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Bajuvarische Würdelosigkeit.

Finanzminister Kransneck auf der Geldsuche in Amerika  .

Bayern   braucht Geld. Zu diesem Zweck versucht es seit länge rer Zeit, eine größere Anleihe in den Bereinigten Staaten ab­zuschließen. Während aber bei den meisten Anleiheabschlüssen die amerikanischen   Geldgeber sich mit ihren Gläubigern in deren eige­nen Ländern verständigen, bestanden sie in diesem Falle darauf, daß der bayerische   Finanzminister Krausned persönlich nach Ame­ rika   komme, um die Einzelheiten dieses Anleihegeschäftes dort fest zulegen. Wie nun aus New York   gemeldet wird, war Krausned am Donnerstag Gaft amerikanischer Bankiers und hielt dabei eine Rede, in der er sich in geradezu widerwärtiger Weise feinen geld spendenden Gastgebern anbieberte. Zunächst scheute er sich nicht, die deutsche   Reichsverfassung au fritisieren, indem er die amerikanische   Berfassung wegen ihres angeblich föde­ralistischen Charakters als Muster pries, von dem Deutschland  lernen könnte. Dabei hat sich gerade Amerika   in Washington   eine Zentralgewalt geschaffen, die so ausgeprägt und beinahe diktatorisch ist, daß daneben die Weimarer Verfassung   unvergleichlich födera­listischer anmutet als die amerikanische. Der Herr Krausned, Mit glied der Bayerischen Bolkspartei, hätte nur die Amerikaner fragen sollen, was sie z. B. dazu sagen würden, wenn einer der amerika­nijchen Staaten von Leuten regiert sein würde, die offen monar chistischen Tendenzen huldigten und die republikanische Staatsform fritisierten, wie es in Bayern   fortwährend sogar durch amtierende Minister geschieht. Man würde ihn dort einfach aus gelacht haben, weil so etwas in einem modernen Kulturstaat einfach undenkbar und eben nur in Bayern   möglich ist. lleber­haupt nehmen wir an, daß Herr Krausneck sich in Amerika   wohl gehütet hat, Propaganda für die Wittelsbacher zu machen, weil das ihm und seinen Anleiheplänen sehr schlecht bekommen wäre. Darüber hinaus lobte Krausned den Dames Plan in einer Weise, die den fühnsten Berteidigern des Sachverständigengut­achtens in Deutschland   wiberwärtig erscheinen wird. Er sprach von einer sorgfältig und bis ins legte Detail durchdachten Maschinerie", die für alle 3eiten eine glorreiche Seite in der Geschichte des wirtschaftlichen Aufbaues" darstelle. Nun bedeutet zweifellos der Dawes Blan einen beträchtlichen Fort­schritt gegenüber den ersten finnlosen Reparationsforderungen der Entente. Das war auch der Grund, weshalb die Linksparteien unter Führung der Sozialdemokratie fich für die Annahme der Dawes- Geseze im Sommer 1924 einsetzten. Ein solches Loblied auf das Werk der Sachverständigen ist aber auf deutscher Seite niemals angestimmt worden. Dies blieb dem Minister einer Koalition von Bayerischen   Volksparteilern und Deuticnatio. nalen vorbehalten. Die Art, wie Minister Krausned sich aus Anlaß seiner Anleihereise bei den Vertretern des amerikanischen  Finanztapitals einzuschmeicheln versucht, ist ebenso plump wie

mürbelos.

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Jetzt wissen wir wenigstens, wie die uns so oft von banerischer Seite empfohlene nationale Würde in der Braris aussieht.

Noch ein Reiniger"! Wieder eine geborstene deutschnationale Säule. Es ist doch wahrlich fein Staat zu machen mit diesen deutsch­nationalen Ehrenmännern. War da in Nordhausen   ein William Neuert als Direktor des deutschnationalen Blattes. Tagtäglich rühmte er sich seiner weißen Weste, die rein geblieben sei in dieser Zeit der allgemeinen Rorruption in der Republik  .

In dem Kampf gegen den Landrat, Genossen Knodt, stand er an der Spize und es verging fein Tag, an dem das von ihm geleitete Blatt nicht die Beseitigung des sozialdemokratischen Land­rates forderte, weil er eine Quelle der Korruption" sei.

Daß das Gerichtsverfahren gegen den Genossen Knodt ein­geleitet wurde, ist nicht zum letzten auf die Hetze dieses Direktors Neuert zurüdzuführen. Genosse Knodt wurde aber frei= aber frei gesprochen. Nichts von den deutschnationalen Behauptungen wurde erwiesen.

Neuer Hakenkreuzterror.

17 Nationalsozialisten- 4 Kommunisten verhaftet.

Am Kurfürstendamm   zwischen der Bleibtreu und Uhlandstraße tam es gestern abend gegen 10 Uhr zwischen National. sozialisten und Kommunisten zu einer Schlägerei, bei der auch gänzlich unbeteiligte Paffanten angegriffen wurden. Bei Redakitonsschluß war näheres über den Umfang des Zufammen stoßes nicht zu erfahren. Insgesamt wurden 21 Personen, davon 17 Nationalsozialisten und 4 Kommunisten von der Polizei verhaftet und der Abteilung Ia im Polizeipräsidium zugeführt. Es wurden wieder zahlreiche Waffen, Steine(!) usw. vorgefunden und beschlag­nahmt. Einige Bersonen sollen erhebliche Berlegungen davonge. tragen haben.

Es find auch Schüsse gefallen, vermutlich von beiden Seiten. Eine Person soll verlegt sein.

Aber das Blatt hat sich sehr gewendet. Bor einigen Tagen hat der Staatsanwalt in Nordhausen   gegen den deutschnatio­nalen Reiniger des öffentlichen Lebens einen Haftbefehl er lassen, weil Herr Neuert sich hartnäckig seiner Ladung entzieht. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß Neuert ein ganz gewöhn Eicher Betrüger ift. Armen Frauen fpiegelte er hohen Zins genuß vor und brachte ihre Spargroshen an fich, um sie zu vergeuden. Warenlieferungen versilberte er sofort nach Erhalt wieder, ohne daß sie in fein Eigentum übergegangen waren. Und in vielen Fällen so fort ging er weiter auf Schwindlers Begen.

Während sich seine Stahlhelmkameraden zum Marsch auf Berlin  in Bewegung sezen, wird ihr Ehrenmitglied Neuert durch die Polizei in Marsch Richtung Gefängnis gefezt. Derselbe Mensch, der nicht genug Schmutz auf die Sozialdemokratie werfen konnte, steht heute als Betrüger an einer ganzen Reihe armer Leute da. Doch die Deutschnationalen fönnen sich trösten, er ist ja nur einer in der Galerie solcher nationaler Ehrenmänner.

Tenholt wird strafversetzt.

Mildes Urteil gegen den Schuhherrn des Raub­mörders Schröder.

Magdeburg  . 6. Mai.  ( WTB.) In dem Disziplinarverfahren gegen den Magdeburger   Kriminalfommissar Tenholt wurde heute abend nach dreitägiger Berhandlung das Urteil verfündet. Es lautet auf Bersehung in ein anderes Amt unter Erstattung der Umzugsfoften. Dieser Spruch erfolgt wegen einiger dienst licher Unterlaffungen Tenholts im Laufe der von ihm ge­führten friminalpolizeilichen Untersuchung. Der Hauptpunft der Antlage, daß Tenholt sich angeblich von antisemitischen Motiven habe leiten laffen, wurde fallengelaffen.

Bie erinnerlich, ift Landgerichtsdirektor Bewersdorff seiner­zeit wegen der in Berbindung mit dem Magdeburger   Eberi- Prozeß gemachten Aeußerungen von der Disziplinarkammer am Oberlandes­gericht Naumburg zu einem Verweis verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hatten sowohl Landgerichtsdirektor Bewersdorff als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Am Mittwoch hat nun der große Disziplinarsenat am Rammergericht beide Be­rufungen verworfen. Ebenso bleibt es bei dem Diszipli= narurteil gegen den Landgerichtsrat Schulze.

Für Sacco- Vanzetti.

Löbe bittet Coolidge   um ihre Begnadigung. Wie wir erfahren, hat Reichstagspräsident Genoffe Paul Cobe telegraphisch und schriftlich den Präsidenten der Bereinigten Staaten gebeten, die zum Tode verurteilten Italiener Sacco und Banzetti vor der Hinrichtung zu bewahren.

Völkerbundversammlung am 5. September.

Durch Stresemann einberufen.

Genf  , 6. Mai.  ( WTB.) Reichsaußenminister Dr. Streses mann hat in feiner Eigenschaft als Präsident des Völkerbundss rates die achte ordentliche Völkerbundsversammlung auf den 5. September einberufen. Die Tagesordnung umfaßt 25 Bunfte und enthält außer der Neuwahl von den ausscheidenden drei nichtständigen Ratsmitgliedern( Tschechoslowakei  , Salvador und Belgien  ) eine von England im vorigen Jahr angeregte grundsätz liche Aussprache darüber, welche Fragen in das Tätigkeitsgebiet des Völkerbundes gehören sollen und welche nicht.

Der Teplitzer Parteitag.

Stampfers Begrüßungsrede.

Teplitz- Schönau  , 6. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Heute abend wurde der Parteitag der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiter. Bartei, Dr. Ludwig Czech  , eröffnet. Von den auswärtigen partei in der tschechoslowakischen Republik vom Borsitzenden der Delegierten sprach als erster der Bertreter der Sozialdemokratie Deutschlands  , Reichstagsabgeordneter Genoffe Stampfer, der mit stürmischem Beifall empfangen und bedankt wurde; er gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß überall in Deutschland   und anderwäris die Arbeiterschaft mit den Bürgerblödnern abregnen wird, daß dem Wahisiege der deutschösterreichischen Genoffen Wahl­siege der Sozialdemokratie in ben anderen Ländern folgen werden. Die Kommunisten sind in Deutschland   daran, die von ihnen vorgeba lich propagierte Einheitsfront des Proletariats zu verwirklichen, indem die Kommunistische Partei   sich selbst ver nichtet. Die Sozialdemokratie aber wird bestehen und vorwärts marschieren. Mit tiefem Berständnis bespricht Stampfer die Auf­gaben der deutschen   Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei   und gibt der Hoffnung Ausdrud auf eine baldige Verständigung zwischen Boll und Boi! in der Tschechoslowakei   und auf gemeinsame Arbeit der tschechischen und deutschen   Sozialdemokraten. Nach Stampfer sprach Nationalrat   Genosse Dr. Julius Deutsch­Bien, der den Gruß der siegreichen deutschösterreichischen Sozial­demokratie überbrachte, ferner Abg. Genosse Caapinfti- Warschau und dann als Bertreter der tschechischen Sozialdemokratie Genosse Senator Dr. Soutup. Der Ausdrud seiner Ueberzeugung und feines Bunsches, daß die deutschen   und tschechischen Sozialdemo­traten in der Tschechoslowakei   bald in gemeinsamer Front fämpfen werden, löfte den stürmischen Beifall des Kongresses aus. Diese Begrüßungsansprachen und die nachfolgenden Reden der Vertreter der deutschen   Sozialdemokratie Polens   und der polnischen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei   ge ftalteten den Begrüßungsabend zu einer großen internation nalen Rundgebung, der natürlich auch die Grüße der Inter­nationale nicht fehlten. Der Parteitag, der den Genossen Dr. Czech zum Borsigenden wählte, wird morgen seine ordentlichen Beratun gen beginnen.

der Telegraphen- Union ben aus Sofia   ausgewiesenen Genossen Dr. Die bulgarische Polizei verleumdet in dem Asien  - Europa  - Dienst" Kurt Rosenfeld  , er habe Scheds für Kommunisten mitgebracht. Wahr ist dagegen, daß Rosenfeld selbstverständlich Geld in Form eines Schedbuches bei sich hatte, zumal er längere Zeit auf dem Balkan   bleiben wollte. Dieses Geld war für ihn, aber nicht für Rommunisten bestimmt.

Die Polonofierungsaffion in Oftoberfchlesien. Die Schulabteilung der Wojewodschaft hat nun auch in Kattowiß, wie legthin in Königs hitte, fechs deutschen   Lehrfräften im Lygeum und im Gymnasium gekündigt.

Der Mörder des Lodzer Stadtpräsidenten, Balaschtch, ist zum Tode durch Erfchießen verurteilt worden. Ein Gnaden gefuch hat der Staatspräsident fofort abgelehnt. Das Urteil wird wahrscheinlich heute nacht vollftredt werden.

200 Aufständische in Megifo getötet. Aus Guadalajara   wird ge meldet, daß 200 Aufständische in einem Gefecht mit Bundestruppen gefallen find.

Die Katastrophe am Mississippi.nterschätzt. 3war die Deiche hielten und bie Farmer konnten ruhig Lord Combray ſeinerzeit Mürbe und Titel eines Königs von Alventen

Der Vater der Ströme, der gewaltige Mississippistrom, der über 6500 Kilometer lang ist, den Rhein   also um das sechsfache an Länge übertrifft, der die ganze Südost- Küste des nordamerikanischen Konti­nents in ein einziges fruchtbares Paradies verwandelt, verbreitet plötzlich Tod und Verderben.

Die gewaltigen Wassermassen des Mississippi  , der mit seinen Nebenflüssen ein Stromgebiet von 3 Millionen Quadratkilometern bedeckt, ein Gebiet, das siebenmal größer ist als das ganze deutsche Reich, haben seit Jahrzehnten, ja seit Jahrhunderten, in alljährlichen Ueberschwemmungen, fast nach dem Muster des Nils ein fruchtbares Mündungsdelta angeschwemmt, das einen Raum von 90 000 Quadratkilometern bedeckt. Der Mississippi   selbst entspringt in der Nähe des Oberen Sees, des nördlichsten der 5 großen nord­amerikanischen Seen in den Vorbergen der Rody- Mountains. Er selbst ist also von der Schneeschmelze nicht allzu start betroffen, aber feine drei gewaltigen Nebenflüsse, der Missouri  , der vom Kamm des Felsengebirges herniederstürzt, und selbst eine Länge von 4900 Kilometer erreicht, bevor er sich bei St. Louis   in den Mississippi  ergießt, der wilde Arkansas   und der Red River   bringen ungeheure

Waffermaffen von den Bergen herab in die Tiefebene. Dazu tamen tagelange, wochenlange Regengüiffe und immer weiter schwollen die Baffermaffen an, immer höher stieg der Wasserspiegel, immer näher

rückte die Katastrophe.

Die legten 300 Kilometer des Mississippi   bilden ein einziges großes Mündungsdelta, d. h. mit deutschen   Verhältnissen verglichen, daß die Mündung der Elbe bereits bei Berlin   beginnt und sich in ihrer Breite von Stralsund   bis Braunschweig   erstrecken würde. Dies Mündungsdelta bedeckt also einen Raum, der dem Gebiet von Bor.  opmmern, ganz Mecklenburg  , Hannover  , Oldenburg   und einem Teil von Schleswig- Holstein   entspricht. Dieses Mündungsdelta liegt auch in normalen Zeiten taum wesentlich höher als der Wasserspiegel des Mississippi  . Gewaltige Deiche schüßen Land und Ansiedlungen vor den drohenden Wassermassen des Stromès. Die Stadt New Orleans  , die sich etwa 177 Kilometer von der Mündung entfernt am Haupt­arm des Stromes befindet, liegt sogar den größten Teil des Jahres mit ihrem Straßenniveau unter dem Wasserspiegel des Mississippi  . New Orleans   ift das Zentrum des amerikanischen   Baumwollhandels. Das gewaltige Tal des Mississippi   und feiner Nebenflüsse ist das arte Baumwollgebiet Nordamerifas. Unübersehbare, gewaltige Flächen sind mit Baumwollstauden bedeckt, mit gewaltigen Maschinen der modernsten Agrifulturtechnit werden diese Baumwollfelder be stest. Millionen von Menschen leben von ihnen, Milliarden von Deflar werden alljährlich hier aus dem Erdboden für die amerita­nische Wirtschaft gewonnen.

Eben waren die Felder bestellt, da raste die große Flut­welle an. Für europäische Verhältnisse ist die Wucht dieser unge­heuren Wassermassen unvorstellbar. Aber felbft die bemanderten

amerikanischen   Ingenieure haben diesmal die Bucht der Elemente| auf der Dammkrone in die wilden Fluten des Mississippi   schauen: im Rücken lagen gesichert ihre Baumwollfelder, ihre Häuser.

Da kam von der Mündung her aus New Orleans   die Schredensnachricht: Noch wenige Zentimeter des Steigens und die Wassermassen überfluten die Dammfrone, eine Stadt von 500 000 Einwohnern, erfäuft erbarmungslos in den wilden Fluten des Baters aller Ströme!" Die amerikanische   Regierung griff ein. Ein Ueberschwemmung diktator wurde ernannt, aber ein Unglück jagte das andere. Am Arkansas   brachen die Deiche und die Fluten sekten   den ganzen Südosten des Staates Arkansas  unter Wasser. Immer weiter stieg die Flut. Noch immer war der Höhepunkt, die Scheitelwelle, nicht abzusehen. In wenigen Tagen mußte New Orleans   das Opfer der Ueberschwemmungstatastrophe sein. So entschloß sich der Ueberschwemmungsdiftator zum letzten, äußersten Mittel, er beschloß, die Dämme oberhalb der Stadt zu sprengen und die Baffermassen in die Baumwoll. plantagen zu leiten. Die Farmer, die noch eben mit stolzer Sicherheit auf ihren festen Deichen Wacht gehalten hatten, mußten plöglich er­fahren, daß um des Wohls der Stadt willen ihre Baumwollernte im Wert von vielen Millionen geopfert werden sollte. Sie scharten fich zusammen, beschlossen ihre Deiche zu schüßen, Regierungstruppen Baffermaffen ausgeliefert werden sollte, zu räumen. Auf den Ueber mußten aufgeboten werden, gewaltsam das Gebiet, das den gierigen als er die für die Sprengung des Mississippideiches in Aussicht ge­schwemmungsdiftator, den Staatssekretär Hoover, fielen Schüffe, nommene Stelle bei Boydras besichtigte.

Dann flogen durch einen Drud auf den elektrischen Tafter 800 Kilogramm Dynamit und tausende von Rubikmetern des Erdreiches der Deiche in die Luft.

Die Wassermassen stürzten in die wohlbestellten Baumwollplan tagen, alle Erntehoffnungen graufam vernichtend. 48 Stunden hielt ganz Amerita den Atem an: Hat das Opfer sich wenigstens gelohnt, ift Nem Orleans gerettet?" Endlich fam die Nachricht vom Sinfen des Wasserspiegels in der Halbmillionenstadt. Aber noch war die Wucht der Elemente nicht gebrochen, neue, unvor= hergesehene Deichbrüche ereigneten sich, neue gewaltige Gebiete wurden von den Fluten überschwemmt. Nach Millionen zählen heute die Heimatlosen Flüchtlinge, nach Milliarden Dollar der Schaden. Schon kommen die Meldungen von epidemischen Krankheiten und Seuchen aus den Flüchtlingslagern. Amerita erzittert unter einem einzigen großen Hilfeschrei, selbst die Katastrophe des japanischen Erdbebens hatte nicht so furchtbare Folgen gezeitigt, wie die rasenden Baffermassen des Baters der Ströme.

Reiner wollte ,, Mbret" werden. Vor einigen Tagen starb der englische   Petrofeummagnat, der als Biscount Cowdray geadelt mor­den war. Dieser Mann hat einmal einen Thron, den man ihm an­geboten hatte, ausgeschlagen. Ein Freund des Berstorbenen er

innerte den Berichterstatter eines Londoner   Blattes daran, daß man angeboten hatte. Es geschah dies vor dem Weltkrieg. Er sprach oft mit mir über diese Angelegenheit, die er nur als einen Scherz aufgefaßt hatte," bemerkte Cowdrays Freund. Eine Abordnung aus Albanien   war zu ihm nach London   gekommen, um ihm offiziell die Königswürde anzutragen. Die Herren führten dabei aus, daß Albanien   zwar ein sehr unruhiges Land sei, daß es aber einem energischen Mann zweifetols gelingen würde, geordnete Zustände zu schaffen. Ohne einen Augenblid zu schwanken, lehnte Lord Combray das Anerbieten ab. Die Geschichte dieses Anerbietens wurde nur wenigen vertrauten Freunden bekannt." Der Thron Albaniens   ist, wie man sich erinnert, wiederholt feilgeboten worden. Erft vor zwei Jahren wurde er, wie das Londoner   Blatt bemerkt, zwei anderen Engländern offeriert, nämlich Lord Headley   und Sir C. E. A. Watkin Hamilton, die sich beide zum Islam bekennen, die aber ebenfalls die Ehre, König von Albanien   zu werden, etwas zweifelhaft fanden. Auch drei Amerikaner, unter ihnen der Del­magnat und Rennstallbefizer Harry Sinclair, ein Türke und Prinz Sigius de Bourbon- Barma, waren als Herrscher von Albanien   in Aussicht genommen worden.

29 Bücher in einer Zigarrenjchachtel. Eine Ausstellung der fleinsten Bücher der Welt war in London   zu sehen. 29 tost. bar gebundene Werke konnten bequem in einer gewöhnlichen Zi­garrenschachtel untergebracht werden. Unter diesen winzigen Meister­werten des Buchdrucks befand sich ein Exemplar von Galileo", das gefegt wurde. Dieses Miniaturbuch mißt% 3oll zu% Zoll. Noch für das fleinste italienische Buch gilt, das je mit beweglichen Lettern einiger Zeit in Bagdad   gefunden wurde. Diefes achteckige Buch ist bewunderungswürdiger ist ein handgeschriebener Koran  , der vor mit indischer Tinte auf ein sehr weißes Papier geschrieben und der Text ist deutlich lesbar, obwohl das Buch von einem englischen Halbkronenstück bedeckt werden kann. Der Riese unter diesen Lili. putanern der Buchtunst ist eine Bibel, die 1% Quadratzoll groß ist; einem Quadratzoll Größe. Ein neues Testament, das nur eines nach ihr tommt ein Drud von Dantes Göttlicher Komödie  " mit Quadratzolls groß ist, wird, wie ein foftbarer Gdymud, in einem schönen Samtfästchen bewahrt; der Drud ist so deutlich, daß man ben Titel und die Ueberschriften ohne Schwierigkeiten mit bloßem Auge lejen fann. Eine andere Bibel in rotem Lederband, die nicht ganz ein Quadratzoll groß ist, ist mit einem fleinen Vergrößerungs­glas ausgestattet, das ein genaues Studium der Typen und Bilder gestattet. Das fleinste Buch, das auf dieser Ausstellung der Biblio thet von London   gezeigt wurde, soll überhaupt das fleinste Buch der Welt sein; es enthält zwischen den reichverzierten Lederdeckeln Bennyftüdes sie bedeckt, und doch sind die Buchstaben ohne Glas 40 Seiten, von denen jede nur so groß ist, daß das Biertel eines deutlich lesbar.

Die Sundertjahrfeier für den Chemifer Berthelot wurde in der Sor bonne begangen. Minister Painlevé   zeichnete ein Bild des Gelehrten.

sind die bei Beginn des Krieges in Lyon   beschlagnahmten deutschen   Goethe Die Goethe- Reliquien wieder in Frankfurt  . Nach 18 jähriger Abwesenheit Reliquien, darunter äußerst wertvolle Stüde  , wieder ins( Soetbe Museum eingeliefert worden. Sämtliche Gegenstände find, soweit jeitgestellt wurde, woblerhalten und in gutem Zustande.