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Haft, als vor einiger Zeit verlautete, Masaryk   sei der eigen- artigen Anhänglichkeitsbeweise seiner Konpatrioten müde und beabsichtige nicht mehr zu kandidieren. Während sogar Kommunisten schon beschlossen haben, im Falle einer Gefähr- dung der Wahl Masaryks im zweiten Wahlgang für ihn gegen einen etwaigen Rechtskandidaten zu stimmen, lassen mehrere tschechischbürgerliche Parteien die Frage ihrer Ent- scheidung noch immer offen, die Slowaken erklären, für Masaryk   nicht stimmen zu können, und es find eigentlich nur die tschechischen sozialistischen   Parteien, die sich einmütig und vorbehaltlos für den bisherigen Präsidenten aussprechen. Es ist nicht das erstemal im Leben Masaryks, daß er in seinem Volke in Vereinsamung geraten ist. In den Jahren nach 1886 wurde er wegen der Königinhofer Handschrift, deren Echtheit er bestritt, in einen bitteren Kampf verstrickt, der ihm lange Zeit die Verfemung wegen Verrats an einem heiligen Kulturgut seiner Nation eintrug, und er war damals der von seiner Nation bestgehaßteste Mann, bis die Fälschung dieser angeblich alten Urkunde tschechischer Dichtkunst einwandfrei festgestellt wurde. Wegen seiner frei- heitlichen Gesinnung fand er an den Klerikalen immer er- bitterte Feinde, auf deren Geheiß ihn die österreichische Re- gierung fünfzehn Jahre als außerordentlichen Professor sitzen ließ, und der Prager Erzbischof führte sogar beim Kaiser über ihn Klage. Später ins Parlament gewählt, wurde er von Jungtschechen und Staatsrechtlern gleichermaßen heftig angegriffen ynd mußte sich eine Zeitlang vom politischen Leben zurückziehen. In den neunziger Jahren stellte er sich anläßlich der Verurteilung des Juden Hilsner wegen angeb- lichen Ritualmordes entschlossen gegen die Justiz und die ent- fesselte öffentliche Meinung, und abermals stand er allein, befehdet und gehaßt. Bis auf die tschechische Arbeiterschaft ist auch jetzt wieder nach Jahren der Verherrlichung ein Großteil des tschechischen Volkes von diesem politischen Wissenschaftler abgefallen, und in der Tat will weder seine Philosophie noch das System seiner politischen Theorie zu dem Geist, der den herrschenden Klassen eignet, passen. Als Freigeist lehnen ihn die Klerikalen ab, als sozial empfinden- der Mensch steht er im Widerspruch zu den Agrariern und den zünftlerischen Gcwerbeparteilern, als Demokraten hassen ihn die Faschisten und die reiche tschechische Bourgeoisie, die durch die Demokratie gehindert ist, ihrer wirtschaftlichen Macht die uneingeschränkte politische Macht im Staate zu- zugesellen. Der direkte Einfluß des Staatspräsidenten ist wohl nicht groß, seine Rechte sind durch die Verfassung auf ein Mindestmaß beschränkt, aber daß Masaryk   es gelegentlich gewagt hat, in Reden und Interviews seine von den reaktiv- nären und hypernationalistischen Anschauungen der bürger- lichen Parteien abweichende Meinung zu äußern und auf die öffentliche Meinung einzuwirken, das allein hat schon genügt, dem Befreier der tschechischen Nation die Hauptnutznießer der errungenen Freiheit feindselig zu machen. Einzelne in ihren Aspirationen enttäuschte Personen, wie Dr. Kramarsch, tun das übrige. Daß Masaryk   allen vom Bürgerblock be- schlossenen Gesetzen respektvoll die Sanktion erteilt hat, hat nicht genügt, um ihn bei den Regierungsparteien beliebter zu machen. Trotz alledem wird Masaryk   gewählt werden. Am meisten zufrieden könnten, so paradox er klingen mag, die regierenden Parteien damit sein, denn eine schönere V e r- k l e i d u n g des herrschenden brutalen, arbeiterfeindlichen Regimes können sie sich nicht wünschen, als es die Person des angesehenen und allgemein geachteten Präsidenten Masaryk  ist. Er ist der letzte R e st der einst gerühmten tschecho-- slowakifchen bürgerlichen Demokratie, deren Ideal längst nicht mehr Masaryk, sondern offen oder geheim, Mussolini   ist. Deutsch  -italienisches Luftfahrtsabkommen. Zwischen dem itotie- nrjehen Botschafter in Berlin   und dem deutschen   Außenminister Dr. Stresemann ist am Freitag ein deutsch  -italienisches Abkommen über den Luftverkehr unterzeichnet worden.
die Verfolgungen in Gstoberfchlesien. Die polnische Presse leugnet. Angriffe desCzas  " auf denVorwärts". Warschau  , 20. Mai.  (Eigener Drahtbericht.) Die polnische Presse leugnet weiterhin, daß es anläßlich der R y b n i k e r Gemeindewahlen zu irgendwelchen Terrorakten gegenüber der deutschen   Minderheit gekommen sei. Der KrakauerC z a s" versieht die Erklärungen desV o r w S r t s" über die Verfolgung der deutschen   Minderheiten in Polen   und den bevorstehenden deut- sehen Schritt in dieser Frage mit folgendem Kommentar, der für die gesamte polnische Presse und deren Stellungnahme zu dem Skandal in Rybnik   bezeichnend ist: Die Erklärungen desVorwärts" beweisen nur, daß die chauvinistische Verblendung auch auf die deutschen   So- zialisten übergegriffen hat. Die Verfolgung der Deutschen   in Ober- schlesien ist ein von den deutschen   Nationalisten zu Propaganda- zwecken erfundenes Märchen, während auf der anderen Seite die unerhörte Unterdrückung der polnischen Minderheit eine reale Totsache darstellt. Darüber bewahren die sozialistischen  Zeitungen jedoch völliges Stillschweigen." » Das konservative Krakauer BlattCzas  ", das, neben- bei bemerkt, unter der österreichischen Monarchie als Organ der polnischen Aristokratie zu den treuesten Stützen des Habsburgischen Regimes gehörte, hat also die Stirn, der deutschen Sozialdemokratienationalistische Verblendung" vorzuwerfen, weil wir auf die gefährliche Zu- spitzung in Ostoberschlesien hingewiesen haben. Wenn es sich bei den Meldungen über Terror in Oberschlesien   nur um bürgerliche Agenturnachrichten handelte, so könnte man die Frage offen lassen, ob sie nicht etwaz�tendenziös aufgebauscht sind. Aber auch die uns zugegangenen direkten Jnfor- mationen aus dem an Polen   abgetretenen Teil Oberschlesiens  lassen keinen Zweifel daran, daß die deutsche   Bevölkerung, insbesondere die Arbeiterschaft, in letzter Zeit immer mehr drangsaliert wird. Und ist etwa die Beschlag- nähme mehrerer deutscher   Blätter, darunter des sozial- demokratischen KattowitzerV o l k s w i l l e", einerfundenes Märchen"? Ist die t e l e g r a p h i s ch e Bitte aller deut­ schen   oberschlesischen Sesm-Abgeordneten an Pilsudski   um eine Audienz auch einMärchen"? Völlig rätselhaft ist uns die Retourkutsche des Czas  "(unerhörte Unterdrückung der polnischen Minder- heit"). Gemeint ist offenbar die polnische Minderheit in preußischen Gebieten. Wir haben in der Tat seit langer Zeit nichts darüber gehört. Die Polen   zählen im Preußischen Landtag zwei Abgeordnete, und es ist uns nicht bekannt, daß diese die letzte Etatberatung benutzt hätten, um besondere Klagen über eineunerhörte Unterdrückung der polnischen Minderheit" vorzutragen. Wir entsinnen uns vielmehr eines Ausspruches des sozialdemokratischen preußischen Jnnenmini- sters vor nicht allzu langer Zeit, daß der beste Beweis dafür, daß es den Polen in Deutschland   nicht schlecht gehe, in den Kleinen Anfragen  " der beiden polnischen Landtagsabgeord- neten zu erblicken fei: denn diese Anfragen brächten aus- schließlich bedeutungslose Einzelfälle zur Sprache, so daß von einer allgemeinen schlechten Behandlung der Polen   in Preußen nichts zu merken sei. Wir wünschten, es ließe sich dasselbe von den Deutschen  in Polen   sagen. Daß sich aber die Berhältnisse seit dem Amts­antritt desAufständischen"-Wojwoden G r a zy n s k i sehr verschlimmert haben, steht fest. Uebrigens ist besagter Grazynski nicht nur deutschfeindlich, sondern überhaupt fremdenfeindlich gesinnt. Auch der französische   und der englische   Gesandte in Warschau   haben wiederholt gegen seine Maßnahmen, durch die ihre Schutzbefohlenen benachteiligt wurden, bei der polnischen Regierung protestieren müssen. Wie muß dieser Wojwode erst gegen die Deutschen   wüten! Sehr bezeichnend ist es übrigens, daß am selben Tag, an dem der KrakauerC z a s" demVorwärts"natio-
Bruch mit Tonleiter, Tonart, Metrum gar nicht erst an seines Herzens Mitte heran. Worte und Begriffe brauchen sich ab. I Das Chaos, die absolute Freiheit, das Draufgängertum haben abgewirtschaftet, Babylo- nisches Durcheinander hat geradeso feinen Reiz verloren, wie die bequeme artistische Einheitssprache oder das Schlagwort vom linearen Kontrapunkt. Nur die Persönlichkeit wirkt noch, einerlei, ob ein Werk alt oder neu empfunden ist. Auch ein Mendelssohn des 80. Jahr- Hunderts ist denkbar. Die Mischung von Mendelssohn   und Schönberg aber ist ungesund, ist unanständig. Das Quartett von Wladimir Vogel  , um das sich ein H a v e m a n n- Quartett vergeblich mühte, ist ein klägliches Gemisch aus Sehnsucht nach rentabler Melodie und sehr ungezogenem Windmühlenkampf gegen diese löbliche Absicht. Immer dann, wenn solche Musik grotesk oder humoristisch wird(wie im Piccicato-Teil des Quartetts), dann wirkt sie für futuristische JWse. Wenn sie ernst wird, wenn sie den Nerv der musikalischen Ge- sinnung bloßgelegt, dann wirkt sie nur noch chaotisch, abstoßend. Diese Drauflos-Komponisten erinnern an einen Studenten der Medizin, der sich mit der Wissenschaft vom Geist beschäftigt und auf die Nerven fällt. Dem sicher noch jungen, sicher nicht unbegabten Vogel ist für sein Weitersingen zu raten entweder Effekt ä la Strauß oder atonal ä la Schönberg. Beides ist epigonenhaft. Aber alles noch besser, als die Mischung in Richtung der Vogel-Strauß-Politik. Eine Hochschule für Lungenkranke. Die gewaltige Verbreitung der Tuberkulose ist uns im allgemeinen bekannt. Aber trotzdem macht man sich von dem Umfang doch nicht ein rechtes Bild. Erst wenn man einmal besonders charakteristische Zahlen vernimmt, wird dieses Bild schärfer. Davon ein Beispiel: Der Daooser Mediziner, Prof. I. Kollarits, weift nach, daß sich in den europäischen   Staaten mindestens 13 000 mehr oder weniger tuberkulöse Studenten be- finden. 15 000 Jünger der Wissenschaft, denen eine fürchterliche Krankheit am Marke' des Lebens zehrt! Kollarits beschränkt sich nun nicht auf eine bloße Feststellung dieser Tatsache, sondern macht in einer Denkschrift, die dieser Tage der internationalen Kommission für geistige Zusammenarbeit beim Völkerbund zugegangen ist, den Borschlag, für diese Studenten in D a o o s eine Universität zu gründen. Es wäre dies eine Hochschule im wahrsten Sinne des Wortes. Es würde auf diese Weise möglich sein, für diese Tausende gleichzeitig eine Gelegenheit zum Studium neben der notwendigen Heilbehandlung zu schaffen. Ganz allmählich soll nach den Vor- schlügen des Professors� an den Aufbau der Universität, die not- wendigerweise international sein muß, gegangen werden. Natürlich dürfen die Schwierigkeiten einer solchen zwischenstaatlichen Lehr- stätte nicht unterschätzt werden. Allein schon die �rage der Prüfungs­bestimmungen wird einiges Kopfzerbrechen machen. Ebenso bestehen Schwierigkeiten bei der Auswahl der Lehrstoffe. Aber olle die Schwierigkeiten sind wert, überwunden zu werden, weil man die günstige Wirkung einer solchen Hochschule auf internationales Denken und internationales Zusammenarbeiten nicht hoch genug wird einschätzen können. Als offizielle Sprachen der Universität sollen die drei europäischen   Hauptsprachen: Deutsch  , Englisch   und Französisch gelten. Darüber hinaus ist es den einzelnen Ländern . unbenommen, Lehrstühle in Ihrer eigenen Sprache einzurichten.
nalistische Verblendung" vorwirst, dieDeutsche Tage s- z e i t u n g" behauptet, derVorwärts" habe durch feine An- griffe auf die Hergt-Rede in Beuthen   der polnischen Re- gierungdas Stichwort" für die Verfolgungen gegeben! Eine Gegenüberstellung dieser beiden Anrempelungen unseres Blattes durch die deutschen   und die polnischen Nationalisten beweist am besten, daß wir auf dem rechten Wege sind.
Die kaisertreuen potsöamer. Protest gegen die dcutschnationale Parteileitung. Die Potsdamer Deutschnationalen lassen nicht mit sich spaßen. Wenn alle anderen Nationalisten das Aittikaisergeseg für ein paar Ministersitze unterstützt oder doch geduldet haben, ihnen geht der Republikschutz zu weit. In einer Mit- gliederversammlung des Kreisvereins Potsdam der Deutschnaiiona- len Partei wurde die Haltung der Parteileitung und der Reichs- tagsfraktion mißbilligt und dies den Jnstanzeneunzwei­deutig" zum Ausdruck gebracht. Bemerkenswert ist der ganze Vorgang deshalb, weil er im Gegensatz zu den anderen Protesten der Deutschnationalen �ohne Vorbehall der Oeffentlichkeit mitgeteilt wird. Sonst ist die Courage der Deutschnationalen nicht so groß. Uebrigens richtet sich der Protest der braven Potsdamer fach- lich auch gegen den Führer der deutschnationalen Landtagsfraktion S ch l a n g e- S ch ö n i n g e n. Der hat zwar bei der Abstimmung im Reichstag gefehlt, läßt jedoch erklären, er sei nur durch seinen Kampf gegen den Ministerpräsidenten Otto Braun   davon abge- halten worden, im Reichstag zu erscheinen sonst hätte er für das Antikaisergesetz gestimmt. Es gibt eben verschiedene Methoden, die Republik  zu schützen. Die Deutschnationalen wenden jede an, die ihnen- Ministersessel oerspricht._ Die Seratung üer poftgebührenvorlage. Postgebühren und Beamtengchältcr. Keine falschen Thesen! Der Arbeitsausschuß des Berwaltungsrates der Deutschen Reichs- post beendete gestern dieallgemeineAussprache über die Postgebührenvorlage und wandte sich in der E i n z e l b e r a t u n g der Feststellung des finanziellen Bedarfs der Reichspost zu. Da hiermit selbstverständlich eine genaue Nachprüfung des Standes der Postfinanzen und ihrer Aussicht verbunden ist, kann mit einem Ab- schluß der heutigen Beratungen am heutigen Tage nicht gerechnet werden. Die Beratungen müssen vielmehr, da die sozialdemokratischen Mitglieder des Arbeitsausschusses zum Parteitag nach Kiel   reisen müssen, abgebrochen werden. Sie werden am 1. Juni wieder aufgenommen. Erst dann werden sich die Beratungen der eigentlichen Gebührenerhöhung zuwenden. Die Entscheidung ist also nicht vor dem 3. oder 4. Juli zu erwarten. Inzwischen wird in den Kreisen der Postbeamten mit der These für die Portoerhöhung agitiert, daß der Beamtenschaft ohne Ge- bührenerhöhung eine Gehaltszulage nicht gewährt werden kann. Hierzu möchten wir bemerken, daß nach unserer Auffassung die Mittel für die Besoldungszulage auch vhneGebührenerhö- hu n g in einem Umfange, wie der Postminister sie haben will, möglich ist. Den Interessen der Beamten ist nicht damit gedient, wenn durch maßlose Gebührenerhöhungen eine derartige Preis- steigerung hervorgerufen wird, daß die Besoldungserhöhung bereits ausgezehrt ist, ehe sie überhaupt gegeben wird. Es ist Aufgabe des Verwaltungsrats, nach Mitteln und Wegen zu suchen, die Besol- dungszulage möglich zu machen, auch ohne den Anstoß zu starken Preistreibereien zu geben.
Wegen der Wississipikakastrophe wird Präsident Coolidge   eine Bundestagung des Kongresses nicht einberufen, da angeblich vom Roten Kreuz genügend Hilfe geleistet wird. Englische   kreuzerkoflen. Der erste Lord der Admiralität teilte dem Unterhaus mit: Ein Kreuzer von 10 000 Tonnen kostet 44 Millionen zu bauen, über 4 Millionen jährlich zu unterhalten.
Ein Wonet-Wuseum in Paris  . Claude Monet  , der vor kurzem verstorbene Großmeister des französischen   Impressionismus, hat die lange Bilderreihe seinerNnmphäen", an der er gegen 40 Jahre gearbeitet hat, dem französischen   Staat vermacht. Diese wunder- bare Sammlung, die in einzigartiger Weise das großartige Ringen eines Künstlers um die Gestaltung eines bestimmten Stoffes offen- bart, ist in der sogenannten Orangerie der Tuilerien in Paris   unter­gebracht worden, und so entstand ein Claude-Monet-Museum, das dieser Tage eröffnet wurde. Monet   hat den größten Teil seines Lebens daran gefetzt, immer wieder die Wasserpslanzen, und de- sonders die Wasserlilien in dem Teich seiner Besitzung in Givernq in der verschiedenartigsten Beleuchtung zu malen. Während er sich bei diesen Licht, Luft, Wasser und Farbe zu immer neuen Harmo- nien verschmelzenden Bildern bis 1914 auf kleine Formate be- schränkte, ließ er sich dann in Giverny   ein sehr großes Atelier bauen, und begann Nymphäen-Bilder zu malen, die sechs bis acht Meter lang und 12 Meter hoch waren. Von diesen großen Ge- stallungen, wie von den kleinen, sind die meisten jetzt in dem neuen Museum zu sehen und vermitteln so«in großartiges Bild von dem Ringen des Meisters um die höchste Vollendung seiner Kunst. Das dramatische Schicksal eines Dramatikers. Einst ein erfolg- reicher Dichter, dann Kellner und Aufwascher in einem drittklassigen Cafe einer Provinzstadt mit vierzehnstündiger Arbeitszeit, und jetzt wieder ein angesehener Dramatiker das ist die merkwürdige Laufbahn von A. L. Burke, dessen KomödieThank Vou, Phillips" vor sechs Jahren einen vollen Erfolg im Londoner Globe-Theater erlebt hati«. Als das Stück vom Spielplan abgesetzt wurde, oer- schwand der Dichter eines Tages spurlos von der Bildsläche. Man nahm an. daß er ins Ausland gegangen sei; tatsächlich irrte aber der Dramatiker, dessen linker Arm durch eine Kriegsverletzung ver- stümmelt ist, mit wenig Geld kreuz und quer durch England, um irgendeine Stellung zu finden. Als«r schon der Verzweiflung nahe war, konnte er endlich nach vier Wochen eine Stellung als Kellner in einem kleinen Kaffeehaus finden. Da der Lohn sehr gering war, lebte Burke fast nur von den spärlichen Trinkgeldern. Er halte sich vorgenommen, in seiner freien Zeit schriftstellerisch tätig zu sein. aber sein Dienst, war so anstrengend, daß er mindestens an sechs Abenden der Woche sofort völlig erschöpft ins Bett sank, wenn er nach Hause kam. Als er schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, sich wieder emporzuarbeiten, wurde jetzt seine GroteskeEine zerstörte Nacht" von einem Theater angenommen und niit so großem Er- folg aufgeführt, daß die nächste Zukunft des vierzigjährigen Mannes gesichert scheint._ Die städtisch« Kapelle von Venedig  , die berühmteDanila rnunicipale di Venozia". gastiert in Frantfnrt a. M. im BergnügungSpark der llul- stellung.Musik im Leben der Völker' vom 11. bi» 2i. Juni und konzertiert zweimal täglich. Verleihung der Aranlstn-Medoille an prosestor planet. Dlm Franklin- Institut zu Pb i la d e l p b i a fand Freitag die feierliche Nebergabe der dem Berliner   Phhstker Prose'sor.Dans Planck verliehenen Frankin-Medailie statt. Sie gilt in Amerika   als grögie Sluszelchnung. die jür Leistungen am dem Eebiei physikalischer Fälschungen verlieben wird. Der Staat befiehlt... Das Nepräsentantenhaus von Florida   nahm eine GesetzeSvorlage an, durch die für die Schulen jede Theorie verboten wird, die die Existenz Gottes oder die Schassung der Menschen durch Gott in Abrede stellt.
Musikbabplon. Von KurtSinger. In der Städtischen Oper sprang vorige Woche der hier schon be- kannte Paul Marion für Ochmann in PuccinisTosca  " ein. Mittwoch sang Ochmann selber, aber es war kein Scarpia vom Haus da. So sang ein bewährter Gesangsmeister und Oratorienbariton, Robert Korst a. G. Wenn in der ersten Aufführung von Mario Cavaradossi die Rede war, konnte jeder Abonnent glauben, der Sänger Marion sei gemeint. Es ist Frühsommer und nicht nur die alltäglichen Gäste, auch die allmächtigen Tenöre kommen auf Einfälle. O e h- mann, unserem prächtig entwickelten Kalos, Rhadames und Cavara- dossi fällt es also in der Dämmerung der Saison ein. Puccini  italienisch zu singen. Es scheint mir nicht das gewählteste Italienisch zu sein, aber wer versteht davon etwas im Abqnnenlenparkett? Der einzige Mensch, der darin sachverständig ist, Frau Salvatini, singt gutes, deutliches Deutsch. Zwei Liebende also oerständigen sich con amore in babylonischen Lauten. Wie wär's, wenn nun noch der Grieche Tyrillis anfinge, in seiner Heimatsprach« zu reden, oder wenn in der neuen Mussorgskyoper Frau Malkin russisch, die Juden hebräisch sängen? Ueberschrist: Das kinheitliche Ensemble. Korst, lange Zeit dsm Rampenlicht entwöhnt, hat noch einige Hemmungen zu überwinden. Seine Intelligenz erreicht das schnell. Schließlich stellt er einen verbissenen, krötigcn, lüsternen Scarpia aus feste Beine, lmd eine edle, durchdringende, etwas rauhe Stimme besiegt den Raum. Zander dirigiert mit höchstem Anstand. Höhspunkt der Aufführung: Toscas Gebet. Man erinnert sich gläubig, daß Puccini  , Caruso. Battistini   ihr« Landsmännin Salvatini als die beste europäische   Tosca   bezeichnet haben. Das gilt auch heute. Wenn sie liebend wirbt, eifersüchtig schilt, vom Ekel geschüttelt abwehrt, von Leidenschaft gepackt, mordet, ein Lächeln des Siegs und stolze Be- geisterung der Volksheldin in ihrem schönen Antlitz, Weib, Dame, Künstlerin. Patriotin in einem, so oersteht, so txgrüßt man den Applaus der Menge und der Besten. Auch für die Konzerte ist die Dämmerung da. Gegen jedes Natur- gesetz verkürzen sich in wärmerer Jahreszeit die musikalischen Abende. DieInternationale Gesellschaft für neue Musik  " beschließt ihre Konzerte. Sie hat neben den Urvätern und SöhneH der atonalen Musik, neben Schönberg, Berg, Webern auch Zwischen- stufen zwischen Neu und Ganz-neu gezeigt: Stücke von Hindemith  , Horenstein, Zarnack, Zemnitz, Kosa, Honegger  , Milhaud, Butting u. a. Die Auswahl ist gar nicht klein, der Extrakt an positiven Werten demnach wenig bedeutend. Je mehr eine Idee abgewandelt wird, desto mehr erkennt man technische Tricks. Die Füllung der Formen fehlte oft, öftep noch der Gedanke zu zahlreichen Variationen. Ein Man» von der Potenz des Ernst K r e n e k kehrt zu alten Göttern zurück. Etrawinsty protegiert die Vorklassiker, Heinig T i e s s e n, rein und klar in seinem kompositorischen Denken, läßt das Dogma von dem