Sonnabend
7. Mai 1927
stundegmundo
Unterhaltung und Wissen
Bolek.
Novelle von Marim Gorki.
Einer meiner Bekannten erzählte mir eines schönes Tages die nachfolgende Geschichte:
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Als ich in Moskau studierte, wohnte ich einmal mit einer von ,, jenen" na, du verstehst schon auf einem Flur zusammen. Sie war eine Polin und hieß Teresa. Ich wohnte in einer Dachstube, und ihre Tür lag der meinigen gerade gegenüber. Wenn ich wußte, daß sie zu Hause war, machte ich meine Tür am liebsten gar nicht auf. Zuweilen traf ich sie auf der Treppe oder im Hof, und mehr als einmal sah ich sie betrunten, mit gloßenden Augen, zerzauſt, geradezu widerwärtig grinsend... In solchen Fällen pflegte sie mich anzureden:
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,, Guten Tag, Herr Student, wie geht's Ihnen?" Sie ließ dabei ein solches Lachen hören, das meine Abneigung vor ihr noch steigerte. Eines Tages nun ich lag noch halb angekleidet auf meinem Bett und suchte gerade nach einem Vorwand, um die Vorlesung zu schwänzen öffnet sich plötzlich die Tür und diese abscheuliche Teresa rief mit ihrem Baß von der Schwelle her in mein Stübchen hinein: ,, Guten Tag, Herr Student, wie geht's Ihnen?"
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,, Was ist Ihnen gefällig?" fragte ich sie, ich sehe sie dabei an und bemerke einen befangenen gleichsam bittenden Zug in ihrem Gesicht. ,, Seh'n Sie, Herr... ich möchte Sie um was bitten... tun Sie mir doch den Gefallen!"
Ich liege schweigend da und dente bei mir: Spitzbübin! Das ist ein Attentat auf meine Tugend."
Ich muß nämlich' nen Brief in meine Heimat schicken..." fuhr fie fort, und ihre Worte flangen so flehend, leise, schüchtern.
,, Und den soll ich Ihnen aussehen? Meinetwegen," dachte ich, ... hol' dich der Teufel!"
Ich erhob mich, setzte mich an den Tisch, nahm einen Briefbogen und sagte:
„ Kommen Sie nur herein setzen Sie sich dahin und diftieren
Sie mir!"
Sie nahm faft ängstlich auf dem Stuhle Play, nach dem ich wies, und fah mich mit schuldbewußter Miene an.
,, An wen soll denn der Brief gehen?" fragte ich.
An Herrn Loleslam Rasput, in der Stadt Swanziany wohnhaft mit der Warschauer Bahn."
Was soll ich schreiben? Legen Sie los..."
,, Mein lieber Bolet! Mein Herz! Mein treuer Geliebter! Möge die Mutter Gottes dich beschützen! Du mein goldenes Herz, warum hast du schon so lange nicht an dein Täubchen Teresa geschrieben, die sich doch so nach dir sehnt..."
Ich wäre am liebsten in helles Gelächter ausgebrochen. Dieses ,, sehnsüchtige Täubchen" von fast zwei Meter Höhe, mit der zehnpfündigen Riesenfaust und dem schwarzen Schornsteinfegergesicht machte mir einen Heidenspaß.
Wer ist den dieser Bogdan?" fragte ich, mit Mühe an mich haltend.
Bolet, Herr Student, nicht Bogdan!" versetzte sie, scheinbar beleidigt darüber, daß ich den ihr so teuren Namen verdrehte.„ Es ist mein Bräutigam..."
Ihr Bräutigam?"
Heil!
In der nationalsozialistischen Versammlung, die zum Berbot der RSA für Berlin- Brandenburg führte, wurde der Pfarrer Stude mit Bierfeideln blutig geschlagen.
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„ Sieg des Hakenkreuzes! Wodan hat Christus Enock- out geschlagen!"
mich zu. Sie legte mir ihre großen Hände auf die Schultern und „ Gewiß doch! Wundert das Sie so, Herr? Bin ich nicht ein begann zu flüstern oder vielmehr mit ihrer Baßstimme zu
junges Mädchen? Kann ich nicht' nen Bräutigam haben?"
Gewiß doch," sagte ich,., fann alles vorkommen. Wie lange ist er denn schon Ihr Bräutigam?"
,, Seit sechs Jahren fast..."
„ So, so!" dachte ich bei mir.
Wir schrieben nun den Brief einen so hübschen und gefühlvollen Brief, daß ich am liebsten selbst an Stelle dieses Bolet gewesen wäre, wenn eine andere als das Hünenmeib da vor mir ihn an mich gerichtet hätte.
Herzlichen Dank, Herr, für die Freundlichkeit," sagte Teresa beim Abschied." Bielleicht kann ich's Ihnen irgendwie vergelten?" ,, Nein, ich danke ergebenst..."
„ Wenn der Herr einmal ein Hemd oder eine Hose auszubessern hat..." Ich fühlte, daß dieses Mastodon im Unterrod mich zum Erröten brachte und erklärte, daß ich seiner Dienste nicht benötige. Sie empfahl sich und ging.
Bierzehn Tage waren vergangen. Es war Abend. Ich size am Fenster und pfeife vor mich hin. Da kreischt die Tür in den Angeln Gott sei Dant, es kommt jemand!
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„ Guten Abend, der Herr sind wohl sehr beschäftigt?"
Teresa. Hm...
" Beschäftigt? Das gerade nicht... Weshalb?"
Ich hätte den Herrn sonst gebeten, mir noch' nen Brief zu schreiben..."
„ S0 mieder an Bolet?"
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,, Nein, diesmal von Bolet..." ,, Ba- as?"
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,, Ach, ich dummes Frauenzimmer hab mich falsch ausgedrüdt, Herr, entschuldigen Sie, diesmal soll der Brief nicht für mich sein, sondern für meine Freundin das heißt, nicht für' ne Freundin, fondern für' nen Bekannten... Er schreibt nämlich nicht selber... und er hat' ne Braut, die so heißt wie ich, Teresa... Also vielleicht schreiben Sie, Herr,' nen Brief an diese Theresa?" dro
Ich sehe sie an, sie ist ganz verwirrt, ihre Hände zittern, und ihr Blid irrt unruhig hin und her. Ich glaube, ihre Absichten zu
erraten.
Ich will Ihnen was sagen, Verehrte," fahre ich auf sie los-, ..es gibt gar feinen Bolet und gar feine Teresa, das haben Sie sich alles aus den Fingern gesogen! Und was mich anbetrifft, so lassen Sie mich nur ungeschoren, ich will Ihre Bekanntschaft nicht..."
Sie erschrat förmlich, als ich sie so anherrschte, und verzog die Lippen in komischer Weise, als ob sie etwas sagen wollte, und es nicht herausbringen konnte. ,, Aber, Herr Student," begann sie, und plötzlich, mit einer abweisenden Handbewegung, machte sie Kehrt und ging zur Tür hinaus. Ich blieb mit einem sehr peinlichen Gefühl in der Seele zurüd. Ich hörte, wie sie die Tür ihres Zimmers laut zuschlug fie mar offenbar sehr aufgebracht über mich.
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Ich überlegte einen Augenblick und entschloß mich, zu ihr hinüber zu gehen. Willst Sie zurückrufen," dachte ich, und alles schreiben, was sie verlangt." Ich trat in ihr Zimmer und sah sie am Tische ſizen, den Ellenbogen aufgeftüßt, den Kopf in den Händen. Hören Sie doch mal," begann ich verlegen.
brummen:
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„ Na, was ist denn nun großes? Was? Es gibt gar keinen Bolet, nein doch.. Und auch keine andere Teresa gibt's... Was tann Ihnen denn aber dran liegen? Wird's Ihnen gar so schwer, mir die paar Zeilen zu schreiben? Ach, Sie... Noch dazu so'n hübscher Junge! Weder' nen Bolek gibt's, noch' ne Teresa und ich ganz allein bin da. Na, und was schadt's denn schließlich?" „ Erlauben Sie," versezte ich, ein wenig verblüfft durch diesen Empfang. Was heißt das, es gibt feinen Bolek?" „ Und eine Teresa gibt's auch nicht?"
"
,, Auch' ne Teresa gibt's nicht, außer mir."
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Ich sah sie groß an und suchte zu begreifen, wer von uns beiden denn von Sinnen war. Sie trat wieder an den Tisch heran, framte dort eine Weile in der Schublade und kam dann zurüď.
Wenn's Ihnen schon so viel Mühe gemacht hat, an Bolek zu schreiben, dann nehmen Sie hier Ihren Brief zurück. Ich werde schon andere Leute finden, die mir' nen Brief an ihn schreiben!" Sie reichte mir ein beschriebenes Blatt. Ich sehe es ist der Brief, den ich an Bolek geschrieben habe.
,, Hören Sie, Teresa," sagte ich, was bedeutet das alles? Warum sollen Ihnen andere Leute schreiben, wenn Sie den Brief, den ich Ihnen schrieb, nicht einmal abgeschickt haben?"
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,, Den Brief an Bolet? Aber es gibt ja feinen Bolet!" Die Sache wurde mir immer rätselhafter. Wollte sie mich zum Narren halten? Am besten, ich lasse sie laufen und gehe meiner Wege. Doch ich sollte nicht länger im unflaren bleiben. .Gibt's feinen Bolet schön! Dann gibt's eben feinen," fuhr jie in getränktem Tone fort. Ich will aber, daß es einen gibt. Bin ich denn nicht ein Mensch wie alle anderen? Freilich, ich weiß nicht... Aber es hat doch kein Mensch' nen Schaden davon, daß ich ihm schreibe..."
mem denn?"
,, Erlauben Sie mal ,, Herr du meine Güte, dem Bolet!" ,, Den es gar nicht gibt?"
Jesus Maria, was schadt's denn? Es gibt keinen Bolet, schön und doch gibt's wieder einen! Ich schreib' doch an ihn... Das tommt doch schließlich darauf hinaus, daß er wirklich da ist! Und die Teresa die bin ich selber, und er antwortet mir, und ich schreib' ihm wieder..."
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Nun erst ward mir alles klar... und ich hatte ein so schmerzliches, peinliches Gefühl: auf demselben Hausflur, nur drei Schritte von mir entfernt, lebte ein Menschenfind, das niemand auf der weiten Welt hatte, der ihm liebevoll, herzlich, freundschaftlich begegnet wäre, und dieses Menschenkind war darauf verfallen, sich einen Freund zu erfinden! Sie haben mir, sehen Sie, diesen Brief an Bolef geschrieben, und ich hab' mir ihn von jemand anders vorlesen lassen, und wenn man ihn mir vorliest, dann hör ich zu und denke, daß es wirklich einen Bolek gibt. Und ich bat Sie dann, mir auch' nen Brief von Bolef an Teresa zu schreiben, das heißt eben an mich zu schreiben. Und wenn man mir solch' nen Brief schreiben und vorlesen wollte, wär ich schon ganz überzeugt, daß es' nen Bolet gibt. wär ich schon ganz überzeugt, daß es' nen Bolet gibt. Und das Leben wär mir dann um so viel leichter..."
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Nun war's also heraus. Eine ganz merkwürdige Geschichte! Ich schrieb von jegt an regelmäßig in jeder Woche zwei Briefe, einen von Teresa an Bolet und einen als Anwort von Bolet on Sie war aufgefprungen und schritt mit blizenden Augen auf Teresa. Namentlich diese Antworten faßte ich sehr schön ab. Wenn
Beilage
des Vorwärts
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ein mert
ich sie Teresa Dorlas, hörte sie zu und schluchzte würdiges Schluchzen, im tiefen Baß Und dafür, daß ich ihr durch meine Briefe an den Bolek ihrer Phantasie diese Tränen lockte, stopfte sie mir dann die Löcher in meinen Hemden und Strümpfen...
Drei Monate etwa nach dieser Geschichte sperrte man sie wegen irgendeiner Kleinigkeit ins Gefängnis seitdem ist sie wahrscheinlich ganz verkommen.
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( Mit Erlaubnis des Malit- Berlages, Berlin , der die gesamten Werke von Magim Gorki herausgibt, dem Sammelbande„ Die Holzflößer" entnommen.)
Dichters Kampf um seinen Lohn.
Der Streit um die Verlängerung der Schutzfrist für die künftlerischen Urheberrechte mogt noch immer hin und her, und das Feld. gefchrei Hie 30 Jahre" und" Hie 50 Jahre" spaltete weite Kreise der literarischen Welt in zwei feindliche Lager. Unterdessen kämpft der junge Künstler weiter um sein färgliches Brot, und es scheint, daß das alte Lied von„ Lorbeerbaum und Bettelstab" noch immer nicht verflungen ist. Lange Zeit sind die Dichter überhaupt um ihren irdischen Lohn betrogen worden, mußten den irdischen Dornenweg" gehen, von dem das Andersensche Märchen erzählt; fie famen bei Der Berteilung der Schäze dieser Welt zu furz, wie es in dem befannten Gedicht Schillers geschildert wird. Es hat eines 100jährigen Kampfes bedurft, um den Schutz des geistigen Eigentums zu erreichen; aber auch heute noch vermögen die gefeßlichen Bestimmun gen nicht immer dem Künstler seinen Lohn zu sichern, so daß er in mannigfachen Organisationen zur Selbsthilfe greifen mußte. Dieses Ringen um die Rechte der Dichter behandelt Dr. Margot Jacoby= Goldstandt in ihrem im Werf- Berlag erschienenen Buch„ Die deutschen Dramatiter im Kampf um den Lohn ihrer Arbeit", in dem nicht nur die Bestrebungen der Bühnenschriftsteller, sondern der Schriftsteller überhaupt berücksichtigt werden.
Solange die Vervielfältigung der geistigen Werke nur handschriftlich geschah, konnte der Gedanke an die materielle Berwertung literarischer Erzeugnisse nicht entstehen, und auch in der„ Intunabelnzeit" bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatte das Buchgeschäft nur geringe Ausdehnung. Es bildete sich allmählich ein neuer Berufsstand, der des Verlegers, der die Mittel für die Vervielfältigung des Geisteserzeugnisses aufbrachte. Der Verfasser gab alle Rechte an fein Geistesgut gegen einen bestimmten Preis auf und überließ es dem Unternehmer zur freien Verfügung. Dieser suchte sein Recht durch Privilegien zu schützen, die vom Staat freigebig erteilt wurden; aber ihm erwuchs bald ein Feind in dem Nachdrucker, der sich an die in einem anderen Staat erteilten Privilegien nicht fehrte. Luther ist der erste gewesen, der sich heftig gegen die Nachdrucker wandte. Bedeutsamer aber ist noch, daß er, der für fich auf die Bezahlung seiner Schriften verzichtete, doch sein Autorrecht verteidigte und damit die Allmachtstellung des Verlegers antgriff, die bis ins 18. Jahrhundert unerschüttert blieb. Erst dann begann sich allmählich der doch so selbstverständliche Gedanke durchzusehen, daß der Verfasser die alleinige Verfügung über seine Schöpfung besitzt und den Gewinn daraus ziehen kann. Lessing trat energisch gegen die Zumutung auf, der Autor solle den Lohn seiner Arbeit in der Ehre sehen. Wie?" fragt er, es sollte dem Schriftsteller zu verdenken sein, wenn er sich die Geburten seines Kopfes so einträglich zu machen sucht, als nur immer möglich? Weil er mit den edelsten Kräften arbeitet, so er die Befriedigung nicht genießen, die sich der gröbste Handlanger zu verschaffen weiß: seinen Unterhalt seines Fleißes zu verdanken." Auch die anderen deutschen Klassiker haben ihre Rechte wahrgenommen. Wieland und Schiller leger sehr unangenehm werden. waren recht geschäftstüchtig, und Goethe tonnte gegen seine Ver
Im Ausland hatte man schon früher dem Urheber seine Rechte zuerkannt. In England geschah dies 1709, und es wurde eine Schutzfrist von 14 Jahren, vom Tage der Veröffentlichung an, festgesetzt. In Frankreich setzte sich das Urheberrecht während der Revolution durch. Unter den deutschen Staaten hat zuerst Preußen im Allgemeinen Landrecht von 1794 das Recht des Autors anerkannt, wenn es auch freilich die Vorrechte des Verlegers nicht abschaffte. Die anderen deutschen Staaten sind diesem zögernden Vorbild nur lang fam gefolgt, und erst der Bundesbeschluß von 1837 ficherie dem Schriftsteller das Verfügungsrecht über seine Arbeit für zehn Jahre, eine Bestimmung, die dann 1841 auf den Dramatiker ausgedehnt wurde. Die Entlohnung der Bühnenschriftsteller für die Auffüh rungen erfolgte durch eine einmalige Zahlung für das Manuskript, die aber nur für die Uraufführung geleistet wurde, während die anderen Bühnen sich dann ohne Entgelt des Stückes bemächtigten. Auch nach 1841 war das Aufführungsrecht nur geschützt, wenn das Stück noch nicht im Druck erschienen war. Die Zahlung einer ,, Tantieme", eines Anteils an dem Gewinn, ging von Frankreich aus, wo zuerst der Theaterdichter Quinault schon im 17. Jahrhundert diese Einnahme durchsetzte. Der eigentliche Vorfämpfer der Tantieme aber war Beaumarchais ; er erhielt für seinen Figaro" fieben Prozent der Bruttoeinnahme der Abendkaffe. In Deutschland haben zuerst das Burgtheater und das Berliner Hoftheater freiwillig Tantiemen gezahlt. Diese Neugestaltung der Honorierung wurde in der Presse mit Freude begrüßt. Auch in Deutschland fängt man an, einzusehen, daß es gut ist, den dramatischen Dichter nicht verhungern zu lassen," schrieb damals Hebbel . Die 30jährige Schuhfrist für das geistige Eigentum wurde durch das Reichsgesetz von 1870 ausgesprochen, und eine internationale Regelung erfolgte in der Berner Uebereinkunft" von 1886. Damit hatten nach 100jährigem Kampf die deutschen Schriftsteller endlich den Schuh ihres geistigen Eigentums erreicht.
Der Farbenwandel des Hundsfternes. Das Hundsgestirn, der Sirius, nach dem wir die größte Hizezeit des Jahres, die Hundstage nennen, ist zu seiner Bedeutung durch die rötliche Farbe gekommen, die er früher aufwies. Heute aber zeigt dieser hellste aller Firsterne nichts mehr von dieser Färbung. Haben sich nun die alten Astronomen in ihrer Beobachtung geirrt oder ist tatsächlich ein Farbenwandel bei diesem Stern in geschichtlicher Zeit eingetreten? Dieser michtigen Frage hat der amerikanische Astronom T. 3. See eine eindringliche Untersuchung gewidmet, deren Ergebnisse Prof. Plaßmann im Naturforscher" bespricht.
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Ptolemäus , einer der berühmtesten Astrologen des Altertums, der um 130 n. Chr. in Alexandrien wirkte, zählt sechs Sterne als feuerrot auf, darunter den Sirius. Man hat, weil man sich diese Charakterisierung des Hundssternes nicht erklären konnte, die Stelle einerlei Farbe herrsche, sondern der Sirius sei noch röter als der für verderbt erflärt. Seneca betont, daß cm Himmel nicht Mars und der Jupiter rein weiß. Dagegen meiß der große perfische Astronom Al Sufi um das Jahr 980 n. Chr., der die Farbe der Sterne eingehend behandelt, nichts mehr von der Röte des Si.. rius zu erzählen. Danach kann es als erwiesen gelten, daß der Hundsstern zur Zeit des klassischen Altertums wirklich rot gewesen ist, daß aber die Röte bald nach dem 4. Jahrhundert nachließ und jedenfalls nicht mehr auffiel. Nun hat die moderne Sternforschung nachgewiesen, daß die Sterne zuerst rot, dann bei fortschreitender Zusammenziehung gelb und im Stadium größter Hize weiß sind, während sie dann wieder über Gelb zum Rot und schließlich zur gänzlicher Dunkelheit gelangen. Diese Wandlung vom Stadium der Rotglut bis zur höchsten Weißglut scheint sich nun am Sirius in geschichtlicher Zeit, in einer Epoche von weniger als 1000 Jahren vollzogen zu haben.