Das Spitzelattentat vor Prozehbegittn gegen i Nach wiederholten Vertagungen, die durch die Erkrankung des Präsidenten Generals Tanna motiviert wurden, wird nun der Prozeß gegen Zaniboni, Capello und die andern sechs Mitangeklagten am Ii. April unter dem Borsitz des Vizepräsidenten Freri in Rom de- ginnen. Warum man gerade, da man nun schon 17 Monate gewartet hatte, die Osterwoche gewählt hat, ist schwer einzusehen, es sei denn, daß man diese zu den streng kirchlichen Tendenzen des Faschismus in Widerspruch stehende Wahl aus dem Wunsch erklären wolle, durch die Feste und den Trubel des Fremdenzustroms die Aufmerksamkeit von den Verhandlungen abzulenken. Die Vorgeschichte des Prozesses ist bekannt. Wir haben in ihr gleichsam das Paradigma des »rechtzeitig von der Polizei entdeckten Atlenlols". Auch, wenn wir uns an die offiziellen Darstellungen halten, reicht die Mitwirkung der Polizei genau so weit zurück, wie die ersten Schritte zur Verwirklichug des Attentats. Ein Rechtsanwalt und sogenannter Journalist Q u a g li a hätte im Verkehr mit Zaniboni den Gedanken eines Anschlage« auf das Leben des Ministerpräsidenten angerogt oder crusgegrisfen. Gleich beim Beginn der Vorbereitungen wäre aber in Quaglia (Quaglia heißt: Wachtel , und in übertragenem Sinne: Schlaumeier) die Reue erwacht. Diese Reue trieb ihn zwar nicht, seinem Gefährten abzu- reden, wohl aber trieb sie ihn. im Galopp zur Polizei, unter deren Oberaussicht dann die weiteren Schritt« getan wurden: Ankauf des Gewehrs. Mieten des Hotelzimmers unter falschem Namen usw. Am 5. November 1925 erfolgte dann die Berhaftimg. Es handelt sich also auch nach offizieller Lesart um ein Spitze lattentat. Fügt man hinzu, das Quaglia schon früher, in einem andern un. politischen Prozeß als Polizeikonfident erschienen war, so ist der Leser völlig im Bilde. Eigentlich werden in Rom zwei ganz verschiedene Prozesse gleichzeitig verhandelt werden, zwischen denen nur in. sofern ein Ausammenhang besteht, als beide demselben Quaglia in Kommission gegeben wurden: der Prozeß gegen Aaniboni und der gegen Capello. Zaulboni gibt zu, Mussolini nach dem Leben getrachtet zu haben- nur hat er diesen seinen Willen durch keine Tat verwirklicht, aus in ein» fachen Gnmde, weil ihm ja als Handlanger Quaglia beigegeben war. Was Quaglia tat, ist ober auch nicht gerichtlich zu belangen, denn er handelte ja im Einvernehmen mit der Polizei oder direkt in ihrem Austrag. Da der Polizeikonfident nach kurzer Haft entlassen wurde und heute gar m'cht unter Anklage steht, handelt es sich also lediglich darum, über die Strofbarkett einer unverwirklichten Absicht zu entscheiden. Aaniboni leugnet, wie gesagt, die verbrecherische Absicht nicht. Bei Capello liegt die Sache ganz ander«. Nach allem, was über das Beweis» inaterial bekannt wurde, hat er mit dem ganzen Anschlag nichts zu tun und ist nur in einer Zeit in ihn verwickelt worden, als alles, den offiziellen Angaben nach, schon längst abgekaterte Polizeimache war. Capello ist bekanntlich General und hat das italienische Heer bei der Einnahm« von Goerz befehligt. Er war Faschist und zog als solcher mit den andern Generälen im Schwarz Hemd im Oktober 1922 in Rom ein. Erst in der Folge murde«r Antifaschist, als er die weitere Entwicklung des Regimes sah, nament- lich durch den Kampf gegen den Freimaurerorden, zu dessen hohen Würdeträgern Capello gehörte. Das, was ihn dem Faschismus entfremdet hat, sollte nun der Anlaß dazu werden, ihn in den Prozeß Aaniboni zu verwickeln, eben der Freimaurerorden. Mussolini hat bekanntlich gewisse fixe Ideen in bezug auf die Frei- maurerei. Er hatte sie schon, als er noch in der sozialistischen Partei war: damals betrieb er im Verein mit Francesco Ciccotti und An- gelica Balabanoff den Ausschluß der Freimaurer . Noch heute läßt er durch seine Presse verbreiten, daß z. B. die Spannung zwischen Italien und Jugoslawien ein Werk der Freimaurer sei. daß die internationale Freimaurerei einen Krieg(sic!) gegen Italien vor-
öem Ausnahmegericht. auiboni und Capello. bereite, daß die Angriffe des Internationalen Arbeitsamtes gegen die italienischen Zwongssyndikate von den Freimaurern inspiriert seien usw. Man wollte eine Handhabe gegen den Orden haben, auch, um seine Archive an sich reißen zu können, die die frühere Zugehörigkeit vieler..Hierarchen" des Faschismus zum Orden be- weisen, so z. B. die des damaligen Generalsekretärs Farinacci , der auf Ehrenwort erklärt hatte, nie Freimaurer gewesen zu sein. Wahr- scheinlich war es reiner Zufall, daß man gerade guf Capello verfiel: Versuche, statt seiner den Großmeister selbst. Domizio Torriqiani zu verwenen, wurden sicher unternommen. Als Aaniboni schon auf Schritt und Tritt zwei Polizisten auf den Fersen hatte, veranlaßte ihn Quaglia zu einer Unterredung mit Capello. Bei dieser Unter- redung auf offener Straße bat Aaniboni den General um Geld. Die Aushändigung dieser Summe, die unter den Adler- blicken der rechts und links postierten Spitzel von ein paar kümmer- lichen Hundertlirescheinen zu einem Pack von Tausenlirenoten an- schwoll, stellt das hauptsächliche Anklagemateriol gegen Capello dar: er soll Aaniboni aus der Kasse des Freimaurerordens dos Geld für da, Attentat gegeben hoben. Dabei ist immer zu beachten, daß der erste Kontakt zwischen Aaniboni und dem General — die einander schon früher kannten— hergestellt wurde, als bereits nach offizieller Lesart, Quaglia im Auftrag des Ministeriums des Innern handelte. Während Aaniboni die bedeutendere und interessantere Per- sönlichkeit ist, stellt der versuch, Capello in das Attentat zu ver- wickeln, die politisch wichtigere Seite des Prozesses dar, denn wir haben hier eine langwierige, durchdachte, wenn auch ziemlich plumpe Minierarbeit vor uns, um eine Institution zu vernichten, der der Faschismus eine märchenhafte Macht zuschreibt. Bekanntlich wurden gleich nach dem Attentat alle Freimaurerlogen in Italien und den stalienischen Kolonien besetzt, wobei man aber die Enttäuschung erlebte, weder die erwarteten Schätze noch die erhofften Dokumente zu finden. Aaniboni ist ein Mensch mit starkem Temperament, gleich- zeitig ein Romantiker und Don Quichotte und Genußmensch. Als Major der Alpenjäger hat er sich im Krieg« sehr ausgezeichnet und trug eine schwere Verwundung der oberen Atmungswege mit dauernder Verstümmelung davon: auch erhielt er mehrere Tapfer- keitsmedaillen. Mit welchem seine persönliche Sicherheit nichtachtenden Fanatismus er das tat, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, das hat nian nach der Ermordung Matteottis gesehen, als Aaniboni bei dem Suchen nach der Leiche eine— wahrscheinlich falsche— Fährte bis dicht ans Unmögliche heran verfolgte. Aus unserer Partei wurde er im August 1925 ausgeschlossen, weil er, ohne dazu befugt zu sein, als ihr Vertrauensmann im Ausland auftrat und fein« persönlichen Initiativen als im Auftrag des Parteivorstandes erfolgend ausgab. Bei seiner Hrißköpfigkeit und seinem Hang zum Schwadronieren wurde er bei uns nicht so ernst genommen, wie dann die, die ihn für ihre Zwecke verwerten wollten, ihn zu nehmen verstanden. Daß ihn irgendwie niedrige Mottos geleitet hätten. ist ausgeschlossen: Aaniboni ist em Haudegen, mit einer tüchtigen Dosis Eitelkeit, mehr Lebemann als Märtyrer, ober völlig unfähig, sich einer Sache hinzugeben an die er nicht glaubte und für die er nicht ehrlich begeistert wäre. Den umlaufenden Gerüchten zufolge steht die Regierung die Schwierigkeit des Prozesses nicht in Aaniboni, sondern in Capello. Es heißt, daß die Ersetzung des Präsidenten Sanna durch den Vize. Präsidenten Freri vorgenommen werden mußte, weil Sanna nicht von der Schuld Capello« überzeugt werden konnte. Wie bekannt, wird das Urteil des Slusnahmegerichts, das aus Offizieren der Miliz besteht, unier dem Borsitz eines Generals der regulären Armee, nicht auf Grund des Gesetzes über die Todesstrafe vom No- vember l92S gefällt werden, da dieses Gesetz keine rückwirkende Kraft Hot. Immerhin hat man die Angeklagten, deren Tat im November 1925 erfolgte, vor ein Gericht gestellt, dos erst mehr als ein Jahr später eingesetzt wurde und das seinen Ausnahmecharakter nicht nur in der Zusammensetzung, sondern auch in der Prozedur dartut, wahrlich nicht im Sinne eines erhöhten Rechtsschutzes der Angeklagten.
Die Hakenkreuz-Pest. Ueberfall auf den russischen Konsul in Königsberg . 1 Königsberg , 11. April. (WTB.) Wie die.Lönigsberger All- gemeine Zeitung" erfährt, ist in der vergangenen Nacht auf den Konsul der Sowjetrepublik Kantor ein Ueberfall verübt worden. Der Konsul wurde in der Krugstroße von einer Anzahl mit Windjacken bekleideter Männer angercinpelt und erhielt Stockschläge über den Kopf, die ihn zu Boden streckten. Schupomannschasten nahmen etwa 30 Mann fest. Ein weiterer Bericht über den Ueberfall auf den russischen Konsul besagt: Sonnabend abend hatte eine Versammlung der national soziali st ischen deutschen Arbeiterpartei und der nationalsozialistischen Arbeitsgemein- s ch a f t stattgefunden. Nach Schluß der Versammlung ist eine An- zahl von Versammlungsteilnehmern an der Ecke der Krugstroße aus eine Gruppe von zwei Herren und zwei Damen gestoßen, die sich aus dem gegenüberliegenden Bürgersteig in russischer Sprache unter- hielten. Ein Hauslehrer Boris Lechel, reichsdeut- scher Staatsangehöriger, der in Aschabat in Turkestan geboren ist, hat sich zu der Gruppe hinüberbegeben und einem der Herren einen Schlag über den Kopf versetzt, so daß er zu Boden siel. Lechel will nicht gewußt haben, daß es sich um den russischen Konsul handette. Lechel ist festgenommen worden und wird dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Der Konsul hat sich bei dem Fall eine Verletzung am Fuße und an der Hand zugezogen, die jedoch nicht ernster Natur sind. Im Lause des heutigen Bormittags haben der Regierungspräsident und der Polizeipräsident dem Konsul Besuche abgestattet. « Die völkischen Banden wurden zu einer Landplage. Sie betreiben systematisch die Taktik der meuchlerischen Ueberfälle auf Andersdenkende. Der Zwischenfall von Königsberg legt davon ebenso Zeugnis ab wie die unerhörten Vorfälle in Berlin und die Bahnhofsschlacht von Groß-Lichterfelde . Wird ihr Treiben langmütig geduldet, so wird die Folge fein, daß schließlich die Betroffenen zur schärfsten Selbsthilfe greifen müssen. Der Königsberger Fall ist besonders ernst, da es sich um den Vertreter einer auswärti» gen Macht handelt. Nach weiteren Berichten haben die völkischen Banden sehr genau gewußt, daß sie den russischen Konsul vor sich hatten. Aus ihrer Mitte wurde gerufen:„Das ist ja der russische Konsul! Schlagt ihn tot!' Wir hoffen, daß eine strenge Untersuchung geführt und gegen die Hakenkreuzbanditen die ganze Strenge des Straf- aesetzes angewandt wird. Darüber hinaus erhebt sich die Frage, welche Maßnahmen generell ergriffen werden müssen, um dem Banditismus der sogenannten Nationalsozialisten wirksam ein Ende zu machen. Die Bevölkerung hat es längst satt, sich von Rowdybanden terrorisieren zu lassen, die unter dem Borwand politischer Demonstration ihre Züge unternehmen. Eine Darstellung der Polizei. Königsberg , 11. April. (WTB.) Die Kriminalpolizei gibt über den Ueberfall auf den russischen Konsul folgendes bekannt: AM 9. dieses Monats, abend 10.45 Uhr, ist der Konsul der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Kantor, in der Nähe der Burgstraße mit einem schweren Stock ans den Kops geschlagen worden, so daß er zu Boden fiel, wobe, er sich die Verstauchung einer Hand und die Verletzung eines Beines zuzog. Ernster Natur scheinen diese Verletzungen nicht zu sein, da sich der Konsul außer Bett befindet. Außerdem ist der Konsul von mehrere« Personen grob beschimpft worden. Als Täter ist der Hauslehrer Boris Lechel. der mtt einer größeren Anzahl— 50 bis 60 Personen— zusammen aus emer Versammlung der nationalsozialistischen deut sche » Arbeiterpartei und der nationalsozialistischen Gemeinschaft kam, von den Beamten der polttischen Abteilung des Polizeipräsidiums ermittelt worden, lleber den Grund zu der Tat gibt Lechel. der lange Zett in Rußland gelebt hat und der russischen Sprache mächtig ist, an, er habe, als er den Konsul mit mehreren Personen zusammen traf, gehört, daß sich dieser in abfälliger Weise über die Christen in Rußland geäußert hätte. Diese Leußerung habe ihn so gereizt, daß er sich nicht mehr habe hallen können und blindlings auf den Konsul eingeschlagen habe. Er will aber, als er schlug, nicht gewußt haben, daß er den Konsul vor stch habe, sondern geglaubt haben, er hätte es mit russischen Juden zu tun. Vach Aussagen von Zeugen ist die Darstellung des Lechel uorichllg. da der Konsul ein« abfällige Aeußerung nicht getan hat. Infolge des Vorfalles wurden von einem Schutzpolizeibeamten Z0 Personen fistlert und der politischen Abteilung des Polizeipräsidiums zur Ver- nehmung vorgeführt. Mit Ausnahme Lechels, der dem Amtsgericht vorgeführt worden ist, find alle Srstierten nach ihrer Vernehmung entlassen worden. TaS Austenministerinm entschuldigt stch. Heute vormittag hat ein Vertreter des Reichsaußenministers der russischen Botschaft das Bedauern der Reichsregierung über den Anschlag auf den Sowjetkonsul in Königsberg ausgesprochen.
postkreöit unö Girozentrale. Präsident Kleiuers Vernehmung im Barmat-Prozetz. S. 8. In der heutigen Berhandlung des Barmat-Pro- zesses wurde zunächst Ministerialrat Lünsmann, der Geld- dezernent des Reichspostministeriums, über den 10-Millionen-KredIt gehört, den die deutsche Girozentrale auf Veranlassung von Dr. Hösl« zur Wciterleitung an Barmat aus Postmitteln erhalten hat. Er bekundete, daß Minister Höst« ihn, den Gelddezernenten, im Sommer 1024 gefragt habe, ob die Deutsche Girozentrale 10 Millionen Mark bekommen könnte. Er, Lünsmann, habe das abgelehnt, weil man im Augenblick nicht so flüssig gewesen sei. Hösl« habe der Süddeutschen Girozentrale gegenüber aber doch die Zusage gemacht, ohne daß er, der Zeuge, damals davon etwas erfahren habe. Rechtsanwalt Iuliusberger: Wie ist es überhaupt mög> lich gewesen, daß Minister Höste Geld bewilligte und daß es aus- gezahlt wurde, ohne daß Sie als Gelddezernent etwas davon muß» ten? Zeuge: Die Girozentrale gehörte zu unseren Kunden und konnte Kredite abrufen. Vors.: Es war wohl also so, daß zwischen der Post und der Girozentrale«in dauernder Kreditverkehr bestand und daß Dr. Höste ein Sonderabkommen getrosten halle über die 10 Millionen, von denen Sie nichts wußten. Wenn nun Gelder angefordert wurden, so glaubten Sie doch, es handele sich um den lausenden Kredit? Zeuge: Jawohl. Rechts- anwalt Iuliusberger: Ich halte es trotzdem für ausgeschlossen, daß der Gelddisponent nichts davon gewußt hat. Kam es denn öfter vor. daß Kredite von der Post an östentlich-rechllich« Institute ge- geben wurden, mit der Empfehlung, den Kredit an irgendeine be- sondere Stelle hinzulellen? Zeuge: Jawohl, das wurde von Mi- nister Höflc öfter gewünscht. In der damaligen geldtnappen Zell Wierde Dr. Höste als Parlamentarier direkt mitAreditgesuchen
überlaufen. So sollte beispielsweise Geld nach Recklinghausen gehen, da der Bürgermeister bei Höste gewesen war. Der nächste Zeuge Präsident K l e i n e r von der Deutschen Giro - zentrale schilderte, daß am 25. Juli in der Aussichtsratssitzung der Deutschen Girozentrole ein« Debatte über die Zweckmäßigkeit des Kredits, der von 2>� auf 10 Millionen erhöht worden war, entstanden sei. Von verschiedenen Mitgliedern des Aufsichtsrates seien Bedenken vorgebracht worden, daß eines Tages in der Oeffentlichkell erörtert würde, daß große Summen von der Deutschen Girozentrale, die sonst nur Kommunen Geld gab, an ein aus- ländisches Unternehmen, denn als ein solches sei die Amexima angesehen worden, gegeben würden. Es wurde beschlossen, daß er, der Zeuge, eine Unterredung bei Minister Höste nachsuchen solle, um die volkswirtschaftliche Zweckmäßigkeit des Kredite» zu prüfen. Des weiteren sollte bei dieser Gelegenheit vom Minister er- reicht werden, daß seine Forderimg, die Gelder an Barmat zu leiten, zurückgezogen würde, und schließlich wollt« man noch weitere Kre- dit« für die Kommunen haben. Am 13. August habe dann diese Unterredung stattgefunden, an der neben Höste auch Ministerialrat Lünsmann tellgenommen habe. Es seien dabei auch zu gleicher Zeit Zinsfragen erörtert worden, und Ministerialrat Lünsmann habe nicht immer an der Besprechung teilgenommen. Vom Vorsitzenden wurde dann das Protokoll dieser Be- sprechung verlesen, aus dem hervorging, daß Präsident Kleiner auf die Bedenken innerhalb der Girozentrale wegen der Hergab« des Kre- dits an die Amexima, an der dort starke Zweifel bestünden, aufmerk- sam machte. Es würde in der Oesfentlichkeit sehr unangenehm emp- funden werden, daß man einem ausländischen Konzern Geld gebe, der die Rot der deutschen Industrie ausnutze und deutsche Unter- nehmen gewissermaßen mit Geldern der Girozentrl« aufkaufte. Mi- nister Höste habe betont, solch« Erörterungen brauch« die Regie- rung nichtzufürchten, denn Barmat habe der Regierung groß« Dienste geleistet und außerdem auch sehr viel für die Lebensmittel- Versorgung Deutschlands getan. Was die Aufkäufe angehe, so fließe den Untenehmen neues Kapital und neues Leben zu, und die A r- b e i t e r würden dadurch ihr Brot erhalten. Die Amexima arbeite auch mit erheblichem ausländischen Kapital und stehe auch mll der Staatsbank in Verbindung, deren Geh. Rat Rugge für den Konzern besonderes Interesie an den Tag leg«. Präsident Kleiner betonte, daß auf Grund dieser Ausführungen Höstes der Auf- s i ch t s r a t formell seine Bedenken zurückgezogen habe.■ Man habe ober doch darauf gedrängt, daß der Kredll abgebaut werde. Zu dieser Zell sei er, der Zeuge, auf Urlaub gegangen.
Zn Griechenland ist der Innenminister T s a r a l d i s infolg« Unstimmigkeiten mll den republikanischen Mitgliedern de» Kabinetts Zäunt» zurückgetreten. Man befürchtet, daß sein Rücktritt das Ende des Kabinetts der„nationalen Einheit" nach stch ziehen wird..
wahltaktik: Verleumdung. Westen„Ehristlichf oziale" fähig sind. Di« österreichischen Chirstlichsozialen haben eine Wahlzeitung herstellen lassen, die alle sozialdemokratischen Führer als Leute hin- stellt, die sich aus öffentlichen Mitteln bereichern. Das Organ Dr. Seipel» und Kunschaks nennt den Wiener Bürgermeister und die Wiener Stadttäte„eine gewissenlose, zugereiste, nur auf die eigene Mästung bedachte, mit allen Mitteln golizischer Rohtäuscherkunjt orbeitenoe Ausbeuterbande", die Syphilis eine„marxistische Seuche": es erzählt, daß an den Schulen pornographische Schriften verbreitet werden und die Jugend mit Geschlechtskrankheiten verseucht wird! Ein christlichsozialer Strolch wagt es, zu schreiben: Derselbe Lreitner. dem sein Fiaanzreseral so gut angeschlagen hat. daß er sich bereits eine Prachtvilla in Kritzendors kaufen konnte... Es hieße Breitner beleidigen, wenn man ihn gegen eine solche Gemeinhell in Schutz nehmen wollte. Nur beiläufig sei bemerkt, daß Breitner sein Haus in Kritzendors im März 1915 erworben hat drei Jahre bevor er Finanzreferent wurde. Ueber Otto Bauer schreibt der Verleumder: 3m übrigen hat der wackere marxistische Kämpfer rechtzeitig die händ« hoch gemacht und geriet in russische Gefangenschafi. Die militärischen Gewöhrsmänner der Christlichsozialen wissen sehr genau, daß Bauer als besonders tapferer Offizier beschrieben war. Nach seiner Gefangennahme teilte ihm sein Bataillonsches mit eigenhändigem Schreiben in die Kriegsgesangen- schast mit, daß Bauer wegen besonderer Tapferkeit das Militär- verdien st kre uz verliehen wurde. Breitner und Bauer haben gegen die Lunipen, die rechtlich ver- antwortlich sind, die Klage erhoben und die ganze Auflage der christlichsozialen Wahlzellung beschlagnahmen lassen. E» wurden 10 000 Kilogramm mit Beschlag belegt. Für Exzesse solcher Dimensionen, in einer von der Partei- l« I t u n g herausgegebenen Wahlzeitung begangen, sind die Führer der Partei, sind also Seipel und Kunschakoerantwortlich.
„Die Not der Arbeitszeit". In diesem Artikel des Genossen A u f h ä u s« r in der vierten Beilage des„Vorwärts" vom Sonn- tag sind bedauerlicherweise durch Zeilennerhebungen Druckfehler entstanden, die folgendermaßen zu berichtigen sind:?ln die vorletzte Zeile der ersten Spalte schließ: sich der Teil des Anikels, der auf der zweiten Spalte unten mit„aller Gewerkschaftsrichtungen" be- ginnt bis zu dein Beginn der dritten Spalte, zweite Zeile. Dann geht es fnrt„auch nicht an die Arbeller.. und jetzt die letzte Zeile der ersten Spotte„und Angestellten"... bis zum End«.