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Die Bezüge der Reichstagsabgeordneten.

Die Neuregelung.

Der Reichstag hat am Mittwoch in allen drei Lesungen einen von allen Parteien mit Ausnahme der Völkischen und der Kom­munisten eingebrachten Gesetzentwurf über die Entschä= digung der Mitglieder des Reichstags angenommen. Im allgemeinen enthält der Gesezentwurf nur eine Neufassung der bisherigen Bestimmungen. Sie ist notwendig geworden, weil das Diätengesetz durch zahlreiche Abänderungen seit dem Jahre 1920 völlig unübersichtlich geworden war. Es bleibtinsbesondere bei der bisherigen Höhe der Aufwandsentschä digung. Sie beträgt monatlid) 25 Proz. des Grundgehalts eines Reichsministers, also 619 Mart. Für jeden Tag des Fernbleibens von einer vollen Sigung( abgesehen von Krankheitsfällen oder Ge. schäften im Interesse des Reichstags oder des Reiches) oder bei Nichtteilnahme an einer namentlichen Abstimmung wird ein Ab= zug in Höhe von einem Dreißigstel der monatlichen Aufwandsent­schädigung gemacht. Die Abgeordneten erhalten ferner für die Dauer ihrer Zugehörigkeit zum Reichstag und die folgenden acht Tage, im Falle einer Auflösung bis zum Ablauf des achten Tages nach ber Reuwahl freie Fahrt auf allen deutschen Eisenbahnen. Auch diese letzte Bestimmung besteht bereits seit dem Jahre 1924. Aenderungen sind nur in dreierlei Hinsicht vorgenommen worden. Beim Fernbleiben an mehr als fünft aufeinanderfolgen­den Sigungstagen wurde bisher der doppelte Betrag abge. Diese Bestimmung ist in dem neuesten Gesez fortge fallen. Ferner ist der Bezug der Diäten für alle Abgeordneten ausgedehnt worden bis zum Tage der Neuwahl, während bis­her der Diätenbezug nur bis zum Ende des Monats lief, in dem der Reichstag aufgelöst wird oder seine Wahlbauer abläuft. Diese Bestimmung ist auf Wunsch der bürgerlichen Fraktionen be­schlossen worden. Außerdem wurden die Bestimmungen über den Bezug der Diäten im Falle von Krankheit verschärft.

zagen.

Preußischer Landtag .

Schlußabstimmung und kleinere Vorlagen.

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Fabrikbrand in Adlershof. sid

Gewaltiger Sachschaden.his@

Don

Ein verheerendes Großfeuer, wie es seit langer| Straße geschleudert; eine Hälfte des dritten Stockwertes Zeit in der Berliner Brandchronik nicht zu verzeichnen mar, wütete in der vergangenen Nacht in der Metallwarenfabrik 2. H. Jurst u. Co. in der Auguste Viktoria Straße 1 zu Oberschöneweide . In furzer Zeit standen das dritte, vierte und Dachgeschoß der umfangreichen Fabrikanlagen in Flammen gehüllt. Nur unter Einsetzung von 14 Schlauch leitungen gelang es den Feuerwehrbeamten wenigstens einen Teil des Gebäudes zu retten. Wir erfahren hierzu noch folgende Einzelheiten:

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In der Auguste- Biftoria- Straße 1 zu Oberschöneweide ist ein großes vierstöckiges Fabrikgebäude, das der Firma Jürft u. Co., die in der Hauptfache Lurusmetallwaren herstellt, gehört. Kurz vor vier Uhr morgens wurde von Borübergehenden im dritten Stod werf ein starter Feuerschein wahrgenommen. Die Oberschöne weider Feuermehr wurde sofort gerufen, zu deren Unter stützung die Feuerwehren Adlershof und Johannisthal herbeieilten. Das Feuer hatte inzwischen gewaltige Ausdehnung angenommen und auf das vierte Stockwert und Dachgeschoß übergegriffen. Es wurde der Alarm Großfeuer" meitergegeben, worauf drei weitere Löschzüge heranrückten. Außer Branddirektor Bozdziech, den Bauräten Sauer und Meier erschien auch der Berliner Oberbranddirektor Gempp an der Brandstelle und übernahm die Oberleitung. Nur mit größter Vorsicht konnten die Feuerwehrleute nach oben vordringen. Unaufhörlich ertönten aus bem dritten Stockwerk starte Explosionen. Ganze Mauer teile wurden unter großem Getöse durch den Luftdruck auf die

Mord und Selbstmord.

Weil sie keine Arbeit finden konnten!

In einem Hotel in der Nähe des Bahnhofes Friedrichstraße fehrten vor drei Tagen ein 27 Jahre alter Kriegsinvalide Richard Krause und die 29jährige Frau Grete Sene Mooshagen ein, die zusammen in der Grabenstraße zu Essen wohnten und Der Preußische Landtag erledigte heute die ersten elf nahmen ein gemeinsames Zimmer. Die Gäste gingen im Loufe der Puntte seiner Tagesordnung ohne Debatte. Dem Hauptausschuß Tage wiederholt aus und famen jedesmal ziemlich niedergeschlagen überwiesen wurden die Vorlagen zur Aufnahme einer Anleihe von wieder. Sie fagten, daß fie vergeblich Beschäftigung 80 Millionen zur Förderung der Bautätigkeit, desgleichen die gesucht hätten. Gestern ließen sie nichts von sich sehen oder Barlage auf Bereitstellung von Millionen zur Berbeffe hören. Als das Simmermädchen abends feinen Einlaß fand und rung der Arbeiterwohnungen auf den Staatsdomänen, auf Klopfen auch keine Antwort erhielt, wandte man sich an die ebenso die Vorlage auf Bereitstellung von 15 Millionen zur Urbar Bolizei des 1. Reviers. Diese ließ öffnen und fand beide Gäste machung staatlicher Moore in den Regierungsbezirken Königsberg tot auf. Grau Mooshagen lag angefleidet in einer großen Blut­und Allenstein , und auf Bereitstellung von einer Million zu lache mit durchschnittener Kehle da, Krause neben ihr mit einer Bodenverbesserungsarbeiten auf den staatlichen Do Schußwunde im Kopfe. Er hatte der Frau mit einem Rasiermesser mänenvorwerfen. Eine Novelle zum Voltsschullehrerdienstein den Hals durchschnitten und dann sich selbst eine Kugel in den Kopf tommengesetz, die das Diätariat der Junglehrer abgefchaffen. Auf einer Postkarte hinterließ Krause, er habe sich mit türzt, wurde in allen drei Lesungen angenommen, ebenso in der Frau in großer Mat befunden, es sei nichts anderes übrig zweiter und dritter Lesung das Gefeß über die Erhöhung des Dienst geblieben. Die Leichen wurden beschlagnahmt und nach dem einkommens der Gewerbe- und Handelsschullehrer. Schauhaufe gebracht.

Endlich wurde in dritter Lesung ebenfalls ohne Debatte und ohne namentliche Abstimmung die Erhöhung der Hausstraße zu Spandau mit einem Hammer geschlagen und schwer verletzt. zinssteuer gemäß den Beschlüssen in zweiter Lesung an genommen. Hinzugefügt wurde nur eine Bestimmung, monach unter gewissen Boraussetzungen Reparaturhypothefen abzugsfähig gemacht werden können. Dann sette das Haus die zweite Lösung des Gestütetats fort.

Albanienkonflikt und Völkerbund.

Die Meinung Dr. Beneschs.

Drag, 7. April. ( WTB.) Im Außenausschuß des Abgeord­netenhauses führte Außenminister Dr. Benesch auf Anfragen u. a. aus, daß die Nachrichten, als ob sich die Situation im italienisch jugoslawischen Konflift in den legten vierzehn Tagen zugespitzt hätten, nicht richtig feien. Das Gegenteil sei wahr. Wenn man meitere vierzehn Tage zuwarte, werde man greif bare Ergebnisse sehen. Man müsse allerdings den Konflikt an der Wurzel faffen. Dabei trat der Minister der Behauptung des deutschen Sozialdemokraten Czech entgegen, als ob der öfter bund ein Instrument imperialistischer Macht wäre, wobei er sich auf die Rundgebungen der Soa. Ar beiter Internationale in den letzten Tagen, die in ganz anderem Sinne sprächen, berufen fönne. Einer der Wege zur Beilegung von Konflitten sei der Bölkerbund. Aber die Anrufung des Böllerbundes fei freies Grmeifen und nicht Bflicht. Pflicht sei nur, auf jede Weise zum Frieden hinzuarbeiten. Bor cllem fei es an der jugoslawischen Regierung, zu entscheiden, was au geschehen habe. Die Angelegenheit ftebe jest fo, baß fie nicht unmittelbar zu einem schärferen Konflikt führen werde. Es merde allerdings eine gewisse Zeit vergehen müssen, bis zwischen Italien und Jugoslawien wieder ein solches Berhältnis, wie es vor dem Konflitt bestanden habe, herbeigeführt sein werde. Zu den

Berhandlungen zwischen Ungarn und Italien erklärte Dr. Benesch, man müsse es als ganz natürlich ansehen, daß Ungarn wieder auf das Forum der internationalen Bolitik gelangen molle und dazu Unterstützung suche. Es sei nicht richtig, daß die Berhandlungen zwischen Italien und Ungarn gegen die Tschechoslowakei oder Jugoslawien gerichtet seien. Wegen der Aufhebung der Militärtontrolle in Ungarn fönne man nicht Ungarn Schwierigkeiten machen, wo dies nicht berechtigt oder möglich wäre. In dieser Angelegenheit fönne die Tschecho slowakei nicht anders als gegenüber Deutschland , nämlich besonnen und gemäßigt, vorgehen. Die Angelegenheit der Anerkennung Sübhinas bezeichnete Benesch als eine Frage der Oppor tunität.

Endlich direkte Verhandlungen Rom - Belgrad Offiziös wird aus Belgrad gemeldet, daß direkte diplomatische Berhandlungen zwischen der italienischen und der jugo. flawischen Regierung am Mittwoch aufgenommen worden sind. Es fand in Rom eine Unterredung zwischen dem Gesandten Rahitsch und Mussolini statt, während der italienische Gesandte in Belgrad Bobrero, beim Außenminister Peritsch vorsprach.

Trog der betonten Zurückhaltung der Belgrader Meldung wird darin von einer günstigen Entwicklung der Lage ge­sprochen.

Mißtrauensantrag in Prag .

Prag , 6. April. ( WIB.) Dem vom Klub der deutschen fozialdemokratischen Abgeordneten beschlossenen Miß trauensantrag find nunmehr endgültig folgende Klubs beigetreten: die tschechoslowatischen Sozialdemokraten, die Kommunisten, die deutschnationale Partei, die deutschen National­fozialisten und die ungarischen Christlichsozialen, alles in allem 108 Abgeordnete, mährend zur Einbringung eines Antrages mur 100 Unterschriften erforderlich sind. Die Einholung dieser Unter­schriften ist im Gange, worauf unverzüglich die Ueberreichung des Antrages erfolgen wird.

Auch in Uruguay herrscht der weiße Terror: Alle von den Arbeiterverbänden benugten Gebäude find unter Hinweis auf jüngst vorgeftommene Ruhestörungen geschloffen worden.

Bon ihrem Manne wurde gestern eine Frau Meier in der Götel Meier ist geistig nicht normal und war eine Zeit lang in einer Heilanstalt. Bor furzem wurde er als gebessert nach Hause ent­laffen. Gestern geriet er mit seiner Frau in Streit und ver fegte ihr mit einem Hammer einen Schlag auf den Kopf, so daß fie eine schmere Gehirnerschütterung erlitt und in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Mann wurde vor­läufig in Schughajt genommen und wird wohl wieder in eine An­Stalt gebracht werden.

Versammlung der geiftig Armen.

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Der Hohenzollernsaal in der Berliner Straße Charlottenburgs ist gerammelt voll. Kleinbürger beiderlei Geschlechts hin und wieder sieht man sogar einen Bibrettepelz starren wie hypnoti siert auf die Bühne, wo der göttliche Meister", der neu erstandene Prophet, allerdings nicht in höchst eigener Person gute Bose macht, sondern nur den Reklamechef der Firma Dr. Kampinity sprechen läßt moderne Propheten haben eben wie jedes andere gut gehende Unternehmen ihren Reffamechef. Dieser smarte Herr wirft alles burcheinander: Astrologie, Mesmerismus, Aegyptologie , Religions geschichte, Philosophie und Kostümfunde. Er hat das Buch Die großen Eingeweihten" eingehend durchleuchtet, phantafiert von ftraljahren, Sternbildern, sieht in Moses und Jesus nur Borstufen zu dem Herrlichsten von allen, zu dem Welterlöser und Maurer meister Josef Weißenberg. Ja, dieser Weißenberg , das ist ein Millionenfalfa, er heilt Strante, macht Tote lebendig, allein durch Austreibung böser Geifter, ist hellfüchtig, hellhörig und hellfühlig und außerdem ein prachtvoller Geschäftsmann, 50 Pfennig toftet der Eintritt, garantiert 500 m. Reingewinn. Plöz lich ist das Mittelalter wieder da. Die Versammlung fiebert, wird er erscheinen in wallendem Theatertalar, wird er wenigstens ein ganz tleines Wunderchen verrichten, ein ganz harmloses, es braucht nicht notwendig eine Neuauflage von Jairl Töchterchen zu sein? Er tommt nicht. An seiner Stelle spricht nach dem definitiv heiser gewordenen Dottor ein biederer Mann aus dem Mittelstand mit wirklich hübschem Schnurrbart und eine unansehnliche Frau erzählt, beß ihr Mann tatsächlich von den Toten auferstand. Sie spricht sehr ermüdend und läßt durchblicken, daß der Tod eher eine Ohn macht gewesen ist.( Regiefehler.) Der Prophet erscheint nicht. Er mill die Wirkung nicht durch allzu häufigen Gebrauch abnugen. Sang- und flanglos wird die Man ist um ein Ergebnis ärmer. Bersammlung nach Hause gefchidt. Man grübelt, wo mag dieser ge. heimnisreiche Doktor promoviert haben, wie ist es möglich, daß in ben Kopf eines einzigen Menschen jo viel Unsinn hineingeht, und wenn man dies bereits am dürren Holz erlebt, wie wird bann erst das grüne Holz sein? Nein, größeren Blech als Kampiniti tann felbst Weißenberg unmöglich fabrizieren. Dber boch? Man soll nie die menschliche Dummheit unterschätzen, oder find ber göttliche Meister und sein Reflamechef auch tüchtige Geschäftsleute, die durchaus mit Prophette und Erlöfertum à la Hauffe fpetulieren? und gute Aussichten haben, da sie die Dummheit als Grundlage wählen? Doch was foll man zu dem Publikum fagen? Jeder Mensch hat schließlich Anrecht auf ein Stückchen Dummheit, aber was zu viel ist, ist zu viel, und schließlich ist das Institut dieser Herren noch nicht Birtenau, wohin diese Art von Versammlungen verlegt werden sollten.

Die Schmachtenhagener Mordaffäre.

Gegen den Freispruch des Schwurgerichts III in der Schmachten hagener Morbaffäre hat Oberstaatsanwalt kolbed, der vor bem Schmurgericht gegen den des Mordes angeflagten Kolonisten Bryczky die Todesstrafe und dauernden Ehrverlust beantragt hatte, Revision beim Reichsgericht angemeldet. Nebenber geht ein neues Ermittlungsverfahren der Mardinspektion der Kriminalpolizei gegen die beiden vor den Schwurgericht aufge. tretenen 3eugen Köhler, Vater und Sohn. Beide hatten unter Cib befundet, daß fie am 1. Mai 1923, abends, zu der Zeit, als der Kolonist Janson ermordet worden ist, in der Nähe des Tatortes im Walde gewesen seien und beim Vollmond gesehen hätten, daß Bryczty vorbeigefon men sei und ruhig feines seges weitergegangen wäre. Auf die Frage des Berteidigers, Rechts anwalts Dr. Mendel hatten die beiden Zeugen sich aber in erhebliche Widersprüche verwickelt. Es ist nunmehr ein neues Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, da der Verdacht der mittäterschaft entstanden ist.

wurde völlig herausgedrückt. Die oberen Etagen bildeten bald nur noch ein einziges Flammenmeer. Weber zwei mechanische Leitern und über die perqualmten Treppenaufgänge wurde das Staliber befämpft. Den Beamten war ein Bordringen überhaupt Feuer aus insgesamt vierzehn Schlauchleitungen aller nur unter Buhilfenahme von Rauchschuhmasten möglich. Besonders wurde die Löschaftion dura) starke Stich flammen­bildung, die die Feuerwehrbeamten dauernd in Gefahr brachten, erschwert. Der heftige Wind entfachte die Flammen immer wieder von neuem, die zudem an leichtbrennbaren Materialien und Gegen­ftänden nur allzu reiche Nahrung fanden. Das gesamte Dach­geschoß wurde ein Raub der Flammen. Erst nach vier­stündigem Waffergeben war die Gefahr, für die durch eine Brand­mauer geschütte andere Fabrikhälfte beseitigt und die Ablösch- und Aufräumungsarbeiten fonnten vorgenommen werden.

welcher Gewalt das Feuer gewütet hatte. Am schlimmsten sieht Ein Gang durch die ausgebrannten Räume gab ein Bild, mit es in der dritten Etage aus, wo die gefährlichen Explosionen er. folgten. Die Entstehungsurfache tomte noch nicht einwandfrei ermittelt werden, ist aber vermutlich auf Selbstentzündung oder Kurzschluß in der elektrischen Lichtleitung zurückzuführen. Traz der frühen Morgenstunden umftanden zahlreiche Schau- luftige die Brandstätte, die sogar zum Teil aus Berlin der gewaltige Feuerschein wurde bis weit nach Lichtenberg hinein das Schadenfeuer ein Teil der Arbeiter für einige Zeit be­herbeigekommen waren. Leider dürfte durch schäftigungslos werden.

wahrgenommen

Eine Rede Scheidemanns.

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Der Kreis Wedding hatte für gestern abend zu einer Ber­sammlung in den großen Pharusfaal Müllerstraße eingeladen, in der Reichstagsabgeordneter Philipp Scheidemann über Die politische Lage" sprach. Zuerst umriß der Redner die Gefahren, bie aus der internationalen Situation drohen, aus den chinesischen Mirren und den italienisch- albanisch- jugoslawischen Streitfragen. Deutschland habe sich unter feinen Umständen einzumischen. Innen­politisch behandelte Genoffe Scheidemann vor allem die Reichs­mehrfragen. Der 3med seiner vielumstrittenen Dezemberrede fei folgender gewejen. Erstens mußten die Berbindungen & misen den Rechtsverbänden und der Reichswehr , die fich immer standalöser entwickelt hatten, aufhören. Zweitens: die Beziehungen zu Rußland mußten aufgedeckt, die Herstellung von Munition in Rußland mußte schon deshalb schnellstens unterbunden werden, weil die Gefahr bestand, daß die Entente an den guten Absichten Deutschlands zur Bertragserfüllung zweifeln und deshalb zu neuen Repreffalien greifen würde. Drittens fam es darauf an, die Erbärmlichkeit der fommunistischen Bolitik einmal in hellfte Be­leuchtung zu rüden. Die Kommunisten drohten fortwährend mit Revolution, und gleichzeitig lieferte Sowjetrußland der Reichswehr bie Granaten, mit denen dann die von den Kommunisten ange­zettelte Revolte niederfartätscht merden sollte. In den Mittelpunkt feiner Ausführungen stellte der Redner parteitattische Fragen. Heute, so sagte er, ist Wilhelms legter Marschall Präsident der Republit, die alten Ronfer­pativen figen in der Reichsregierung. Aber sind wir daran ganz fchuldios, haben wir uns nicht auch manchmal von Radikalismen einfangen laffen? Die Deutschnationalen, deren moralisch minder­mertige Politif gewiß nicht zur Nachahmung reizt, haben das eine flar erkannt, daß Ziel allen Wirfens die Erreichung der politischen Macht ist. Wohin radikale Phrafen führen, das sieht man bei den Kommunisten: Selbst wenn fie im Reichstag bei feltenen lichten Augenblicken etwas Berständiges vorschlagen, beachtet sie fein Mensch, weil ihr andauerndes törichtes Gewäsch fie um alle Beach­tung gebracht hat. Das sind Dinge, aus denen wir lernen müssen. Es war nicht immer richtig, so rasch wieder aus der Regierung aus­zufcheiden! Der Redner fand allgemeine Zustimmung. Mit einem Hoch auf die deutsche Sozialdemokratie schloß die sehr gut besuchte Ver­sammlung.

Ein schwerer Aufomobilunfall, bei dem ber 11f a Direttor Eugen Staus aus der Lessingstraße 29 zu Dahlem schwer verlegt wurde, ereignete fich heute früh gegen 49 Uhr in der Cäcilienallee zu Dahlem . Beim Ueberholen eines Motor­radfahrers fuhr der Chauffeur mit voller Bucht gegen einen Baum. Das Auto wurde zertrümmert und fein Insasse, Direktor Staus, ich wer verlegt. St. fand im Krankenhaus Achenbachstraße in Wilmersdorf Aufnahme, wo er bedentlich daniederliegt. Das Auto mußte abgeschleppt werben.

Kein Cotal für Stahlhelmer. Die Inhaberin von Büttner's Fest=

fälen, Schwedterstr. 23-24 ersucht uns mitzuteilen, daß das Gerücht, monach das Lofal vom 6. bis 8. Mai den Stahlhelmern zur Ber­fügung stehen soll, nicht den Tatsachen entspricht.

Geheimfunt und Börsenspekulation. Aus Baris wird gemeldet, daß gegen einige Bantleute( zwei Russen, zwei Lettländer und einen in Frankreich naturalisierten Desterreicher), die mit einer geheimen eigenen Funtstation in Paris täglich etwa achtzig Funksprüche auf­nahmen und ausgaben, um Börsenspekulationen durchzuführen, An­flage erhoben worden ist. Sie sollen mit Spekulationen auf den lett­ländischen Rubel mehrere Millionen gewonnen haben. Die Be­fchuldigten werden wahrscheinlich ausgewiesen werden.

Privatfontrolle der Gesprächszählung. Die Klagen über zuviel erhobene Fernsprechgebühren infolge unrichtiger Gesprächszählung wollen nicht verstummen. Der Reichsverband der Fern Iprechteilnehmer will jeßt die Gesprächszählung. tontrol­lieren. Fünf große Berliner Firmen werden durch Beamte der Wach und Schließgesellschaft Tag und Nacht ununterbrochen den Fernfprecher bewachen und die Gespräche zählen lassen. Die Boit­verwaltung, die natürlich daran festhält, daß die Zählapparate mit felten vorkommenden Ausnahmen richtig funktionieren, hat sich mit diefem Plane einverstanden erklärt.

Das Atlantikflugzeug verbrannt! Ein Streichholz als Ursache.

Das Flugzeug de Pinedos ist nach einer Meldung aus Rew Sort bei Roosevelt Dam Arizona verbrannt. De Pinedo selbst ist unbeschädigt, aber das Flugzeug ist vollkommen vernichtet. Die Maschine fing Feuer, als fie vorbereitet wurde, um zur Fortsegung ihres Fluges nach Santiago zu starten.

Ueber den Unfall werden folgende Einzelheiten veröffentlicht: De Pinedo, der gestern früh in Hot Springs aufgestiegen war, über­flog ohne Zwischenfall die Kette des Felsengebirges und ging auf dem Roosevelt- See in Arizona nieder. Während man auf dem Bafferflugzeug die Benzinvorräte erneuerte, war be Binedo ans Band gegangen und unterhielt sich mit einigen Journalisten. In diesem Augenblick fing das Flugzeug dadurch Feuer, daß eine fich in einem Motorboot befindende Berson ein brennendes Streich­holz in unmittelbarer Nähe des Apparates megwarf. Das Flug­jeug wurde gänzlich vernichtet. Bersonen famen nicht zu Schaden. De Pinedo telegraphierte sofort an das Luftfahrtministerium und erfuchte um eine andere Maschine. Mussolini entsprach seinem Wunsche und befahl, ein Wasserflugzeug vom Typ S 55 nach New Vort zu senden. Man rechnet damit, daß de Pinedo seinen Flug Anfang Mai wird fortsegen fönnen.