Nr. 178 44. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Eine dreiste Irreführung.
Im Kampf um höhere Eisenpreise.
Wenn die Eifenindustrie sich damit begnügt hätte, die beabsich tigte Preiserhöhung offen und ehrlich als Ausnugung Der Konjunktur hinzustellen, so fönnte sich die Diskussion mit der Eisenindustrie auf die Frage beschränken, ob eine Eisenpreis: erhöhung im gegebenen Augenblick für die Gesamtheit der Volkfswirtschaft nüzlich oder schädlich sein kann. Das würde einen ehr lichen Kampf zwischen Erzeugern und Verbrauchern bedeuten. Die Eisenindustrie will aber mehr: sie will Mitleid erregen". Sie will nachweisen, daß die Eisenpreiserhöhung nicht bloß eine der üblichen Konjunkturspekulationen ist, sondern daß sie zur Erhaltung der deutschen Eisenproduktion notwendig sei, weil sie sich aus der Berteuerung der Selbstkosten ergebe. Der„ Borwärts" hat deshalb am 8. April schon einmal das Schwindelhafte dieser Behauptung nachgewiesen. Als Antwort auf die öffentliche Kritik veröffentlicht die Deutsche Bergwerts 3eitung" eine geradezu unglaubliche„,& alfulation".
Es ist dort zu lesen:
=
Mehr belastung vro Tonne Stabeisen: Jan. 1927 Mehrbelastung
Steuern
Zinsen einschl. Dates
Soziale Lasten
belastung.
Einsagkosten( Erze,
668 Proz. 212
1913/14
0,97 M.
2,10
"
7.45 M. 6,50
.
0,43
"
6,24
1350
N
"
.( 29)
" 7
55,20
25
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"
Schroit, Kalkstein usiv.) 44,26,
Bas ergibt demgegenüber eine gewissenhafte Nachrechnung? Zinsen und Dawes- Belastung: Die Reparationshypothef der Schwerindustrie( Eisenindustrie und Bergbau) beträgt nach Ausführungen des Treuhänders für Industrieobligationen von Juni 1926 18,2 Proz. der gesamten Fünfmilliardenlast der deutschen Industrie, das sind 910 Millionen; sie werden im normalen DamesSahr mit 6 Proz. verzinst und getilgt, was also eine jährliche Last von 54,6 millionen ausmachi. Sie ist auf folgenden nach amtlichen Statistiken ermittelten Gesamtwert der schwerindustriellen Produktion zu beziehen( für 1925 unter möglichster Ausschaltung aller Doppelrechnungen infolge von Selbstverbrauch):
Kohlenbergbau, ohne Werfs- und Gruben selbstverbrauch
Eisenerzbergbau.
Kolereien( ohne in Hochöfen verbrauchte Koksmengen)
Eiſenindustrie unter Ausschaltung der Erze sowie der Produktionszwischenstufen Insgesamt Schwerindustrie im engeren Sinn Sonstiger Bergbau obne Metallerzbergbau Metallerzbergwerke und-hütten.
1 539,4 mi. M. 59,5
1 074,5
"
"
3 013,9 5687,3 Mill. M. 116,4 447,0
" P
"
"
2
Wert der Produktion i. Sinne d. Reparat. Last 6 250,7 Will. W.
"
Freitag, 15. April 1927
das etwa 0,8 Proz oder auf die Tonne Stabeisen 1,07 m. Dabei bleiben die Bins vorteile aus Bankguthaben unberücksichtigt. So fommen wir statt zu der von der Deutschen Bergwerts: 3eitung" ausgerechneten Belastung Don 6,24 M. zu einer Belastung DD 1 höchstens 3,60 m. pro Zonne Stabeifen, also wenig mehr als die Hälfte. Für den Rest bleibt die Eisenberührt wird. Da die Städte von sich aus eventuell zur Ferngasindustrie den Beweis schuldig.
Soziale Casten: Hier gibt die Bergwerks- Zeitung" eine Be= last ung von 6,50 m pro Tonne Stabeisen an. In der Gewinn- und Berlustrechnung der Bereinigten Stahlwerfe für das Halbjahr April bis September 1926 stehen aber soziale Lasten in der Größe von nur 22 Millionen Mark; auf das Jahr umgerechnet sind es rund 3.5 Pro3. des Produktionswertes des Truits auf die Tonne Stabeisen also 4,50 M. Hier hat die Rechnung der Bergwerks- Zeitung" fast um die Hälfte zu hoch gegriffen.
"
um
Die Einjakkosten hat der Vorwärts" schon einmal berechnet. Bei ausländischen Erzen sowie bei den Schiffahrts- und Bahnfrachten ist eine Steigerung gegenüber der Vorfriegszeit 11 Proz., bei dem Schrott eine Steigerung um 3 Proz., bei den wie man dabei auf eine Gesamtsteigerung von 25 Proz. fommen inländischen Erzen eine Senfung um 0,5 Proz. festzustellen. fann, ist rätselhaft. In Mark pro Tonne. Stabeijen ausgedrückt, läßt sich eine Steigerung der Einsakkosten um 4,40 m. bis 5,80 m. fonstruieren. Die Rechnung der BergwerksZeitung" zeigt aber einen Zuwachs von 11 M. Die Steuerrechnung der Bergwerks- Zeitung" fönnen mir leider nicht nachprüfen. Läßt man sie aber gelten, so fommt man zu dem Ergebnis, daß die
tatsächliche Mehrbelaffung pro Tonne Stabeisen
von der„ Bergwerfs- Zeitung"
.
bei den sozialen Lasten um bei der Dawes und Zinslast um bei den Materialkosten um mindestens insgesamt also um
2,00 m. 2,15 5,20
"
9,35 M.
zu hoch gegriffen ist. Diese Uebertreibung von 7 Proz. auf den Stabeisenpreis ist aber fast so groß, wie der gesamte Lohn anteil, der im Stabeifenpreis enthalten ist! Die BergwerfsZeitung" erflärt nämlich selbst, daß der Lohnanteil, auf die Tonne Stabeisen berechnet, sich in den letzten 20 Jahren nicht ge= ändert hat. Er dürfte also, wenn man an die Vorfriegsfaifulationen des Vereins der Eisenindustriellen sich hält, auch heute etwa 7,8 Proz. des Preises betragen. Allerdings folgt daraus, daß die heute in Frage kommende 7prozentige Erhöhung der Löhne ( Winter 1927) nicht eine Selbsttoftensteigerung um 2,50 M. pro Tonne Stabeisen zur Folge hat, wie es die Bergwerfs- Zeitung" behauptet, sondern kaum eine Steigerung von 75 Bf., also ein fnappes Drittel und ebenso irreführend ,, ungenau" ist auch die Behauptung, daß wenn die Leistung pro Kopf um das schnittliche Stundenlohn ist vielmehr, wenn man die tariflichen Stundenlöhne einschließlich Akkordzuschlägen von 1926 mit den Berdiensten von 1913 vergleicht, nach amtlicher Statistit nur um 30 bis 40 Broz. gestiegen. Berücksichtigt man die Spanne zwischen, tatsächlichen Berdiensten und den Tariflöhnen, berüdfichtigt man ferner, daß das Arbeitereinkommen nach Angabe der Vereinigten Stahlmwerfe um 22 Broz. seit Frühjahr 1926 gestiegen ist, so fommt man doch zu feiner Steigerung der Löhne, die mit der Steigerung der Leistungsfähigkeit vergleichbar wäre.
Eine Gesamtwertsumme von rund 6 Milliarden Mark ist für fache gestiegen ist, so gilt für den Lohn dasselbe. Der durch 1926 feinesfalls zu hoch gegriffen. Der Kohlenbergbau hat feinen Produktionswert um rund 0,2 Milliarden gegenüber dem Borjahr gesteigert, während die anderen Produktionszweige feine erheblichen Veränderungen erfahren haben. Die unerheblichen Preissenfungen sind dadurch in dem Gesamteffekt der Rechnung auf gehoben, um so mehr, als ja die Transport- und Handelsunkosten zwischen einzelnen Produktionsstufen z. T. unberücksichtigt blieben. Auf 6 Milliarden Mark bezogen, bedeutet aber die Reparations laft von 54,6 Millionen eine 0,9 prozentige Belastung, was, auf eine Tonne Stabeisen berechnet( 134 m.), 1,21 m. ausmacht.
Zur Berechnung der 3inslast aus neuen Anleihen haben wir folgende Anhaltspunkte: Aus der Aufstellung des Treuhänders für Industrieobligationen sowie aus den fortlaufenden Ausstellungen der Frankfurter Zeitung " ergibt sich für die bis Februar 1927 aufgenommenen Inlands- und Auslandsanleihen der Schwerindustrie im engeren Sinne eine Jahreszinslaft von 48 Millionen Mark, das macht 0,85 Broz. des Gesamtproduktionswertes der Schwerindustrie und bedeutet, umgelegt auf den Preis einer Tonne Stabeisen, eine Laft von 1,13 M. Rechnet man die Tilgung( höchstens ein Sechstel der Verzinsung) hinzu, so kommt man zusammen zu 1,32 M. Die Dames- Laft und die Zinslast aus neuen Anleihen zusammen machen also auf die Tonne Stabeisen 2,53 m. aus. Es bliebe also noch sehr viel bis zu dem von der Bergwerks- Zeitung" angegebenen Betrag von 6,24 M. Verfuchen wir noch die weiteren, nicht in Form von neuen Anleihen bestehenden Berpflichtungen zu errechnen. Die alten Anleihen und der Hypotheken erschienen in den Goldmarferöffnungsbilanzen Schwerindustrie mit insgesamt 80 Millionen Mark. Die gesetzliche Berzinsung dieser Schuld mit 5 Proz. bedeutet eine jährliche Last von 4 Millionen Mark oder, auf den Produktionswert der eigentlichen Schwerindustrie berechnet, etwas mehr als zwei Drittel per Mille auf die Tonne Stabeisen höchstens 9,5 Pfennig! Für die sonstigen Verpflichtungen läßt sich, natürlich mit allen Borbehalten, nur der indirekte Beg über die Bilanz der Bereinigten Stahlwerke beschreiten, einer Ünternehmung mit über 40 Broz. der deutschen Rohstahlerzeugung und etwa 18 Pro3. des deutschen Kohlenbergbaues. Die Berzinsung der 144 Millionen Mark langfristiger Berpflichtungen dieses Trusts würde auf der heute feineswegs zu niedrigen Basis von 7 Broz. eine Jahreslast von rund 10 Millionen Mark bedeuten. Auf den gesamten Broduktionswert der Vereinigten Stahlwerke( der nach dem Obigen mindestens 1,2 bis 1,4 Milliarden Mark betragen dürfte, bedeutet
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Nur nicht einschüchtern lassen! Zum Kampf um die städtischen Kohlenfelderkäufe.
Die deutsche Schwerindustrie hat die grundsäglich und auch. fachlich meittragende Bedeutung der Rohienfelderkäufe durch die Städte Frankfurt und Röln voll erkannt. Die Schwerindustrie weiß, daß es den Städten mit ihrer Aktion Ernst ist, wie die würdige Ab= wehr der Kölner Stadtverordneten falscher Behaup tungen über die Unzweckmäßigkeit und Unrentabilität der Felderkäufe hat erkennen lassen. Sie weiß auch, daß städtische Kohlenzechen sich um den Absatz nicht zu sorgen brauchen. Es gibt in Deutsch land Möglichkeiten genug, die Borteile eigener städtischer Zechen im öffentlichen Intereffe auszunügen. Vor allen wissen die Bechen , die an der Rohleverwertungs- A.- G. beteiligt sind, daß dieser mit diesem Kohlenfeldererwerb die schärffte Waffe im Ferngastampf gegen die Städte aus der Hand geschlagen wird.
Das ist denn auch der Grund für das Kesseltreiben, das in der gesamten schwerindustriellen Preise gegen das Vorgehen der Städte, leider auch in manchem ahnungslosen Blatt der bürgerlichen Mitte, getrieben wird. Der Rheinisch- Westfälische Wirtschaftsdienst" macht im Tone scheinbarer volkswirtschaftlicher Besorgtheit scharf. Günftigenfalls würden die Kommunen ihre
Die eisenverarbeitende Industrie
wird sich nech mit anderen Rechenfehlern der schwerindustriellen Zeitung zu beschäftigen haben: so 3. B. mit der Behauptung, daß der Eisenpreisanteil am Maschinenbau nur etwa 8 bis 20 Broz. betrage. Sachverständige des Maschinenbaues( vergl. z. B. Ing. Kruspi in seinem Buch über die deutsche Maschinenindustrie) geben einen Durchschnitt von 35 Broz. an, was in Wirklichkeit vielleicht noch zu niedrig ist.
Die Arbeiterschaft
wird aber den Ausführungen der Bergwerfs- Zeitung" Aufmerkfamkeit schenken müssen, die sich mit der Arbeitszeit beschäftigen. Es heißt dort, daß die Einführung des Achstundentages zu einer 40prozentigen Bermehrung der Belegschaft führen würde. Diese Rechnung ist gänzlich unverständlich, wenn man bedenkt, daß ein daß vor allem der Uebergang von 10 zu 8 Stunden doch nur eine Teil der Hochöfenarbeiter schon heute den Achtstundentag hat, und 25prozentige und nicht eine 40prozentige Vermehrung der Arbeitsgelegenheit zur Folge haben kann. Das bedeutet aber eine Preissteigerung für Stabeisen, auch wenn man durchgehend UeberstundenDon 2,4 Pro3. oder zuschläge mitberechnet, in Höhe Die Bergwerfs- Zeitung" rechnet aber kühnen 3,20 m. Mutes 15 M. aus!
"
Das Ganze hat eine deutliche Absicht: einmal den Wider
stand der öffentlichen Meinung und der eisenverarbeitenden Industrie dadurch zu schwächen, daß die Löhne zu dem eigentlichen Problem der Eisenindustrie erklärt werden. Man will die Eisenverarbeiter als Arbeitgeber für sich gewinnen, die Beamten des Reichsarbeitsministeriums aber durch Zahlen Defensive des Eisen= 3auber beeinflussen, um die preises in eine Offensive gegen Lohn und Arbeitszeit zu verwandeln.
J. M.
Städte handeln in einer Notlage, und diese Notlage haben die Zechenherren selbst geschaffen: die Kohleverwertungs- 2.- G. hat am 24. November 1926 beschlossen, daß jedes ihrer Mitglieder einen Berpflichtungsschein zu unterzeichnen hat. In Bunft 2 dieses Berpflichtungsscheines verpflichten sich die Mitglieder, keine Werke zu betreiben, die brennbare Gase an Dritte abgeben, noch derartige Werte ohne Zustimmung einer Dreiviertelmehrheit der Generalversammlung der Kohleverwertungs- A.- G. mit Brennstoffen zu beliefern". Diese Verpflichtung gilt für alle zukünftig abzuschließenden Lieferungsverträge. Sie stellt eine interne Vereinbarung der Zechenbesiger dar, für die das Kohlen= inndikat praktisch die Verantwortung ablehnen darf. Durch diese interne Vereinbarung wird eine Kohlensperre unter Umständen einfach effektiv, ohne daß das Kohlensyndikat davon versorgung überzugehen vermöchten, fallen sie unter die Sperre, | die der Revers vorsieht. Für den Fall, daß die Städte zur Ferngasversorgung übergehen, tritt die Reversverpflichtung in Wirtfamkeit; denn sie beliefern Dritte( auch Berte) mit brennbarem Gas. Die Verpflichtung ist bindend, da der vorgesehene Prozentjazz der Kohlenbeteiligungen sich der Kohleverwertungs- A.- G. angeschlossen hat. Dabei ist bemerkenswert, daß auch der Beitritt der drei Zechen des Rheinisch Westfälischen Elektrizi tätswerts schon im Dezember als sicher gemeldet werden fonnte. Nur die Klödner- Werke, der LothringenKonzern, Zeche Westfalen , Graf Bismard, Gibraltar Erzftollen haben den Beitritt abgelehnt. Die Schwerindustrie führt die Deffentlichkeit irre, wenn sie die praktische Unwirt amkeit des Reverses behauptet. Die Städte handeln also in einer 3wangslage.
Aber auch wenn das nicht der Fall wäre, wäre angesichts der zentralen Ferngasversorgungspläne der Ruhr das Vorgehen der Städte gerechtfertigt. Die Ferngaspläne der Ruhr sind überflüffig, wenn die Städte billiger und auch mit jenen Feinkohlen beliefert würden, von denen fein Geringerer als Generaldirektor Rörting feststellte, daß sie von den Bechen einfach nicht geliefert werden, obwohl sie nach deren Behauptung die Kohlenwirtschaft schwer belasten. Es gibt feine Stadt in Deutschland , die es verantworten darf, den heute öffentlichen Ertrag der Gaswirtschaft den Zechen zuzuschanzen, die für die Rentabilität des investierten Kapitals selbst verantwortlich sind.
Weder die Städte, noch die Deffentlichkeit, noch der Staat haben infolgedessen irgendwelchen Anlaß, sich durch das Trommel. feuer der Schwerindustrie gegen die Kohlenfelderkäufe der Städte einschüchtern zu lassen. Städte und Staat würden ihre Pflicht verlegen, wenn sie den ersten Anfang der organisierten Abwehr gegen die Auswucherung der Konsumenten durch die schwerindustriellen Kartelle und Verbände nicht unterstützer würden. Es gibt fein anderes Mittel mehr gegen die Auswuche rung des Volkes durch Kartelle und Verbände als die Selbsthilfe Das Schmerfapital muß lernen, daß es nicht abso. Iuter Herrscher in Deutschland ist und daß man sich zur Wehr zu sehen vermag, wo es den Bogen brutal überspannt. Die Deffentlichkeit hat jetzt gesprochen: Bis hierher und nicht meiter! Belehrungen der Schwerindustrie aber lehnt sie ab!
Die Börsenhause geht weiter.
Die letzte Berechnung der Deutschen Bank zeigt, daß die fürz liche sprunghafte Aufwärtsbewegung der Kurse an der Berliner Börse das Kursniveau nicht nur mächtig nach oben gerissen hat sondern auch die erheblichen Kursverluste mehr als aus geglichen hat, die von Februar bis März zu verzeichnen waren Während der Durchschnittsturs aller Aftien vom 9. Februar bis zum 9. März von 177,7 auf 168,6 Proz. gejunten war, ist von 9. März bis zum 9. April wieder eine Steigerung um 12,5 and 181,1 Proz. erfolgt. Die an sich schon außerordentlich hohen Kurji vom Februar find also heute im Durchschnitt wieder um 3, 4 Proz überholt und das bei einer Geldmarktlage, die zum Quartalsend durchaus angespannt war und die auch in den letzten Tagen nut verhältnismäßig geringe Erleichterungen ausmies. Es macht der Eindruck, daß die auffällig start gebliebene Belastung der Reich s bant den Banken Gelder zugeführt hat, die diese der Börsen ipetulation zur Verfügung stellen. Angesichts des niedriger Diskontsatzes und der hohen Kosten der sonstigen Geldbeschaffung wäre das durchaus begreiflich. Es bleibt deshalb zwar beacht lich, daß die Deutsche Bank von den Hemmungen spricht, die eine ihrer Berantwortung bewußte Großbanf" haben müsse, die Börsengelder noch weiter anwachsen zu lassen. Aber im alige. meinen scheinen sich die Banten darum wenig zu, fümmern. Für die Dauerhaftigkeit der Konjunkturbelebung i die neue Börsenhausse fein günstiges Zeichen. Zum minbester muß die neue Spekulationswelle dazu führen, selbst wenn die Bor ausichungen einer weiteren Konjunkturbelebung gegeben wären. daß diese vom Geldmarkt her an ihrer Entwicklung behindert wird oder zum mindesten eine fühlbare Berteuerung der Kredite eintritt
Die Krise in der Leinenindustrie vorbei? Wie gemeldet wird hat der Abfagmarkt für Leinengemebe in letzter Zeit eine sicht. liche Belebung erfahren; und zwar ist vor allem im 3nland, aber auch in Amerita die Nachfrage besser geworden, so daß die Zeu der Absatzschwierigkeiten in der Leinenindustrie vorüber zu sein scheint.
Gegen Werksparkaffen. Einheitliche Bekanntgabe der Spar kaffenzinsfähe. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hat be antragt, bei der Prüfung der Bedürfnisfrage für die Errichtung vor Werksparkassen zur Begutachtung herangezogen zu wer den. Er stellt fest, daß von Industrieunternehmungen Werksparkasser sammeln und die Gelder zum Teil in den Betrieben zu ver neu eingerichtet oder ausgebaut werden, um Belegschaftsgelder z menden. Die hohen Zinsfäße, die von den Unternehmungen ge währt würden, gäben hinsichtlich der unbedingten Sicher. heit der Spargelder oft zu Bedenken Anlaß. Ferner hat der Spar fassenausschuß des Verbandes einen Beschluß gefaßt, um eine ein heitliche Bewegung in den Ausleihzinsfäßen der Sparkasser zu erreichen. Es soll ermöglicht werden, besonders im Anschluß a eine Neuregelung des Reichsbankdiskonts die Deffentlichkeit über di Anpassung der Zinsfäße der Sparkassen sofort zu unterrichten. Zu diesem Zweck wird der Präsident des Verbandes beauftragt, bel Veränderung des Diskontfages die Deffentlichkeit über Ermäßigungen und Erhöhungen der Sparkassenzinsfäße allgemein zu benachrichtigen
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Ferngaspläne der Braunkohlenindufirie. Wie mitgeteilt wird haben das Mitteldeutsche und das Ostelbische Braunkohlen. funditat zum 26. April eine Einladung nach Leipzig ergehen lassen um eine Mitteldeutsche Gas A.-G. zu gründen. Die A.-G. für Kohlenverwertung in Essen, die die Steinkohle in den Ferngasplänen vertritt, würde damit eine Schwester aus der Braunkohlenindustrie in offener Konkurrenz an die Seite gesetzt erhalten. Beachtlich ist die Teilnahme des Oft elbischer feit der Braunkohle zur Ferngasversorgung zu einem günstiger Braunkohlensyndikats, das nach dieser Meldung für die Verwendbar. Resultat gekommen zu sein scheint.
Kohlen nur um 5 m. teurer pro Tonne beziehen als vom Kohlensyndikat. Neue Schachtanlagen niederzubringen jei bei der bestehenden Absaẞnot für Kohle ein wirtschaftlicher Unjug. Schließlich wird schwerstes Geschütz aufgefahren durch die Verdächtigung der Gemeinden, den Ausbau von Eigenbetrieben zur Fort finanziellen Verschleierungsfegung ihrer politif", zu neuen indirekten Steuererhöhungen ausnutzen zu wollen. Außerdem würden die Klagen über die finanzielle Benachteiligung der Kommunen durch den Finanzausgleich dadurch in ein merkwürdiges Licht gesetzt. Noch größere Töne redet natürlich die Deutsche Bergwerkszeitung". Sie ruft die Deffentlichkeit, den Staat gegen die Kommunen auf: Bis hierher und nicht weiter! Müßte nicht alles daran gejezt werden, um dieser Art unverantwortlicher Wirtschaftspolitik endlich das Hand wert zu legen im Interesse der bedrohten Ge: famtheit!?" Das Vorgehen der Städte heiße Schindluder treiben mit den Steuergeldern der Wirtschaft" und die allgemeine wirtschaftliche Not" bewußt vergrößern". Die Schwerindustrie verwechselt die Rollen. Nicht vor den Städten, sondern vor den Hütten- und Zechenherren muß die Gesamtheit geschützt werden. Gaswerte, die sich privatwirtschaftlich selbst zu erhalten haben, leben nicht von Steuergeldern der Wirtschaft", sondern von den Gasrechnungen der breiten Massen. Die wirtschaftliche Not wird nicht von den Städten, sondern von der Schwerindustrie und ihren Berbänden bewußt vergrößert. Die| drei neuen Gruben getroffen.
Kalilager in Rußland ? Aus Leningrad tommt eine Meldung die festgehalten zu werden verdient. Danach hat eine geologisch Rominission andgültig festgestellt, daß in Sjolikamst beträchtlich Kalilager liegen, und zwar in der geringen Tiefe von 75 Metern Die Borräte des Borfommens sollen zwei Milliarder Tonnen erreichen. Es werden Vorbereitungen zur Anlage vor