Die Gefahr des Mißbrau lh» eines Gasmono- Pols könnt» niemand so gut abschätzen wie die unmittelbar betroffenen Kreise, das heißt in unserem Falle die Kommunen. Denn es lag in der Natur des Planes, daß im Laufe weniger Jahre oder Jahrzehnte jede Konkurrenz der Ge- meinden in der Gasversorgung erdrückt werden mußte, sobald erst einmal das Ferngasmonopol durchgeführt war. Aber die Gefahr eines Mißbrauches der Monopolgewalt war durchaus nicht nur eine Angelegenheit theoretischer Mut- maßungen. Hatte doch bereits die Kohleoerwertungs-A.-G., die für die Ferngasversorgung gegründete Untergesellschaft des Kohlensyndikats, mit den ihm nahestehenden Werken einen Vertrag abgeschlossen, der es den Zechen unter schwerer Konventionalstrafe verbot, konkurrierende Gaswerke mit Kohle zu beliefern! Man war also entschlossen, die Monopolgewalt rücksichtslos gegen die Außenseiter anzuwenden. Selbst wenn man einen solchen Vertrag gesetzlich anfechten kann, so weiß man doch, daß die moderne Organisation der kapitalistischen Wirtschaft immer Mittel findet, derartige Absichten auch gegen das Gesetz durch- zuführen. Aufmerksam mußten auch die kommunalen Gas- werke durch die Tatsache geworden sein, daß in letzter Zeit die angeforderten Mengen gerade jener Feinkohlensvrten vom Syndikat nicht geliefert wurden, die für die Gaserzeugung unentbehrlich sind und zu deren Verarbeitung das Ferngas- Monopol errichtet werden sollte. Unter diesen Umständen mußten die Kommunen sich fragen, ob sie ihre Gasverbraucher dem privaten Mono» pol ausliefern oder ihrer Aufgabe treu bleiben sollten. die Sicherstellung von b i l l i g e m G a s für die Bevölkerung gegen alle Widerstände zu verfolgen. Das Zdohlensyndikat war stark genug, die Stadt Düsseldorf daran zu hindern, sich an dem gemeinsamen Unternehmen zu beteiligen. Daß die anderen beiden Gemeinden richtig handeln, zeigt schon die H e f t i g k e i t der Kritik, die von den Interessenten und ihrer Presse geführt wird. Man scheut sich nicht, das schwerste Geschütz aufzufahren. Die Stadtkämmerer und die Leiter der öffentlichen Unternehmungen, die hier gegen das Privat» kapital aufzutreten wagten, müssen sich förmlich als Tagediebe, Betrüger und unkaufmännische Troddel vorkommen, wenn sie das glauben wollten, was ihnen in der Interessentenpreffe vorgehalten wird. Fahrlässige Verschwendung, Vergeudung öffentlicher Mittel, kommunale Mißwirtschaft— das sind so die mildesten Vorwürfe, die das bedrohte Zechenkapital gegen feine Gegner schleudert. Die Gemeinden werden sich hoffentlich durch diese Schimpfkanonade nicht irre machen lasien. Sie haben heut« die öffenttiche Kritik auf ihrer Seite, weil sie nicht aus Gründen des Machtstrebens, sondern, durch die Erfahrung gewitzigt, den kühnen Weg beschreiten, auf den sie die moderne Entwicklung drängt. Sie befinden sich in einer Abwehrstellung gegenüber der Kartelldiktatur, deren Härten sie oft genug zu spüren bekommen haben. Sie sind die Träger des in den Gemeinden organisierten Bedarfes, sie sind dem Volke für eine richtige Führung ihrer Geschäfte verantwortlich. Die Gebiete des öffentlichen Bedarfs wachsen von Tag zu Tag. Sie oerlangen die möglichst zweckmäßige Befriedigung der gemeinnötigen Bedürfnisse durch die dafür geschaffenen gemeinnützigen Unternehmungen. Die Kommu- nen dürfen sich nicht in eine sklavische Abhän- g i g k e i t von jenen großen Intereffentengruppen begeben, die in der Wirtschaftstätigkeit nur ein Mittel zum Zweck des Verdienens. des Profits sehen. Der Kohlenfelderkauf der beiden westdeutschen Ge- meinden ist also ein weithin sichtbares Zeichen dafür, w i e stark bereits der öffentlich organisierte Bedarf gegen die Profit- und M on o p o l w i r t sch a st rebelliert. Der Kampf der Gemeinden gegen das Privat- mopol erklärt sich aus der von privaten Wirtschaftlern längst befolgten Erfahrung, daß gegen private Monopole noch kein Gesetzeskräutlein gewachsen ist. Ebenso wie die Genossen-
schaften durch den Zwang der Entwicklung dazu genöfigi wurden, eigene Produktionsbetriebe zu errichten, so müssen die Wirtschaftsbetriebe der Gemeinden sich Rechte in der Produktion, ihre eigene Macht st ellung erwerben. Das Privatkapital sieht mit Recht darin einen Angriff aus die eigene Herrschaft. Aber es wird dieser Auseinandersetzung nicht aus dem Wege gehen können. Der Kampf zwischen der privaten und der öffentlichen Wirtschaft ist eine zwangsläufige Folge jenes kapitalistischen Ausdehnungs- und Herrschafts- zwanges der Privatindustrie, der selbst vor der Ausbeutung der Gemeinden nicht Halt macht. Das ist für die Arbeiter- fchaft Grund genug, den Abwehrkampf der Kommunen sorg- sam zu beobachten und im gegebenen Falle zu unterstützen.
Beschimpfung üer Reichsfarben. Und völkische Entrüstung. Die.Deutsche Zeitung" der Patentpatrioten um Tloß hat wieder einmal ihre ganz besonderen Sorgen! Ist da im vergangenen Jahre aus dem Schaufenster der völkischen Buchhandlung in Göttingen unter anderem ein« Postkarte vorgeblich h o ch v e r- räterischen Inhalts beschlagnahmt worden. Es handelt sich um eine Karte mit schwarzrotgoldenem Rand, die 1917 von französischen Fliegern über den deutschen Stellungen vor Verdun abgeworfen sein soll und in der die deutschen Soldaten unter der schützenden Parole„Republik " zum Ueberlaufen auf. gefordert werden. Man bedenke zuvor: Die Kriegspropaganda des französischen Militarismus wird von den Mannen der.Deutschen Zeitung" dazu ausgenützt, das Hoheitszeichen des Deutschen Reiche», das zugleich das Symbol beispielsweise des Lützowschen Freikorps von 1813 und der heute freilich zum großen Teil treuvölkischen deutschen Burschenschaften war, im In- und Auslande v e r ä ch t- l i ch zu machen. Wenn wir, die wir gottlob mit diesen Wehrern deutscher Ehre nichts gemein haben, ähnlich mit.nationalen Delangen" umspringen würden,— wie würden wir von den Claßen als Vaterlandsverräter beschimpft werden! Ein oerständiges Landgericht hat nun dem völkischen Antrag auf Aufhebung der Beschlagnahme nicht stattgegeben. Es hat vielmehr erklärt:„Die Verbindung der Reichsfarben mit der straf- baren Handlung des Hochverrots und der Aushang der Postkarte in einem Ladenfenster ist eine öffentlich« Beschimpfung der Reichsfarben. Danach ist die Beschlagnahme gemäß Z 94 StrPO. zuRechterfolgt." Die Völkischen haben also nur die juristisch umkleidete wohl- verdiente Quittung über ihr.deutschabträgliches" Verhalten be- kommen. Und weil sie die vorgebliche französische Kriegspropaganda verlogenerweise in eine.schwarzrotgoldene Dolchstoß- Propaganda" umtaufen, schimpfen sie entrüstet über das Gericht, das ihnen das Unmoralische und Antinationale ihrer Propaganda bescheinigen mußte.
Zusammenstöße im Sarmatprozeß. Woher nahm die Girozentrale das Geld für die Amexima. Zu der heutigen Verhandlung waren Ministerialrat Lünsmann und Ministerialrat Loreck vom Reichspostministerium und die Direk- toren Gehrke und Müller von der Deutschen Girozentrale als Zeu- gen geladen, um endlich aufzuklären, ob der Kredit an die Amexima von der Girozentrale aus eigenen Mitteln oder aus Postgeldern stammt. Direktor Müller hatte gestern behauptet, daß das Geld doch von der Post gegeben fei und hatte dem Gericht eine Liste vorgelegt, aus der zu ersehen war, daß z. B. 2 Millionen für den Freistaat Mecklenburg von der Post angefordert, ober tat- fächlich an die Amexima gegangen waren. Ministerialrat L ü n s- mann erklärte, daß sich auch in den Listen der Post, die nach den Angaben der Girozentrale gefertigt feien, als Verwendungszweck de» Freistaates Mecklenburg-Schwerin angegeben sei. Vors.: Herr Müller behauptet auch, die Post habe schon im September gewußt, daß die Gelder für die Amexima bestimmt seien. Ministerialrat Lünsmann: Das ist gänzlich a u s g e- schlössen.
Zruhjahrsausftellung der Akademie. Die Akademieausstelluno, die heute mittag eröffnet wurde, repräsentiert den offenbaren Stillstand und die große Rat- losigkeit unserer gegenwärtigen Kunst. Sie umfaßt beinahe alle Namen, die Bedeutung haben, von Orlit bis zu Groß und Hofer, von Liebermann bis zu Walter Trier : es ist ein respektables Niveau vorhanden, man sieht, das Handwerk blüht, es gibt sogar etwas wie Nachwuchs, der zugelassen worden ist: aber über dem allem lastet eine bleierne Müdigkeit,«in Geist der Kompromisse und ein großes Fragezeichen. Wozu? Das geht nun schon einige Jahre so. Aber selten ist es so offenbar geworden wie diesmal. Keines der fast 409 Kunstwerke wirkt erlösend, keiner der besten oder der jüngsten Künstler hat etwas beigesteuert, das eine unbefangene Seele durch Form, Ausdruck, Inhaltlichkeit mit sich reißen könnte. Das Tolle ist, daß sogar die besten Eindrücke nicht von Prominenten aus- gehen, sondern von solidem Mittelgut, daß etwa Kirchner, Beck- mann, Pech st ein, Jaeckel, Charlotte Berendt, ja, diesmal selbst H o f« r, wenig einzusenden hatten, das an ihre Be- deutung heranreichte, und daß auch George Groß mit seiner Sonderkollektion enttäuscht, vielleicht deshalb, weil man diese Bilder und Aquarelle vor kurzem schon bei Flechtheim gesehen hat. Aber es ist doch so, daß sie trotz ihres teilweise aufreizenden Inhalts nicht recht aus dem Rahmen des Ueblichen herausfallen: stärker als ihr sozialer Gehalt wirkt die elegante Form, die sich dem Niveau der Akademie nicht unbeträchtlich nähert. Immerhin, diese anklägerischen scharf feststellenden Bilder Groß' bilden einen Lichtpunkt in der Masse und ihre Zulassung bedeutet schon ein Zugeständnis an die Forderung des Tages. Wie sehr diese Schau des festen Zieles entbehrt, sieht man am besten aus den drei Sonderklassen: Neben Groß hat man diese Ehre an Purrmann und Otto H. Engel oergeben: eine Tat der reinen Verlegenheit, wenn man sich erinnert, daß just in diesen Wochen Georg Kolbe und Alfred Kubin ihren SO. Geburtstag feiern, den man ebenso durch würdige Kollektionen hätte ehren können, wie Käthe K o l l w i tz oder I a w l e n s k i(von Emil N o l d e zu fchweigen), die in diesem Jahr« all« SO Jahre alt werden: oder historischer das Andenken der hundertjährigen Böcklin oder Oswald Achen- dach— womit die Liste der Jubilar« in diesem gesegneten Jahre noch lange nicht erschöpft ist. Aber auf so naheliegende Ding« ist unsere Akademie nicht gekommen, die wahrscheinlich mit allen ver- fügbaren Organen hypnotisch auf den 80. Geburtstag ihres Präsi- deuten Liebermann zu starren die unabweisbar« Pflicht hatte. Und deshalb, um das Niveau nicht allzu hohen Vergleichen anzu- nähern, nichts Geeigneteres fand zur Gesamtrepräsentation als die liebenswürdigen und harmlosen Talente Engels und Purrmanns. Die Landschaften Engels' im Stil einer soliden Heimatkunst und die geschmackvoll unpersönlichen Kommentare Purrmanns zu der Formalkunst de« großen Matiffe tun niemand weh, aber sie werden auch keinen Menschen von den Führerqualitäten unserer deutschen Malerei überzeugen. Aus diesem allgemeinen Wirrwarr der sympathischen und gut gekonnten Gegenstandsmalerei durch Namhaftmachung etwas hervor- zuHeben, ist nahezu unmöglich: man müßte die Mehrzahl der Aus- steller aufrufen, alles andere grenzt an Ungerechtigkeit, Betont
werden darf aber, daß im Grunde das streng solide Bürgertum, sozu- sagen, am angenehmsten berührte: die fast altertümlich schöne Land- schafterei von Julius Jacob, ein halbes Jahrhundert alt, die gedämpften Impressionismen der Landschafter D e t t m a n n, Julius Hübner . Dom scheid, Batocz, Büttner, die zu nichts verpflichtende Anmut Nowacks, Haßlers. van H a o u t h s. die alte Herrennoblesse O r l i k s und Lieber- manns. Einen frischen Zug brachten ganz allein WalterTrier und Auguste von Zitzewitz hinein und dann Joachim R i n g e l n a tz, berühmt als Dichter des Seemann Kuddeldaddeldu, den man indes in einer schönen Ausstellung bei Wilczek in der Viktoriastraße viel besser und ausgiebiger als Maler kennen lernen kann. Lohnender war die Betrachtung der Skulptur, die zwar im Grunde kein höheres Niveau hielt als die Malerei, die man aber gewohnt ift,� mit einem allzu flüchtigen Aug« zu betrachten, und auf deren vorzüglich« Qualität darum besonders hinzuweisen ist. Die Bildhauerei ist heut« osl allzu bescheiden, ihr« Werke sind wohlfeiler als die der Maler und man darf sagen, daß mit dem Erwerb von Skulptur eine glücklich« Bereicherung von öffentlichen und Wohn- räumen eingebracht wird, was man von Gemälden nicht immer behaupten kann. Gerade die Kleinskulpturen sind sehr glücklich ver- treten: wir nennen Grouson, Hanna Cauert, Hain- W enscher, vor allem Fi ori. Aber auch die lebensgroßen Figuren der Uli, Naubereit. Hitzberger, Koelle, K l i m s ch sprechen, individuell getönt, dos Gefühl für sinnliche Er- fasfung des Plastischen im Menschenkörper sehr gut aus. Hervorzu- heben als besonder« Leistungen, nicht ohne Problematik, aber von hohem darstellerischen Wert sind eine Riesensigur von Georg Kolbe (für den Hamburger Stadtpart) und die ungemein ge- schlosienen, aus der Masse des Steins wahrhaft plastisch heraus- modellierten Arbeiten von G. H. Wolf, der sich zu einem unserer wesentlichen und formstarten Bildhauer auswächst. Dr. Paul F. Schmidt.
Regiearbeit und Dichterwerk. In dem Streit um die Volksbühne hatte bekanntlich eine Anzahl bürgerlicher Berliner Literaten gegen den Vorstand der Volksbühne Partei genommen. Ohne zu ahnen, daß es sich bei der Opposition um einen kommunistifchen Vorstoß handelte. Jetzt dämmert einigen der Herren die Erkenntnis, daß sie den Bolschewisten auf den Leim gegangen sind, und sie fuchen sich aus der Klemme zu ziehen. So behauptet Herr Alfred Kerr im„Berliner Tageblatt", es sei überhaupt nicht wahr, daß Piscator „lediglich eine bolschewistische Tendenz inszeniert" habe. Er habe nur „historisch alle wichtigen Volksbewegungen(ganz im Sinne des Verfassers) gezeigt", wobei er„die bolschewistische selbstverständlich nicht ausließ". Ferner behauptet Herr Kerr, es sei falsch, daß der Vorstand über„Veränderungen an der Arbeit eines Dichters" entrüstet ge- wesen sei. Wahr sei, daß er„aus rein politischen Gründen die Arbeit Piscators widerrechtlich vergewaltigt und verstümmelt" habe. Wie der Dichter E h m W e l ck selber über diesen Punkt denkt, hat er in einem Schreiben an den Vorstand
Es entspann sich ein« länger« Safetnanbrtftfetrng übe« di« strittige Frage und Angeklagt«. Zeugen und Berteidiger belager» ten das Gerichtspodium, um gemeinsam mit dem Gericht aus Akten und Belegen Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Dies gelang jedoch nicht vollständig, und der Beisitzer Landgerichtsrot Rosen, ann konnte nur als feststehend erklären, daß von der Girozentrale Gelder für andere Zwecke bei der Post abgerufen worden seien, als man sie verwandt habe, und daß ferner die Girozentrale zurückfließende Be- träge, die zunächst anderweitig verliehen waren, an die Amexima gegeben hat, ohne daß der Post davon Mitteilung gemacht wurde. Lange-Hegermann: Mir ist gestern noch etwas einge« fallen, was zur Klärung des Widerstreites beitragen dürste. Kurz vor der Kündigung des Kredites durch die Girozentrale, etwa am 12. September, fand gelegentlich eines Mittagessens bei Borchordt eine Besprechung statt, die sich auf den Kredit bezog, und an der Henry Barmat, Müller und ich teilnahmen. Direktor Müller sagte dabei: Denken Sie daran, daß der Kredit demnächst fällig ist, und zurückgezahlt werden muß. Ich meinte darauf: Das Geld ist doch von der Post über die Girozentrale an die Amexima gegangen. Worauf Direktor Müller erwidert«: Wir haben ja von der Post noch gar nichts bekommen, sondern das Geld aus eigenen Mitteln gegeben.— Ministerialrat L o r e ck: Diese Darstellung deckt sich mit der Auskunst, die mir Direktor Müller am 4. Oktober telephonisch gegeben hat. Henry Barmat: Die Darstellung Lange-Hegermanns kann ich wörtlich bestätigen. Direktor Müller: Ich muß da von beiden Herren mißverstanden sein. Vorsitzender: Erzählen Sie doch mal zur Illustrierung, wie sich das Mittagessen bei Borchardt abspielte. Zeuge Müller: Ich entsinne mich noch, daß Henry Barmat hinter unserem Rücken bezahlt hatte. Henry Barmat(dazwischenfahrend): Dos ist ganz unwahr. Direktor Gehrke, der auch bei diesem Essen teilgenommen hatte, betonte, daß er seinen Kollegen Sens mitgebracht Hab« und deshalb natürlich bezahlen wollte. Henry Barmat habe aber heimlich an den Kellner bezahlt, was ich herausgestellt habe, als mau mit dem Essen fertig gewesen sei. Lange-Hegermann habe auf sein« Veranlassung die Bezahlung durch Henry Barrpat rückgängig machen lassen.— Henry Barmat(schreiend): Das ist v ö l l i g u n w a h r. Es kam nun zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen dem Vorsitzenden und Henry B., denn der Vorsitzende bezeichnete es unerhört, daß Henry B. zwei Zeugen, die unter ihrem Eid« aus- sagten, der Lüge bezichttgte. Er möge sich das in der Zukunft merken. Henry Barmat(erregt):„Ich verwahre mich auch ganz entschieden gegen di« gestrigen Beleidigungen." Vorsitzen- der:„Halten Sie den Mund, Sie haben sich hier an- ständig zu b et vagen."— Henry Barnmt:„Ich protestiere euer- gisch dagegen." Auch Lange-Hegermann bestätigte, daß Barmat bei Borchardt heimlich bezahlt habe. Nach seiner Ansicht aber nicht mit einer zweideutigen Geste, sondern nur aus nr angelndem Takt- g e f ü h l. V o r s i tz e n b_e r(zu Direktor Müller):„Ick) mache Sie daraus aufmerksam, daß Sie unter Ihrem Eide aussagen, überlegen Sie sich alles ganz genau. Ist Ihnen von Dr. Höste irgendwie gesagt worden, Sie sollten von dem Amexima-Kredit den Beamten im Reichspostministerium gegenüber nichts bekannt werden lassen." Zeuge(sehr bestimmt):„Nein, keinesfalls."
Warum öapern für den Rechtsblock ist. Es braucht die föderalistische Extrawurst. München . 21. April. (TU.) Der bayerische Landwirtschaft?» minister hiett in einer Versammlung in Buchlo« ein« Rede, in der er zum Finanzausgleich sagte, daß dessen endgültige Regelung di« Lösung der Frage der Erhaltung der Länder oder ihres Aufgehens in einem unitarischen Reiche bedeuten werde. Der Minister bekannte sich zu einem vernünftigen F ö d e» r a l i s m u s. Wenn aber die Länder sich gegenseitig bekämpften, dann schadeten sie dem Föderalismus mehr als sie ihm nützten. Der provisorische Finanzausgleich sei zwar dem Wunsche der Länder nicht gerecht geworden, habe die Situation aber immerhin gebessert, wöh- rend bei einer Linksregierung im Reiche der Finanzausgleich noch viel unbefriedigender ausgefallen wäre. Eine Links- regierung im Reiche würde den Unitarismus fördern und schon aus diesem Grund« könne ein Föderalist nicht für«ine Links- regierung im Reiche sein.
Der Vertreter Indiens in Südafrika . Die indische Regierung Hot auf Grund des mit der südafrikanischen Regierung abgeschlosse- nen Abkommens Eastri zum Vertreter Indiens in Südafrika er- nannt.
der Volksbühne unzweideutig zum Ausdruck gebracht.„Ich habe," heißt es dort,„dagegen protestiert, energisch und unmißverständlich, beim Dramaturgen Dr. Kayser, auf Proben und in Briefen an Herrn Piscator„gegen die Verschlampung und die Lerhude. lung des Textes: gegen den Schauspieler George, der in ganzen Szenen kein Wort des Manuskriptes sprach, sondern Quatsch, Kitsch und Unsinn redete..., gegen den aber der Regisseur nicht nur nicht einschritt, demzuliebe sogar umwälzend« Aenderungen vorge. nommen wurden. Ich habe protestiert gegen das Ueberwuchen, des Films und des szenischen Beiwerks: gegen die Durchsetzung des Textes mit Banalitäten, P a rt e i s ch l a g w o r t e n und Funktionärphrasen: gegen das Uebermaß revolutionärer Prophezeihungen. Genau gesagt, also nicht gegen eine politische Inszenierung— ich wollte die denk- bor größte Schärfe—, sondern gegen die zum politischen und künst» lcrischen Selb st zweck gewordene Art der Inszenierung..." Die zartfühlenden Herren, denen die„Vergewaltigung und Verstümmelung" der R e g i e a r b e i t so sehr zu Herzen geht, scheinen für die Verschlampung und Verhudelung des Dichterwerke» kein Empfinden zu haben.___ Lefeabend Friedrich Moefi. In der Reicherchen Hoch- schule für dramatische Kunst las Friedrich Moest au» Werken von Anotole France und Dilliers de l'Jsle Adam. Moest ist«in Sprecher, der gar nicht aus Publikumswirkung ausgeht. Seine sehr sachliche, rasche Vortragsweise wirkt im ersten Augenblick be- srcmdlich. Erst wen), man ihr eine Weile gefolgt ist. fühlt man, daß sich hinter ihr ein tiefes Verständnis für den Stoff verbirgt, ein« bescheidene Unterordnung des Vortragenden unter das Werk, das er vermitteln will. Wer den glänzenden Rezitator sucht, wird bei Friedrich Moest enttäuscht. Wer das Werk sucht, kommt auf sein« Kosten. Dabei mangelt Moest nicht Sprechtechnik: aber sie ist ihm das natürliche. Er will nicht damit glänzen. Gerade bei zwei Schriftstellern von so hoher Sprachkultur, wie er sie an diesem Abend vermittelte, war diese unaufdringliche Vortragsart die gegebene. Vielleicht hätte einiges von Villier de l'Jsle Adam eine etwas be- tonteve sprachliche Ausdeutung erfahren können, da hier der prezjös« aristokratische Stil dem Blinkfeuer einer glänzenden Vortragstechnik nicht immer abhold ist. Anatole France aber fand in Moest einen ganz einwandfreien Mittler.„Der Gaukler unserer lieben Frau", ein Bild rührend beschränkter Menschlichkeit, und„Der Statthalter von Iudäa", dieses gedankenschwere Werk, das hinter die Kulissen der Weltgeschichte blicken läßt, indem es zeigt, wie die Gegenwart oft von Ereignissen kaum berührt wird, die dann nach Jahrtausenden ihre Spur aufdrücken, fanden mit Recht lebhaften Beifall der Zu. Hörer. Te,. Der Arbeiter- Esperanto- Bund veranstaltet« vom 15. bis 18. April im Leipziger Bolkshaus einen außerordentlichen Bundes. tag. Den Grund zur Einberufung dieses Bundestages bildeten di« Angriffe einiger der anarchistischen Bewegung angchörenden Mit- glieder, die dem Vorstande einseitige Werbung für den Arbeiter- Esperanto-Weltbund zum Vorwurf machten und sich in der eigenen Bewegung benachteiligt sahen. Die Tagung zeigt« jedoch, daß di« überwiegende Mehrheit der Delegierten di« Handlungsweise de« PorstandkS guthieß, d«r denn auch mit Ausnahm« des Redakteur»