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Gegen Dolchstoßlegenöe unö�uftizmorö Dittmann, Beckers und Weber sprechen in derNeuen Welt". Die»antimarxifti<che Cinheitslifte". Atttisctttittsch-iiidische Front gegen Sozialdemokratie. (Von unserem Wiener Korrespondenten.) Wien . 1Z. April 1927. Der Bundeskanzler Dr. S e i p e l hat seine E i n h e i t z- l i st e der ganzen bourgeoisen Reaktion Christlichsoziale, Liberale, Großdeutsche und Hakenkreuzler mit der finanziellen Unterstützung der Großbanken und des Großgrundbesitzes fertiggestellt. Die Idee der Einheitsliste hat Seipel schon bei den vorigen Wahlen im Jahre 1923 verfolgt und er hatte die Großdeutschen fast schon dafür gewonnen, als diese schließlich doch darauf kamen, daß sie damit dem Land- b u n d und den Nationalsozialisten allzustarke Angriffs- gclegenheiten bieten und sich zurückzogen. Nur in Kärnten kam damals die christlich-soziale-grpßdeutsche Einheits l i st e zustande, in den anderen Ländern nur eine Einheit? front. Es nützte aber den Eroßdeutschen nichts: sie verloren von ihren 21 Mandaten nicht weniger als 11, so daß die ganze Verringerung der Mandate von 182 aus IbS fast ganz auf ihre Kosten ging. Zwei Mandate hotten die Landbündler verloren, die van 7 auf 5 Mandate zurückgegangen waren, 3 die Christlichsozialen, die von auf 82, 1 die Sozial- d e in o k r a t e n, die von 69 auf 68 zurückgingen. Der Nationalrat bestand also aus 82 C h r i st l i ch's o z i a l e n, 68 Sozialdemokraten, 10 Großdeutschen und 5 Landbündler». Den Christlichsozialen fehlte so ein« Stimme an der absoluten Mehrheit, sie waren infolge- dessen auf die Großdeutschcn angewiesen. Noch mehr aber die Grohdeutschen auf sie: denn die Grohdeutschen hatten im ersten Ermittlungsverfahren nur ein einziges Mandat er- halten und mußten befürchten, auch dieses zu verlieren, so daß sie letzten Endes ganz aus dem Parlament verschwinden würden. Hier setzte nun Dr. Seipel ein, um die Großdeutschen, die keine eigene Politik mehr machen konnten, sich ganz zu unterwerfen und sie zu einer Einheitsliste zu veranlassen. Diese mußte ihre Spitze naturgemäß gegendieSozial- demokratie richten und war schon aus diesem Grunde der kapitalistischen Presse, die im Jntsresie der G r o ß- finanz einen heftigen Kampf gegen die Wiener sozialdemokratische Gemeindeverwaltung sührte, willkommen. Das Großkapital lieh dieser Sympathie in Form von hohen Spesen für den Wahlfonds der Christlich - sozialen auch praktischen Ausdruck. Aber es bestand noch immer die Gefahr, daß die Groß- deutschen wegen dieser Einheitsfront von ihren radikalen Nachbarn, den Hakenkreuzlern, bekämpft würden, und so ent- schloß sich Dr. Seipel, auch die Hakenkreuzler auf die Einheitsliste zu nehmen, zunächst jenen den Großdeutschen am nächsten stehenden Flügel des Dr. Riehl und dann die zweite Gruppe des Schulz, während die dritte Gruppe alle drei Gruppen sind an Zahl sehr gering, nur im Schreien sehr gewaltig noch abseits steht. Wie die moralischen Grundlagen dieser Einheitsliste beschaffen find, zeigt eine kleine Episode aus der Haken- kreuzlcr-Kandidatur. Dr. Riehl war in der Leopoldftadt, einem stark von Juden bewohnten Wiener Bezirk, aufgestellt worden. Da aber Riehl vor zwei Jahren die Demonstrationen gegen den Zionistenkongreß geleitet hatte und sich auch sonst gern durch antisemitische Schimpfereien hervortat, entstand unter den jüdischen Bundesgenossen der Christlichsozialen eine große Mißstimmung. Was tat nun Dr. Seipel? Er veranlaßte Dr. Riehl, seine Kandidatur in der Leopoldstadt gegen eine in einem anderen Bezirk einzutauschen wo er ebensowenig Aussicht hat! Das ist das Charakteristische dieser Einheitsliste, daß sie Dr. Seipel nur scheinbar aus ideellen Gründen geschaffen hat, in Wirklichkeit aber, um die unausbleibliche Niederlage seiner durch die Bankcnskandale kompromittierten Partei zu mildern. Diesem löblichen Ziel dienen auch die kapitalistischen Bundesgenossen mit Begeisterung, und mit ihnen wie immer und überall die Kommuni st enl_ folgen Ser Sethlen-Reise. Mißstimmung in Numiinien. Die italienisch-ungarische Intimität, die durch den Besuch Bcthlens bei Mussolini wesentlich vertieft worden ist, hat natur- genial} nicht nur in Belgrad , sondern auch in Bukarest lebhaste Beunruhigung hervorgerufen. Man befürchtet, daß Ungarn irgendwelche Zusagen von italienischer Seile hinsichtlich einer Revi­sion des Trianon-Dertrages erholten hat. Die rumänische Regie- rung wurde im Parlament darüber i n t e r p e l l i e rt. Außen- minister Mitilincu wies die in der Debait« lautgewordenen Verdächtigungen Italiens entschieden zurück und betonte wiederholt, daß Italien erst kürzlich durch die Ratifikation des D e ss a r a b i« n- abkommen» Rumänien einen großen Freundschaftsdienst er- wiesen habe. Er sprach sich schließlich für«inen Locarno -Pakt lm Südosten Europas und gegen jede Aenderung der Friedens- vertrage aus._ Die Nakeüonier gegen Sofia. Ter Regierung wird Vernachlässigung der natioaalen Belange vorgeworfen. Selbsthilfe angekündigt. Sofia , 14. April. (DU.) In der Kammer stellte Außenminister Buroff aus eine Anfrage von makedonischer Seite fest, daß der Frie- denevertrog Bulgarien verpflichte, die in Makedonien vorhandenen bulgarischen Kirchen und Schulen an Griechen- l a n d gegen Entschädigung abzutreten. Die Vorstände'der makedonischen Organisationen wurden darauf beim Ministerpräsi- denten Lioptscheff, der selbst Makedonier ist, vorstellig und forderten ihn auf, die Liquidation zu unterlassen. Sie wiesen darauf hin, daß die bulgarische Regierung kein Recht habe, über das Eigentum der vertriebenen Makedonier zu verfügen. Lioptscheff wies den Prolest zurück und erklärte, daß Bulgarien im Hinblick auf die Auf- rechterhaltung guter Beziehungen zu Griechenland die Verträge peinlichst ausführen müsse. Die makedonischen Organi- sationen hoben daraus in der gesamten bulgarischen Presi««ine Er- klärung veröffentlicht,'in der der Regierung die Dernachläsfi- Gung nationaler Interessen vorgeworfen wird. Sie er- klären, daß sie olle verfügbaren gesetzlichen Mittel ergreifen werden und im Notfalle auch zur Selbsthilfe greifen werden, um das vorhaben der Regierung zu verhindern. Die durch diesen Konflikt entstandene Lag« wird m Sofia ernst beurteilt, Beckers und Weber, die als junge, aktiv dienende Ma- trofen der Flotte Wilhelm II. im Sommer 1917 mit drei anderen Kameraden kriegsgerichtlich zum Tode verurteilt worden waren. haben am gestrigen Donnerstag abend vor einer stark besuchten Volksversammlung in derNeuen Welt" den furchtbaren seelischen Druck und die gräßliche körperliche Not jener Zeit wieder aufleben lassen. Was sie vor einigen Tagen im Untersuchungsausschuß des Reichstages unter ihrem Zeugeneid, aber nur in Beantwortung von Fragen gesagt haben, das konnten sie gestern in zusammenhängender Rede entwickeln. Und so wurde der unoerlöschliche Eindruck noch vertieft, den diese Zustände seit ihrem ersten Bekanntwerden und seit dessen Verbreitung durch die bekannte Dittmannsche Broschüre er- zeugt haben. Weber, der in Westfalen lebt, hat seine Arbeit verloren, als dort bekannt wurde, daß er zur Bekundung der Marinezustände von 1917 vor den Reichstagsansschuß geladen worden war. Offenbar gehört das betreffende Unternehmen zur immer noch weit- verbreiteten Gesellschaft der Dolchstöhler! Wir meinen, daß der Reichstag die Pflicht und das höchste Interesse daran hat. die von ihm geladenen Zeugen vor derartiger Be- strafung zu schützen! * Die vom Sozialdemokratischen Bczirksverband Groß-Berstn ein­berufen« Versammlung erössnete Liedtke mit der Mitteilung, daß auch die Mutter des erschossenen Reichpietsch und der Vater seines Todeskom-eradcn K ö b i s anwesend seien. Das einleitende Referat erstattete lebhaft begrüßt Neichstagsabg. Wilhelm Dittmann : In dramatischer Verhandlung vor dem Reichstagsausschuß stand vor wenigen Tagen der damalige Ankläger D o b r i n g seinen über« lebenden Opfern gegenüber und mußte eine moralische Verurteilung über sich ergehen lassen. Im Oktober 1917 haben Reichskanzler Michaelis und Marinesekretär Capelle vergeblich versuäst, die Abgeordneten der USP. für die Revolte verantwortlich zu machen. Selbst Helfserich schrieb in seinen Erinnerungen, daß in jener Reichstagssitzung die Unabhängigen als Triumphatoren dage- standen hätten, auch Stresemann hat in seiner Rede erklärt, ixiß die Dehauvtuna Michaelis' und Capelles sich als unhaltbar heraus- gestellt Hab«. Aber später wurde dies« Behauptung zu einem B«- standteil der Dolchstoßlegende.(Gelächter.) Wir wußten, daß Revolutionen nur au» vorhandenen Ursachen sich emtvickeln können und daß ein Putsch nicht nur den Krieg nicht beendigen, sondern nur die Loge des Volkes verschlechtern müssen. Erst als die Hoffnungslosigkeit der militäriscken Lage allen klar genug geworden war, kam die Revolution von selbst, an der die Knegsvcrlängerer, die Generäle und Admirale, nur schuld sind.(Sehr wahr!) Aus den 25 000 Aktcnseiten zog ich das Material zu meiner sechsstündigen Rede im Untersuchungsausschuß im Januar 192S heraus, das weder erstickt noch widerlegt werden konnte. Die Machthaber verlängerten den Krieg, um ihre Annexionsabsichten durchzusetzen und hielten die Regierung dauernd unter Druck, damit nur ja nicht Frieden ge- schlössen werde, bevor diese Ziele erreicht wären, die di« Militaristen und Schwerindustriellen fast vom Kriegebeairm an unausgesetzt ver­traten. Der Belaeerungszustand schützte diese irrsinnige Agitation vor öfsentlicher Gegenwirkung, annexionistisch« Generäle übren die Polizeigewalt aus, die Regierung war ihr Gefangener. Das Volk hungerte immer mehr aber der Krieg wurde fortgesetzt, Be< sitzende und Offizier« konnten hamstern und sich gut verpflegen, zu ihren Krieg-gewinnen und Kriegsgehältcrn dazu. Noch krasser war der Verpflegungsunterschied zwischen Ossizieren und Mannschaft in der Marine, die fast nie eingesetzt, aber mit desto mehr Drill bei immer sehlechterer Verpflegung geplagt wurde. Die Friedensresalu- tion, von Erzberger angeregt, und die Stockholmer sozialistische Friedenskonferenz entfachten die höchste Wut der Annexionisten, veranlaßten Tirpitz zur Gründung der Batcrlandsportei, fanden aber in der Mannschaft ein lautes Echo, nachdem schon di« russische März. reoolution starken Eindruck gemacht hatie. Die von Capelle ge- stattete Bildung der Verpslegungsausschüsse wurde von den Ossizteren vielfach sabotiert, die Matrosen erfuhren davon aus den sozialisti- schen Zeitungen und traten zu Besprechungen zusammen, aus denen sich die Hungerunruhen so entwickelten, wie sie im Untersuchunos- ausschuß dargestellt worden sind. Am 1. und?. August 1917 ereigneten sich aufPrinzregent Luitpold" jene Vorfälle, die zum kriegsaerichtlichen Verfahren der D ob ring. Lösch und Genossen mit ihren Schreckensurteilen führten und der USP. zugeschrieben wurden, nachdem dosMaterial" zusammcng«sälscht und erpreßt worden war. Selbst Lockspitzel wurden unter die Matrosen entlandt, um sie zu Uebesonnenheiien hinzureißen. Das Urteil vom?S. August 1917 stellt ausdrücklich fest, daß von einem Gewalt- Programm oder Gewalttaten aar keine Rede war. Dabei hatte schon sechs Tag« vor dem Urteil der G«h. Admiralitätsrat Fetisch hier erklärt, er verstehe nicht, wie man in Wilhelmshaven mit Todesurteilen rechnen könne, da doch Aufruhr nicht vorliege! Ad- miral S ch e e r erkannte solche Bedenken in einem ihm erstatteten Gutachten auch an, ließ aber trotzdem zwei von den süns verurteilten erschießen.(Entrüstungsruf«.) Das war nicht Recht, es war Terror. Auf kurze Besierung folgte immer größere Erweiterung, der Klnst zwischen Mannschaften und Offizieren, immer heftiger wurde die Agitation der Annexionisten, der Krieg ging immer grausiger welter, bis er zusammenbrach und HIndenburg und Lndend.orfs die Reichsreglerung unausgesetzt zu sofortiger Kapitulation drängten. Jttg man da noch die Flotte ins verderben schicken wollte, wider- setzte sie sich und so ist die Revolution ausgebrochen wie 1917 nicht von außen hineingetragen, sondern von innen heraus ent- standen.(Lebhafter Beifall.) Völkerbunö- verbrechergesellschast. So sagt ein deutschnationaler Reichstagsabgeordneter vor kurzem wurde in Württemberg eine Landesgruppe der Liga für den Völkerbund gegründet. Zu den Politikern, die ihr bei- traten, gehörte u. a. auch der deutschnational« Reichstagsobgeordncte T h e o d. Körner, der Präsident des Württembergischen Land- tags und Führer de» Bauernbundes. Er ist aber zugleich auch Herausgeber und Verleger der Zeitung des Bundes, derS ch w ä- bischen Tageszeitung". Diese befaßt sich nun in einem Artikel mit der Genfer Abrüstungskonferenz des Völker­bundes und schreibt dazu: Wir haben allen Grund uns vor dieser internationalen Ge- sellschoft zu hüten und uns aus eigener Kraft den Weg in die Zukunft zu bahnen. Wehe einem 80-Millionen-volke, das es nicht in heiligem Ingrimm ablehnt, sein Leben von einer Verbrecherbande abhängig zu fristen!" So zu lesen im Organ eines Mannes, der mit seiner Fraktion stimmte, als sie, um an dieFutterkrippe" zu gelangen und einig« Ministersitze zu erhallen, sichloyal" auf den Boden der Beteiligung Deutschlands am Völkerbund zu stellen versprach. Nunmehr erariff herzlich begrüßt der vor 10 Iahren zum Tod« oerurteilte Genosse Seckers das Wort: um zunächst das Unverständnis der Offiziere für die Mannschaftspsyche zu schildern: Do? Leben beim Militär war schon vor dem Kriege«in Greuel, ein Verbrechen an der Menschheit. Man richtet« uns ab, würdigt« uns zu leblosen Maschinen herab, trat alles, was wir uns geistig erworben hatten, mit Füßen. Als wir bei der schweren Arbeit auch noch verhungern sollten, wehrten wir uns, erreichten aber nichts. Da lasen wir die Mitteilung v. Capelles lm Reichstag von der Einsetzung der verpslegungsausschüsse. Als wir dies« endlich durchgesetzt hatten, konnten sie auch nichts erreichen. Ein Unterstützungsfonos für unsere Familien ging großenteils auf vestchtlgungsreisen der Ofsizierefrauen drauf, die den Matrosen- srauen gute Lehren gaben. Als«in Matrose den Urlaub überschritt, weil sein Vater ertrunken war, sagte man ihm beim Rapport: Und wenn 3hre ZNutter mltersossen wäre, hätten Sie nicht dorlbletben dürfen!" Statt Essen bekamen wir Ueberdienst, obwohl uns Freiheit zustande Beckers schildert dann die Erhebung so wie bereits im Reichs- tagsausschuß. I« den Vernehmungen interessierte man sich nur um politische Zusammenhänge unsere Klagen übe» das Elend interessierten nicht. Dobring bedrohte mich in jeder Weife und entließ mich mit den Worten: Mit Freuden werde ich Ihrer Hinrichtung beiwohnen!" (Tosende Entrüstungsrufe.) Drei Monate später, in Celle , wollte Dobring mich gegen die USP.-Abgeordneten aushetzen, indem er uns sagte, dies« rauchten dicke Zigarren, während ich im Zuchthaus säß«. Die solgsnde Mitteilung der bekannten Aeußerung Dobrings,«r würde Köbis und Reichpietsch , wenn er die Machl hätte, nochmals erschießen lassen füyrt so stürmisch« Entrüstungsausbrüche der Zuhörer herbei, daß Becker» minutenlang nicht seine Rede fortsetzen kann, um zu erklären, daß die moralische Mundtoimachung Dobrings alles sei, was man verlangen könne. Beckers schließt damit, daß er das Andenken von Reichpietsch und Köbis gegen die erbärmlickien Verleumdungen gewisser Militaristen in Schutz nimmt. Es war keine Reoolution. sondern ein M i l i t ä r st r e i k, nichts weiter. Die Todes- und Zuchthausurteile haben Oel ins Feuer gegossen. Unser war Rot und Elend die anderen haben bei reichlichem Essen und schäumendem Sekt die Dolchstoßlegende erfunden. Der stürmische Beifall, der Beckers dankte, setzte sich fort, als nun sein Kamerad und Leidensgefährte Weber seine Rede begann. Wir Matrosen wollten nicht besser verpflegt werden als die anderen Soldaten und die Zivilbevölkerung. Wir wollten aber nicht, daß wir auf unserem SchiffeFriedrich der Große " fünf verschiedene Küchen für Mannschaften, Unter- offiziere, für Aspiranten, für Dcckosfiziere und für Offiziere bestanden und noch«ine sechste, wenn der Flottenchef an Bord war. Der Admiral Brüninghaus sagt in seinen Broschüren, daß der Unterschied zwischen den einzelnen Küchen nur 25 Pf. pro Essen betrug. Wenn wir aberDrahtverhau"- Dörrgemüse bekamen. gaben die anderen Küchen Braten. Wenn an der Front die Bagagewagen beim Vormarsch nicht nachkamen, muhte Offizier Utzi» Soldat hungern, wenn auf den Schissen die Rationen knapper wurden, wurde zuerst bei der Mannschaftsküche gespart. Auch das Versagen der Flotte nführung reizte die Empörung unter den Matrosen. Als das SchiffBlücher " auf der Nordsee mit feindlichen Kräften zusammenstieß, ließ die Unent- schlossenheit der Geschwaderchefs und Marincbehördcn die zur Hilf« entsandten Schiffe zu spät aus dem Hafen laufen. Es ist viel über die siegreiche Skagerrakschlacht geredet worden, das ist «ins Irreführung. Der SchlachtkreuzerL ü g o w" ist nicht durch englische Geschosse, sondern durch deutsche in Grund gebohrt worden. Er war stark havariert, die Tosahr lag nahe, daß die Engländer ihn abschleppen, und um die Geheimnisse an Bord nicht in die Hönde der Engländer fallen zu lassen, wurde von deutschen TorpedobootenLützow " versenkt, mit Schwervor? wundsten und Lebenden an Bord.(Hört, hört!) Als der uneingeschränkte llntersceboot-Krieg in den Zeitungen verkündet wurde, haben wir Matrosen genau gewußt, daß unsere kleine U-Bootflotte nie in der Lage sein würde, die Truppen. transporte der Amerikaner zu verhindern. All diese Dinge haben die Matrosen zu dem versuch veranlaßt, dafür zu sorgen, daß unsere Wünsch« endlich einmal gehört werden. Die Antwort aus unsere Itzönsche waren die Todesurteile, die mit brutaler Saltblütlskeit verkündet wurden. Beckers und Ich hoben bis zum November 191« in bombenfesten Unterständen hinter Gittern gesessen. Um unser Schicksal handelt es sich ober nicht. Zwei von unseren besten Matrosen und Kameraden sind erschossen worden. Im Andenken an sie müssen wir das Be- kenntnis ablegen:Nie wieder Krieg!" Unter Minuten- langem Beilall schloß Weber seine Aussührnngen. tledtte spracki mitfühlend« Worte für die beiden Erschossenen. Die Versammlung ehrt« ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen. In kurzen Schlußworten forderte Dittmann, daß aus dem starken Erlebnis der Versammlung heraus gefordert werden müsse, daß überall abgerüstet werde. Wer für die Ärbeiterklass« ist, stimmt mit ein in den Ruf: Nie wieder Krieg! Nieder mit dem Mili- I a r I s m u s I Die Versammlung schloß Genosse Liedtke mit einem Hoch auf di» internationale Sozialdemokratie. Der Gouverneur von Softon schwankt. Flut von Telegrammen zugunsten SaecoS und Vanzettis. Boston , 14. April. (VTB.) Der Gouverneur von Massachusetts erklärte, von allen Seiten träfen stündlich neue Ge. suche zugunsten der italienischen Sozialisten S a c c o und Van» zetlt ein. Der Gouverneur hat nicht die Absicht, vor der Vertagung der gesehgebenden Särperschast. die voraussichtlich End« nächster Woche erfolgen wird, eine Entscheidung zu treffe«. Der deutsch -lürkische Handelsvertrag von der Türkei ratifiziert. In der Nationalversammlung wies der türk sche Außenminister darauf hin, daß der deutsch-türkisch« Handelsvertrag durch den deut- schen Reichstag feit langem ratifiziert sei und deshalb sofort in di» Diskussion über die Ratifizierung eingetreten werden müss«. Di« Rationalversammlung ratifizierte darauf den Handelsvertrag. In der kaltowitzer Stadtverordnetenversammlung ist der ge- samte Vorstand au» Deutschen zusammengesetzt. Die Polen hatten den Posten des Vorstehers verlangt, der ihnen jedoch nicht ge? währt wurde...