Stahlhelm- Redakteur und Frontsoldat".
Militarist jedoch im Ernstfall unabkömmlich.
Rürzlich hatten wir festgestellt, daß der jezige Hauptschriftleiter Jes Stahlhelm", Dr. Heinz Brauweiler , während des Krieges reklamiert war. Der„ Stahlhelm" ist genötigt, in seiner neuesten Summer diese Tatsache zuzugeben. Er versucht sich damit herauszureden, daß auch Sozialdemokraten, die er mit Namen nennt, refíamiert waren.
Doß auch Sozialdemokraten während des Krieges reflamiert waren, ist nicht unbekannt. Sie haben aber nachher nicht von dem großen Fronterlebnis" geschwägt und nicht die Eisenfresser gespielt, denen es recht ist, wenn es nächstens wieder losgeht. Hätten sie das getan, so wäre auch ihr Auftreten mit einem Schatten von Komit behaftet, den nun Herr Brauweiler nicht wieder loswerden wird. Es ist aber ebenso bekannt, daß andere Sozialdemokraten nicht reklamiert waren und daß manche die ihnen angebotene Reklamation abgelehnt haben. Aus ihrem wirklichen Fronterlebnis haben sie dann den Schluß gezogen, daß es die heilige Aufgabe jedes wirtlichen Frontsoldaten sei, zu seinem Teil dafür zu wirken, daß der Menschheit die namenlosen Greuel eines neuen Krieges erspart bleiben.
Es wird Herrn Brauweiler nicht leicht sein, diesen Sozialdemofraten gegenüber seinen Beruf als Nationalheld aufrechtzuerhalten.
Reichspreffetagung.
Frauenkonferenz.
Siel, 29. Mai.
eröffnet. lleber Wohnungsnot und Wohnungsreform referiert Die Sigung wird um 9 Uhr vormittags von Genoffin Juchacz Hertha Kraus- Köln:
Nicht oft genug fann gefagt merden, wie unendlich groß die Bohnungsnot in Deutschland noch ist, und welche Bedeutung diese Frage besonders für die Frauen hat. Man fann fünf Gruppen von Wohnungsuchenden unterscheiden. Erst die Haushaltungen ehne eigene Wohnungen, junge Eheleute beispielsweise, die noch bei den Eltern wohnen. Die engen Berhältnisse führen häufig zu Reibungen und dauernden Feindschaften. Dann die Leute, die möblierte Wohnungen bei Fremben ab= gemietet haben. Auch hier bestehen ständige Differenzen zwischen Mieter und Vermieter, dauernder Streit über die Bezahlung der Leistungen. Weiter die Familien, die in vollkommen ungesunden Wohnungen leben, in Kellern, auf Speichern und Dachböden, in Ladengeschäften und Werkstätten. Ein Familienleben fann hier nicht geführt werden. Eine vierte Gruppe, die am meisten in der Deffentlichkeit genannt wird, das sind die Familien. die in ganz unzureichenden Räumen hausen. Schließlich gibt es noch die Gruppe von Familien, die in getrennten Wohnungen leben.
Die Rednerin erörtert dann die Fragen, die insbesondere die Frauen berühren. Eine der dringlichsten Aufgaben der Wohnungsreform wäre die Veranstaltung einer gründlichen Erhebung über den Umfang des Wohnungsbedarfs. Dabei wird Die freiheitliche Gestaltung des Prefferechts. fich herausstellen, was wirklich gegen die Wohnunganot geschehen muß. Wir müssen auch Wohnungspflege treiben und die UmgeBreslau, 29. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der Reichsverftaltung der alten Wohnviertel fordern. Hier muß die Deffentlichkeit band der Deutschen Preise, Einheitsgewertschaft der eingreifen. Sie muß erkennen, daß nicht weniger groß als die deutschen Redakteure, hielt am Sonnabend und Sonntag in Breslau Wohnungsnot das Wohnungselend ist. die diesjährige Berbandstagung ab. Die Anwesenheit einer großen Anzahl von führenden Leuten der deutschen Presse aller Richtungen aus dem ganzen Reich wurde von den Vertretern der schlesischen Wirtschaft und der schlesischen Selbstverwaltung zum Anlaß ge
nommen, um in Wort und Schrift die Nöte des deutschen
Oftens und insbesondere Schlesiens darzulegen.
Es gibt noch manche fleine Verbesserungen, die auch die alten Wohnungen neuzeitlicher gestalten und mehr Raum schaffen könnten. In manden Altwohnungen, deren Räume höher als heute üblich find, läßt sich vieles unterbringen, was heute den Raum einengt. Maßnahmen fonimen. Warum fönnen sich nicht mehrere Familien Neben diesen fleinen Hilfsmitteln müssen wir auch zu radikaleren in einem Hause darüber verständigen. daß ihre großen Burschen, ihre großen Mädchen in gemeinschaftlichen Räumen schlafen? Gewiß hätte eine solche Regelung auch ihre Schattenseiten, aber ist das ein Zustand, wenn z. B. ältere Jungen mit ihren halberwachsenen Emestern zusammen im gleichen Bett schlafen müssen? Haben nicht auch beim Militär die jungen Männer aus ganz verschiedenen Familien in gleichen Räumen schlafen müssen? Weiter wäre in eines Hauses bereitgestellt werden, besonders dort, wo teine Kinderdurchzuführen. Es tönnten Räume für den Aufenthalt der Kinder gärien in der Nähe jind.
3ufammenfassend schloß Genoffin Kraus: Wir müssen die bürgerliche Einstellung in uns selbst beseitigen, den genossenschaftlichen Geist zuerst bei uns, in der Familie verwirklichen. Wir sollen die Hausfrauenarbeit nicht hinter die Berufsarbeit, hinter die Männerarbeit zurückstellen. Wenn wir die große Bohnungsreform mit Erfolg durchführen wollen, dann müssen wir mit der Reform auch der scheinbar fleineren Dinge bei uns selbst beginnen.( Lebhafter Beifall.)
In der Aussprache zweifelt Frau Thiel- Leipzig daran, daß die von der Referentin gewünschten Verbesserungen in Altwohnungen durchgeführt werden fönnien. Das gestatte schon der vorhandene Raum nicht.
Frau Reiche- Hamburg fordert die Bevorzugung der finderreichen Familien. Für sie müssen auch die Mieien herabgelegt werden. In Amerika geschieht das schon.
Frau Kurfürft- Kiel fordert Heranziehung der Erfahrungen der Hausfrauen beim Wohnungsbau. Die Rednerin begründet eine Entschließung, in der die schleunige Durchführung eines groBen Wohnungsbauprogramms, die Einrichtung eines Reichsausschuffes zur Rationalisierung und Verbilligung des Wohnungsbaues und der Erlaß einer Verordnung, die die Kartelle der Baustoffindustrie zur Rationalisierung dieser Betriebe und zur Verbilligung ihrer Erzeugnisse zwingt, gefordert wird.
Frau Henriette Fürth - Frankfurt a. M.: Bir müssen neben den Verbesserungen der Altwohnungen politische Aktionen fordern, damit von Grund auf die Wohnungsnot beseitigt werden kann.
Abg. Frau Dr. Stegmann- Dresden : Hätten wir Wohnungen, in denen man freier und leichter atmen fönnte, so würden sich unsere gesamten Lebensverhältnisse bessern. Wo zu viele Personen in einem Raum wohnen und schlafen, da kann die Regenerierung Don Körper und Geist nicht erfolgen.
Frau Zabe- Hamburg: Die Wohnungsnot ist noch ein Stüd Kriegselend. Die Maßnahmen der Wohnungsfürsorge tommen leiber häufig zu spät. Mon solle nicht bestimmte Kategorien von Bedürftigen, wie die Kriegsbeschädigten, in bestimmten Siedlungen abschließen, damit nicht wieder neue Elendsquartiere geschaffen werden. Frau Hoffmann- Chemniz: Die Mittel zum Wohnungsbau bringt die Allgemeinheit auf, daher ist dafür zu sorgen, daß auch die Berteilung der Wohnungen planmäßig organisiert wird. Um Tätigkeit der Frau mehr als bisher fördern. diefe Wohnungsfrage gründlich zu lösen, müssen wir die kommunale
Abg. Frau Kirschmann- Röhl( Köln ): Wir müssen den Kampf mehr als bisher darum führen, daß die Hauszinssteuer vollständig zum Wohnungsbau verwendet wird. Das heute noch jo unrationell gebaut wird, liegt nicht zuleht daran, daß die Frau sich beim Wohnungsbau ausschalten läßt.
Am Sonntagabend äußerten sich in einer öffentlichen Kundgebung Bertreter der beiden schlesischen Provinzialvermal tungen und der schlesische Dichter Hermann Stehr über die Möte der schlesischen Provinzen, während der Bräsident, Kultus. minister Brofessor Becker, und das Vorstandsmitglied des Presseverbandes Dr. Dorifat Berlin über Probleme der öffentlichen alten Mielhäusern die Schaffung eines gemeinsamen Waschraumes steuer zum Wohnungsbau fordern, daß aber die bürgerlichen Bar
Meinungsbildung und der Bresse sprachen.
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Bon der eigentlichen Tagung des Reichsverbandes ist ein Referat Bon Georg Bernhard Berlin hervorzuheben, der die gewerf schaftlichen Beziehungen des Redakteurverbandes mit den Berlegern in der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bresse behandelte. Ministerialrat Hänschel Berlin beschäftigte sich fritisch mit dem Breßrechtsparagraphen in dem neuen Entwurf zur Strafrechts- und Strafprozeßreform. Dr. Dorifat Berlin behandelte die Frage des Breßnachwuchses und fritisierte dabei die Pläne einer Regelung der Rebakteurausbildung durch besondere Universitätsinstitute, die von nicht pressekundigen Professoren und von kapitalistischen Intereffenten ins Wert gesetzt würden. Der Verbandstag stimmte ihn emhellig in der Ablehnung einer derartigen Schematisierung der Redakteurausbildung zu. Eine Reihe von Bertretern der Arbeiterpreffe aus Berlin . München , Breslau , Danzig und fleineren Orten befand sich unter den Delegierten, wie allgemein eine wachsende Beteiligung der sozialdemokratischen Redakteure an dieser Einheitsgewerfschaft ihres Berufes festzustellen ist; liegen doch sowohl die gemertfchaft lichen Bestrebungen des Berbandes als auch seine Bemühungen um freiheitliche Gestaltung des Prehrechta und der Beziehungen zwischen Staat, Bildungsinstituten und Bresse gerade im Sinne der Bestrebungen der Arbeiterschaft, meshalb fie auch im Reichstog wiederholt von unserer Fraktion unterstützt wurden. In einer Sondernummer des Berbandsorgans tommt das in Beiträgen der Genossen Braun, Breitscheid , Reipart, Löbe, Stampfer u. a. neben Aeußerungen führender bürgerlicher Poliliter und Presseleute auch in erfreulicher Deutlichkeit zum Ausdruc.
Die Wachtel.
Rachfolgendes bisher unveröffentlichtes Prosagedicht Solitojs stammt aus den 50er Jahren und ist offenbar unter dem Eindruck der faulafischen Kriegserlebnisse des Dichters entstanden. Bon Leo Tolstoi .
Bie schön ist es, auf Erden zu leben, und wie herrlich ist diese Belt!" das fühlte ich. Wie abscheulich sind die Menschen und mie menig verstehen sie es, sie zu schäzen,"-das dachte ich. Diesen nicht mehr neuen, aber unwillkürlichen und aus tiefstem Herzen tommenden Gedanken rief in mir die ganze mid) umgebende Natur mach, vor allem aber das flangvolle, sorglose Lied einer Wachtel, das irgendwo fern im hohen Grase ertönte.
Sie weiß gewiß nicht und denkt nicht daran, auf weisen Erde fte singt, ob auf ruffücher Erde oder auf unbothamer Gebirgler Land; es fann ihr gar nicht der Gedanke kommen, daß dies hier teine gemeinsame Erde ist. Sie, die Törichte, denkt, daß die Erde eine sei für alle, sie meint das deshalb, weil sie mit Liebe und Gesang hergeflogen tam, sich ihr grünes Häuschen baute, wo sie es mollie, sich nährte und umherflog überall da, wo es Grünes, Luft und Himmel gab, und weil sie hier ihre Kinder ausbrütete. Sie hat teine Ahnung davon, was Recht, Gehorsam und Macht ist; fie fennt nur eine Macht, die Macht der Natur, und sie fügt sich ihr unbewußt,
ohne zu murren. Sie ist töricht, und vielleicht deshalb pfeift fie so Torglos. Sie hat nichts zu wünschen und nichts zu befürchten. Doch halt einmal! Du hast dich hinreißen lassen, Wachtel: erhebst du nicht zuweilen, im dichten Grase perstedt, deine roten Aeuglein voller Entsetzen zum hohen blauen Himmel, verfolgst du nicht zitternd den langsamen Flug des schwarzen Geiers, der sich mur deshalb bis in die Wolken emporschwingt, um dich zu finden? Siehst du, wohin seine gierigen Augen bliden? Gerade nach der Etelle, an der du dich hingeduckt hast und du bemühst dich vergeblich, unwillkürlich die Flügel ausbreitend, deine nadten, groß föpfigen Jungen vor ihm zu verbergen. Ah, du zitterst ja, auch du fürchtest dich also! Ja, mer fürchtete nicht die Ungerechtigkeit!" ( Uebertragen von Hans Ruoff , München .)
Städtische Denkmalspflege.
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Es genügt nicht, Denkmäler und Runstwerke aufzustellen fie müssen auch instand gehalten bleiben. Und wenn gar ein Jahrzehnt, in dem andere, schwerere Sorgen brüdten, barüber hin weggegangen ist, dann gibt es doppelt zu tun. Von den Störungen on den afferfünften möchte man am liebsten schweigen. Bereinzelt waren die Zuleitungsrohre in den Einsteigschächten glatt meg herausgeschnitten und spurlos verschollen, und von der reich verzierten schmiedeeisernen Umfaffung etwa des Schiller- Dentmals fehlten bei genauerer Untersuchung über 200 Bierstücke, teils vom Rost zernagt, teils wohl auch als Andenten mitgenommen. In
Eine Selbstverständlichkeit müßte die Errichtung neuer Kinderhorte, Spielpläge, Krippen in den alten überrölferten Stadtvierteln sein. Träger solcher Bolfsheime als Wohnungsergänzung müßten die Kommunen fein. Auch die Erwachsenen sollten sie benußen fönnen. Die Jugendlichen müssen hier zusammen: treffen, ohne zum Verzehren genötigt zu sein. In den dichtbebauten Bierteln müßte alles geschehen, um Grünflächen zu schaffen. Es gibt überall noch brachliegende Baupläße, deren Zäune geöffnet und müßten die Kinder zu gemeinsamen Spaziergängen von Helferinnen die zu Kinderspielplähen eingerichtet werden fönnten. Tag für Tag ins Freie gebracht werden.
Ein anderer Aufgabentomplex find die Berbesserungen, die bei Neubauten anzubringen find. Wir sind uns, noch nicht darüber einig, was eigentlich eine menschenwürdige Bohnung ist. Die einen sind für das Einfamilienhaus, die anderen für das Großhaus. Wir müssen eine Küche haben, die so eingerichtet ist, daß sie möglichst wenig Arbeit verursacht. Berschiedenartig sind die Meinungen über den Einbau der Möbel in die neuen Woh nungen. In einen Teil davon mird man die Möbel einbauen müffen, in den anderen nicht, da ein Ausgleich zwischen diesen beiden Meinungen nicht möglich ist. Wir brauchen einfache, tnpisierte Möbel, die vielleicht von den Konsumgenossen: ichaiten zu erschwinglichen Preisen hergestellt werden fönnen. Ob der Großbaushalt praftisch ist, müssen erst die Erfahrungen bemeisen. Inbestreitbar ist, daß die Zentralisierung des Kochwesens wirtschaftlich rationeller märe als die heutige Einzelfüche. Ob sie auch psychologisch durchführbar ist, erscheint noch ungeklärt.
eifriger Pflege find all diese Schäden wieder gut gemacht worden, und seit furzem sind die Wasserfünfte( bis auf den Begasbrunnen) wieder täglich, vorerst von 14 bis 19 Uhr, im Gange.
Kenner Altberliner
Frauenvereine zwar die vollständige Verwendung der Hauszins
Frau Schlack- Sachsen weist darauf hin, daß die bürgerlichen
teien in den Parlamenten gerade entgegengesetzt handeln.
Frau Todenhagen- Berlin erinnert an das außerordentlich große Wohnungselend unter den Landarbeitern. Verlieren fie ihre Stellung, so werden sie zur gleichen Zeit obdachlos. Die Großstädte für soziale Zwecke verwenden. sollten auf festliche Empfänge verzichten und die Mittel dafür besser
Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. feit der Lösung des Problems der Grundbesigverteilung beim WohGenoffin Kraus meist in ihrem Schlußwort auf die Wichtignungsbau hin. Bei der Einführung von Neuerungen dürfen wir auch vor Versuchen nicht zurückschrecken. Die ganze Frage der WohIchs, fie ist zur Schaffung der sozialistischen Gesellschaft unbedingt nungsreform ist legten Endes eine Revolutionierung des eigenen erforderlich.
Der von Kiel gestellte Antrag wird angenommen, ebenso ein 3ujazantrag, wonach die Hauszinssteuer ausschließlich zu Wohnbauzroeden verwendet werden und die Verteilung dieser Mittel nach sozialen Gefichtspunkten erfolgen foll.
Genoffin Juchacz wirft am Schluß der Berhandlungen einen Rückblick auf die Tagung, von der sie eine fruchtbringende Arbeit unter den werftätigen Frauen Deutschlands erwartet. Es hat sich gezeigt, wie ungeheuer wichtig gerade die Behandlung der Wohnungsfrage auf dieser Konferenz war, und daß sie nur mit Hilfe der Frauen gelöst werden kann. In engster Berbindung damit steht die Befreiung der Frau aus ihren bisherigen so schlechten Verhält= nissen. Bei der Erziehung zum Sozialismus müssen wir bei uns felbft anfangen. In unseren Familien, in unseren vier Wänden, bei unseren Kindern müssen wir beginnen, überall dort, wo sich das Leben und die Arbeit der Frau abspielt.( Lebhafter Beifall.)
Die Delegierten fingen zum Schluß der Beratung den Sozialistenmarjch.
Er ist literarisch verseucht. Er will die alte Schwantmethode benutzen, doch gleichzeitig einen originellen Menschen zeigen mit dem wir innerlich umgehen sollen, und er zeigt einen Narren, der nicht überzeugend närrisch ist. Denn der Reporter, der die geheime Liebste seines Lieblingsdichters ausfindig und durch diese Heldentat sich senfationell und die Leserwelt selig machen will, ist gar fein Schwerenöter und Anreißer für den Tagesendzustrom der zahlenden Theatergäste. Dieser wizelnde Narr fann höchstens ein Bremierenparkett figeln, das auf aktuelle Literaturanspielungen geaicht ist und mit Gelächter satirische Anspielungen quittiert, die den Normalmenschen faum aus seiner Dumpfheit weden.
Der Reporter entdeckt die Liebste seines Lieblingsdichters endlich, aber die holde Dame ist seine eigene Gattin. Da bittet der Reporter den Dichter schleunigft, wenn auch ein wenig knurrend, fich selber zu bedienen. Dann schließt er die Tür von draußen. Ueber diesen abgehackten Schluß wundert sich nicht nur das Premierenparkett, es wundern sich noch mehr der Dichter und die Frau, und das ist schlimmer. Denn find schon die Leute im Parkett nicht befriedigt, dann sollte doch wenigstens der Dichter eine Menschlein auf der Bühne überzeugen, daß ihr Glück aus einer logifchen Scidialsfolge stammt.
Im Leben wird das große Los, das der launische liebe Gott fchentt, manchmal unverdient gewonnen. Auf dem Theater, das nur ein verdammt gerechter Mann regieren darf, soll das große Los nur gewonnen werden, wenn es nad drei, vier oder fünf Aften Dauer verdient wurde. Erst recht auf dem Schwanktheater, das nach der Mathematikt des Einfalls und nicht nach dem groß
Die Denkmalspflege erfordert aber fortgesetzte Arbeit. Staub und Kohlenstoffgehalt der Berliner Luft wirken, wenn nicht gar zerlegend, so doch arg verschmutzend. Politischer Uebereifer be: fenni leider auch an den Kunstwerken Farbe", ganz abgesehen von manchen böswilligen Zerstörungen die Pflege darf nicht vernachlässigt werden. So hatte Bürgermeister Schneider noch turz por Inbetriebnahme der Brunnen zu einer Denfmalsbesichtigung eingeladen, an der u. a. die Professoren Klimsch, Limburg , end teilnahmen, Künstler, um deren eigene Werte es sich zum Teil handelte. Sie selbst als berufene Gutachter wurden gebeten, ihre Ansichten und Wünsche zu äußern. Auch der ausgezeichnete und brandenburgischer Kunst, Brovinzialtonservator Prof. Dr. Pnio per, nahin teil. Besichtigt wurden: Bends Gelbzählerbrunnen auf dem Pappelplak, die Standbilder Robert Kochs( Tuaillon) und Emil Fischers( Klimsch). Recht viel Freude macht jetzt das aller Efeuüberwudherung enthüllte Siemeringsche Denkmal von Albert von Graefe in der Luisenstraße, teffen Bronzefigur und beide Majolifareliefs jetzt frisch und farbenfreudig in Erscheinung treten. Hier war völlige Erneuerung der durch den Pflanzenwucher gänzlich zerstörten Ueberdachung nötig. nicht überall find Anschlagsäulen und die hohen Reklameuhren so aufgestellt, wie es im Interesse naher Kunstwerte wünschenswert wäre. Klimjdhs wuchtiges Birchow- Denkmal auf dem nicht allzu großen Startsplak erfordert jedenfalls ungestörteren freien Blid. Die vor einigen Jahren erfolgte etwas rabiate Behandlung des Schiller- ſpurigen Zufall gelenkt wird. Dentmals hat nicht lange vorgehalten; es wird einer neuen Reinigung unterzogen werden, die wie alle Denfmalsreinigungen Berlins nach einem von der Kunstfommission geprüften und für empfehlenswert erachteten, ganz einfachen Verfahren mit Barnwasser, Seife und Bürste vorgenommen werden. Außerordentlich interessant war dann der Besuch der mitten im Großstadttrubel stehenden und doch fo gut wie völlig unbekannten acht Sandsteinfiguren auf dem Leipziger Blak, die nach den Auklärungen des Prof. Pniower einst standen. Entstehungszeit um 1760, als Rünftler gilt ein Meißner als Laternenträger an der alten Opernbrüde Unter den Linden Bildhauer namens Meyer. Als dann, um 1805, der alte Graben, der die Linden freuzte, zugeschüttet wurde, wanderten die bis heute vortrefflich erhaltenen Sandsteinfiguren an ihren jezigen Stand, nach dem Leipziger Plas, damals fast außerhalb Berlins , heut mitten im brandenden Großstadtverkehr. Es wäre zu wünschen, daß die beiden großen Rasenflächen dem Publikum in geeigneter Beise zugänglich gemacht würben, schon damit die herrlichen Stücke Altberliner Kunst etwas mehr Beachtung finden.
Mar Nentwich.
Georg Kaisers.Papiermühle". ( Rammerspiele.)
Georg Raiser nimmt sich zusammen mit vielen feiner Lands leute vor, bas Theater zum Drt der Tagesverschnaufung zu machen. Er stellt darum ein Lustspiel nach der alten Marte her. Wenn er es tönnte! Er fann es aber nicht. Denn ihm fehlt die Naivität.
Kaiser jagt, er ziele nur auf den Unsinn. Diese Behauptung ist nicht aufrichtig. Er will in Birtlichkeit einen verrückten Zeitinpus entlarven und uns zu Mitgenießern seiner von ihm als moralijch eingeschäßten Tat erziehen. Er will gar nicht, wie er nachher Dorgibt, nur einen originellen Schwant verfertigen. Er mill mit Komödie fehlt die richtig äzende Schärfe des Berstandes. aller Vehemenz eine durchschüttelnde Zeitsatire schreiben, doch seiner
Diesen Mangel faschiert" er, wie der Theaterregiffeur jagt, durch uralte Schwankfiguren und Schwantmotive. Die Frau hat vier Boefiedilettanten, den schnauzbärtigen Ranglisten mit Bodagra. Alle Anbeter, den fessen Kommis, den Dudmäufer, den meschuggenen vier schreiben Liebesbriefe an die Frau. Alle vier fneifen, ba sie wesen und immer wieder amüsant. Kaiser behauptet, er habe alles vor die Pistole geladen werden. Das ist schon tausendmal bagefunkelnagelneu erfunden. Nein, er lehnt sich nur an und pumpi auch das ist keine geringe Kunstfertigteit. Aber sie bringt das ganz ausgefocht seine Wirkungen zusammen. Es werde bestätigt: Theater herunter. Das Theater wird durdy Raisers neueste Be mühung immer mehr zum Ort der dürftigen Tagesverschnaufung. Nun aber Schluß mit dieser Schlafmüßenroutine! Bedentet doch das Diktum: Cacatum non est pictum. Max Hochdorf .
Die Galerie Ferdinand Moller , die vorübergebend ihre Ausstellungen in das Haus ibres Berlages nach Potsdam verlegt hatte, eröffnet Ende Juni wieder Geschäfts- und Ausstellungsräume in Berlin , Schöneberger fer 38.
Ingarda Kampar und Michael veranstalten am 31., abends 8 Uhr, einen Tanzabend im neuen Theater am 3oo.