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ein Kamerad für die Bearbeitung der Rechtsverbände, ein Kamerad für die Bearbeitung der republikanischen Wehrorganisationen. Der Abwehrlciter ist gleichzeitig der verantwortliche Leiter der gesamten Gegnerarbeit und ist als solcher Mitglied der Gau - bzw. Untergau-, Ortsgruppen- oder Abtcilungsfllhrung und wird mit dieser gewählt. In jeder Gruppe wird je ein Kundschafter bestimmt, der nach den Anweisungen des Gegnerobmannes des Zuges zu arbeiten hat. Der Gegnerobmann des Zuges hat die Bestimmung der Kund- schafter so vorzunehmen, daß der Kundschafter der einen Gruppe besonders mit der Beobachtung der Rechtsverbände, der der anderen Gruppe besonders mit der Beobachtung der republikanischen Vcr- bände, der der dritten mit der Abwehr beauftragt wird. Der Kund- schafter der vierten Gruppe kann vom Gegnerobmann des Zuges zur Verstärkung zu einem der örtlich wichtigsten Tätigkeitsgebiete herangezogen werden. Es sollen Spitzel getvorben werden. Die praktischen Aufgaben der Gegnerarbeit. Die Voraussetzung für eine erfolareiche Gegnerarbeit ist die Schaffung möglichst zahlreicher prsönlicher Verbindungen zu pro­letarischen Angehörigen der gegnerischen Organisationen. Diese müssen die Kanäle sein, durch die wir über olles Wissens- wcrlc über die Gegner unterrichtet weiden, und durch die wir gleichzeitig unse'e Gedanken In die Reihen der gegnerischen Organisationen zu kragen versuchen. Die Schaffung solcher Beziehungen darf nicht dem Zufall über- lassen bleiben. Vielmehr sind die Adressen von proleto- rischen oder halbproletarischen Elementen in den gegnerischen Organisationen systematisch zu sam- mein und zu registrieren.(Zusammenfassung der Adressen erfolgt durch Ortsgruppe bzw. Abteilung. Eine Weitergabe der Adressen nach oben erfolgt nur bei Adressen von wichtigen Funk- tionären gegnerischer Organisationen.) Durch regen persönlichen Verkehr, Diskussion, ständige Belieferung mit unserer Literatur sind die Beziehungen zu proletarischen Anhängern der gegnerischen Orga- nisation unter ständiger Kontroll« der Gau - usw. Führung enger zu gestalten mit dem Ziel, den Betreffenden für die rote Klassen- front zu gewinnen. Das heißt nicht, ihn sofort auch für unsere Organisation zu ge- winnen. vielmehr soll er nach Möglichkeit seine Feuerprobe erst bestehen, indem er in seiner bisherigen Organisation im Sinne der roten Klassenfront unter seinen übrigen Klassen­genossen arbeitet. In Fällen, soweit das nicht möglich ist, kann der Uebertritt in den RFB. auch so erfolgen. Anzustreben ist jedoch, ein dauerndes Reh von vertrauen deuten in den Re hen der gegnerischen Organisationen zu schassen, um die politische Wirkung derselben zu erhöhen, damit sie nicht isoliert wirken. Zu vermeiden ist jedoch die Bildung oppositioneller Puffergruppen(Sozialistischer Kampfbund Schlesien, Gewerkschaft- liche Abwehrorganlsation Köln ), da diese die Linksentwicklung der Arbeiter nur hemmen. Mit Hilfe dieses Spitzelnetzes sollen alle organisatorischen Einzelheiten, alle internen Vorgänge aus den bespitzelten Organisationen belauert und ausgekundschaftet werden. Soweit die allgemeinen Richllinien. Daneben gibt es noch spezielle Anleitungen für die Spitzel. Darin heißt es: Die losen Verbindungen müssen durch systematische Bearbeitung zu festen ausgearbeitet werden. Hierbei geschicktes Arbeiten, keine Holzpontoffelpolitik. Nicht gleich als RFB.-Mann auftreten, sondern als aufrichtiger Freund sich geben. Durch geschickte Redewendungen zu erfahren suchen: 1. Wie stark ist die jeweilige Organisation am Ort? 2. Wieviel Prozent beteiligen sich an den regelmäßigen Ver- anstaltunaen? 3. Wie hoch ist der Beitrag und wird er von allen- Mit- gliedern gezahlt? 4. Sind die Leiter mit allem, einverstanden, was die Füh- rung macht: wenn nicht, was macht man dagegen? -5. Besteht eine Opposition und wie macht sie sich bemerkbar?

Kinöertheater. Äammerspiele:.Revue zu vieren." Auf der Bühne steht ein Spiegel. Aber er ist ein stumpfes De« korationsstück. das gar kein Leben erzaubert. Aus der Bühne steht der Knabe Klaus Mann , der sich schon selber kopiert, kaum, daß er aus dem Ei gekrochen ist. Ein unwichtiger, doch ein pein- licher Fall. Der Knabe Klaus, Sohn des Herrn Thomas Mann , wurde nicht mit Mutter- oder Ammenmilch großgezogen, sondern mit Tinte und Literatur. Oder die Pfleger seines Säuglingsalters hatten ein Kind tn der Obhut, das aus angeborener Kränklichkeit die gesunde Nahrung verweigerte. Dann entstand also dieses nicht früh- reif«, sondern frühvergreiste Literoturknäblein Klaus, das ollein Ge- fchmack an der Literatur und Ideenverwässerung findet. Der Knabe ist nicht romantisch und nicht revolutionär. Er ist nur raffiniert. Er befreundet sich mit jedem schmierigen Zeitungsdeutsch und Zeitungsbrauch. Natürlich hocken die Reporter wegen des Vaters auf dem frühen Greislein. Der Knabe ist geschmeichelt und mit 20 Jahren natürlich nicht mehr der Selbstkritik fähig. Schon fingert er olles, Theater und Prosa, als der beste Rctlamechef für seine Winzigkeit. Das Knäblein borgt überall, was es sagen will. So ist auch dieseRevue zu Pieren" geistig und stilistisch an tausend Stellen zusammengepumpt. Die jüngste Literatur wird also aus der Mottenkammer gezogen. Vier Zwanzigjährige beschließen in dem Stück, der Welt eine ganz neue Revue, das non plus ultra für Europa und United States zu schenken. Es wird ein Fiasko, weil die Herzen sich in die Arbeit der Köpfe einmischen und weil Männlein und Fräulein an- fangen, über Kreuz zu lieben. Doch schließlich wollen sie noch einmal von vorn anfangen. Mit diesem löblichen Einschluß endet das Stück. Dieser Wille zum Wiederbeginnen, zum Fleiß« und zum Ueber. winden der Rotznäsigkeit ist sympathisch. Der Wille inspiriert auch manchmal eine schöne, dichterische Wendung. Denn der Knabe Klaus besitzt Talent, trotzdem er neulich durch seinen Hilssreklamechef Erich Ebcrmayer der Oeffentlichkeit sagen ließ, der Vater Thomas Mann halte ihn und den genannten Ebermayer für die künftigen Genies Deutschlands . Was für beschechene Jungensl Hurra, es lebe die Gerissenheit! Mit dieserRevue zu Vieren" gastieren an Deutschlands Theatern Klaus Mann , der Dichter, seine Schwester Erika und P a m e l a W e d e k l n d. In den hinteren Reihen der.Lammer- spiele" sitzt«ine sehr spürbare, offenbar handfest- und schlagfertige Claaue."Das ist nur erfreulich für die Kinder. Das Kinderthcater lebt außerdem von der Neugierde des Parketts, das in Erika Mann ein hübsches, weiches Thcatertalent entdeckt und in Pamela Wsdekind, die juna-al e, kaum noch entwicklungsfähige Begabung wiedersieht. Trotzdem müßt Ihr die Kinder streicheln! Denn es ist Mai. und jede Knospe soll willkommen sein. MaxHochdorf.

Voltsbühne Für die Mitte Mai im Theater am vlllowblatzerscheinende N-umst-nieruna des o m m e r n a<h t« tro u m' stürbe Paul Henkel» als Zettel verpflichtet.

Hier muß man anknüpfen an die proletarische Existenz der Mit- glieder und sie an Hand von Beispielen auf das klassenfeindliche ihrer Handlungen hinweisen. Nicht als RFV.-Mann, sondern als Freund. Jedes Auftreten einer oppositionellen Erscheinung ist sofort an die vorgesetzte Instanz zu melden. Bei der Beschaffung und Fcsti- gung von Verbindungen wird die Form der Bearbeitung jeweils anders geartet und immer der Eigenart und der Einstellung des be- treffenden Mannes angepaßt sein müssen. In dem einen Fall nicht drängen, nicht zu viel fragen auf einmal. In dem anderen Falle, wo die Person viel spricht und erzählt, die Ver- Handlungen immer auf das bestimmte Gebiet lenken. Immer nach einem bestimmten Plan arbeiten, wenn man eine Vor- bindung aufnimmt. Immer vorher wissen, was man bei der Unterredung erreichen will. Auf jeden Fall müssen Zusammenkünfte regelmäßig und nicht in zu langen Abständen organisiert werden. Die Ressortleiter des Unter- gaues und des Gaues haben die Aufgabe, die einmal geschaffenen Verbindungen zu festigen und irgendwelche sich zeigenden oppo- sitionellen Strömungen miteinander in Verbindung zu bringen. Das Ziel der Gegaerarbeit muß sein, die Schaffung und Stä'kung von oppositionellen Blocks und Gruppen in allen gegnerischen Orga- nlsakionen. Der Spitzel ist das verächtlichste Geschöpf, den der organisierte Arbeiter kennt. Es ist ein Anzeichen innerer Verlumptheit, daß der Rote Frontkämpferbund die Spitzelei in ein System bringt. Seine Spitzel sollen nicht nur selbst spionieren, sie sollen zugleich als Lockspi'-el arbeiten, sollen ehrliche und nichtsahnende Arbeiter in der heuchlerischen Maske desguten Freundes" zum Organisationsverrat verführen, sollen sie als gemeine Spitzel desRessort Gegner" anwerben. Man wird solchen Lumpen aus der Spitzelorganisaiion desRoten Frontkämpferbundes " auf die Finger sehen müssen. Der öürgerblock in Thüringen . Das Ergebnis demokratischer Politik. Weimar , Z. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Am 30. Januar hat das Land Thüringen seinen vierten Landtag gewählt. Genau drei Monate später ist mit 29 gegen 25 Stimmen bei einer Stimmenthaltung von diesem Landtage eine Regierung gewählt worden. Der zwölfte Teil der Wahlperiode von 36 Monaten ist also inzwischen verstrichen und hat einem Ministerium der 1924 gewählten sogenanntenOrdnungsregierung" als geschäftsführender Regierung noch Existenzmöglichkoit gegeben, die dies« Konstellation, wäre es nach dem Willen der Wähler vom 30. Januar gegangen, nicht hätte haben dürfen. Es stehen uns keine Rekordlisten für Regierungskrisen zur Verfügung, aber man darf wohl fragen, in welchem Lande des Reiches je ein Parlament so lange Zeit ge- braucht hat, um seinen Willen zum Ausdruck zu bringen. Die D e m o t ra t e n waren in erster Linie an den sich heraus- gebildeten Zuständen mit schuldig. Sie sind hierzulande durch zwei ehemalige Naticnalliberale, einen Romcmdichter und eine Studien- rätin vertreten. Damit soll beileibe nichts gegen auch nur einen dieser durchaus ehrenwerten Berufe gesagt sein. Aber hundert Pro- zcnt allein von dieser Mischung als politisch ausschlaggebender Teil dos ist für politische Willensäußerungen zu viel! Auch im Parlamentarismus kann zu viel Macht bei zu wenigen Menschen liegen, wenn sie ohne gcsellschaflliche Grundlage allein einem necki- schen Spiel des Proporzes ihr Dasein verdanken. Dem Romanzier machte es offenbar ästhetisches Behagen, einmal statt mit erfundenen Figuren mit der Realität zu spielen, und die Dame ließ als Der- yandlungsführerin. gegenüber links nie sogar philosophisch die Betonung ihrer als Zünglein(an der Wage) ausschlaggebenden Macht vermissen. Rur eben gegenüber rechts versagte s i e und der Dichter. Bei den thüringischen Demokraten gelten eben auch noch die geselligen und gesellschaftlichen Bindungen der Kasfeezirtel, die links als anrüchig und des Boylotts wert ansehen.

Sternheimscher Schwank von fingermaper. FredAntoineAngermayer, noch vor wenige» Jahren übermoderner, explosiver, sozusagen ingrimmig literarischer Drama- tiker, hat sich jetzt zum harmlosen Schwankschreiber bekehrt. In seinerK o m ö d i e u m Mittag", die das Berliner Theater aufführt, fuchtelt er mit spitzigen Pfeilen gegen bürgerliche Per- logenheit und Spießerei. Aber das benutzte Gift der Ironie ist dünn und verwässert. Der Arm, der den Bogen spannt, ist lahm. Anger- mayers.Lomödie um Rosa", die Vorgängerin derKomödie um Mittag", hatte im leider verstorbenen Dramatischen Theater noch einen so heftigen Zug im Leibe, daß si« den frommen Bühnenoolks- bund auf den Plan rief. Schon damals empfand man peinlich den entschiedenen Willen des Dichters, uns sternheimisch zu kommen. Man übersah das gern, weil die knappen Sätze erfrischend leicht und frei aus der Feder sprossen, die bedenkenlos ausgeteilten Hiebe meistens saßen und eine fröhliche Lust zur Groteske offenbarten. Die neueKomödie um Mittag" lebt von einer kleinen endlos ausgewalzten Idee und es bleibt nur das peinliche Gefühl, daß Angermayer Stcrnheim mit vergeblichem Bemühen durch Derb- heiten zu überflügeln sucht. Die vier Honoratioren einer Kleinstadt leben drei Akte lang in bejammernswerten Aengsten um ihren wohl- behüteten guten Ruf, den der reich aus Amerika heimgekehrte ehe- malige Schlossergeselle Mittag zu zertrümmern sucht. Mit Stall- meistermanicren duckt sie dieser energische Schlossergeselle, droht mit schrecklichen Enthüllungen und eröffnet zum Schluß den Ge- demütigten, daß er gar nichts gegen sie unternommen hat. Das ist eine sehr alte und oft abgewandelte Schwankidee, die weder durch den abgehackten Sprachwulst noch durch den verzweifelt angestrebten Hang zur Groteske origineller wird. Der Aufbau ist nicht einmal dramatisch geschickt. Dinge, die der Zuschauer längst weiß, werden den Bühnenfiguren erneut aufgetilchl. Der Regisseur Willy Grunwald versucht, dem lahmen Witz durch dick aufgetragene Karitaturenzeichnung auf die Beine zu helfen. Dabei kommt eine unerträglich törichte" Hanswurstspielerei zustande. Einen reinen Genuß vermittelt nur Lotte Stein als aufgedunsene Bürgermeisterin. Sie keift und kichert in einem Atem. Ihr unsäglich albernes Grinsen wirkt wahrhaft zwerchfellerschütternd. Karl E l z e r, der schon in derKomödie um Rosa" den Bürger- mcister gespielt hat, kann aus seiner Rolle beim besten Willen nicht mehr herausholen als jeder beliebige Schwankheld mit dem dunklen Punkt. Erwin Kalser versucht mit verhaltener Energie das Stück auf ein literarisches Niveau zu heben. _ Ernst D e g n- r. «wenn üer junge wein blüht.' B s ö r n s o n s alles Lustspiel erstrahste an diesem höchst be- merkenswerten Bühnenabcnd des Thaliatheaters in erstaun. licher Iugendfrisch«. Verliebt in allen Schattierungen, von der un- reifen Sehnsucht des jungen Mädchens bis zur-nrtäuschten und doch noch ausharrenden Liebe der geallerten Frau. Aerliebtheit zweier sehr reifer Väter zu den wechselseitigen Töchtern, ein Reigen zarter und rührender Gefühle in buntem Durcheinander bilden den sinfonischen Zlusbau dieses von fomrigsteni Humor durchleuchteten

Unter solchen Umständen mußte auf die Dauer trotz derUnken* Mehrheit von zwei Stimmen eine Regierung mit etwas demokra- tisch lauem Aufguß herauskommen. Wozu den Leser mit den ein- zelnen Stadien der Regicrungsverhandlungen langweilen? Das Ergebnis ist eine Regierung von zwei Landbündlcrn. einen Volksparteiler, einen Beamten(der der Deutschen Dolkspartei zuzurechnen ist), zwei Wirtschasts- p a r t e i l e r n und zwei Demokraten. Das Zünglein an der Wage hat also nicht mehr soviel Sinn für den eigenen Werl gegenüber rechts aufgebracht, daß es seiner parlamentarisch aus- schlaggebendcn Stellung entsprechende Vertretung im Kabinelt ver­langt hat. Ja, um die beiden Nationalsozialisten für die Wahl der Regierung zu gewinnen, mußte die Demokratin noch feierlich nach vorgeschriebener Formel erklären, daß die Reichsvcr- fassung auch für Nationalsozialisten gelte. Natürlich nur was die sich daraus ergebenden Rechte angeht: auf die Pflichten aus der Der- fassung pfeift Dinier selbstverständlich auch in Zukunft. Die Deutschnationalen schließlich ließen sich in Erklärungen mit Hohn und Spott für die zu Gefangenen der Redereien von ihrer Bedeutung" gewordenen Demokraten herbei, zunächst Hilfsstellunz (wörtlich!) für die Regierung, für später Ueberwachung(wörtlich!) anzubieten. Unter den Deusschnaiionalen sitzt noch dazu einer der von D o m e l a Geprellten! Die Sozialdemokratie hat dem Kaibinett, das so aus drei Ministern und wegen eines bis 1936 geltenden Berfassungs- bestimmung noch aus sechs unbesoldeten Staatsräten besteht, kon- zessionslos die kalte Schüller gezeigt. Schon jetzt für Landtagsauf- lösung einzutreten, zwingt sie im Augenblick nichts. Im Gegente-l, ihr kann es recht sein, wenn die für die arbeitenden Massen unmögliche Regierung erst noch ihr Gesicht enthüllt.

�anütagsbeginn. Ter Arbeitsplan. Tie erste Plenarsitzung. Der A e l t e st e n r a i des Landtags legte am Dienstag vor Wiederaufnahme der Plenarsitzungen den Beratungsplan zunächst bis zum 11. Mai fest. Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff bat dringend, in der Maitaoung diezweiteBeratungdesHaus- Halts zu beenden, schon um der Finanzverwaltung die umfang- reiche Arbeit zur Vorlegung eines Nothaushalts zu ersparen. Ferner setzte sich der Minister lebhast dafür ein, daß die dritte Lesung des Haushalts möglichst noch vor Pfingsten stattfindet. Nach Erledigung der zweiten Beratung des Bcrghaushalts, die am Dienstag beginnt, will der Landtag am Donnerstag den Haushalt der Justizverwaltung in zweiter Beratung in An- griff nehmen. Am Dienstag, 10. Mai, soll mit dem Handelshaus- hall begonnen werden, für dessen Beratung zwei Tage in Aussicht genommen sind. Am 1l. Mai soll die erste Beratung des Polizei- beamtengesetzes stattfinden. Die weiteren Dispositionen bis zu den Pfingstferien, die am 21. bzw. 22. Mai beginnen und bis zum 14. Juni anhalten sollen, werden in einer neuen Aeltestcnratssitzung festgelegt werden. Zu erledigen sind noch die Haushalte des Staatsministeriums, des Finanzministeriums und der allgemeinen Finanzverwaltung. Die zweite Beratung der Landgemeindeodnung soll erst nach Pjingslcn stattfinden, so daß auch die Städteordnung vorher nicht zur Be­ratung kommen wird. In der Plenarsitzung beantragte von Eintritt in die Taaes- crdnung der Vorsitzende des Wesiausschusses, Abg. Dr. Schmedd'nz(Z l. ein« Anzahl von Anträgen über Bahnbauten im Weiten auf die Tagesordnung zu setzen und sie ohne Besprechung dem W ft- ousschuß zur Vorbereitung zu überweisen. Das Haus beschließt so und nimmt dann die zweite Beratung des Haushalts der Berg-, hüllen- und Salinenvcrwaliung in Angnn. Mit der Beratung wird auch der Geschäftsbericht der Preußag" verbunden. Abg. Osterroth(Soz.) erstattet den Ausschußbericht. Der Aus- schuh empfiehlt die Annahme von fast vierzig Anträgen, die u. a. die Erweiterung der Unfallversicherung im Bergbau sowie Maß- nahmen zur Erhöhung der Grubensicherheit fordern. Das Staats- Ministerium wird auch� ersucht, bei der Reichsregiening auf baldige Vorlegung eines Reichsberggesetzes hinzuwirken, in dem die Arbeitszeit unter Tage auf sieben Stunden, die über Tag« auf acht Stunden gesetzlich festgelegt werden soll. IIMIIII II, Stückes. Was hier geschieht, würde, von der Hand eines Durch- fchnittsautors gestallet, hart ans Banale streifen, während in diesen mitunter possenhasten Szenen ein Dichter die Wonnen und Leirc-i der in der Familie zusammengepserchlen Menschen in einer Fülle feingezeichnetcr Detalls zum besonderen erhebt.Wenn der junge Wein blüht, gärr es im alten," so sagt voll Ironie der Vater eines Kranzes hübscher Töchter, die unter dem blühenden Obstbaum alle gleich ihm vom Liedestrieb erfaßt sind. Entzückend ist es, wenn die Mutter die Gedichte des davongelaufenen Ehemannes ihren und seinen Töchtern vorliest, die mit ihr Tränen der Wehmut oergießen. Wie hierbei die Gefühle vom Tragischen ins Komische umschlagen, das ist von köstlichster dramatischer Spannung, die eine kluge Regie von der Beimischung gefährlicher Sentimentalität fernzuhalten weiß. Dieses Spiel fröhlicher Lebensweisheit, das vor dem Bubikopf und den kurzen Röcken gedichtet wurde, ist von Leo Rcuß durch oe- schickte Zusammenfassuna und gelegentliche Zudichtungen Hann- loser Art mit einer höchst lebendrgen Modernität versehen wordcu. Die Rolle des liebesdurstigen Baters spielt Heinz Salfner mt überlegenem Humor. Else B ä ck- R e s t als enttäuschte Mutler gab ihre Rolle mit vennn« dichter Komik, während unter den Töchtern Toblina Gondy ein bezwingend naturechtes Temperament ein­wickelte. Hervorzuheben sind auch Lotte D e w i tz und Maya Harr sowie Bruno Ziener als zwischen Berlieblheit und Würde pen­delnder Prediger. Der überaus starke Beifall galt ebenso der Di.h- tung wie dem von Laune sprudelnden Zusammenspiel. P. G.

Hern» Belmann im Bürgersaal. Aus den Kabaretts am Kur. fürstendamm ist Reimann in den Bürgersaal des Rathauses ge- zogen. Er spricht hier für die Mitglieder der Boltsbühn e. Man begrüßt als Bekanntes etwa denFreigeist" oder dasKinder- liedchen, eiserne Bestandteil« des Reimannschen Repertorrs. aber immer wieder neu wirkend, immer wieder in anderen Variationen. Auch wenn man denFreigeist" bereits zwanzigmal gehört hat. man wird doch von neuem mitgerissen beim Anblick der listiq funkelnden Aeuglein oder beim Klang dieser leise eingefetteten Tenorslimme. Und dann quäckt auf dem Ärammophon der Trompeter von Säckin- gen sein Lied von den Dornen, die dicht bei den Roien stehen, ein Black BoUom und eine Gavotte gehen in Szene, und dazu rezitiert Reimann seine sprudelnden Improvisationen ganz im Rhythmus dieser antiquitierten Schmarren. Das olles ist so frisch und so witzig, daß der Zuhörer vor Laeben kaum atmen kann. Der Volksbühne gebührt Dank für diesen Abend.* Was die Steuerbehörde alles kann. Auf meiner Steuerkartc für 1927 so wird in Recstims Universum erzählt ist unter der Rubrik.Linder" vermerkt:eins", obwohl ich die richtige Zahl zwei" im Borjahre angegeben habe. Ich schicke die Karte ans Finanzamt zurück mit dem Ersucken. den Fehler zu berichtigen, und erhalte sie unverändert wieder. Äber in der für Bemerkungen der Behörde bestimmten Spalte lese ich mit heißem Dank:Auf Antrag des Inhabers ist die Zahl der Kinder um eins erhöht worden." P-vl«La sirer. Viktoriastrahe 83. eröffnet am 4. eine Ausyellum, plastis-b-r Werte von Hermann Hall er, die einen umsasstndcn Ueberblick über das Schafstn des Künstlers in den letzten Jahren gibt.