nalcn Presse wahrend dieses Prozesses. Der Fall Lange- Liegermann interessierte die Hetzer nicht. Aus den Manipulationen eines Zentrumsmannes ist kein Material zu schlagen gegen die Sozialdemokratie. Die Korruptionsjäger liebten nicht die Reinlichkeit, son- dern nur den Skandal, die Hetze gegen die Sozialdemokratie. Ihr Verhalten im Fall L a n g e- H e g e r m a n n hat ge- zeigt, wes Geistes Kinder sie sind. Sie haben die Varmat- Hetze eingeleitet, weil sie hofften, auf diesem Wege zu einer Rechtsregierung zu gelangen. Heute find die Deutschnatio- nalen in der Regierung. Aber wo ist ihr Interesse an der Reinigung des öffentlichen Lebens in eklatanten Fällen? Es gibt genug zu reinigen? Da ist neben dem Fall L a n g e- H e g e r m a n n der Plauener Prozeß, der in die Hintergründe der deutschnationalen Hetz- und Verleumder- kampagne tief hineingeleuchtet hat. Er hat eine Verwilde- rung des politischen Äampfes bei den Deutschnationalen ge- zeigt, die bis zur Anwendung strafbarer Mittel gegangen ist. Eine großzügige Verleumdungskampagne gegen S t r e s e- mann war vorbereitet. Heute leugnen die Deutschnatio- nalen, daß sie jemals einen Feldzug in der Manier der Barmat-Hetze gegen Stresemann vorgehabt hätten. Denn sie sitzen heute mit Stresemann in der Regierung. Ihre Presse ist sehr still über Plauen ! Und nun ist enthüllt, daß einer ihrer eigenen Leute Ge- schäft und Politik auf das engste verquickt hat? Wo bleibt die Reinigung im Falle D e h r e ns? DeutschnationaleReinigeroordieFront! Uns scheint, im Falle Behrens geht es nicht nur um die Reinigung des öffentlichen Lebens von parlamentarischer Korruption, sondern auch um nationale Interessen! cherr Behrens als Interessent des Schwedcntrusts war eifrig bemüht, die deutsche Zündholzindustrie dem Schweden - trust auszuliefern, der mit englischem und amerikanischem Kapital die deutsche Zündholzindustrke monopolisiert. Ist da? nicht Verrat am„Schutze der nationalen Arbeit"? Der Fall Behrens wird von den Deutschnationalen teils totgeschwiegen, teils mit lahmen Ausreden beschönigt. Es ist ein Fall der Ausnutzung eines parlamentarischen Man- dats zu geschäftlichen Zwecken, wie er im Buche steht, hin- reichend, um allen berufsmäßigen„Reinigern" Stoff für mehrere Jahre Barmat-Hetze zu geben? Wenn die chetze gegen die Sozialdemokratie gewandt werden könnte, versteht sich. Aber Herr Behrens ist nicht sozialdemokratischer, sondern deutsch nationaler Reichstagsabge- ordnete?. Er ist auch nicht nur Zimmermeister in Reu- strelitz, wie jener R e i n ck e, den man hinauswarf, sondern einer, den sie brauchen. Herr Behrens wird achselzuckend denken: mir kann nichts geschehen. Er wird für jenen R e i n ck e nur ein mit- leidiges Lächeln übrig haben. Er steckt sich eine Blume ins Knopfloch und wartet auf die Reinigung des öffentlichen Lebens durch die Deutschnationalen. Er wird lange auf die Reiniger warten können. Aünöholzmonopol vertagt. Der Aeltestenrat des Reichstags trat g e st e rn noch- mittag wahrend der kurzen Pause in der Plenarsitzung zusammen, um die letzten Dispositionen vor Eintritt der Osterpause zu treffen. Es wurde eine Verständigung dahin erzielt, daß heute die dritte Lesung des Arbeitszeitgesetzes gehalten wird. Das Gesetz über das Zündholtmonopol wird vor der Osterpause nicht mehr zur weiteren Beratung gestellt werden. öm Auswärtigen Ausschuß des Reichstags sind die beiden durch die Auflösung der völkischen Fraktion freiaewordenen Sitze den Deulichnationalen zugefallen. Diese haben nunmehr als weitere Der» treter die Abgeordneten Sachs, Nürnberg und Schultz- Bromberg in den Auswärtigen Ausschuß entsandt. Beide Abgeordnete haben schon in früheren Wahlperioden dem Auswärtigen Ausschuß angehört.
Deutschnationale Wähler. Aus dem Reiche des Abg. v. d. Lsten-Waenitz. Der demokratische Lehrer S i e b e n s wurde im Herbst 1925 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil er bei den Reichstagswahlen einen Stimmzettel gefälscht haben sollte. Äie preußische Regierung begnadigte ihn bald darauf. Wie berechtigt dieser Akt war, zeigte sich, als eine Unter- suchung des Wahlprüfungsausschusses des Reichstags die Haltlosigkeit der gegen Stevens erhobenen Anfchuldi- gunaen ergab. Trotzdem beantragte die Volkspartei im Landtag, den Gnadenakt der preußischen Regierung rück- gängig zu machen und Lehrer Siebens aus dem Lehramt zu entfernen. Die deutschnationale Fraktion unter- stützte den Antrag der Bolkspartei und spielte den entrüsteten Sittenrichter. Der polnische Wanderarbeiter K o c u r, der bisher auf dem Rittergut des deutschnationalen Landtagsabgeordneten vonderOsten- Warnitz beschäftigt war, stellt nunmehr die Behauptung auf, daß er seit dem Jahre 1919 an allen bisher stattgefundenen öffentlichen Wahlen, auch an der Wahl des Reichspräsidenten , teilgenommen hat, ohne in der W ä h l e r l i st e des Gutsbesitzes Warnitz eingetragen zu sein und ohne die deutsche Staatszugehörigkeit zu besitzen. Wanderarbeiter Kocur und seine Frau erbärten diese Behauptung mit ihrem E i d. Die eidesstattliche Erklä- rung, die dem Deutschen Landarbeiteroerband vorliegt, hat folgenden Wortlaut: .Ich, der unterzeichnete Arbeiter Gustav Kocur, erkläre hiermit an Eidesstatt, daß ich seit dem Jahre 1919, auf Grund der in dem Wahlbezirk des Rittergutes Warnitz R.-M. ausliegenden Wählerliste das Wahlrecht zu allen stattgefundenen öffentlichen Wahlen ausgeübt habe. Ich wurde von den Gulsbeamlen. be- sonders von dem Förster Paul Köpplin zur Teilnahme an der Wahl und zur Stimmabgabe aufgefordert. Auch wurde ich, da ich auf dem Vorwerk Kleine Mühle wohne, stets mit einem Gutsfuhr- werk von meiner Wohnung abgeholt und zum Wahllokal gefahren. Im Wahllokal erhielt ich wie jeder andere Wähler den üblichen Wahlumschlag, und bei Wahlen, bei denen es erforderlich war, den amtlichen Stimmzetlel. Ich erkläre besonders, daß ich stets meine Stimme für die Deutschnationale Volkspartei ab- gegeben habe. Bei der Wahl des jetzigen Reichspräsidenten habe ich meine Stimme für hindenbnrg abgegeben, weil dies Herr von der Osten gewünscht hat. Der Wunsch des Herrn v. d. Osten wurde mir jedesmal durch einen der Gutsbeamlen besonders mitgeteilt. Ich besitze keine deutsche Staatszugehörigkeit. Ich bin G a l i z i e r und nithenischer Abstammung. Die Wichtigkeit einer eidesstattlichen Erklärung ist mir bekannt und habe ich die reine Wahrheit gesagt und bekräftige dies durch meine«genhändige Unterschrift." Der deutschnationale Landtaasabgeordnete v. d. Osten- Warnitz ist derselbe, der nach der Reichspräsidentenwahl einen seiner Arbeiter mit den Worten entließ, er solle sich von dem jetzigen Bürgerblockkanzler Marx seine Äuh schenken lassen. Man kann nicht sagen, daß er sich um die politische Betäti- gung seiner Leute nicht kümmert. Werden die Deutsche und die Deutschnationale Bolkspartei diesen Fall mit demselben Eifer verfolgen, den sie gegen den fälsch- lich beschuldigten Leher S i e b e n s an den Tag gelegt haben?_ völkische gegen Republik . Aber milde Richter in Sachsen . Dresden , 7. April. (Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag standen wegen Vergehens gegen das Republitschutzgesetz und wogen Ruhestörung der Elektrotechniker Franz William Richter und der Optikergehilfe Artur Nitzsche vor dem Dresdener gemein- samen Schöffengericht. Richter, der Vorsitzender der Ortsgruppe Dresden-Bühlau der Nationalsozia tischen Arbeiter. Partei ist, war beim Rat der Stadt Dresden beschäftigt, der ihn
aus Anlaß des unter Anklage gesteWen Vergehens entlassen hatte. Die beiden Beschuldigten kehrten am 5. Februar von einer Orts.- gruppenfitzung der Nationalsozialisten in Bühlau zurück und lärm- tcn auf der Straße. Als sie von einem Polizeibeamten zur Ruhe crmahnt wurden, begannen sie die republikanische Staats- form und die Mitglieder der Regierung zu be- schimpfen. Die Republik wurde von ihnen als„der größte Mist- Haufen", die Regierungsmitglieder als Haderlumpen. Verbrecher und Iudenbande, Stresemann als Landes, und Hochverräter und als Jude bezeichnet. Das Urteil fiel denkbar mild aus: Es lautet aus je eine Woche Gefängnis. Krise in Sachsen ? Ein Schreiben der demokratischen Landtagsfraktion. Aus Dresden wird gemeldet, daß die demokratische Fraktion des Sächsischen Landtags an die übrigen Koalitionspartoicn ein Schreiben gerichtet hat, in dem um Klärung ucr deutschnatio»alen Versuche, den denwkratischen orak- tionsfiihrer S c y f e r t h aus dem Volksbildungsministerium zu ent- fernen, und um Klärung hinsichtlich der von der Deutschen Volks- partei dafür angeblich gegebenen Zusage ersucht wird. Im �alle einer nicht befriedigenden Aufklärung oder Erledigung dieser Ange- lcgenheit kündigt die demokratische Fraktion ihren Austritt aus der Koalition und die Herbeiführung von Reu- w a h l e n an._ Auflösung einer völkilcben Organisation. Die Kölner Nationalsozialisten wegen der Vorfälle in Nastätten verboten. Köln , 7. April. (Eigener Drahtbericht.) Die Kölner Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei einschließlich ihrer Nebenabteilungen(Sportabteilung. Schutzstaffeln usw.) ist auf Anordnung des preußischen Innenministers wegen Beteiligung an den Vorfällen in Nastätten am 6. März 1927 als aufgelöst zu betrachten. Jeder Versuch,.sich ungeachtet der erfolgten Auflösung irgendwie weiter zu betätigen oder in an- derer Form aufzutreten, wird nach den Mitteilungen des Kölner Polizeipräsidenten mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verhindert werden._ Noch keine Gröen! Kcudell hat vorläufig Wichtigeres zu tun. Reichsinnenminister v. Ken bell beeilt sich kundzutun: Die Nachricht der ,.B. Z. ". daß der Reichsminister des Innern den von dem früheren Reichskabinett nicht verabschiedeten Ent- wurf eines Gesetzes zur A e n d e r u n g des Art. 199 der Reichs- Verfassung(Wiedereinführung von Titeln und Orden) un- verändert gelassen habe und ihn nach Ostern dem jetzigen Reichs- kabinell wieder zuleiten werde, ist unzutreffend. Der Reichs- minister des Innern ist sich über die Weiterversolgung des frü- Heren Gesetzentwurfes überhaupt noch nicht schlüssig ge- worden, well für ihn zu nach st wichtigere Angelegen- h e i t e n im Vordergrund stehen. Herr v. Keudell ist vorsichtig. Er gibt ein halbes Dementi. Die Absicht, den Gesetzentwurf einzubringen, bleibt zwar bestehen, aber vorläufig nimmt er das heiße Eis nicht in die Hand. Der Ent- wurf bedarf nämlich, wenn er Gesetzeskraft erlangen soll, einer. Zweidrittelmehrheit des Reichstags. Und wo will Herr v. Keudell die hernehmen? Vielleicht wird deshalb im Laufs der Zeit aus dem„noch nicht" ein„lieber nicht!"
Löbe im Reichstag. Reichstagspräsident Genosse L ö b e war gestern nachmittag eine Stunde im Reichstage und wurde von den Abgeordneter aller Parteien herzlich begrüßt. Er begibt sich in den nächsten Tagen auf drei Wochen zu einer Kur und wird erst noch den Osterfcrien sein Amt als Reichstagspräsidcnt wieder aufnehmen.
Ovationen für Iran Marek! Don I o dvo k. Frau Marek, die Gattin des Mannes, der durch Zufall oder Willkür seinen Fuß einbüßte, ist in Mödllng, gelegentlich eines Lokal- tcrmines, von den. teilweise von weither herbeigeeilten Neugierigen stürmisch gefeiert worden. Taschentücher flatterten im Wind, Bravo » rufe hallten... Man könnte diese Begeisterung ja nun als Demon- stration des Gerechtigkeitswillens einer von der Unschuld Mareks überzeugten Meng« deuten-- aber natürlich deutete man dann falsch. Die, mindestens unterbewußten, Sympathien, die die Mareks ganz offenbar in den weiten Kreisen eines für Sensationsprozesse besonders empfänglichen Klelttbürgortums genießen, rühren keines- weg» aus der selsensesten Ueberzeugung her, daß den Angeklagten ein bitteres Unrecht angetan worden fei. So ganz sicher ist es zwar nicht, daß her kritische Leilhieb absichtlich ausgeführt wurde, aber daß er das Ergebnis einer Schicksaletücke war. steht nun gleich gar nicht fest. Das Verfahren schwebt. Genaues tonn man nicht sagen, und vielleicht wird auch nach dem Urteil Genaues nicht gesagt werden können. Ader daraus»omnst« nicht so an. Die Marck-vegetsterung erwärmt sich im hcrzensinnern viel weniger für dm immerhin möglichen Pechvogel Marek, dem der unglückliche Zufall ein Bein abschlug, als für den Betrüger Marek, der die Versicherungsgesellschaft hinters Licht zu führen versuchte... aber bitte, nicht mit Mitteln, von denen man in der Rubrik Gerichtssaal aller paar Tage lesen kann, nicht mit kleinen Spitzbübereien und miekrigen Fälscherkunst. stücken, sondern durch etn« heroische Tat. 199999 Dollar schwebten diesem Mann vor... ungefähr die gleiche Summe, von der auch seine Bewunderer träumen; aber während sie es beim Träumen bewenden lassen, setzte jener sich ein für den Besitz des Geldes, scheute er vor einem unerhörten Opfer nicht zurück. Mareks Bewunderer erinnern sich dunkel aus Schul- bankzeiten her der antiken Helden. Eines Mucius Scävola zum Beispiel, der sich zum Zeich«, seiner Standhaftigkeit aus freiwilligem Entschluß die rechts Hand abbrennen ließt Sie ehren dies« Heroen, sie erkennen ihre Majestät an. Aber schließlich entsprechen die Ideale, für die jene ihre Glieder verstümmeln oder ihr Leben nehmen ließen, nicht mehr recht den Ansprüchen einer unromantisch ge- wordenen Gegmwart. Der Marek hingegen hat dm Beweis erbracht. daß auch das moderne Geschäftsleben der Kontokorrentauszüge, Inkassoprovisionen, Prämimzahlungen den Heroismus freiwilliger Lcibesmarter erzeugen kann, daß auch aus der trockenen Materie der Unfalls- und Invaliditätsversicherung herrlich der Funken des Helden- tum» willkürlich erduldeten Schmerzes zu steigen vermag. Dieser Mann war ein Held, ein wahrhafter Held, ohne Gänsefüßchen, im Geschichtsbuchsim, des Wortes, Niemand hat das Recht, ihm diesen
Titel streitig zu machen, aber daß er um einer Versicherungssumme willm sein Heldentum bewährte, wirft einm verklärenden Glanz auf dm ganzen Mechanismus unseres heutigen Lebensbetriebes, dessen einer Ausschnitt dos Versicherungswesen ja nur ist. Der Nein« Mann aus dem Bürgertum schaut leuchtenden Auges hinauf zu diesem Marek. D>« heroische Epoche des alten Hellas, des alten Rom wird für Ihn lebendig bei der Lektüre des Wiener Sensationsprozesses— und er weiß, daß fein eigener Lebenstraum vom großen, großm Bankkonto nicht länger als kleinbürgerlich« Ideenlosigkeit wird verlästert werden können, nun sie innere Glut genug hat erweism können, um in einem bestimmten Fall« eine Scävola-Tat auszulösen... Voraussetzung bleibt natürlich immer, daß der Marek eine wirkliche Idealgestalt ist— und daß ihm also tatsächlich nicht etwa nur der Zufall sein Bein abgeschlagen hat.
Einzug Ses§rühlings. Der Arbeiter: Mutter, wir brauchen nicht mehr zu frieren. Und wenn wir nicht mehr frieren, dann hungern wir auch nicht so leicht. Und wenn wir nicht hungern, dann brauchen wir nicht die Faust in der Hosentasche zuzumachen. Mutter, es wird warm. Mutter, der Frühling meint es gut mit uns. Wenn er doch nicht immer wieder verginge. Der Dankbeamte: Unsere Geschäftsräume sind überheizt. Aber wenn der Frühling kommt, machen wir die Fenster auf und klettern über unsere Pulte, um aus das Fensterbrett zu steigen und zu sehen, wieviel Menschen sich ohne Mäntel tummeln. Und dann kriegen wir Lust in die Bude. Und der Chef bekommt totsicher seinen Frühsahrskoller, der sich entweder in unmotiviert lautem Singen oder in Kopfschmerzen äußert. Das junge Mädchen: Ich bin so glücklich, daß Mutter und Vater verreisen. Die besten Eltern sind doch immer eine dumme und verständnislose Gesellschaft. Ich setze mich auf den Omnibus und fahre auf dem Deck so dicht an den Bäumen vorbei, daß die Spitzen mir di» Bein« streicheln. Meine Freundin kommt mit. Zu zweien macht sich besser Bekanntschaft. Der arrivierte Gesckäftsmonn: Frühling isi und bleibt«ine schön«, aber bedenklich« Angelegenheit. Alle Richtstuer, Faulenzer und sonstige Parasiten der menschlichen Gesellschaft fühlen sich beim Einzug des Frühlings im Rechte und verhöhnen uns nütz- licke Mitglieder des Staates. Als ob die Frühlingeluft nickt auch fleißia machen kann. Was ist Faulheit?— Ein« typische Frühlings- krankheit. Frühling, ich werde dir Bein» machen, wenn du meine Leute verführst. Der Greis: Jetzt möchte ich sterben. Im Frühling stirbt sichs am bequemsten, denn man hat das Gefühl, daß man selbst im Tode nicht stehen bleibt, sondern fortschreitet. Die Eide ist ausgewühlt und wartet freudig aus uns. Aus dem Friedhof ist es warm, und wenn sie mir di« Erde nachwerfen und die Sonne scheint freundlich und ruhig, dann sagen die Leute: Welch schön« Jahres, eit hat sich unser Toter da ausgesucht! Selbst llm Tode war er rücksichtsvoll und hat an uns gedacht. g. 2.
Der Dichter des Nibelungenliedes. Obwohl seit mehr als 199 Iahren, seit dem Beginn einer wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Literatur, die Frage nach dem Dichter des Nibelungen- liedes immer wieder geprüft worden ist» steht die'Antwort noch immer aus. Neuerdings ist er im Umkreis von Worms gesucht, auch Walther von der Vogelweid« ist als der größte lyrische dichter der Zeit dafür in Anspruch genommen worden. Aber hier handelt es sich um den letzten Zusammenfasscr und Gestalter. Die Nibe- lungenlieder selbst sind viel älter. Wenn auch Lachmanns Theorie von den zwanzig alten Volksliedern, aus denen das Epos gebildet sein sollte, ausgegeben ist, so bleibt der Kern doch richtig: es gab Einzellieder. Nun kommt aus München die zunächst nicht weiter nachzu- prüfende Mitteilung: Studienprofessor Aloys Schröfl hat(eine Lebensarbeit über das Nibelungenlied vollendet und soeben der öffentlichen Kritik zugänglich gemacht. Danach ist Bischof P i l- g r i m von P a s s a u. der im 19. Jahrhundert lebte und im Lied« vorkommt, der Urdichter. Professor Schröfl beweist dies durch zahl- reiche Abhandlungen und findet seine Annahme durch eine litcra- rische Entdeckung die er machte, bestätigt. Selbst wenn dies zu- trifft, bleibt die Frage nach dem letzten Bearbeiter offen. Arbeiter sänger und„Deutsche Tageszeitung". Eine der stärksten Kundgebungen zur Beethooen-Feier war die der Arbeitersänger im Lustgarten. Selbst die illustrierte Beilage der„Deutscheu Tages- zeitung" sieht sich genöliol. von diesem Ereignis Kenntnis zu nehmen. Merkwürdigerwelse vergißt sie aber, zu saaen, wer denn der Veranstalter der Gedächtnisseier ist. In dem Degleitwort zu dem Bilde heißt es nur:„Beethovcn-Feier in Verlin vor dem Sitten Museum. Es wurden mehrer« der bekanntesten Kompositionen Beethovens dem Publikum zu Gehör gebracht."— Mit den Leistungen der anderen schmückt man sich gern, hat aber nicht den Mut, zuzu- gestehen, daß es sich um A r b e i t e r s ä n g e r handelt. Die erste Nachtigall in Norwegen . Schon früher hat man ver- sticht, in Norwegen , wo bisher die Nachtigall unter der Vogclwelt fehlte, diesen lieblichsten Sänger der Lüfte heimisch zu machen. Aber diese Versuche schlugen schl, bis es jetzt zum erstenmal geglückt ist, eine Nachtigall in Norwegen zu entdecken. Wie in den„Naturwissen- schaften" mitgeteilt wird, fand man im Mai und Juni vorigen Jahres eine Nachtigall auf der Halbinsel Bygdä bei Oslo , und zwar Ist es die nördliche Form dieses Vogel-, die sich hier niedergelassen hatte. Dieses Vorkommen bedeutet eine beträchtliche Erweiterung des Verbreitungsgebiets der Nachtigall, dos bisher südöstlich von Norwegen oerlief. «Ine Zentralvermllklung sämtlicher Blblioiheken. Die Direktoren mehrerer der größten Bibliotheken der Welt(Berlin , Paris , Washing- ton. Zürich u. a.) haben in Paris auf Einladung des Völkerbunds. amts für geistige Zusammenarbeit über die Schaffung einer beson- deren Zentralvermittlung für sänrtliche Bibliotheken der Welt beraten und sich günstig da.,u geäußert. 109 Bibliotheken haben bereits ihre Mitarbeit zugesagt._ Cin« amtliche Aührung findet Soiintas tO-U'/, Uhr tem. im Kaiser. (Void-r-fiatilch- Kunst— Tr. Opitz) statt. Zulaßkarlcn zu 50 Pj. am Eingang des Mujemn».