ITS
Jrrwege eines Unreifen.
Das Falschgeld des politischen Abenteurers.
Man schrieb das Jahr 1922. Die Luft war erfüllt von politischer Abenteurerluft. Unreife Jünglinge, taum trocken hinter den Ohren, glaubten sich zu großen Dingen berufen und hängten sich an die Rodschöße der extremen Parteien, links wie rechts. Solch ein unreifer, moralisch und geistig minderwertiger Jüngling war auch A., Sohn wohlhabender Eltern, 3ögling eines der Liebschen Landeserziehungsheime, der sich jetzt vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zu verantworten hatte.
"
Erblich belastet, schwer psychopathisch, verursachte er seinen Er. ziehern während der Bubertätsjahre viel Schwierigteiten. Zu einer Zeit, wo junge Leute gewöhnlich das kritische Knabenalter überwunden haben, trieb bei ihm die verzögerte Bubertätsreifung die munderlichsten Blüten. Zuerst gab er sich als Baltitumer aus, legte sich einen adligen Namen an, prellte Schneider um Geld und Anzüge und erhielt für seine Betrügereien sechs Monate Gefängnis. Dann plößlich entdeckte er in sich den Glauben an den Kommunismus. Er wurde Intimus eines ommunistischen Reichstagsabgeordneten, Reichstagsabgeordneten, ging im Reichstage und in den Abgeordnetenzimmern frei ein und aus, bediente sich der Reichstagsbriefbogen usw. Als Mitglied des Reichsverbandes der Borbestraften lernte er einen gewissen R. fennen, der gleich ihm vorbestraft war. Sie beschlossen, auf Grund ihrer perfönlichen Erfahrungen ein Rechtsbureau" zu gründen; es ging jedoch bald ein. Dann kauften sie sich in der Münzstraße falsche Fünfhundert- Markscheine; von Kommunisten, behauptet K. Mit dem Gelde fuhren fie in der Provinz herum und kauften hier Gänse ein, bis fie eines Tages gefaßt wurden. Die Sache fah für beide schlimm aus, fie nahm aber für 2. vorläufig einen günstigen Verlauf. Er hatte mit R. in der Untersuchungshaft die Vereinbarung getroffen, daß dieser ihn entlasten würde, er aber als Gegenleistung ihn und seine Frau unterstützen werde. K. hielt Wort; 2. aus der Haft entlaffen, löfte sein Versprechen nicht ein. Darauf belastete R. den A.; als lekterer aufs neue verhaftet werden sollte, war er verschwunden. Er befand sich nämlich in Ungarn , in angenehmer Gesellschaft jener deutschen politischen Emigranten, die beschuldigt wurden, am Erzberger und Rathenau - Mord beteiligt gewesen zu sein. Das Saltomortale von den Kommunisten zu den Bölkischen war ihm bereits glücklich gelungen, er war attiv am hitlerputsch beteiligt ge wesen und wurde von der politischen Polizei fteckbrieflich verfolgt. Ungarn aber, das Baradies der deutschen politischen Desperados, dachte nicht daran, 2. auszuliefern. Da ftellte er sich eines Tages felbft. Seine politischen Heldentaten waren bereits von der Amnestie ausgelöscht, vom Münzverbrechen glaubte er sich schuldIos das behauptete er wenigstens jetzt vor dem Schöffengericht Berlin - Mitie, vor dem er sich zu verantworten hatte; er habe mohl gewußt, daß R. Falschgeld erhalten habe, er sei wohl mit ihm in die Provinz nach Gänsen gereift, habe aber nie einen Pfennig Falsch geld verausgabt. K., fein früherer Romplice, der bereits seine zweijähruige Zuchthausstrafe in dieser Sache verbüßt hatte, fonnte allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen, ob A. selbst von dem Falschgeld Gebrauch gemacht habe; eine seiner Erbräute behauptete zwar, daß er Konfekt u. dergl. m. für die falschen Fünfhundert- Martscheine getauft habe, das Gericht schentte aber weder dem K. noch der Er- Braut Glauben, verurteilte Dielmehr den Angeklagten zu fieben Monaten Gefängnis unter An rechnung von fünf Monaten Untersucingshaft und stellte ihm eine Bewährungsfrist in Aussicht. Das milde Urteil war u. a. auch da durch veranlaßt, daß die Gutachter Prof. Henneberg und Dr. Kronfeld den Angeklagten, so wie sie ihn vor mehr als vier Jahren tennen gelernt hatten, als phantastisch- tranthaften Menschen bezeich neten, der gewissermaßen in der Pubertätsperiode steden geblieben war. Seitdem sei er nachgereift und habe viel von seinen pinchos pathischen Zügen verloren. A. wird Berufung einlegen: vetheiratet und gereift, will er diese Jugendeselei nicht auf sich figen laffen. Mag fein, daß er feiner Beit Tribut gezollt hat. Seine Karriere ist aber dharatteristisch für Biele feinesgleichen.
Nationalsozialistische Pöbeleien.
Im Berlauf des gestrigen Nachmittags ist es auf dem Bots. hamer Blaz mehrfach zu Ansammlungen händelsüchtiger Nationalsozialisten gekommen, die trop des Polizei verbots demonstrativ ihr völkisches Firmenzeichen an die Brust geheftet hatten. Polizeibeamte sorgten dafür, daß die offensichtlichen Provokationen der Hitlerrowdys nicht den beabsichtigten Erfolg erzielten. Charakteristisch für die geistige Ginstellung des" Stahlhelm" scheint es zu ſein, daß ein sozusagen blättchen vertrieb, die vom Polizeipräsidium verbotenen haten freuzfähnchen nach forrekt nationalistischem Muster auf sein Werbeplatat gesteckt hatte. So offensichtlich harmonieren Seldtes ichwarzweißrote Kolonnen mit dengemeingefähr. lichen des Dr. Goebbels .
Ein unverschämtes Sehpamphlet der Hafentreuzler, das auf dem Potsdamer Blah verteilt wurde, leistete fich den Bier: ult, vom Terror des Berliner Polizeipräsidenten gegen die Todfchlagsjünglinge vom Hitlerkreuz zu sprechen.
Unregelmäßigkeiten beim Bezirksamt Kreuzberg .
Beim Bezirksamt Kreuzberg schweben gegenwärtig zwei Beim Bezirksamt Kreuzberg schweben gegenwärtig zwei Untersuchungen gegen Magistratsräte, gegen die der Borwurf er. hoben wird, unregelmäßigteiten bei der 38uweifung von Wohnungen begangen zu haben. Schon vor langer Zeit war an das Bezirksamt eine Mitteilung gelangt, daß ein Magistrats rat in einer über den üblichen Dienstverkehr hinausgehenden Weise mit Wohnungsvermittlern vertebre, und es wurden dabei An deutungen gemacht, daß der Magistratsrat an den Geschäften dieser gewerbsmäßigen Vermittler finanziell nicht völlig unbeteiligt sei. Auf Beranlassung des zuständigen Dezernenten und des Bürgermeisters wurde daher eine Prüfung der Bücher und der Belege vor genommen; das Bezirksamt sah sich daraufhin veranlaßt, die Angelegenheit der Kriminalpolizei zur weiteren Bearbeitung zu übergeben. Nach eingehenden Ermittlungen gab dann die Polizei das Material an die Staatsanwaltschaft zur Prüfung weiter. Wie wir erfahren, wird sich das Gericht mit dieser Angelegenheit in Kürze zu befaffen haben. Der Magistratsrat ist seit der Revision durch feine vorgesetzte Dienststelle seines Postens enthoben worden.
Ferner schwebt ein Verfahren gegen den Magistratsrat haupt mann, der beim Bezirksamt die Wohnungszuweisungen zu bearbeiten hatte. Hier wird behauptet, daß 5. Wohnungen, die eigentlich unter die Zwangswirtschaft fielen, weil trop threr Größe der Mietpreis unter der gefeßlich freigegebenen Höhe von 3000 Mart lag, an befreundete Perfonen abgegeben habe, die sich nicht im Besitz der weißen Wohmungsbezugsscheine befanden. Auch gegen Dr. Hauptmann schwebt das Disziplinarverfahren. Auch diese Angelegenheit wird das zuständige Gericht noch beschäftigen Ein Verlorener.
p
Bielversprechend ist der Beginn der Berbrecherlaufbahn des 17jährigen Hubert Timm, der faltblütig vor Gericht eingestand, nicht weniger als 21 Einbrüche und davon die meisten auf dem Wege der Faffadenfletterei in Billen der Umgegend Berlins perübt zu haben. Anscheinend stand der junge Bursche unter dem Einfluß des erheblich älteren Arbeiters Högel , der bei den Einbrüchen als Aufpaffer mitwirkte, und sich die Diebesbeute herausreichen ließ. Timm ist auch mit falschen Bapieren auf die Wander. fchaft gegangen und hat nach seinem Geständnis in eineni Dorfmirtshaus die Ladentaffe beraubt. Das Schöffengericht hatte Timm zu 2 Jahren Gefängnis und Hözel zu 3 Jahren Zuchthaus ver urteilt. Beide Angeklagte wollten eine Herabseßung der Strafe durch die Berufungsinstanz, und das Bestreben von Timm war, statt ins Gefängnis, in die Fürsorgeerziehung zu kommen. Nach dem
Gutachten des Gefängnisarztes Dr. Hirsch ist er ein minberwertiger Mensch ohne jede Hemmung. Die Straffammer des Land gerichts III verwarf aber die Berufung der Angeklagten und beließ es bei der von der ersten Instanz erkannten Strafe.
Neue städtische Verkehrspläne.
Weiterer Ausbau des Schnellbahnnekes.
Der Aufsichtsrat der Hoch- und Unergrundbahngesellschaft, der gestern zum erstenmal nach seiner Ergänzung durch städtische Vertreter zu einer längeren Sigung zusammentrat, beschäftigte sich mit Borschlägen für den weiteren Ausbau des Schnellbahnnehes. Er verabschiedete zwei Borlagen.
| Buntte berührt: Berchtesgaden , Rönigsfee, Werfen( Eisriesenhöhle), Saalfelden , Kufstein , Innsbrud, München . Teilnehmerpreis 150 m. ( Bahnfahrt Hin- und Rückfahrt von Berlin , Nebenbahnen, Besichti gungen, Autofahrt, Quartier, Abendessen[ warm], Frühstück.) Anmeldungen bis 15. Juni. 30 M. Anzahlung an Richard Walter, Neukölln, Siegfriedstr. 55. Auf die übrigen Ferienfahrten nach dem Fichtelgebirge , Schwarzwald , Boralberg- Tirol- Oberbayern wird noch mals hingewiesen. Nähere Auskunft erteilt die Wanderauskunftsstelle Br. Da mniz, N 65, Lüderitftr. 58.
Psychopathen auf der Anklagebank.
Der
Kriminelle Psychopathen! Das sind die Schmerzenskinder ber Rechtspflege und des Strafvollzugs. Der Zurechnungsparagraph 51 Die eine sieht die Verlängerung der Strede Schönhauser Allee in der heutigen Fassung trifft auf sie nicht zu; entsprechende AnNordring in der Richtung nach Pankow vor. Es soll bei den stalten für sie gibt es nicht; so werden sie immer wieder zu städtischen Körperschaften die Genehmigung für die Fortführung Gefängnisstrafen verurteilt und dürfen nach ihrer Befreiung bis zur dieser Linie bis zum Bahnhof Pantow- Schönhausen der Bernauer neuen Berhaftung ihr gemeinschädliches Treiben fortsetzen. Borortstrece nachgesucht werden. Nach den Vorschlägen des Aufs neue Strafgefegentwurf bringt eine günstigere Fassung sichtsrats der Hochbahn soll die nächste hinter dem jetzigen Bahnhof Nordring gelegene Station, der Bahnhof Esplanade noch als Hoch- des zurechnungsparagraphen; der neue Entwurf des Reichs= bahnhof ausgeführt werden, der zweite Bahnhof, der als Umsteige- it rafvollzugsgefeßes sieht auch Anstalten für psychsbahnhof zur Vorortbahn in Frage fommt, soll bereits als Unter- pathische Kriminelle vor. Es fann aber noch eine Weile grundbahnhof gebaut werden. Man will zunächst den ersten Bahn- dauern, ehe diese Anstalten Wirklichkeit werden. Vorläufig gibt hof in Angriff nehmen, weil nur dadurch sich eine Verstärkung des es Tage in Moabit , da der psychiatrische- Sachverständige in fünf, Verkehrs auf der Nordstrecke der Hochbahn ermöglichen läßt. Die sechs oder mehr Fällen sein Gutachten abzugeben hat. Hier einige e jetzigen Verkehrsverhältnisse sind vollkommen unzureichend. Kriminalfälle von einem Tage. Die zweite Borlage betrifft die Heranführung der westlichen Cinie der Hoch- und Untergrundbahn vom Bahnhof Stadion aus an die Spandauer Chauffee. Man will dadurch erreichen, daß der Spandauer Berkehr einen möglichst günstigen Anschluß an das Schnellbahnnetz erhält. Der Bahnhof foll so angelegt werden, daß der Umsteigeverfehr zur Straßenbahn möglichst einfach bedient werden kann. Die Kosten für dieses Berbindungsstück find verhält nismäßig niedrig. Sie werden auf etwa 2,5 millionen Mark geschäzt. Man hofft, diese beiden neuen Streden durch die Mehrerträgniffe der Verkehrsunternehmungen in diesem Jahre finanzieren zu fönnen.
Die zuständigen städtischen Deputationen für Berkehr und Tiefbau werden sich in nächster Zeit mit beiden Vorlagen beschäftigen, die dann noch vor den Ferien dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung zugehen sollen.
Noch einmal Kommunistenrummel.
Um die furze Zeit vor dem polizeilichen Demonstrationsverbot noch einmal weiblich auszunuzen, veranstalteten gestern die Kommunisten mit viel Trara, zahlreichen Plakaten und Kampfschwüren eine Anzahl Straßenfundgebungen im Westen und Norden der Stadt, die ausnahmslos einen ruhigen Verlauf nahmen. Die Umzüge wurden durch Polizei gedeckt, zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Im Osten trafen sich die einzelnen Kreise nach längeren Ummärschen auf der Weberwiese. Ein starkes Polizei aufggebot forgte für Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. In Neufölln veranstalteten die Kommunisten eine größere Rundgebung auf der Schillerpromenade, die fich bis in die späten Abendstunden hinzog und mit einem Fadelzug endete. Zu Störungen bei diesen Kundgebungen ist es nicht gekommen. Eine vierte Starkstromleitung nach Berlin .
Die Elettrowerte haben, wie die Konjunktur- Rorrespondenz erfährt, foeben das Enteignungsrecht für eine vierte Großtraftleitung nach Berlin erhalten. Die neue Zeitung wird von Trattendorf über Spandau nach Moabit geführt und dient in erster Linie als Reserve für die Strom. zuführung der Berliner Stadtbahn . Bisher bestehen die Leitungen von Golpa nach Berlin , von Trattendorf nach Mit dem Bau der Berlin , von 31hornewig nach Berlin . neuen Lettung ist bereits begonnen worden. Bekanntlich soll die Lieferung von elektrischem Strom für die Stadtbahn durch die Bewag( Berliner Elektrizitätswerte A. G. ) und die Elettromerte ab 1. April 1928 aufgenommen werden.
Vorort Expreßgut jest auch über Berlin .
stationen verschiebner Streden über Berlin war bisher nicht Die durchgehende Abfertigung von Erpresgut zwischen Borortmöglich, wenn Ringbahnstreden berührt wurden. möglich, wenn Ringbahnstreden berührt wurden. Eine Ueberführung durch Fuhrwert zwischen den Berliner Bahnhöfen, zwischen denen im Fernverkehr Expreßgut überführt wird, war nicht vorgesehen. Künftig soll auch dem inzwischen aufgetretenen Bedürfnis entsprechend im Bertehr zwischen Borort. stationen über Berlin Expreßgut durch Fuhrwert zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße , Anhalter Bahnhof , Bots. damer Bahnhof, Potsdamer Ringbahnhof, Wannseebahnhof, Görlitzer Bahnhof, Stettiner Bahnhof und Lehrter Bahnhof überführt werden. Für diese Ueberführung wird die für den Fernverkehr vorgesehene geringe Gebühr erhoben.
then all ichurid
Ferienfahrten der Naturfreunde.d
Der Touristenverein Die Naturfreunde", 3entrale Bien, hat feinen bereits angefündigten Ferienwanderungen noch zwei hinzu. gefügt, die durch die Sächsische Schweiz und burch Tirol gehen. Nach der Sächsischen Schweiz geht es vom 24. bis zum 31. Juft. Die Wanderung führt über Dresden , Bastei , Rathen , bau. Teilnehmerpreis für Mitglieber 40 m., für Nichtmitglieder Brebischtor, Edmundsklamm( Rahnfahrten), Schrammsteine, Schan mittageffen und Beschaffung der Grenzausweise). Auskunft erteilt 44 M.( Bahnfahrt hin und zurüd, Quartier( Betten), Morgenkaffee, Frig Schuppe, N 20, Eulerstr. 23 vorn IV. Bom 13. bis zum 28. Auguft wird das Berchtesgadener, Salzburger und Tiroler Land besucht. Auf der Wanderung werden nachstehende
Funkwinkel.
Immer wieber hat man sich daran versucht, längst vergessene Dichter und Schriftsteller tünstlich ins Leben zurückzurufen, fie gewiffermaßen zu galvanisieren. Schon seit Lessing datiert in Deutschdiefes menschenfreundliche Bemühen. Und einmal galt fogar Gott sched als der wegweisende Kritiker seiner Zeit. Aber was selbst jogar einem Gottscheb recht bleibt, ist dem guten Schmidt von Werneuchen noch lange nicht billig. Danfenswert bleibt Röhns Bersuch, aber weber die einleitende Charakteristik noch die Rezitation dieser ländlichen und biederen Gedichte fönnen von dem bleibenben Bert und der Größe ihres Schöpfers überzeugen. Ein sehr ernſtes soziales Problem berührt Dr. Paul Kastner in seinem Vortrag Schulkinder als Erwerbshelfer". Er weift darauf hin, daß nicht sa sehr die Arbeit als die schlechte Wohngelegenheit das jugendliche Leben zerstöre. Selbst der Aufenthalt in der bentbar besten Ferienfolonie fchafft feine Besserung, wenn das Kind nachher wieder in die alte Troftlosigkeit verfegt wird. Die meisten biefer armen Geschöpfe haben nicht einmal ein eigenes Bett. Durch das Gefe von 1903 hat sich in der Ausbeutung der Kinder vieles gebeffert, aber heute noch werden viele dieser Hebertretungen des Ge jekes aus Furcht vor Bestrafung verschwiegen. Und wer schüßt die Kinder vor der Ausbeutung durch die eigenen Eltern? Die gange Gefeßgebung für Kinderschutz bedeutet nichts weiter als einen fchüchtern- taftenden Anfangsverfuch. Hier bleibt noch schwere Arbeit zu leisten. Die lebertragung des Freischüg" aus der Städtischen Oper ist im großen und gangen befriedigend. Wie immer ist das Berhältnis von Orchester und Gesangstimme ausgeglichen. Aber hin und wieder stören diesmal undefinierbare Geräusche und plößliche Unterbrechungen g 19 melord id duis F. S
-
"
Der Ringnepper mit der Weltanschauung. Ein Rheinländer mit regelmäßig geschnittenen Zügen, graumeliertem Haar und angenehmem Barifon. Er zählt fünfzig Jahre und hat davon fünfundzwanzig in Gefängnissen und 3rrenanstalten verbracht. So hatte er Muße genug, sich eine befandere Weltanschauung" zurechtzuzimmern. Jeder Mensch," fagt er ,,, muß seinen Willen üben und in sich eine innere Kultur fchaffen. Das bedeutet das Höchste. Hat er aber dieses Höchste erreicht, so bedarf er nicht mehr seiner Mitmenschen. Dann ist ihm auch alles erlaubt." Und so glaubte er auch die Leute um feine Summen neppen zu dürfen, um seiner Weltanschauung' leben zu fönnen. Das machte er ganz einfach. Er ging in einen benachbarten Laden, bat, daß man ihm 5 oder 10 M. borge und ließ als Pfand seinen Trauring. Das war aber regelmäßig ein Meffingring. Diese Ringnepperei übt er schon fünfundzwanzig Jahre aus stets mit dem gleichen Erfolg, daß der Geneppte um jein Geld und er um seine Freiheit tommt. Er legt auch feinen besonderen Wert auf die Freiheit. Es ist mir ganz einerlei, wo ich lebe, im Zuchthaus oder in der Irrenanstalt, ich lebe stets nur meiner Weltanschauung und bedarf der Menschen nicht." Dr. Hirsch wollte in diesem Falle den§ 51 angewendet wissen, da man es hier mit einem psychopathischen Degenerierten zu tun habe, der von einer überwertigen bee behaftet sei. Das Gericht sprach den Angeklagten frei. Als gemeingefährlicher Geistestranfer fommt er nun in eine Jrrenanstalt.
-
-
Der Filmschauspieler mit dem Größenwahn. Dieser hier ist schon weniger harmlos. Er trägt den Namen eines nicht ganz unbekannten Filmschauspielers. Auch er glaubt, baß ihm alles erlaubt sei, weil er eben ein großer Künſtler iſt und alle anderen ihm nicht an seine Fingerspigen heranreichen. Als er deshalb Unannehmlichfeiten mit seiner Bermieterin hatte, schrieb er ihr, ihrer Nichte, einer früheren Mitbewohnerin und einem Hauptmann Briefe, die von unflätigen Ausbrüden nur fo strogten. Er wurde schließlich in Haft genommen und er schien vor Gericht, nachdem er vier Wochen im Untersuchungsgefängnis verbracht hatte. Er steht heute noch voll und ganz zu seinen Briefen: die Empfänger verdienten nicht anders behandelt
zu werden.
-
Auch hier, erklärte Dr. Hirsch, habe man es mit einem ich meren Binhopathen zu tun. Das Gericht verurteilte diesen Filmschauspieler megen Beleidigung zu vier Wochen Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft.
Die periodische Taschendiebin.
Eine Frau als Taschendiebin, ohne männliche Helfer, allerdings feine alltägliche Sache. Die N., eine schöne, blonde Frau in ben breißiger Jahren, Kriegermitwe, hat aber schon im Jahre diebstahl. Dann trat eine Pause ein. Nach dem Kriege fiel sie aber 1910 zum erstenmal wegen eines Taschendiebstahls das Gefängnis Pennen lernen müssen. Bald darauf erfolgte ein zweiter Taschenvon einer Strafe in die andere: fie fönne nichts dafür, daß sie die mit bestimmten Funktionen ihres Organismus zusammenfallen. stehle, sie tue dies zwangsläufig und immer nur zu gewissen Zeiten,
Der psychiatrische Sachverständige mußte auch hier eine schwere Psychopathie feststellen: der§ 51 tomme jedoch selbst bei der Annahme einer gewiffen 3mangsmäßigteit in ihren Handlungen nicht in Betracht. So blieb dem Gericht auch diesmal nichts anderes übrig, als die weinende Frau zu einer Gefängnisstrafe zu ver=
urteilen.
Sonntagsdienft im Reichsbanner- Gauburean. Aus Anlaß des Stahlhelmtages ist das Gaubureau von Sonnabend, den 7. Mai, vormittags 9 Uhr, bis Montag, den 9. Mai, nachmittags 6 Uhr, ununterbrochen geöffnet und stets mit einem verant mortlichen Gauvorstandsmitglied besetzt. Für Nachfragen bitten wir unsere Telephonnummern Morigplag 3495 und 14541 zu benutzen.
Kein Stahlhelmquartier. Die Mitteilung der Roten Fahne", nach 100 Hafenkreuzler einquartiert werden, beruht auf unwahrheit. Es ber im Lotal von Schreiner in Johannisthal , Friedrichstr. 6, pflegt. merden in diesem Lofal weder Hafenfreuzler einquartiert noch vera
Freie Sozialistische Hochschule. Der nächste und legte Vortrag in diesem Semester findet am tommenden Sonnabend, dem 7. mai, abends 7% Uhr, im großen Saal des ehemaligen Herrenhaufes, Leipziger Str. 3, statt. Genosse Dr. Breitscheid, m.d.R., spricht über das Thema: Sozialistische Außenpolitif ". Karten zum Preise von 50 Bf. find an folgenden Stellen zu haben: Bureau des Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. 3, 2. Hof II, Bimmer 8; Buchhandig. J. H. W. Die Nachf., Lindenstr. 2; Verband der graphischen Hilfsarbeiter, Ritterstr. Ede Luifenufer; Zigarrengeschäft Horsch, Engelufer 24/25; Berliner Gewerkschaftskommission, Engel ufer 24/25( Gewerkschaftshaus); Berlag des Berbandes der Deutschen Buchdrucker, Dreibundstr. 5; Tabafvertrieb, Inselstr. 6; Werffreude". Bücherstuben, Potsdamer Str . 104, fowie in allen Borwärts"-Spedi tionen.
"
„ Das Wunderland Bali, der berühmte Südseefilm, wird am Sonnabend, 7. Mai, abends 8 Uhr und Sonntag, 8. Mai, nachmittags 4, 6 und 8 Uhr im gichtbildtheater der Treptower Sternwarte vorgeführt. Lola Kreuzberg hat die Expedition nach dieser Insel unternommen und zeigt in dem Film die Naturschönheiten des Landes und das Leben der Eingeborenen. Dir. Dr. Archenhold spricht am Dienstag, 10. Mai, abends 8 Uhr, unter Vorführung von zahlreichen Licht- und DrebSilbern über Jupiter, Saturn und die sonnenfernsten Blaneten". Anz Mittwoch, 11. Mai, abends 8 Uhr, hält Dr. Samter einen Vortrag init zablreichen Lichtbildern, zum Teil Naturfarbenaufnahmen: Mit der Kamera burch die Mart Brandenburg ".
New Yort, 6. Mai. ( WIB.) In der Nähe des East River ist ein zweift ödiges Gebäude eingestürzt, wobei sechs Personen getötet und über zwanzig verwundet wurben. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß ein Gas. behälter explodierte und durch Explosion ein unter dema Gebäude liegender Wafferrohrstrang zerstört wurde.
Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin und Umgegen ( Nachdr. verb.) Teils beiter, teils wolfig, mäßig warm und troden. Deutschland : Jm Diten fühl, sonst ziemlich warm und meist beiter. Ueberall
troden
Für