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Nr. 4 44. Jahrgang Montag, 25. 5pr!l 1�27
Geöächtnisschwäche! Ein Potsdamer   Beamter unter Tiebstahlsverdacht. Peinliche Vorgänge, die sich diesmal in Potsdamer   De- omtenkreisen zugetragen, beschäftigen zurzeit die Potsdamer  Ermittlungsbehörden. Ein Obergerichtsvollzieher veranstaltete in Potsdam   eine Auktion eines sogenannten herrschaftlichen Haushaltes. Auf den Auktionstischen waren u. a. auch S-ilberbestecke zur Versteigerung ausgelegt. Viele Käufer hatten sich eingefunden. darunter auch ein äußerst gut gekleideter Herr, dessen Erscheinung unter den vielen Händlern und erschienenen Damen besonders hervortrat. Ihn schienen hauptsächlich die ausgebreiteten Silbcrsachen zu interessieren, und er nahm ab und zu einige der Silberlössel in die Hand, um sie gewissermaßen auf Gewicht und Stempel zu prüfen. Einige Auktionsbesucher beobachteten nun. wie der betreffende Herr einen Lössel nach dem anderen in seine Taschen verschwinden ließ. Man gab nun dem Ober- gerichtsvolhzieber einen heimlichen Wink. Als der Beamte die Silbersachen übersah, fehlten 14 silberne Löffel. Der fremde Herr war plötzlich an einen Nebentisch getreten, auf dem ein Wäschelager ausgebreitet war. Der Obergerichtsvollzieher be> merkte, wie der Herr zwischen Wäschestücken hin und her wühlte. Als man die Wäschestücke aufhob, lagen die vierzehn gestohlenen Löffel darunter. Der Diebstahl wurde ihm auf den Kopf zugesagt, und er gestand ihn dann auch ein. Der Täter wurde als ein Amtsrat von der Oberrechnungskammer in Potsdam   festgestellt, der in der Teltower Vorstadt in Potsdam   wohnt. Der Verhaftete gibt an. daß er vor zwei Jahren einen Unfall erlitten, der sein G e- dächtnis geschwächt habe, l
In üer Notwehr üen Vater erschlagen. Eine �amilientragödie vor dem Schwurgericht. Die Tragödie einer Arbeiterfamilie, die leider nicht ganz so selten ist. Es handelt sich um denVatermord* in der Mariannen- straße. Vor dem Landgericht I steht der bescheidene 22iährig« Ar­bester Otto M.. ein nüchterner, fleißiger und sparsamer Mensch, der nur bine Leidenschaft kannte, seinen Wassersport und Paddel- b o o t. Seine Mutter, zwei Brüder und seine Schwester hatten fest Jahren unter dem Vater, der Trinker war, zu leiden. Einen be- sonderen Haß hatte der Vater auf den ältesten Sohn Otto. Er warf ihm vor, daß er nicht genügend Geld zu Hause abgebe, abgleich das nicht der Fall war. Der Vater aber, der fast all sein Geld vertrank, geriet mit dem Sohn auch wegen politischer Differenzen in Streitig- keiten. Schon öfters war der Vater ihm wie auch den anderen Kindern geradezu an die Kehle gesprungen: hatte ihn, die Mutter und die Geschwister auf das brutalste mißhandelt. Einmal hat er aus Ottos Kopf einen Teller zerschlagen. Ein anderes Mal hatte er den Sohn mit einer Bant den Kopf blutig geschlagen, als der Sohn den Vater, der K o m m u n i st zu sein glaubt«, um die Genehmigung bat, in die Reichswehr   einzutreten. Den Anlaß zur Katastrophe am 30. September gab ein Streit mit den, Sohn am vorhergegangenen Dienstag. Der Vater wollte damals gegen den Sohn mit dem Küchenbeil losgehen: die Mutter hatte es ober diesmal, wie schon öfters, versteckt. In seinem Zorn verbot der Vater dem Sohn von nun an die Wohnung. Am 30. Sep­tember hatte sich der Otto bereits um 8 Uhr zu Bett gelegt, auch die Brüder schliefen schon. Der Vater kam angetrunken nach Hause. Als er erfuhr, daß der Sohn noch in der Wohnung sei, begab er sich an sein Bett und wollte hier aus ihn mit der brennenden Lampe los- hauen. Der Sohn versetzte ihm einen Stoß: der Vater taumelte zurück, sprang dann wieder zu, packte den Otto mit beiden Händen an der Kehle und zog ihn in die Küche. Hier kamen beide während des Ringens zu Fall. Der Vater hielt noch immer am Halse des Jungen: dieser faßte nun in seiner tödlichen Angst das daneben liegend« Beil und schlug auf den Vater ein, der über ihm lag. Er setzte seine Schläge fort, als der Vater bereits von ihm zur Seste gefallen war. Dann holte er die Mutter, zog sich an, begab sich ins Polizeirevier und bat«inen Wachtmeister mitzuschicken, um den Vater ins Krankenhaus zu schaffen. Die Staatsanwaltschaft hatte beantragt, das Verfahren gegen den Sohn, der in Not- wehr gehandelt habe, einzustellen. Das Gericht hat jedoch die Eröffnung de r.H a u p t v er Handlung angeordnet. Die Gerichtsverhandlung dauert an.
?m, ewigen Schnee�. Uns kann in Zukunft St. Moritz nicht mehr reizen. Den ewigen Schnee haben wir jetzt sozusagen in eigener Regie, mästen- Haft, unverwüstlich, ohne feuchtende Folgeerscheinungen, und wenn er olle ist. wird frischaufgeschüttet". Das landschaftliche Szenarium wird bühnenmäßig geschickt aufgebaut und heidi gehts bei festlich erleuchtetem Saal und Jazz-Musik die steilen Hänge hinab. Di« flotten Weisen, ausgeführt von dem Jazz-Symphonie- orchester des Deutschen Musiterverbandes unter Leitung des Kapellmeisters Gericke-Funk«, erhöhen den Wagemut der Wintersportler und das Interesse der Zuschauer. Eine stattliche Anzahl von Skiläufern präsentiert sich einem zahlreich erschienenen, anfangs recht ungläubig dreinschauenden Publikum, die allerhand Geschicklichkeitsprobe» im Lausen und Springen die ganz Wage- mutigen benutzen eine 20-Meter-Sch an z e zum Besten geben. Es handelt sich durchwegs um Amateure, Mitglieder' ver. scbiedener Sportoerbände, für die dieses in jeder Beziehung ein- fach ideale Ucbuugsfeld natürlich ein höchst willkommenes Training für künftig zu erringende Wintersportlorbeeren bedeutet. Außer dem sportlichen Teil gibt es noch eine kleine Schnee- Revue", dargestellt von 80 in bunte Sportdreß gekleideten, aus Schneetretern" einhertanzenden Girls. Im Black-Bottom-Takt, die Hände um die Hüfte des Vordermannes, windet sich die bunt« Reibe longsam in die höheren Regionen und wieder zurück. Später werfen sie die Schneeschuhe weg und in einer fröhlichen Schneeball- schlacht(aus Papierbällenf findet das Ganze seinen Ausklang. -i- Die Ausstcllungslcitung der Großen Ausstellung Berlin   1927 Das Wochenende" hat den heutigen Tag als Volkstag «ingerichtet. Der Eintrittspreis beträgt nur 1 M., Jugendlich« zahlen 30 Pf._ Bootstaufe des Reichsbanners. Das Bootshaus der Wastersportabteilung des Reichsbanners Echwarz-Rot-Gold am Langen See, unweitWendenschwß", hat seit dem letzten Jahr sein Aussehen sehr verändert. Die ehemaligen Baracken haben farbigen Anstrich erhalten. Auch das Inner« der beiden Barocken hat sich verändert. In der einen sind Vor- richtungen«ingebaut, um über 100 Boote sachgemäß unterzustellen. In der anderen Baracke befinden sich die Garderoben- und Wirtschastsräume. Eine kleine Kantine ist auch vorhanden. Die Wege des ganzen Platzes find von den Kameraden in emsiger Arbeit sauber hergerichtet. Außerdem hat der Platz Grünschmuck erhalten. Am User sind die Bootsstege ausgebaut, und eine T e r r a s s e ist neu errichtet, die mst einem Holzdach Schutz vor Wind und Wetter bieten soll. In diesem neuen Schmuck be- ging gestern die Wassersportobtellung die Bootstaufe ihre» ersten Vierers, der auf den NamenOberbürger- w« i K e r Boß" getauft wurde. Die Berliner   Kreisvereine hatten Mir Feier der ecsts» Bootstause ihr« Banner entsandt. Der Vierer
Nach der Eröffnung des Parteitags, über die wir schon kurz berichteten, erstattete der Bezirkssekretär Genosse Krüger den Geschäftsbericht. Er betonte einleitend, daß die Berichts- Periode wie von der Gesomtpartei auch vom Bezirksvorstand eine große polittsche Aktivität erforderte, da nicht weniger als vier wichtige politische Wahlen durchzuführen waren. Kaum waren die Dezemberwahlen des Jahres 1924 vorüber, mußten die Wähler erneut an die Urne gerufen werden, um über die Nachfolge des verstorbenen Reichspräsidenten Genossen Ebert zu entscheiden. Am 29. November 192Z wurden die Wahlen zum Provinziallandiag und zu den Kreistagen durchgeführt, die zum erstenmal mit keiner polstischen Wahl verknüpft, sondern reine kommunale Wahlen waren. Dies« Wahlen zeigten eine äußerst schwache Beteiligung, die damit zu erklären sein dürfte, daß die große Mäste der Wahlberechtigten, die bis zum November 1918 in- folg« der besonderen Vorrechte der Besitzenden von der kommunalen Verwallungstätigkcit fast völlig ausgeschaltet waren, die Bedeutung und Aufgaben dieser Parlamente noch nicht recht zu würdigen ver­stehen. Immerhin dürste durch unsere Aufklärungsarbeit das polttische Interesse stärker geweckt worden sein und die nächsten Wahlen mehr befriedigen. Genast« Krüger beleuchtete in diesem Zusammenhang die sonderbaren Methoden des Pro- v i n z i a l w a h l l e i t e r s Landrat Gerhardt, der. völlig gesetz- widrig unsere Partei an die zehnte Stelle des amtlichen Stimm­ittels setzte, obwohl wir entsprechend unser«? Stärke einen Anspruch auf die erste Stelle hatten. Wir hatten darauf beim Provinzial- ausschuß die UngLMgkeilserklSrung der Wahl gefordert. welchen Antrag der Provinziallandiag jedoch ablehnte und worauf wir denn eine jetzt noch schwebende Klage beim Oberver- waltungsgericht angestrengt haben. Die erste Hälfte des Jahres 1926 stand fast ausschließlich im Zeichen des Kampfes gegen die Fürstenforderungen. Infolge des von der kommunistischen   Fraktion eingebrachten Gesetzentwurfes, der die entschädigungslose Enteig- nung der Fürsten   forderte, waren wir gezwungen, mit den Kom- munisten gemeinsam den Wohlkampf zu führen. Die Art, wie diese gemeinsame" Arbeit von ihnen geführt wurde, hat aber bewiesen, welche schlechten Bundesgenossen die Kommunisten sind. Abgesehen davon, daß es trotz des Wahlbündnisses an Anrempeleien unserer Partei nicht fehlte, hat die primitive Art chrer Propaganda, bei der vielerorts der Enteignungskampf wider die Fürsten als der Anfang der Enteignung des gesamten Privateigentums bezeichnet wurde, dazu beigetragen, daß eine Anzahl verängstigter Kleinbürger ihre Stimme nicht gegen den Fürstenraub abgab. Trotz des bekannten Ausganges dieser Kampagne am 20. Juni 1926 kann doch behauptet werden, daß das Resultat der Abstimmung, besonders in der vor- wiegend agrarischen Provinz Brandenburg-Grenzmark durchaus be- friedigend war. Neben diesen hochpolitischen Wahlen war im Januar 1925 der Kampf gegen die Zollvorlage der Luther  -Regierung und bei den E l t e r n b e i r a t s w a h l e n im Juni 1926 gegen die Schulreaktion zu führen. Im Oktober war die Werbewoche der Partei, die schon lange geplant, aber wegen der sich überstürzen- den politischen Ereignisse immer wieder oerschoben werden mußte. Während der Werbewoche wurden im Bezirk 1534 neue Mitglieder und 3826 neue Abonnenten der Parteipresse gewonnen. Die Eulwicklung der Proviazpresse ist ebenfalls als g ü n st i g zu bezeichnen. Während zu Beginn der Berichtsperiode im Bezirk 10 Parteizeitungen bestanden, von denen neun in drei eigenen Druckereien und eine im Lohndruck hergestellt wurden, so waren es am Schlüsse der Berichtszett 13 Zeitungen, von denen zehn in fünf eigenen Druckereien, zwei im Lohndruck und eine im Selbstverlag eines Genosten hergestellt werden. Auch die Leserzahl konnte trotz der anhattenden Wirtschaftskrise nicht nur ge- hallen, sondern noch gesteigert werden. Nach den Berichten der Geschäftsführer der Zeitungen stieg die Leserzahl allein im Jahre 1926 um 9536. ver Mitgliederbestand fft im wesentlichen konstant geblieben und betrug am Schlüsse des Vorjahres insgesamt 32 732, wovon 8479 Frauen sind. Wenn man diesen Mitgliederzahlen die Zahl der eingeschriebenen Mitglieder der Kommunistischen Partei gegenüberstellt, die nach den Angaben vom 1. Januar dieses Jahres im Bezirk Brandenburg-Grenzmark und der Niederlausitz   ganze 4299 betrug, kann man nicht umhin, zu erklären, daß unsere Partei gar keine Veranlassung hol, ihre Einstellung gegenüber den Kommuni st en zu ändern. Aus die Frauenbewegung eingehend, betonte Genosse Krüger, daß die allgemeine Wirtschaftskrise auf diese sehr lähmend eingewirkt habe. Die Agitation ist besonders schwer unter den Frauen, deren Männer oder die selbst in der Landwirtschaft be- schäftigt sind und die zum übergroßen Teil zu ganz erbärmlichen Löhnen und bei langer Arbeitszeit tätig sein müssen. Es ist be- dauerlich, daß in fast 200 Ortsvercinen von insgesamt 406 über- Haupt keine Frauen organisiert sind. Hier ist noch ein weites Feld zu beackern, well gerade viel mehr Frauen als Männer bei Wahlen ihre Stimmen für die bürgerlichen Parteien abgeben, was durch di« getrennte Stimmenabgabe in einzelnen Orten bewiesen worden ist. Nach einigen Ausführungen über die Jugendbildungs- und Lehrerbewegung schloß Genosse Krüger seinen Bericht. Zlnschließend gab Genosse Schmidt den Kassenbericht. Er konnte nochweisen, daß die Entwicklung der Kassenoerhältniste, wenn man noch dazu die ungeheuren Ausgaben für die politischen Aktionen in Betracht zieht, eine verhältnismäßig günstige
stand, mit jungenr grünen Laub und mit der schwarzrot- goldenen Flagge geschmückt, vor der Rednertribüne, um die die Bannerträger Aufstellung genommen hotten. Kamerad Hölter- mann vom Pundesoorstand sprach die Festworte. Seine Worte gegen das politische Rowdytum fanden reichen Beifall. Stadt. medizinalrat Dr. v. D r i g a l s k i nahm die B o o t s t a u f« vor. Er übergab das Boot dem Reichsbanner mit dem Wunsche, daß überall den Kämpfern für den Aus- und Aufbau der deutschen Republik die schwarzrotgoldenen Fahnen voranwehen mögen. Nach kurzen Dantesworten des Kameraden N e i d t h a r d t wurde das Boot ins Wasser gelassen und di« erste Fahrt unternommen. In den Wirtschoftsräumen der Wassersportabteilung blieben die Festteil- nehmer, unter denen man unter anderem Oberbürgermeister B ö ß, die Bezirksbürgermeister Kohl, Dr. S i e g g e l und P f a n n t u ch, den Stadtverordnetenvorsteher Haß, den Kommandeur der Schutz- polizei Oberst Haupt und Major Hellriegel vom Kommando- dienst sah, bei Musik und Tanz bis in die Abendstunden hinein ver- sammelt. Ein Lehrmädchen spurlos verschwunden. Seit Sonnabend, 9. April, ist das Lehrmädchen Hildegard Funke, das am 23. März 1911 geboren ist und bei ihren Eltern in der Braunsberger Str. 7 wohnte, spurlos verschwunden: es war in einem Korsett g«schäft in der Leipziger Straße   angestellt und erhielt bj4r am 9. April den Austrag, bei zwei Kundinnen im Westen War« abzulleferit. Nach Erledigung der Gänge fallt« das Mädchen
irksvarteitaa.
war und der Bestand der Dezirkskasse noch gehoben werden konnte. Er gab dann uoch einen kurzen Bericht über die Tätigkeit des Be- zirksausschusses in den Fragen der Arbeiterwohlfahrt sowie über die Tätigkeit der einzelnen örtlichen Zlrbeiterwohlsahrtsaus- schüsse. Nach der äußerst sachlichen Diskussion über die beiden Berichte und der Erledigung der vorliegenden Anträge, die haupt­sächlich Beittagsfragen behandelten, wurde die erst« Tagung gegrn 10 Uhr abends beendet. 2. verhonölungstag. Am Vormittag des zweiten Tages sprach zunächst Genosse Dr. Baad« über das Agrarpragramm der Partei. Er gab erst einen Ueberblick über die bisherige DeHandlung der Agrarfrage in der Partei, die sich fest dem vorigen Jahrhundert bis vor nicht zu langer Zeit um die Frage der landwirtschaftlichen Be- triebsgröße drehte. Nachdem die Entwicklung gezeigt hat, daß ent- egen der industriellen Entwicklung in der Landwirtschaft der Groß- etrieb den bäuerlichen Kleinbetrieb nicht aufsaugt, ist erfreulicher- weis« die Agrarfrage auch in unserer Partei in ein anderes Licht gerückt worden. Heute ist man in der Partei fast allgemein zu der Auffassung gekommen, daß diese Frage keine Betriebsgrößenfrage, sondern eine eminent wichtige Lebensfrage für das Industrie- Proletariat ist. Auch unsere Partei hat ein Interesse an einer guten und billigen Versorgung der städttschen Bevölkerung und muß ent- schieden dafür eintreten, daß mit der Vernachlässigung der Land- Wirtschaft, in der teilweise noch mit Betriebsmethoden gearbeitet wird, die die gleichen wie vor 100 Iahren sind, gebrochen wird. Die Ileberindustriealisierung in Europa   und die zunehmende Industrisali- sierung früher rein agrarischer Länder erfordert eine andere Ein- stellung. Aus dieser Erkenntnis heraus ist auch in den Mittelpunkt des Agrarprogramms die Frage der Steigerung der landwirtschast- l'chen Produktivität gestellt worden. Eng damit verbünd«» ist die Frag« des Absatzes der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, in der auch die Oeffentlichkeit ein Wort mitzureden haben muß. Die unsinnigen Preisschwankungen, die z. B. im letzten Jahre auf dem Roggenmorkt zu verzeichnen waren, beweisen neben anderen Dingen, daß d> kapitalistischen Kräfte nicht mehr in der Lage sind, di« Absatzfrage zu regeln. Eingehend behandelt ist in d«m Agrarpragramm auch die Landarbeilerstagc und vor allem die S i e dl u n'g s f r a g e. Durch eine planmäß'ge Siedlungspolitit muß«rreicht werden, daß die produkttonstechnische Rückständigkeit in der Landwirtschast gebrochen wird. Um diesen Zweck zu erreichen, muß man die Siedlungssrage nicht nur als eine reine Bodensrage, sondern mehr als eine Menschen- und Kapital- frage betrachten. Er sprach zum Schluß die Erwartung aus, daß der Parteitag in Kiel   das Agrarprogromm einmütig annehmen werde, daß zweifellos«inen gewaltigen Fortschritt gegenüber der bisherigen Behandlung des Agrarproblems bedeute. In der diesem Vortrag folgenden Diskussion wurden die Ausführungen des Redners fast resttos unterstrichen und die Be- d«utung und Richtigkeit des Agrarprogramms in der vorliegenden Form gutgeheißen. Es folgte dann ein sehr interessiert aufgc- nommenes Referat des Genossen Wels   über Innen- und Außenpolitik". Genosse Wels   mochte zunächst aus die Bedeutung der österreichischen Wahlen aufmerksam und beleuchtet« dann die innenpolitische Entwickelung der letzten Zeit in Deutschland  . Er trat der be- sonders in Sachsen   vielfach vertretenen Auffassung innerhalb der Partei entgegen, daß es richtiger sei, überall in die absolute Opposition zu treten und jede Koalition mit den bürgerlichen Parteien zu meiden. Wenn diese Auffassung richtig s«i, dann müßt«» gerade die Kom- munisten, die bisher fast nur in der absoluten Opposition standen, die größten Erfolge haben, was jedoch nicht der Fall ist. Als verant- wortungsbewußte Partei können w'r auch in der Opposition nur selche Anträge stellen, wie wir sie als Regierungspartei stellen würden. Wenn wir das nicht- tun würden, erging« es uns wie den Deutsch  - nationalen, die beim Eintritt in die Regierung alleGrundsätze" preisgeben würden. Wir könnten zum Beispi«! dem Aufmarsch der Stahlhelmer am 8. Mai nicht so ruhig entgegensehen, wenn wir in Preußen eine ähnliche Regierung hätten wi« im Reich«. Genosse Wels ging dann näher auf die Vorgänge in China  . Albanien   und die Bestrebungen zur Err'chtung einer Monarchie in Ungarn   ein und betonte zum Schluß, daß wir all« Veranlassung tz haben, den Dingen mit größter Aufmerksamkeit zu folgen und all« Dinge aufdecken müßten, die Mitteleuropa   wieder zum Kriegsschau- platz machen könnten. Nach der anschließenden Diskussion, in der unter anderem der Genosse Heilmann die Stellungnahme der preußi- schen Landtogsfraktivn zu den verschiedenen wichtigen, innenpolitischen Fragen der letzten Zeit begründete, wurden die Wahlen der Delegierten zum Kieler   Parteitag, der Frauenver- tretung im Zentralvorstand und der Revisoren vorgenommen. Als Delegierte zum Parteitag wurden gewählt: Ernst Heilmann  » Berlin  , Richard Schmidt- Berlin  , Wilh. S ch a d o w- Avlkwitz, Eugen Brückner- Berlin  , Kurt W e g n e r- Sommerfeld, Georg S t c i n b r« ch e r- Mescritz, R'chard H« y n- Luckenwalde, Gustav F i e l i tz- Velten, Hcrm. N e u n t i r ch- Wittenberge, Emma Peter(Rcgierungsbcz'rk Frankfurt a. d. O.), Emma Sidow (Regierungsbezirk Potsdam  ). Die bisher im Zentralvorstand tätigen Frauen sowie die Rem- soren wurden einstimmig wiedergewählt. Daraus schloß der Bezirkcvorsitzendc Genosse Stahl gegen>43 Uhr mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie den Parteitag.
gleich nach Hause fahren. Dorthin ist sie ober nicht zurückgekehrt und hat sich auch im Geschäft nicht m«hr sehen lassen. Nie durch Rachjragen festgestellt wurde, hat sie ihr« Aufträge pünktlich erledigt. Alle Nachforschungen, die die Kriminalpolizei nach der Der- schwundenen anstellte, blieben bisher ohne Ergebnis. Eine Unterschlagung kommt nicht in Frage. Es ist nun festgestellt, daß die Sechzehnjährig« in der Fast nacht schon einmal von Hause weggeblieben ist und später ihren Eltern über ihren Verbleib ein Märchen aufgetischt hat. Man vermutet nun, daß sie damals eins Bekanntschaft gemacht hat, die sie jetzt wieder aufgesucht hat. Aus Furcht vor Borwürfen wogt sie sich vielleicht nicht wieder nach Haus« zurück. Die Verschwundene ist 1,65 Meter groß und kräftig gebaut. hat eine gesunde Gesichtsfarbe und einen dunkelblonden Bubenkopf. Im Gegensatz zu anderen jungen Mädchen ihres Alters hatte sie ein b«fcheidenes, kindliches Wesen. Wer üb«r den Derbleib der Hilde- gard Funke irgendwelche Angaben machen kann, wird dringend er- sucht, sie Kriminalkommissar Gahmig bei der Vermißtenzentrale des Polizeipräsidiums mitzuteilen. Robert Steidl   gestorben. Der den Berlinern seit Jahrzehnten bekannt« Komiker Robert Steidl   ist gestern abend in Hamburg   einem Herzschlag erlegen. Steidl, der noch vor wenigen Tagen im Berliner Rundfunk sprach. gastiert« rn Hamburg   imAlkazar. Schon vor drei Tagen konnte er wegen Krankheit n-cht austreten. Von allen Humoristen haue es Steidl verstanden, de» Berliner   Typ in seine» schnoddrigen, tcnu