Völkische Versammlungsbrutalität.
Dr. Goebbels provoziert.- Wo war bie Polizei Industrie und Handel- und der Stadthaushalt
Ju einer öffentlichen Versammlung im Kriegervereinshaus sprach der Nationalsozialist Dr. Goebbels . Als ein Zuhörer einen Zwischenruf machte, forderte Dr. Goebbels die Versammlung auf, den 3 wischenrufer gewaltsam zu entfernen. Er fragte den Zwischenrufer:„ Sie wollen wohl hinaus?" Die Verfammlung verftand diese Aufforderung. Sofort wurde von allen Seiten in der brutalften Weise auf den Mann eingeschlagen. Die uniformierten Braunhemden bildeten eine Doppelreihe und schlugen mit Biergläsern und Stöcken auf den Mann ein. Erst außerhalb der Saaltür nahm die Polizei den Mann in Schuh, der völlig blutüberströmt war. Die Versammlung nahm darauf ihren Fortgang. Die Polizei fand es nicht für nöfig, innerhalb des Saales eine Aufsicht auszuüben.
Das Bauprojekt auf dem Südgelände. Einsetzung eines neunköpfigen Ausschusses. Der Magistrat beschäftigte sich am gestrigen Mittwoch in ordentlicher Sizung auch mit dem Projekt der Amerifaner, auf dem Schöneberger Sübgelände 14 400 Wohnungen zu erbauen. Eine Entscheidung darüber wurde jedoch wiederum nicht herbeigeführt, sondern die Beratung vertagt. Es wurde ein Ausschuß aus neun Mitgliedern des Magistrats eingesetzt, um über den Gesamtfragenkomplex hinsichtlich des amerikani schen wie auch des deutschen Angebots, nach dem auf dem Tempelhofer Feld von der Berlinischen Bodengesellschaft 2500 Wohnungen in Fortsetzung der dortigen städtischen Siedlung errichtet werden sollen, zu beraten. Da die Amerikaner bekanntlich ihr Angebot bis zum 10. d. M. befristet haben, ist anzunehmen, daß die Entscheidung des Magistrats in Kürze herbeigeführt wird, um so mehr als auch das Plenum der Stadtverordnetenversammlung seine Zustimmung zu den etwaigen Abmachungen des Magistrats geben muß. Wie wir hören, dürften in den nächsten Tagen die Verhandlungen mit den Amerikanern weitergeführt werden.
Ein Kokainteufel.
Das tragische Ende der Schauspielerin Wolff. Ueber den Tod der ehemaligen Schauspielerin Marietta olff, der im vorigen Sommer unter eigenartigen, Aufsehen erregenden Umständen erfolgte und bis heute noch in ein gewisses Dunkel gehüllt ist, brachte jetzt eine vor dem Großen Schöffengericht Berlin- Mitte stattgehabte Verhandlung wegen Bergehens gegen das Opiumgesetz einige Aufklärung.
Wie erinnerlich, wurde damals Marietta Wolff, einst wegen ihrer Eleganz und Schönheit eine der bekanntesten Erscheinungen der mondänen Welt, in ihrer Villa zu Dahlem tot im Badezimmer liegend aufgefunden. Da dort der Gashahn offenstand, und außerdem in der Wohnung ein wüftes Durcheinander herrschte, wurde anfänglich Selbstmord mit anschließendem Einbruch angenommen. Bald jedoch wurde der Tod damit erklärt, daß Marietta Wolff im Kofainrausch zusammengebrochen war, nachdem sie den Gashahn aus irgendwelchen Gründen aufgedreht hatte und sie infolgedessen einer Gasvergiftung erlag. Wie nämlich festgestellt wurde, war die Verstorbene dem Laster des Kokainschnupfens in stärkstem Maße verfallen gewesen, was die einstige gefeierte Schönheit geistig und körperlich völlig vernichtet hatte. Ihre Bezugsquelle für das Rauschgift war nicht schwer zu ermitteln ge wesen, denn es war ein offenes Geheimnis, daß der Apotheker Friedrich Fischer ihr Lieferant war, der ihr fechs Jahre lang Kofain in ganz unglaublichen Mengen verschafft hatte. Er stand Deswegen unter Antlage. Fischer bestritt, sich im Umfange der Anflage schuldig gemacht zu haben und behauptete unter anderem, daß er nur auf Rezepte eines Dr. Bedder; die allerdings fast immer auf einen anderen Namen ausgestellt gewesen wären, in verschiedenen Apotheken das Kotain der Wolff besorgt hätte. Be zeichnend ist es, daß Dr. Bedder selbst Morphinist war und inzwischen durch Selbstmord geendet hat. Auch die Aussagen der als Beugen vernommenen früheren Angestellten der Wolff ergaben ein anderes Bild. So befundete die langjährige Direttice, daß Ma rietta Wolff von einer Kundin ihres Modesalons in der BellevueStraße im Jahre 1920 zum damals fehr modernen Kotainschnupfen verführt worden wäre. Nach den Aussagen von Verkäuferinnen und Stüßen der Wolff wurden sie wöchentlich ein- bis zweimal mit einem Brief zu dem Angeklagten in die Apotheke geschickt, wo er tätig war und sie dann einen Gegenbrief mit einer Röhre Kokain als Inhalt erhielten. Andererseits kam auch der Angeklagte mehrere Male in der Woche zur Wohnung der Wolff und gab hier als Direktor Lehmann vom Künstlertheater" einen solchen Brief ab. Nach der Angabe eines als Diener tätig gewesenen Zeugen muß der Angeklagte der Wolff Kokain förmlich aufgedrängt haben. Wurde er von ihm vorn abgewiesen, so flingelte er an der Hintertür oder telephonierte schließlich auch an. Diese Aussagen erweckten den Eindruck, als sei der Angeflagte mit einer geradezu teuflischen Energie hinter der ihm Verfallenen hergewesen. Auch zeigten die Angaben dieses Zeugen, wie das Gift mit der Zeit auf Geist und Körper der Wolff zerstörend wirkte. In der Wohnung sei alles drunter und drüber gegangen. Am Tage hätte die Wolff meistens geschlafen und nachts immer alles in Unordnung gebracht, was am Tage aufgeräumt worden wäre. Manchmal hätte sie drei bis vier Tage hintereinander durchgefchlafen, nachdem sie mehrere Flaschen Rognat geleert hätte. Auch der langjährige Freund der Verstorbenen, der Ritterguts befizer v. Sl, der aus Anhänglichkeit troß allem bis zum traurigen Ende zu ihr hielt, erklärte, daß aus der gepflegteften und eleganDer testen Frau mit der Zeit eine Schlampe geworden wäre. Staatsanwalt bezeichnete die Handlungsweise des Angeklagten als außerordentlich verwerflich, denn er sei mehr oder weniger an dem Tode der Wolff schuld, die ohne ihn vielleicht hätte gerettet werden können. Deshalb beantragte er vier Monate Gefängnis. Das Ge richt erkannte auch gegen den Angeklagten auf vier Monate Gefängnis. Nach seiner Ueberzeugung hat der Angeklagte den Tod der Wolff auf dem Gewissen, die bis dahin eine blühende Frau gewesen und von ihm systematisch in den Tod getrieben worden sei.
Schweres Motorradunglück in Malchow .
In Malchow , vor dem Grundstück Dorfstraße 28, ereignete sich gestern nachmittag ein schweres Motorradunglüc, bei dem ein Polizeimachtmeister vom Kommando der Schupo tödlich und sein Begleiter lebensgefährlich verlegt wurden. Der 27 jährige Polizeiwachtmeister Otto Testa aus der Königin- Elifabeth- Str. 5 zu Charlottenburg hatte zusammen mit feinem 22jährigen Bruder, dem Drogisten Heinrich Teska, der auf dem Soziussiz saß, eine Ausflugsfahrt gemacht. In der Dorf ſtraße fuhr. T. in vollem Tempo mit einem in Richtung Berlin fahrenden Last kraftwagen zusammen. Durch den heftigen Anprall wurde das Motorrad völlig zertrümmert und die Brüder T. auf das Straßenpflaster geschleudert, wo sie schwerverlegt und bewußtlos liegen blieben. Es wurde für die sofortige Ueberführung der Berunglückten in das Städtische Krankenhaus Weißensee gesorgt, wo Otto T. furz nach seiner Einlieferung starb. Heinrich T., der sich
Sie fordern Steuererleichterung.
Die Industrie und Handelstammer Berlin ver. anstaltete gemeinsam mit der Handwerkskammer Berlin eine Sigung zur Besprechung des noch der Festsetzung harrenden neuen Stadthaushaltplanes und der durch ihn bedingten Gewerbesteuersätze. Der Besuch aus den Kreisen von Handel und Industrie und ihrer Verbände war sehr start. An der Sigung nahmen auch teil Oberbürgermeister Böß und Stadtfämmerer Lange, Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, Bertreter der preußischen Ministerien des Innern, der Finanzen, des Handels und Gewerbes, Vertreter des Oberpräsidiums.
Der Hauptvortrag des Handelskammersyndikus, Rechtsanwalt Michalte, gab fein Bild von dem Stadthaushalt und seinen Notwendigkeiten, sondern beschränkte sich auf ein paar Bemerkungen hierüber, die Kritik sein sollten, aber mur billige Scherze waren. Sachlich und ernsthaft führte er zur Gewerbesteuerfrage aus, daß ein großer Teil der Ausgaben des Stadthaushaltes durch die Gewerbesteuer gedeckt werde und daß die jezt geplanten Gaze der Ertragsteuer und der Lohnsummensteuer nicht trag, bar seien. Zur Erleichterung der Gewerbesteuer solle man mehr die Ueberschüsse der städtischen Werte heranziehen, und im übrigen könne durch hinübernahme von Reserven, die noch aus der Gewerbesteuerveranlagung von 1926 verfügbar seien, der durch die Gewerbesteuer zu dedende Fehlbetrag verringert werden. Der Redner hält für möglich, die Gewerbesteuerzuschläge für 1927 feſt ummensteuer auf 750 Broz., während der Haushaltplan nach dem zusetzen bei der Ertragsteuer auf 375 Proz. und bei der LohnEntwurf des Magistrats die Zuschläge auf 500 Proz. zur Ertrag steuer und auf 1000 Proz. zur Lohnfummensteuer bemißt.
Nachher sprachen Vertreter des Handwerks( Handwerkstammer präsident Lubert), der Industrie, des Großhandels, des Einzelhandels. In fast allen Reden tehrte die Forderung wieder, die Stadt folle ihre Ausgaben möglichst einschränken und größere Sparsamteit üben.
Oberbürgermeister Bŏ B, der nach diesen Ausführungen zu einer Entgegnung das Wort nahm, stellte zunächst fest, daß die Stadt
schwere innere Berlegungen und den Bruch beider. Beine zugezogen hatte, liegt ziemlich hoffnungslos danieder. Die Schuld soll den afttraftwagenführer treffen, der auf der falschen Straßenseite fuhr. Die Untersuchung ist jedoch noch nicht abgeschlossen.
Vorzeitiges Ende einer Verlobungsfeier. Der Bräutigam als Fassadenkletterer entlarvt.
Gastwirtes im Norden Berlins Verlobung. Das Fest wurde Bor 14 Tagen feierte ein„ Raufmann" mit der Tochter eines ziemlich üppig gefeiert, u. a. wurden 40 Flaschen Seft ge= leert. Das Ende aber war eine so schwere Prügelei, daß die Polizei einschreiten mußte. Als fie tam, war der Bräuti gam plöglich spurlos verschwunden. Er ließ auch nichts mehr von sich hören. Das eregte Verdacht und die Kriminalpolizei sah sich näher nach ihm um; es ergab sich dann, daß er einen falschen Namen geführt hatte und in Wirklichkeit ein berüchtigter Verbrecher, ein jett 27 Jahre alter fletterers Willy Kaßner, der seinerzeit durch seinen Zusammenstoß Arbeiter" Paul Kaßner war, der Bruder jenes Fassadenmit dem schweizerischen Versicherungsdirektor im„ Kaiserhof" großes Aufsehen erregt hatte. Die Braut hatte von dem Borleben ihres Erwählten teine Ahnung gehabt, hob die Verlobung schleunigst auf und übergab den Kriminalbeamten auch ihr Verlobungs. geschent, eine wertvolle Brillantenbrosche. Wie dann festgestellt wurde, ftammte die kostbare Brosche aus einem Diebstahl in Wiesbaden . Dort stieg in der Nacht zum 17. März d. I. ein Fassadenfletterer in ein Sanatorium ein und stahl einer 72 Jahre alten Freifrau von Münchhausen u. a. eine goldene Brosche mit einem Rubin in der Mitte und je einem Brillanten an beiden Seiten. Die alte Dame, die erwacht war, erlitt einen so heftigen Schred, daß sie nach furzer Zeit am Herzschlag starb. Nachdem die Gastwirtstochter, der man ein Bild Raßners zeigte, hiernach ihren ehemaligen Bräutigam erkannt hatte, wußte man, daß er als Fassadenfletterer in Wiesbaden tätig gewesen war. Die Beamten suchten ihn eifrig, bis er bei einer Brügelei, in die er als berüch tigter Schläger in der Nähe des Stettiner Bahnhofes hineingeraten war, erwischt wurde. Die Brosche aber will er nicht gestohlen, sondern von einem Unbekannten cetauft haben. Ohne Zweifel hat er nicht bloß den Einbruch in Wiesbaden verübt, sondern in der gleichen Art wie dort, barfuß, auch in der Nacht zum 19. März und in der Nacht zum 13. April in Düsseldorf gearbeitet". In Frankfurt a. M. ftieg der Fassadenfletterer an Sandsteinverzie. rungen und dem Regenrohr in ein Hotel ein und stahl, während zwei Gäste, Mutter und Tochter, schliefen, aus deren Zimmern für 78 000 M. Schmucksachen. Für die Aufklärung und die Wiederbeschaffung der Beute sind in allen Fällen hohe Belohnungen ausgefeßt.
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Im Rahmen der Hans- Bredow - Schule beginnen zwei neue Bortragszyklen. Prof. Mag Kuttner behandelt das Thema„ Das geistige und seelische Band der westeuropäischen Bölter." Nach dem etwas vérworenen Einleitungsvortrag ist nicht flar zu erkennen, in welcher Richtung der Zyklus weisen wird. Ungefähr fann man zusammen. fassen: Wenn Westeuropa eine tulturelle Einheit vorstellt, so bestehen doch wiederum zwischen den einzelnen Völkern unüberbrückbare Gegensätze, die aus den Bolfscharakteren erwachsen. Kuttner erklärt, daß man sich bei der Behandlung dieser Fragen freimachen müsse von jeder politischen Hemmung. Aber er selbst führt hauptsächlich französische Gelehrte an, die sich während des Krieges abfällig über deutsches Wesen äußerten und vergißt die Herzensergießungen mancher deutschen Kollegen, die das gleiche taten. Friedrich Meinecke , den er oft zitiert, bedeutet in jeder Beziehung eine glänzende Ausnahme. Einfacher ist die Vortragsfolge„ Sokrates und feine Bedeutung für die Gegenwart". Den ersten Vortrag betitelt Dr. Hellmuth Faltenfeld Sofrates, der Mensch und er sieht in ihm den geistigen Befreier, der seinen Schülern nicht fertige Weisheiten übermittelt, sondern sie die Wahrheit suchen lehrt. Sokrates ist der Vater der kritischen Philosophie, der Vorkämpfer für Freiheit und Aufklärung und der größte Pädagoge der Antike. Erika Bodin, die neue Funtprinzessin, liest Märchen von Andersen und Grimm fehr zurückhaltend, aber bereits zu monoton. Gutes Niveau hält das Nachmittagskonzert der Kapelle Emil Roos, und am Abend spielt Bruno Seidler- Winkler Händel und Mar Reger. Sehr geschliffen arbeitet er jede Orchesterfigur heraus und Händels Concerto grosso tommt feiner Natur entgegen. Georg Kniestädt spielt mit großem technischen Können Biottis Violinkonzert in A- Moll. F. S.
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Berlin und die Berliner Wirtschaft sich miteinander verbunden fühlen. Nur wenn die Wirtschaft gedeiht, sei ein Gedeihen auch der Stadt zu erwarten. Sehr entschieden wandte er sich gegen den Gedanken, die Ausgaben für die Wohlfahrtspflege einzuschränken. Das wäre eine sehr verkehrte Politit, denn die Leiftungsfähigkeit der ganzen Bevölkerung hänge davon ab, daß die Berelendung der Massen nicht noch zunimmt. beste Dienst erwiesen, und unmüz seien die Ausgaben nicht, die auf Wirtschaft werde durch Aufwendungen für die Wohlfahrt der allerdiesem Gebiet die Stadtverwaltung macht. Das hier noch nicht genug getan worden sei, zeige die herrschende Not und die starke die Aufnahmebegehrenden nicht ausreichten. In Berlin sei in früheren Inanspruchnahme der städtischen Anstalten, die im letzten Winter für Jahren sehr vieles vernachlässigt worden, darum entstehen jetzt um so höhere Aufwendungen für die Nachholung des Nötigsten. Oberder Verwaltungsorganisation Berlins und fündigte bürgermeister Böß berührte auch die Frage einer Umgestaltung an, daß die Stadt in nicht ferner Zeit mit Vorschlägen an die Staats
regierung herantreten werde. Zur Steuerfrage führte er aus, daß die Benachteiligung durch den Finanzausgleich, bei dem die Finanzlage Berlins nicht genügend berücksichtigt worden ist, zur Erhöhung der Realsteuern zwingt. Eine stärfere Heranziehung der Werke dürfe nicht zu einer Erhöhung der Tarife führen, die doch auch die Wirtschaft belasten würde. Viel eher sei
übrigens von technischen Verbesserungen eine Steigerung der Werkerträge zu erwarten. Der Oberbürgermeister schloß mit der Versicherung, daß die Stadtverwaltung alles tun werde, die Berliner
Wirtschaft vor zu schwerer Belastung zu schüßen und sie wettbewerbs
fähig zu erhalten.
Stadttämmerer Lange ergänzte die Ausführungen des Oberbürgermeisters durch die Erklärung, man habe schon bei der Aufftellung des Magistratsentwurfs zum Haushaltsplan so viel ge part, daß angesichts der Abstriche von 77 Millionen Mart schwerlich noch etwas abzuftreichen sei. Auch er versprach möglichste Schonung der Wirtschaft, aber da die Möglichkeit eines Gemeindezuschlags zur Einkommensteuer heute fehlt, so bleibe als wichtigstes Mittel des Ausgleichs immer wieder die Gewerbesteuer.
Die Mississippi - Katastrophe.
Immer neue Dammbrüche.
New Orleans , 4. Mai. ( WTB.) In der Nähe von Milletens Bend ist ein neuer Dammbruch erfolgt, durch den weiteres Aderland überschwemmt wurde. Verschiedene Dörfer mußten geräumt werden. Die Zahl der Flüchtlinge, die in Baton Rouge eingetroffen sind, hat sich infolgedessen um 20 000 erhöht.
Nach dem letzten Dammbruch bei Dudport steht das ganze nordöstliche Louisiana unter Wasser. An zahlreichen anderen Stellen werden Dammbrüche als Folge des ungeheuren Druckes der Wassermassen befürchtet, so daß zahlreiche Flugzeuge zur Beobachtung und Hunderte von Booten zur Rettung der bedrohten Bevölkerung bereitgehalten werden. Man rechnet damit, daß die höchste Flutwelle des wird. Für diesen Zeitpunkt droht wiederum die Gefahr der Ueber: Mississippi ungefähr in einer Woche bei New Orleans ankommen schwemmung der Stadt. Es wird heute bereits erwogen, noch weitere Dammsprengungen vorzunehmen, um dem Wasser einen noch größeren Abfluß zu ermöglichen.
Auch Kanada wird vom Hochwasser heimgesucht. So find weite Teile der Stadt Brandon überschwemmt.
Die Rache des Schwiegervaters.
Ein seltener Fall von Anwendung des§ 218. Ein seltenes Bortommnis war Gegenstand der gestrigen Schwurgerichtsverhandlung des Landgerichts I . Es tam ein Fall zur Anflage wegen gewaltsamen Eingriffs nach§ 218, der wider Willen ausgeführt sein sollte, und für das Strafgesetzbuch nur Zuchthausstrafen vorsieht. Vor Gericht stand sich ein geschiedenes Ehepaar gegenüber, der Ehemann als Angeklagter und die Ehefrau als anflagende Zeugin. Die Anzeige war von dem inzwischen verstorbenen Vater der Zeugin brei Monate nach erfolgter Chefcheidung erstattet worden. Der Schwiegervater beschuldigt seinen Schwiegersohn, er habe seiner Frau die Leibesfrucht gegen ihren Willen abgetrieben. haben mag, blieb unverständlich. Er, ein ruhiger, gesezter, gesunder Was diese beiden so verschiedene Menschen zusammengeführt 28 jähriger Raufmann, fie eine zwei Jahre ältere, hübsche Frau mit energischen Gesichtszügen, aber schwer hysterisch und mit starker Neisich im Badeort fennen. Sie war damals Frau eines deutschnatiogung zu Streitfüchtigkeit und Lügenhaftigkeit. Die beiden lernten nalen Parteisekretärs, der dermaßen in seiner Politit aufging, daß er für seine Frau wenig Zeit übrig hatte. Sie fühlte sich vernachlässigt, fand an dem„, süßen Jungen" Gefallen und schenkte ihm zur nächt lichen Zeit einen Auß. Diese Ehewidrigkeit führte zur Ehescheidung; ihren fleinen Jungen burfte sie behalten. Zwar merkte der junge Raufmann sehr bald, daß diese zu frankhaften Uebertreibungen neigende Frau nicht zu ihm passe, aber es fam trotzdem zur Hoch zeit. Schon in der ersten Hochzeitsnacht gab es Krach" und so blieb es auch in der Ehe. Dann wurde die Frau schwanger. Nun behauptet der Mann vor Gericht, daß die Frau eines Tages leichenblaß von der Schwester nach Hause gekommen sei, sich zu Bett gelegt und am nächsten Tage später Blutungen befkommen habe. Einen Arzt zu holen, habe sie ihm verboten. Als er schließlich doch einen besorgte, ftellte dieser feft, daß eine Stunde Verspätung das Verbluten der Frau bedeutet hätte. Es handelte sich um eine Fehlgeburt; die Frau fam 2 Monate danach ins Krankenhaus und hat sich bis heute nocy nicht erholt. Sie behauptet dagegen, daß der Mann auf eine Abtreibung gedrungen habe: er wolle teine Kinder haben. Er habe ihr eines Lages Pulver angeblich wegen Kopfschmerzen gegeben, wonach die Blutungen entstanden seien. Einen Arzt zu holen, habe er fidy gefträubt: er wolle nicht ins Zuchthaus, habe er gesagt. Die Eltern des Kaufmanns bestätigten jedoch als Zeugen, daß die Frau es ge= wesen sei, die einen Arzt zu holen verboten habe; auch habe sie schon früher gesagt, fie dürfe keine Kinder haben. Es ergab sich, daß die frühere Frau H. und deren Schwester Abtreibungen bei daß die Schwester von der Ra che des Schwiegervaters gefich früher einmal vorgenommen hatten. Ein Zeuge tonnte aussagen, sprochen habe. Das Gericht sprach den Angeklagten frei. Die hyfterische und verlogene Frau konnte nicht als glaubwürdige Zeugin gelten.
Wo hat er die gefälschten Stempel her?
Die weiteren Feststellungen über andere angebliche Betrüge reien des verhafteten aufmanns Lefkowity alias ,, v. Schenk", der das Reichswehrministerium um 75 000 m. betrügen wollte, haben bisher noch nichts Positives ergeben. Es hat beinahe den Anschein, als ob es der erste groß angelegte und wohlvorbereitete Betrugsversuch war, den Leftowsky nach der Berbüßung einer längeren Strafe verüben wollte. Daß er nicht
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