpolizei in Charlottenburg . An einem Kaufmann in der Goethestraße, der 6 Monate Gefängnis zu verbüßen hat, wandte sich am Mitt woch voriger Woche ein Mann mit dem Angebot, ihm seine Straf: atten zur Bernichtung zu beschaffen und ihn so vor der Ab­büßung seiner Strafe zu bewahren. Er führte sich zunächst unter dem Bormande ein, daß ihm ein neuer Strafaufschub bewilligt worden sei und fam erst allmählich mit seinem Angebot heraus. Dabei ließ er bann aber durchblicken, daß er für die Beseitigung der Atten etwa 300- Mart bezahlen müsse. Um der ganzen Sache auf den Grund zu gehen, wandte sich der Kaufmann an die Kriminalinspektion Charlottenburg . Diese entsandte Beamte nach seiner Wohnung. Der Besucher, der sich Sekretär Müller" genannt hatte, wurde dann auch als er die Aften abliefern wollte, verhaftet. Es wurde festgestellt, daß der Ertappte ein 26 Jahre alter Kanzleiangestellter Georg Müller ist, der seit mehreren Jahren in der Strafabteilung des Amtsgerichts Charlottenburg beschäftigt war.

Der Luftverkehr Leningrad - Berlin .

Riga , 5. April. ( TU.) Wie die Ismeftija" aus Leningrad meldet, ist dort ein Direktor der Deruluft " zur endgültigen Be sprechung der am 1. Juli zu eröffnenden Luftverbindung Lenin grad- Berlin eingetroffen. Die Luftlinie wird über Reval und Riga geleitet werden

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Die Verwaltung der Verkehrsunternehmen wird nicht umhin fönnen, bald Fahrtartenblods mit Umsteigeberech tigung auszugeben. Die Nachfrage danach ist jetzt schon an den Schaltern sehr groß, und oft gibt es lange Auseinandersetzungen mit dem Verkaufspersonal, warum die Direktion mit dem Blockver­fauf unzweifelhaft verbundene Borteile noch nicht wieder gewährt.

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Berkehrsunternehmen die Berhandlungen über den Neu­Wie wir erfahren, beginnen morgen mit den Berliner abschluß der zum 1. April gekündigten Cohntarife. Am Mittwoch foll mit der Straßenbahn, am Donnerstag mit der Hoch­bahn und am Freitag mit der Aboag verhandelt werden. Das Verkehrspersonal fordert bekanntlich eine generelle Erhöhung der Stundenlöhne um 15 Pf.

Der Mord an dem Hauptmann Holz.

Meineidsprozeß gegen den Tatzeugen.

Bor zwei Jahren wurde, wie erinnerlich, Frau Ellen Holtz vom Schwurgericht I unter der Annahme der Notwehr vom Schwurgericht I von der Antlage der vorfäßlichen Tötung ihres Ehemannes, des Hauptmanns a. D. Holz, freigesprochen.

Der Erschossene war ein Trinfer und äußerst brutaler Mann und hatte nachgewiesenermaßen seine Ehefrau wiederholt auf das schwerste mißhandelt, sogar mit der Reitpeitsche. Frau Holtz hatte ihre Tat als einen Verzweiflungsatt anläßlich neuer Gewalttätig­feiten dargestellt. Diese Darstellung wurde durch den einzigen Tat­zeugen, ben in dem Detektivinstitut ihres Mannes tätigen Better der Frau Holz, den Detektiv Paul Lent, bestätigt. Dieser Entlastungs­zeuge hat sich jetzt vor demselben Schwurgericht unter der Anklage des Meineids zu verantworten. Von dem Ausgange der heute begonnenen breitägigen Verhandlung wird es abhängen, ob Frau Ellen Holz nochmals wegen Mordes oder Totschlages an ihrem Ehemanne trozz der erfolgten Freisprechung zur Verantwortung gezogen werden kann. Der Meineidsprozeß hat eine merkwürdige Vorgeschichte. Lent wurde eines Tages vor die Kriminalpolizei geladen und be­schuldigt, eine falsche Aussage gemacht zu haben. Nach einem viel­ftündigen Berhör unterschieb er ein Protokoll, indem er zugab, in vier Punkten vor dem Schwurgericht fälschliche Angaben gemacht zu haben. Ohne eine gerichtliche Verhandlung erhielt Lent einen amtsrichter­fichen Strafbescheid wegen fahrlässigen Falscheides auf 1 Monat Gefängnis lautend. Gleichzeitig wurde ihm mitgeteilt, daß ihm Be währungsfrist bewilligt worden sei. Strafprozessual war dieses Ver­fahren zufäffig, wenn es auch einen eigenartigen, einzigdastehenden Borgang bedeutet, daß ein Delitt wegen fahrlässigen Falscheides ohne Gerichtsverhandlung auf Grund eines polizeilichen Protokolls durch Strafbefehl erledigt wird. Hätte Lent, da die Sache für ihn feine sichtbaren Folgen hatte, den Strafbefehl angenommen, dann wäre die Möglichkeit einer Wiederaufnahme der Mordanflage zuungunsten der Angeflagten gegeben gewesen. Lent erhob aber Einspruch und behauptete vor dem Schöffengericht, daß feine neuerliche Aussage und Selbstbezichtigung falsch sei, da er von ben Kriminalfommissaren durch stundenlange Bernehmungen und Be­drohungen fo mürbe gemacht worden sei, daß er schließlich alles zu­gegeben habe, was man von ihm wollte, zumal ihm von der Kriminal­polizei zugefichert worden sei, daß er ruhig die Frau Holtz belasten lönne, ohne daß ihm etwas paffieren würde. Die Verhandlung vor dem Schöffengericht nahm einen überraschenden Berlauf. Schöffengericht hielt Lent dringend verdächtig, wissentlich einen falschen Zeugeneid geleistet zu haben, weshalb es sich für unzuständig erklärte und die Sache an das Schwurgericht verwies. Wegen der zu erwartenden Höhe der Strafe und wegen Berdunklungsgefahr wurde Lent im Gerichtssaal verhaftet. In der heutigen Verhandlung, die vor dem Schwurgericht, unter Borsiz von Landgerichtsdirektor Tolt stattfindet, erklärte der Angeklagte Lent, vor dem Schwurgericht die volle Wahrheit gefagt zu haben, daß aber die Angaben vor der Kriminalpolizei erpreßt seien und feinen Anspruch auf Wahrheit erheben könnten.

Das

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