| die Weltrevolution glauben diese Herren längst nicht mehr. Die Kommunisten beantragen, den ganzen§ 86 zu streichen, aber das würde ja nichts nügen, denn der Hochverratsparagraph würde doch bestehen bleiben. Auf solchem Wege kann man nicht vorgehen. Wir haben einen anderen Weg eingeschlagen.
Wir haben schon längst einen Antrag eingebracht, der dem Rechtsausschuß überwiesen wurde, wonach der§ 86 zu ändern sei. Der Begriff des„ Hochverrats", unter dem sich bisher jeder denken konnte, was er wollte, foll genau festgelegt werden durch einen ganz bestimmten strafbaren Tatbestand. Bei der Beratung des Justizetats hat der deutschnationale Abg. Everling zu unserem Antrag Stellung genommen, und behauptet, es sei darin mit novemberherrlicher Sachkenntnis alles zu jammengetragen worden, was der Vorbereitung zum Hochperrat dienen fönne. Ich mache Herrn Everling darauf aufmerksam, daß unser Antrag genau dem Wortlaut entspricht, den der§ 87 des neuen Strafgesetzbuches erhalten jo II. Man kann den Verfassern des Strafgesetzbuches wohl faum den Vorwurf machen, daß sie Novembermänner seien.( Heiterfeit.) der Es wäre gut, wenn Herr Everling sich fünftig über die Dinge besser unterrichtet, über die er spricht.
Abg. Dr. Scholz( D. Vp.) gibt im Namen der Regierungsparteien, also auch der Deutsch nationalen eine Erfiärung ab, wonach sie die unveränderte Berlängerung des Republikschutzgesetzes beantragten, weil man der von der Regierung geforderten Prüfung darüber, welche Bestimmungen dieses Gesezes in das allgemeine Strafrecht übernommen werden sollen, nicht vorgreifen wolle. Die Gültigkeit des Gesetzes sei von vornherein auf bestimmte Zeit be= grenzt worden. Wenn auch die tatsächlichen Verhältnisse, die zu dem Erlaß des Gesetzes geführt haben, sich inzwischen wesentlich zum Beffern geändert haben und wenn auch das deutsche Staatswefen jezt als innerlich gefestigt angesehen werden könne, so sei doch ein ersatzlofer Wegfall des ganzen Gefeßes aus staats politischen Gründen zur Zeit noch nicht möglich. Das Gesetz enthalte eine Reihe von Vorschriften, die dauernde Gültigkeit hätten und darum in die ordentliche Gesetzgebung übergeführt werden müßten. Die Prüfung der Frage, welche Einzelvorschriften des Republitschutzgesetzes übernommen werden sollen, sei bei den Vorarbeiten zum neuen Strafgesetzbuch bereits in die Wege geleitet worden. Dieser Prüfung dürfe man nicht porgreifen, deshalb hielten die Regierungsparteien eine unveränderte Verlängerung materiellen Vorschriften des Gesetzes auf turze Zeit für die angemessenste Lösung. Die Zuständigkeit des Staatsgerichtshofes für Straffachen sei bereits auf die ordentlichen Gerichte übergegangen. Dem Grundgedanken des Gesetzes entspreche es, die dem Staatsgerichtshof noch verbliebenen Zuständigkeiten in Verwaltungssachen dem kommenden Reichsverwaltungsgericht zu überweisen. Proviscrisch soll diese Aufgabe vom Reichsgericht übernommen werden. Aus diesen Gründen empfehlen die Regierungsparteien die Annahme des von ihnen eingebrachten Gesezentwurfs.
Abg. Landsberg( Soz.):
Meine Freunde haben von jeher auf dem Standpunkt gestanden, daß kein Strafgesetz so abschreckend wirken kann, daß ein Anreiz zur Begehung einer strafbaren Handlung nicht mehr aufkommen kann. Die Theorie des psychologischen Zwanges, die in der Jurisprudenz eine Rolle spielt, halten wir nicht für richtig. Das Gesetz zum Schuße der Republik , das mit den Stimmen meiner politischen Freunde zustande gekommen ist, war nicht darauf angelegt, strafbare Handlungen, die den Bestand der Republik erschüttern fönnten, unmöglich zu machen, sondern das Gefeh sollte eine Warnungstafel sein für alle, die hinterwäldlerisch den politischen Mord nach Deutschland verpflanzt und ihn im politischen Kampfe angewendet haben, denen die republitanischen Würdenträger ein jagdbares Wild fein sollten, und für die, die gegen den Willen der großen Mehrheit des deutschen Volkes Angriffe gegen den Bestand der Republik unternehmen wollen. Diesen sollte zum Bewußtsein gebracht werden, daß die Republik auf der Hut und gewillt ist, sich zu mehren. Ich glaube, daß diese Warnungstafel noch nicht entfernt werden kann, obgleich wir mit Bedauern feststellen müssen, daß das Gesez mit größerer Energie gegen lints als gegen rechts angewendet worden ist.( Sehr richtig! lints). Dieses Schicksal teilt das Gesetz leider mit allen Strafbestimmungen, die gegen politische Strafen ge= richtet und im Strafgesetzbuch angeführt sind. Würde sich eine Aufhebung des Republiffchuzgesetzes für notwendig machen, so müßten die gesamten Bestimmungen des Strafgesetzbuches über politische Straftaten beseitigt werden.( Sehr richtig! links). Aber diese Konsequenz wird selbst von der kommunistischen Fraktion nicht
gezogen.
Gegen fints ist am häufigsten der§ 7 Absatz 4 des Republikschutzgesetzes angewendet worden, der die Geheimbündelei mit Strafe bedroht.
Der Staatsgerichtshof und später das Reichsgericht haben sich nicht auf den Standpunft gestellt, daß jeder Funktionär der kommunisti schen Partei, oder jedes Mitglied dieser Partei einer geheimen umstürzlerischen Verbindung angehört, sondern, wenn eine Berur teilung eines Kommunisten megen versuchten Hochverrats erfolgte, murde immer festgestellt, daß dieselbe Straftat gleichzeitig gegen Den§ 7 Absatz 4 des Republikschuhgesezes verstoße, denn durch den Versuch des Hochverrats, getragen von dem Willen der Gesamtpartei, habe das Mitglied oder der Funktionär seine Zu gehörigkeit zu einer geheimen Verbindung befundet. Bird diese Bestimmung des§ 4 des Republifschutzgesezes beseitigt, wird das ganze Gesetz tassiert, dann bleibt es dem Reichsgericht unbenommen, nach seiner bisherigen Spruchpraris in solchen Fällen die §§ 128 und 129 des Strafgesetzbuches anzuwenden. Dieser Praxis des Staatsgerichtshofes und des Reichsgerichts bin ich stets, in Wort und Schrift entgegengetreten, aber abhelfen läßt sich diese Praxis nicht durch Beseitigung des Republikschuhgesezes, sondern nur durch eine Aenderung des§ 86 des Strafgesetzbuches. Die Kommunisten gebrauchen zwar noch blutrünstige Tiraden, aber an
Die Deutschnationalen ehemals und heute.
Gegen die Verlängerung des Republikschutzgesetzes könnte man einwenden, wenn jetzt fogar die Deutsch nationalen für die Festigung der Republik eintreten, so sei sie ganz und gar nicht mehr gefährdet. Die Deutschnationalen haben einstmals die Republit als eine vorübergehende Erscheinung bezeichnet. Jetzt haben sie sich den Entschluß abgerungen, der Republit ihren Schuß auf weitere zwei Jahre zu gewährleisten. Man könnte aus dieser Bereitwilligkeit der Deutschnationalen , die Republik zu schützen, die Folgerung ziehen, daß die Republik eines Schutzes nicht mehr bedürfe. Aber wenn die deutschnationalen Fachminister die Republik immer noch für so gefährdet erachten, daß sie eines Schutzes nicht entraten dürfe, so werden wir ihnen darin schon folgen müssen. Das Mitleid mit den Deutschnationalen hält uns davon ab, ihnen den Schmerz zu bereiten, daß durch unsere Ablehnung die Verlängerung des Republikschutzgesetzes nicht möglich werde.( Lebhafte Heiterkeit.) Durch welche Gründe sind denn die Deutsch nationalen zu einer Aenderung ihrer haltung veranlaßt worden? Eigentlich hätte die Ertlärung der Regierungsparteien doch Graf West arp verlesen müssen( Heiterkeit), dann hätte er uns die Gründe für diesen Umschwung sagen müssen.
Dieser Umschwung ist ganz eklatant. Bei der Beratung des Republikschutzgesetzes im Jahre 1922 hatte der zweite Redner der deutschnationalen Fraktion, der Abg. Graef- Thüringen , den§ 1, der diejenigen Mitglieder einer Vereinigung mit Strafe bedroht, die Mitglieder republikanischer Regierungen durch Mord zu beseitigen unternehmen,„ d as Feigenblatt für die Knebelung der Opposition" genannt. Am Schlusse seiner Rede führte er aus, man wolle aus Anlaß des Mordes an Rathenau die Gelegenheit wahrnehmen, um die Opposition mundtot zu machen, mit allen Mitteln, die der Mehrheit zur Verfügung ständen. Dieses Gesetz ist ein Angstprodukt der Regierung und ihrer Mehrheit. ( Erneute Heiterfeit.)
Deutsch= Welche Empfindungen mögen die nationalen heute haben, wo sie unter den Antrag zur Verlängerung dieses Gesezes ihre Unterschrift feßen?
Bazille 1922.
gesetzgebung endlich ein Ende gemacht wird."( Lebhafte Heiterkeit.) Am 27. Februar 1924 hat ein anderer deutschnationaler Redner erklärt, er habe dieses Gesez vor wenigen Tagen durchgelesen und es mute direkt vorfintflutlich an, mas darin stehe. Diefer Redner war der jezige Reichsjustizminister Hergt.( Stürmische Heiterkeit.) Ich kann nur annehmen, daß er jetzt das Republikschutzgefeß nicht wieder durchgelesen hat, sonst hätte er nicht sein Einverständnis mit dem Initiativantrag der Regierungsparteien geben fönnen.( Erneute Heiterkeit.)
Freytagh- Coringhoven 1926.
mit einem Antrag der Nationalsozialisten auf Beseitigung des Am 11. Mai 1926 hat sich der 13. Ausschuß des Reichstags Republikschutzgesetzes befaßt. Dieser Antrag wurde von dem deutsch . nationalen Abgeordneten Freytagh- Loringhoven unterstützt mit der Begründung, das Gesez sei ein Ausnahmegesetz, für dessen Aufrecht. erhaltung feine Notwendigkeit mehr bestehe. Besonders durch den Paragraphen 5 werde das Denunziantenwesen in die Mitte der Familienkreise hineingetragen. Das Gesetz stehe im schroffsten bewußtsein, deshalb müsse es fallen. Deshalb find wohl auch Gegensaß zum heutigen allgemeinen Rechts= heute die Deutschnationalen für die Verlängerung dieses Gesetzes. ( Stürmische Heiterkeit.)
In ihrer Presse haben sich die Deutschnationalen auf Konzefsionen berufen, die sie erhalten hätten, um unterschreiben zu können. Diese beiden Konzessionen hätten Ihnen meine Freunde ohne jedes Jugeständnis von Ihrer Seite auch gemacht.( Heiterfeit.)
Wir haben allerdings nicht für möglich gehalten, daß feitigen. Und die Entschließung, wonach die Regierung prüfen soll, melche Vorschriften des Republitschutzgesetzes beibehalten oder aufgegeben werden sollen, fönnen auch mir annehmen, denn es ist wohl selbstverständlich, daß die Regierung alle Geseze daraufhin ständig prüft, denn die Gesetze sind des Volkes wegen da und nicht umgefehrt. Eine solche ständige Prüfung ist besonders beim Strafrecht
notwendig.
Deutschnationale und Kaiserparagraph.
Wir haben allerdings nicht für möglich gehalten, daß die Deutschnationalen dem Kaiserparagraphen zustimmen würden. Gerade diesen Paragraphen haben sie früher als Ausbund aller Scheußlichkeiten und Schlechtigkeiten bezeichnet. Die Herren erfüllen das Land mit dem Ruf: Wiederherstellung der Monarchie! Das scheint ihnen die dringlichste politische Aufgabe der Gegenwart zu sein, und gleichzeitig beschließen sie ein Gesez, das, wenn der Monarch ihrer freundlichen Einladung folgt, ihm die Türe vor der Nase zuschlägt. Graf West arp hat in der Kreuz 3eitung" geschrieben, wenngleich diese Beſtimmung nicht zur praktischen Anwendung fomme, so sei fie doch eine Ausnahmevorschrift, und die Deutschnationalen hielten an dem Ziel der schnellen Beseitigung auf dieses Ausnahmegesez fest. Der Weg, den Sie( zu den Deutschnationalen ) eingeschlagen haben, um dieses Ziel zu erreichen, nämlich das Gefeß auf zwei Jahre zu verlängern, erinnert an jenen polnischen Soldaten, der mit der rechten Hand an den Kopf greift, um das linke Ohr zu fassen.( Heiterkeit.)
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Der frühere deutsche Kaiser in Doorn wird Betrachtungen anstellen über die tiefe Bedeutung des franzöfifchen Sprichwortes: ,, Man wird immer nur von den Seinen verraten!"( Heiterkeit.) Auf dem Konservativen Parteitag hat sich Herr Everling gegen die englische Monarchie ausgesprochen, weil da„ das Jüdische" hindurchschimmere. War die absolute Monarchie der Könige Saul, David, Salomon etwa nach dem Muster der englischen Monarchie gebildet?( Heiterkeit.)
Mir scheint vielmehr gerade in Ihre( zu den Deutschnationalen) Der dritte Redner der Deutschnationalen war damals der Abg. Auffassung von der Monarchie das Jüdische in breiten Fluten hineinBazille, von dem der verstorbene Zentrumsführer Fehrenbach ge- zuströmen. Aus dem Jahre 1848 wird von einem Bäuerlein erfagt hat, seine Ausführungen feien mit Gift angefüllt gewesen. zählt, der sich eine Republik mit dem Großherzog an der Spitze Wenn mir Herrn Fehrenbach heute noch unter uns hätten, dann wünschte. Sie wünschen, wie es scheint, einen Monarchen, dem das würde er sicherlich mit derjenigen Freude von dem Umschwung bei Betreten deutschen Bodens verboten wird. Die Koalitionsparteien den Deutschnationalen Kenntnis nehmen, die man als die reinste brauchen jetzt nur einen einstimmigen Beschluß zu fassen, um dann Freude bezeichnet.( Heiterkeit.) Am Schluß hatte Herr Bazille den Deutschnationalen alles zuzumuten, was ihnen apportiert wird. Vielleicht fassen sie einmal den Beschluß, der widerständigen Mögen fie auch fernerhin das freie Wort und das freie Mitgliedern des Kabinetts Seitensprünge auf Herz in Fesseln schlagen, wir bleiben, was wir find, Bordas Gebiet der Außenpolitit untersagt.( Lebhafte fämpfer des deutschen Volkes aus feiner inneren und Heiterfeit.) äußeren nechtschaft!"( Stürmische Heiterfeit.)
erklärt:
Westarp , Hergt u. Co. 1923/24.
Im Laufe der Zeit hat sich die deutschnationale Opposition gegen dieses Gesetz nicht etwa abgeschwächt, am 12. Mai 1923 hat Graf Westarp erklärt:„ Wir verlangen, daß mit dieser Ausnahme
Durch Dolchstoß zur Futterkrippe!
Meine politischen Freunde sind sich vollkommen darüber klar, daß es nichts gibt, was die Deutschnationalen veranlassen könnte, aus dieser Koalition freiwillig herauszugehen. Selbst zum Dolch stoß in den Rücken des Monarchen, um ihren Jargon zu
Eine Uebungsstunde bei Mary Wigman . Wildheit des alten argentinischen Kaschemmentanzes, den zweiten, mittelmäßig zu bringen. Diese inhaltlojen, aber schwierigen Motetten
7. Tanzmatinee der Bolfsbühne.
Zwei Methoden tänzerischen Schaffens gibt es. Balucca: die Komposition wird im Geist bis in die Details hinein durchgearbeitet; dann beginnt die sinnfällige Gestaltung. Wigman : ein Saatforn finkt ins fruchttreibende Erdreich; aus ihm entwickelt sich, während der praktischen Arbeit, organisch wachsend das Wert. Das Material, mit dem sie arbeitet, führte uns die Wigman in der Matinee der Volksbühne vor. Ließ ihre Meisterschule das Thema behandeln: der Schrift und seine tänzerische Auswirkung. Gehen, Laufen, Kreisen, Federn, Springen, Schwingung, Variationen des Schrittes als elementare Bajis. Fuß- und Gruppenrhythmen als tänzerische Keimformungen. Die Meisterschule der Wigman verdankt ihren Weltruhm nicht zuletzt der unvergleichlichen, von feinem anderen Ensemble erreichten Kunst des Gehens, Laufens, Hüpfens. Tausend Modulationen, immer neue Ausdrucks- und Stimmungs: schattierungen schafft die Zwiesprache, die Fußsohle und Boden miteinander führen: fie prüfen sich zögernd, umschmeicheln sich, liebfosen sich, schmollen, stoßen sich ab. mit strafendem Tritt. Eine unerichöpfliche Fülle tänzerischer Boesie blüht auf. Und was im Fuß
Teise anflingt, flutet fort über Knie und Hüfte und Rumpf und strahlt aus in den geheimnisvoll fragenden, klagenden, jauchzenden Melodien, die die Fingerspitzen singen. Ein Orchester von wundervoll abgestimmten Instrumenten, das jeder Aufgabe gewachsen ist. Eine Sauberfeit des Zusammenwirkens, das jede verlangte Nuance rein und flar zum Ausdruck bringt.
Im zweiten Teil des Programmes lernten wir wozu sonst faum jemals Gelegenheit geboten wird die Einzelstimmen des Orchesters kennen. Ruth Berentson in weit ausladenden pathetischen Schwüngen; Else Simons in einem flimmernden, frausen, technisch brillanten Tremolo; Annemarie Frante, mit prachtvoller Hüftenaktion, in orientalisch stilisierten Melodien; Linnie Ferrit in glatten, allzu spielerischen Tanzrhythmen. Der junge Javaner Fred Coolemans gab in einer vorwiegend auf Spannungen gestellten Studie eine allerdings start europäiſierte Brobe von dem pretiösen Stil seiner heimatlichen Tandak- Tänze. Seine Leistung gipfelte in dem traumverjunkenen, Nirwanaftimmung atmenden Zusammenfalten zur Schlußattitude. Eines der ältesten Soli der Bigman, den Gößendienst", suchte die temperament volle Ilse Laredo mit ihren Mitteln nachzugestalten. Der Berfuch mißlang: es fehlte die naturwüchsige, zwingende, aus dem tiefsten Innern strömende seelische Belebung der Meisterin. Der einzige Gruppentanz der Matinee, Rhythmus"( aus der Suite Bann"), erscheint jeht in etwas veränderter Gestalt. Die Schickfalsmauer des Hintergrundes, früher in dumpfer, geschlossener Bemegung, starr, undurchdringlich, gefühllos höhnend, hat sich in eine leife mogende, lockende, neckende, fliederfarbene Hecke verwandelt. Dadurch bekommt der ertatische Sololanz der Wigman einen neuen Einn. Ob zum Vorteil der Gesamtwirkung, fönnte man erst be urteilen, wenn man den Gruppentanz im Zusammenhang der Suite sehen würde. Guri Thorsteinsson, das begabteste Mitglied der Meisterschule, zeigte in eleganter Technik ein geistreiches Flecht werf aus hoch und tieftänzerischen Formen; Della Schirmer
daß er sich nämlich verpflichtet fühlt, Mittelmäßiges auch recht hätten noch gut zwei Proben vertragen, um die Reinheit der Intonation und die musikalische Beherrschung vollständig zu erreichen. Heinrich Maurer.
tanzte zwei Tangos: den ersten mit Anklängen an die melancholische| nicht sehr glücklich, mit viel unbeseelter Händeaktion und reichlicher Pantomimif; Fred Coolemans erfreute durch einen leichten, mit gutem Aplomb gebrachten Sprungtanz, und als Kehraus gab es eine Kleine Revue", in der sämtliche Mitwirkende der Matinee unter dem Jubel des Publikums ihre persönliche tänzerischeschmack Lenins erfährt man aufschlußreiche Einzelheiten aus den Eigenart veruitten.
Der Beifall des bis in die obersten Ränge gefüllten Hauses mar sehr start. Immer wieder mußte Mary Wigman mit ihren Leuten, und Will Goeze, der musikalische Begleiter und erfindungsreiche Komponist der Geräuschmusiken, sich auf der Bühne und schließlich noch vor dem eisernen Vorhang zeigen. John Schitomiti.
Konzert des Domchors. Das Konzert der Hochschule mit dem Ertrag war ein bedeutender, dank besonders der epochemachenden Domchor brachte vier Erst- und eine Uraufführung. Der geistige „ Deutschen Besper" don Josef Haas und wohl auch der Tatsache, daß unsere Chorkomponisten im Gegensatz zu den Orchestertondichtern in ihrer atonalen Regellosigkeit durchweg nicht bis an die äußerste Grenze gehen, fondern noch einige reaktionäre Schönheitsgefeße sich erhalten haben. Auch hat Meister Rüdel, was man nicht immer dauernden Krescendo aufgestellt. Nur vier Motetten von F. R. E. von ihm sagen fann, diesmal ein Musterprogramm mit einem fort: Roch hätte er sich schenken fönnen, obgleich sie als nachträgliche Totenfeier für den jüngst verstorbenen Senator eine gewisse Be rechtigung hatten. Das ist doch die wahre versteinerte Form, für Papier geschrieben und auch nur auf Papier wirksam. Heile Du" und uns ist heute" find inmitten dieser seelenlosen Akrobatik immerhin einigermaßen erträglich. Wolfgang Jacoby und Heinrich Kaminski gehören zu den Allermodernsten. Der erstere ist der größere abgeklärte Kenner, der zweite hat die üppigere Phantasie und die größere Eindringlichkeit. Die drei alten geist lichen Volkslieder von Jacoby, die Julia Lotte Stern mit Meisterschaft zu Gehör brachte, zwei Choräle und namentlich die apart gesezte und aufgebaute Motette Der Mensch" von Kaminski find noch nicht höchste Erträgnisse, aber allermindestens starte 3ufunftshoffnungen. Jacoby möchte man wünschen, daß er späterhin mehr aus seiner stolzen, vornehmen Reserve heraustrete, und dem schon wohlbekannten Kaminski, daß der„ Sturm und Drang " der meisten seiner Werke, so auch dieser Chöre bald einer energischen, zielbewußten Konzentriertheit weichen möge. Der Schlußchor, eine „ Deutsche Vesper", von Joseph Hahn . war der Gipfelpunkt nicht nur des Konzertes, sondern wohl auch der zeitgenössischen Chortomposition. Hier können die Jungen lernen, wie die sämtlichen modernen Mittel ohne Verranntheit bis zur letzten Konsequenz ausgebeutet werden können und doch ein herrliches, geschlossenes Kunstwerk daraus entsteht. Seine ganz originellen Leerenquinten, die tief eindringliche Abgrenzung der einzelnen Abschnitte, die gejangliche Kühnheit bei aller streng gewahrten Schönheitslinie, die elementare Ausdruckskraft sind einzelne Berlen dieses einzigen Kolliers. Der anwesende Komponist murde begeistert gerufen. Mit ihm Hugo Rüdel , der seinen Elitechor wieder zu den höchsten Leistungen anspornte. Nur die Kochschen Motetten zeigten eine fleine Schwäche des großen Dirigenten, die ich schon öfters bemerkt habe,
Mas
Lenin und die moderne kunst. Ueber den literarischen GeErinnerungen seiner Witwe und den Mitteilungen seiner Freunde. Als geborener Agitator betrachtet Lenin die Kunst zu allererst als rein agitatorisches Hilfsmittel; er schrieb bereits während der ersten russischen Revolution des Jahres 1905:„ Nieder mit der parteilojen Literatur, die Literaur muß in der großen proletarischen Front stehen". Andererseits gerieten die Schriftsteller, Architekten und Musiker, die mit Lenin in Berührung famen, angesichts der ihm eigenen Verständnislosigkeit für sogenannte revolutionäre Kunst und Literatur immer wieder in Erstaunen. Lenin interessierte sich nämbannter in Sibirien lebte, lagen auf seinem Nachttisch Werke von lich gar nicht für die modernen Richtungen. Während er als VerHegel, Puschkin und Tolstoi. Er war ein großer Verehrer des Einsiedlers von Jasnaja Poljana ; er sagte einmal zu Gorki: fann Europa unserem Tolstoi gegenüberstellen? Gar nichts". In Lenins Bibliothek befanden sich auch Goethes„ Faust" und Heines Gedichte im deutschen Tert. Ganz besonders schätzte er den revo= Dostojewski nicht viel übrig hatte. Lenin sah in Dostojewski einen lutionären Roman Tscherschnischewskis Was tun", während er für reaktionären Schriftsteller. Während seines Aufenthaltes in Paris las Lenin Victor Hugo und Jad London ; er konnte sich auch damals nicht für die moderne russische Literatur erwärmen. Auch für das moderne Theater foll Lenin nicht viel übrig gehabt haben. Gorkis Nachtasyl" fand er unmöglich sentimental; mit großer Bewunderung sprach er dagegen von Hauptmanns Fuhrmann Henschel". Sein Lieblingsstüd war Tolstois Lebender Leichnam". Barum soll man", jo pflegte Lenin zu sagen, das neue als etwas Göttliches anbeten, bloß weil es neu ist? Das ist ja vollkommen unsinnig. llebrigens liegt in der Anbetung der neuen Kunst viel tonventionelle Heuchelei und Snobismus. Wir sind gemiß gute Revolutionäre, fühlen uns aber verpflichtet zu beweisen, daß wir auf der Höhe der Kultur stehen. Ich habe den Mut zu bekennen, daß ich ein Barbar bin. Ich kann den Expressionismus, Futurismus, Kubismus und habe für sie weder Verständnis, noch empfinde ich Freude an ihnen. wie alle die anderen Ismen heißen mögen, nicht anerkennen. Ich Die Kunst gehört dem Volt und muß tief im Bolte wurzeln, von ihm verstanden und geliebt werden. Sollen wir einer Minderzahl raffinierte Speisen verabreichen, während Bauer und Arbeiter Schwarzbrot verlangen?"
Dichters, ist in Berlin im Alter von 72 Jahren gestorben. Seine Spezialität Der Landschaffsmaler Franz Hoffmann - Fallersleben, der Sohn des waren Heidelandschaften.
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In der Urania wird der Columbus Film mit Vortrag des Kapitän G. Spedmann über den Bau und Betrieb des Riesen- loyd dampfers Columbus" vom 16.- 31. Mai täglich nachmittags und abends wiederholt. Bir empfehlen die rechtzeitige Beforgung von Karten. Abo die seitliche Einweihung der dortigen finnischen Universität statt. GeEinweihung der finnischen Universität in Abo. Am 12. Mai sand in fandter Hauschild sowie Reftor Krüger von der Universität Greifswald als Bertreter sämtlicher deutschen Hochschulen sprachen gemeinsam die deutschen Glückwünsche aus.