Einzelbild herunterladen
 

Mittwoch 25. Mai 1927

Unterhaltung und �Nissen

Settoge öes vorwärts

Lohengrin . Von Leo Slezak .

Zat Elczak läßt feinen(SefammelJen SBetlen* ein neue» Buch folgen, obwohl er feinerzeit im Borwort an Eidesstatt versicherte, er werde nie mehr etwa» schreiben und ihm werde nie mehr etwas ein- fallen. Er nennt daher feine neue Schrift»Der 2B o c t b r u ch"(bei Ernst Rowohlt , Berlin ) und erzählt in feiner Mischung von übertriebener Eitelteit und Selbstironie aus feinem Leben. Obendrein bietet er einen echt ElezakfchenOpernführer*, aus dem wir hier eine Probe mitteilen: Jedermann weiß, daß in früheren Zeiten sehr viel gezaubert wurde. Man oerwandelte damals die schönsten Jünglinge, meistens Prinzen, in alle möglichen Tiere, und oji, wenn man der Meinung

nicht mehr vor. Wenn der Vorhang in die Höhe geht, ist die Bühne gespickt mit Mannen. Sie werden mich korrigieren wollen und sagen:Man- nern!*: aber es heißt doch Mannen die planlos mit den Schwer. tern auf ihre Schilder schlagen und singen. König Heinrich sitzt unter einer großen Eiche, hat einen langen Umhängebart und hält Gericht. Telramund , ein Edler, hat«ine Klag« gegen Elsa von Brabant ein» gereicht und behauptet, sie habe ihren Bruder, den kleinen Gottfried, umgebracht. Der König glaubt es nicht und es ist auch nicht wahr. Elsa wird vorgeladen, wird gefragt sie leugnet. Wer hat recht? Der Telramund oder die Elsa? Bald hätte ich vergessen zu erzählen, daß Telramund oerheiratet ist und seine Frau Ortrud heißt. Uebri. gens eine recht düstere Dame die eigentlich Telramund zur Ueber» reichung der Klage veranlaßt?. In alten Zeiten war das Gottes. gericht modern. Wenn man nicht wüßt«, ob jemand schuldig oder unschuldig war, so ließ man zwei Männer miteinander kämpfen und derjenige, der unterlag, war der Verbrecher. Eine äußerst unsichere Angelegenheit. Telramund fordert jedermann auf, sich sür Elsas Unschuld zu schlagen. Trotzdem keiner der Ritter die arme Elsa dieser Gemeinheit für sähig hält, läßt sich, trotz wiederholten Blasens auf der Trompete, keiner von ihnen in dieses Gedränge ein. Da befiehlt der König noch einmal zu blasen. Plötzlich sieht man von weitem einen glänzen- den Ritter in einem Kahne stehen, der von einem schneeweißen Schwan gezogen wird. Der Chor der Mannen brüllt durchein- ander, zeigt auf den Ritter und schaut krampfhaft aus den Kapell- meister, was aber offenbar nicht viel nützt, denn sie sind unteretn- ander vollständig verschiedener Ansicht, was der Loteiner.Tohu» wabohu* nennt. Lohengrin kommt an, wird von allen Seiten beleuchtet und singt das Schwanenlied, einen Viertelton zu tief. Der Schwan merkt das, darum fährt er davon. Nun kommt das eigentlich Interessanteste. Telramund bebt hörbar, aber er läßt nicht nach, er darf auch nicht, weil es so vorgeschrieben ist. Zunächst geht Lohengrin zu Elsa und sagt ihr, daß er sür sie kämpfen werde und ob sie seine Frau werden wolle. Dies könne jedocb nur unter der Bedingung geschehen, daß sie ihn nie frage, wer er sei und wo- her er komme. Also eigentlich eine Zumutung! Man soll nicht wissen, mit wem man das Vergnügen hat. Eine wilde Sache. Sie schwört, er geht hin, bosiegt den Telramund, schenkt ihm das Leben, die Ortrud zerspringt, Elsa fliegt dem Namenlosen um den Hals, die Mannen schlagen freudig bewegt mit ihren Schwertern auf die Schilde, der König streicht seinen Umhängebart, gibt seinen Segen und der Borhang fällt. Dies ist der erste Akt. Im zweiten Akt ist e« vor allem einmal finster. Unheimlich lange Vorwürfe und gegenseitige Anklagen ertönen aus irgendeiner Ecke. Ortrud und Telramund streiten sich. Er nennt sie eine Genossin seiner Schmach und sie ist auch sehr un> freundlich mit ihm. Nach langem Hin und Her beschließen sie, Elsa neugierig zu machen und ihr den Lohengrin zu verekeln. Im Mittel- alter erschien in der Nacht vor der Hochzeit die Braut immer auf dem Söller und sprach mit dem Monde oder, wenn keiner da war, mit dem.Zephir*. Das sind lauter Uebertriebenheiten, die man heute nicht mehr macht, weil man sonst für blödsinnig gehalten werden würde. Während die Braut mit dem Zephir plaudert, seufzt Ortrud unten so laut, daß Elsa es hören muß. Sie geht hinunter, liest Ortrud von der Schwelle auf und nimmt sie zu sich in den Palast. Das war das Dümmste, das sie tun tonnte. Beim Braut. zug erscheinen die gewiegtesten Chordamen als Brautjungfern und streuen Blumen. Die Mannen beteiligen sich am Schreiten und singen in Synkopen. Alles wallt majestätisch zur Kirche, da plötz- lich drängt sich Ortrud vor Elsa und behauptet, sie gehöre nach vorn. Es erhebt sich«ine große Aufregung und mitten in diesen Wirbel kommt der König mit Lohengnn. Der überschaut sofott die ganze Situation und schleudert Blitze aus seinen Augen. Er geht zu Elsa, nimmt sie beiseite und sagt ihr, sie solle sich ja nicht aufhetzen lassen und ihn frag m, weil er sonst sofort abreisen müsse. Elsa ineint, daß sie gar nicht daran denke und froh sei, daß sie endlich einmal heiraten könne. Er drückt sie an seine Brust und si« schreiten weiter auf die Kirche zu. Plötzlich, im letzten Moment, springt Telramund hinter einem Pfeiler hervor, und beschimpft Lohengrin . Sagt, daß er ein Zauberer sei und daß die ganze Ge- schichte doch höchst merkwürdig wäre. Man soll mit einem Schwan angefahren kommen, man soll den Schwan wieder wegschicken, kein Mensch soll fragen dürfen, wer man ist, keine Legitimation, kein« Ausweispapiere, kein Visum gar nichts! Deshalb erklärte er die ganze Sache mit dem Gottesgericht für Blech und verlange die Re- vision der Angelegenheit. Kurz und gut, Telramund ist, nach seiner Meinung mit' Recht, aufgeregt. Aber wenn einmal ein Vorurteil zu jemandes Gunsten Platz gegriffen hat, so kann der machen was er will er hat recht. Telramund bekommt einen Stoß in den Magen und wird hinausgeschmissen. Lohengrin und Elsa setzen das unterbrochene Schreiten in die Kirche fort, die Mannen schlagen freudig bewegt mit den Schwertern auf ihre Schilde, und unter bei- fälligem Nicken des Königs fällt der Vorhang. Dritter Akt. Das Brautgemach. Lohengrin und Elsa werden von dem Könicj hereingeführt, der, nachdem er den beiden prok- tische Wink« diesbezüglich zuteil werden ließ, sofort wieder ver- schwindet. Der Zuschauer merkt schon an der Einrichtung, daß das eine sehr unerfreuliche Brautnacht werden wird. Lohengrin singt so lange, bis ihn Elsa endlich fragt, welchen Geschlechtes er sei. Die Bombe platzt. Zu alledem kommt noch Telramund herein und will Lohengrin erschlagen. Der Anschlag mißlingt. Telramund fällt. von dem Blitz« aus dem Aug« Lohengrins getroffen, tot zu Boden. Es wird weggeräumt. Lohengrin sagt Elsa nichts. Erst vor dem König will er reden. Auch wieder eine Bosheit von ihm. Während Elsa mit essigsaurer Tonerde gewaschen wird, fällt der Vorhang. Verwandlung. Derselbe Platz wie im ersten Akt. Der König erscheint doch zu Roß. Dieses entledigt sich vor ollem alles Inner- liehen, während die Mannen siegesverlangend mit den Schwertern auf die Schilde schlagen. Es soll in den Krieg gehen. Jeder ein- zeln« lechzt nach Heldentod. Lohengrin soll ein Bataillon über- nehmen. Er kommt herein und sagt, er könne nicht mitkommen. Zum Glück habe ihn Elsa gefragt und nun müsse er heimwärts ziehen. Zum Zeichen der Trauer schlagen die Mannen mit den Schwertern auf ihre Schilde. Elsa wird hereingebracht sie wankt. Entweder sie schreitet oder si« wankt. Lohengrin stellt sich hin und singt die Gralserzählung. Er sagt nichts Stichhaltiges, lauter Sachen, die er nicht beweisen kann und angesichts derer«r von keiner Musterungskommission enthoben worden wäre. Aber alle glauben es. Vielleicht tun sie nur so, weil es schon sehr spät ist und niemand durch einen Einspruch oder durch eine Debatte die

Vorstellung noch weiter in die Länge ziehen will. Während Elsa nach Luft verlangt, verabschiedet sich Lohengrin und gibt ihr ein Horn, einen Ring und ein Schwert. Aus dem Horn soll sie blasen lernen, den Ring soll sie behalten und das Schwert soll sie ihrem

schreit, daß sie den Bruder in einen Schwan oerwandelt habe und

daß sie an der ganzen Unannehmlichkeit schuld sei. Lohengrin durchbohrt sie mit einem Blitz aus seinem Auge. Sie stirbt. Der Schwan taucht unter, und es springt ein übertrieben wonniger Jüngling ein Prinz aus dem Wasser und umarmt Elsa. Der kleine Gottfried! Da Lohengrin nicht ohne jedes Zugtier weg- fahren kann, kommt eine Taube und zieht ihn fort was sehr unwahrscheinlich ist. Elsa wankt und schreit, da fällt Gott sei Dank der Vorhang, denn es ist schon sehr spät. Die Oper ist aus!

Wilhelm unö Lmöbergh.

1

Wilhelm:.Der yergt hat mich total lreegefihrt: Sie Amerikaner können doch fliegen nor ich kann nicht kommen!'

Die»Palme.' Von Adolph hoffmaan. (Schluß.)

.Dann müssen wir es alle ablehnen,* hieß es von mehreren Seiten. .Wieder anziehen!* tönte es holblaut durch den Saal. Und so geschah es. Wir machten natürlich mit. Einige Minuten später wurde die Tür wieder aufgerissen. Rüber unter die Dusche!* brüllte«in langer Hausdiener, der im nächsten Augenblick mit offenem Munde stehen blieb. Dann löste sich die Erstarrung und er brüllte:.Was fällt euch denn ein?* Kirschrot fügte er hinzu:.Die Lumpen runter von den Knochen.* Der Akte erwiderte mit mehreren anderen fast zugleich:.Es ist zu kalt hier, um sich nackend auszuziehen.* Zornig schrie der Hausdiener:Na wart' man, euch soll gleich warm werden.* Und zur Tür brüllte er hinaus:Kommt mal her, die Saubande weigert sich, zu baden.* Im Umsehen waren 8 bis 10 Mann im Saal und ebensoviel« Gmnmischläuche tanzten rücksichtslos auf die Köpfe der Unglücklichen, wovon auch wir den uns gebührenden Anteil redlich erhielten. Mein Freund Christian Schulz, dem die Geschichte trotz aller Vorbereitungen doch etwas plötzlich kam, stieß nur ein erstauntes Nanu?* heraus, als ihn auch schon einer der Hausdiener von hinten packte und, so lang er war, schlug Schulz klatschend auf den Stein- boden. Auf mich sausten die Hiebe hageldicht herab. Meinen Gegnern, die sich vielleicht darüber freuen werden, mutz ich den Schmerz antun, zu sagen, daß mir nie im Leben Prügel so willkommen waren wie die im städtischen Obdach. War es doch durch si« möglich, die Gummischläuch«, die Artur Stadthagen in allen Kästen und Schränken vergebens gesucht hatte, nicht nur ans Licht zu ziehen, sondern sogar ihre Herkunft festzu- stellen. Die prügelnden Menschenfreunde trugen sie nämlich im rechten Hosenbein. Sie waren am Hosenträgerknopf festgehängt. Als mir die Sache zu bunt würbe, rief ich dem langen Kerl, der sich vom Genossen Schulz zu mir gewandt hatte, zu:Wie kommen Sie dazu, uns zu mißhandeln? Führen Sie mich zum Oberinspektor, Ich will mich beschweren.* Der Lange schrie seinen Kollegen zu:Kommt mal her! Hier ist einer, der die Bekanntschaft des Oberinspektors machen will. Dem wollen wir mal zeigen, daß er das zweitemal nicht danach verlangt.* Mehrere stürzten über mich her und schlugen so auf mich«in, daß ich in des Wortes verwegenster Bedeutungalle Hände voll zu

tun hatte*, Kopf und Gesicht zu schützen, um meinen Gegnern nicht eine allzu große Freude zu machen, wenn ich mich zur nächsten Stadtverordnetenversammlung mit einer abgedeckten Visage präsen- tieren müßte. Genosse Schulz erfüllte die gestellte Bedingung, nicht wiederzu- ien. getreulich, so schwer es ihm auch fiel. Wir wurden den Korridor entlanggeprügelt bis an die Ecke des polizeilichen Feststellungsbureaus. Hier flog Schulz in die Eck« und ich auf ihn. Weder ein Polizeibeamter noch der Herr Oberinspektor ließen sich sehen. Auf letzteren kam es mir besonders an. Denn uns war von Gemißhonoelten mehrere Male mitgeteilt worden, daß, wenn sie sich bei demselben beschwerten, sie von ihm noch eigenhändige Ohr- feigen bekämen. Eine solche Ohrfeige hätte ich gar zu gern gehabt. Aber der Herr Oberinspektor hotte Glück. Er war an diesem Tag« gerade im Theater und konnte daher die Tragikomödie im Obdach nicht genießen. Als ich mit dem Gesicht auf den in der Ecke liegenden Schulz geflogen war und eine ganze Reche dieser barmherzigen Samariter mit Gummischläuchen aus mich einschlugen, macht« ich der Sache«in Ende, indem ich mich mit einem kräftigen Ruck aufrichtet« und als Stadwerordneter zu erkennen gab. Das schlug wie eine Bombe ein. Die Flut der unflätigen Be- schimpfungen oersiegte. Erst allgemeine Verblüffung, dann-rette sich, wer kann*. Im Nu war der ganze Korridor von den Gummi- schlauchhelden, Hausdienern und Beamten geleert. Nur einer blieb stehen: der Ausseher und Heilgehllse. Er erholte sich von dem Schreck und höhnt«:Jeder Strolch kann sagen: ich bin Stadtverordneter/'

Ich ersuchte den inzwischen aufgetauchten Polizeibeamten, mit Polizeibureau in der Prenzlauer Allee zu gehen, um un» feststellen zu lassen und polizeiliche Hilfe zur Feststellung der Prügel.

Helden zu holen. ff siizeibureau bat ich, von bei -"» M 5 sich auch unsere Legitimationspapiere befanden, die wir zur Vorsicht

Auf dem Polizeibureau bat ich, von dem Zigarrenhändler in der Marienburger Straße unsere Kleider holen zu lassen, in welchen

dort gelassen hatten, da im Obdach Legitimationspapiere ein gesuchter Artikel sind. Der diensthabend« Wochtmeffter sandte bereitwilligst einen Be. amten hinüber und äußerte im übrigen seine Freude, daß wir die Prügeleien unableugbor festgestellt hätten. Der Polizei wären schon oft Klagen darüber geführt. Natürlich konnten wir die Freude verstehen, denn in der da- maligen Zeit wurden sehr häufig Derprügelungen Sistterter auf Polizeibureaus durch Zeitungen und Gerichtsverhandlungen festge- stellt, und man verstand, wie wohl es tat, dergleichen auch mal den städtischen Behörden nachsagen zu können

ls wir umgekleidet wieder' in der Palme erschienen, stand der Herr Oberinspektor bereits uns erwartend vor der Tür. Man hätte ihn aus dem Theater geholt. Mit einem Schwall von Worten der Entschuldigung empfing er uns und schlug vor, die Feststellung der Schuldigen morgen am Tage zu machen, da der größte Teil der Angestellten schon zu Bett sei. Das lehnte ich mit den Worten:.Frische Fische, gut« Fische!* ab und bat, das gesamte Personal wecken und antreten zu lassen, um die Schuldigen ohne Metamorphose herauszusuchen. Und so geschah es. Gewiß ist mancher dabei entwischt, aber die Hauptakteure wurden festgestellt. Der Hauptprügelheld und Anstifter hotte an der rechten Hand einen frischen Verband und behauptet«, sich vormittags ein« Ver- letzung beim Brotschneiden zugezogen zu hoben. Er sei gleich durch den Heilgehilfen verbunden worden und hätte schon deswegen sich an der Prügelei nicht beteiligen können. Festgestellt wurde aber, daß er in seinem Eifer beim Prügeln mst der Hand an eine Mauerkante geschlagen war und sich so verletzl hatte, daß das Blut herumspritzte und sogar meine Kleidung be- schmutzt worden war..-,.« Nach den Feststellungen fuhren wir noch der.Vorwärts-Re- daktlon um den Skandal im Obdach und Artur Stadthagens Recht. fertigung zu verkünden. t. Die bürgerliche Presse war selbstverständlich am Abend und in den nächsten Tagen voller Schilderungen und Bosheiten. Die Witz- blätter hatten Stoff für faule und schlechte Scherze. Hin und wieder war auch ein guter dabei. DerUlk* brachte ein Bild, auf dem in einem Park ein schlafen- derStrolch* auf der Bank saß. Zwei Schutzleute standen in tiefer Ueberlegung davor, ob sie ihrer Instruktion gemäß ihn aufjagen soltten..,,, v Der eine sagte zum anderen:Wecke ihn lieber nicht, denn es könnte ein Stadtverordneter sein.* Ein anderes Bild stellte mich als Säugling dar, der sich strampelnd wehrte, weil er in die Badewanne gelegt werden sollte. Darunter stand:Wie uns mitgeteilt wird, hat sich der Stadtver- ordnete Hoffmann schon als ganz kleines Kind energisch gegen dos Baden zur Wehr gesetzt." Einem Magistratsassessor wurde die Untersuchung ubertragen. Als ich das zweitemal vernommen wurde, las mir dieser die Äussage eines alten Aufsehers vor, der bei seiner Vernehmung be- hauptet hatte:Die Stodt�rordneten Hosfmann und Christian Schulz hätten, als er der Aufseher durch das Guckloch der Tür geblickt hätte, ehe die angebliche Prügel stattfand, von Pritsche zu Pritsche gehend die Obdachlosen aufgehetzt.* Ich forderte kurzerhand, dem betreffenden Beamten gegenüber� gestellt zu werden. Bei dieser Konfrontation stellte sich heraus, daß dies der alte schwächliche Beamte war. den ich auf dem Korridor beobachtet hatte. Der alte Herr wiederholte seine Behauptung in einer Form, daß man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, er hob« dos Gesagte auswendig gelernt. Ich erklärte hierauf dem juristtschen Beirat, so kämen wir zu keinem Ziel. Ich würde dem Aufseher Gelegenheit geben, seine Aus- jagen eidlich zu erhärten. Ich würde«ine große öffentliche Ver- sammlung mit dem Thema:Die Prügelhelden des Obdachs* ein- berufen und dort mit Namenbezeichnung den alten Beamten öffent- lich der Lüge zeihen. Dann müßte der Oberbürgermeister gegen mich Strafantrag wegen Beleidigung seines Beamten stellen und dann werde ich ruhig abwarten, ob der alte Herr am Rande seines Grabes einen Meineid leiste. Der alte Beamte zitterte am ganzen Leibe und erklart«, er könne sich ja auch irren. Der Herr Stadtverordnet« sähe heute ganz anders aus, so daß er ihn nicht wiedererkenne. Der Herr Assessor machte den Beamten auf das von ihm selbst unterschriebene Vernehmungsprotokoll aufmerksam, indem er die Frage stellte, ob er das alles als unwahr erklär«. Er erhielt die Antwort:Ja, ich widerrufe alle» und nehmc» alles zurück.'.. Damit war der Versuch, den Spieß gegen uns umzudrehen. endgültig mißglückt. Die prügelnden Hausdiener mit ihren Gummischläuchen wurden entlassen. Mehrere Beamte verschwanden au» dem Obdach, darunter sogar der Bruder eines bürgerlichen Stadtverordneten. Di« sozialdemokratische Fraktion entsandte mich in das Kuratorium und Herr Stadtrat Mamroth, der Vorsitzende des Kuratoriums, hielt nun in der nächsten Sitzung eine prunkvolle Ein- führungsrede, zu der ich bemerkte:Bemühen Sie sich nicht, Herr Stadtrat: ich bin bereitseingekeill*, und wer schon bei Lebzeiten cmsgehauen wird, hat tote Helden überholt!*