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werden, welche wirtschaftlichen Mittel international an- gewandt werden können. Eine Fülle von Arbeit, von deren Bewältigung viel für das Wobl und Wehe der Arbeiterschaft abhängt. Auf den Pariser Gewerkschaftskongreß, der eine neue Zusammen- fassungdkrKräftefürdie kommenden Kämpfe bringen soll, sind nicht nur die Augen der Arbeiter, sondern auch die des wiedererstarkten Unternehmertums gerichtet. Schaffung eines neuen Kraftzentrums, das mit unwiderstehlicher Gewalt die Herzen der getretenen, ausgebeuteten und gedrückten Arbcitsmenschen des Erdballs aufrichtet das ist es, was die neue Zeit vom Pariser Kongreß erwartet.
»Germania�   gegen Westarp. Tie monarchistische Propaganda soll ihm verboten werden DieGermania  " beschäftigt sich in einem Leitartikel mit dem ThemaMonarchisten in der Republik  ". Sie verlangt von den Beamten, daß sie sich jedes öffentlichen Eintretens für die Monarchie enthalten. Die Frage, ob Deutsch- nationale in der Republik   Minister sein können, beantwortet sie trotz mancher Bedenken mit Ja, aber nur unter zwei Voraussetzungen. Erstens müßten die Republika- ner das Heft fest in der Hand behalten. Zweitens aber dürfe die deutschnationale Partei nicht für die Monarchie agitieren. Ist diese zweite Voraussetzung erfüllt? DieGer- mania" beantwortet diese Frage, indem sie zitiert, was Graf Westarp in derKreuz-Zeitung  " vom 24. Mai über denmonarchistischen Gedanken und die deutschnationale Partei" geschrieben hat. Der Graf sagte da u. a.: .... daß für die Gegenwart die politische Aufgabe, die Monarchie wiederherzustellen, nicht gelöst und ohne schweren Schaden für das Land nicht einmal gestellt werden kann. Was not tut und woran wir festhalten, ist etwas anderes: wir arbeilen daran, in dem deulschen Volk den kaijergedanken. der stets die Sehnsucht der besten Deutschen   gewesen ist, lebendig zu erhalten und e« wieder für die seinem Wesen, seiner Lage und seiner Ueber- lieferung entsprechende Staatssorm der Monarchie zu gewinnen. Dazu bemerkt das Berlineb Zentrumsblatt: Man kann einer Partei, die in der Regierung vertreten ist, nicht das Recht einräumen, draußen im Lande für die Wieder- Herstellung der Monarchie in Wort und Schrift zu agitieren, denn das ist der Inhalt der Weftarpfchen Sätze. Wir sagen das nicht aus Feindschaft gegen die gegenwärtige Regierungskoalition, sondern weil uns darum zu tun ist, daß diese Koalition sich nicht auf irgend- welchen Iweldeuligkeilen aufbaut. Und hier haben wir die zweite Boraussetzung für ein erspießliches Arbeiten der deutschnationalen Minister in einer republikanischen Regierung. Es wäre gut, wenn die deutschnationalen Führer Gelegenheiten suchten, um eine vollständig klare und einwandfreie Situation zu schassen. DieGermania  " bestätigt den deutschnationalen Koali- tionsbrüdern die Zweideutigkeit ihres Perhaltens. Sie sagt damit in etwas vorsichtigeren Worten dasselbe, was Wirth sagte und wofür ihm soeben dieMißbilligung" der Zentrums- parteiinstanzen ausgesprochen worden ist.
Die Erleüigung ües§aUes Wirth. Zentrum und Bayerische Volkspartei  . Das etwas lakonische Mißbilligungsvotum des Zentrums- Vorstandes gegen Wirth läßt die Frage offen, welche S t e l- lung diesem Außenseiter der Regierungspolitik seiner Partei für die Zukunft bleibt. Die Rechtspresse, die den Konflikt am heftigsten geschürt hat, ist etwas resigniert, an- gesichrs der Tatsache, daß das Zentrum nicht den Slusschluß Wirths aus der Partei beschlossen hat. DieTägliche Rundschau" rechnet auf eine neue Zuspitzung des Kon- flikts, wenn Wirth auf das Votum des Parteivorstandes antworten wird. DieK r e u z z e i t u n g" das Organ des
tzanneles Himmelfahrt/ Erstaufführung in der Slädlischen Oper. Gcrhart HauptmannsHannele" ist neben derDersunke- nen Glocke" das im schönen Vers schwingendste, neben denWebern  " das dem Herzen des Proletariats nächststehcnd« Bühnenstück. Eine Anklage und eine Dcrsöhmiirg, ein« Fanfare und ein Psalm. Mit inbrünstigem Wort ist uns die derbe, realistische, gedrückte Welt der armen Leute nahegebracht, mit visionärer Keuschheit das zarte Dasein eines dein Märchen des Himmels sich zuschnenden Kindes. Welt und Trauin, Gesundheit und Phantasmagonie, irdische Trunkenheit und trunkene Lieb« zur Erlösung von Jammer der Welt scheiden sich, binden sich. Die gemarterte Seele des Hannele wird srei unter dem väterlichen Zuspruch einer Gott ähnlichen Gestalt. Und aus dem Munde des Hannele sprechen alle Kinder zu uns, die leiden mußten, darben müssen an Güte, Liebe, Herzlichkeit. Mag all das veraltet sein, mag Fürsorge und Recht und Humanität heute auch im ärmsten Haus die Qualen hungernder, fliehender, selbstmörderischer Kindheit dämpfen: Not, Verbrechen, Leid und Entsagung greifen still und aus- rüttelnd zugleich an unser Herz. Das Märchen Hauptmanns ist un­vergänglich. Es rettet auch die Oper von Paul Graener  . Drei Weg« ivaren denkbar, um die Musik der Dichtung in einer Partitur zu steigern. Einmal der Versuch, die zarten rhythmischen Linien, das bunte Vielerlei an Stimmung, Vision, Ekstase lediglich in der Ge- hobenheit der Sprache widerzuspiegeln. Also die Dichtung zu lassm, wie sie war, und nur die Spieler zur Musik der Worte zu erziehen. Zum zweiten di« leiseste Nntermalung des Textes durch kleine melo- dramatische Perioden(wie sie etwa Maschalk ohne viel Aufwand, aber gefühl»- und geschmackvoll gegeben hat). Zum dritten aber konnte ein Musiker kommen und ein Kontrast rationalistischer und transparenter Töne, im scharfen Trennen wirklicher und erträumter Melodie das große Wunder des Hineingleitens von Tatsachen in Märchenstimmung schassen. Das hätte«in ganz universeller Schöpser sein müssen, religös und volkstümlich, empfindsam und anklägerisch, einer, der zur lyrischen Weichheit des Liedes vom Kinderland die harte Kühnheit des iinaginären, immateriellen 5klangs fügte. Wenn irgendwo, so war, für ein Trauerspiel von heute, die inusitalische Symbolik aller modernen Schattierung willkommen. Paul Graener   streichelt die Lyrik, streift eben nur die Dramatik, erfüllt das oratorische und religiös-psalmodierende Geschehen mit gesungener Musik, gleichmäßig, weich und empfindsam und rein. Zwei Akte von gleicher Besinnlichkeit, von gleicher Ebenmäßigkeit und Gefühls- wärme. Das klingt wie ein einziger Choral, und die Stimmen wogen über dem platten Flußbett uniformer Bässe schön, doch monoton dahin. Kein Innerer Aufruhr, keine große Leidenschast. keine spezi- fische musikantische Substanz. Vor allem aber keine Kraft. Gegen- fätzNches gipseln zu lallen. Faßbares und Unfaßbares zu differen- zieren. Die kleine mürrisch-polternde Phrase zur Zeichnung des väterlichen Trunkenbolds, die Bufsofzene des Schneiders, die Wände- rerakkorde beim Aufflammen des Totenengels, das herrlich ge- fchwungene Iubilate am Schluß: Eingebungen von Phantasie. Alles andere zurückhattende, zarte, rührende Stimmung, in der Legende, Märchen, Litanei, Kirchiichkeit/ Drama gemeinschaftlich zerstießen.
deutschnationalen Führers Westarp  , der ia zu den Treibern gegen den Republikaner   Wirth gehört, schreibt: Wir haben von vornherein nicht darauf gerechnet, daß der Parteivorstand des Zentrums eine absolut klare Lage schassen würde. Trotzdem ist durch sein Bedauern so viel bekundet, daß das Ver- halten Wirths im Gegensatz zur Politik des Zentrums steht. Wir oben kein Interesse daran, ob Wirth seine Mitglied- chast im Zentrum behält oder nicht. Im Gegenteil. Sein provokatorisches Verhalten kann nur dazu dienen, die Stellung des Zentrums zu allen politischen Fragen entschiedener zu gestalten. Daß er dabei immer weiter von der Politik seiner Fraktion abrückt, ist eine Sache, die nur das Zentrum selbst angeht. Man erinnert sich an die Fabel von dem Fuchs mit den sauren Trauben, wenn man gerade bei den Deutschnationalen dieses Urteil hört. In dem eigentlichen Verhandlungsgegenstand, zu dem die gestrige Vorstandssitzung des Zentrums einberufen war, kam es gestern zu teinemErgebms. Geplant war derAbschluß einer losen Arbeitsgemeinschaft zwischen den Reichs- tagsfraktionen des Zentrums und der Bayerischen V o l k s p a r t e i. Der Parteivorstand beschloß hierzu, die Verhandlungen mit den Bayern   fortzusetzen.
Die Vereinbarung Reich-Preußen. Lautes Reden oder stilles Handeln. Zwischen Reich und Preußen ist eine grundsätzliche Einigung erzielt worden, nachdem in den letzten 14 Tagen zwischen dem Reichsfinanzminister Köhler und dein preußischen Finanzminister Höpker-Aschoff   Verhandlungen stattfanden. Die zuständigen Ministerien werden die Einzelheiten bearbeiten. Man hofft, noch im Laufe des Juni di« Einigung durch Beschlüsse der beiden Regie- rungen endgültig zu machen. DieTägliche Rundschau" glaubt diestille Arbeit" der beiden Minister loben zu müssen, die sich gegenüber den öffentlichen Reden und Zeitungsartikeln als die bessere Methode erwiesen habe. Sie zielt damit auf den preußischen Ministerpräsidenten Braun. Sie vergißt dabei nur, daß ohne die öffentlich« Verteidigung Preußens durch seinen Ministerpräsidenten im Preußischen Landtag die Ver- Handlungen niemals in Gang gekommen wären. Erst diese Flucht Preußens in die Oesfentlichkeit zwang das Reich, sich auf diestille Arbeit" von Verhandlungen einzulassen.
Italienische verfaßungofeier in Herlin. Unfreiwillige Ehrung des liberalen Staates durch den faschistischen Botschafter? WTB. verbreitet folgende Mitteilung: Der Königliche Italienische   Botschafter, Graf Aldrovandi M a r e s c o t t i, wird am Sonntag, dem S Juni, anläßlich der italienischen   Verfassungsfeier, von 11 bis 12 Uhr, einen Empfang für die italienische Kolonie veranstalten. Das ist ja sehr seltsam: Jene Verfassungsfeier ist eine alte Einrichtung aus dem früheren liberalen Regime. Die Verfassung selbst ist faktisch außer Kraft gesetzt, indem ihre elementarsten Bcstiminungen von der Regierung Musso- linis täglich mit Füßen getreten werden. Der liberale Staat, der diese Verfassung geschaffen hat, wird von den Faschisten unter Führung Mussolinis immer wieder als stinkender Kadaver" und dergleichen beschimpft. Was soll dann noch diese Komödie einer offiziellen Verfassungsfeier in der italienischen Botschaft? Der Bot- schafter Aldrovandi   ist als eine besonders zuverlässige Stütze des neuen Regimes nach Berlin   an Stelle desver- dächtigen" Grafen Bosdari berufen worden. Und obwohl der Botschafter die Wahl zwischen unzähligen faschistischen Ratio- nalfeiertagen hat Gründung Roms, Gründung der Fa- schistenpartei, Marsch auf Rom   usw. usw., empfängt er die italiemsche Kolonie an einem Feiertage desstinkenden Ka- daoers".
Die Glätte der musikalischen Arbeit zwingt zum Widerspruch, weil affektives Erleben ihn sucht und finden will. Er wäre oermieden worden, wenn ein Märchen aus uralten Zeiten aus einem modernen, psychologisch verfeinernden Sinn zu uns gesprochen hätte. So wirft die Dichtung vorwiegend ihren Purpur aus, wenn er auch aus ge- stickten Lumpen besteht, und die hochnoble Musik Graeners wird stilles, untermalendes Beiwerk. Karl Heinz Martin   ließ auf der Bühne dieses Gefühlsweiche der Musik durch starke Akzente der Realistik unterbrechen. Er schuf Bilder von großer Einprägsamkeit, schaltete mit Dunkel und Licht unerhört sicher und wußte sehr unmerklich Traum in Leben, Leben in Vision zu führen. Gegen den Stil des gesamten Werkes ging er nicht an: sonst hätte er der Unwirklichkeit noch mehr Tribut gezahlt. Vargos Dekorationen, Armeleutstube und Himmelsphantasie blieben herrlich haften, und im Ohr der ätherische Chorklang aus ferner Höhe. Die Engel erschienen in so sauberen Gewändern, daß man die unsauberen Töne der himmlischen Kehlen vergaß. Marguerite Perras führte sich als Hannele hofsnungsvoll ein. Erquickend« Stimme, hold-ätberisches Wesen, natürliche Spielart bei aller Durchdachtheit. Sie singe sich aus einer leichten Engigkeit der Hohe srei, und sie kann eine Jvogün werden. O e st v i g schien als Jesus frisierter, unnatürlicher, denn als gütiger Lehrer Gottwald. Seine Abrechnung mit Maltern aber erschütterte. Sehr gewachsen, sehr vornehm, musitalisch und in der Spielhaltung Ruth B e r q l u n d. Robert L o h s i n g war der unmenschliche Doter, rauhbeinig, schmierig, brutal, echt. Sebastian dirigierte mit vollendeter Ruh« und Sicherheit, ohne Sucht, zu gefallen. Desto mehr Beifall hätte er verdient. Aber dos Claquehandwerk versteht er Gott sei Dank noch nicht. Das Publikum blieb erst reserviert, kam dann in Stimmung und ries alle Beteiligten, Graener und die Perras an der Spige. _ K u r t S i n g e r.
komoöienhaus. Weiße Fracht" von Leon Gordon. Tondcleyo ist die Messalina   aus dem Busch. Mit ihrem ge- scheckten Fell, ihren geschmeidigen Bewegungen und quakenden und quietschenden Tönen wird sie den weißen Männern gefährlich. Gerade der stolzeste und widerspenstigst«, der sich zugeschworen hatte, niemals ein Riggerweib zu berühren, fällt ihr zum Opfer Das ist, wenn der angelsächsische Dramatiker recht hat, Gottessache oder Rassengesetz. Da wir in Deutschland   keinen Niggerabscheu als nationale Geisteskrankheit kennen, empfinden wir diese Theatermoral des Rachekritikers auch nicht als aufregend, empörend oder tröstlich. Das tiefer« sachliche Intersse fehlt. Es bleibt nur das Interesse am Theaterstück. Das Stück ist aber nichts wert. Vom europäischen   Theaternaturalismus hat Leon G o r d o n gelernt. Die Verführungsszeuen der afrikanischen Messalina   sind unübertrefflicher Matrosenkitsch. Auch die besseren Zügen fehlen nicht, und es stehen schon einige imponierende Afrikanertypen aus der Bühne: vor allem der weiße Bullenbeißer, den zehn Jahre afrikanischer Gummiplantage noch nicht um seine Gewaltnatur und
Wird nicht am Ende der Botschafter Aldrovandi gerügk oder gar abberufen werden, weil er wenn auch unfr.i-, willig durch diese Feier das frühere Italien   ehrt?
vom Srot öer armen Leute. Eine Erwiderung der Kartoffelinteresscntcn. In den Ausführungen desVorwärts" vom 7. Mai, die sich gegen die geplante Erhöhung des Kartoffelzolles wenden, ist ein zahlenmäßiger Irrtum zu berichtigen. Der an- gegebene polnische Kartoffelpreis von 9,50 bis 10,50 Zloty= 4,45 bis 4,93 Mk. bezieht sich auf 100 lc�, während der Berliner   Groß- Handelspreis sich auf 100 Psund bezieht. Wir können jedoch nicht zugeben, daß, wie Direktor I a n y in einem Artikel in derDeutschen Tageszeitung" annimmt, auf Grund dieser Berichtigung das, was wir mit den angeführten Zahlen beweisen wollten, in sein Gegenteil verkehrt wird. Dieser polnische Kartofselpreis bezieht sich nämlich, wie wir aus Fachkreisen erfahren, auf Kartoffeln sür den polnischen Inlands- Konsum, während die Preise für die zum Export geeigneten Kartoffeln wesentlich höher sind. Selbst bei Zollfreiheit würden sich gegenwärtig polnische Kartosseln, nach Berlin   gelegt, auf mindestens 3,50 Mk. pro Zentner stellen, auf das Dreifache des deutscher. Inlandspreises vom vorigen Herbst. Daß bei einem derartigen Preise die polnischen Kartosseln keine Bedrohung für die deutsche Landwirtschast darstellen könnten, sondern nur eine höchst notwendige Linderung der entsetzlichen Kartosfelnot der minderbemittelten Bevölkerung, leuchtet wohl ohne weiteres ein. Völlig abwegig ist es. wenn Direktor Iany angesichts ja hoher Preise noch immer von denschwierigen Absatzverhältnissen, unter denen der polnische Kortoffelabsatz leidet", spricht, und wenn er erwartet, daß bei einer Aushebung der Kampfzölle eineUeber- f l u t u n g Deutschlands   mit polnischen Kartoffeln" eintreten würde. Wir dürfen ihn hier daran«rinnern, daß er noch vor wenigen Wochen in einem sehr beachtenswerten Aussatz über die Aussichten des Speisekartoffelabsatzes in derIllustrierten Landwirtschaftlichen Zeitung" die Zahlen für die polnischen Kartoffelernten in den letzten Iahren mitgeteilt hat. Nach diesen Zahlen beträgt die diesjährig: Kartoffelernte in ganz Polen   nur 24,6 Mill. Tonnen gegenüber 29,1 Mill. Tonnen im Vorjahre. Es ist also ein Minderertrag von 4.5 Mill. Tonnen vorhanden. Die Mengen, die Polen   bei diesem Ernteausfall für den Export erübrigen kann, sind also sicherlich nicht übermäßig groß. Sie würden keinesfalls zur Ueberflutung Deutsch- lands ausreichen, sondern, wenn die Agrarier mit demVolks- ernährungsminister" an der Spitze das Brot der armen Leute nicht künstlich verteuern würden: höchstens zur Linderung der allergrößten Notlage unserer Arbeitslosen.
Das anstößige ßrauenturnfest. Eine Gegenaktion der Turner? INünchen 3. Iuni.(Eigener Drahtbericht.) Der unglaubliche Er- laß der bayerischen Bischöfe gegen das für Mitte Juli geplante erste bayerische   Frauenturnfest hat in den Kreisen der Deutschen Turnerschaft außerordentliche Ueberraschung und Bestürzung hervorgerufen. Die Vorstandschaft des Bayerischen Turnerbundes hatte deshalb die führenden Persönlichkeiten unter Hinzuziehung des Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft, Prof. Dr. Berger, am Freitag zu einer außerordentlichen Sitzung nach München   zu- sammenberufen, um sich über die Maßnahmen schlüssig zu werden, mit denen nian gegen das Verbot des Turnfestes durch die hohe Geistlichkeit Front machen will.
Dr. heim prozessiert. Dr Heim hat gegen sämtliche Redak- teure der Bauernbundspresse Klage erhoben wegen der Kritik, di« die Bauernführer an der vorjährigen Bilanz der Zentralgenossenschast Regensburg   geübt hatten und wegen die Artikel, in denen die Bauernbundspresse mit den Auseinandersetzungen zwischen Dr. Heim und dem Landwirtschaftsminister Fehr beschäftigt hatte. Der kommunistisch« Dizebürgermeister von Prag  , Dr. Skala, ist wegen seiner Kommunalpolitik ausgeschlossen worden. Große Plakate der Gruppe Skala fordern in Prag   zum Kampfe gegen die Diktatur der Parteizentrale auf.
sein goldenes Menschenherz brachten. Heinrich George   spielt diesen Menschen prächtig, gewaltig in Knochen und Bewegungen und gröhlend und grunzend wie ein unverlöschlichcr Menschenvulkan. Hermann Valentin gibt den Tropendoktor, der um Wisky  - besoffenheit und Weltschmerz und Heimatliebc und Arterienver- kalkung lyrische Variationen spricht. An einem schwülen Juniabend sehen wir diesen Schauspieler so großartig wie wir ihn während des ganzen Winters nicht sehen konnten. Karl Ludwig A ch a z ist das Opfer der Buschmesialina. Er entartet vom europäischen   Stutzer zum Häuflein vergifteten Unglücks, um als weihe Fracht schließlich verladen zu werden. Das Schiff, das aus Europa   nach Afrika  kam, brachte die weiße Fracht als eine gesunde und appetitliche Menschenwarc, das Schiff, das aus Afrika   nach Europa   zurückkehrt, nimmt die weihe Fracht als ein faulendes und schon moderndes Gut wieder aus. Die Herren Grünberg   und K l c b u s ch und C. Hermann spielen irgendeinen Kapitänstyp oder einen Missionstyp oder einen Liebhabertyp. Vorzüglich sind sie alle, die E m i l L i n d, der Regisseur, zusammenband, damit sie ein tra- oisches Saufgelage mit phänomenaler Echtheit ausführen. Doch der Regisseur kann schließlich nicht retten, was in schlecht« Kolportage ausläuft. Iessie Fihrog spielt die scheckige Messalina   mit vielen Windungen ihres schlanken Körpers, mit Circengezirpe und Bauch- muskelbewegungcn. Doch all diese ethnologischen Fertigkeiten reichen nicht aus, um aus dieser dramatischen Mißgeburt ein irgendiy/s erträgliches Menschlein zu gestalten. M. H.
Ein Uebenswürüiger französijcher Sühnenulk. Im L u st s p i e l h a u s bringt der Schwank von Louis Ver- n e u i lD e r A p f e l" zwei Stunden netteste Unterhaltung. Wenn der Vorhang ausgeht, sieht man ein einladendes Himmelbett. Aha, denkt man, dieses Himmelbett wird die Hauptfigur des Abends sein. Man ist leicht enttäuscht, denn die Betlintimitäten haben die Autoren der verschiedenen Richtungen und Länder schon so ost zum Motiv ihrer dramatischen Erzeugnisse gemacht, daß man kaum noch eine hübsche Bariation erwarten kann. Zu unserem Vergnügen merken wir aber, daß alles anders kommt, als wir vorausgesehen haben. Die beiden jungen Leute, die ein Versehen in dasselbe Hotelzimmer oerschlägt, legen sich nicht in das Bett, sondern verlieben sich sitt- (am in einander. Das liegt durchaus im Sinne der gegenseitigen Eltern, die Geschäftspartner sind und eine Berdindung ihrer Kinder wünschen. Es ist wiederum eine neite Ueberraschung des sranzösl- schen Autors, daß er den alten Schwankvorwurf anders als üblich anpackt, indem die Kinder gegen die geschäftlichen Absichten ihrer Eltern nichts einzuwenden haben. Plötzlich aber(nächste Ueber- raschung Verneuils) siüd die beiden Väter spinnefeind, weil sich herausstellt, daß beide an der Frau des einen teilhaben. Aus dieser Entdeckung ergeben sich die lustigsten Situationen. Wie das schein- bar ehrsame Flittchen von Ehefrau die Lage zu meister» weiß, wie sie Gatten und Geliebten nach Strich und Faden einwickelt, wie si« aus ihren Seitensprüngen Heldentaten macht, das hat Verneuil mit vergnüglicher Psychologie gezeichnet. Selbstverständlich geht es im Schwank nicht ohne sehr freie Anzüglichkeiten ab. Aber sie wer« den mit Witz und Grazie ausgesprochen,: