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mentreten zu lassen. Das wird beschlossen, und die Debalte wird bis zum neuen Bericht der Kommission ausgesetzt. Heute, Mittwoch, wird Robert Schmidt den Bericht der Reichstagsfraktion erstatten.

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Kiel  , 24. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Nachdem die Aussprache über die Tätigkeit des Parteivor standes geschlossen ist, über die wir im Abendblatt   berichteten, folgen noch einige persönliche Bemerkungen. Hierzu spricht zunächst

Dr. Kurt Rosenfeld:

Die ollen Kamellen, die Otto Braun   über meine Tätigkeit als Justizminister in der Revolutionszeit vorgetragen hat, find längst als falsch erwiesen. An der ersten Verfügung über die Beschlag­nahme des Hohenzollernvermögens vom 13. November 1918 mar ich noch nicht beteiligt. Da diese Verordnung unzulänglich war, habe ich Hugo Haase   gebeten, eine Verordnung der Volksbeauf­fragten im Reich zu erlassen, nach der das Privateigentum aller deutschen   Fürsten   in das Eigentum des Volkes über­geht. Haase hat das aus Mangel an Zeit der Volksbeauftragten abgelehnt. Ich habe dann im preußischen Rabinett am 30. November 1918 die Enteignung der Hohenzollern beantragt.( hört! hört! Otto Braun  : Wo steht das?) Das steht nicht so wörtlich in den Aften. Aus den Atten ergibt sich nur, daß am 30. November 1918 im Kabinett über die Hohenzollernfrage gesprochen worden ist. Das Protokoll über diese wichtige Sigung ist in den Atten nicht enthalten.( Hört! hört!) Das Zeugnis der Anwesenden steht einander gegenüber. Aber Adolf Hoffmann   bestätigt mir, daß ich diesen Antrag gestellt habe und daß er mit drei zu drei Stimmen abgelehnt worden ist. Ich habe dann am 30. November 1918 jene zweite Beschlagnahmeverfügung durchgesetzt, die zunächst ein­mal den Hohenzollern   jeden Zugriff, auch ihres Vermögens ver­wehrte. Ich habe in der verfassunggebenden Landesversammlung Südekum ausdrücklich entgegengerufen, daß er selber abgelehnt hätte und habe diesen Tatbestand unwidersprochen auch in der " Freiheit" vom 20. März 1920 dargestellt. In dieser Beschlagnahme­verfügung steht kein Wort von vorsorglicher Inbefignahme, und es hätte dem preußischen Ministerpräsidenten nichts geschadet, wenn er sich darüber besser unterrichtet hätte. Dieses Wort findet sich viel mehr in einer Erwiderung auf den Einspruch des Prinzen Eitel Friedrich gegen die Verfügung vom 30. November. Auf diesen Einspruch habe ich dem Finanzminister vorgeschlagen, zu er midern, daß es sich bei der Beschlagnahme nicht vorwiegend um eine Gewaltmaßregel handele, sondern um eine vorsorgliche Inbe fignahme während schwebender Auseinandersegungen. Damit fönne man den nicht unbegründeten Einwand zurückweisen, daß es sich bei der Beschlagnahmeverfügung um einen unzulässigen Eingriff in das Privateigentum handele. In dieser Erläuterung wollte ich natürlich nur die Beschlagnahmeverfügung juristisch begründen, und nicht etwa meinen politischen Standpunkt darstellen. Wer das fameradschaftlich beurteilt und nicht böswillig entstellt, wird mir zu­geben müssen, daß nur eine vorsorgliche Inbefitznahme im Intereffe des preußischen Staates, nicht im Interesse der Hohen zollern gedacht war.( Beifall und Widerspruch.) Jedenfalls trage ich keinerlei Verantwortung, wenn den Hohenzollern   etwas heraus­gegeben worden ist. Als ich aus dem Amte schied, war ihr ge= famtes Bermögen vom Staat beschlagnahmt. Erst vierzehn Tage später hat mein Nachfolger die Frage aufgeworfen, ob man nicht Teile des beschlagnahmten Privatvermögens freigeben müsse, meil die uneingeschränkte und unterschiedslose schlagnahme des gesamten Privateigentums fich juristisch nicht ausreichend begründen lasse.( Hört! hört!) Das war eben von meinem Standpunkt abweichende Standpunkt der Rechtssozialisten. Ebenso unbegründet ist die Behauptung des Ge­nossen Braun, daß sich die Gerichte bei ihren Urteilen zugunsten der Hohenzollern   auf teine Begründung zu der Beschlagnahmever fügung berufen hätten. Diesen Trumpf hat zum ersten Male der

Be=

deutschnationale Fürſtenanwalt Everling im Rechtsausschuß des Reichstages ausgespielt.( Hört! hört!) Der Vertreter des Genossen Braun, der zugegen war, hat mir damals sofort bestätigt, daß fich fein einziges Urteil zugunsten der Hohenzollern   auf diesen Baffus gründet.( Lebhafter Beifall.)

Olfo Braun,

mit stürmischem Beifall empfangen: Ich stelle zunächst fest, daß nicht ich, sondern Dr. Rosenfeld den Hohenzollernvergleich hier in die Debatte gezogen hat. Die Erläuterung der Beschlagnahmeverfügung vom 30. November 1918, auf die es antommt, hat Genosse Rosenfeld nicht richtig zitiert. Diese vom Justizminister ausgehende Erläute­

Filmszene der Nacht.

Frühlingsabend.

Von Tes.

Etwa eine Stunde vor Mitternacht.

Licht quillt aus einer gläsernen Pforte und schiebt sich tegel­förmig in die Dunkelheit der Straße, die zu beiden Seiten wie eine fputhafte Mauer vor der Helligkeit zurückweicht.

In diesem Lichttegel steht eine strahlende, grüngoldene Portier­livree.

In diesem Lichtkegel gleiten feierliche, schwarze Männergestalten, glitzernde, bewegliche Frauen hin und her, von Autos ausgespien oder von Autos verschluckt.

In diesem Lichtkegel schweben schwere, süße, seltsame Düfte auf verlorenen Geigentönen, schreien harte, scharfe, fulturlose Parfüms in dem unmelodischen Gequäf der Saxophone.

In diesem Lichtkegel lebt die Welt des außerordentlich vor­nehmen Etablissements, das sich als erlesene Dreieinigkeit: Wein­restaurant, Diele, Bar, repräsentiert.

In der Dunkelheit der Straße aber flattert wie ein Traum das nächtliche Leben. Leben, das sich von den Abfällen dieser Helligkeit

nährt.

Wenn ein Auto sich knatternd in den Lichtstrom schiebt, lösen fich aus dem schwarzen Nichts haftige Kinderbewegungen; Hände greifen nach der Wagentür, mehr als zum Deffnen notwendig sind, Hände warten auf einen Tribut des Ueberflusses. Und in dem festlichen Borsaal, den das Licht hier auf der Straße erbaut hat, zuden plöglich Schatten auf, Umrisse von Frauengestalten, die den Berwöhnten dürftige Sträußchen entgegenreden, müde, unfrische Maiblumen, Beilchen, die ein billiges, fünftliches Parfüm ausströmen. Doch den meisten, die hier im Licht selbstbewußt schreiten, scheinen diese Erscheinungen unsichtbar förperlos zu bleiben. Und wenn der Hüter des Paradieses mit militärischer Gebärde das Vorhandensein der Lichtberechtigten konstatiert hat und die aufglizernde Tür jäh einige Melodiefeßen und verstärkte Helligkeit auf die Straße schleudert, so ist bereits wieder in Nacht verschwunden, was der Nacht gehört.

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Nur am Straßenrand sind die Schattenwände von den Licht freisen einiger Bogenlampen aufgelöft. Und hier ist ein Uebergang zwischen den beiden Welten geschaffen von einer so zynischen Grotest. heit, wie sie nur das Leben hervorbringt. Dort, wo die Türen der Autos aufschlagen und der Ueberfluß an glänzenden Toiletten und Londoner   Schneideranzügen auf die Straße strömt, fißt ein Mensch. Eigentlich nur etwas mehr als ein halber Mensch. Ein Rumpf in verschossener, feldgrauer Uniform setzt sich fort in einer schwachen An­deutung von Oberschenkeln. Dann ist die Figur zu Ende, die wie ein heiteres Kinderspielzeug auf einem Brett mit vier Rädchen befestigt ist.

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Nachmittagsfihung.

In der Nachmittagssigung werden zunächst die Schlußworte ent­gegengenommen.

rung lautet: Hiernach handelt es sich bei der Beschlagnahmever| einandersetzungen dieser Art pflegen wir interne Reihstonfe renzen zu veranstalten. Auf Parteitagen sind wir uns mehrerer fügung nicht fomohl mie bei der Beschlagnahme des Bermögens des Königs von Hannover   um eine überwiegende Gewaltmaßregel, Dinge bewußt. Wir stellen uns auf den Standpunkt: sondern usw. Durch die ausdrückliche Hervorhebung des Ein hohes Gut ist die freie Meinungsäußerung, ein höheres Guf Gegensages zur Beschlagnahme des Welfendermögens, das bes die Einheit der Handlung.( Lebhafter Beifall.) fanntlich Bismard für den preußischen Staat eingezogen hat, ist klar herausgestellt, daß es sich bei dieser Beschlagnahme nicht um eine Wir wissen, daß ein Parteitag feine interne Veranstaltung ist Borbereitung der Enteignung zugunsten des Staates und es wäre bei uns faum möglich, daß ein Redner mit Erfolg ein handeln sollte. Was die Stellung der Gerichte betrifft, so genügt richtiges Argument vorbringen fönnte, mas am nächsten Tage zum mir die Anerkennung Rosenfelds, daß der Anwalt der Fürsten   sich Argument der Gegner wird.( Sehr gut!) Wir pflegen sehr ernste Wir haben andere auf diesen Bassus ausdrücklich berufen hat. Weder in der Sigung Verhandlungen, aber in anderem Rahmen. vom 30. November, no ch in irgendeiner anderen Sigung des preußi- Traditionen und kommen darüber nicht hinweg. Ich urteile hier schen Kabinetts hat Genosse Dr. Rosenfeld die Enteignung des nicht, ich stelle nur feft. Keine der fächsischen Regie­Hohenzollernvermögens beantragt.( hört, hört!) rungen fann sich mit Recht auf Desterreich be­Auf der Berliner   Funktionärfonferenz hat Rosenfeld die unwahre rufen. Die Berhandlungen Ihres Barteitages manifestieren eine Angabe gemacht, ihm würde die Einsicht in die Atten per erfreuliche Tatsache: das starte individuelle Leben jedes weigert. Heute, nachdem ich ihm die Akten selbst zur Verfügung Teiles der deutschen   Partei. Das ist ein wertvolles Gut der ganzen gestellt habe, erklärt er, das betreffende Protokoll sei nicht da. Das deutschen   Sozialdemokratie, aber der Güter höchstes ist es nicht. Ich flingt beinahe so, als ob ich es hätte beseitigen lassen.( Unruhe und meine, das Gesamtansehen und die Geschlossenheit der Widerspruch.) Aber das Protokoll über die Kabinettssigung vom ganzen Partei ist ein höheres Gut!( Stürmischer 30. November 1918 ist da. Es enthält nur nichts über einen Antrag Beifall.) Rosenfelds über Enteignung der Hohenzollern.( hört, hört!) Auch feiner von uns, der in der Sigung anwesend gewesen ist, fann sich eines solchen Antrages entsinnen. Viel eher könnte ich mich darauf berufen, daß ich einmal im Kabinett den Standpunkt eingenommen habe, daß die Hohenzollernfrage eine politische und feine juristische Frage ist. Ich habe damals vorgeschlagen, den Hohen­ zollern   10 Millionen zu geben, und dafür ihr gesamtes Eigentum in das des preußischen Staates übergehen zu lassen. Damals haben Rosenfeld und seine Freunde erklärt, das fönnten sie dem Bolte nicht zumuten.( Rosenfeld: Das steht auch nicht im Protokoll, aber es ergibt sich daraus doch, daß wir enteignen wollten. Das ist die beste Bestätigung meiner Darlegung!) Ich habe den Stand­ist die beste Bestätigung meiner Darlegung!) Ich habe den Stand­punkt, daß die Frage des Fürstenvermögens politisch entschieden punkt, daß die Frage des Fürstenvermögens politisch entschieden werden müsse, vertreten, bis Boltsentscheid und Reichs= gesetz versagt hatten und fein politisches Mittel mehr offen stand. Dann allerdings blieb nur der Bergleich möglich. Zum Schluß ein rein persönliches Wort: Wer mich fennt, weiß, wie ich zu einer Bergötterung meiner Berson stehe, aber ich bin in meiner Parteitätigkeit auf exponierteftem Boften so oft geschmäht und beschimpft worden gönnen Sie mir doch auch einmal ein fleines Bergnügen!( Große Heiterkeit und lebhafter Beifall.) Adolph Hoffmann  Ich habe an allen Sigungen damals im November teilgenommen. Rosenfeld hat in der Tat den Antrag, wie er ihn dargestellt hat, gestellt: Eine Konfis­fation vorzunehmen. Südefum hat damals dagegen gesprochen. Im Brotokoll find nur die Beschlüsse ergänzt, nicht aber die Debatten. Deshalb steht auch nichts darin, was Braun be= antragt hat.

( Lebhaft begrüßt):

Renner( Wien  ):

Man hat uns Desterreichern die Ehre angetan, sich wiederholt auf uns zu berufen. Ich will nun nicht ben überaus Bescheidenen mimen. Es freut uns immer, wenn wir Anerkennung finden, aber man sollte doch mit solchen Berufungen auf die Politit eines anderen Landes vorsichtig sein. Bittor Adler hat einmal gejagt: Wenn ich über die Politik eines Landes urteilen will, so muß ich es fennen, wie meine Westentasche." Sie haben es viel schwieriger als wir. In unserem kleinen Lande sind die Verhältnisse übersichtlich. Wir haben in der Hauptsache nur zwei Parteien. Sie haben viele Parteien und das scheint zu den Eigenschaften der Reichsdeutschen zu gehören, vielleicht auch innerhalb jeder einzelnen Partei. Wir Lehen darin einen überflüssigen Lurus. Auch in der Fürstenabfindung sind die Verhältnisse nicht zu vergleichen. Unfere und den anderen Nationen. Unser Vorzug in dieser Frage war Monarchie war entwurzelt, nicht nur bei den Deutschen   und Tschechen  folgender:

1. Wir haben niemals ein Provisorium, sondern sofort eine definitive Regelung getroffen. Wir haben vom ersten Tage an in der Erfenntnis, daß das Gegenteil nicht zu halten sei ,, das Brivateigentum der Fürsten   freigelassen. Zur Entschei dung, was Privateigentum sei, haben wir ein eigenes Organ eingesetzt. Die Enteignung des Privateigentums haben wir ganz allgemein vorbehalten.

2. haben wir die Sache nicht nur juristisch, sondern politisch behandelt. Wir haben das enteignete Gut sofort den Kriegs. invaliden gewidmet. Das führte dazu, daß die Enteignung vom ersten Tage an auch gar nicht umstritten war. Im übrigen möchte ich nicht, daß Sie sich auf unserem Parteitage darauf berufen. Parteitage Ihrer Art haben wir gar nicht.( Hört, hört!) zu Aus­

So hockt sie am Fuße der Lampe, nicht eine förperlose Silhouette gleich den beweglichen Schatten, sondern farbig und plastisch. Aber fie scheint ebenso schemenhaft zu wirken. Blicke gleiten an ihr vor­über, durch sie hindurch, bleiben bisweilen wohl auch fühl ver­wundert an ihr hängen, wandern aber dann ungehemmt weiter in die feftliche Helligkeit.

Bisweilen verirrt sich ein Geldstück in die Richtung des Torsos. Berfehlt es sein Ziel, so schießt aus dem Dunkel eine Kindergestalt hervor, rafft es auf und wirff es in die schirmlose Soldatenmütze.

Auch ein Zigarrenstummel, beim Verlassen des Autos fortge. worfen, lohnt des Aufhebens. Selbst wenn er in eine Regenpfüze fiel. Das Rind trodnet ihn ab, versucht, selber einen Zug zu machen, um den naßgewordenen Tabak in Brand zu erhalten. Dann befommt ihn der Mann unter der Lampe, dessen Augen so starr und leer glitzern, als seien sie aus Glas, und an dem jetzt die brennende Bigarre, aus der sich dünne Rauchwölfchen fräufeln, Lebendigste ist.

In dem lichtdurchstrahlten Eingang wartet ein Paar auf das Vorfahren des Autos. Die Dame streift sich mit langsamen, unbe­wußten Gebärden lange, weiße, weiche Handschuhe über die Finger. Ihre Blicke suchen in der Richtung des anfahrenden Wagens und geraten dabei in den Bereich des halben Menschen auf Rädern. Interessiert haften sie an dieser eigentümlichen Abart der nächtlichen Bettlertypen.

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Das Schlußwort zum Bericht über Organisation und Kaffe erhält Ludwig( Parteivorstand).

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Er vermehrt sich dagegen, daß er Parteigenossen den Vorwurf ge macht hätte, sie zögen die Sicherheit der Sozialdemokratie der Un­sicherheit der kommunistischen   Rausschmeißer- Partei vor. Er habe ausdrücklich von Kommunisten gesprochen, die aus diesem Grunde fich an die Partei heranmachten. Trotz der ausführlichen Debatte habe er die Leipziger   Anträge nicht ganz verstanden. Sie wollten die Umlage der Parteigeschäfte beseitigen und die Leistungen der Fürsorgekasse erhöhen. Wie fann man mit verringerten Einnahmen mehr leisten? Unter den erhobenen Vorwürfen ist nur der der einzig richtige, daß der Parteivorstand an mehreren Orten auf Aenderung der Geschäftsform, insbesondere auf Auf­lösung von Genossenschaften und Umwandlung in Gesellschaften ge­drängt habe, weil er sonst nicht die nötige Sicherheit für das in die Unternehmungen gesteckte Geld der Gesamtpartei gehabt habe. Es jei seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dafür zu sorgen, daß Geld der Gesamtpartei nur in die Hände von Parteigenossen fäme, nicht Geld von Genossenschaften, denen Kommunisten und Indifferente angehörten. Oder sei es etwa unbekannt ge­blieben, daß die Partei sich mit der Genossenschaft in Rottbus herumflagen müsse, meil einzelne aus der Partei ausgeschiedene Genossenschaftler Ansprüche erhöben? Genossenschaftler Ansprüche erhöben? Sei es unbekannt, daß ein ähnlicher Prozeß in Hagen   bisher schon 14 000 Mart gekostet hätte? Ein Prozeß, den nicht der Parteivorstand führe, sondern eine Minderheit der Genossenschaftsmitglieder gegen die Mehrheit, die zurzeit die Bereinigung geschlossen hätte. Ueber die angeblich brutale Rücksichtslosigkeit in Halle tann ich noch nicht reben, meil Aber in die Sache noch der Beschwerdekommission vorliegt. feinem Bezirk hat der Parteivorstand, selbst wo die Preſſe durchaus unfreundlich gegen ihn steht, gegen die redaktionelle Haltung eingegriffen. Die Geduld des Vorstandes auf diesem Gebiete wird von vielen Genossen im Lande einfach bewun dert. Aber mir halten troß allem an dem Prinzip fest, die ge­schäftlichen Dinge von den politischen Dingen unbedingt getrennt 3 halten. Auf Grund der Umlage sind etwa 900 000 Marf gezahlt worden; sechs Geschäfte haben fich 22 000 Mart stunden lassen und uns darüber Schuldscheine gegeben. Wie lange wird es dauern, bis wir auf diesem Wege die Parteipreffe wirtschaftlich in unsere Hand bekommen haben, wie es behauptet worden ist? Im übrigen bitte ich, bei diesen angeblichen Befürchtungen doch nicht zu ver­gessen, daß der Parteivorstand vom Parteitag gewählt wird und nicht eine willkürliche Korporation außerhalb der Partei ist.

Den Reichsausschuß für die Arbeiter und Angestellten der

Parteibetriebe haben die Hauptvorstände der Gewerkschaften niemals

anerkannt. Ich stelle nochmals fest, daß für alle Parteigeschäfte über­

tarifliche Arbeitsbedingungen bestehen.( Beifall.) stände der Gewerkschaften niemals anerkannt. Ich stelle nochmals Arbeiter und Angestellten der Parteibetriebe haben die Hauptvor fest, daß für alle Barteigeschäfte übertarifliche Arbeitsbedingungen bestehen.( Beifall.) Das Schlußwort zum Parteivorstandsbericht erhält

Otto Wels  :

Gestern am Schluß meiner Rede hörte ich, wie ein sehr raditaler Geschäftsführer seinem noch radikaleren Redakteur telephonierte, die

Dichter vor einer ,, Gefangennahme durch den Nationalismus zu be= wahren. In der Sowjetliteratur müsse ein Berband entstehen, in welchem die ukrainischen Dichter sich mit den ruffischen zusammen, schließen sollten.

Die angeführten Beschlüsse sind ein Nachhall der sogenannten literarischen Diskussion, die von einer ukrainischen Literatengruppe in Kiew   mit den Lesungen ,, Los von Mostau" und Orientie= rung auf Europa  " eingeleitet und, obwohl diese Losungsworte nur fünstlerische Dinge betrafen, als ein politisches Ereignis angesehen wurde. Die Diskussion endete mit der erzwungenen Unterwerfung der Riewer Nationalisten" unter das Parteidiktat.

Deutsche   Volkskunstausstellung Dresden   1929. In einer vom Reichsfunftwart einberufenen Sigung im Reichsministerium des Innern fand eine Aussprache der zur Arbeitsgemeinschaft der deut­ schen   Handwerkskultur gehörigen Verbände und anderer kultureller Organisationen, insbesondere der Grenz- und Auslandsdeutschtums. pflege, über die vom Reichskunstwart vorgeschlagene Gliederung der Ausstellung und über die organisatorischen Vorarbeiten statt. Es wurde die Bildung eines Arbeitsausschusses und einer Reihe von Fachausschüssen beschlossen und Mitteilung von der zur Vorbereitung in Berlin  ( Schloß Bellevue  ) errichteten Geschäfts­stelle der Boltstunstausstellung gemacht, die Vor­schläge und Anregungen für Material und Gestaltung zur vor­bereitenden Arbeit entgegennimmt.

Da ereignet sich der Vorfall mit der Zigarre. Blitzschnell ändern ,, moralische Anstalt" erklärt, und auch sonst ist viel von dem ver­sich die schönen Züge. Entsetzter Efel zudt in ihnen auf, während nervös die Finger sich mit dem letzten Handschuhknopf mühen. Und mit abgewandtem Gesicht schreitet die Dame neben ihrem Begleiter dem Auto zu.

Literatur und Politik in der Sowjetukraine.

Die Allgegenwart des fommunistischen Parteigeistes im Kultur leben der Sowjetländer offenbart sich bekanntlich auch darin, daß die obersten Parteiinstanzen Richtlinien für die Entwicklung der Literatur und Kunst festlegen, die für die zahlreichen Organisationen der proletarischen Dichter", für die unter dem wachsamen Auge der Partei erscheinenden Blätter, Zeitschriften usw. von größter praktischer Bedeutung sind. Mit diesem Fragentompler hat sich nun­mehr auch das Politische Bureau des Zentralfomitees der Kom­munistischen Partei der Ukraine   beschäftigt. Neben der üblichen Kampfansage an die bürgerlichen, idealistischen und individualisti­fchen" Tendenzen in der schönen Literatur bringt es insofern eine besondere Note in seine Beschlüsse hinein, als es sich scharf gegen das Durchsickern nationalistischer Strömungen" in die ukrainische proletarische Literatur wendet. Es werden vom Zentralfomitee ufrainische Schriftstellergruppen genannt, die trog ihrer fommunisti­fchen Weltanschauung fogar solche Strömungen unterstützt hätten, die ihre Quelle in den nationalistisch- faschistischen" Literatenkreisen der oftgalizischen Ultrainer haben. Die Partei müsse dafür sorgen, daß eine ukrainische margistische Kritik auf dem Plan erscheine, mit der Aufgabe, die von der international- proletarischen Bahn abirrenden

Bilder als Befferungsmittel. Schiller   hat das Theater für eine edelnden und bessermachenden Einfluß der Kunst gesprochen worden. Einen Versuch in dieser Hinsicht unternimmt man jetzt in dem großen Gefängnis des Staates New Yort, in Sing- Sing, und zwar mill man sich dabei der Malerei bedienen, deren Fruchtbarmachung für die Sittlichkeit bisher ein wenig vernachlässigt wurde. In allen Gängen des meiten Gefängnisses, in den Sprechzimmern und in Eß­räumen sind Gemälde aufgehängt worden, so daß sich das Zuchthaus in eine große Kunstausstellung verwandelte. Man hat zunächst ein­mal Bilder der verschiedensten Art angebracht und will beobachten, welche von diesen Werten auf die Gefangenen den größten Eindruc machen und wie die ganze Beranstaltung auf ihr Benehmen und ihre Anschauungen einwirft. Die Ausstellung bleibt drei Wochen und soll dann durch eine andere ersetzt werden. Man will nach diesem ersten Bersuch dann eine sorgfältigere Auswahl vornehmen, um ge­rade die Werke zu berücksichtigen, die sich am besten als Besserungs­mittel eignen.

der Kiewer   Professor Jaworski Bersuche unternommen, die Leichen Leichenverbrennnung auf chemischem Wege. In Mostau hat verbrennung durch Säuren einzuführen. Eine Demonstration vor einem Aerztekollegium ergab die völlige Auflösung eines Kaninchen­fadavers innerhalb 11 Minuten.

Die Galerie Matthiesen, Bellevueftr. 14, zeigt in ihren Räumen die Ausstellung des ameritanischen Malers Arnold Friedman. Im An­schluß an diese Sammlung sind in den übrigen Räumen moderne Franzosen ausgestellt, u. a. Braque  , Utrillo  , Blamind. Den Zusammenhang dieser jüngeren Künstler mit der alten Tradition des franzöfifchen Impressionismus zeigen Bilder von Courbet  , Cézanne   und Renoir  .