Berlin und der Finanzausgleich.
Debatte im Landtag/ Abstimmungen zum Finanzausgleich, zum Innenministerium, zur Verlängerung der Grundsteuer Im weiteren Berlauf der gestrigen Landtagsfizung setzte sich Abg. Stolf( Komm.) für Erhöhung des Gemeindeanteils zuungusten des Staatsanteils ein.
Abg. Coloffer( Wirtsch. Bg.): Dem Oberbürgermeister Böß gebührt die Meisterschaft in dem Bestreben, den Landtag gegen Berlin zu verprellen. Wenn die Wirtschaftsbetriebe der Stadt dem Privatbejiz zurückgegeben werben, fönnte Berlin scine Realsteuern senken.
Abg. Leid( Soz.):
Wir vertreten nicht etwa den Standpunkt, daß die örtlichen Auftommen, z. B. aus der Hauszinssteuer, unbedingt an die Gemeinden zurückfallen müssen. Aber wir fordern hinsichtlich Berlins von Ihnen Gerechtigkeit. Die Borrebner haben sich fast ausnahmslos jehr scharf gegen Berlin gewendet, Aber es handelt sich nicht darum, daß Berlin von anderen Städten etwas haben will. Berlin wünscht lediglich gegenüber anderen Gemeinden nicht benachteiligt zu werden. Die meisten Redner, die sich hier so berlinjeindlich äußerten, vergessen die große Borbelastung dieser Millionengemeinde, die durch die hohe Grundstücksbelastung, die infolge der räumlichen Ausdehnung erheblichen Aufwendungen für den Berkehr, das unbeschreibliche Wohnungselend, daß durch ständigen Zuzug aus der Broving immer größer wird.( Sehr wahr! bei den Soz.) Insofern ist die Bevölkerung Berlins und die Wirtschaft über Gebühr angespannt. Man fann dem Magistrat teinen Vorwurf daraus machen, wenn er unter solchen Umständen die Ge= merbesteuer nicht noch mehr in die Höhe treiben mill. Im übrigen scheint das Objekt dieses Kampfes nicht wert zu sein. Bei einigermaßen gutem Willen tönnten die Barteien sehr gut für den fozialdemokratischen Antrag stimmen, der die relative Garantie beim Anteil Berlins von 22 auf 23 Pf. erhöhen will. ( Beifall bei den Soz.)
Schlappe der fächsischen Regierung.
Verweigerte Anleihemittel.
Dresden , 6. April. ( Eigener Drahtbericht.) In der heutigen Sigung des Sächsischen Landtages erlitt die sächsische Regierung eine i peinliche Schlappe. Die Regierung hatte dem Landtag den Entwurf eines Anleihegefeges vorgelegt, durch den die Regierung ermächtigt werden sollte, Anleihen bis zum Betrage von 100 Millionen Mark aufzunehmen. Die schon früher der Regierung erteilte Ermächtigung, Schahanweisungen bis zum Betrage von 60 Millionen Mart auszugeben, sollte bestehen bleiben. Die Deutschnationalen, die vorläufig nur stille Teilhaber der Regierung sind, ihr aber nicht angehören, wollten der Regierung die vollen 100 Millionen Anleihen nicht bewilligen. Da nun die Sozialdemokraten und Kommunisten dieser Regierung überhaupt keine Anleihen zubilligen wollten, tam im Ausschuß ein Beschluß zustande, nach dem der Regierung nur 40 millionen Mart Anleihen neu bewilligt werden sollten. Die Regierung soll zwar ermächtigt sein, eine Anleihe von 100 Millionen Mart aufzulegen. Dafür fällt aber das ihr früher gegebene Recht zur Ausgabe von 60 Millionen Schazanweisungen weg. Da die 60 Millionen Schaganweisungen bereits begeben sind, bleiben der Regierung nur 40 Millionen Mark übrig.
Der der Wirtschaftspartei angehörende Finanzminister Weber erklärte zwar heute im Landtage, daß er mit diesen 40 Millionen nicht austommen könne. Die Deutschnationalen ließen fich aber nicht erweichen und es wurden deshalb nur die 40 Millionen Mark Anleihen neu bewilligt. Die Deutschnationalen ließen sich offenbar von der Absicht leiten, ein Drudmittel in die Hand zu bekommen, um ihren Eintritt in die Regierung zu erzwingen. Bekanntlich ist den Deutschnationalen von den Parteien der Held- Koalition versprochen worden, daß das Kabinett Held zu
Oberbürgermeister zuriid. Die Bolitik der Rechtsparteien Beleuchtungskörper
laufe darauf hinaus, die Berliner Steuern in die Höhe zu treiben. Dieselben Barteien, die hier den Berliner Oberbürgermeister der unwahrhaftigkeit beschuldigen, hätten im Etatausschuß der Stadt sich seinem Brotest angeschlossen
Die Abstimmung ergibt die Annahme des Geiezes nach den Beschlüssen in zweiter Lesung. Der sozialdemo Fratische Antrag, die relative Garantie beim Anteil Berlins von 22 auf 23 Bf. zu erhöhen, wird wiederum abgelehnt.
Abg. Schulz- Stapen( Dnat.) spricht zur dritten Beratung des Grundvermögenssteuergesetzes.
Dann folgen die
Abstimmungen zum Etat des Ministeriums des Innern. Die Anträge des Hauptausschusses werden durchweg angenommen. Darunter befinden sich auch die auf Antrag der Sozialdemo tratie gefaßten Beschlüsse auf Schaffung eines Ausländerrechtes, 2bkürzung der Einbürgerungsfristen und bessere
Regelung der Benſionsverhältnisse der nicht aus der Beamtenlauf
bahn hervorgegangenen Beamten, der sogenannten Außenseiter. Das fommunistische Mißtrauensvotum gegen Innen minister Grzesiniti wird mit 207 Stimmen der Koalition
gegen 38 Stimmen der Kommunisten abgelehnt. Die gesamte Rechte enthält sich der Stimme.
Abg. Bartels- Crefeld polemifierf unter schallender Heiterfeit des Landtages im Namen der Linkskommunisten gegen die kommunistische Fraktion.
11 111 ein
Nach Ausführungen des Abg. Müller- Hessen( Komm.) gegen die Berlängerung der Grundvermögenssteuer schließt die Debatte. Die Grundvermögenssteuer Berlängerung Jahr wird mit 206 Stimmen der Koalitionsparteien gegen 35 Stimmen der Kommunisten in dritter 2efung ange nommen. Die Rechtsparteien haben sich an der Abstimmung nicht beteiligt, um das Haus beschlußunfähig zu machen; die Bereitelung dieses Planes ruft auf der Linken große Heiterfeit und Bravorufe hervar.
Es folgt die zweite Lesung des Gestütsetats.
Nach furzer Debatte vertagt sich das Haus auf Donnerstag, den 7. April, mittags 12 Uhr: dritte Lesung der Hauszinssteuer, Abstimmungen zum Forstetat, Gestütetat, Volksschullehrer und Gewetbeschullehrer Dienfteinkommen und 13 weitere Gesetzesvorlagen.
Preußens Bauprogramm.
Das Ministerium fordert einen 80- Millionen- Kredit. Das Preußische Staatsministerium hat dem Landtag einen Gefeßenimurf übersandt, durch den das Staatsminifterium ermächtigi mird, zur verstärkten Förderung der Bautätigkeit auf dem Gebiete des Wohnungswesens 80 millionen im Kreditmege zu verwenden. Der Entwurf soll der Ausführung des Landtagsbeschlusses vom 14. Oktober 1926 dienen, der das Staatsministe rium beauftragte, unverzüglich ein verstärktes Wohnungsbauprogramm auf dem Wege durchzuführen, daß zweite Hypotheken durch Inanspruchnahme des Kapitalmarktes beschafft und die Mittel zur Berzinsung und Tilgung aus laufenden Mitteln entnommen werden. Es wird darauf verwiesen, daß im Kalenderjahr 1926 in Breußen gegen 130 000 Wohnungen bezugsfertig her. gestellt worden sind und es gewungen ist, den laufenden Jahresbedarf, der auf 120 000 Wohnungen für Preußen angenommen wird, abzudecken und daneben noch einen bescheidenen Bruchteil des Fehlbedarfs zu beseitigen, der aus Kriegs- und Nachkriegszeit vorhanden ift. Der Wohnungsbau müsse jedoch auf eine Reihe von Jahren in einem noch wesentlich verstärkteren Maße durchgeführt werden, um die Beseitigung der heute noch vorhandenen gesetzlichen Bin dungen der Wohnungszwangswirtschaft zu ermöglichen.
3m Rechtsausschuß des Mecklenburgischen Landtags wurde der fommunistische Antrag, melcher den 1. Mai als gefeglichen Feiertag eingeführt wissen will, gegen die Stimmen der Kommunisten und Sozialdemokraten abgelehnt.
Ein finnentstellender Druckfehler hat sich in dem Beitrag ,, Der Handel mit Korruptionsmaterial"( Mittwoch- Abendausgabe) eingeschlichen. Hier muß es im egten Abjazz richtig heißen: Breithaupt murde für den nächsten Tag wieder auf die deutschnationale Ge schäftsstelle bestellt und hier von Goebel mit Kranz bekannt gemacht."
Für die vielen Beweise liebevoller Anteilnahme beim Hingange meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, sagen wir allen Beteiligten unseren herzlichsten Dank.
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Am 4. April, nachm. 2 Uhr, starb nach furzem Leiben mein lieber Mann, unser guter Bater, Schwiegervater und Großvater, der Lagerhalter
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Jm Namen ber Hinterbliebenen Berta Ewald geb. Schröter. Die Trauerfeier findet am Freitag, ben 8. April, nachmittags 3 Uhr, im Krematorium Gerichtstraße statt.
Durch einen Unglüdsfall entriß mir der unerbittliche Tod am 2.0 M. meinen treuforgenden Lebensfameraden, un feren lieben Bater, Schwieger, Großvater, Bruder, Schwager und Ontel, den Maurer
Gottlieb Schmidt im Alter von 58 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen. Die Trauerfeier findet statt am Freitag, dem 8. April, abends 7 Uhr, im Krematorium Gerichtstraße 37 38.
Am 4. April, abends 7 Uhr, entfchlief plöglich nach langem, schwerem Herzleiden mein inniggeliebter Mann, ber Gattler
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Frau Lira Hilse nebst Kinder. Die Einäscherung findet Freitag, den 8. April, nachmittags 6 Uhr, im Arematorium Wilmersdorf statt.
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Kranzspenden dankend verbeten.
Irüdtreten werde, wenn nicht bis zum 1. Juni die Deutschnationalen in die Regierung aufgenommen sind.
Danach wurden in der heutigen Landtagsfihung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten, mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien und der Altsozialisten die Mittel zur Steuervorlage der Regierung angenommen. Nach dieser Vorlage erhalten von den Mietserhöhungen von 20 Proz. die Hausbesiger vom 1. April ab 5 Broz. und vom 1. Oktober ab 9 Proz. Bom 1. April ab werden 5 Proz., vom 1. Oktober ab 10 Proz. für den Wohnungsbau verwandt, 1 Proz. erhalten vom 1. Ottober ab die Gemeinden und Bezirke für die Wohlfahrts pflege.
Einspruch gegen den Finanzausgleich. Dresden , 6. April. ( TU.) Das Gesamtministerium hat beschlossen, beim Reichsrate zu beantragen, daß gegen die vom Reichs. tag beschlossenen Gesetze zur Uebergangsregelung des Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden somie zur Menderung des Geseges über den Eintritt der Freistaaten Württemberg, Bayern und Baden in die Biersteuergemeinschaft auf Grund des Artikels 64 der Reichsverfassung Einspruch eingelegt werde.
Das deutsch - französische Zusahabkommen wurde am Mittwoch vom Reichsrat mit 44 gegen 23 Stimmen angenommen.
Held Rouzier. Der„ Matin" veröffentlich in einer Provinzausgabe folgende Nachricht aus Chauteauroug im Departement de L'Indre : Das Gericht hat eine Untersuchung gegen den ehemaligen Leutnant Charles Rouzier, der in der Pfalz den Deutschen Müller getötet hatte, vom Kriegsgericht in Landau freigesprochen worden war und zetzt entlassen worden ist, eingeleitet wegen der Bersendung beleidigender Postkarten an ein junges Mädchen. Rouzier ist vom Untersuchungsrichter vernommen worden.
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