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erkennen heißt auch die Tattit der Partet anders einstellen, als sie es in den letzten acht Jahren sein mußte.

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Der Bürgerblock ist gesund."

Sagt die Germania  ".

Es ist unerfindlich, wie die Partet nach den von ihr abgegebenen Erklärungen sich auf eine sogenannte mittlere 2inie, welche die Gläubiger mit 75 Proz. bis 97% Proz. ihrer Forderungen ent­eignet, zurüdziehen und auf Grund dieser mittleren Linie in die Regierung eintreten und für das Aufwertungsgesetz stimmen konnte.

Das Steigen der Getreidepreise.

Amerika   soll schuld sein.

Freilich sind auch hier seit der Vorkriegszeit wichtige Veränderungen eingetreten, die nicht unbeachtet bleiben dür- Ueber Schwierigkeiten im Regierungslager hat die fen. Die politische Erweckung neuer Volksschichten durch Linkspresse in der lezten Zeit manches zu erzählen gewußt. Kriegserlebnisse und Nachkriegsnöte hat in den meisten Die ,, Germania  " fühlt sich infolgedessen bemüßigt, zu erklären, Es ist endlich unerfindlich, wie die Partei nach jenen urkund­bürgerlichen Parteien sozial eingestellte daß an den Krisenredereien" nichts sei. Insbesondere lichen Erklärungen jetzt diejenigen Persönlichkeiten Flügelgruppen geschaffen. Bei einzelnen in der par- wendet sie sich gegen ein Gerücht, das wissen will, die Deutsch  - angreifen tann, welche für die Opfer der soge­lamentarischen Vertretung selbst, bei allen vielleicht außer der nationalen hätten schon unter der Hand mit ihren Freunden inannten Aufwertungsgefeßgebung eintreten. Wirtschaftspartei in der Anhängerschaft. Forderungen, die vom Zentrum über die Nachfolgerschaft Strese= Graf Pojadowsky hat selbst früher der deutschnationalen bislang als fozialistisch galten, stellen jetzt nicht nur Anhänger manns beratschlagt. Dazu sagt die ,, Germania  ":" Davon Partei angehört, des Zentrums, sondern auch der Demokraten, der Bayerischen ist uns nichts bekannt. Wir haben Grund, an der Richtigkeit Bolkspartei, ja der Deutschnationalen   und im Programm der dieser Behauptung zu zweifeln." Wir lassen es dahingestellt, Nationalsozialisten wimmelt es von halb- und unverstandenen ob die Behauptung, die mir nicht aufgestellt haben, richtig ist marristischen Erkenntnissen. Diese Entwicklung aber ist ein oder nicht. Eine unbedingte Beruhigung vermag aber die Attivum für unsere Opposition, genau so wie Germania  " nicht zu geben, denn das bisweilen zwischen der innere Verfall der Kommunisten. Indem wir die krassen den Deutschnationalen und ihren Freunden vom Zentrum Schäden des kapitalistischen   Systems wieder vor allem anderen Besprechungen stattfinden, von denen die Germania  " nichts geißeln, unsere prinzipiellen sozialistischen   Forderungen scharf erfährt, dafür hat ja gerade die Entstehungsgeschichte des in den Vordergrund stellen, bringen wir diese Parteien selbst Bürgerblocks den besten Beweis geliefert. in eine schwierige Situation gegenüber ihren erwachenden Die Germania  " beruhigt sich damit, daß die Politik der proletarischen Schichten und steigern unsere Anziehungskraft Regierung doch durch die berühmten Richtlinien" gebunden auf diese Schichten durch unsere Opposition. Der Wirth- sei und meint etwas orakelhaft: Wenn demnächst das Re= Flügel im Zentrum, die Jungdemokraten und der gärende publitschußgesetz zur Debatte steht, wird sich zeigen, Moft unter den Anhängern der Deutschnationalen  , Angestellte, ob die Regierung im Sinne der Richtlinien diese Frage ent­Unterbeamte, christliche und Heimarbeiter, sind in diesem scheiden wird." Ganz gleich, wie diese Entscheidung ausfällt, Sinne zwar nicht start genug, ihre Partei in antikapitalistischer die Germania  " wird nachher schon beweisen" müssen, daß Opposition mit uns zusammenzuführen, aber sie müssen zer- fie ganz im Sinne der Richtlinien gefallen fei. Wie wär's ſeßend auf die eigenen politischen Gruppen wirken und Re- zum Beispiel, wenn man Wilhelm II.   die Erlaubnis zur frutierungsgebiet für den Sozialismus werden, wenn unser Rückkehr mit der Begründung erteilen würde, daß nach den Kampf gegen den Kapitalismus die alte Lebendigkeit und Richtlinien die Symbole der Vergangenheit zu ehren seien? Energie erreicht. Die Germania" meint schließlich, das Weiterbestehen Mir scheint also die Taktik der nächsten Jahre eine des Bürgerblocks liege im Interesse der Republik   und des fräftige sozialistische Opposition im Reiche Parlamentarismus, der nicht durch immer neue Krisen zu fordern, wobei ich jedoch nicht so weit gehe, Koalitionen diskreditiert werden dürfe. Dazu ist zu sagen, daß bei der auf jeden Fall und unter allen Umständen zu verwerfen. Mehrheit des deutschen   Volkes der Parlamentarismus nur Denn einen Vorteil werden uns solche Koalitionen auf alle an Ansehen gewinnen kann, wenn es ihm gelingt, Deutsch­Fälle bringen, nämlich die Ausbildung, Schulung land sehr rasch wieder von der Bürgerblockherrschaft zu be­und Uebung von Kräften, die wir notwendig ge- freien. Danach wird man ja doch das Volk befragen brauchen, wenn eines Tages die ausschlaggebende Macht wie müffen, ob es vom Bürgerblod regiert werden will oder nicht. in Wien   in unsere Hände fällt. Manches Versagen in den Allerdings find wir da der Meinung, daß die Antwort desto entscheidenden Monaten der Jahre 1918 und 1919 war- unzweideutiger ausfallen wird, je länger das Volk Gelegen­gefstehen wir es uns ruhig ein zurückzuführen auf die heit haben wird, die Segnungen des neuen Systems fennen­fehlende Eignung und Vorbereitung der Persönlichkeiten in zulernen. Und von diesem Standpunkt aus haben wir fein den eigenen Reihen für die neuen Aufgaben. Es rächte sich vordringliches Interesse, das zärtliche Zusammensein des auch an uns der Umstand, daß das Kaiserreich die Arbeiter- Reichszentrums mit den Deutschnationalen zu stören. schaft von allen staatlichen Aufgaben und wirtschaftlichen Posadowsky gegen die Deutschnationalen. Die günstigen Saatenstandsberichte in Deutschland   die

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Führerposten mit Fleiß ferngehalten hatte und wir gar

manchen guten Mann an Posten stellen mußten, die er nicht von ferne beherrschte. Wer eine durchgreifende Aenderung eines politischen und wirtschaftlichen Organismus praktisch durchführen will, muß ihn vorher genau fennen, übersehen und beherrschen. Wir waren im alten Staat muſtergültig in Agitation und politischer Organisation, für die praktischen Aufgaben, die uns in den entscheidenden Tagen erwarteten, fehlte jede Borbereitung, und wenn sich auch eine Reihe tüch­tiger Genossen an diesen neuen Aufgaben bewährten, so daß felbst der Gegner ihm die Anerkennung nicht verjagen konnte, fo fehlte doch das große Herr der geeigneten Führer, die das Staatsschiff in neue Bahnen lenken, die Wirt schaft ohne tödliche Erschütterungen entscheidend umformen jollten. Es fehlten die überragenden und zugleich fach fundigen Kräfte, die hier bahnbrechend vorangehen konnten. Jede Sache will gelernt sein und die Schulung einer größeren Zahl unserer Anhänger in hohen und einfachen Stellunger von Staat und Wirtschaft durch Besetzung von Aemtern bei Roalitionen in Reich, Staat und Kommunen besigt auch in dieser Hinsicht einen nicht zu unterschäzenden Wert.

Licht und Schatten richtig zu erkennen ist auch in diesem Betracht für den Parteitag wichtig und ich. glaube die Er­fahrungen der letzten acht Jahre werden es uns erleichtern, den rechten Weg zu finden.

Adolf Dietrich  .

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,, Vor der Wahl las man's anders!"

Zu unseren Ausführungen in Nr. 208 vom 4. Mai erklären die, die es angeht, daß die Getreidezölle im Laufe dieses Wirt schaftsjahres, also seit Bildung der jetzigen Regierung, eine Ver­änderung nicht erfahren hätten. Die Preisentwicklung habe ihren ursprung nicht vom Inlande, sondern von den amerikanischen  Märkten her genommen. Den Anstoß dazu hätten die steigenden Forderungen der Ueberseegebiete auf dem Weizenmarkt gegeben. Forderungen der Ueberfeegebiete auf dem Weizenmarkt gegeben. Der Roggen sei nur langsam und zögernd gefolgt. Der Abstand zwischen Roggen und Weizen habe sich in dieser Zeit sogar von zwischen Roggen und Weizen habe sich in dieser Zeit sogar von 10 auf 27 Mart für die Tonne vergrößert. Die gewaltigen Ueber­schwemmungen in Amerika   im Zusammenhang mit einer Reihe von anderen ungünstigen Erntemeldungen hätten die dortige Spefu lation veranlaßt, die Preise kurz vor dem Ende des Wirtschafts­jahres noch einmal möglichst in die Höhe zu treiben, um die noch vorhandenen Restbestände so teuer zu verkaufen, wie es nur geht. vorhandenen Restbestände so teuer zu verkaufen, wie es nur geht. Europa  , das einen erheblichen Einfuhrbedarf an überseeischem Weizen habe und wegen der vorsichtigen Eindedung nur über geringe Beizenvorräte verfüge, habe mit England an der Spize wohl oder übel die ihm angebotenen Verladungen zu den bittierten Preisen abnehmen müssen.( Bobei man sich nicht scheute, die Die Hauptabnehmer seien England, Frankreich   und die östlichen Länder. Dazu komme, daß Polen   viel Getreide einführen muß, nachdem es zur Stützung seiner Währung im Anfang des Wirt­fchaftsjahres weit über feinen eigenen Ueberschuß hinaus Getreide ausgeführt hatte. Hierdurch werde naturgemäß neben dem Weizen­auch der Roggenpreis in Mitleidenschaft gezogen.

vom Rechtsblock diftierten Zölle unverändert zu lassen. D. Red.)

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Gegenüber dieser Entwicklung, die von den internationalen Weizenmärkten herkomme und von Ausfuhrländern naturgemäß weiterhin genährt und ausgenutzt werde, müßten Maßnahment eines einzelnen Landes, wie etwa Deutschland  , wirkungslos bleiben.(!) Erfreulicherweise, so schließt die Erwiderung, laffen berechtigte Hoffnung zu, daß mit dem Herannahen der diesjährigen Ernte von selbst eine Beruhigung auf den deutschen   Getreidemärkten eintreten werde. Schon heute lägen die Septembernotierungen für Weizen wie für Roggen um etwa 40 Mart die Tonne unter den iezigen Notierungen.

In Halle- Merseburg, und wahrscheinlich nicht nur dort, haben die Deutschnationalen ein Flugblatt verbreitet, in dem fie behaupten, niemals so weitgehende Versprechungen über die Aufwertung gemacht zu haben, wie sie ihnen jetzt in den Mund gelegt werden. Das war dem alten Graf Posa­dowsky, dem kaiserlichen Staatssekretär für Sozialpolitik, Der Attentatsplan gegen Severing. zuviel. In dem Deutschen Tageblatt" veröffentlicht er einen Verfahren gegen Wulle, Kube und Ahlemann eingestellt. Artikel, in dem er die wichtigsten deutschnationalen Erklärun- Verfahren gegen Wulle, Kube und Ahlemann eingestellt. gen über die Aufwertung zusammenstellt. An die Spize stellt er eine Erklärung Her gts vor den Dezembermahlen 1924, in der es heißt:

Sobald die Deutschnationalen an der Regierung find, wird innerhalb 24 Stunden ein Aufwertungsgesetz vorgelegt, welches 100 Pro 3. Aufwertung bringt.

Graf Pojadowsky läßt dann eine Reihe ähnlicher Kund­gebungen folgen, um schließlich zu dem Ergebnis zu kommen: Es ist unerfindlich, wie gegenüber diesen urtundlichen Erklärungen der Deutschnationalen   Partei in dem Flugblatt der Partei im Wahlkreise Halle- Merseburg erklärt werden kann, die Partei habe niemals so weitgehende Erklärungen zugunsten der Auf­wertung abgegeben, wie ihr jetzt von den Enteigneten in den Mund gelegt würde.

vermag. Mensch und Tier, Wald und See sind von innen heraus erlebt, als fühlende Teile der Welt mit ihrem besonderen Leben, nicht hochmütig als Objekte einer kunstvollen Darstellung von außen her gemalt.

In der Galerie Neumann- Nierendorf am Magde­Aber diese Einfühlung in jedes Ding, das wie vor der Natur burger Plaz sieht man zwei Säle voll sehr schlichter und sehr mert geschildert, bis in die geringste Einzelheit und zugleich so einheitlich würdiger Bilder. Sie stammen von einem einfachen Holzfäller, empfunden, daß man unbedingt auf Entstehung aus der inneren Adolf Dietrich  , der in Berlingen   auf der Schweizer   Seite des Borstellung schließen muß, auf ein Malen aus dem Gedächtnis, diese Untersees( Bodensee  ) ein kleines Haus mit Aeckerchen und Garten befizt und den Nachbaren Tagelöhnerdienste verrichtet, meist Holz- vollen Bau des Bildes. Vielleicht ist die nachtwandlerische Sicher­Bollkommenheit der Anschauung verhindert durchaus nicht den kunst­fällerarbeiten. So etwa sieht er auch aus, wie er sich selbst gemalt heit im Komponieren das Erstaunlichste an der Kunst dieses Self­hat; ein fluges und wohlwollendes, aber durchaus nicht ungewöhn- mademalers. Wie Dietrich die Tiere bewegt, wie er die Tiere in den liches Geficht aus alemannischem Bauerngeschlecht. Vor etwa Bildraum und in die Landschaft hineinfegt, wie er die Linien von 15 Jahren hat er, der nie aus seinem Dörfchen herauskam, an dem Bergen, Ufern, Häusern führt und die Maffen mit pikanten Farben­Beispiel eines nach Berlingen   verschlagenen Landschafters entdeckt, fontrasten gegeneinander absetzt, wie er den Menschen in lebens­daß man die geliebte Natur auf einer Bildfläche auffangen könne. vollen Berkürzungen zeigt, oder das wimmelnde Durcheinander einer Und seitdem malt er, völlig für sich, ohne alle Lehre und Anweisung, Tierschar glaubhaft macht: das ist eines Meisters würdig. Hier er­selbst ohne Anregungen durch Bilder, wenn man von gelegentlichen fennt man unabweisbar, daß solche Kunst eine Sache angeborenen Kunstzeitschriften abfieht, aber mit einer angeborenen und immer Inftinftes ist und nicht gelernt werden kann. fich fortentwickelnden Meisterschaft.

Denn das ist das Außergewöhnliche und Erquickliche an diesem dörflichen Autodidakten, daß seine Bilder von Anfang an nichts von Kuriosität oder Laienunart an sich hatten, sondern still und mit Selbstverständlicher Einfalt die Natur im Kunstwerf widerspiegelten. Gleich erstaunlich ist seine Genauigkeit und Klarheit in der Wieder­gabe der geringsten Kleinigkeiten bis zum Miniaturhaften, wie die Wahrheit, Tiefe und Süßigkeit seiner Naturempfindung. Die Schärfe in der Durchbildung kleinster Teile, sehr ferner oder sehr nahe gesehener Gegenstände, beeinträchtigt nicht die bildliche Gesamt­wirkung, die räumliche Einheit, die Naturwahrheit in seinen Bildern. Ob er die weite Fläche des Bodensees mit dem Silberglanz der meilenfernen Alpen malt oder lebensgroße Meerschweinchen und Blumenrabatten in unmittelbarer Greifweite: man spürt nicht nur die Echtheit in Wiedergabe der Oberfläche, man fühlt die spezifische Weichheit von Federn oder Fell, sondern immer ist auch das Ganze der Erscheinung in seiner Beziehung zum Raume da, und es ist vor allem das Lebendige selber da, die Seele in den Dingen. Eine solche Universalität von Form und Empfindung ist felten geworden. Die Impressionisten malten nur das Licht um die Dinge, die Kubisten fümmerten sich lediglich um Bildformen, die Aus­druckstünstler um das innere Wesen des Kosmos, und alle ver­nachlässigten die Nahform. Die Gegenwart( die Beristen usw.) ging wieder zum Extrem über und sah nur die plastische Oberfläche und das Erafte der Umrisse, aber sie verlor darüber den Zusammen­hang des Räumlichen oder die Atmosphäre und in jedem Fall das Wesenhaft- Lebendige, fie erstarrte in bloßer Greifbarkeit. Dietrichs Genauigkeit hat auf den ersten Anblick viel Aehnlichkeit mit dieser sogenannten Neuen Sachlichkeit" und: aber so wie sie lange vor ihr da war und vollkommen unabhängig entstand, besaß seine Kunst auch von Anfang an das alles umfassende. Das gilt nicht nur von den Gegenständen, die Landschaft jeder Art und jeder Jahreszeit entfalten( besonders herrlich und wahr die kühle Weiße des Winters), Tiere und Bögel bodenständiger Art, das menschliche Heim und den Dorfgarten, wie Bildnis und Kinderfigur, voll anheimelnder Wärme, das gilt vor allem von der Auffassung, die in jedem Ding den Atem lebendiger Schöpfung spürt und restlos wieder zu bilden

Eine feine und verständnisvolle Würdigung hat ihm Margot Rieß geschrieben und mit 32 Abbildungen in der Jugend­bücherei der Neuen Gesellschaft in Berlin   erscheinen laffen. Dr. Paul F. Schmidt.

Rezept zum Verführen.

Eine amüsante Komödie im blizsauber hergerichteten Zentral­Theater: Die Wette" von Carl Sloboda. Erwartungs­froh und erwartungsbang angekündigt erscheint im ersten Aft Dr. Abel, ein moderner Don Juan  , ein Weltenbummler, Genie im Nichtstun und Verführen. Er plagt in eine durchaus solide Familie. Frau Cella, der Ehefrau mit handfesten Grundsägen, wird er be­stimmt nichts anhaben können. Sie freut sich darauf, den Herzens­inider gründlich abzuführen und als Aufschneider zu entlarven. Unter großer Spannung der Beteiligten schließt sie mit ihm die Wette ab, daß es ihm nicht gelingen wird, fie innerhalb 24 Stunden herumzufriegen. Aha, denkt der gewigte Theaterkritiker leicht ge­ödet, jetzt weißt du bereits, was sich in den anderen beiden Aften begeben wird. Aber es fommt ganz anders. Es ist ein Abend voller freundlicher Ueberraschungen. Don Abel hat seine Wette gewonnen im selben Augenblick, wo er zu verabredeter Nachtzeit ins Boudoir der standfesten Frau Cella tritt. Sein schlechter Ruf bürgt dafür, daß fein Mensch glauben wird, sie sei ihrem Mann treu geblieben. Es gibt keine Beweise für eheliche Treue, es gibt nur Beweise für die Untreue. Ueberraschend kluge Gedanken bekommen wir vom Autor zu hören, in geschliffenem Dialog mit leichter Hand hin­geworfen. Sloboda fetzt in Strindbergsche Charakterzeichnungen lustige und optimistische Tupfen. Da auch in Julian, dem Gatten der Frau Cella, das unverbrüchliche Vertrauen in seine Frau wanit, fo bringt der zweite Aft eine hochdramatische, fast tragische Wendung. Julian fuchtelt dem Don Juan   mit dem Revolver vor der Nale herum, bevor noch das geringste geschehen ist. Solche Situationen find dem Dr. Abel natürlich nicht ungewohnt. Er meistert fie mit einer Geschicklichkeit, die für sämtliche bürgerlichen Ehen ein Schrecktnis

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Nach einer offiziellen Mitteilung an den Rechtsbeistand des Ab­geordneten Wulle und Kube, sowie des Oberstleutnant a. D. Ahle­mann ist nunmehr das auf Grund der Angaben Gruette- Lehders gegen die drei genannten Bölkischen eingeleitete Verfahren wegen angeblicher Aufforderung zum Morde( Attentat auf Severing) endgültig eingestellt worden. Gruette- Lehder soll, wie ver­lautet in die Jrrenabteilung des Untersuchungsgefängnisses überge­führt worden sein, da er den Versuch gemacht haben soll, das Mobiliar seiner Zelle in Brand zu setzen.

Anhalt gegen ein Konkordat. Im Anhaltischen Landtag gab namens der Staatsregierung Minister Dr. Weber die Erklärung ab, daß Anhalt seinen Vertreter im Reichsrat beauftragen werde, gegen den Abschluß eines Kontorbats zu stimmen.

bedeuten fönnten. Die Gefahr für sein Leben wendet sich in dem Augenblick, in dem er die Wette gewinnt. Er scheidet in bester Freundschaft von zwei Gatten, denen er eben Hörner aufgesetzt hat: ein Abend freundlicher Ueberraschungen.

Den Genießer gibt Leopold hainisch routiniert, leicht blafiert, mit verführerisch dunklem Klang der Stimme, elegischem Blick und elegischen Bewegungen. Seine Partnerin Olga Lim­ burg   ist ebenso bühnensicher. In die belanglofesten Säge weiß sie gedacht hat. In den lustigen Situationen weiß sie die Zuhörer eine Bedeutung zu legen, an die vielleicht nicht einmal der Autor ebenso zu feffeln wie in den tragischen, was man leider von den übrigen Darstellern nicht behaupten kann. Der Beifall des Publi­fums wuchs sich zu regelrechten Ovationen aus. Dgr.

Morris Gest, der amerikanische   Impresario, der das Reinhardt­Vollmöllersche ,, Miratel", das in Amerita als ein Hauptwerk deut­hat sich nun entschlossen, auch Filme herzustellen. Und wie alle scher Kunst angefehen wird, nach den Vereinigten Staaten   brachte, Menschen, die fich plöglich einer Sache zuwenden, von der fie lange Beit nichts wissen wollten, ist er jetzt von lebhaftem Eifer für seinen einander, daß er fünftig seine Zeit und Kraft zur Hälfte dent neuen Plan gepackt. Vor geladenen Pressevertretern setzte er aus­Theater, zur anderen Hälfte dem Film widmen wolle. Der Film sei die internationalste Kunst, da er von Darstellern aus der ganzen Welt gleichzeitig geschaffen werde und wieder zu Menschen aus aller Welt spräche. Morris Gest erhofft von wirklich künstlerischen Filmen eine Welt- und Menschenverbrüderung. Er glaubt auch, daß man die Kinos mehr noch als bisher in den Dienst guter Musik stellen foll. Konzerte großer Musiker sind vielen unerschwinglich. Gest propagiert daher die in Amerita bereits zum großen Teil verwirk­lichte Idee, in Kinos, die viele Tausende Besucher fassen, vor Beginn des Times oder in den Zwischenaften große Künstler musizieren zu lassen, so daß der Kinobesucher gewissermaßen eine Viertelstunde hochwertiger Mufik gratis bekommt. leber seine fünftige Zu­sammenarbeit mit Reinhardt, die gerade uns Berliner   besonders interessiert, wollte Gest jetzt noch nichts sagen: Er versprach näheres darüber erst in vier Wochen, wenn er aus Rußland   zurückkommt.

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Die größte Meerestiefe enfdedt. Die Marineleitung teilt mit: Auf dem Wege von Macassar  ( Celebes  ) nach Nagajati   hat Kreuzer Emden", wie er foeben funtentelegraphisch meldet, bei Nachprüfung des Planettiefs eine Tiefe von 10 430 Meter gelotet. Er hat damit die größte bisher betannte Meerestiefe ent deckt. Bisher galt als größte Tiefe der Weltmeere eine Stelle im Planettief von 9788 meter.

Piscator baut ein Theater. Wie uns Herr Biscator mitteilt, wurden heute Verhandlungen abgeschlossen, die den Bau eines Theaters sicherstellen, dessen Leitung Biscator übernimmt. Für die Spielzeit 1927/28 ist die Pachtung eines Theaters vorgesehen. Berhandlungen hierüber stehen vor dem Abschluß.

Monaten Mai und Juni Borträge über das System Jutta Klamt G. 3. Fischer- Klamt wird an jedem Freitag, abends 8 Uhr, in den ( Gymnaſtif und fünstlerischer Tanz) balten. Die Abende finden in der Kunstausstellung Der Sturm, Potsdamer Straße   134a, statt. An die Vorträge schließen sich jedesmal prattische Vorführungen des Seminars und Zanze der Tanzgruppe an.