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Thousand" und tausend".

Der angeführte Rechtsanwalt.

Durch die Sorglosigkeit eines Berliner   Notars wurde dem Kauf mann Mar Buys ein großzügiges Betrugsmanöver ermöglicht. Buys, der schon mehrfach mit dem Strafgesetz in Konflikt ge­raten ist hatte sich vor dem Erweiterten Schöffengericht Charlotten­burg wegen einer ganzen Reihe von sehr raffiniert ausgeführten Hochstapeleien zu verantworten. Der Hauptfall war der, bei dem er fich des Notars bedient hatte.

Eines Tages erschien er in dem Anwaltsbureau mit einem Be­gleiter, den er als einen Amerikaner Geo Wells, den " Generalbevollmächtigten von Ford" vorstellte, und den er im Hotel Adlon   kennengelernt haben wollte. Er gab an, daß Wells den Auftrag habe, große Gelände zur Errich tung von Fabriken und Arbeiter ansiedlungen zu taufen. Der Notar bescheinigte eine Vollmacht des Generalvertreters von Ford an Buns, daß dieser beauftragt sei, die Kaufverhandlungen für Ford zu führen. Einen Identitätsnachweis ließ er fich dabei nicht vorweisen. Gleichzeitig stellte der Amerikaner" Wells zwei Schecks über insgesamt 600 000 Dollar ( 2,5 Millionen Mart) in Gegenwart des Notars aus und gab sie diesem als Treuhänder in Verwahrung. Auf Grund der so erlangten notariellen Vollmacht und der Bescheinigung des Millionendepots trat Buns mit dem österreichischen Legationsrat Rrater v. Schwarzenfeld  , der große Ländereien bei Staaten hatte, in Kaufverhandlungen. Es wurde auch ein Kaufver­

trag abgeschloffen, und der Verkäufer mußte von seinem Gelände eine Hypothef ablösen. Als dann aber in dem Anwaltsbureau der Raufpreis in Gestalt der hinterlegten Schecs ausgezahlt werden follte, erkannte der Legationsrat auf den ersten Blick die Fälschung, die dem Rechtsanwalt vollkommen entgangen war. Auf den Schecks, die im übrigen englischen Vordruck hatten, war in dem ausgefüllten Betrage nicht englisch thousand", sondern deutsch   tausend" geschrieben. Inzwischen hatte sich Buns von bem Legationsrat einen Borschuß von 20 000 m. auf seine Ver­mittlungsprovision erschwindelt. Der Legationsrat hatte außerdem große Untoften wegen der Hypothekenablösung und der Notariats­verträge erlitten. Er hat den Notar für diesen Schaden in Anspruch genommen, und der Notar ist bereits in allen Instanzen bis zum Reichsgericht wegen grober Fahrlässigkeit, da er es unterlassen hatte, bei der Vollmachtserteilung die Identität zu prüfen und nachher fich die Schecks genau anzusehen, zum vollen Schadenersatz verurteilt worden. Der erlittene Schaden beträgt annähernd 60 000 m. Der forglofe Notar mußte vor Gericht unter 3eugeneid zugeben, daß er sich von Buns einen Gewinnanteil von 50 000 m. an dem Gefchäft hatte versprechen lassen. Der Angeklagte suchte sich als das Opfer eines Betrügers, nämlich des vorgeblichen Wells, hinzustellen. In einer Reihe von anderen Fällen, in denen er die Leute mit seinen Gaunereien hineingelegt hatte, konnte er fich aber nicht auf den großen Unbefannten berufen. Am emp­findlichsten war ein Komponist betroffen worden, der dem Ange­flagten für dessen angebliche Geschäfte nahezu 30 000 m. zur Ber­fügung gestellt hatte. Bei diesen Geschäften spielte eine Rolle ein versiegeltes Brillantpatet", das von einem Grafen stammen sollte, und daß sich niemand angesehen hatte. Alle Beteiligten hatten es auf Treu und Glauben so wie es war von dem Schwindler angenommen. Der Komponist hat sein ganzes Geld perloren. Staatsanwaltschaftsrat Schwieger beantragte fünf Jahre Gefängnis und ebensoviel Ehrverlust. Das Schöffengericht ging wesentlich unter den Strafantrag des Staatsanwalts herab und er fannte auf ein Jahr sechs Monate Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust.

Beschimpfung der Republik  ?

hieß es unter anderem: daß Gärtner den Millen gehabt hatte, bie gegenwärtige demokratische Staatsform als verwerflich zu bezeich nen, gehe daraus hervor, daß er als Kommunist die freie fozia. listische Republik und die Freilassung aller prole. tarischen Gefangenen anstrebe; das bedeute jedoch eine einseitige Maßnahme, die mit dem Geist der Weimarer Verfassung   unvereinbar sei. Diese eigenartige Begründung des Urteils veranlaßte Gärtner  , der in der ersten Instanz erklärt hatte, nicht die Absicht ge= habt zu haben, die Republik   zu beschimpfen, Berufung einzulegen. Der Staatsanwalt und Wintler hatten ebenfalls Berufung ein­gelegt. Für Gärtner war das Urteil noch in anderer Beziehung von Bedeutung. Wie erinnerlich, war er seinerzeit wegen der Rezi­tation eines Gedichts zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Monate der Strafe wurden ihm jedoch unter der Bedingung erlassen, daß er während einer bestimmten Zeit sich keine höhere Strafe zuziehen würde als einen Monat Gefängnis. Das Urteil des Schöffengerichts hob somit den bedingten Straferlaß auf.

Jezt fand nun die Berufungsverhandlung statt. Gärtner   er­stehe und die Republik   zu beleidigen nicht beabsichtigt habe. Der klärte auch diesmal, daß er auf dem Boden der Weimarer Verfassung  Staatsanwalt beantragte jedoch vier Monate Gefängnis für Gärt ner und für Winkler an Stelle der verwirkten Gefängnisstrafe von zwei Monaten eine Geldstrafe von 300 M. Die Verteidiger Rechts­anwälte Feiblowicz und Dr. Posener plädierten für Freisprechung. Das Wort erbärmlich" bedeute nur soviel, als daß diese Republik  zum Erbarmen sei. Das Gericht perwarf jedoch sowohl die Berufung der Angeklagten als auch die des Staatsanwalts. Somit wird das Reichsgericht als letzte Instanz über diesen Fall zu entscheiden hacen.

Eine unangenehme Mieterin.

Bestrafte Vertrauensseligkeit.

Durch eine Schwindlerin, die den gleichen Trid sicherlich auch noch anderswo versuchen wird, wurde eine Frau aus der Kulm straße um ihre legten Schmucksachen gebracht, die sie aus der Inflationszeit gerettet hatte.

Die Frau hat früher bessere Tage gesehen und vermietet jetzt 3immer. Bei ihr erschien eine Da me", die sich als Frau Dottor Braun" vorstellte, mit einem Knaben an der Hand, der angeblich ihr 13jähriger Sohn war. Für sich und ihn wollte sie ein Zimmer mieten. Nach der Besichtigung erklärte sie, daß ihr das Zimmer gefalle. Abends werde sie endgültig Bescheid sagen. Weil es nun gerade regnete, blieb sie noch ein Weilchen. Da kam man auch auf die Inflationszeit zu sprechen, und die Zimmer­vermieterin erzählte dabei, daß sie gezwungen gewesen sei, einen großen Teil ihres Schmud es zu verkaufen. Die kluge Frau Doktor Braun" aber sagte, fte sei schlauer gewesen und habe ihre Sachen zum Teil ihrem Better, einem Rechtsanwalt in der Kleiststraße, und zum Teil dem holländischen Konsul, den sie gut fenne, in Berwahrung gegeben. Sie empfahl der Frau, auch ihre Sachen der Sicherheit wegen dem Konsul anzuver= trauen und durch dessen Vermittlung in die Trauringe noch einige Brillanten einsehen zu lassen. Gegen Abend rief sie an, daß sie das Zimmer nehme. Bald darauf kam sie wieder und veranlaßte die Frau, mit ihr nach der Reichsbank zu gehen, wo sie den Ronsul gleich treffen könne. Die arglose Frau ging darauf ein, auf der Reichsbant aber verschwand die Schwindlerin mit den ihr an­vertrauten Schmucksachen. Zu Hause entdeckte die Betrogene dann noch, daß die Mieterin" sie auch noch bestohlen hatte.

Mitteilungen werden erbeten an die Kriminalinspektion D und die Kriminalpolizei des 31. Reviers.

Das Wohnbantenprojekt der Amerikaner.

Den im Borwärts" bereits mehrfach erwähnten Plan einer amerikanischen Unternehmergruppe, das Schöneberger Süd gelände mit 14 400 Wohnungen zu bebauen, wollte der Magi­strat heute in einer außerordentlichen Sigung beraten. Nach mehr­

chluß gefaßt und die Weiterberatung auf die nächste Magistrats fizung( Mittwoch) vertagt.

Wie erinnerlich, wurden der Schauspieler und Schriftsteller Joseph Hans Gärtner und der Verlagsangestellte Mar Wint. Ter am 25. Februar d. J. vom Schöffengericht Berlin- Mitte   wegen Beschimpfung der Republit, Bergehen gegen§ 8 des Republikschutz gefeges, ersterer an Stelle einer verwirften Gefängnisstrafe von zwei Monaten zu 300 M. Geldstrafe und letzterer zu 100 M. Geld- stündigen Erörterungen wurde, wie wir hören, noch fein Be ftrafe verurteilt. Gärtner   hatte im Herrenhause auf einer Kund­gebung links gerichteter Berleçer gegen das Schund- und Schmutz­gesetz unter anderem zum Kampfe gegen die erbärmliche deutsche Republit" aufgefordert, weil sie feine Republik   mehr sei, sondern eine republikanische Monarchie". Der Verlags­angestellte Winkler hatte zusammen mit den Reden der übrigen Teil­nehmer dieser Kundgebung auch Gärtners Rede herausgegeben. Das Schöffengericht erblickte nun in dem oben zitierten Saß eine Beschimpfung der deutschen Republik. In der Urteilsbegründung

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Gif.

Das Weib, das den Mord beging.

Roman von Frik Red- Malleczerben. Weitergelaufen bis zu diesem nach üblen Abwässern, nach ranzigem Fett und Rinderdung duftenden Biertel der Schlacht häuser und Konservenfabriken. Nimm dich in acht, fleine Sif: es ist nicht gut, diese einsamen, fußtiefen Sandwege, die tags­über nach Geld und Beeftrustkursen brüllen, zu einer Stunde zu passieren, wo das halbwüchsige, im Reim verfaulte Gesindel von La Bocca und Baraccas, wo die Bewohner des anliegen­den Chinesenviertels, die Neger aus den Schweinemetzgereien die einzigen Korsobesucher sind.

Oh, etwas Seltsames ist es um die Peripherie der großen Städte. Vor dem Kriege sah ich in Petersburg  , dort, wo das Höllenbiest sich auflöst in den Urwald und Sumpf, aus dem es einst stieg: dort also sah ich menschliche Wohnungen, die nichts waren, als in Rehricht und Düngerhaufen gewühlte Höhlen. Es gibt in dem füdöstlichen, der zivilisierten Welt ja eigentlich unbekannten London   Straßen, wo von einem zwerghaften, verkrüppelten und durchaus atavistisch erscheinenden Geschlecht ein Englisch gesprochen wird, wie es vielleicht Richard III.  gesprochen haben mag. Und selbst da, wo bei Five Points die Ausläufer meines alten Lieblings New York   verschlungen werden von der Steppe: selbst dort, in der Stadt der Einheits­gesichter und Einheitshirne, habe ich ein in halbeingestürzten Kellern, in den verlassenen Ankleidehäusern verschollener Sportklubs wohnendes Geschlecht von freundlichen, hilfs bereiten Shakespeare  - Mördern gefunden, die, wofern der Auf­traggeber ihnen einigermaßen sympathisch war, für Geld alles besorgten, was man seinem Gegner angetan wissen wollte: zwei Dollars für simples Verprügeln, ebensoviel für Ab­schneiden eines Rockzipfels, ebensoviel für Uebergießen mit einer unsympathischen Flüssigkeit. Zehn bis fünfzehn Dollars für leichtes Berstümmeln, fünfzig bis zweihundert Dollars für Beseitigen..

Es mag sein, daß in der City die Romantit stirbt: dort aber, wo die ungeheuren Moloche ihre letzten Fangarme hin­ausstreden in das immer öder werdende Land: dort eben ist ein Boden bereitet, aus dem in gleicher Weise wie die der Luftmörder, die Geschlechter der Käuze, der Boltshelden, der Heiligen unserer Tage erwachsen... das Chaos, das einst bie Uebermechanisierung verschlingen wird.

Was geschehen soll, geschieht in der Calle Chascomus vor

Bon anderer Seite wird dazu ergänzend gemeldet: Der Magi­strat ging auch gestern auf das deutsche Angebot ein, über das ebenfalls noch keine Entscheidung getroffen werden konnte. Es handelt sich hierbei um den Plan der Berlinischen Bauge sellschaft, die beabsichtigt, aus eigenen Mitteln 2500 oh­nungen auf dem Tempelhofer Feld in Fortsetzung der dort schon bestehenden städtischen Siedlung zu erbauen.

einer der großen, der Fry- Bentos- Company angegliederten Gerbereien. Hier nun, wo in den Lohteichen Tausende von Rinderfellen wässern, wo die Luft voll ist von pestilenzia: lischem Gestant, von Mücken, deren Stich tödlich ist, wie der Biß einer Klapperschlange: hier sieht sich die kleine, gedanken los in die Pampa hinauslaufende Sif von einer Gestalt ver­Schritte hallen auf den Bretterstegen längs der Zäune, man folgt, die sie zuerst für eine Frau hält... tlapp, klapp tann den Berfolger nicht loswerden...

Es geschieht unter einer miserablen Petroleumlaterne, daß die kleine Sif sich umdreht und den Unbekannten erwartet. Da ist es ein fnochiges, ein mittelalterliches Gesicht, in das sie blickt: ein Mensch mit Kutte und Strid... es ist wohl einer dieser verlotterten Straßenmönche, der sie in den letzten zehn Minuten verfolgt hat.

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Da auf dem Leidenswege der fleinen Sif eine Reihe gewichtiger Instanzen angefangen von dem Geistlichen in der Marienkirche bis zu Ismael P. Hobson der Marienkirche bis zu Ismael P. Hobson ausgiebig von Gott   geredet hat, da mithin die Kutte dieses Menschen da in dem übermüdeten Hirn so etwas wie Berachtung und Tod feindschaft weckt, so hat sie im Augenblick nur den einen Instinkt, daß dieser da hinunter muß in den Schmuh, in dem sie selbst nun untergeht: o ja, ich will euch lehren, von Gott  zu reden..

Und wie sie mit dem frechsten Dirnenlachen, deffen sie fähig ist an diesem Tage, ihm den Weg vertritt, da ist es eine magere Hand, die mitleidig wie den eines armen Hundes ihren Kopf streicht:" Nun was denn schon, armes Tier, hast du Hunger?"

Sie steht noch immer mit demselben schmuhigen Lachen, das sich so schnell erlernt in des Leibes Not, so schnell, ach so sehr schnell.

Da geschieht es, daß der andere sie in dem Laternenschein lange ansieht, mit traurigen, mit dunklen, mit wissenden Augen. ,, Komm!"

Da geschieht es, daß er seinen Arm legt in den dieser fleinen Amateurdirne und sie ein wenig stützt und sie mit sich führt.-

Oh. dies ist ein wunderlicher Gang, dessen Wunder in den Aften der kleinen Sif nicht verzeichnet sind! Ja, die Nacht ist es, in der einst während einer Stunde den Tieren gegeben ward, in der Menschensprache zu reden von dem Jammer und dem Sehnen der stummen Kreatur. Und in dem alten Europa  , das nun begraben liegt unter Automobilstraßen und Schrebergärten und den Schutthalden der Braunkohlengruben,

Stahlhelm im Finanzamt.

Was der Reichsfinanzminister wohl nicht weiß.!

Ein Leser unseres Blattes hatte in diesen Tagen geschäftlich im 3entralfinanzamt Berlin  , Jüdenstraße, u tun, und bei dieser Gelegenheit mußte er den Sizungsfaal dieser Amtsstelle betreten. Als er sich ein wenig in dem ihm bis dahin unbekannten Raume umfah, entdeckte er eine schwarze Schul­

tafel, die auf einem Dreifuß stand und eine riesengroße Kreide­eichnung aufwies. Da war zu sehen ein tompletter Stahl­helmmann, geschmückt mit Orden und Ehrenzeichen, und jeden Besucher mahnte die Aufforderung Auf zum Stahlhelmtag am 7. und 8. Mai in Berlin  !" Unser Gesinnungsfreund wischte sofort die ganze Schmiererei ab, aber von Zeugen wurde ihm mitgeteilt, daß diese Malerei schon über acht Tage dort sichtbar gewesen sei, trotzdem täglich in diesem Saal Konferenzen der Be­amten und Angestellten der Finanzämter Groß- Berlins stattfänden. zudem darf noch erwähnt sein, daß dieser Saal zugleich für einen Borklub der Beamten und Angestellten der Groß- Berliner Finanz­ämter zu Trainingsstunden zur Verfügung gestellt ist.

Darf man vielleicht den Herrn Reichsfinanzminister darauf aufmerksam machen, daß es schlechterdings nicht angängig erscheint, in ihm unterstehenden Amitsräumen Propaganda für nationalistische und letzten Endes staatsfeindliche Organisationen zu machen? Wer aber hat die Tafel im Sigungsjaal des Finanzamtes in der Jüdenstraße durch diese Zeichnung geschmückt? Wir hoffen nicht, daß es ein auf die republikanische Reichsverfassung vereidigter Beamter gewesen ist. Sollte dies aber doch der Fall sein, so wird selbst ein Bürgerblodminiſter, wenn er, wie Herr Dr. Köhler, Reichsbannermann ist, hier Abhilfe schaffen.

Auch sonst soll in diesem Finanzamt nicht alles zum besten aus. sehen. An Dertlichkeiten, die wir nicht näher bezeichnen wollen, wimmelt es von Beleidigungen gegen die Republit. Aber das sind ja Kleinigkeiten: Schmierfinten wollen doch auch be. schäftigt sein!

Maimiete unverändert.

Bom Städtischen Zentralamt für Wohnungswesen wird mit

geteilt:

Die gesetzliche Miete ist für den Monat Mai in gleicher Höhe wie für den Monat April zu zahlen. Sie beträgt also 110 Broz. und, menn der Mieter die Ausführung der Schönheitsreparaturen über­nommen hat, 106 Proz. der reinen Friedensmiete". Ferner ist der Vermieter wie im April berechtigt, 100 Proz. Gemeindezu­schlag zur staatlichen Grundvermögenssteuer auf die Mieter nady dem Verhältnis der reinen Friedensmiete umzulegen.

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Grundsteinlegung zur Künstlerkolonie.

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Am Südwest torso zwischen der Laubenheimer, Bonner und Kreuznacher Straße wurde gestern der Grundstein zu der von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger  und dem Schußverband Deutscher   Schriftsteller ge gründeten Berliner   Künstlerkolonie gelegt. Nach Entwürfen und unter Leitung der Architekten Ernst und Dr. Günther Paulus  werden auf den beiden Häuserkomplexen je 134 Wohnungen mit 1, 2, 3 und 4 Zimmern erstehen, außerdem wird die Kolonie eine große Planschwiese, Tennis- und Spielplätze und eine große Liegewiese erhalten. Die Räume in einem Durchschnittsausmaß pon 49 Quadratmetern werden hell, luftig und geräumig gestaltet, die Höfe der Häuser mit gärtnerischen Anlagen geschmüdt. 21s durchschnittlicher Mietpreis ist ein Betrag von 375 m. pro Jahr und Zimmer vorgesehen. Im Beisein zahlreicher Vertreter der Gründerorganisationen, der Behörden und interessierten Kunstver hände hielt der Präfident der Bühnengenossenschaft, Gustav Rickelt  , die Eröffnungsrede. Er sprach den Wunsch aus, daß diese neue Siedlung, deren Bedeutung darin bestände, möglichst vielen schaffenden Künstlern die quälende Sorge der Wohnungsnot zu nehmen, auch voll und ganz ihren 3wed erfüllen und all diesen Menschen im Bewußtsein des Heimbefizes Lust und Freude zu ihrer Arbeit bringen möge. Im Namen des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller sprach. Walter von Molo   in warm empfundenen Worten von der schweren physischen und psychischen Bedrängnis seiner Berufskollegen im Kampf mit dem Alltag und von der wirk­lichen Notwendigkeit, das geistige Schaffen durch geregelte Lebens­verhältnisse unterstüßend zu fördern. Präsident Karl Wallauer verlas dann die Urkunde über die Gründungsgeschichte der Kolonie, die, zusammen mit einigen Tageszeitungen, sodann feierlich ein­gemauert wurde. In einem Jahre soll der Bau fertiggestellt sein.

da zogen einst auf Ochsenwagen langbärtige Könige durch die Winternacht, und Domglocken dröhnten durch den Frost, und Herr und Knecht beugten ihr Knie vor der großen Himmelsfrau und dem Kinde und wußten, wozu es gut war, zu leben und zu sterben.

Hier aber, in den Außenbezirken des großen, schrecklichen Schlachthäusern: hier ist es ein ganz anderer Weihnachtsgang! Buenos Aires  ... hier zwischen einsam liegenden großen Domgloden läuten wohl von ferne... ja, aber es find die Glocken der Innenstadt Florida, die Glocken der Kathedrale mit verlogenem Chriftusbild und verlogener Marmorpracht ... seht, die Gloden der Korrekten, der Korsobesucher find es: es ist mit diesen Gloden nichts! Ein Mönch wird hier gesehen mit einem verwüsteten Weibe am Arm... und da ziehen fie denn vorbei, di eGespenster dieser Nacht: Neger, betraut, in den Schlachthallen fleinen frommen Schafen die Kehle zu schlitzen.. Schnitt um Schnitt... vom Morgen bis zum Abend. Berbitterte Proletarierweiber dann, aus den Tingel­tangel ringsum die Preisborer... halbwüchsige, mit vierzehn Jahren verfaulte Lümmel....

Und Scheltworte fliegen hinter dem Paare her... gif­tige, abgründige Worte. die dem Priesterkleide und der ver meintlichen Dirne gelten, und wie sonst dröhnen durch diese Nacht die Orgeln der Achterbahnen, die Saxophone der Jazz banden, das Geschrei von Liebe und Geld auf den Rummel­pläßen, in den Kneipen, den Bordellen ringsum. Bis es dann doch, weit hinter den Kehrichthalden und Sportplägen und den großen Pferchen mit ihren aufs Messer wartenden Rinder­herden eine fleine, armselige Glodenstimme ist, die durch die Nacht ruft.

Es ist ein durchaus morsches, ein brüchiges, ein unehren­haftes Bauwerk, vor dem sie haltmachen: vor Jahrhunderten vielleicht für Mendozas Söldner gebaut, verwahrloft nun und verludert.. vielleicht nicht einmal verzeichnet auf den Pharosplänen von Buenos Aires  . Und hier, als sie merkt, daß der Gang mit dem Fremden da bei einem ganz anderen Ziele endet, als sie sich gedacht hat: hier geschieht es, daß sie sich losreißen will von ihm in frechem Troß, daß sie vor der Seitenpforte dieser kleinen, ehrlosen Kirche... hier, mo ver­liebte Kazen und illegitime Paare ihre Liebesorgien feiern in den heißen Nächten über den zertretenen Gräbern... ihn anschreit.

Ich will nicht... ich spuce auf deinen Gott!" Da fommt wieder die harte, magere Hand, die sie ganz fanft beim Arme nimmt: hast ja Hunger tomm." ( Fortsetzung folgt.)