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Jedenfalls leidet unter diefer Berschleppung die vers faffungsmäßig legitimierte weltliche Schule am meisten. Die Ronfessionsschule steht in den meisten Ländern, besonders in Preußen, auf gesetzlicher Grundlage, von der aus sie den weiteren Verlauf der Dinge gemächlich abwarten tann. Die Simultanschule genießt diesen Vorteil in einigen Ländern und Ländergebieten, besonders in Baden und Heffen. Nur die weltliche Schule hat noch keinerlei gefegliche Grundlage. Wenn sie trotzdem eine überraschende Entwicklung genommen hat, wenn es in Deutschland   bereits Hunderte von weltlichen Schulen gibt, so ist das ein erfreulicher und aufmunternder Beweis für die innere Lebenskraft dieser neuen Schulart.

Dabei hatte die weltliche Schule bisher auch noch mit mancherlei Widerständen im eigenen Lager- wenn wir bie Arbeiterbewegung als dieses Lager" ansehen dürfen ringen. Viele Arbeitereltern konnten sich bisher aus begreif­licher religiöser Ueberlieferung ober auf Grund falscher Auf­

zu

faffungen, die fünftlich von feindlicher Belte genährt werden,

noch nicht zu dem Entschluß durchringen, ihre Kinder einer weltlichen Schule anzuvertrauen. Außerdem stehen der welt lichen Schule auch noch nicht überall genügend geeignete Lehr­kräfte und Schulräume zur Verfügung,

Borausjekungen fehlt es auch mögnung, und an anderweitigen Um hierin Bandel zu schaffen und der erfreulichen Be­wegung der weltlichen Schule neue starte Antriebe zu geben, hat der Parteivorstand fürzlich eine Konferenz von Sachverständigen zusammenberufen, deren Be­

ratungsergebnis im ,, Borwärts" bereits veröffentlicht worden ist. Der bevorstehende Kieler  . Parteitag joll ersucht werden, die Entschließung der Konferenz zu der seinigen zu machen und damit die gesamte Bartei und im weiteren die ganze organisierte Arbeiterschaft für eine entschlossene und warmherzige Unterstützung der weltlichen Schule bereitzu machen. Damit gibt die Arbeiterschaft zugleich die beste pofi­tive Antwort auf die kulturelle Reaktion, die in der letzten Zeit mit zunehmender Rücksichtslosigkeit voran marschiert und die freiheitlichen fulturellen Errungendhaften der Weimarer Verfassung   zu zertreten sucht. Mögen alle sozialistischen Eltern und Erziehungsberechtigten hieraus die nötigen praktischen Schlußfolgerungen ziehen, sie bereiten da mit ein sozialistisches Ziel vor: die Weltlichkeit des gesamten Schul- und Erziehungswesens!

Wilhelm II.   am 9. November.

Eine Stimme aus Doorn gegen Mag von Baden. ,, Bon einer sehr gut unterrichteten Seite", also offenbar aus Doorn   erhält die Kreuz- Zeitung  " als Antwort auf das Buch des Prinzen Mag von Baden folgende Darstellung von den Vorgängen am 9, November 1918 im Hauptquartier:

1. In der Diskussion über die Abdanfung am 9. Nopember 1918 in Spa erklärte General Graf von der Schulenburg etwa 11 Uhr normittags, daß hier vom König on Breußen überhaupt nicht die Rede sein könne, da der Reichsfanzler Bring Mag von Baden nicht preußischer Ministerpräfident sei und der König diese Frage lediglich mit seinen preußischen Ministern und preußischer Rammern abzumachen habe..

2. Die amtliche telephonische Verbindung zwischen dem Kaiser und Kanzler lag in Spa in den Händen der Herren v. Hinge und Kanzler lag in Spa in den Händen der Herren v. Hinge

und n: Grünau  .

3. Niemand hat verhindert, daß diese Herren den Kanzler sofort über die Stellungnahme des Kaisers zu der von Graf Schulen burg aufgeworfenen Frage unterrichteten.

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4. E. M. der Kaiser hat in den Vormittags stunden bezüglich der Abdantung einen Entschluß nicht gefaßt. Die Entschließung des Kaisers ist erft 1 hr 15 min. nachmittags erfolgt.

Fahrt nach Mussolinien.

Von Werner Stein  , Paris  .

Aus einem regendurchschauerten taften Baris hatte ich mich in die fonnige Sonne der Riviera gerettet. Die legte Station Frant reichs war für mich Monte Carlo. Nicht um meine Finanzen auf­zufrischen und den Versuch zu der mit Recht berühmten Sprengung der Bank zu machen, sondern um in diesem fleinen Paradies ein paar Lage zuzusehen, wie die Leute, die nie alle werden, zu einer möglichst hohen Dividende der Kasinogesellschaft beitragen. Nach Absendung eines halben Hundert buntfarbiger Ansichtspoftfarten, frantiert mit den hochstaplerisch schönen monegaffischen Briefmarken, entschloß ich mich, Mussolini- Land mit meiner Anwesenheit zu be­glüden.

Der erste Auftakt war nicht gerade ermunternd. Die Angst be= gann schon in Cooks Reisebureau, wo ich mir die Fahrkarte nach Genua   besorgte. Die Grenze ist Bentimille!", erklärte mir der sehr höfliche Beamte. Es ist feine schöne Grenze, mein Herr, man ist dort sehr wenig liebenswürdig!" Das ist eine in Frankreich  übliche Umschreibung für faugrob". Da es aber nur diese einzige Grenzübergangsstelle für mich gab, fo hatte ich keine Wahl.

Je näher wir der Grenze famen, desto nervöser wurden die Reisenden, besonders die Deutschen  . Sie sollen furchtbar scharf fontrollieren," erläuterte mir mein landsmännisches Gegenüber und legte sein gut genährtes Bürgerantlig in sorgenvolle Falten. Fröhlich lächelnd bestätigte ich ihm, daß es sogar noch viel schlimmer sei.

Im Gegensatz zu anderen zivilifierten Grenzstationen mußten in Ventimille alle Mann aus dem Zuge heraus. Es geht durch ein waffenftarrendes Spalier von Milia und Militär in den Zollsaal. Das Unterste wird zu oberst gefehrt. Jagd auf Tabatwaren, Bar­fums und die eindringliche immer wiederholte Frage: Haben Sie Waffen bei flch?"

Langsam schiebt man sich mit einem Menschenstrom der Paß­fontrolle zu. Ein französischer Beamter, der den Ausgangsstempel, ein italienischer in Milizuniform, der sehr genau Baß und Bisum prüft und den Eingang vermerft. Rundum stehen Scharen von Schwarzhemden, die jeden Reisenden mit forschenden Blicken durch röntgen. Das Spalier bleibt einem treu bis in den Wartesaal, ma man sich zum ersten Male den Magen an einem ausgezeichneten Mittagessen und duftendem Capriwein verderben kann. Langsam beffert sich die allgemeine Stimmung. Die ersten Landsleute per schminden mit fröhlich pofauntem A rivederci, caro mio!" auf den Bahnsteig hinaus. Wahrscheinlich haben sie sich bereits während der Mazeit faschistisch umgestellt.

Wäen nicht die Grenzpfähle vorhanden, so würde man doch merken, daß man franzöfifchen Boden verlassen hat. Menton   war noch ein Blumengarten, Dipedaletti ist schon ein reichlich verwilbertes Stüd herrlicher Natur. Nichts erscheint gepflegt, jogar die Bro­menadenwege am Ufer halten keinen Bergleich mit der französischen  Kultur aus. Häuser, Wege und Uferanlagen erscheinen perfallen und verwahrloft.

Biel   Ruhe hat man im Zuge nicht. Zuerst erscheint der italie nische Zugschaffner und prüft die Fahrkarten. Zehn Minuten später

5. Der Reihstanzter Prinz Mag von Baben hat die Abdan­fung des Kaisers und den Thronverzicht des Kronprinzen etwa 12 Uhr mittags und jedenfalls vor der vom Kaiser gefaßten Ent­schließung zur Veröffentlichung herausgegeben.

Agrarische Angriffe im Landtag. Deutschnationale fordern lückenlosen Schutzoll.

Im Preußischen Landtag wurde am Mittwoch die dritte Lesung des Gesamthaushalts mit der Aussprache über den Landwirt.

6. Das Telephonat zwischen Exzellenz Bahnschaffe und General Graf Schulenburg hat um 1 Uhr 35 Min. nachmittags stattgefunden.chaftsetat fortgeführt. Diesem Gespräch folgte schon nach 15 Minuten die amtliche Er tlärung des Kaisers, die Exzellenz v. Hinge telephonisch an Exzellenz Wahnschaffe übermittelte.

7. Das vorstehende Schulenburgische Telephonat fann schon aus dem Grunde den Reichskanzler Prinz Mag von Baden in seinen Entschließungen nicht irreführend beeinflußt haben, weil der amt. liche Entschluß des Kanzlers in der Abdankungserklärung festgelegt war, die er 1% Stunden vor dem Schulenburgischen Telephonat zur öffentlichen Bekanntgabe herausgegeben hatte.

Abg. Milberg( Dnat.) begründet zunächst eine Reihe deutsch nationaler Anträge. Die Lage der Landwirtschaft jei nie jo traurig gewesen, wie jeht. Schuld daran seien nicht nur Wilbernten,

wasser, sondern die auf dem Rücken der Landwirtschaft abgeschlosse nen Handelsverträge. Helfen könne nur der lückenlose 301ltarif. Das nördliche Grenzgebiet in Schleswig   sei vom inifterium vernachlässigt worden. Im Minifterium wären die höheren Beamten, die nicht zufällig dem Zentrum angehörten,

minderen Rechts.

Abg, Jacoby- Raffauf( 3.) weist die Angriffe des Vorrebners Aus dieser Buschrift zieht die Kreuz- Zeitung  " den wegen Bevorzugung fatholischer Beamter zurück. Obwohl die Lage Schluß, daß den Prinzen Mar von Baden die Verantwor: der Landwirtschaft zurzeit nicht rosig sei, müsse er sich doch als praf­tung und die schwere Schuld für den Ausbruchtischer Landwirt gegen die dauernden Forderungen ben von rechts nach Zuschüssen entschieden verwahren. der Revolution friffiei; in feinem Buch, er ſet im Bauſe bes

Prinz erzählt sei Bormittags in Telephongesprächen aus Spa immer wieder vertröstet worden, die Entscheidung des Kaisers stehe bevor. nach 11 Uhr aber lauteten die Meldungen folgendermaßen: Die Angelegenheit jei jest fachlich entschieden; sie seien jetzt bei der Formulierung. Der Ralfer habe ich zur Ab dantung entfchloffen. Wir würden in einer halben Stunde die Formulierung erhalten.

Landwirtschaftsminister Steiger fordert den Abg. Milberg auf, ihm sofort Fälle nachzuweisen, in denen er Beamte seines Minis fteriums wegen ihres tonfessionellen Bekenntnisses benachteiligt gebend. Die landwirtschaftlichen Interessen Schleswig- Holsteins  habe. Für ihn fet nur der Grundſaß ſtrengſter Barität mag­jeten durch Bereitstellung erheblicher Mittel gewahrt worden; dar­über hinaus habe die Nordmart sogar eine besondere Förderung erfahren. Die Beratung dauert noch an.

Inzwischen hatte sich die Situation in Berlin   so ver­Straße proflamiert werden konnte. Infolgedessen entschloß Polnischer Parlamentarierbesuch in Berlin  . schärft, daß jeden Augenblick die Absetzung Wilhelms auf der sich der Prinz, dem Wolffschen Telegraphenbureau die be­rühmt gewordene Erklärung zugehen zu lassen, die mit den Worten begann:

Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen.

Bring Mag versichert, daß ihm von einem Entschluß Wilhelms, als König von Preußen zu bleiben, nichts bekannt gewesen sei. Er hätte ja, meinen wir, mit diesem Entschluß auch sehr wenig anfangen können, denn dieser hochperräterische Versuch, durch Zerschlagung des Reiches die Krone zu retten, wäre vom Volt sehr rasch vereitelt worden.

Im übrigen ist der ganze Streit wefenlos. Denn da die Deutschnationalen dem Ertaiser heute selber das Land ver­bieten, müssen sie eigentlich doch froh sein, daß er damals verschwunden ist. Eine Feier des 9. November unter Bor­antritt deutschnationaler, die Republik   schützender Reichs­minister liegt nicht mehr außerhalb des Bereichs der Möglichkeit.

Agenten des Bürgerblocks.

Die Kommunisten wollen ihren Kaiser.

Die Rote Fahne  " nennt wieder einmal die Sozialbempfraten Agenten des Bürgerblods. Grund: Unsere Genossen haben für das Republitschutzgesetz geftimmt.

Unnük roäre es, gegen dieje läppischen Phrasen anzufämpfen, zeigte sich hier nicht wieder einmal die Berblöbung, die die fommunistische Agitation ihren Lesern zumutet.

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Wir lassen den Kommunisten gern den Ruhm, gegen das Re­publitschuhgeseh gestimmt zu haben. Sie befanden sich dabei in allerbester Gesellschaft. Rechter Flügel der Deutsch natio. nalen, Hitlerleute und sonstige Böltische bildeten die neuproletarische Einheitsfront für Wilhelms Rüdtehr. Die Kommunisten läßt der Ruhm nicht schlafen, durch die Kan­dibatur Thälmanns bei der letzten Präsidentenwahl indenburg zur Reichspräsidentschaft verholfen zu haben, demselben Hindenburg  , der die Rechtsblockregierung berief. Nein, der kommu nistische Ehrgeiz geht weiter: Sie wollen ihren Kaiser.

Aber bitte die anderen sind die Agenten des Bürger blods, nicht wahr?

erscheint ein Faschist, mit Säbel, Revolver und Kneifzange bewaffnet und locht die Karten. Dann tommt neue zivile Paßkontrolle, dann die faschistische Paßkontrolle. So geht es munter stundenlang fort. Dabei muß man eingestehen, daß diese Leute bezaubernd liebens würdig sind und nur durch die Häufigkeit ihres Erscheinens lästig fallen.

Am Nachmittag landet man in Genua  . Auf dem Bahnhofe wimmelt es von Miliz und Militär, drei bis vier start bejezte Bahne hofsmachen. Man tommt sich vor, als sei man in einem in Kriegs: zustand befindlichen Lande. Glücklich hat man die Bahnhofssperre passiert und will in die Stadt hinein. Die Hoffnung, daß nunmehe ein Ende der Kontrollen erreicht sei, ist trügerisch. Vor dem Bahn­hofe steht eine enge Postenlinie der faschistischen Miliz. Das Hand­gepäck wird auf offener Straße nach Waffen durchsucht. Die Taschen werden abgetastet. Und dazu leuchtet von allen Mauern das durch eine Schablone scharz aufgemalte Antlig des Duce. Ueberall der Duce! Das Bahnhofsdach zeigt als Krönung das Liktorenbündel. Abends erstrahlt es festlich in grünweißroten Glühbirnen.

Die Straßen sind voll mit Bewaffneten aller Art. Man fann schon kaum mehr zwischen Miliz und Militär unterscheiden. Daneben eine Unmenge junger Burschen mit Seitengewehr und Revolver, die junge Garde der Nation. In Reihen zu sechs und acht ziehen sie über den Corso, singend und randalierend, immer die Faschisten hymne in die laue Luft schreiend.. Hier und dort wird einem Un­beteiligten der Hut vom Kopfe geschlagen. An den Eden stehen mit ihren großen Zweimastern die Gendarmen und sehen und hören nichts,

In allen Schaufenstern das Bild des Dute, in manchen ein fleineres des Königs daneben. Il re" ist unintereffant geworden. Je später der Abend, desto lauter das Schreien. Ich size mit einem Kapitän der faschistischen Marinevereinigung, einem alten Freunde aus einer Zeit, wo noch fein Mensch das ominöse Wort fannte, in einem Cafébaus und sehe mir bei einem Glas schandbar teuren und schlechten Biers den Rummel an.

" Du bist doch ein vernünftiger Mensch," sage ich leise zu ihm, mie fannst du diesen faulen Zauber mitmachen?" Einen Moment ist er etwas verlegen, dann antwortet er mir: Was willst du, man muß! Ber nicht mitmacht, den freffen die Hunde und ich habe Frau und Kind."

Diese sehr fimple Erklärung fönnten wohl fast alle abgeben, die heute gegen Einsicht und Wollen nach außen hin Faschisten sind. Es wird eines Tages wieder vorübersein." fagte mein Freund, nimmt mich beim Arm und führt mich in die obere Stadt. Dort stehen mir auf den Bergen und sehen still und freudig auf den leuchtenden Hafen herunter.

Die Komödie vom erfolgreichen Streber. Karl Sternheim   ist immer noch unser hervorragendfter Luftspieldichter. Das hat gestern wieder seine Komödie Der Das hat gestern wieder seine Komödie Der Snob" in Theater Die Komödie" erwiesen. Der Gedanken inhalt des Durchschnittsbürgers, die Sternheim   vor anderthalb Jahr zehnten mit verbiffenem Wig gegeißelt hat, feine rücksichtslose Streberei nach äußerem Erfolg ohne das Glück der Befriedigung, fein Kriechertum vor dem Adel der Geburt und des Kapitals sind

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Tie Einladung grundsäglich angenommen.

Warschau  , 18. April.  ( WTB.) Wie einige Blätter berichten, hat ein in Berlin   bestehendes beutsch- polnisches Komitee,

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an dessen Spize Professor Wolff und Geheimrat Kuenzer von der Germania  " stehen, an polnische Parlamentarier und sonstige im öffentlichen Leben stehende polnische Persönlichkeiten die Einladung gerichtet, in Berlin   eine Konferenz abzuhalten, um Fragen der frieblichen Zusammenarbeit zwischen beiben Bölkern zu beraten. Gestern fand hier unter dem Borsiz des Sejmabgeordneten Ihugutt eine Besprechung statt, in der beschlossen wurde, die Einladung grundsäglich nehmen. Wie Expreß Poranny" erklärt, follen an der Reife nach Berlin  , die Mitte Juni zustande kommen wird, ungefähr zehn bis zwanzig Perfonen teilnehmen, darunter auch einige Abgeordnete und Senatoren.

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Die Beamtenbesoldungsreform. Wohnungsgeldzuschuß und Ortsklasseneinteilung.

Im Zusammenhange mit der beabsichtigten Erhöhung der Reichsbeamtengehälter ist auch geplant, die Wohnungsgeldzuschüsse zu erhöhen, gleichzeitig aber die ganze Ortstlassenein. teilung einer grundlegenden Umgestaltung zu unterziehen. Die Ortsklasseneinteilung gilt schon lange als ver­altet und soll entsprechend der gesamten Entwicklung der Nach friegszeit nach neuen Gesichtspuntten aufgebaut werden. Verhandlungen mit den Ländern und den Berufsorganisationen der Beamten sollen schon in der allernächsten Zeit aufgenommen merden.

Die Nachricht, daß die Beamtenbesoldungsreform bereits ſo

weit vorbereitet ist, daß sie am 1. Juli in Kraft treten könnte, wird entschieden bestritten.

Der römische Korrespondent der Deutschen Tageszeitung" Ludwig Stein  , ist zum Ehrenmitglied der faschistischen rierblatt zu dieser Ehrung seines Berichterstatters. Die Führer des Partei ernannt worden. Wir gratulieren dem nationalen Agra­Deutschtums in Südtirol   werden nach den Deportiertenhöllen verbannt, der Herr Korrespondent   der deutschnationalen Tages­zeitung" hüllt sich über solche Kleinigkeiten in Schweigen und wird dafür mit der Ehrenmitgliedskarte der Faschistenpartei belohnt.

heute lächerlicher, als fie es 1913 waren. Zwischen der Entstehung des Lustspiels und heute flafft scheinbar ein Abgrund von erschüttern­den Ereignissen, zu denen bekanntlich auch eine Revolution gehörte. Daß die Repolution nicht mit dieser Getantenwelt aufgeräumt hat, zeigt jeder Tag. Der Snob" ist heute gegenwartsnäher als je. Wir fennen ihn alle, diesen Typ, der als Kleinbürger geboren, von der befeligenden Sucht besessen ist, von einem Hochgeborenen Fußtritte entgegenzunehmen, der den einzigen stolzen Befiz der geliebten Mutter, ihre Matellosigkeit, ohne Bedenken preisgibt.

Auch in der äußeren Sprachform erweist sich heute erst recht Sternheims überragende Bedeutung. Seit je hat man ihm mani rierte Sprechweise vorgeworfen. Sternheims scharfgeschliffene Sprache, in der ein jedes Wort sitzt, empfand in der gestrigen Auf­führung fein Mensch mehr als unnatürlich. Sternheims Ziel ist zu unserem geworden.

Ralph Artur Roberts( der auch Regie führte), verlieh dem erfolgreichen Streber Christian Maste die Züge, die ihn zu unserem Bekannten stempeln. Er hat das Format des freudlosen Aemterjägers, der sich selbst für ferreft bis in die Knochen hält und in grandioser Gesinnungslosigkeit brilliert. Jakob Tiedtke  . spielt seinen Bater, den Subalternbeamten Theobald Maske. Ein besonderes Kabinettstück leistet er sich in der Szene, in der ihn un­versehens ein leibhaftiger Graf mit Herzlichkeit begrüßt. Die Hilf­lofigfeit, mit der er Zylinderhut. Zigarre und Schirm unterzubringen fucht, um die rechte Hand zum Gruß freizubekommen, ist erschütternd. Anni Mewes   weiß mit ihrer weiblichen Hingabe und dem Strahlen ihrer Augen die Herzen der Zuschauer zu erobern.

Ein

Belch tiefen Eindruck das nachdenkliche Lustspiel auf den repu= blikanischen Bürger von heute macht, geht aus einem Gespräch her­vor, das ich am Schluß der Aufführung abfangen konnte. durchaus fultiviert aussehender Parkettplag fagte zu feiner Be­gleiterin: Gnädige Frau! Die ganze Zeit über denke ich darüber nach, daß Sie genau diefelbe Figur wie Anni Mewes   haben." ,, Nun," antwortete fie ,,, ich habe wohl schönere Beine, bin aber leider nicht so schlank, wie die Mewes." Ernst Degner.

Der Schrecken der afrikanischen Tierwelt. Soeben ist einer der bekanntesten englischen Jäger, Sir Lucy, nach London   zurückgekehrt. Er hat, wenn seine Angaben richtig sind, in Südafrika   schlimmer als die gefährlichsten Raubtiere und furchtbarer als der geschickteste Negerstamm gehauft. Er nennt sich König der Jäger" und erzählt Doll Stolz, daß er allein auf seiner legten füdafrikanischen Jagd­expedition 280 Löwen, 4 Elefanten und mehrere Hundert Nashörner zur Strede gebracht habe. Die afritanische Tierwelt wird auf­atmen fönnen, da Sir Lucy sich nun in Europa   eine längere Ruhe­pause gönnen will, um seine Memoiren" su sdyreiben. Das hierzu erforderliche Jägerlatein scheint er ja zu beherrschen.

für internationale geistige Zusammenarbeit trat, wie aus Paris   gemeldet Eine Kommission für Reform des Uebersehungswesens. Im Institut wird, unter dem Borsiz des franzöfifchen Romanschriftstellers Ballery- Radot eine Stommiffion zusammen, die sich mit der Reform des Uebersetzungswesens für literarische und wissenschaftliche Werke beschäftigt.

Das Museum des 3aren mordes. Wie aus Moslau gemeldet wird, soll das Haus patjew in Swerdlowit( Jekaterinburg  ), in dem die Barenfamilie ermordet worden ist, zu einem Museum der Revolution gemacht werden.