«r.23S»»».7ahrga»g 2»-��Cllß�C ÖC0 �DÜtDCSüiÖ S«»aab«i», 21. Mai 1«27
Devisensorgen und Konjunktur. Hintergründe des Börsenkrachs.— Grenzen der spekulativen Pumpwirtschast.
Daß die Ankündigung einer Einschränkungder Börsen- k r e d i t e einen solchen Zusammenbruch der Wertpapierkurse zur Folge hatte, wie er am vorigen Freitag über das bestürzte Speku- lantentum niederging, ist ein deutlicher Beweis auch dafür, daß das stolze Kursgebäude weitgeh end auf Pump ausgebaut war. Der Kauf auf Kredit liegt in der Natur des Börsengeschäftes; während aber früher im wesentlichen inländisches, und zwar echtes Sparkapital die Grundlage der Kreditgewährung bildete, wurde be- sonders seit Anfang dieses Jahres zur Finanzierung der Börse in zunehmendem Umfang kurzfristiges Auslandsgeld her- angezogen. Vermittler waren die Großbanken und größere Börsen- firmen, die im Auslande uneingeschränkt Kredit genießen. Die Aufnahme kurzfristiger Schulden kann natürlich nur so weit sortgesefst werden, als die Rückzahlung bei plötzlicher Kündigung jederzeit möglich ist. Von dieser Grenze scheint man in Deutschland dem Auslande gegenüber nicht mehr allzuweit entfernt gewesen zu sein. Das war der Anstoß zu dem folgenschweren Beschluß der Großbanken, der durch die Sorge um die eigene Liquidität an sich genügend begründet erscheint, wo- bei aber die Art der Durchführung unter allen Umständen zu v e r- werfen ist, denn man durfte es nicht so weit kommen lassen. Die gefährliche Zuspitzung der Lage hatte sich schon vorher in der scharfen Anspannung am Devisenmarkt bemerkbar ge- macht. Da die Börsenkredite aus kurzfristigem Leihgelde des Aus- landes beruhten, mußte die Verknappung der zur Rückzahlung be- nötigten Devisen bei den Großbanken notwendigerweise die Sorge um die ungestörte Beschaffung auslösen. Und darin liegt die tiefere Ursache der Einschränkung der Börsenkredite. Devisenbedarf und Devisenvorral. Auslandsschulden müssen in der Währung des Gläubigerlandes zurückgezahlt werden; die Uebertragung erfolgt in Form von Devisen, das sind Wechsel forderungen an das Ausland, die auf Grund von Leistungen an das Ausland entstanden sind. Seit längerer Zeit ist die deutsche Zahlungsbilanz passiv, d. h. die Bezahlung des Importüberschusses erfordert mehr Devisen, als die Wirtschaft durch Leistungen an das Ausland(Export) in dem gleichen Zeitraum ausbringen kann. Der Mehrbetrag wurde uns bisher vom Auslande teils in direkten Warenkrediten und zum größeren Teile in Form langfristiger Anleihen(seit 1324 rund 5 bis 6 Milliarden) zur Verfügung gestellt. Zur Verwendung im inner- deutschen Zahlungsverkehr mußten die aus dem Anleiheerlös stammenden Devisen in Mark umgewandelt werden, d. h. sie wurden am offenen Markt oder bei der Reichsbank verkauft(dis- kontiert). Aus diesem Deoisenvorrat. der also einem Vorrat an fremdländischen Zahlungsmitteln gleichzusetzen ist, werden die notwendigen Zahlungen an das Ausland geleistet. Der Vorrat muh demgemäß so groß sein, wie der voraussichtliche Bedarf der Wirtschaft zu Zahlungszwecken einzuschätzen ist. Devisenknappheit und Währung. Außer diesen geld- und kreditwirtschaftlichen Gründen zur Hal- tung einer bestimmten Devisenreserve besteht für die Reichsbank aus wöhrungspolitischen Gründen ein weiterer Zwang zur Ansammlung eines entsprechenden Devisenoorrotes. Nach dem Bankgesetz müssen die von der Reichsbank ausgegebenen Noten mindestens zu 43 Proz. durch Gold und Devisen gedeckt sein. Daraus folgt, daß es das Bestreben der Reichsbank sein muß, für eine möglichst große Ueberdeckung zu sorgen, um auch bei stärkerer Inanspruchnahme nicht gleich an die Deckungsgrenze gedrängt zu werden. Seit Januar hat sich nun eine bedenkliche Entwicklung im Devisenvorrat der Reichsbank rollzogen. Die Deckung der Reichsbanknoten durch Gold und De- vifen ist von 74,5 Proz. bei Beginn des Jahres auf 58,3 Proz. am 14. Mai zurückgegangen. Rechnet man den Umlauf an Rentenbank- scheinen(rund 1 Milliarde) in die Dcckungspflicht ein— es besteht hierzu zwar keine formelle, wohl aber eine Art moralische Verpflich- tung der Reichsbank—, so verschlechtert sich das Deckungsverhältnis
von 55,9 Proz. auf 44,9 Proz. im gleichen Zeitraum. Diese Ver- schlechterung der Währungsgrundlage geht lediglich auf die Ab- nähme des Bestandes an Devisen zurück, während der Goldbesitz mit zirka 1,8 Milliarden im großen und ganzen konstant geblieben ist. Die deckungsfähigen Devisen haben sich von 513,3 Millionen Mark am Anfang des Jahres auf nur noch 106,2 Millionen Mark am 14. Mai verringert. Selbst wenn man die Deckungsfrage nicht überschätzt, wird man verstehen können, daß' die Richtung und das Tempo dieser Devisenbewegung Gegenmaßnahmen der Reichsbank auslösen mußten, erstens zur Verteidigung ihres noch verbliebenen Deoisenbesitzes und zweitens im Zusammenhange damit zur Ver- meidung einer inslatorischen Aufblähung des Zahlungsmittel- umlaufe?, wozu Ansätze in den starken Jnlandswechseleinreichungen (rund 2 Milliarden) vorhanden waren. Die Rolle der Diskonlpolikik. Das klassische Mittel zur Beseitigung einer Devisen unter- bilanz ist die Heraufsetzung des Reichsbankdiskontes. Die Er- höhung des offiziellen Bankzinsfußes hat mit Sicherheit zur Folge, daß wieder in größerem Maße Auslandsanleihen und damit De- vifen nach Deutschland strömen, während gleichzeitig die Kreditanforderungen der W i r t s ch a s t durch die Verteuerung des Zinses zurückgehalten werden. Geringere Inanspruchnahme von Reichsbqnkkredit ist aber gleichbedeutend mit Verringerung des Zahlungsmittelumlaufes. Wesentlich aus Konjunkturgründen hat die Reichsbank bis jetzt wohl die Diskonterhöhung Unterlasten. Sie befürchtet offenbar, daß durch die Verteuerung des Zinses die mühsam in Gang gebrachte Konjunktur der deutschen Wirt- schast g e st ö r t oder ihr Fortgang doch nur um den Preis einer neuen inflatorifch wirkenden Vermehrung der Auslandsanleihen ermöglicht würde. Die Störungen in der Devisenbilanz. Die starken Devisenabflüsse der letzten Zeit beruhen teils aus regulären und teils auf außergewöhnlichen Ursachen. Als regulär find neben den Deoifenkäufen für die Bezahlung des Imports die Anschaffungen zum Zwecke der Verzinsung und Tilgung von Auslandsanleihen anzusehen, vielleicht auch noch die Rückkäufe der früher ins Ausland gewattderten Aktien und zur Not dis Abwanderung deutschen Kapitals zur Beteiligung an ausländ!- schen Industrie- und Handelsunternehmungen. Alle diese Käufe haben nun jede für sich eine starke Belastung des Devisenmarktes zur Folge gehabt. Die außergewöhnliche Devisennachfrage der letzten Zeit setzt sich einmal aus den Anforderungen des R e- parationsagenten mit 198 Millionen Mark im April und andererseits aus deutschen Spekulationskäufen an den französischen, belgischen, italienischen und tschechischen Effektenbörsen zusammen. Besonders aber wurde die angespannte Devisensituation ver- schärft durch folgende am Anfang schon erwähnte Transaktionen an den deutschen Börsen: Es hatte sich das Geschäft entwickett, von New Park bedeutende Summen hereinzunehmen und an den deut- schen Börsen auszuleihen. Die erheblichen Dollarbeträge, um die es sich dabei handett, wurden zu etwa 5 Proz. hereingenommen, während die Ausleihung am Börsengeldmarkte bis zu 8 Proz. einen großen Gewinn ließ. Der besonders stoßweise auftretende und da- her doppelt unangenehme Deckungsbedarf für diese Valutaverpflich- tungen war es denn auch, der den Stein ins Rollen brachte. Die Einschränkung dieser besonders bei ansteigender Konjunktur gefährlichen Börsendarlehcn hatte unter der Begleit- erscheinung des Börsenkrachs die Entspannung des De- visenmarttes zum Ziel. Wie weit durch diese Maßnahme allein das Ziel nun erreicht wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls hat nach dem letzten Ausweis vom 14. Mai die Reichsbant von neuem 23 Millionen aus ihrem Deoisenvorrat abgeben müssen. Ob die Reichsbank um die Anwendung des letzten Mittels, die die Konjunktur zweifellos hemmende Diskonterhöhung, herumkommen wird, wird sich aus den nächsten Reichsbankausweisen leicht erkennen lasten. F. D.
fiprilbilanz ües Außenhandels. Der Einfuhrüberschuß wieder um SS�Nillionen gestiegen. Der Rückgang des Einfuhrüberschustes vom Monat März hat im April nicht angehalten. Der Ueberschuß der Wareneinfuhr ist von 244 auf 239 Millionen g e st i e g e n und bleibt nur um 43 Millionen hinter dem im Februar erreichten Höchststand von 339 Millionen zurück. Einfuhr 1927 Ausfuhr 1927 LprU März Zan /April April März Jmv/April in 1000 M nach Gegemvartswrrtrn Lebende Tiere.. 14,7 14.4 57,0 3,6 0.9 2,8 Lebensmittel und Geiränte.... 233,1 311,4 1348,2 28,3 31,3 123�1 Rohstoffe u. halb» fertige Waren 555,5 588,1 2287,8 171,2 238,7 765,3 Fertige Waren. 133,2 171 I 674,0 597,0 600 3 S33l,3 «ein.wareuverk. 1396,5 1385,1 4367,0 737,1 841,2 3192,5 Gold und Silber 7,4 34,8 132,6 1,4 1,8 6,3 Zusammen 1103,9 1119,9 4499,6 798,5 843,0 3198,8 Die Einfuhr im reinen Warenverkehr zeigt im April gegenüber dem Vormonat eine unwesentliche Zunahme— um 11 Millionen RM—. Die Einfuhr an Lrbensmitleln ist um 25 Millionen RM, die Einfuhr an Fertigwaren um 19 Millionen RM gestiegen, Die Einfuhr an Rohstoffen und halbfertigen Waren weist dagegen eine Abnahme um 33 Millionen RM auf. Bei der" Warenausfuhr ist eine Abnahme von 44 Millionen RM gegenüber dem Vormonat festzustellen, an der sämtliche Gruppen tellhaben. Am beträchtlichsten ist die Ausfuhr an Rohstoffen und halbfertigen Waren zurückgegangen (um 38 Millionen RM), während die Ausfuhr an Fertigwaren eine unbedeutende Abschwächung— um 3 Millionen RM.— aufweist. Im einzelnen weist die Einfuhr an Lebensmitteln und Getränken gegenüber dem Vormonat«ine Zunahme um 24,6 Millionen RM auf. die hauptsächlich auf die gesteigerte Einfuhr an Weizen(um 17,1 Millionen RM), Eiern, Roggen, Schmalz und Butter zurückzuführen ist. Die Einfuhr an Rohstoffen und halbfertigen Waren zeigt eine Abnahme um 32,6 Millionen RM. Daran sind die Textilrohstoffe mit 13,7 Millionen RM beteiligt. Abnahme zeigen ferner Kautschuk, Oeltuchen, Felle zu Pelzwert u. a. m. Die Einfuhr an Fertigwaren weist eine Zunahme um 19,3 Millionen RM auf. Daran sind die Walzwerkserzeugniss« und Eisenwaren mit 10,2 Millionen RM, die Textilwaren mit 5,5 Millionen RM beteiligt.
Bei der Ausfuhr an Lebensmitteln und Getränken ist gegenüber dem Vormonat«ine Abnahme um 3,3 Millionen RM. festzustellen. Die Ausfuhr an Rohstoffen und halbfertigen Waren zeigt«ine A b- nähme um 37,5 Millionen RM. Daran sind hauptsächlich beteiligt Steinkohlen(mit 13,5 Millionen RM), einige chemische Roh- stoffe, nichtölhaltige Sämereien, Koks und Textilrohstoffe(mit 3,2 Millionen RM). Die Ausfuhr an Fertigwaren zeigt gegenüber dem Vormonat eine leichte Abschwächung(um 3,3 Millionen RM). So- wohl die Textilwarenausfuhr als auch die Ausfuhr an Walzwerks- erzeugnisten und Eisenwaren weisen eine Abnahme auf, und zwar erstere um 15,5, letztere um 6,1 Millionen RM. Zunahme zeigt da- gegen die Ausfuhr an Maschinen(um 7,7 Millionen RM), sonstige chemischen Erzeugnissen, Wasserfahrzeugen, Farben, Firnissen und Lacken sowie Kinderspielzeug. Die Einfuhr an Gold und Silber zeigt gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 27,4 Millionen RM, die Ausfuhr ist nahezu un- verändert geblieben. Die Neichsbahn im �prU. Der Güterverkehr hat sich im April nur wenig belebt. Arbeitstäqlich wurden mit 145 388 Wagen, 1376 Wagen mehr als im März gestellt. Insgesamt wurden an den 24 Arbeits- tagen des April 3 489 311 Wagen gestellt, 399 333 Wagen weniger als im März, der 27 Arbeitstage hatte. Das Osterfest führte zu einem gesteigerten Expreß- und Eilgutverkehr. Auch der Fracht- stückgutverkehr war infolge des lebhaften Versandes von Gütern für die Bestellung und Pflanzung im Frühjahr stark. Die B e- triebsleistungen waren im April im Güterverkehr etwas geringer als im März. Der Kohlenverkehr ging im ganzen etwas zurück. Im mitteldeutfchen Braunkohlengebiet zeigte sich in der zweiten Aprilhälfte eine starke Versandsteigerung. Der Versand von Frühgemüs« und Bananen über Bremerhaven hat eingesetzt. Der Versand künstlicher Düngemittel ging bei 67 333 Wagen gegen- über März geringerer Stellung weiter zurück. Merklich nachgelassen haben auch die Transporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse: ebenso haben die Baustofftransporte nachgelassen. Die Betriebsleistungen im Personenverkehr waren im allgemeinen ebenso hoch wie im März.> Die Betriebsergebnisse des Monat März zeigen folgendes Bild: Einnahmen insgesamt 395,6 Millionen Mark, davon 96,6 aus dem Personen- und Gepäckverkehr, 269,7 aus dem Güterverkehr und 29,3 aus sonstigen Einnahmen. Die Aus- gaben betrugen: für Betrieb, Unterhaltung und Erneuerung 294,4 Millionen Mark, Dienst der Reparationsschuldverschreibungen 43,1, feste Lasten 14,3 und allgemeine Rückstellung 47,3.
Der Verkehr gestaltete sich im März lebhafter als in den Vormonaten und brachte dementsprechend gesteigerte Einnahmen, wozu stärkerer Berufs- und Ausflugsverkehr und oermehrte Trans- parte von Baugütern und landwirtschaftlichen Erzeugnissen bei- getragen haben. Der Personalbe st and betrug im März 1927 683 688 Köpfe gegen 652 617 Köpfe im Februar 1927. Die Ver- mehrung beim ständigen Personal ist auf den Rückgang der Grippe- erkrankungen und beim nicht ständigen Personal auf die Bahn- Unterhaltung, wo wieder mehr Zeitarbeiter eingestellt wurden, zurückzuführen._ Die Arbeit öer sozialen Saubetrlebe. von der Hamburger vlalergenossenschafl. Als ein vorzügliches Beispiel erfolgreicher Bauhüttcnarbeit wird in dem neuesten Heft A„Soziale B a u w i r t s ch a s t" des Verbandes sozialer Baubetriebe unter Beigabe schöner Bilder die Entwicklung der vor 17 Iahren gegründeten Malereigesellschaft Hamburg geschildert, die am 24. März ihr in Deutschland wohl einzig dastehendes Betriebsgebäude einweihen konnte. Die seiner- zeit von siebzehn Hamburger Malerge Hilfen ge- gründete Genossenschaft ist zu einem der größten Malerei- betriebe Deutschlands geworden. Erreicht wurde dieses Ziel durch echten Gemeinschaftsgeist der Belegschaft und durch eine vorbild- liche Geschäftsführung. Wie an vielen anderen Stellen haben auch hier die Arbeiter von ihren Fähigkeiten und ihrer Kraft einen schönen Beweis geliefert. Im Gründungsjahr 1911 hatte die Malereigesellschaft einen Um s a tz von 49 453 M.. im Jahre 1926 dagegen von 635 975 Mark. Beschäftigt waren im Monat März 1927 in den sozialen Baubetrieben 15 148 Angestellt« und Arbeiter, das sind je Betrieb 99. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 12 744 und je Betrieb 72. In einer Abhandlung über die Reichsergebpiffe der Betriebszählung vom 16. Juni 1925 wird die interessante Fest- stellung gemacht, daß auf jedes private Bauunternehmen in Deutsch - land durchschiiitllich elf, aus jeden sozialen Baubetrieb dagegen durchschnittlich III Beschäftigte kamen. Ahnlich liegen die Verhältnisse bei den Baunebenbettieben, wo auf jeden privaten Baunebenbetrieb drei und aus jeden sozialen Baunebenbetrieb 37 Personen kommen._ Aus der chemischen Industrie. Die S a ch t l e b c n A.- G. für Bergbau und chemische Industrie, die im vergangenen Herbst durch den Zusammenschluß der vom Frankfurter Metallbank- konzern kontrollierten Gewerkschaften Sa cht leben und Si- cilia entstand, veröffentlicht jetzt ihren ersten Jahresabschluß. Auch in diesem Fall hat sich der Zusammenschluß, unteiffützt von der Wirtschaftskonjunktur, privatwirtschaftlich erfolgreich aus- gewirkt. Bei einem Aktienkapital von 12,3 Millionen konnte ein Rohgewinn von 5,4 Millionen Mark erzielt werden. Nach Abzug der Generalunkoften und fast 13prozentiger Abschreibungen auf die Anlagewerte von 7,3 Millionen verbleibt ein Rein- gewinn von 1,69 Millionen Mark, von dem eine Dividende von 12 Proz. gezahlt wird. In, Vergleich zur Eröffnungsbilanz vom Oktober 1926 weist die Jahresabschlußbilanz einige bemerkenswerte Veränderungen auf. Dos S ch u l d e n k o n t o hat sich mit 2.49 Millionen nur unwesentlich oerändert, dagegen sind die Forderizngen und Bankguthaben von" 2,4 auf 5,6 Millionen Mark gestiegen, sind somit in drei Monaten weil mehr als oerdoppelt. Das Unternehmen, das durch Roh- stoffliefennigen und enges fabrikatorisches Zusammenwirken mit dem I. G. F a r b e n t r u st verbunden ist, hat sich gemeinsam mit diesem eine Interessenmehrheit bei der A.-.G. f ü'r chemische Industrie. Gelsenkirchen ,.gesichert und damit in dem für die Bauwirtschaft wichtigen Lithopone-(Malerfarbe) S y n- d i k a t maßgebenden Einfluß erlangt. So wird auch das lebhafte Eintreten im Geschäftsbericht für den Hausbesitz und die Polemik gegen die bestehende Mietgesetzgebung verständlich, die nach der Meinung der Verwaltung eine Belebung des Bau- und Hans- reparaturmarktes verhindert. Die Nachfrage nicht zu befriedigen. Das Phonographen - g e s ch ä f t hat im vergangenen Jahre eine Entwicklung genommen, die sogar die hochgespannien Erwartungen der Industrie bei weitem übertrifft. Die Polyphonwerke A.-G. in Leipzig be- richten von einer derart starken Nachfrage nach ihren Produkt«,, daß die Werke nicht in der Lage sind, den Bedarf zu befriedigen und Betriebserwciterungen erforderlich wurden. In der B i l a n z werden entsprechend hohe Gewinne ausgewiesen. Der Rohgewinn betrögt 2,4 gegenüber 2,1 Millionen Mark 1925, und ans dem Reingewinn von 3,79 Millionen wird eins Dividende von 9 Proz.gegsn 8 Proz. im Vorjahr verteilt. Die tatfäch- lich erzielten Gewinne find aber weit höher. Dis Gesell- schast konnte ihre Uebergangsposten, die als innere Reserven anzu- sehen sind, von 133 333 auf 278 333 Mark erhöhen. Die vorge- nommencn Betriebserweiterungen erscheinen i» den um 116 000 Mark erhöhten Anlagekosten. 2luch an flüssigen Mitteln hcrrseht teil, Mangel. Die Bankguthaben stiegen von 3,9 auf 1,3 Millionen und den 3,3 Millionen Forderungen stehen nur 1,3 Millionen Schulden gegenüber. Die Gesellschaft hat mit' der Brunswick-Gesell- fchaft in C h i k a o o eine Arbeitsgemeinschaft abge> lchlossen und einen Austausch technischer Ersahrungen mit der AEG. Berlin und General Electric Eompany, New Pork, vorgenommen, von dem sie sich für die Zukunft ihres Geschäfts viel oerspricht. Leistung der deutschen Elektrizitätswerke 1927. Die Gesamt- leistung der deutschen Elektrizitätswerke ist 1926 gegen das Vor- fahr von rund 5 Millionen Kilowatt auf 5.7 Millionen Kilowatt, also um 13,7 Proz. gestiegen. Der Betrieb hat sich auch im vergangenen Jahr« normal entwickelt, wenn auch der Abiatz elektrischer Arbeit in Deutschland infolge des Daniederliege»» der Industrie erheblich gelitten hat. Erst in den letzten Monaten des Jahres hat der industrielle Verbrauch allmählich-viedsr zugenommen, so daß insgesamt für Deutschland doch eine Ste.gciuug der Erzeugung von 11,7 Milliarden Kilowattstunden in, I.ihce 1925 auf 12,1 Milliarden Kilowattstunden im Betriebsjahre, also um etwa 4 Proz. zu verzeichnen ist. Die Ausnutzung der E'cttti- zitätswerke ist infolge der geringen Absatzsteigerung um etwa 9 Proz. gegen das Vorjahr zurückgegangen. Im Gegensatz zur MO» striellen Abgabe hat die Verwendung der Elektrizität i m H aus- halt eine erfreuliche Zunahm« zu verzeichnen, die an v:elcn Stellen den Ausfall an Jndustrieabsotz wettmachen konnte. Abbau der Konkurrenz in England. England, das einstmals typische Land der freien Wirtschaft, gewährt der Kartellierung der Industrie immer größeren Raum. Nach lange vergeblich gebliebenen Versuchen hat die Vaumwollgarn-Associaticn eine Mindestpreisliste herausgegeven. Die Liste enthält Preise für sämtlich« Garnsorten,«ingeieilt in■sechs Gruppen. Die Preise dürfen bei Verkäufen nicht unterschritten werden. wobei für Terminverkäufe besondere Preiszuschläge festgelegt wur- den. Die Festlegung einer Mindestpreisliste ,st nichts Neues. Immerhin ist charakieristisch, daß keine volle kartellmäßiae Bindung vorliegt. Das Entscheidende ist allerdings der Ausschluß der unterbietenden Konkurrenz, eine Erscheinung, die noch vor dem Kriege besonders in der englischen Textilindustrie wohl kein Mensch für möglich geholten hätte. Erhöhte Dividende auch bei Julius Dinlsch. Der Aufstchtsrat der Julius Pintsch A.-G., Berlin , hat beschlosieri, seine 4prozentig« vor- jahrsdividende auf 5 Proz. zu erhöhen. Der Reingewinn ist auf über eine halb« Million Mark gestiegen.