Die Enttäuschten.
,, Mir ist die Ehre zuteil geworden, an Stelle des dienst lich verhinderten Herrn Landrats an dieser Jubelfeier des Landwehrvereins Schneeberg- Krügersdorf teilzunehmen und Ihnen, meine Herren Kameraden, die herzlichsten Grüße und Wünsche der Kreisleitung zu überbringen. Welcher Art diese dienftliche Verhinderung des Landrats ist, werden manche von Ihnen wiffen. Durch einen Erlaß des Preußischen Ministers des Innern ist es nämlich allen politischen Staatsbeamten untersagt, an einer Feier teilzunehmen, bei welcher nicht ausschließlich die gezeigt Reichsfarben Schwarz- Rot- Gold werden. Soweit ich feststellen fann und ich möchte sagen zu meiner Freude feststellen kann, wehen heute fast überall auf diesem Festplatz die alten ruhmgetrönten Farben Deutschlands und Preußens; somit wären die Voraussetzungen des erwähnten Ministererlasses gegeben. Man fann es einem Beamten unter diesen Umständen nicht verdenken, wenn er es vermeiden will, seine Stellung zu verlieren."
neuen
Der Effekt, den Landrat Wiskott erzielt hat, ist sicher nicht
weltweiter Freiheitsbestrebungen der kolonialen Völker, eine| Rücksichtnahme auf die Stellungnahme der anderen Vertreter| nahm der Landrat Wistott zwar an diefer Feier nicht teil, solche Verhandlungsart beibehalten werden, wenn anderseits ihrer jeweiligen Nationalität! Das ist wahrer Internatio- aber der Amtsvorsteher und Kreisdeputierte v. d. Marwig auf von Konferenzen dieser Art in nächster Zukunft eine wirkliche nalismus, der außerdem ebenso im wohlverstandenen Inter- Gr. Rieß ließ sich also vernehmen: Lösung weltwirtschaftlicher Probleme erhofft werden soll? esse der arbeitenden Klasse Europas wie im Interesse der ausAuf der anderen Seite mußte diese Konferenz mit Diplomaten- gebeuteten Bölfer liegt. Und wenn auf dem eben abgelaufenen höflichkeit die Angaben des britischen Weltreichsvertreters hin- Kongresse von der Arbeitergruppe in dieser Richtung nehmen, nach denen ,, alle Dominions und Dependenzen des nichts getan werden konnte, so ist zu bedenken, daß ihre Imperiums volle fiskalische Freiheit genießen, einen eigenen, Gruppe mit etlichen zwei Dutzend Mann dem übrigen Konsouveränen Zolltarif haben und nur zumeist Großbritannien greß vo vierhundert Personen gegenüberstand, und sich daher einen Vorzug gemähren", derweil ,, eine Benachteiligung der nur mit den wichtigsten der vorliegenden Resolutionen beübrigen Welt hinsichtlich der Verteilung der Rohstoffe bis auf schäftigen fonnte. Ihre Aufgabe wird es sein, bei künftigen fleine Ausnahmen im Empire nicht vorkommt". Doch der Gelegenheiten von den einzelnen Regierungen eine stärkere Japaner wagte, wenn schon ohne Namennennung, die Beschichtung mit Arbeitervertretern zu erkämpfen. Dann wird immer stärker werdende Tendenz zur Monopolisierung der auch in der hier angedeuteten Richtung manch nützliche Rohstoffe hervorzuheben, wohl wissend, daß und auf welche Arbeitsleistung durch die Gruppe der internationalen Weise die 97 Proz. der Welternte an Jute in Nordindien Arbeitervertreter möglich sein. einem verhungernden Bauerntum lange vor der Reife durch dünne Vorschüsse vom Halme weggekauft werden, und wie das so billig gewonnene Material mit noch billigeren Arbeitskräften an Ort und Stelle von britischen Unternehmern restlos verarbeitet wird, während andere Kaufreflektanten durch Einwanderungsbeschränkungen und Niederlassungsverbote vom Wettbewerb und einer anständigen Preis- und Lohngestaltung ferngehalten werden, um nur diesen eklatantesten Fall von Rohstoffmonopolisierung und Diskrimination" fremder Konkurrenten durch Ausnutung politischer Bormachtstellung zu nennen. Kann die Diskussion über solche Seiten internationaler Wirtschaftspolitik auf die Dauer von den 3usammenkünften des Bölkerbundes ferngehalten werden, ohne daß die Gesamtbehandlung der Fragen sich ins EuropäischLokale und Wirkungslose verrennt? Man hätte eine Stellung nahme zu diesem Punkte auch von Indiens Vertre tern erwarten sollen, allein, wie war Indien vertreten? Ein fapitalistischer Parse und Träger englischer Ehrentitel, ein indischer Abgeordneter von Lila- Couleur, zum ganz rechten ein indischer Abgeordneter von Lila- Couleur, zum ganz rechten Flügel der indischen Fraktion gehörig und schließlich das englische Delegationshaupt, welches das Wort führte. Reiner von denen, die die Meinungen und Klagen des indischen ehrliche Demokratie und stritte Disziplin auch in der Zen- lich stand Schönberg der politischen Richtung der Deutschen Zei
Boltes in berufener Weise zum Ausdruck bringen, war anwesend.
In der Wanderungsfrage, die wohl mit Rücksicht auf das Erscheinen amerikanischer Delegierter nicht zum besonderen Punkte der Tagesordnung gemacht wurde, sprachen trotzdem die Vertreter der meisten europäischen Länder mit großem Bedauern über die Absperrung ganzer Länder mit großem Bedauern über die Absperrung ganzer Kontinente gegen den Bevölkerungsüberschuß ärmerer Länder Europas . Auch England mit seiner Arbeitslosigkeit empfindet ebenso wie manch anderes Land die Absperrungsmaßnahmen Ameritas. Daß aber deutschen Schriftsehern, die zur Beschäftigung von einer indischen Zeitung gefordert werden, trotz der bereits im vornherein gesicherten Arbeitsstelle die Einreiseerlaubnis verweigert wird, ist doch der denkbar trasseste Fall rücksichtsloser Ausschließung fremder Arbeiter auf Grund einer politischen Bormachtstellung einer Nation in einem anderen Lande, der überdies zeigt, wie die Angelegen heiten der kolonialen Bölker mit denen der europäischen Arbeiter zusammenfallen können, was übrigens auch in ganz allgemeinem Umfange der Fall ist. Es ist ebenso unmöglich, zu einer wirklich internationalen Arbeitsgesetzgebung und Sozialpolitit zu gelangen, wie es unmöglich ist, eine tatsächlich freie Handels- und Wirtschaftspolitit durchzuführen, so lange diese Fragen nicht in ihrem vollen Umfange aufgerollt und die Heimatländer von über einer Hälfte aller Erdbewohner lediglich als Tummelgelände imperialistischer und kapitalistischer Sonderintereffen, und ihre Menschen als Lohnbrüder gegen die organisierte meiße Arbeiterschaft betrachtet werden. Hier fönnen und müssen die Bertreter der internationalen Arbeitergruppe auf fünftigen Kongressen mit den Vertretern der unterdrückten Völker zusammenwirken, und zwar ohne
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Heute Zentrumsvorstand über den Fall Marg- Wirth. Die feierliche Drohung gegen Wirth soll mit einer weni ger feierlichen Mahnung zur Parteidisziplin enden. Der Badische Beobachter", das Hauptorgan des badifchen Zentrums, schreibt:
,, Bitte, teinen republikanischen Integralismus und feinen perfönlichen parteipolitischen Absolutismus weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Bitte, teine Sonderwege neben und außer der Partei, sondern mit beiden Füßen in der Partei. Bitte, der Eigenart und dem Temperament des einen in dem auf gezeigten Rahmen volle Bewegungsfreiheit, aber auch gleiches Recht dem anderen. Für unsere Freunde in Stadt und Land wollen wir es ohne weiteres sagen: Wir stehen treu der Sitte unferer Väter zu der alten Fahne, wir begrüßen es, wenn will. Er wird immer einen Plaz haben, der seinen Herr Dr. Wirth Schulter an Schulter unter dieser mit uns fechten Talenten entspricht. Allein in Baden ist man gewöhnt an
trumspartei."
Bei solcher Mahnung zur Disziplin und bei einer Beteuerung des Reichskanzlers, daß das Zentrum im Bürger block loyal sein werde, wird es verbleiben.
Darob große Enttäuschung in der Rechtspresse: Man muß doch darauf hinweisen, daß Wirth selbst die Aeuße rung des Reichskanzlers als eine Ausschlußdrohung auf gefaßt hat und inzwischen auch in neuen Reden direkt von der Mög lichkeit eines Austritts aus der Partei spricht. Wenn die Aeußerung lich abgeschwächt wird, so muß doch hinter der Kuliffe des Reichskanzlers plöglich von Zentrumsfeite offiziös mesent des Parteivorstandes des Zentrums eine recht auffällige Arbeit für Birth eingesetzt haben."
So der Nacht- Tag". Der Chor der Rechtspresse- Kreuz- Zeitung"," Deutsche Tageszeitung", Tägliche Rundfchau" murmelt dazu einstimmig den alten Refrain: Der Mann muß hinaus.
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Heute wird der Parteivorstand des Zentrums beraten. In größter Vertraulichkeit, so wird versichert. An der flaren politischen Sachlage wird das Resultat dieser Beratungen nichts ändern.
Ein Schwarzweißroter Landrat.
Oder: Wie es sich auch machen läßt.
Wir berichteten über das Berhalten des Landrats Graj v. Wedel bei einem Feuerwehrfest. Es gibt auch Landräte, die weniger offen, jedoch ebenso gründlich bemüht sind, durch nicht achtung der verfassungsmäßigen Farben ihre Sympathie für den Staat zum Ausdruck zu bringen.
Kürzlich feierte der Kriegerverein Schneeberg bei Beeskow sein fünfzigjähriges Bestehen. Im Gegensatz zum Grafen v. Wedel
Wirbelstürme.
Die Ausstellung„ Das Papier " in Dresden Der furchtbare Wirbelsturm, durch den nicht nur die holländische Dienstag mittag wurde mit der üblichen Feier im großen Saale Proving Geldern, sondern auch Teile der Provinz Hannover und die Stadt Lingen heimgesucht worden sind, ist in Europa eine seltene des Ausstellungspalastes die sechste Jahresschau Deutscher Arbeit Erscheinung, da die Voraussetzungen der Wetterbildung hierfür ge„ Das Papier feine Erzeugung und Verarbeitung" eröffnet. Es wöhnlich fehlen. Die Entstehung der europäischen Wirbel ist meist wurden die üblichen Reden geredet, aus denen die Tatsache besonders in den Gegenden zwischen Island und Schottland zu suchen. Oft bemerkenswert war, daß die Ausstellungsleitung für eine liegt ihr Zentrum über dem Atlantischen Ozean . Da die Wirbel Million Mark Neubauten erstellen fonnte( Wohnungsmangel!),| im allgemeinen bei Berührung des Festlandes an Gewalt ver die in zehn großen Hallen ihren Niederschlag fanden. lieren, so hat das Binnenland viel weniger Stürme aufzuweisen als z. B. die Westküste Europas , wo die Reibung des Windes mit dem Festlande ihm noch nichts an Bucht genommen hat. Auch die Jahreszeit, in der dieser letzte Wirbelsturm entstand, ist höchst feltfam; denn bei uns in Europa ist der Winter die eigentliche Jahreszeit der Wirbelstürme, während im Süden die Wirbelstürme im Sommer des öfteren vorkommen.
Unzweifelhaft ist die Ausstellung mit viel Geschick und Geschmack aufgemacht und des Schaubaren bietet sich eine schier unübersehbare Menge. Von der Papiererzeugung mit einer der neuesten LangsiebPapiermaschine über die modernste Rotationspresse für Zeitungsdruck führt der Weg bis zum fünstlerisch eingebundenen Buch und der feinsten Drudarbeit. Sicher ist viel interessantes Material hier zusammengetragen, auch die Anordnung ist übersichtlich und auch ohne Buhilfenahme des nicht so übersichtlich gedruckten- Katalogs tlar zu erkennen. Wertvoll und gut ist auch das statistische Material und in einer leicht faßlichen Weise dargestellt- von den 500 000 Beschäftigten in dieser Industrie ist aber nicht die Rede. dir Bor den Augen der Beschauer wird hier Zellstoff und Papier angefertigt, Bettungen gebrudt, anderes auf alle mögliche Weise gedruckt, es werden Verpackungskartonnagen hergestellt und das
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Papier in seiner Berwendung im Geschäft und im Berkehr gezeigt
aber dies alles sieht sich so schön und mühelos an, erscheint so einfach und für die Arbeiter wie eine nette Spielerei, bestenfalls eine Unterhaltung für die Langeweile der Tagesstunden, daß die eigent liche Arbeit, das monotome Bogenanlegen, das Bedienen der endlichen Band, furz die tägliche Fron in finsteren, schlechten Räumen überhaupt nicht sichtbar wird. Der Blick in den Arbeitsprozeß ist getrübt durch die paar Muftermaschinen, durch das Bersonal in neuen, gleichfarbigen Arbeitsanzügen, durch das Lichte, Saubere, indeffen die Wirklichkeit ganz anders aussieht.
Ein Stüd dieser Wirklichkeit vermittelt die im Betrieb befinde liche Nachbildung einer alten deutschen Papiermühle aus dem 18. Jahrhundert. Schon die falte Luft in diesem Raume und die primitive Arbeit lassen den Besucher beim Eintritt gelinde erschauern. Auch das alte chinesische Papiermachen, das zwei echte Zopfmänner zeigen, widerspiegelt die Wirklichkeit.
Der Clou der Ausstellung ist die Halle der Presse mit dem sprechenden Turm", von dem mittels eines starten Lautsprechers die neuesten Nachrichten verkündet werden. Ein großer Lesesaal, stimmungsvoll gemalt und gestaltet, ist in der Halle. Zeitungen aus allen Ländern liegen hier aus sozialistische Blätter habe ich in dem langen Verzeichnis nicht entdecken können. Für uns ein guter Anschauungsunterricht über die Macht und Verbreitung der bürger lichen Preffe und eine ernste Mahnung! Bewe
Das charakteristische Merkmal des lezen furchtbaren Wirbelsturms war die Trichterform. Es hat sich also um eine sogenannte Windhose gehandelt, eine besondere Abart des Wirbelsturms. Es wird berichtet, daß diese Windhose mehrere hundert Meter Durchmesser hatte. Für Deutschland ist dieser Umfang schon recht be deutend. Aber diese Wirbelstürme oder Zyklone haben oft genug einen viel größeren Durchmesser, der nicht selten eine Größe von mehreren hundert Kilometern annimmt. Die japanischen Taijune, die auch Wirbelstürme ähnlicher Art sind, haben zum Unterschieb von den anderen Wirbelstürmen nur sehr kleine Durchmesser. Die entstehung der Wirbelstürme geht oft mit sehr schwüler und feuchter Luft einher.
Die Geschwindigkeit der Wirbelstürme ist meist ungeheuer groß. Der Wind hat bei den Tornados im Durchschnitt eine Geschwindig feit von 40 bis 60 Meter in der Sekunde, alfo ungefähr 190 Kilometer in der Stunde. Es fommen aber auch. Windgeschwindigkeiten mit mehr als 60 Metern in der Sefunde vor. Die Wirbel felbft haben eine sehr wechselnde Geschwindigkeit. Am meisten heimaefucht wurde in den lekten Jahren von den Tornados Amerita. Stürme von derartiger Gewalt haben natürlich eine furchtbare Wirkung, wenn sie auf zerstörungsfähige Gegenstände ftoßen. Wir wissen, daß ganze Städte in Amerita durch derartige Wirbel verheert wurden und haben auch jetzt bei uns einen fleinen Einblick in die zerstörende Gewalt dieser furchtbaren Naturerscheinung bekommen. Es merden nicht nur Häuser vernichtet. sondern auch ganze Wälder fallen dem Toben der Zyklone zum Opfer, und die Stürme sind oft so start, daß fie alte und dicke Bäume umfniden, als wären es Grashalme. Der Weg dieser Wirbelstürme ist oft ungeheuer groß. So fommen oft die Hurrifane, eine eigenartige Form von Wirbelstürmen, aus Westindien in nordwestlicher Richtuna. fich dann nach Norden und Nordoften drehend, über den Atlantischen Ozean bis nach Europa . Es ist oft genug vorgekommen, daß diefe Wirbelstürme trog ihrer ungeheuer langen Banderung mitten im Herzen von Europa noch gewaltige Verheerungen angerichtet haben.
Das Freienwalder Schloß als Rathenau- Stiftung. Am 10. Juni soll Schloß Freienwalde , die Schöpfung der Königin Friederike Quise, der Gemahlin Friedrich Wilhelms II. , als Walter- RathenauStiftung eröffnet werden. Die Erben Rathenaus haben zur Pflege
geringer als der des Grafen v. Wedel ; es fragt sich nur, ob Erlaffe den Zweck haben, den Staatsbeamten zu veranlaffen, zu übertegen, wie man den Erlaß am besten umgehen kann, um dem Miniſter ein Schnippchen zu schlagen".
Noch einer.
Vor einigen Tagen hat der preußische Minister des Innern auf Beschluß des Staatsministeriums den Landrat des Kreises Lauen burg , Schönberg, ohne Angabe von Gründen seines Amtes enthoben. Politische Beamte- und dazu gehören auch die Landräte- fönnen von der Staatsregierung nach den bestehenden Gefeßen jederzeit ohne weiteres und ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Die Maß
nahme gegen den Landrat des Kreises Lauenburg bedeutet dess halb keineswegs ein Novum. das zeigt, daß die preußische Staatsregierung vom republikanischen Die Rechtspresse regt sich darüber trotzdem mächtig auf. Schon Standpunkt aus den richtigen Griff getan hat; denn tatsäch
tung" näher als der politischen Einstellung der preußischen Staatsregierung. Das hat Schönberg auch in seiner Amtsführung wiederholt ganz offenfundig gezeigt. Er brachte es z. B. fertig, entgegen dem Willen der Staatsregierung im Jahre 1925 die Provinziallandtagswahlen in seinem Kreise nicht rechtzeitig durchführen zu lassen, weil er sich auf alte Sonderrechte des Herzogtums Lauenburg" berufen zu können glaubte. In Verträgen war seinerzeit dem Kreistag Bauenburg vor dem Kriege zugesagt worden, daß die ProDiese Verträge sind selbstverständlich, soweit sie gegen allgemeine vinziallandtagsabgeordneten durch den Kreistag gewählt werden. staatsbürgerliche Rechte der Verfassung des neuen Staates ver
stoßen, hinfällig geworden. Dem Landrat Schönberg leuchtete das aber nicht ein. Er mußte zur Durchführung der Wahl erst gezwungen werden.
Aber auch in neuerer Zeit hat Schönberg eine höchst eigenartige Haltung, z. B. gegenüber der Reichsflagge SchwarzRot- Gold gezeigt. So war er erst durch wiederholte Anweisungen der vorgesetzten Behörde zu bewegen, ein Disziplinarverfahren gegen einen ihm unterstellten Beamten, der eine schwarzrot- goldene Flagge anläßlich der Maifeier von der Stange heruntergeholt und zerschnitten hatte, einzuleiten. Schönberg betonte in seinem Briefwechsel mit dem Täter, daß er sich nur durch die Anweisung der ihm vorgejezten Regierung gebunden fühle.
Es war also ganz selbstverständlich, daß gegen einen Staatsbeamten, der seine Abneigung gegen die heutige Staatsform fo offenfundig zum Ausdruck gebracht hat, im Wege der Amtsenthebung eingeschritten wurde. Ebenso selbstverständlich scheint es, daß die deutsch nationale Presse sich jetzt zum glühenden Berteidiger dieses Verächters der neuen Staatsform aufspielt. Gleiche Brüdergleiche Rappen!
und zum Ausbau der Schöpfung im Sinne des Verstorbenen, der 1909 das Schloß von der Krone erworben hatte, ein Stiftungstapital errichtet, und durch mehrere Behörden ist das noch vera größert worden. Wie Profeffor Hermann Schmitz im„ Kunstwanderer" berichtet, bleibt das Schloß größtenteils in dem Zustand, in dem es die Königin 1805 hinterließ. Die historischen Räume sollen allmählich durch Erzeugnisse des Berliner und märkischen Kunsthandwerts der Beit um 1800 bereichert werden. So wird in diesen fein abgemessenen Räumen mit ihren alten Möbeln und Papiertapeten ein Bild der Wohnfultur um 1800 geschaffen werden, wie es nur in Parez ähnlich zu finden ist. Die von Rathenau be wohnten Räume im Obergeschoß sollen zum Teil zum Gedächtnis für ihn hergerichtet werden. Der Bart wird durch den TiergartenDirektor Timm wieder instandgesetzt.
Friedrich Hegar , der hervorragende Musiker und Komponist, ist nach langem Leiden im 86. Lebensjahr in 3 ürich gestorben. Er war u. a. Begründer und Leiter des Züricher Konservatoriums und hat sich um das musikalische Leben Zürichs unvergängliche Verdienste erworben. Bei uns ist Hegar besonders durch seine Männerchöre ( Totenvolt" u. a.) befannt geworden.
Neues Leben auf Krakatau . Als im Jahre 1883 ein gewaltiger Bulfanausbruch die Sundainsel Krakatau unter einer bis zu 70 Meter hohen Aschenschicht begraben hatte, war damit alles pflanzliche und fierische Leben vernichtet. Aber schon drei Jahre später war die Insel bereits mit frischen Algengrajen bedeckt; mittlerweile hatten sich elf Farnarten, ja fogar auch einige höhere Pflanzen angesiedelt. Eine Untersuchung der Insel im Jahre 1897 ergab eine starte Ver mehrung der Artenzahl der höheren Bilanzen, die nun schon begannen, sich wieder in Gemeinschaften zusammenzuschließen, wie auch eine zunächst noch baumarme Grassteppe zu bilden. Ein Jahr später hatte sich eine Waldzone entwickelt, wodurch die Farne gezwungen wurden, sich in den höheren Lagen der Insel anzusiedeln. Als man im Jahre 1906 die Insel abermals durchforschte, fand man schon 114 Pflanzenarten, wobei jedoch festgestellt wurde, daß die neue Flora von der von dem Bulfanausbruch auf der Insel einheimischen Pflanzenwelt durchaus verschieden war.
Die weitere Entwicklung der Pflanzendecke wird nun, wie die Geographische Zeitschrift" mitteilt, seit dem Jahre 1919, und zwar durch den niederländischen Botaniker van Leeuwen regelmäßig be obachtet. Die Zahl der Pflanzenarten hat sich allerdings mittlermeile nicht wesentlich vermehrt, doch vergrößern sich die die Gras steppen durchsezenden Bauminseln zusehends, während sie in Höhen über 300 meter bereits Wälder zu bilden beginnen. Diese Wälder, in deren Humus Erdorchideen sprießen, wandeln sich nunmehr in Regenwälder um. Die Farne, die zu den ersten neuen Ansiedlern gehört hatten, finden sich dagegen jezt ausschließlich in den höchsten und zugleich trockensten Regionen der Inseln. Die pflanzliche Wiederbesiedlung der Insel kann nur dadurch erfolgt sein, daß die Samen teils durch die Luft, teils durch die Meeresströmungen wie auch durch Tiere auf die Insel gelangten. Die meisten Samen find wohl durch das Wasser an den Strand gespült worden.
Gustav Hartung Direffor des Theaters des Westens. Zwischen Gustav Hartung und den Besitern des Theaters des Westens ist ein Vertrag geschlossen worden, demzufolge Gustav Hartung die Direktion des Theaters des Westens für die kommende Spielzeit übernimmt. Das Theater wird wieder als Schauspielbühne geführt werden,