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Sonnabend

21. Mai 1927

Unterhaltung und Wissen

Helden.

Bon Magim Gorti.

Auf einem abgerissenen Fehen des Nowoje Bremja" vom 14. Juni 1915 fand ich zufällig folgende Notiz:

Ich nehme das Periskop auf, schaue hindurch und sehe das grüne, wogende Korn und wie blaue Flecken darin die Kornblumen. Weiter hinten zieht sich die baumbestandene Landstraße dahin. Quer darüber und weiter durch das ganze Feld geht ein niedriger gelblicher Erdwall. Das ist der feindliche Schüßengraben. Da ſizen die Deutschen  . Die Entfernung von uns bis zu ihnen beträgt vielleicht zweihundert Schritt.

Ich frage:

,, Kann man einen deutschen   Helm von hier aus über dem Erd. mall erkennen?"

,, Möglich ist es schon, aber es tommt nur selten, sehr selten vor, namentlich bei Tage. Wir verstehen eben auch feinen Spaß und halten die Augen offen nach dem Feind. Es gibt dafür besondere Spezialisten."

Man zeigte mir auch gleich einen solchen Spezialisten.

Ein fleiner, unscheinbarer Soldat, auf den ersten Blick schläfrig und schlapp erscheinend, saß regungslos an der Schießscharte eines Stahlschildes, der ihn vor den feindlichen Kugeln sicherte. Er saß da und schaute unverwandt durch die kleine Deffnung. In dieser Stellung verbrachte er ganze Tage. Niemand hatte ihn geheißen, niemand nötigte ihn, er folgte einfach seiner rein persönlichen Nei­gung. Gerade durch diese Schießscharte, und nur durch sie, konnte man die kleine Sentung sehen, wo die Deutschen   Wasser holten. Sie schlichen natürlich immer nur gebückt vorbei, wenn sich mal aber einer von ihnen vorzeitig aufrichtete, so fonnte man ihn sehen. Und Dann puff! Das Gewehr lag stets bereit zur Hand- Anlegen und Abdrücken war das Werf von zwei Sekunden. Er fehlte nie. ,, Gefangene haben uns berichtet," erzählte mir der Offizier, daß dieser Weg bei ihnen der Todespfad heißt. In den letzten Wochen find dort an vierzig Mann gefallen. Und dabei muß man sich vor­stellen, daß das alles die Arbeit dieses Herrn da ist."

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Der Herr hörte unser Gespräch völlig teilnahmslos an, als berührte es ihn gar nicht. Seine gleichgültigen, verschlafenen Augen bohrten sich in die Deffnung des Schildes.

Dieser Mensch, der so rein mechanisch seinesgleichen vernichtete, läßt mich an einen anderen Herrn" denken, der seine Sache nicht minder ernsthaft betrieb.

In einem Eisenbahnabteil saßen sechs Personen, aber auf der Station Wolchowo stieg, sich bückend, noch jemand hinzu. Es war ein stämmiger, breitschultriger Soldat mit einem schweren Sad über der Schulter. Er legte den Sad auf den Schoß meines Nachbarn, schob sich sein Georgskreuz auf der Brust zurecht und sah uns alle, feine Lippen bewegend, aufmerksam an.

Sechs," sagte er. Das stimmt ja nu schon. Aber rücken Sie man noch ein bißchen zusammen!"

Mein Nachbar, ein Zollbeamter, brummte böse: diWie sollen wir denn hier noch zusammenrücken?

Für einen Helden wird es schon noch gehen. Ein Held muß

doch einen Platz friegen."

Der Held" drückte den Beamten zuerst mit dem Knie beiseite, dann quetschte er sich auf den Siz und schob uns mit seinen Hüften

auseinander...

So, nu geht es schon..."

Sein dickes Gesicht war so glatt rasiert, daß es bläulich schimmerte, ebenso wie ein beuliger Schädel. Die dünnen, schwarzen Brauen sahen aus wie ausgezupft unter ihnen schauten rund hervortretende Augen hervor, wie die eines gefrorenen Fisches.

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Unser Waggon rüttelte und stieß, die verschlafenen Insassen brummten erst und schwiegen dann wieder. Der Soldat zündete sich selbstbewußt eine Bigarette an; ich versant wieder in Halbschlaf und hörte nur undeutlich eine Unterhaltung mit dem rothaarigen Menschen mir gegenüber.

" Dieser Krieg hat eine gewaltige Bedeutung für jedermann," fagte der Schnauzbart. Der Soldat räusperte sich, spuckte aus und bestätigte:

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,, Das stimmt schon!" Hauptsächlich es geht so etwas Aufrüttelndes durch das ganze Dasein. Nach allen Seiten wird der Weg frei." Das stimmt schon, Herr!"

Wenn ja natürlich auch schrecklich viel Menschen fallen." Nu, mal muß der Mensch ja doch schließlich sterben." Nach dieser Einleitung flang die heisere, selbstbewußte Stimme des Soldaten allein durch das Rattern der Räder:

Um nur mal von mir selbst zu reden: ich war doch ein ganz gewöhnlicher Zivilmensch, so wie Sie, fünf Jahre hatte ich auf den Flößen gearbeitet. Aber jetzt, infolge der großen Offiziersverluste,

werde ich mein Eramen machen, und dann werde ich auch Unter­offizier. Ich reise jetzt gerade zum Examen. Ich habe verwundet im Lazarett gelegen, und da habe ich die Zeit benutzt und habe etwas gelernt. Ich habe einen sehr strengen Charakter und ein scharfes Auge. Ein ganz gefährliches Auge habe ich das Auge hat mir Gott zu meiner Freude geschenkt manchmal muß ich mich selbst wundern, wofür eigentlich? Sogar die Herren Offiziere, preis­gekrönte Schüzen, famen immer, um mir beim Schießen zuzusehen, so genau schieße ich! Bis zu meiner ersten Verwundung hatte ich schon 29 Deutsche   umgelegt. Das ist ehrlich gezählt und ich habe die Getroffenen nicht etwa selbst gezählt, weil ich bemerkt habe, wenn man selbst zählt, dann schießt man daneben. Mancher Jäger schießt in seinem ganzen Leben nicht soviel Hasen, wie ich in einem Jahr Leute totgeschoffen habe. Ein Mensch ist ja natürlich nicht wie ein Hase oder wie eine Ente, aber man zielt ja auch nur selten nach dem ganzen Körper, meistens schießt man doch nur nach dem Kopf, wenn der gerade aus einem Schützengraben herausguckt oder über einen Verbindungsgang hinrollt. Wissen Sie, ich habe mich im Schüßengraben betätigt, habe mich an einer Schießscharte ein­gearbeitet; vor dem Graben war ein schmaler Sumpf, so hundert Schritt breit, und an der anderen Seite von dem Sumpf saßen die Deutschen  . Die hatten eine ungünstige Stellung, muß ich sagen. Einmal habe ich an einem einzigen Tage acht Stück umgelegt."

Der Soldat lachte rülpsend, so wie die Kirkisen lachen, und feufzte laut: Ich muß micht wirklich über meine eigene Helden haftigkeit wundern."

Ich betrachtete mir den Mann näher. In der Dämmerung des Herbstmorgens erglänzte das nackte, runde Gesicht des Helden", wie mit Spec eingerieben, von einem füßlichen Stolze; die Fischaugen lächelten glückselig.

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Notwendigkeit dessen glauben, was wir tun, dann müssen wir es auch so gut wie möglich tun. Und wenn Gott   die schwere Heimsuchung des Krieges selbst über uns verhängt hat, dann müssen wir sie auch als ein Gebot hinnehmen. Wenn es aber sein Gebot ist, dann bitte sehr! Gott   ist nicht grausamer als wir, also laßt uns seinen Willen in Demut erfüllen und, ich wiederhole, so gut wie möglich!" Dieser Priester war ein fleiner, eingetrockneter Mensch mit traurig blickenden hellen Augen. Er schlug sie nieder und wieder­holte leise:

,, Gott   ist nicht grausamer als mir..."

ausgabe der Werke Marim Gorkis   herausgibt, dem Bande Erlebnisse und ( Mit Erlaubnis des Malit- Verlages, Berlin  , der eine vollständige Gesamt Begegnungen" entnommen.)

الأميرى

Diehards.

לרי

Nichts Belaftendes gefunden! Für diese Berhöhnung der englischen Polizei müssen wir Rußland   erst recht den Krieg erklärent"

Ein halbes Jahrhundert Patentschutz.

Es ist im allgemeinen nicht üblich, daß man bei Gesezen Jubiläen feiert. Am 25. Mai dieses Jahres werden es 50 Jahre, daß das Patentgesetz seine Geburtsstunde erlebt hat. Und entgegen Also muß es doch mit dem Patentgesetz etwas auf sich haben, das der sonstigen Gewohnheit wird dieses Tages ganz besonders gedacht. weiter reicht, als nur bis in die Interessensphäre des Fachmannes. Tatsächlich fann man auch vom Patentgesez sagen, daß es eine Periode fruchtbaren technischen Arbeitens eingeleitet hat, was seiner­feits wiederum nicht ohne großen Einfluß auf die Entwicklung unseres Wirtschaftslebens geblieben ist.

Wir können uns die Zeit, zu der es noch keinen Patentschutz gab, faum recht vorstellen. Allerdings gab es vor dem Jahre 1877 schon Bestimmungen, die einen gewissen Schutz von Erfindungen und Neuigkeiten bezweckten, aber in ihrer Endwirkung hatten diese Be­stimmungen doch durchaus nicht die Eignung, einen wirklichen Schutz zu bieten. Von gewissen Seiten war man vor 1877 fogar geneigt, einen Patentschuß für überflüssig, wenn nicht gar schädlich zu halten. Man glaubte nämlich, daß notwendigerweise aus dem Batentschuß eine Berteuerung der Industrieprodukte entstehen müßte. Die Entwicklung nach Bestehen des Patentgesetzes hat aber gezeigt, daß diese Meinung falsch war und daß eher das Gegenteil zutreffend ist. Patentschutz bedeutet Förderung der industriellen Produktion und damit von sich aus schon eine Verbilligung der Industrieprodukte. Die schußlose Zeit oder doch schon der Mangel an Schuß, dem Erfinder ausgefegt waren, hatte doch zur Folge, daß sich niemand dazu entschließen konnte, Erfindungen bekanntzu geben; denn, wenn irgendeine Erfindung bekannt war, dann war fie schon nicht mehr sein Eigentum, sondern konnte von anderen, die tapitalfräftig und skrupellos genug waren, ausgenutzt werden, ohne daß der Erfinder als Vater der Idee auch nur den geringsten mate­schichte der Erfindungen zeigt mehr als einen großen Erfinder, der riellen Anspruch auf irgendein Entgelt erheben konnte. Die Ge= durch mangelnden Rechtsschutz um den Ertrag seiner Erfindung ge­bracht worden ist. Bekannt ist das Schicksal Gutenberes, des Er­finders der Buchdruckerkunst, einer der größten Erfindungen aller Zeiten, der als armer Mann gestorben ist, während seine Nach­ahmer zu Millionären geworden sind. Ebenso, um noch ein anderes Beispiel herauszugreifen, der Erfinder der Nähmaschine, der im größten Elend starb, während auf seiner Erfindung ganze Industrien aufgebaut wurden.

Aber noch einen anderen Mißstand brachte der mangelnde Er­finderschutz vor 1877 hervor. Bekanntlich weist das Gebiet der Er­findungen allerhand Kuriositäten auf. Unter Tausenden von Er­findungen befinden sich Hunderte, die bloße Phantasiekonstruktionen find, praktisch aber nicht die geringste Bedeutung haben, schon aus dem Grunde, weil sie den elementarſten Naturgefeßen zuwider laufen. Aber mer belehrt einen solchen Erfinder, der eifersüchtig für sein Geistesfind eintritt, über die Unmöglichkeit dessen, was er fonstruieren will? Selbst wenn ein solcher Erfinder geneigt wäre, die Autorität eines Kritifers onzuerkennen, so würde er doch von dem Gedanken faum freiwerden können, daß hier hämische Miß­gunst das Urteil diftiert, weil der Betreffende ihm nicht gönnt, daß die Erfindung Erfolg hat. Durch den gesetzlichen Patentschuß ist nun eine Instanz geschaffen, die objektiv Erfindungen beurteilen kann, die über das ganze Gebiet der Möglichkeiten genau orientiert ist, und die doch nicht irgendein materielles Interesse daran hat, eine wirklich gute Erfindung totzuschweigen: das Reichspatentamt wälte in Betracht, deren besonderer Beruf es ist, Erfinder zu be­in Berlin  . Neben diesem kommt noch der Stand der Patentan­

raten.

Die Tätigkeit des Reichspatentamtes in den verfloffenen 50 Jahren wird durch die Zahl der in dieser Zeit bearbeiteten Patentanmeldungen charakterisiert. Seit Bestehen des Batentamtes, das mit dem Gesek vor 50 Jahren geschaffen worden ist, sind nicht weniger als 1,4 Millionen Patentanmeldungen bearbeitet worden. 440 000 patentamtlich geschützt. Man kann sich faum eine Vor­Von diesen 1,4 Millionen Batentenmeldungen wurden im ganzen stellung davon machen, welch' eine Summe von Einzelarbeit dazu Als ich später einmal einem Priester meiner Bekanntschaft von gehört, um die Zahl der Anmeldungen zu erledigen. Hundert diesem Soldaten erzählte, bekam ich die Antwort: tausende von Patentanmeldungen, das sind Hunderttausende Wege Worüber regen Ste fich eigentlich auf? Wenn wir an die von der Phantasie zu Gebrauchsgegenständen. Und das Patentamt

Beilage des Vorwärts

muß unbedingt wissen, ob eine solche Erfindung irgendwie schon geschütt ist. Wieviel Erfindungen fich decken oder doch zum minde­sten ähneln, das zeigt die Tatsache, daß 1232 Menschen ein Reichs­patent erhalten haben für 1232 Möglichkeiten, einen Stock an einem Besen zu befestigen. Das sind 1232 Nuancen, von denen jede ein­An diesem einen Beispiel fann man schon ermessen, wie groß die zelne aber so eigenartig ist, daß sie Patentschutz beanspruchen konnte. theoretische Möglichkeit ist, daß zwei Erfindungen einander gleichen, und welche Schwierigkeiten daher für die patentamtliche Beurteilung bestehen. Und jedes Jahr sind bis jetzt seit Bestehen des Patent= schutzes die Anmeldungen gewachsen. Im Jahre 1913 waren es 50 000; 1915, also während des Krieges, nur 21 000; die Zahl stieg. im Jahre 1921 wieder auf 56 000, und 1925 und 1926 sind je 64000 Patente angemeldet worden.

Menschen und Räume im Bauhaus.

Von Boris Axelrod.

Auf dem Wege vom Bahnhof Dessau   zum dahinter liegenden Bauhaus erblickt man dessen Anlagen schon von weitem. Zuerst mirten sie auf den, der sie noch nie sah, fremdartig. Indem man näher herankommt, entsteht in wenigen Minuten schon eine gewisse vorläufige Vertrautheit mit den flachen großfenstrigen Gebäuden. Neben der Zweckform erkennt man die Schönheit.

Der Aufenthalt in den Räumen des Bauhauses wirkt be freiend. Hier muß jeder Mensch, nach einiger Zeit mindestens, dazu gelangen, traditionslos zu denken. Jede Enge und Ab­geschlossenheit fehlt, in den Korridoren wie in den Bureauräumen, in den Arbeitsfälen, Werkstätten und Wohnräumen ist sie nicht vor­handen. Der Blick ins Freie durch die wandartigen großen Glas­fenster läßt die Wände nur als technischen Schuh, nicht als Ab­grenzung erscheinen. Daß diese Bauweise für Bureaugebäude und Fabriken ideal ist, kann nicht bezweifelt werden. Man fragt sich nur, wie man in solchen Räumen wohnt und lebt.

Nicht alle Bauhausmöbel sind schon so zu einer gewissen Voll­endung entwickelt wie die Architektur. Der Bandstuhl aber hat nach jahrelangen Versuchen eine Form gefunden, die ein ideales Siz möbel darstellt, das die Vorzüge des harten Stuhles und des Bolstersessels miteinander vereinigt. Sein Gestell besteht aus zwei, durch Schrauben miteinander verbundenen vernickelten Rohrteilen. Sizfläche und Rückenlehne bilden darüber gespannte Stoffe. Der Stuhl ist leicht und läßt sich bequem verschieben, er gleitet wie ein Schlitten mühelos über den Boden. Für Saalbestuhlungen eignet sich der Bauhaussessel besonders gut, da er leicht zu reinigen ist, einen bequemen Siz bietet und in größerer Anzahl einen eigen­artig ästhetischen Anblick darstellt. Die mit ihm ausgeführte Be­stuhlung der Aula des Bauhauses( vor der Versuchsbühne) wirft grandios und durchweg schöner als das traditionelle Plüsch unserer Vorführsäle. Die Meisterhäuser zeigen, wie man in Bauhausräumen lebt und wohnt. Man empfindet sofort, daß hier der Mensch und seine Individualität viel mehr zur Geltung fommt als in den üblichen Wohnungen, deren Ausstattung ein Leben für sich führt. Daß fein unnötiges Möbelstück und feine nur deforative Ausstattung vor­handen ist, wirft nicht leer, weil diese scheinbare Leere durch den Menschen ausgefüllt wird. Das gilt natürlich ganz besonders für Wohnräume. Wenn man erstmals Gelegenheit hat, sich in diesen Zimmern mehrere Stunden aufzuhalten, so gelangt man zu einer in den üblichen Wohnräumen! Das gleiche gilt für die Schlaf­eigenartigen Erkenntnis: es ist nicht fälter, fondern behaglicher als in den zimmer, in deren konsequent durchgeführter 3wedform, eine wohl­tuende Ruhe liegt.

Küche und Badezimmer sind von jeglichem Ueberflüssigen be­freit. Die Reinigungsarbeiten in der Bauhauswohnung darf man

ruhig nur ein Biertel so hoch anschlagen wie in den anderen. Das

bedeutet eine ungeheure Entlastung für die Hausfrau.

Die Individualität des Raumes! Muß sie denn überhaupt fein sind nicht die Menschen selbst individuell genug? Vicle Heim in sich. Dessen Durchführung erleichtert sogar der Bauhaus­tragen aber den für sie berechtigten Wunsch nach dem persönlichen stil. Individualität der Wohnung bedeutet nicht andere Einzel­formen, sondern andere Atmosphäre! Durch Farben und Propor tionen, durch wenige, aber entscheidungsvolle Bilder, entsteht dort der persönliche Charakter des Wohnraumes!

Die Bauhaushäuser sind billig, billiger als das bisherige Bauen, trotz der vielen großen Fenster und der technischen Voll­endung. Das bezeugen besonders die Häuser der Arbeitersiedlung Dessau  - Törten  , die in einigen Wochen bezogen werden. Mit Grund und Boden sowie Straßenanschluß samt allen Installationen kostet Spülküche( zugleich Bad   und Waschküche), drei Schlafzimmer und ein solches Haus etwa 9000 M. Es enthält eine Wohnküche, eine in einem Anbau eine Gerätekammer mit Fahrradraum sowie zwei 50 mt. betragen. Die Wohnhäuser, die die amerikanische Gefjell­Stallräume. Der Monatszins eines solchen Hauses würde etwa schaft in Berlin   bauen will, sollen monatlich gegen 100 m. foften und entholten nur 3immer somie Küche, Bad und Neben­räume. Die Ausstattung soll natürlich etwas lururiöser sein und die Grundpreise sind natürlich auch höher. Anderseits würden die Bauhaussiedelungstypen bei Großfiedelungen( es wurden in Törten  nur sechzig erstellt) sicher noch erheblich billiger herzustellen sein. Das Bauhaus sucht die reine Zweckform für alle Dinge des menschlichen Lebens, unbehindert von jeder anderen Rückſicht. Dabei zeigte sich aber, daß die praktischsten und zweckmäßigsten Schöpfungen und Gestaltungen auch die schönsten sind.

Wenn die Arbeit des Bauhauses sich für breite Kreise noch nicht sofort bemerkbar macht, so ist sie für den Arbeiter trotzdem von größter Wichtigkeit. Das Bauhaus schafft Räume und Formen und der angewandten Wissenschaft, der Segnungen der technischen wir das Wirken und die Anregungen des Bauhauses überall im Alltag merken: bei den neuen Bauten und bei den Formen unserer Gebrauchsgegenstände.

für den Geist des 20. Jahrhunderts, den Geist des Sozialismus

Bivilisation für alle. Und es wird nur wenige Jahre dauern, bis

Regierung aus Weimar   vertriebene Gründer und Leiter des Bau­

Walter Gropius, der von der bürgerlichen thüringischen hauses, erwarb sich durch seine vorbildliche Tätigkeit große Ver­dienste.

Das Kirschblütenfest der Japaner. Die Blüte der Kirsche gilt den Japanern als die feinste und vornehmste aller Blüten und da­her wird sie auch überall in der Kunst nachgeahmt. Man hat die Kirschblüte in Japan auch mit mancherlei Schmeichelnamen, wie strahlender Schnee usw. bedacht. Kommt der Tag des Kirschblüten­festes, so ziehen die Japaner hinaus an die Orte, wo Kirschbäume stehen und feiern dort ihr Frühlingsfest. Ueberall, wo ein paar Kinder nieder. Es werden Frühlingslieder angestimmt und Lob­Kirschbäume angepflanzt find, laffen sich auch Männer, Frauen und sprüche für den Kirschbaum gesungen. Frauen haben zu Hause fleine Kuchen gebacken, die nun hier beim Umgehen der Teekanne verzehrt werden. Am Kirschblütenfest ruht auch der Aermste einmal von seiner Arbeit aus, um mit Freunden und Verwandten lustig und ausgelassen zu sein. Richtige Volksfeste entstehen an Stellen, wo Kirschbäume in großer Bohl stehen. Dorthin strömen hunderte und tausende Familien. Alles lagert sich auf die Erde. Musiker

spielen fröhliche Lieder, es wird getollt und gesprungen, die Händler

mit Safe, mit Reisbier. haben alle Hände voll zu tun, um die Kund­schaft zu befriedigen. An solchen Orten erscheinen auch stets vielerlei Masken, Männer humpeln in Frauenfleidern einher, und junge Burschen haben sich die Kleidung von Mädchen angezogen,