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Unterhaltung unö AVissen
Dienstag 2H.�pril 1927
das Glück an öer Säule. Der glücklichste Tag meines Lebens. Von Armin T. Wegner  . In meiner Jugend hatte ich die Schule immer als ein Gefängnis betrachtet mußte ich nicht glücklich fein, fie für immer zu verlassen? Ich lief gegen sieben Uhr abends nach bestandener Prüfung, eine Apfelsine als Fußball vor mir herschiebend, über den Marktplatz der kleinen Stadt, bis der vor mir herspringende rote Ball von meinen Tritten zerplatzte und die Vorübergehenden kopsschüttelnd beiseite wichen. In meiner Pension stürzte ich die Treppe hinauf in die Lüche, wo auf dem Geschirrbord, von Sattheit gewölbt gleich einem sechsundfünszigjährigen Bauch unter porzellanweißer Weste, jener wohlgenährte Kaffeekrug stand, den wir Schüler beim Frühstück stets als denOberlehrer" bezeichneten und schleuderte ihn auf die Erde. Die Schule ist tot. es lebe das Leben! Eine Zeit ungezügelter Ausgelassenheit kam über mich. Ich versank in einem Meer wilder Tage. Einige Monate später befand ich mich eines Nachts mit Freunden in einem Kaffeehause der kleinen Universitätsstadt, in der ich im zweiten Semester studierte. Wir waren nicht betrunken, aber berauscht. Ich sagte: Wie glücklich ich bin. Nach metner traurigen, gesangenen Jugend habe ich ein paar Monate grenzenloser Freiheit verlebt. Ich habe im Frühjahr meine Prüfung bestanden, mein erstes Buch wurde von einem bekannten Verleger gedruckt, von dem Honorar werde ich eine traumhaste Reise nach Sizilien machen, und dann... ja. dos ist es besonders, es ist mir gelungen, und ich muß gestehen nicht ohne Mühe, zum erstenmal das ganze Herz eines Mädchens zu gewinnen. Heute habe ich sie zum erstenmal besucht, sie ist Studentin der Literatur und Geschichte, im nächsten Semester werden wir zusammen nach Lausanne   gehen. Ich werde die Liebe kennen, ich werde reisen ist das nicht genug, um sich glücklicher als alle zu fühlen? Eigent- lich fühle ich mich verpflichtet, dieser Stadt, die mich immer durch ihre kleinliche Enge gereizt hat. durch Säulenanschlag kundzutun, daß ich der glücklichste Mensch im Lande bin. Alle sollen es wissen... was meint ihr zu meinem Plan?" Die Freunde, wie alle Menschen gern bereit, sich auf Kosten anderer zu vergnügen, sahen mich fragend an. Ein vorzüglicher Gedanke, den Bürgern zu zeigen, wie gleich- gültig uns ihre Meinung ist," sagte der eine. Du wirst dich zum Narren machen!" Daß wir unser Glück für besser halten... welche unverglelch- liche Frechheit!" Aber es gehört Mut dazu, sich freiwillig dem Spott auszu- setzen, und selbst dir traue ich dies nicht zu!" Das ist mir gleichgültig." Ihr Widerstand und ihr Gelächter reizten mich: aber ich ließ mich nicht abhalten.Nun, wollen wir wetten, daß ich es dennoch tun werde?" Wetten!" Wir schlugen die Hände ein. Aber um welchen Preis?" Um nichts. Um die Freude gewonnen zu haben, zu fühlen, wie sehr man diejenigen verachtet, die sich darüber aufregen. Für das Glück, für die Liebe... für die ungeheure Lust dieses Daseins!" Noch in der gleichen Nacht begaben wir uns in die Druckerei eines Zeitungshauses. Auf der eisernen Wendeltreppe roch es nach Ocl, Druckerschwärze und dem für den Nachtdienst aufgebrühten schlechten Kaffee. Aber schon zeigte sich eine Schwierigkeit und die glühende Schrift unserer Worte schien unter der kalten Brille des Setzers zu erstarren. Nach dem Presiegefetz des Jahres 1848 und wir lebten unter der Sonne von 1909 war es oerboten, andere Ankündigungen als Vorträge oder das Angebot kaufmänni- scher Waren an den Säulen bekanntzugeben. Durste man eine An- preisung machen für das Glück? Wir beratschlagten. Noch in der gleichen Nacht mieteten wir in einem Hotel einen Saal und wenige Augenblicke später hatte der Anschlagzettel folgenden Wortlaut: König von Ungarn  . Sonntag, den 26. Februar vormittags 12 Uhr Oeffcnlliche Besprechung der Frage: Wer bezweifelt, daß Armin T. Wegner   der glücklichste Mensch in Deutschland   ist? Das Komitee. Das Gesetz war erfüllt. Ich legte ein Goldstück auf den Tisch. DasKomitee" begab sich aus die Straße. Wir sandten an die Polizei die vorgeschriebene Meldung des Vortrages ab. Dann warteten wir bis es Tag wurde und über der noch dunklen Straße ein zarter frühlingshafter Himmel erschien. Mir schwindelte, noch immer war ich vor Freude erregt. Am Wege lag abgeschmolzener grauer Schnee wie der nicht mehr ganz saubere Spitzenrand eines Mädchens, dos sich gegen sechs Uhr morgens schlaftrunken in ihrer Dachkammer erhebt. Endlich begegneten wir dem ersten Zettel- anklcber. In halber Finsternis lasen wir undeutlich noch einmal die Ankündigung: Wer bezweifelt, daß..." Die Hauptworte waren in einer großen feuerroten Schrift ge- druckt. Ein unangenehmes Gefühl beschlich inich: etwas erschreckt blickte ich auf meinen leuchtenden Namen und seine roten Buchstaben bewegten sich vor mir in der Morgendämmerung in einer phantastt- schen, knisternden Glut. Die Wirkung war furchtbar. Als des Mittags die Schule zu Ende war, stauten sich an den Litfaßsäulen vor den Gymnasien die Schüler und Lehrer in dichten Masten. Ich war in der kleinen Universitätsstadt nicht unbekannt. Mein Vater nahm als Staatsbeamter im Direktorium der Eisen- bahn eine hohe Stellung ein, meine Mutter wurde durch ihre ge- meinnützige Tätigkeit im öffentlichen Leben viel genannt, ich selbst hatte einige Jahre hier das Gymnasium besucht, in den Zeitungen geschrieben und auf allen Schulen besaß ich zahlreiche Kameraden. Das Telephon im Hause meiner Eltern tönte unter den Alarmrusen wie die Signalglocke auf einem untergehenden Schiffe. Man rief die Rechtsanwälte an und fragte sie, wie man denjenigen bestrafen könnte, der sich aus offensichtlicher Rache diesen furchtbaren Schlag gegen mich erlaubt hatte. Man konnte es verstehen, daß Studenten zehn Glas Bier wie in einen Schlauch in sich hineingosten. mit Steinen die Laternen zerschlugen, daß sie den griechischen Fechter auf dem Platz vor der Universität, über dessen Nacktheit die Börger  - schast sich entsetzte, mit einer Badehose bekleideten aber sein Glück aus Ueberfchwang selbst in die Welt schreien, war unfaßbar. Als es endlich dennoch bekannt wurde, zweifelte niemand an dem Ausbruch meiner geistigen Erkrankung. Vom Polizeipräsidium traf ein Brief an meinen Vater ein. der ihn aus dashöchst befremdliche Thema"
aufmerksam machte, das ich zur Anmeldung gebracht hatte. Vor den Hörsälen der Universität gingen die Studenten in ängstlicher Ent- sernung um mich herum. Als gegen Mittag mein Vater nach Hause kam, warf er lächelnd den Kopf in den Nacken: L»Ive beatissimel" Nichts weiter. Ich war beschämt; gerade er, der mich eine lange Jugend hindurch mit seiner bureaukratischen Gewissenhaftigkeit und einem strengen Pflichtgefühl quälte, schien der einzige, der sich ein Gefühl innerer Freiheit bewahrt hatte. Am Nachmittag Holle   ich die Studentin aus ihrem möblierten Zimmer im Hinterhof eines Hauses ab. Ich führte sie vor die An- schlagfäule. Mit ihren hellen Augen, die wie Schneeflocken glitzerten, trank sie langsam und aufmerksam die Worte und lächelle mit dem schönen Stolz einer Frau, die sich geliebt weiß, ein unendlich zartes,
Der 8. Mai.
Großarkig. wie die Kommunisten uns in die Hände arbeiten!"
die Zähne entblößendes Lächeln, das in der kallen Luft zu frieren schien und das sie in chrem vorgehallenen Muff oerbarg. Wir Uesen hinter dem Dahndamm durch die dichte Schneedecke in die Felder. Es hatte noch einmal zu schneien begonnen. Uns wurde heiß, und wir knöpften die Mäntel auf. Wir lachten, wir schrien in den Sturm. Aber das Spiel in der Stadt war nicht zu Ende. Die Federn Uesen unermüdlich die Spallen der Zettungen entlang. Im.König von Ungarn  " erschien als einziger Gast zur festgesetzten Stund« ein angetrunkener Arbeiter.Weshalb ist er glücklich?... ich bestreite das!" Seine Stimme donnerte durch den leeren Saal, in dem sich die Stühle scheu oneinanderdrückten. Die Ereiferung wuchs, ver- geblich suchte die Welt nach den wahren Beweggründen für etwas, das nichts als eine Laune der Jugend war. Schließlich mußte ich das Märchen einer Wette erfinden, für die ich eine fabelhafte Summe gewann. Glück, Ueberfchwang nein: aber Geld, das war ein Boden, auf den man treten konnte! Eine studentische Sportverbin- dung lud mich vor ein Ehrengericht. Man verstieß mich mit der ganzen Strenge eines Femegerichts: denn nun hatte man eine Er- klärung gefunden und man bezeichnete das Ganze als eine unsittliche amerikanische Reklame für mein erstes Buch. Ich zuckte die Achseln über so viel menschliche Boshett und trat auf die Straße. Ich lachte. Ueber den feuchten Platz kam mir ein warmer sehnsüchtiger Wind entgegen, und ich öffnete die Lippen, als küßte ich in der Luft einen unsichtbaren Mund. Drei Tage später reiste ich nach Italien  .
pofltionslaternen. Von Willy L e y. Wenn in dunkler Nacht«in Schiff, durchtost von den tausenden LS seiner Maschinen, den Ozean quert, so scheint es der Mittelpunkt vieler kleiner Lichter zu sein. Oben, über ihm. scheint der gute alte Mond, schimmett das Bond der Milchstraße   und funkeln die Licht- punkte der Fixsterne. Unten glänzt ein zauberhafter Widerschein heraus: das Licht der Himmelskörper, die Reihen der glänzenden Bullaugen des Riesenschiffes, der funkenfeurige Kometenschweif am Schornstein, das gespenstische Glimmen der Sendedrähte der Radio- station. Rechts und links aber ist das Spiegellicht bunt: rot und grün. Dos find die Positionslaternen des Riesenschiffes, die jedem anderen nächtlichen Seefahrer Lage und Kurs weisen. Menschentechnik und künstliches Licht. Wie eng gehött das zu- sammen. Und den heutigen Großstädtern wird es unglaublich scheinen, daß 1766 in Paris   eines schönen Sommerabends eine regel- rechte kleine Panik entstand, weil ein grellgrün leuchtendes Wesen durch die Straßen schwirrte. Es war nachher allerdings kein böser Geist, den ein frommer Abbe im Gebet hätte beschwören können, sondern nur ein Cucujo, ein brasilianischer Leuchtkäfer, der als blinder Pastagier in irgendeiner Schiffsladung, nach der Seine ge- pilgert war, um dort fein« Künste zu zeigen. In eine Flasche gesperrt, hätte dieser Cucujo den in seiner Heimat schöne heiße Frauen in kleinen Tüllbeutelchen im Haar tragen übrigens einem kleinen Boot immerhin als Steuerbord- Positionslaterne dienen können. Die linke Laterne, die rote, aller- dings..... Aber aus dem Widerschein im Wasser taumeln noch mehr Licht- punkte auf Die gehören nicht zum Spieaslflackern des Himmels- und Menschenfeuers, sowenig wie der Cucujokäfer zur 1766er Pariser Straßenbeleuchtung. Es sind meist Feuerwalzen, unter ihnen auch einige schön rot«, die nun schon die andere Laterne liesern könnten. Es soll noch ein bischen anschließend phantasiert werden. Wir hatten«in Menschenwerk, das Schiff mit seinen Positionslaternen, fanden im Tierreich die Positionslaternen im einzelnen, gewisser- maßen abgebrochen wieder Nun konstruieren wir uns mit Hilfe der Macht der Phantasie einmal ein Tier, das seine Positionslaternen gleich bei sich hat. Am liebsten ein Tier, das selbst ein Schiff ist und bei dem die Laternen gleich einen Zweck haben. Ein Jurist hätte da nun drei Fragen zu stellen. 1. Von feiten welcher Personen wird geleuchtet? 2. Zu welchem Zwecke? a) aus«rotischen Gründen? b) aus Gründe» des Lebensunterhaltes und Erwerbs?
3. Sind die Laternen irgendwie verlöschbar, haben sie Ein­richtungen zur Erzielung einer Drehbarkeit, eines Farben- Wechsels usw. und von welchem Brennstoff werden dies,- Lampen gespeist?' Einen Augenblick, Herr Staatsanwalt, gleich geht der Borbang auf und die zoologische RevueLicht an und aus" beginnt. Die ersten Bilder spielen auf dem Lande. Da sind zunächst Tausendfüßler  , die leuchten, und verhältnismäßig viel Käfer. Zweck der Illumination ist ein höchst verliebter, weshalb bei den Käfern(wie unserem Glühwürmchen) gleich die richtigen Stellen illuminiert werden.Kallipygos!". Das Hauptkontingeitt der Leuchter wird allerdings vom Meere gestellt. Da leuchten die Aeonenschwärme der einzelligen Noctiluca, es leuchten Würmer und Schnecken, Hohltiere und Tintenfische, Stachelhäuter und Krebse. Geleuchtet wird sowohl aus erotischen, als aus Gründen des Lebensunterhaltes. Wi-rbettierc(Tiefieesische) beantworten in ihren Laternen auch Frag« drei. Die Leuchtorganc sind willkürlich verlöschbor, sie sind nicht nur mehr einfache leuchtende Stellen, sondern richtige kleine Scheinwerfer mit Hohlspiegel und Sammellinse. Manche können sogar gedreht werden, Farben- Wechsel findet nicht statt, aber viele Lampen sind farbig. Da ist auch der Tiefseesisch Malacosteus, der fast unserem gesuchten Tier mit den Positionslaternen entspricht. An jeder Seite des Kopfes sitzen rote und grüne Leuchtorgane. Aber ganz stimmt es doch nicht, denn es finden sich beide Farben auf jeder Seite. Und der Brennstoff oller dieser Leuchtorgan«? Er ist so sellsam als möglich, es sind leuchtende Bakterien, die dort sich angesiedelt haben und mtt dem Wirt in Symbiose(Zusammenleben) stehen. Der Fisch schützt und nährt die Bazillen, sie leuchten dafür.--- Jetzt ein großer Sprung. Aus der Tiessee zur Wahrsagerin mtt dem schwarzen Kater, dessen Augen glühen. Hier ist das Leuchten eine andere Sache. Es sind keine Bazillen, das Katzenauge hat nur die Fähigkeit, auch Dämmerlicht zu konzentrieren, sodaß es selbst zu leuchten scheint. Im vollständigen Dunkel sind nicht nur olle Katzen grau, sondern auch alle Katzenaugen finster. Aber das Prinzip des Katzenauges ist vielleicht auch alsum- gekehrte" Positionslaterne verwendbar. Umgekehrt im folgenden Sinne. Der Dampfer hat sie, damit jeder seinen Kurs erkennt und also niemand in ibn hineinrennt. Der Malacosteus könnte sie haben, damit im Dunkeln die Beute trotzdem den Weg in seinen Rachen findet. Das könnte dann aber wohl nur eine treusorgende Mutter- Hand sein, die sie hineinstopft, denn von selbst werden sie sicherlich nicht kommen......., So etwas gibt es nun wirklich. Bei einem kleinen, hübsch bunten Vogel aus der Familie der Weberfinten, die für viele Familien ein gemeinsames Riesennest bauen. Das Vögelchen, von dem hier gesprochen werden soll, ist die australische Amadine. In ihrem Nest ist es natürlich dunkel, aber well man doch wissen muß. wo man den Kleinen das Futter hinzustecken hat, haben diese in den Schnabel- ecken zwei kleine Leuchtorgane. Leuchtkügelchen nach dem Prinzip des Katzenauges.----_, Fische mit Positionslaternen in den nchtigen Farben; Nestvogel mit einfarbigen Lämpchen, die zeigen, daß hier ein Durchgang»st, ___ ich denke, wir können mit dem Ergebnis unserer Exkursion zufrieden sein._ Mark-Twain-flnekdotea. Als Mark Twain   schon ein aller Mann war und einst auf einem der großen Flußdampfer den Mississippi hinunterfahren wollte, war auf'dem Dampfer kein Platz mchr Schließlich erklärte sich ein menschenfreundlicher Major bereit, ihm in seiner Kabine ein Unter- tommen zu gewähren. Das freute Mark Twain   sehr, denn der Major war von der Heilsarmee  , war noch jung und hieß mtt Vor- nomen Mary. Mark Twain   wurde viel von eitten Leuten belästigt, die be- haupteten, ihm sehr ähnlich zu sehen und ihm als Beweis ihre Bil- der sandten. Einem dieser Einsender schrieb er: Die Photographie ist tatsächhich so verblüfsend ähnlich, daß ich sie morgens stets als Rasierspiegel benutze. Weil Mark Twain   einen Beamten von sehr hoher Rangstufe beleidigt hatte, erhiett er vierzehn Tage Gefängnis. Als er wieder herauskam, fragte ihn jemand:Was hast du uenn da drinnen jur Leute kennen gelernt?" ..Ach Gott  , lieber Freund," antwortete Mark,wenn m«n sich im Gefängnis näher umsieht, entdeckt man leider, daß e»«mH da Schurken gibt wie überall." In einer musikalischen Gesellschaft erzählle Mark Tumw, daß es ihm unvergeßlich sei, wie er seinen Vater einst auf dem Klavier be- glettet habe. Man drängte ihn. dies« Geschichte zu erzählen.Wie Sie wissen." sagte Mark,bin ich an den Usern des Mississippi groß geworden. Unser Haus stand nicht weit vom Strome entfernt Einst kam ein Hochwasser. Wir mußten auf den Hausboden fluchten. Das Wasser stieg weiter und das Haus drohte einzustürzen. Da nahm mein Vater eine Bettstelle und schwamm aus ihr den Strom hinunter. Und ich ich begleitete ihn auf einem alten Klavier. das ich auf dem Hausboden fand."
Blühende Früchte. Diese Ueberschrift klingt wie em Wider­spruch. denn, wird man vielleicht einwenden, eine Frucht kann sich bei Pflanzen doch nur dann einstellen, wenn zuerst ein« Blüte da war- Dennoch können wir dieses biologische Unikum bei einer Pflanzengruppe vorfinden, die auch in manch anderer Beziehung dem Lebenssorscher interessante Einzelheiten zeigt, und zwar handelt es sich dabei um die so merkwürdigen Kakteen. Unter ihnen ist nun«ine Art bekannt geworden, die tatsächlich blühende Früchte trägt. Es sst der gemeine Feig enkaktus, der aus Mexiko   stammt und der seit langer Zeit beispielsweise m den Mittelmeerländern überall gepflanzt wird. Die grünen, einzelnen Glieder des Feigenkaktus werden nun oft alsBlätter" ange- sprachen, sie sind es aber nicht, sondern stellen nichts anderes als umgebildete, stark verbreitert« Stengelabschnitte dar. Man bezeichnet sie als sogenannte F l a ch s p r o s s e n, und sie tragen außer den Stacheln zahlreiche kleine Höcker, die nicht mit Haaren bedeckt sind. DieseAreolen" spielen nun eine lehr wichtige Rolle, denn aus ihnen heraus entwickeln sich die neuen Triebe und auch die Blütenknospen. Entwickelt sich eine Blütenknospe, so zeigt sie ein höchst merkwürdiges, biologisch sehr interessantes Verhalten. Sie senkt sich nämlich in den Flachsproß ein, wird immer dichter von dem grünen Gewebe des Flachsprosses umwachsen, bildet aber unterdessen die Blütenblätter aus. Endlich ist die fertige Blüte dem grünen Stengelgliede trichterförmig eingesenkt, und das Stengelglied selbst ist dadurch zum Fruchtknoten geworden, denn tief in ihm ruhen die Fruchtblätter. Nach Verlauf einiger Tage fällt die große rote Blüte ab und die Frucht entwickelt sich weiter. Merkwürdigerweise wird sie aber niemals reif, sondern zeigt immer nur verkümmerte Samenanlagen. Noch einiger Zeit bilden sich an dieser birnenförmigen Frucht neue Blütenknospen aus, die sich dann auch bald zu Blüten vollends entfalten. Di« Kaktusfrüchte tragen also Blüten! Aus diesen Blüten gehen dann neuerlich Früchte hervor, die ihrerseits später gleichfalls wieder Blüten tragen, wodurch oft ganze Ketten von aneinanderhöngenden Früchten entstehen können.Blühende Früchte" sind sonst ein Unsinn, immerhin aber, wie man sieht, kein ganz sinnloser! E. Sch.